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Veröffentlicht am 08.01.2020

Abschied von Dranitz

Das Gutshaus - Zeit des Aufbruchs
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Fünf Jahre sind vergangen, seit Franziska das Gutshaus zurückbekommen hat und sie und ihre Enkelin Jenny mit der Sanierung begonnen haben. Eigentlich sollte der Umbau in ein Hotel inkl. Gaststätte und ...

Fünf Jahre sind vergangen, seit Franziska das Gutshaus zurückbekommen hat und sie und ihre Enkelin Jenny mit der Sanierung begonnen haben. Eigentlich sollte der Umbau in ein Hotel inkl. Gaststätte und Wellnessbereich längst fertig sein, doch immer wieder kommt etwas dazwischen. Als sie bei Ausschachtungsarbeiten im Keller ein Gerippe finden, werden Franziskas Erinnerungen an den Krieg und die Zeit danach sofort wieder wach. Zudem wird das Geld langsam knapp, der Gerichtsvollzieher geht regelmäßig durchs Dorf und klopft auch bei von Franziska und Jenny an. Architekt Kacpar, der ihnen von Beginn an hilft, will ihnen jetzt mit Geld unter die Arme greifen und dafür Teilhaber werden, aber das wollen Franziska und Jenny nicht: „… Dranitz sollte in Familienbesitz bleiben, und zwar für immer …“ (S. 31)

„Zeit des Aufbruchs“ ist der Abschluss der Saga rund um das Gutshaus Dranitz und seine Besitzerinnen. Anne Jacobs lässt noch einmal alle Figuren der Vorgängerbände lebendig werden und erzählt ihre Geschichte weiter.
Jenny und Ulli sind glücklich, ihre Tochter Julchen hat ihn als Ersatz-Papa akzeptiert. Sein Bootsverleih läuft toll und sein Partner Max schmiedet Pläne für den Ausbau des Campingplatzes.
Franziskas Tochter Cornelia, Jennys Mutter, nähert sich den beiden immer mehr an und will ihnen auch beim Betreiben des Gutshauses helfen – schließlich ist sie Unternehmensberaterin.
Auch wie es Tierärztin Sonja, Öko-Bauer Bernd und viele anderen Bewohner von Dranitz und Umgebung geht, berichtet die Autorin. Das war mir an einigen Stellen dann aber doch etwas zu ausführlich und weitschweifig. Die Handlung verzettelt sich, gerade den Strang um die Herkunft des gefundenen Gerippes hätte ich nicht gebraucht, und das offene Ende um Kacpar hat mich irritiert. Ich hätte mir dafür mehr vom Gutshaus gewünscht.

Das Geschehen wird abwechselnd aus der Sicht der verschiedenen Protagonisten geschildert, dadurch ist es sehr vielfältig und erlaubt unterschiedliche Sichten aufs Geschehen, macht es lebendig. Besonders mochte ich übrigens Julchen, die sehr viel von ihrer durchsetzungsstarken Urgroßmutter hat und gern alle herumkommandiert.
Ich kann mich an die Zeit nach der Wende noch gut erinnern, als der erste Rausch vorbei war und die Realität viele überrollte. Gerade in Mecklenburg haben die blühenden Landschaften lange auf sich warten lassen und ein Großteil der Bevölkerung ist abgewandert. Um so schöner finde ich, wie hier die Hoffnung und der wirtschaftliche Überlebenskampf der Gebliebenen geschildert wird, der Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft.

Mein Fazit: Ein schöner Schmöker für ein gemütliches Wochenende und gelungener Abschluss der Gutshaus-Saga, auch wenn er mir an manchen Stellen etwas zu weitschweifig war.

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Veröffentlicht am 21.12.2019

Abenteuer-Trip in die eigene Vergangenheit

Die Tränen von Triest
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Triest 1914: Afra von Silcredi ist in Alfred verliebt. Obwohl er gesellschaftlich unter ihr steht, hat ihr Vater nichts gegen die Hochzeit. Afra ist eine unangepasste junge Frau, eine Tochter aus gutem ...

