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Veröffentlicht am 02.02.2020

Interessanter Reihenauftakt

Cold Case - Das verschwundene Mädchen
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In den frühen Morgenstunden eines stürmischen Tages wird Linnea in ihrem Haus von einem unbekannten Mann überfallen. Sie kann zunächst fliehen, wird dann aber doch von ihm aufgespürt, vergewaltigt und ...

In den frühen Morgenstunden eines stürmischen Tages wird Linnea in ihrem Haus von einem unbekannten Mann überfallen. Sie kann zunächst fliehen, wird dann aber doch von ihm aufgespürt, vergewaltigt und brutal ermordet. Schon bald hat die Polizei den Verdacht, dass es sich um einen Serientäter handelt, der immer dann zuschlägt, wenn die Männer der Frauen bereits das Haus verlassen haben. Die Angst geht um, denn niemand kann vorhersehen, wann und wo der Täter erneut zuschlagen wird. Er ist darauf bedacht, keinerlei Spuren zu hinterlassen. Durch eine Unachtsamkeit hinterlässt er bei einem Überfall allerdings doch einen Hinweis. Und genau diese Spur verknüpft sich mit dem alten, nie gelösten Fall, der damals 19-jährigen Annika, die nach einer Party spurlos verschwand. Tess Hjalmarsson ist eine Expertin für Cold Cases. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Marie Erling beginnt sie, den alten Fall erneut aufzurollen. Dabei sitzt ihnen die Zeit im Nacken, denn der Täter kann jederzeit erneut zuschlagen.....

"Das verschwundene Mädchen" ist der Auftakt zu einer neuen Cold-Case-Reihe, in der die Expertin Tess Hjalmarsson ermittelt. Der Einstieg in die Handlung gelingt mühelos, da man sich sofort mitten im spannenden Geschehen befindet und den Überfall auf Linnea beobachtet. Diese Szenen werden so eindringlich geschildert, dass man unmittelbar mit Linnea mitfiebert. Danach flacht die früh aufgebaute Spannung zwar etwas ab, doch der Autorin gelingt es hervorragend, das Interesse am Geschehen durchgehend zu schüren.

Das liegt sicher auch daran, dass man es hier gleich mit zwei Fällen zu tun hat. Denn man beobachtet sowohl die aktuellen Ermittlungen hinsichtlich des Serientäters, der sich auf die Frauen spezialisiert hat, die morgens allein im Haus sind, als auch die Ermittlungen im Fall der damals verschwundenen Annika. Da man sich nicht sicher sein kann, ob sich die Fälle tatsächlich verbinden werden, versucht man selbst beim Lesen Verbindungen zu ziehen. Damals scheint man beim Verschwinden von Annika längst nicht allen Hinweisen nachgegangen zu sein, sondern sich früh auf einen Verdächtigen, dem man dann aber doch nichts nachweisen konnte, festgelegt zu haben. Beim alten Fall ist also nichts so, wie es auf den ersten Blick scheint und das regt immer wieder selbst zum Mitermitteln an.

Da es sich hier um den Auftakt zu einer neuen Reihe handelt, werden die Hauptprotagonisten recht ausführlich eingeführt. Das geht zwar zu Lasten der bereits früh aufgebauten Spannung, lässt die Charaktere allerdings authentisch wirken. Auch wenn die privaten Nebenhandlungen manchmal die eigentlichen Ermittlungen in den Hintergrund rücken, bleibt das Interesse an beiden Fällen konstant erhalten. Der Autorin gelingt es hervorragend, die unterschiedlichen Fäden miteinander zu verknüpfen. Wenn man allerdings auf einen nervenaufreibenden Thriller hofft, der enorme, durchgehende Hochspannung liefert, dürfte man von diesem Auftakt ein wenig enttäuscht sein. Krimileser, die gerne selbst mitermitteln und es eher ruhiger bevorzugen, dürften hier allerdings voll auf ihre Kosten kommen.

Es handelt sich hier zwar nicht um einen hochspannenden Thriller, aber dennoch um einen interessanten Auftakt zu einer neuen Reihe, die ich gerne weiterverfolgen werde.

