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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.02.2020

"Shame on you, Mr. Bush"

American Hero
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Dieses Buch ist der neu aufgelegte und mit einem aktuellen Vorwort versehene Polit-Roman aus dem Jahre 1993 (deutsche Ausgabe 1994).

Es ist die Zeit von Präsident Bush senior, in der das Buch angesiedelt ...

Dieses Buch ist der neu aufgelegte und mit einem aktuellen Vorwort versehene Polit-Roman aus dem Jahre 1993 (deutsche Ausgabe 1994).

Es ist die Zeit von Präsident Bush senior, in der das Buch angesiedelt ist. George Bush muss um seine erfolgreiche Wiederwahl bangen. Um von innenpolitischen Querelen abzulenken, empfiehlt der geniale Stratege Lee Atwater auf seinem Sterbebett, einen Krieg à la Hollywood zu inszenieren.

Die Mannschaft im Weißen Haus springt auf diesen Zug auf. Der erste Golfkrieg ist jener Krieg, der als Medienereignis in die Wohnzimmer der Menschen gebracht wird - live und in Farbe. Sterben werden allerdings nur die anderen.

Larry Beinhart gelingt es, die Propaganda gut darzustellen. Mittels parabelhafter Darstellung gelingt es dem Autor, die Mechanismes der Werbung, der unterschwelligen oder auch bewussten Beeinflussung der Menschen durch ausgewählte Bilder und Berichterstattung aufzuzeigen. Wie wir heute wissen, hat die Wirklichkeit den Roman leider längst überholt.

Stellenweise leidet der Thriller (?) leider ein wenig an Langatmigkeit. Das könnte eventuell der Übersetzung geschuldet sein.

Dieses Buch ist die Vorlage zu dem Film „Wag the Dog“, der mit Dustin Hoffmann und Robert de Niro grandios verfilmt wurde.

Fazit:

Ein politischer Roman , der nach wie vor Gültigkeit hat, aber auf Grund der stellenweisen Langatmigkeit kann ich nur gute 3 Sterne vergeben.

Veröffentlicht am 01.02.2020

Hat mich nicht vollends überzeugt

Hochwürden stirbt grausam
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Katejan Lampič, seines Zeichens Pfarrer von Šmihelsa vas, einem kleinen Dorf unweit von Ljubljana (Laibach), wird ermordet aufgefunden. Doch Hochwürden ist nicht erschossen, erstochen oder auf ähnliche ...

Katejan Lampič, seines Zeichens Pfarrer von Šmihelsa vas, einem kleinen Dorf unweit von Ljubljana (Laibach), wird ermordet aufgefunden. Doch Hochwürden ist nicht erschossen, erstochen oder auf ähnliche (übliche) Art getötet worden, sondern von einer Bohrmaschine durchlöchert worden.
Hat sein Tod damit zu tun, dass das gespendete Geld für die Orgel spurlos verschwunden ist, aber der Pfarrer neben Wasserbett und opulent ausgestatteter Dusche auch gleich mehrere dicke Autos in der Garage stehen hat, während die Mehrzahl der Dorfbewohner mit Autos der Marken „Yugo“ oder „Zastava“ herumfahren? Und was hat es mit dem plötzlich verschwundenen uralten Tagebuch auf sich?

Die Ermittler müssen Steinchen für Steinchen umdrehen und sortieren, bis sie dem Geheimnis, das bis in das Jahr 1917 zurückreicht, auf die Spur kommen.

Meine Meinung:

Dieser Krimi aus Slowenien ist vermutlich für viele Leser schwer zu lesen, da Namen, Ortsbezeichnungen etc. natürlich auf slowenisch angegeben sind. Leider fehlt ein Glossar mit Lautschrift, so dass es die Leser immer wieder aus dem Lesefluss reißt.

Die Idee finde ich interessant, die Umsetzung ist nicht ganz so gelungen. Die Auflösung des Kriminalfalles zieht sich. Die Charaktere seien (lt. Klappentext) „typisch slowenisch“. Hm, grantige (=mürrische) Ermittler, wichtigtuerische Klatschbasen - die finden sich überall. Möglicherweise sind die, durch lange Jahre des Kommunismus, der katholischen Kirche entwöhnten Bewohner, ihren eigenen Aberglauben und tradierten Mythen verhaftet. Diese Facette der Charaktere ist recht gut herausgearbeitet.

Die Hinweise auf das „Wunder von Karfreit“ oder „die Schlacht von Karfreit“ je nachdem ob man dieses Gemetzel der 12.Isonzo-Schlacht Ende Oktober 1917 aus österreichischer (siegreich) oder italienischer Seite (Verlierer) sieht, regen an, sich mit den grausamen Schlachten des Ersten Weltkriegs zu beschäftigen.

