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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.01.2020

Emotional aufwühlend

Goldkind
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Inhalt: Peter und Paul sind 13 jährige Zwillinge. Sie leben mit ihren Eltern Joy und Clyde Deyalsingh in einfachen Verhältnissen in einem alten Stelzenhaus in Buschnähe in Trinidad. Während Paul hochintelligent ...

Inhalt: Peter und Paul sind 13 jährige Zwillinge. Sie leben mit ihren Eltern Joy und Clyde Deyalsingh in einfachen Verhältnissen in einem alten Stelzenhaus in Buschnähe in Trinidad. Während Paul hochintelligent ist, tut sich Paul mit dem Lernen sehr schwer. Eines Tages kommt Paul von einem seiner vielen Streifzüge durch den Busch nicht zurück. Der Ärger seines Vaters Clyde über sein Ausbleiben und der vergeblichen Suche nach ihm verwandelt sich bald in Sorge. Als sich schließlich Entführer melden, steht Clyde vor der härtesten Entscheidung seines Lebens: Soll er wirklich das Leben eines Sohnes zugunsten des anderen opfern?

Meine Meinung: Ich habe den Roman schon vor einigen Tagen beendet und musste das Gelesene erst sacken lassen, bevor ich nun eine Rezension schreiben kann. Es fällt mir schwer sachlich zu bleiben und nicht zu spoilern, da mich das Buch emotional sehr aufgewühlt hat.
Die Geschichte spielt in den 80er Jahren in Trinidad. Höchst interessant und lesenswert sind die sehr anschaulichen Beschreibungen des Landes mit seiner exotischen Natur, der unterschiedlichen Lebensumstände der Einwohner, der verschiedenen Religionen, der ständig lauernden Gefahr entführt, ausgeraubt, oder sogar getötet zu werden und der Korruption der Behörden. Ein wunderschönes Land mit einer für uns völlig fremden Kultur.
Das Buch ist in drei Teile gegliedert. Teil eins und drei befasst sich mit der Gegenwart, wohingegen Teil zwei mit der Geburt der Zwillinge beginnt und von den letzten dreizehn Jahren der Familie Deyalsingh bis zur Gegenwart erzählt. Dieser Teil zieht sich meiner Meinung nach etwas, auch wenn er wichtig für das Verständnis ist. Dadurch, dass Claire Adam aus den verschiedenen Perspektiven von Clyde, Pater Kavanagh (einem Lehrer der Jungen) und Paul erzählt, erhält man Einblick in die Gedanken dieser Charaktere, was sie sehr nahbar macht. Paul, der so anders ist als sein Bruder, habe ich sofort ins Herz geschlossen und immer, vor allem aber während seiner Entführung, mit ihm mitgefühlt und -gelitten.
Ich hatte nicht den Eindruck, dass Clyde oder Joy einen ihrer Söhne bevorzugen oder mehr lieben würden als den anderen. Die Entscheidung, die Clyde schließlich getroffen hat, war für ihn wirklich sehr schwer, doch seiner Meinung nach die Richtige.

Fazit: Ein schockierender, emotional aufwühlender Roman, der ganz sicher lange im Gedächtnis bleibt. Mir persönlich war er zu heftig.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.01.2020

Ein spannender Krimi mit überraschenden Wendungen

Nebeljagd
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Inhalt: In dem kleinen Dorf Ochsenwang auf der Schwäbischen Alp wird die betagte Ines Schneider tot aufgefunden. Schnell ist klar, dass sie ermordet wurde. Als dann belastende Beweise in der Wohnung ihres ...

Inhalt: In dem kleinen Dorf Ochsenwang auf der Schwäbischen Alp wird die betagte Ines Schneider tot aufgefunden. Schnell ist klar, dass sie ermordet wurde. Als dann belastende Beweise in der Wohnung ihres Pflegesohnes Johann Haug auftauchen, ist der Polizei, sowie allen Bewohnern des kleinen Ortes klar: Johann ist der Mörder! Schon seit seiner Kindheit ist Johann aus verschiedenen Gründen ein Außenseiter und als vor über zwanzig Jahren die junge Vanessa Beckmann grausam getötet wurde, hielten ihn die Dorfbewohner trotz seines Alibis für den Täter.
Die Rechtsanwältin Linn Geller übernimmt seine Verteidigung, obwohl auch sie immer wieder an Johanns Unschuld zweifelt.