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Veröffentlicht am 31.01.2020

Gelungene Fortsetzung

Café Engel
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Wiesbaden, 1959: Im Café Engel bleiben die Gäste weg, denn die Konkurrenten locken mit Angeboten, moderneren Außenbereichen und besonderen Aktionen. Hilde weiß, dass sie unbedingt etwas unternehmen muss, ...

Wiesbaden, 1959: Im Café Engel bleiben die Gäste weg, denn die Konkurrenten locken mit Angeboten, moderneren Außenbereichen und besonderen Aktionen. Hilde weiß, dass sie unbedingt etwas unternehmen muss, damit das Café überleben kann. Doch Mutter Else sträubt sich gegen Veränderungen und hält nichts davon, einen Konditor einzustellen, der die Kundschaft mit leckeren Kreationen wieder zurück ins Café locken könnte. Ehemann Jean-Jacques verbringt die meiste Zeit auf seinem Weingut. Als er sich fast gar nicht mehr bei seiner Familie sehen lässt, aber dafür viel Zeit alleine mit einer Verwandten auf dem Weingut verbringt, handelt Hilde gewohnt impulsiv. Die Ehe steuert in eine heftige Krise....


Es handelt sich bei diesem Roman um den dritten Band der "Café Engel-Saga". Im Zentrum der Handlung steht die Familie Koch, die das Café Engel im Wiesbadener Kurviertel führt. Das Geschehen wird aus wechselnden Perspektiven betrachtet. Da diese immer mit dem Namen des Protagonisten, der gerade im Zentrum der Ereignisse steht, gekennzeichnet sind, fällt es leicht, den Überblick zu behalten. Der erneute Einstieg in die Reihe gelingt mühelos, denn die Autorin versteht es hervorragend, kleine Details aus der Vergangenheit einzustreuen, sodass man sich an frühere Ereignisse, die Protagonisten und die jeweiligen Beziehungen untereinander, erinnert. Man trifft auf alte Bekannte, aber auch auf neue Gesichter und schon bald fühlt man sich wieder ganz heimisch im Café Engel.

In all den Jahren hat sich einiges getan und auch jetzt kommt die Familie nicht zur Ruhe. Deshalb taucht man gerne wieder in die Caféhaus-Atmosphäre ein und genießt die Eigenarten der Familienmitglieder. Handlungsorte und Protagonisten werden dabei so lebendig beschrieben, dass man sie regelrecht vor Augen hat und schon beinahe meint, den Kaffeeduft zu riechen und das Geschirr klappern zu hören. Durch die unterschiedlichen Perspektiven bleibt die Handlung abwechslungsreich. Denn in dieser Familie ist einfach immer etwas los. Marie Lamballe gelingt es problemos, den damaligen Zeitgeist zu beschreiben und durch eine einzigartige Atmosphäre zu vermitteln.

Eine gelungene Fortsetzung der Saga. Bereits nach kurzer Zeit fühlt man sich wieder heimisch und mag diesen angenehmen Wohlfühl-Ort nicht mehr verlassen.

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Veröffentlicht am 28.01.2020

Zwei Versionen eines Lebens

Die andere Welt
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Peggy und Irving Alder werden im September 1978 Eltern. Das Besondere an diesem Roman sind die zwei Welten, die die Autorin aufzeigt. Denn Peggy und Irving bekommen ein einziges Kind, das sie Lou nennen. ...

Peggy und Irving Alder werden im September 1978 Eltern. Das Besondere an diesem Roman sind die zwei Welten, die die Autorin aufzeigt. Denn Peggy und Irving bekommen ein einziges Kind, das sie Lou nennen. Die Kurzform von Louise und Louis. In der einen Welt bekommen die beiden ein Mädchen und in der anderen einen Jungen. Es handelt sich also um ein und dieselbe Person, die sich nur durch das Geschlecht unterscheidet. Beide wachsen im selben Umfeld, in identischen familiären Verhältnissen und mit den gleichen Freunden auf. Und beide kehren ihrer Heimatstadt nach einem dramatischen Ereignis den Rücken. Doch sie müssen sich dreizehn Jahre später der Vergangenheit stellen und zurückkehren.