Der Schreibstil wird als „schwarzhumorig, manchmal bissig und auf jeden Fall kurzweilig“ beschrieben. Die ersten beiden Eigenschaften kann ich durchaus bestätigen, aber kurzweilig ist der Krimi für mich nicht gewesen. Einige Längen haben mich doch ein wenig gestört, die dann durch eine unerwartete Wendung wieder ein wenig geglättet wurden.

Fazit:

Dieses KrimiDebüt hat mich nicht zur Gänze überzeugt, daher nur 3 Sterne.

Veröffentlicht am 31.01.2020

Hat mich leider nicht ganz überzeugt

Aux Champs-Élysées
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„Aux Champs Elysées“ ist ein recht ungewöhnlicher Krimi, der einige Thriller-Elemente enthält.

Doch nun zum Inhalt:

Nach 25 Ehejahren, in denen sich Claire für ihren Mann Philippe regelrecht aufgeopfert ...

„Aux Champs Elysées“ ist ein recht ungewöhnlicher Krimi, der einige Thriller-Elemente enthält.

Doch nun zum Inhalt:

Nach 25 Ehejahren, in denen sich Claire für ihren Mann Philippe regelrecht aufgeopfert hat, ihm den Rücken fr gehalten hat, den Haushalt geschupft und die beiden Töchter groß gezogen hat, legt sich in ihrem Verhalten ein Schalter um, und sie verbannt ihren Ehemann in einen Schrank im Keller.

Warum erst jetzt? Sie ist der ständigen Frauengeschichten überdrüssig. Vor allem, als sie entdeckt, dass Isabelle, Philippes Geliebte ein Kind erwartet.

Meine Meinung:

Hm, es ist nicht ganz einfach dieses Buch zu beschreiben. Die kurzen Kapitel gemahnen eher an ein Filmdrehbuch, mit vielen „harten Schnitten“ als an einen Krimi. Einerseits kann man Claire verstehen, dass sie sich an ihrem Mann rächen will, doch für mich bleibt die Frage, „warum erst jetzt?“ unbeantwortet. Sie webt das Gespinst der Rache dicht und bezieht auch Isabelle in ihren Feldzug ein. Die Spannung steigert sich zusehends und fällt dann leider abrupt ab. Das Ende hätte ich mir doch ein bisserl anders gewünscht.

Interessant sind die Charaktere rund um Claire. Zum einem die 80-jährige Emilie, die von ihrer Wohnung das Haus von Philippe und Claire bestens beobachten kann. Das hat mich an Alfred Hitchcocks Film „Das Fenster zum Hof“ erinnert. Aus Emilies Rolle hätte noch viel mehr herausgearbeitet werden können. Man spürt, wie sie an Claire zweifelt, wie sie das Böse wittert, sich aber immer wieder durch Claires Ablenkungsmanöver einlullen lässt. Ehrlich gesagt, habe ich an der einen oder anderen Stelle um die alte Frau ein wenig gebangt, weil ja Claire trotz ihres ausgefeilten Planes, ein wenig unberechenbar erschient.

Zum anderen ist der virile, farbige Kriminalbeamte eine vielschichtige Persönlichkeit. Er ist hin- und her gerissen zwischen Claire, die ihre Rolle als verzweifelte Ehefrau, sehr gut spielt, und seinem Job als Ermittler.

Dieser Krimi, der als „Paris-Krimi“ bezeichnet wird, könnte in jeder beliebigen Stadt spielen. Das Pariser Flair kommt nicht so recht zur Geltung.

Fazit:

Hat mich leider nicht so recht überzeugt. Daher nur 3 Sterne.

Veröffentlicht am 26.01.2020

NIcht einfach zu lesen

Grand Hotel Abgrund
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Autor Stuart Jeffries erklärt in 7 Kapiteln was es mit der „Frankfurter Schule“, einer der einflussreichsten philosophischen Richtung der 20. Jahrhunderts auf sich hat(te).


1900-1920
Die 1920er Jahre
Die ...

Autor Stuart Jeffries erklärt in 7 Kapiteln was es mit der „Frankfurter Schule“, einer der einflussreichsten philosophischen Richtung der 20. Jahrhunderts auf sich hat(te).


1900-1920
Die 1920er Jahre
Die 1930er Jahre
Die 1940er Jahre
Die 1950er Jahre
Die 1960er Jahre
Abschied vom Abgrund


Die „Frankfurter Schule“ gibt es längst nicht mehr. Dennoch wird über ihre Bedeutung, ihre Spuren und Auswirkungen nach wie vor trefflich gestritten.