Triest 1914: Afra von Silcredi ist in Alfred verliebt. Obwohl er gesellschaftlich unter ihr steht, hat ihr Vater nichts gegen die Hochzeit. Afra ist eine unangepasste junge Frau, eine Tochter aus gutem Haus mit bester Bildung, die es gewöhnt ist, ihren Willen durchzusetzen. Alfred ist ihre ganz große Liebe und sie träumen von einem gemeinsamen Leben. Doch noch vor der Verlobung bricht der 1. Weltkrieg aus.

Wien 2019: Johanna Silcredi bekommt zum Geburtstag von ihren Eltern und Großeltern ihr eine Woche Urlaub in Triest in der „Villa Costa“ geschenkt. Afra - die Mutter ihres Großvaters - ist dort aufgewachsen. Dieser bittet sie, sich nach seinem Vater umzuhören, um den seine Mutter immer ein großes Geheimnis gemacht hat.
Johanna wurde gerade von ihrem Freund verlassen und ist sehr verunsichert. Doch in der Villa fühlt sie sich sofort angekommen. Simonetta, die Großmutter des jetzigen Besitzers, gibt ihr ein Manuskript von Afra, welches seit Generationen für deren Erben aufgehoben wurde. Während sie auf den Pfaden ihrer Urgroßmutter wandelt, kommt dem Familiengeheimnis und auch Simonettas Enkel Luca immer näher …

Beate Maxian beschäftigt sich in „Die Tränen von Triest“ mit der besonderen, wechselvollen Stellung der Stadt und verbindet sie mit einer spannenden Familiengeschichte. Bis 1918 gehörte sie zu Österreich-Ungarn und war dessen Tor zu den Weltmeeren. Darum wurde sie im 1. WK auch so heiß umkämpft und gehörte danach kurz zu Jugoslawien, bevor es Italien angegliedert wurde. Diese vielen geschichtliche Hintergründe fand ich sehr spannend, aber das Kriegsgeschehen wurde mir zu ausführlich geschildert und war für meine Begriffe für die Handlung auch nicht zwingend notwendig.

Die Geschichte der Familie (von) Silcredi wird auf zwei Zeitebenen erzählt – was dazwischen passiert, gehört zu dem Geheimnis, welches Johanna am Ende lüftet. Die vielen Protagonisten und ihre unterschiedlichen Verwandtschaftsbeziehungen in der Vergangenheit und Gegenwart haben mich zum Teil etwas verwirrt und meinen Lesefluss gebremst, aber davon abgesehen ist es eine nette Liebesgeschichte mit viel italienischem Flair.

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Veröffentlicht am 19.12.2019

Stuttgart und Schokolade in den Goldenen Zwanzigern

Die Schokoladenvilla – Goldene Jahre
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20 Jahre sind seit dem ersten Band vergangen. Die Raufbolde Karl und Anton sind erwachsen und Victor und Judith haben eine Familie gegründet. Jetzt zieht Victors Halbschwester Serafina nach dem Tod des ...

20 Jahre sind seit dem ersten Band vergangen. Die Raufbolde Karl und Anton sind erwachsen und Victor und Judith haben eine Familie gegründet. Jetzt zieht Victors Halbschwester Serafina nach dem Tod des Vaters zu ihnen. Sie ist sofort von der Welt der Schokolade fasziniert - und von Anton, doch der scheint eine andere Frau im Sinn zu haben. Aber sein Zwillingsbruder Karl ist ja auch sehr gutaussehend, galant und draufgängerisch. Doch Serafin hat ein dunkles Geheimnis und Angst, dass dieses sie einholt …

Maria Nikolai hat die Geschichte der Familie Rothmann weitergesponnen. Wir sind in den Goldenen Zwanzigern, die Frauen sind inzwischen deutlich selbstbewusster, fahren Auto, haben geschlechtliche Beziehungen ohne gleich zu heiraten und nehmen leitende Positionen ein - so wie Judith, die die Schokoladenfabrik zusammen mit Victor führt. Ihr Bruder Karl ist davon nicht begeistert. Er hatte immer gehofft, die Fabrik eines Tages zu übernehmen. Sein Zwillingsbruder Anton hingegen hat sich als Klavierbauer und Musiker einen Namen gemacht.

