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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.05.2017

Robo-Krawall mit einer doch sehr tiefgründigen Story, der wahnsinnig spannend ist und Spaß macht!

Giants - Zorn der Götter
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What’s going on?
Turn on the television.
What channel?
Any channel.




Aaaah, ich bin so froh, dass ich Band 1, „Sleeping Giants“ relativ spät nach Release gelesen habe, so musste ich jetzt nicht allzu ...

What’s going on?
Turn on the television.
What channel?
Any channel.




Aaaah, ich bin so froh, dass ich Band 1, „Sleeping Giants“ relativ spät nach Release gelesen habe, so musste ich jetzt nicht allzu lange auf Band 2 warten. ? Heiß erwartet, habe ich „Waking Gods“ natürlich vorbestellt und durfte das Buch schon einen Tag vor Release in den Händen halten. Und ziemlich fix musste ich es dann auch lesen, weil Band 1 mit einem Cliffhanger geendet hat (Band 2 ist da leider nicht besser… mehr dazu weiter unten). Doch erst mal zum Inhalt (wenn ihr Band 1 noch nicht gelesen habt, wollt ihr vielleicht lieber zu meinem spoilerfreien Fazit scrollen, sonst ruiniert ihr euch schon Band 1): Seit den Ereignissen aus „Sleeping Giants“ sind neun Jahre vergangen. Rose Franklin, die in Band 1 ums Leben kam, ist plötzlich wieder da, ihr fehlen allerdings 4 Jahre ihres Gedächtnisses. Die ehemalige Genetikerin des Teams wird beschuldigt, Schuld am Srebrenica Massaker zu tragen. Ein 10-jähriges Mädchen in Puerto Rico hat Visionen von Tod und Zerstörung. Und zu allem Übel taucht inmitten dieses Themencocktails noch ein neuer riesiger Roboter, äußerlich Themis (dem Roboter aus Band 1) ähnlich, mitten in London auf. Die Menschen nehmen dies sehr gelassen auf, da sie ja wissen, dass von Themis damals nie eine Gefahr ausgegangen ist, sie von Aliens auf der Erde zurückgelassen wurde, damit die Menschheit sich zu einem späteren Zeitpunkt bei einer Invasion verteidigen kann. Nach zwei Wochen des kompletten Stillstands dreht der Gigant plötzlich seinen Kopf und das Chaos beginnt. Überall auf dem Globus erscheinen in den Städten mit der größten Population weitere Roboter, die auch nicht auf Frieden aus sind…


„I came to realize that good and evil were out of my reach, that time was the only thing I had any control over. I could buy time, create intervals. I could not truly make the world a better place, but I could make part of it a better place for a short while.“


Wow. Was war das denn? Also so sehr hat mich ein zweiter Band einer Reihe selten geflasht (außer vielleicht Pullmans „Das magische Messer“)! Von der ersten bis zur letzten Seite ist dieses Buch Spannung pur, es passiert so viel und vor allem so viel Unerwartetes – die Handlung ist keineswegs voraussehbar. Die Charaktere werden nach Band 1 noch mehr ausgefleischt, lose gebliebene Handlungsstränge verknüpft und verknotet und alles perfekt in die weitere Handlung verflochten. Es war spannend zu lesen, was es denn nun mit Dr. Franklin auf sich hat, ihren Tod bzw. Nicht-Tod betreffend. Dass „Waking Gods“ auch wieder mit einem Cliffhanger endet, war eigentlich zu erwarten, aber um was für einen Cliffhanger es geht – also mit dem Ausmaß habe ich nicht gerechnet. Eins ist aber gewiss: Band 3 wird der helle Wahnsinn! Ich bin sehr gespannt, wie Sylvain Neuvel nach diesem Auftakt weiter vorgehen will, die Möglichkeiten nach „Waking Gods“ sind einfach gigantisch. Man hat sich nach „Sleeping Giants“ auch an die Erzählweise gewöhnt, sodass die Story flüssig und leicht lesbar war. Neue Charaktere, die in den Folgebänden wohl noch eine große Rolle spielen werden, wurden eingeführt, wiederum anderen war jedoch kein so gutes Schicksal bestimmt..


