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Veröffentlicht am 22.03.2020

Mäßig schaurige Geschichte vor dem Hintergrund des 2. Weltkrieges

Die stummen Wächter von Lockwood Manor
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Die Einflüsse einer klassischen Gothic Novel sind im Roman von Jane Healey schon auf dem Klappentext erkennbar, das macht unheimlich neugierig auf die Geschichte.

Zu Beginn des 2. Weltkrieges werden große ...

Die Einflüsse einer klassischen Gothic Novel sind im Roman von Jane Healey schon auf dem Klappentext erkennbar, das macht unheimlich neugierig auf die Geschichte.

Zu Beginn des 2. Weltkrieges werden große Teile des Londoner Natural History Museums ausgelagert, um diese vor den Luftangriffen der Deutschen in Sicherheit zu bringen. Die Abteilung der Säugetiere findet zusammen mit der stellvertretenden Abteilungsleiterin Hetty Cartwright Unterkunft auf dem Landsitz Lockwood Manor. Neben der reduzierten Dienerschaft wohnen nur der Lord und seine Tochter Lucy in dem riesigen Gebäude. Schnell geschehen merkwürdige Dinge: Exponate verschwinden auf unerklärliche Weise, Gestalten schleichen nachts durch die Gänge, Lucy wird von Albträumen geplagt und auch Hetty zweifelt langsam an ihrem Verstand.

Das hätte eine richtig fesselnde, nervenaufreibende Geschichte werden können. Das schaurige Haus, das Geheimnis um Lady Lockwood, die ausgestopften Tiere, der Krieg als Hintergrund. Leider ist das Ganze nur mäßig spannend und gruselig eher gar nicht.

Die Autorin hat einen guten Schreibstil, sehr bild- und detailreich, aber Atmosphäre konnte für mich nicht vermittelt werden. Das liegt einmal sicherlich an der eher handlungsarmen Geschichte. Ohne besondere Wendungen, Überraschungen und Gruselmomente vergehen die Monate. Ein wirklicher Spannungsbogen hat sich für mich nicht aufgebaut.

Zum anderen ist die Geschichte überladen mit den Selbstreflektionen der beiden Protagonistinnen, die den Handlungsverlauf immer wieder hemmen. Gefühlt wird auch ständig über das Gleiche lamentiert. Zudem machen beide Frauen keine Entwicklung durch. Sie wachsen nicht an und mit den Geschehnissen. Zu allem Überfluss sind die Charaktere auch viel zu ähnlich gestaltet. Wären die Betrachtungen von Lucy nicht kursiv gesetzt, wüsste man manchmal gar nicht, wer von den beiden jetzt über seine Unzulänglichkeit klagt. Darüber, dass Hettys „Getue“ um die Exponate etwas Manisches hat und die verschiedenen Tiere ständig aufgezählt werden, könnte man dagegen noch hinwegsehen.

Der Schluss um Lord Lockwood überrascht, daraus hätte man aber mehr machen können. Das wurde dann wieder holterdipolter abgewickelt.

Leider war ich von diesem Roman enttäuscht, da wäre mehr drin gewesen.

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Veröffentlicht am 25.01.2020

Psychogramm, das erst zum Ende hin Fahrt aufnimmt

Neuschnee
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Der Klappentext dieses Thrillers verspricht alles, was man sich wünscht: Eine eingeschneite Lodge in den schottischen Highlands. Eine Clique, die zunächst homogen erscheint, dann aber schnell Risse in ...

Der Klappentext dieses Thrillers verspricht alles, was man sich wünscht: Eine eingeschneite Lodge in den schottischen Highlands. Eine Clique, die zunächst homogen erscheint, dann aber schnell Risse in ihrem Beziehungsgeflecht bekommt. Verdächtigungen, Eifersüchteleien, Geheimnisse und lange unterdrückte Gefühle werden unter dem Einfluss von zu viel Alkohol in der Silvesternacht für eine Person zum Verhängnis. Zudem treibt der Highland-Ripper sein Unwesen in der Gegend.

Diese Zutaten sind geradezu dafür gemacht, sich nägelkauend in einer Nacht durch die Geschichte zu lesen.