Neben Stuttgart spielt diesmal auch Berlin eine große Rolle, weil Serafina bis zum Tod ihres Vaters da gelebt hat und ihr Geheimnis dort verwurzelt ist. Sie sucht u.a. ihre Mutter, die sie nie kennengelernt hat und die Schauspielerin gewesen sein soll. Unerwartete Hilfe bekommt sie von der Französin Lilou, die für Josephine Baker arbeitet und in Serafina verliebt ist. Durch Lilous Nachforschungen bekommt man einen tollen Eindruck vom Berliner Nachtleben, zwielichtigen Klubs und skandalträchtigen Frauen wie Anita Berber.

Stuttgart steht ganz im Zeichen des Bauhauses. Die Weißenhausausstellung wird vorbereitet. Vor allem Karl ist sehr an der modernen Architektur und den futuristischen Designs interessiert und versucht, die Rothmanns dadurch nach vorn zu bringen. Doch zuerst müssen sie klären, ob die vielen Störungen in der Firma Zufälle sind oder jemand Sabotage betreibt.

Meine Lieblingsprotagonistin ist Judiths Tochter Vicky, die ihren Onkeln an Streichen und Unsinn in nichts nachsteht. Sie extrem liebenswert und pfiffig und schon tief im Schokoladenimperium verwurzelt. Von klein auf stand sie mit ihrer Mutter in der Versuchsküche und hat u.a. die Himbeeren-Trüffel (mit) entwickelt, deren Rezept auch Innen im Cover abgedruckt ist. Wird sie das Unternehmen später mal übernehmen?

„Goldene Jahre“ ist eine schöne, abwechslungsreiche Familiengeschichte und aufgrund der über 700 Seiten ein echter Schmöker, aber mir kam die Schokolade diesmal etwas zu kurz. Auch waren es mir zu viele Nebenschauplätze und Handlungsstränge - gerade die um Serafinas Geheimnis, Judiths Sohn Martin oder um den Vater von Vickys Freundin Mathilda hätte es für mich nicht gebraucht.

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Veröffentlicht am 13.12.2019

Beruf(ung) oder Liebe?

Die Hafenschwester (1)
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Hamburg 1892: Marthas Familie lebt im Gängeviertel, bei der Choleraepidemie sterben ihre Mutter und ihre kleine Schwester. Daraufhin flüchtet sich ihr Vater in den Alkohol. Martha bleibt nichts anderes ...

Hamburg 1892: Marthas Familie lebt im Gängeviertel, bei der Choleraepidemie sterben ihre Mutter und ihre kleine Schwester. Daraufhin flüchtet sich ihr Vater in den Alkohol. Martha bleibt nichts anderes übrig, als mit 14 die Schule zu verlassen und sich eine Arbeit zu suchen. Sie wird Krankenwärterin im Allgemeinen Krankenhaus St. Georg. Schnell stellt sie fest, dass sie sich für Medizin wirklich interessiert - das fällt auch ihren Vorgesetzten und den Ärzten auf. Man verhilft ihr zu einer Lehrstelle bei den Erikaschwestern im Eppendorfer Krankenhaus, wo sie bald eine Karriere als OP-Schwester macht. Sie kommt über eine Kollegin mit Frauenrechtlerinnen und Sozialisten in Kontakt und lernt den Gewerkschaftler Paul kennen. Die beiden verlieben sich, aber eine Erikaschwester muss unverheiratet (oder verwitwet) sein. Martha liebt ihr Leben im Krankenhaus und die Arbeit als OP-Schwester. Sie hat Bedenken, ihren Beruf und ihre Unabhängigkeit für eine Ehe aufzugeben und sich einem Mann unterzuordnen …

Melanie Metzenthin schreibt über eine sehr bewegte Zeit voller politischer und gesellschaftlicher Umbrüche und deckt die damaligen Missstände auf.