Die komplette Rezension findet ihr auf meinem Blog: http://killmonotony.wordpress.com

Veröffentlicht am 11.01.2020

Wird das Buch dem Hype gerecht?

Neon Birds
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Zum Inhalt brauche ich wohl kaum noch etwas zu sagen, bei dem ganzen Hype! Kurz gesagt: In der Zukunft gibt es eine KI, die die Menschen "optimieren" soll. Was optimieren in diesem Kontext bedeutet, ist ...

Zum Inhalt brauche ich wohl kaum noch etwas zu sagen, bei dem ganzen Hype! Kurz gesagt: In der Zukunft gibt es eine KI, die die Menschen "optimieren" soll. Was optimieren in diesem Kontext bedeutet, ist sehr fragwürdig. Und zwar sollen, wie in bereits vielen erfolgreichen Sci-Fi-Geschichten, die Emotionen entfernt werden. Klingt spannend? Oh ja!

Das Buch reißt einen sofort mit, denn direkt am Anfang wird man mitten hinein in das Setting geworfen. Sowas liebe ich ja! Man versteht noch nicht wirklich etwas, aber es erzeugt einen ungemeinen Lese-Sog. Zu Beginn erleben wir also mit, wie absolutes Chaos auf der Welt herrscht und ein gefährlicher Virus wütet. Dieser Virus verwandelt die Menschen, die daraufhin zu "Moja" werden, die wiederum von der KI Kami kontrolliert werden.

Nach dem sehr spannenden Beginn hat die Action aber nachgelassen und es schlichen sich gar Längen in das doch etwas dickere Buch - dadurch, dass doch sehr viele Details eingebaut wurden. Viele Fragen bleiben unbeantwortet (hier baue ich auf die Folgebände), bevor gegen Ende doch nochmal richtig Fahrt aufkommt.

Die Story wird abwechselnd aus der Perspektive von vier Charakteren erzählt, was ich an sich gut fand, doch blieben die einzelnen Personen doch etwas blass, besonders im Gegensatz zur liebevoll detaillierten Welt. Das Ende des Buchs war dann auch leider etwas vorsehbar, sodass man bereits erahnen konnte, was uns vielleicht noch erwartet. Das war etwas schade.

Zusammengefasst würde ich das Buch im soliden Mittelbereich ansehen, da zwar sehr viele tolle Ideen eingeflossen sind, mich die Fragezeichen über meinem Kopf und die etwas unrunden Charaktere doch ein wenig gestört haben. Aber was im ersten Band noch nicht ist, kann ja noch werden! Ich hoffe auf einen spannenden 2. und 3. Teil. Ich bin froh, dass das Buch aufgrund des riesigen Hypes nicht an mir vorbei gegangen ist, und obwohl ich mich sonst nicht der Masse beuge und betreffendes Buch lese - vor allem wenn es fast ausschließlich gute Bewertungen gibt, das macht mich immer skeptisch - doch hier bin ich jetzt schon gespannt, was Marie Grasshoff uns noch bieten wird.

Noch ein kleines PS: Besonders schön fand ich die Illustrationen im Buch!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.06.2019

Spannender Abschluss der Reihe um Bücherjagden, Codes und Chiffren!

Mr Griswolds Bücherjagd
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“Mr Griswold Bücherjagd. Die Gefängnisinsel” ist der dritte und vielleicht auch letzte Band der wahnsinnig spaßigen Reihe um Emily und James, den Code- und Chiffrenfans in San Fransisco. Während es bei ...