Meine Meinung: „Nebeljagd“ ist bereits der zweite Fall der Anwältin Linn Geller. Da der Fall in sich abgeschlossen ist, ist das Buch zwar auch als Einzelband zu lesen, aber natürlich fehlt dann etwas Vorwissen zu Linns Berufs- und Privatleben.
Der flüssige Schreibstil von Julia Hofelich und die düstere Atmosphäre in dem Dorf Ochsenwang und dessen Umgebung haben mir gut gefallen. Linn und ihren Kollege Götz mochte ich sofort, die Bewohner des Dorfes dagegen sind alle schwer zu durchschauen und äußerst unsympathisch. Eine kleine Gruppe von Männern scheint das ganze Dorf zu beherrschen. Auch Linns Klient Johann Haug ist schwer einzuschätzen und ganz bestimmt kein Sympathieträger. Bis ganz zum Schluss stellt sich für Linn und auch für den Leser die Frage, ob er schuldig oder unschuldig ist.
Im Vordergrund der Handlung steht eigentlich eher der Mord an Vanessa vor 22 Jahren, als der Mord an Ines Schneider. Bei ihren Recherchen gerät Linn immer wieder in gefährliche und sogar gruselige Situationen, die den Spannungsbogen ansteigen lassen. In beiden Mordfällen gibt es unvorhersehbare Wendungen, die mir nicht alle gleich gut gefallen haben. Das Ende fand ich dann etwas abrupt und kurz gehalten. Da hat mir noch etwas gefehlt.

Fazit: Ein komplexer und spannender Krimi mit überraschenden Wendungen, bei dem man miträtseln kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Spannung
  • Cover
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.12.2019

Eine Frage der Moral

Das Erbe
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Inhalt: Unverhofft erbt Mona Lang von ihrer entfernten Tante Klara deren großes Jugendstil-Mietshaus in München Schwabing - im Wert von 12 Millionen Euro. Klara hat Mona als Alleinerbin eingesetzt mit ...

Inhalt: Unverhofft erbt Mona Lang von ihrer entfernten Tante Klara deren großes Jugendstil-Mietshaus in München Schwabing - im Wert von 12 Millionen Euro. Klara hat Mona als Alleinerbin eingesetzt mit der Begründung, dass Mona das Richtige tun wird. Über Nacht ist Mona reich und gewöhnt sich ganz langsam an ihr neues Leben, doch sie fragt sich ständig, was Klara gemeint haben könnte. Doch dann kommt sie einer alten Intrige auf die Spur, die sie selbst vor eine schwierige Entscheidung stellt…



Meine Meinung: Die Geschichte wird aus drei verschiedenen Perspektiven erzählt, wobei Monas Geschichte in der Gegenwart die Rahmenhandlung bildet. Da Mona bislang in Berlin gelebt hat, zieht sie kurzentschlossen in das alte Haus und in Klaras Wohnung ein. Monas Familie, zu der sie schon vorher kein gutes Verhältnis hatte, zeigt sich äußerst neidisch und missgünstig. Durch eine bittere Bemerkung ihrer Mutter verunsichert, beginnt Mona in alten Unterlagen zu stöbern und sich mit der Geschichte des Hauses zu beschäftigen. Durch das, was sie dabei erfährt, wird sie vor eine schwierige moralische Entscheidung gestellt und versteht endlich, warum Tante Klara ausgerechnet ihr das Haus vererbt hat.

Eine zweite Erzählperspektive handelt von Sabine und Harry, die beide voll dem Klischee eines Hartz IV Empfängers entsprechen, was mich ziemlich gestört hat. Das war mir einfach zu plump und zu seicht. Beide sind sehr unsympathisch beschrieben, faul und geldgierig, und den Zusammenhang zur Geschichte habe ich nicht sofort erkannt.

Die dritte Handlungsebene spielt in der Vergangenheit und handelt von Klara, beginnend im Jahr 1938, als sie erst 14 Jahre alt war. Diese Kapitel erklären, wie Klaras Familie das Haus erworben hat und was in den darauffolgenden Jahren passiert ist. Obwohl diese Kapitel inhaltlich sehr interessant sind, fand ich sie - vielleicht durch den schnellen Zeitablauf - am unpersönlichsten erzählt und auch zu Klara habe ich keinen näheren Bezug gefunden. Außerdem wurde sie mir im Laufe der Zeit immer unsympathischer und ich konnte einige ihrer Handlungen nicht nachvollziehen. Berührender fand ich dagegen die Briefe, die Mirjam, Klaras jüdische Freundin und Tochter der Vorbesitzer des Hauses, ihr aus England geschrieben hat.

Ellen Sandberg behandelt in „Das Erbe“ eine Thematik, die selten in Unterhaltungsromanen angesprochen wird und die ich sehr interessant fand. Während des Lesens habe ich mir oft die Frage gestellt, wie ich an Monas Stelle handeln würde und die Lösung, die die Autorin für Mona gefunden hat, fand ich sehr gut. Die Geschichte hat einige Wendungen und Überraschungen, mit denen ich nicht gerechnet hätte und gegen Ende überschlagen sich die Ereignisse.

Fazit: Eine Geschichte mit einer interessanten Thematik, die allerdings auch einige Schwachpunkte hat. Trotzdem empfehle ich das Buch gerne weiter.

Veröffentlicht am 28.11.2019

Liebe wider Willen

Covent Garden im Schnee
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Inhalt: Tilly Hunter arbeitet als Maskenbildnerin im Londoner Opernhaus. Sie liebt ihren Job und ist künstlerisch sehr begabt, doch leider gehört auch die Arbeit am Computer dazu - für sie ein rotes Tuch! ...