Die Bezeichnung „Grand Hotel Abgrund“ hat für die Frankfurter Schule hat ausgerechnet Georg Lukács geprägt, der Theodor Adorno und seinen Mitstreitern vorgeworfen hat, sich nur in elitäre Interpretationen zu üben. „die Mitglieder der Frankfurter Schule lebten in einem „Grand Hotel Abgrund“, von dessen Terrasse aus sie bei einem Aperitif das Elend der Welt betrachteten“.

Der Großteil der Mitglieder der Frankfurter Schule stammt aus reichem, jüdischen Haus. Den meisten ist gemeinsam, das sie gegen ihre Väter rebellieren. Sie treten weder in das Familiengeschäft ein, noch heiraten sie die ausgesuchten Bräute. Das alles aus der bequeme Lage des sorgenfreien Lebens, auf Grund der finanziellen Unterstützung der Familie. Wie sagt man so schön? „Mit voller Hose ist leicht stinken.“ Jeffries zitiert hier mehrfach Siegmund Freud und verweist auf den „Ödipus-Komplex“. Viele können, wie Adorno und Horkheimer, aus Nazi-Deutschland flüchten.

Der Autor stellt die unterschiedlichen Vertreter der „Frankfurter Schule“ vor. Er spannt den Bogen von den Anfängen des Austromarxisten Carl Grünberg über Theodor Adorno, Max Horkheimer bis zur Gegenwart mit Jürgen Habermas und Axel Honneth. Ein Kapitel widmet sich den Philosophen der 1968er Bewegung, die die Gewalt auf die Straße bringt und letztlich scheitert.

Fazit:

Nicht immer einfach zu lesen, schwankt der Autor doch zwischen der historischen Berichterstattung, in die auch Anekdoten eingestreut sind, und einer intellektuellen Biografie der „Frankfurter Schule“ über deren philosophische Bedeutung. Daher erhält das Buch nur 3 Sterne.

Veröffentlicht am 19.01.2020

Einige wichtige Stationen fehlen

Auf Napoleons Spuren
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Historiker und Journalist Thomas Schuler begibt sich mit seinen Lesern auf eine Reise durch Europa und wandelt auf den Spuren Napoleons. Seine Stationen dabei sind:

Sankt-Bernhard-Pass
London
Regensburg
Venedig
Paris
Berlin
Moskau ...

Historiker und Journalist Thomas Schuler begibt sich mit seinen Lesern auf eine Reise durch Europa und wandelt auf den Spuren Napoleons. Seine Stationen dabei sind:

Sankt-Bernhard-Pass
London
Regensburg
Venedig
Paris
Berlin
Moskau
Kaub
Waterloo


Zu jeder dieser Station weiß der Autor einiges zu berichten.

Die Weltgeschichte wäre eine andere geworden, hätte der Maultierführer Napoleon und sein Maultier nicht vor dem Absturz auf dem St. Bernhard-Pass bewahrt.

Doch Napoleon in London? Dort war er doch nie, werden die Kenner von Napoleons Geschichte aufschreien. Dennoch finden sich Spuren des „Petite Caporal“ an vielen Orten. Apropos „petite“: Gebetsmühlenartig muss daraufhin gewiesen werden, dass Napoleon mit 1,68m eine durchschnittliche Körpergröße aufzuweisen hatte. Die unterschiedlichen Größenangaben basieren zum Teil auf den verschiedenen Einheiten der Längenmaße ich Europa. Jeder Herrschaftsbereich hatte andere Angabe zu „Fuß“. Und das berühmte „Petite Caporal“ hat nichts mit der Körpergröße zu tun, sondern damit, dass sich Napoleon zu Propagandazwecken als „einfaches“ Mitglied der Truppe bezeichnet hat.

Regensburg, Venedig, Paris, Berlin, Moskau, Waterloo - alle diese Stationen sind den meisten Lesern wohlbekannt, aber Kaub? Wo zur Hölle liegt dieser Ort und warum ist er hier in diese Liste aufgenommen?
Also, Kaub (damals noch Caub geschrieben) liegt am rechten Rheinufer zwischen Mainz und Koblenz. In der Silvesternacht 1813/1814 überquert General „Vorwärts“ Blücher mit seiner Armee den Rhein, um gemeinsam mit seinen, in der 6. Koalition gegen Napoleon, Verbündeten Richtung Frankreich zu ziehen. Der Düsseldorfer Maler Wilhelm Camphausen hat dieses Ereignis 45 Jahre später in einem Monumentalbild festgehalten.