“Mr Griswold Bücherjagd. Die Gefängnisinsel” ist der dritte und vielleicht auch letzte Band der wahnsinnig spaßigen Reihe um Emily und James, den Code- und Chiffrenfans in San Fransisco. Während es bei den ersten beiden Büchern der Reihe um reine Wörterpuzzle ging, findet die Handlung hier in einem Escape Room der Extraklasse statt, nämlich direkt auf der Gefängnisinsel Alcatraz! Mr Griswold hat wahrlich das spannendste Setting für sein letztes großes Rätsel-Abenteuer ausgewählt. Bevor unsere Rätselfreunde Emily und James jedoch an “Unlock the Rock” teilnehmen dürfen, müssen sie trotz ihrer Bekanntheit bei der Bücherjagd wie jeder andere Puzzlefreund auch ein personalisiertes Rätsel lösen. Während James dies ohne Probleme gelingt, hat Emily so ihre Schwierigkeiten mit ihrem Rätsel. Sie macht sich einen ungeheuren Druck und die plötzlich bei beiden eintrudelnden Drohbriefe machen es nicht gerade leichter…

»Keine Sorge. Andere Mütter haben auch schöne Bücher.«

Endlich ein neuer Griswold! – Das war so ungefähr meine Reaktion bei Erscheinen dieses Buches. Band 1 und 2 habe ich als alter Puzzle- und Code-Fan regelrecht verschlungen und es war klar wie Kloßbrühe, dass ich auch den dritten (und wohl auch abschließenden) Band der spannenden Reihe lesen werde. Die Protagonisten Emily und James sind uns nun also gut bekannt und wir konnten uns bereits umfangreich mit der Welt der Beiden auseinandersetzen. Doch diesmal nimmt die Autorin uns zwar wieder mit nach San Fransisco, allerdings auf die berühmte Gefängnisinsel Alcatraz. Ein neues Gebiet! Und auch hier gibt es zahlreiche Rätsel zu lösen. Bei den Vorgängern konnte man immer sehr gut miträtseln und selbst versuchen, die Codes zu knacken; das ist in “Die Gefängnisinsel” leider etwas schwieriger, da es sich hier um einen Escape Room handelt und der Leser sehr auf die Beschreibungen des Umfelds angewiesen ist. Klar passen Codes und Escape Rooms sehr gut zusammen, allerdings finde ich einen Escape Room in einem Roman etwas schwierig, da man als Leser ja nicht entscheiden kann, sich den Raum etwas genauer anzuschauen, um eventuelle Rätsel zu entdecken. Dahingehend finde ich die Umsetzung bei den expliziten Escape Room Büchern etwas gelungener. Die Rätsel, die man als Leser aber mitlösen darf und kann, sind gewohnt knackig, und bei einigen musste ich direkt weiterlesen, weil ich einfach nicht den zündenden Gedankensprung hatte, der mir die Lösung beschert hätte.

Weiterlesen auf: https://killmonotony.de/buecher/rezension/mr-griswolds-buecherjagd-das-grosse-finale-auf-der-gefaengnisinsel

Veröffentlicht am 24.04.2019

Hinter dem kryptischen Titel verbirgt sich ein charmanter, vor Witz sprühender Korea-Krimi mit liebevoll ausgearbeiteten Charakteren – ein Muss für Krimi-Fans!

Dein Schatten ist ein Montag
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Wer mich kennt, weiß, dass ich eigentlich keine Krimis lese. Dieses ewige Gesuche nach dem Whodunit, die ganzen Red Herrings und die Befragung von Verdächtigen finde ich äußerst ermüdend. Aber wenn ein ...

Wer mich kennt, weiß, dass ich eigentlich keine Krimis lese. Dieses ewige Gesuche nach dem Whodunit, die ganzen Red Herrings und die Befragung von Verdächtigen finde ich äußerst ermüdend. Aber wenn ein koreanischer Krimi im cass Verlag erscheint, ist das natürlich etwas anderes. Da lehne ich nicht kategorisch ab, sondern lese mich in Klappentext und Leseprobe ein und gebe dem Text eine Chance. Und die sollte das Buch mit dem kryptischen Titel „Dein Schatten ist ein Montag“ von Jung-hyuk Kim dann auch bekommen. Denn auch, wenn der Klappentext nach einem klassischen Krimi klingt, hat mich die sympathische und humorvolle Leseprobe dann doch abgeholt. Die Charaktere erschienen auf den ersten Blick quirky und abwechslungsreich, sodass ich doch noch ein wenig mehr lesen wollte. Gesagt, getan. Und obwohl mich die krimi-typische Handlung (ein Todesfall – oder doch ein Mord? Wer hätte dem Toten etwas tun wollen?) an einigen Stellen abgeschreckt hat, animierten mich die Charaktere immer wieder, das Buch nochmal in die Hand zu nehmen und weiterzulesen. Denn nicht nur ist Privatdetektiv Dongchi Gu ein wahnsinnig (unfreiwillig) komischer Zeitgenosse, seine Mitspieler in Form von Chan’il Park, Gihyon Baek oder Soyun Jong sind nicht weniger schrullig und liebenswert. Wer jetzt bei den Namen schon nicht mehr mitkommt, den kann ich beruhigen, denn die Klappbroschur des Buchs erlaubt es, dass vorn im Buch ein Personenverzeichnis ist, das bei Bedarf ausgeklappt werden kann und so stets zur Verfügung steht. Ohne es wäre auch ich ziemlich aufgeschmissen gewesen.