Bereits im ersten Kapitel erfährt der Leser, dass es am 2. Januar eine tote Person auf dem Gelände der Lodge gibt. Die Kapitel springen nun zwischen der Ankunft der Gäste am 30. Dezember (und den darauf folgenden Tagen) und dem 2. Januar hin und her, bis sich die Erzählstränge treffen. Dabei wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt.

Ein cleverer Schachzug der Autorin ist es, von der toten Person weder Namen noch Geschlecht preiszugeben. So bleibt man bis zum letzten Viertel des Buches im Unklaren, wer tot ist.

Alles nicht schlecht, auch Schreibstil und Atmosphäre stimmen. Leider entspricht der Klappentext aber nicht dem Großteil der Handlung, denn die besteht aus den schon besagten Psychogrammen der Clique. Rückblenden in die Studentenzeit und das Reflektieren über eigenes und fremdes Verhalten nehmen einen großen Raum ein. Kaum ein Charakter ist zudem sympathisch.

Das letzte Viertel hat es aber in sich und zeigt, dass die Autorin auch Spannung verbreiten kann. Das hätte man sich gerne früher gewünscht. Das Ende bot für mich dann noch eine Überraschung.

Das Buch habe ich ganz gern gelesen. Ein richtiger Thriller ist es nur zum Ende hin. Der Klappentext verspricht für mich leider mehr, als er halten kann. Daher gibt es nur drei Sterne.

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Veröffentlicht am 17.01.2020

Rätsel um ein verschwundenes Mädchen und eine Clique Verdächtiger

Bis ihr sie findet
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Ich hatte mich sehr auf diesen Thriller gefreut, leider konnte er meine Erwartungen nicht erfüllen.

Vor 30 Jahren verschwand die 14jährige Aurora beim Zelten mit der Clique ihrer Schwester. Über allen ...

Ich hatte mich sehr auf diesen Thriller gefreut, leider konnte er meine Erwartungen nicht erfüllen.

Vor 30 Jahren verschwand die 14jährige Aurora beim Zelten mit der Clique ihrer Schwester. Über allen Beteiligten hing der Verdacht, etwas damit zu tun zu haben. Als zufällig die Leiche entdeckt wird, beginnt der Verhörmarathon von Neuem.

Der Plot klingt spannend und so beginnt auch die Geschichte: Die Leiche wird entdeckt und nach und nach lernt man die Clique der Verdächtigen kennen. Schon bald wird klar, dass auch der Ermittler etwas zu verbergen hat.

Spannend wird es, wenn parallel zu den Verhören die Ereignisse von vor 30 Jahren häppchenweise bekannt werden. In der Kapitelüberschrift steht jeweils auch die Uhrzeit und so kommt man der Tatzeit immer näher...

Der Schreibstil ist flüssig und lässt sich gut lesen. Der Spannungsbogen flacht aber relativ schnell ab und kommt auch nicht mehr so richtig in die Gänge. Die Verhöre ziehen sich ziemlich in die Länge und bestimmen den Hauptteil der Handlung. Auch die Charaktere konnten mich nicht überzeugen. Allerdings bleibt man bis zum Schluss im Unklaren darüber, was damals passiert ist.

Dennoch gibt es für den Gesamteindruck dieses Thrillers von mir nur drei Sterne.

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Veröffentlicht am 24.12.2019

Deprimierende Sozialstudie

Was in jener Nacht geschah
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Ich breche selten ein Buch ab, aber ich musste mich jedes Mal aufraffen, um dieses Buch wieder in die Hand zu nehmen. Nach gut 200 Seiten habe ich beschlossen, dass ich es nicht beenden werde.

Der Klappentext ...

Ich breche selten ein Buch ab, aber ich musste mich jedes Mal aufraffen, um dieses Buch wieder in die Hand zu nehmen. Nach gut 200 Seiten habe ich beschlossen, dass ich es nicht beenden werde.

Der Klappentext liest sich wie ein Krimi: Ein Überfall findet statt, aber es gibt kein Opfer und die Polizei glaubt der einzigen Zeugin nicht.

Obwohl das Buch als Roman und nicht als Krimi oder Thriller betitelt wird, hatte ich etwas anderes erwartet.