In jedem der genannten Ort begibt sich der Autor in Museen, die oft ein Napoleon gewidmetes Zimmer oder Devotionalien aufbewahren. Er besichtigt Gedenkstätten, die den Gegnern gewidmet sind und zieht Querverbindung zu einem anderen Despoten, der sich als neuer Napoleon wähnt. Schuler verknüpft historische Zahlen, Daten Fakten mit seinen eigenen Gedanken und nimmt manchmal die Hilfe von Nachfahren von Mitstreitern (Nicolaus von Leuchtenberg, Nachfahre von Josephine de Beauharnais) in Anspruch. Er beleuchtet die historische Gestalt Napoleon in Zusammenhang mit dem genannten Ort.

Es gäbe vermutlich noch eine Reihe anderer Orte an denen Napoleon seine Spuren hinterlassen hat, die in diesem Buch keine Erwähnung findet.

Ein großes Manko ist allerdings, dass Thomas Schuler Wien auslässt. Immerhin hat er die Hauptstadt der Donaumonarchie gleich zweimal belagert, nämlich 1805 und 1809. 1805 hat man die Tore der Stadt kampflos geöffnet. 1809 hat es die erste Niederlage für Napoleon als Feldherr gesetzt, als sich Österreichs Erzherzog Karl in Aspern erfolgreich gegen die französischen Truppen zur Wehr gesetzt. Die vernichtende Niederlage Österreichs bei Wagram hat Napoleon ein zweites Mal ins Schloss Schönbrunn geführt. Wien hat für Napoleon auch noch eine private Komponente: Er erhält (quasi als Friedenspfand) Erzherzogin Marie Louise zur Frau. Sein Sohn Napoleon Franz Joseph Karl, König von Rom, später Herzog von Reichstadt, wird hier am Wiener Hof, nach Napoleons Sturz 1815, leben und 1832 sterben. Auch die Überführung des Sarkophages mit den sterblichen Überreste auf Befehl Adolf Hitlers 1940 ist dem Autor, der sonst gerne auf Hitler & Co. Bezug nimmt, keine Zeile wert.
Aber, vielleicht liegt es daran, dass in Wien sehr wenig an Napoleon erinnert. Es gibt zwar in der Lobau einen Rundgang, der an die ehemalige Stellungen erinnert sowie eine Lannesstraße (benannt nach Jean Lannes, jenem (einzigen?) Freund Napoleons, der hier von einer Kartätsche schwer verletzt wurde und der wenig später an Wundbrand verstorben ist). Im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien findet Napoleon Platz im „Saal der Revolutionen“. Auf dem Wiener Heldenplatz befindet sich an prominenter Stelle das Denkmal für Erzherzog Karl. In der kleinen Kapelle neben der Kirche in Aspern ist ein Museum eingerichtet und im ehemaligen Getreidespeicher von Essling, der 1809 heiß umkämpft war, findet man ein Diorama mit der Schlacht von Aspern und Essling.

Weder Fürst Metternich noch der „Wiener Kongress“, der sich zwischen September 1814 und Juni 1815, um die Neuordnung Europas nach Napoleons Niederlage, bemüht, ist dem Autor ebenfalls eine Erwähnung wert.

Auch Warschau kommt in diesem Buch nicht vor. Immerhin hat er dort mit der Gräfin Walewska, seiner langjährigen Geliebten, einen Sohn gezeugt.

Nach welchen Kriterien Thomas Schuler die Reise zu den hier beschriebenen Orten ausgewählt hat, ist leider nicht vermerkt.

Das Buch ist leicht zu lesen, enthält es doch jede Menge Histörchen in Zusammenhang mit Napoleon. Daher ist es auch für Leser interessant, die wenig mit Geschichte am Hut haben. Apropos Hut“ Dem Zweispitz Napoleons wird natürlich eine Menge Platz eingeräumt.

Beim katastrophalen Rückzug aus Moskau scheint der Autor ein wenig der Napoleonischen Propaganda von „General Winter“ Glauben zu schenken: Nicht die taktischen Fehler Napoleons (eine wenig motivierte Armee, schlecht ausgebildet und ausgerüstet, fehlende Versorgung etc.) seien für den Tod von zig-Tausenden Soldaten verantwortlich, sondern Eis und Schnee. 150 Jahre wird sich die Katastrophe wiederholen, weil wieder einmal ein Befehlshaber, seine Fähigkeiten überschätzt.

Positiv zu vermerken ist, dass es im Anhang zahlreiche Anmerkungen und weitere Literatur zu finden sind.

Fazit:

Das Buch ist leicht zu lesen, enthält Historie und Histörchen.
Das Fehlen von Wien als Station „Auf Napoleons Spuren“ kostet einen Stern. 3 Sterne