Marthas Herkunft macht eine Berufsausbildung fast unmöglich. Viele Frauen ihrer Schicht werden Prostituierte, genau wie ihre beste Freundin Milli. Diese wird vom eigenen Vater an die Freier verkauft.
Nur wegen ihrer Fürsprecher kann Martha eine „richtige“ Krankenschwester mit einer ordentlichen Entlohnung werden, während ihr Vater immer weiter abrutscht und ihr 12jähriger Bruder neben der Schule Botengänge und Heimarbeit verrichtet, um zum Unterhakt der Familie beizutragen.
Die Hafenarbeiter werden ausgebeutet und mies bezahlt. Obwohl sich die Lebenshaltungskosten in den letzten Jahren verdoppelt haben, sind die Löhne unverändert geblieben. Die Männer arbeiten oft 72 Stunden am Stück, viele verunglücken völlig übermüdet, trotzdem reicht ihr Lohn nicht für den Lebensunterhalt.
Martha kennt all dies aus eigener Erfahrung und engagiert sich darum in der Arbeiterbewegung, doch ihr ist immer besonders wichtig, auch auf die Situation der Frauen hinzuweisen und sich für deren Rechte und Gleichberechtigung einzusetzen.

Die Autorin schreibt sehr anschaulich und mitreißend, allerdings stand für mich die Politik (Versammlungen, Reden etc.) etwas zu oft im Vordergrund und hat meinen Lesefluss gebremst. Martha ist eine starke Persönlichkeit, die ihren Weg geht und kein Blatt für vor den Mund nimmt. Sie scheut sich nicht, ihre Meinung zu vertreten, auch wenn sie dadurch Freundinnen verliert und ihre Arbeit aufs Spiel setzt. Interessant waren auch die Behandlungs- und Operationsmethoden zu dieser Zeit.

Mein Fazit: Interessanter Auftakt der Reihe um die Hafenschwester Martha – ich bin gespannt, wie es weitergeht.

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Veröffentlicht am 22.11.2019

Das Auge isst mit

Wirbelkuchen
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Ich koche und backe sehr gern und mag es, wenn das Ergebnis auch optisch ansprechend aussieht. Leider habe ich kein Händchen fürs Dekorieren, darum finde ich die Idee der Wirbelkuchen gut. Egal ob süß ...

Ich koche und backe sehr gern und mag es, wenn das Ergebnis auch optisch ansprechend aussieht. Leider habe ich kein Händchen fürs Dekorieren, darum finde ich die Idee der Wirbelkuchen gut. Egal ob süß oder herzhaft, bereits bei der Zubereitung der Kuchen, Torten oder Tartes wird der Belag so arrangiert, dass er harmonische Rosetten, Spiralen oder Strudel bildet – das Auge isst schließlich mit.

Insgesamt werden 30 Rezepte auf je einer Doppelseite mit Bild vorgestellt (nur 2 sind ohne).Die Böden sind meist aus Blätterteig oder Mürbeteig – der Einfachheit halber wird im Buch auf gekauften zurückgegriffen, aber den gerade Mürbeteig kann man auch ganz schnell selber machen.

Als erstes habe ich mich an die Süßkartoffeltarte mit roten Zwiebeln und Ziegenkäse gewagt und bin gleich über eine Ungenauigkeit im Rezept gestolpert. Dort wird nämlich eine Masse aus Ziegenkäse, Sahne, Salz und Pfeffer angerührt und in einen Spritzbeutel gefüllt. Allerdings taucht die Masse danach nicht mehr in den Zubereitungsschritten auf, aber ich habe mir anhand des Fotos gedacht, dass sie wohl vor dem Backen auf die Süßkartoffeln gegeben wird. Meine Tarte sah nach dem Backen allerdings anders aus als im Buch – gehört die Masse vielleicht doch unter die Süßkartoffeln? Ich werde es beim nächsten Mal probieren, denn die Tarte war sehr lecker und es wird sie garantiert noch mal geben.

Den Schokoladenkuchen mit Birnen und Cashewkernen haben wir ebenfalls bereits probiert und für sehr lecker befunden. Die hauchdünnen Birnenscheiben werden kreisförmig auf einen Brownieteig gesetzt. Doch auch hier gibt es eine kleine Diskrepanz – der Kuchen wird nicht mit Cashewkernen (wie in der Überschrift bezeichnet), sondern mit Cashewmus zubereitet.

Mein Fazit: Man sollte die Rezepte vor dem Nachbacken genau durchlesen, um evtl. Unstimmigkeiten darin frühzeitig zu entdecken. Davon abgesehen sind sie aber sehr lecker und sehen toll aus.