Aber nun ein paar Worte zum Inhalt! Wie der Klappentext bereits erwähnt, geht es um einen besonders kniffligen Fall Dongchi Gus. Denn als er das Tablet eines seiner Klienten ausfinden und den Inhalt vernichten soll, ist es nicht mehr da, sondern befindet sich mittlerweile in den Fingern von jemandem, der mit den Daten nichts Gutes plant… Gu muss sich beeilen, um das Netz aus Kriminellen und anderen merkwürdigen Gestalten rechtzeitig zu entwirren, bevor der fragliche Inhalt veröffentlicht wird.

»Irgendwie hinterlässt doch jeder Spuren, und diese Spuren spiegeln gewissermaßen das Wesen dieses Menschen. Ich möchte nicht als mieser, schmutziger Mensch in Erinnerung bleiben.«

Für einen Krimi-Muffel wie mich klingt das nun erst mal nicht allzu verlockend. Doch je tiefer man in die Geschichte eintaucht und sich mit den Charakteren, vor allem mit Gu, anfreundet, desto weniger möchte man nach der Lektüre eigentlich loslassen. Zu gern hätte ich noch mehr von Dongchi Gu und seiner Gegenspielerin Soyun Jong und den kleinen Streitigkeiten vom Eisenwarenhändler Baek und Cha, dem Leiter der Kampfkunstschule, gelesen. Ein Großteil der Handlung spielt sich im Crocodile Building ab, ein Gebäude, das seinen eigenen (unangenehmen) Geruch hat, der zu Beginn des Buchs ausführlich beschrieben wird. Jung-hyuk Kim legt bei seinem Krimi Wert auf Kleinigkeiten, Dialoge und natürlich seine Charaktere. Die kann ich gar nicht genug loben! Die Dialoge in „Dein Schatten ist ein Montag“ sind aber auch nicht zu verachten, denn sie sprühen vor Witz und Charme.

Weiterlesen: https://killmonotony.de/rezension/krimi-time-mit-dein-schatten-ist-ein-montag

Veröffentlicht am 04.11.2018

Ein Trip durch das unter einem totalitären Umweltregime entstandene »Kulinarische Institut«, das sehr unangenehme Machenschaften zu verbergen hat.

Hysteria
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Diesen Titel entdeckte ich in der Piper Herbstvorschau und nicht nur das wahnsinnig hübsche Cover (zudem: kein Schutzumschlag! Liebe!), sondern auch der verdammt interessante Klappentext lockten mich so ...