Inhalt: Tilly Hunter arbeitet als Maskenbildnerin im Londoner Opernhaus. Sie liebt ihren Job und ist künstlerisch sehr begabt, doch leider gehört auch die Arbeit am Computer dazu - für sie ein rotes Tuch! Als Tilly aus Versehen die Server des Opernhauses lahmlegt, wird sie dazu verdonnert, bei dem zwar attraktiven, aber äußerst korrekten und ernsten neuen Chef der IT Abteilung Marcus Walker, Nachhilfe zu nehmen. Das gefällt ihr gar nicht, doch wenn sie Ihre Stelle behalten will, muss sie in den sauren Apfel beißen. Und obwohl Tilly ständig mit Marcus aneinandergerät und sie mit Felix verlobt ist, findet sie Marcus wider Willen doch sehr anziehend…

Meine Meinung: Am Anfang habe ich mich mit diesem Buch ziemlich schwer getan, denn ich hatte eine weihnachtliche romantische Komödie erwartet. Zunächst dreht sich die Handlung aber hauptsächlich um Tillys Arbeit im Theater, ihre Kollegen und Freunde und um das Verhältnis zu ihrer Schwester und ihrer Mutter. Doch auch wenn sich der Anfang etwas zieht, ist er wichtig für die weitere Handlung und irgendwann hat die Geschichte mich dann doch noch gepackt. Der Schreibstil ist flüssig zu lesen, humorvoll mit witzigen Dialogen. Nach und nach lernt man alle Charaktere besser kennen und der erste Eindruck den man von den meisten hatte, ändert sich. Tilly macht von allen die größte charakterliche Weiterentwicklung durch, indem sie ihre festgefahrenen Einstellungen überdenkt. Ich mochte sie aber schon von Anfang an. Sie ist etwas schusselig, aber sehr liebenswert. Aber auch Christelle hat mir sehr gut gefallen. Knallhart und professionell in ihren Job, privat eher unsicher, aber auch sehr menschlich und verlässlich und eine große Stütze für Tilly. Und Marcus, der auf den ersten Blick steif und reserviert wirkt, hat natürlich auch eine andere Seite. Die Liebesgeschichte zwischen Tilly und Marcus ist zwar vorhersehbar, aber sie entwickelt sich relativ langsam und ich fand sie ganz witzig.
Fazit: Ein winterlicher Roman, bei dem es nicht nur um eine Liebesgeschichte, sondern auch um Selbstfindung, Selbstvertrauen und Familienzusammenhalt geht.

Veröffentlicht am 18.11.2019

Tod in der Toskana

Der Keller
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Inhalt: Nach einem Hilferuf ihres Vaters fliegt die schwangere Hannah trotz ihrer Flugangst in die Toskana, wo ihre Eltern ein Ferienhaus besitzten, denn ihre Mutter ist depressiv und selbstmordgefährdet. ...

Inhalt: Nach einem Hilferuf ihres Vaters fliegt die schwangere Hannah trotz ihrer Flugangst in die Toskana, wo ihre Eltern ein Ferienhaus besitzten, denn ihre Mutter ist depressiv und selbstmordgefährdet. Schon am Flughafen in Deutschland lernt sie den charmanten Daniel kennen, der sie später zu sich und seiner Frau zu einem Abendessen in seinen Palazzo einlädt. Seitdem gibt es kein Lebenszeichen mehr von Hannah. Die Polizei nimmt ihr Verschwinden nicht allzu ernst, doch Hannah bleibt nicht die einzige Frau, die in der Toskana plötzlich verschwindet…

Meine Meinung: Sabine Thiesler schreibt so flüssig und mitreißend, dass man nur so durch die Seiten fliegt und ich ihr deshalb diese absurde Geschichte verzeihe.
Nach einem spannenden Beginn im ersten Teil des Buches, erzählt die Autorin im nächsten Teil die Vorgeschichte des Mörders und der Spannungsbogen sinkt etwas ab - aber nicht allzu lange, denn er entwickelt sich zu einem grausamen Psychopathen. Ab da wurde die Geschichte immer spannender, aber auch grausam, sadistisch und - was ich sehr hoffe!!! - unrealistisch. Einige Szenen habe ich wirklich nur widerstrebend gelesen, konnte aber trotzdem das Buch nicht aus der Hand legen.
Wie immer gibt es ein Wiedersehen mit Commissario Neri und seiner Familie, die mehr mit dem Täter zu tun bekommen, als ihnen lieb ist. Weder die italienische, noch die deutsche Polizei bekleckert sich bei diesem Fall mit Ruhm und besonders Neri wird als faul und auch als inkompetent dargestellt.
Auch wenn das Ende besonders spannend war, hat es mich ziemlich geschockt und ich hätte mir einen anderen Verlauf gewünscht.
Fazit: Ein mitreißender und spannender Thriller, aber auch ziemlich grausam und nichts für schwache Nerven.