Der Einstieg in die Geschichte ist die Befragung der Zeugin durch zwei Polizisten. Dann wird die Geschichte in den folgenden Kapiteln von hinten aufgerollt. Nach 200 Seiten weiß auch Stella, die Zeugin, was der Leser schon länger weiß, nämlich dass das Opfer ein Familienmitglied ist. Offen ist noch der genaue Tathergang.

Der Name der jeweils im Zentrum eines Kapitels stehenden Person ist gleichzeitig Kapitelüberschrift; fast ausnahmslos Frauen einer indigenen Familie. So erhält man häppchenweise Einblick in die Familie, die Beziehungen untereinander, ihre Probleme im Allgemeinen und im Besonderen.

Am Ende des Buches gibt es einen Familienstammbaum und der ist auch bitter nötig. Es waren einfach zu viele Personen (Frauen) mit diversen Schicksalen und dazu noch Spitznamen; das hat den Lesefluss gehörig ausgebremst. Ich habe ziemlich oft hinten nachschauen müssen, wer jetzt wieder im Fokus steht und um welche der vier Generationen es sich handelt.

Der Schreibstil ist eher sperrig als flüssig. Der Roman spielt im Winter, in einer sozial schwachen Gegend und so liest sich auch das Buch. Als ob über allem eine düstere Schneewolke hängt und alles niederdrückt. Es gibt nichts Optimistisches, Angenehmes oder Freundliches. Selbst wenn Stella liebevoll ihre Kinder knuddelt, legt sich ein Grauschleier über das Bild.

Der Roman hat in Kanada zahlreiche Preise gewonnen. Vielleicht fehlt mir schlicht der Zugang zu dem schwierigen Verhältnis zwischen den kanadischen Ureinwohnern und den Nachkommen der neuen Siedler.

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Veröffentlicht am 10.12.2019

Gute Idee, unvorhergesehenes Ende - aber viel zu lang

Nicht ein Wort
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Ich habe mich zwischenzeitlich ziemlich gequält, das Buch hat wirklich Längen.

Die sechsjährigen Zwillinge von Richter Scott Sampson werden entführt. Bald ist klar, was die Verbrecher wollen.

Soweit ...

Ich habe mich zwischenzeitlich ziemlich gequält, das Buch hat wirklich Längen.

Die sechsjährigen Zwillinge von Richter Scott Sampson werden entführt. Bald ist klar, was die Verbrecher wollen.

Soweit der Plot auf ein Minimum reduziert. Der Beginn des knapp 500 Seiten-Thrillers ist interessant und spannend, da jagt ein Ereignis das nächste. Dann sackt der Spannungsbogen ab, das war für mich ab Seite 75 der Fall. Es folgende noch einige Ereignisse, die das Geschehen voranbringen, aber kurz danach wird es wirklich düster, was den Nervenkitzel anbelangt. Der Vater (durchaus verständlich) ergeht sich als Ich- Erzähler in Selbstreflexion und Erinnerungen, bis zur Schmerzgrenze - für den Leser! Was auf den nächsten 300 Seiten an Handlung passiert, ist gering. Und so funktioniert für mich kein Thriller. Abwechselnd wollte ich den Richter und das Buch schütteln, damit es endlich mal irgendwie vorangeht. Ab Seite 408 (da kommt dann die überraschende Auflösung) poltert es bis zum Ende mit reichlich Action, die aber auch nicht ganz logisch ist. Wer bis zum Ende liest, kann und muss sich fragen, warum die Kinder überhaupt entführt wurden, da es noch etwas anderes gibt, was man gegen den Richter in der Hand hat.

Der Schreibstil ist gut, ohne Frage. Der Autor hat lediglich zwei Perspektiven gewählt, den Vater als Ich-Erzähler und die kurzen Sequenzen, wenn die Ebene zu den Entführern und den Opfern wechselt. Die spannenden Teile lassen sich flott lesen, die Atmosphäre wird jeweils treffend beschrieben. Die juristischen Details sind manchmal etwas dröge, aber notwendig. Da kann man auch noch was lernen, wenn man will.

Insgesamt war ich ziemlich enttäuscht, Cover und Klappentext versprechen mehr. Wer eine über den gesamten Text spannende Geschichte erwartet, ist hier eindeutig falsch. Ansprechen wird „Nicht ein Wort“ möglicherweise eher Psychologie-Fans.

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