Diesen Titel entdeckte ich in der Piper Herbstvorschau und nicht nur das wahnsinnig hübsche Cover (zudem: kein Schutzumschlag! Liebe!), sondern auch der verdammt interessante Klappentext lockten mich so schließlich zu Eckhart Nickels „Hysteria“. Es geht um Bergheim, der auf dem Markt nicht nur seltsame Himbeeren entdeckt, sondern auch ein Kalb, das sich sehr merkwürdig verhält, sich selbst Wunden zufügt, aber kein Blut zutage tritt, sondern scheinbar nur eine weitere Schicht Fleisch. Als er den Blick des Marktverkäufers auffängt, schrillen beim hypersensiblen Bergheim alle Alarmglocken und seine Paranoia erwacht. Er lässt sich am Stand erklären, wie das „Kulinarische Institut“ das Monopol für Lebensmittel hält und erhält einen kleinen Überblick über die Arbeit, die dort verrichtet wird, seine Neugier ist dadurch aber nicht befriedigt. Für eine Führung am Institut begibt Bergheim sich durch einen Wald, der ihm zunehmend bedrohlich erscheint. Irgendwas stimmt nicht, das hat er im Gefühl – und, einmal im Institut angekommen, bestärkt sich dieses Gefühl. Eine alte Geliebte (Charlotte ihr Name) scheint dort zu arbeiten und als weiterer Teilnehmer der Führung hat sich ausgerechnet sein ältester Freund Ansgar ebenfalls angemeldet. Zufälle häufen sich (wieso zeigt man ihm überhaupt so freigiebig das Institut?), und als Bergheim während der Führung, die von seltsamen Schreien begleitet wird, verloren geht, widerfährt ihm etwas Verstörendes. Ob er dem Geheimnis des Instituts noch auf die Schliche kommen kann? Und was hat es mit diesem nicht blutenden Tier auf sich?

"Die Natur, die wir in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzen wollten, war gerade dabei, sich selbst aufzulösen."

Eckhart Nickels Roman spielt in einer nicht weit entfernten Zukunft, in der das Umweltministerium über die Zeit immer mehr Gesetze gegen den Fleischkonsum und die Ausbeutung unserer Erde erlässt (gut so!), sich allerdings zum totalitären Regime ausbreitet, in dem der Genuss von Alkohol, Drogen, ja sogar Koffein und Teein untersagt ist. Den „Kick“ findet man legal nur noch in sogenannten Aroma-Bars, in denen mit Kräutern angereicherte Säfte und Duftreisen verkauft werden. Auslöser für diese Bewegung waren tatsächlich satirische Arbeiten von Bergheim, Ansgar und Charlotte selbst, die allerdings ernsthafte Anhänger gefunden haben und durch diese den Zugang zur Regierung ermöglicht wurde.

Mit „Hysteria“ zeichnet Eckhart Nickel eine ziemlich unangenehme, bedrückende Dystopie – ohne, dass der Leser zu Beginn wüsste, warum sich alles überhaupt so seltsam anfühlt. Er nimmt uns mit in die Vergangenheit Bergheims und seiner zwei besten Freunde, Ansgar und Charlotte, die während ihrer Studienzeit viel gemeinsam erlebt haben und sich Vorlesungen zu Themen wie dem „spurenlosen Leben“ anhörten. Was zunächst spannend klingt – denn wie könnte man als Mensch jemals wirklich spurenlos leben? – entwickelt sich schnell zum Alptraum, wenn der Leser erfährt, was das Kulinarische Institut dafür für ethische Probleme aufwirft. Doch nicht nur die Thematik von „Hysteria“ ist spannend, sondern auch der Charakter Bergheims an sich: So fürchtet er sich beispielsweise vor der Strahlung des heimischen Stromnetzwerks, stellt sich selbst aber als der „Normale“ hin, denn schließlich gebe es Menschen, die keine Steckdose im Haus unverbunden lassen konnten vor lauer Panik, was aus den „offenen“ Steckdosen alles entweichen konnte. Bergheim legt zudem eine ausgeprägte Paranoia an den Tag, die erschreckende Maße annimmt, nachdem er auf dem Markt das verstörte Kalb sah. Von diesem Zeitpunkt an ist er höchst verunsichert und seine Hypersensibilität nimmt dadurch noch weiter zu. Der Leser kann Bergheim als Erzähler nur eingeschränkt trauen, denn er erzählt von durch seine Hypersensibilität ausgelösten Halluzinationen, einem höchst verstörenden Experiment, wo ihm seine Sinne wieder einen Streich zu spielen scheinen, oder anderen kuriosen Gegebenheiten. Nach und nach ergeben sich jedoch Dinge innerhalb des Instituts, die Bergheim nicht mehr auf seine Kondition schieben kann – und hier beginnt „Hysteria“, nachhaltig zu verstören.

Weiterlesen: https://killmonotony.de/rezension/eckhart-nickel-hysteria