Die Handlung wird aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet, bei denen es auch Rückblenden in die Vergangenheit gibt. Allerdings sind sowohl die Wechsel mit dem Namen der Person, die gerade im Zentrum steht, als auch die Rückblicke mit der entsprechenden Jahresangabe gekennzeichnet. Da Louise und auch Louis in der jeweiligen Handlung allerdings als Lou bezeichnet werden, ist es wichtig, zunächst konzentriert zu lesen, um den Überblick zu behalten. Julie Cohen versteht es dabei hervorragend, Protagonisten und Handlungsorte so zu beschreiben, dass man sie mühelos vor Augen hat. Obwohl der Einstieg etwas gemächlich verläuft, sorgt ihr einfühlsamer Schreibstil dafür, dass man sich in der Geschichte sofort wohlfühlt und interessiert das Geschehen verfolgt.

Es ist erstaunlich, wie unterschiedlich die Lebensläufe der beiden sich, trotz der gleichen Voraussetzungen, entwickelt haben. Das zeigt sich auch am Verhältnis zu Eltern und besten Freunden. Louise und Louis müssen sich alten Konflikten stellen und Mut fassen, zu ihren Gefühlen zu stehen. Beim Lesen wird man zum Nachdenken angeregt. Es zeigt sich, wie sehr selbst kleine Entscheidungen das eigene Leben, aber auch das von anderen, beeinflussen können.

Dieser Roman hebt sich, durch die außergewöhnliche Idee, ein und dieselbe Person einmal als Mädchen und einmal als Jungen zu betrachten, aus der Masse hervor. Nach dem eher gemächlichen Einstieg nimmt die Handlung deutlich Fahrt auf und besticht dann durch eine emotionale Achterbahnfahrt der Gefühle.

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Veröffentlicht am 18.01.2020

Rasanter Thriller

Totenfänger
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Ein Groupie stirbt während eines Rockkonzerts an einer Überdosis. Der Kriminalreporter Jack Temple soll darüber berichten. Doch Jack Temple glaubt nicht daran, dass das junge Mädchen sich selbst etwas ...

Ein Groupie stirbt während eines Rockkonzerts an einer Überdosis. Der Kriminalreporter Jack Temple soll darüber berichten. Doch Jack Temple glaubt nicht daran, dass das junge Mädchen sich selbst etwas gespritzt oder Drogen eingenommen hat. Er sieht Parallelen zu dem Verschwinden seiner eigenen Tochter, von der seit Jahren jede Spur fehlt. Doch niemand glaubt an Jack Temples Theorie und deshalb beginnt er auf eigene Faust zu ermitteln. Dabei fördert er einige Ungereimtheiten ans Tageslicht. Plötzlich beginnen sich die Leichen in seinem näheren Umfeld zu häufen. Wer steckt dahinter und kann der Kriminalreporter den Wahnsinn stoppen?

Der Einstieg in diesen Thriller gelingt mühelos, da man sich sofort mitten im Geschehen befindet. Obwohl man die letzten Augenblicke im Leben des jungen Groupies beobachtet, kann man nicht genau einschätzen, was wirklich passiert ist und deshalb wird das Interesse sofort geweckt. Der Schreibstil des Autors ist äußerst lebendig. Er versteht es hervorragend, Handlungsorte und Protagonisten so zu beschreiben, dass man sie unmittelbar vor Augen hat und dadurch ganz in die mysteriösen Verstrickungen, zu denen es im Verlauf des Ganzen kommt, eintauchen kann. Man weiß schon bald nicht mehr, wem man vertrauen kann und was man glauben soll. Jack Temple selber, macht es einem auch nicht leicht, ihn einzuschätzen, da er einiges aus der Vergangenheit mit sich herumträgt und öfter Aussetzer hat, bei denen er nicht weiß, was er gemacht hat. Das gibt dem Ganzen einen zusätzlichen Reiz. Die Spannung wird früh aufgebaut und kann durch geschickt gesetzte Cliffhanger nicht nur durchgehend gehalten werden, sondern steigert sich stetig.

Die Puzzleteilchen fallen erst langsam an die richtige Stelle. Dadurch wirkt die Handlung kaum vorhersehbar. Immer, wenn man sich auf einen Verdächtigen eingeschossen hat, sorgen überraschende Wendungen dafür, dass man die eigenen Überlegungen über den Haufen werfen und neu ansetzen muss. Dadurch wirkt der Ausgang nicht vorhersehbar. Beim großen Finale geht es dann sehr spannend und actionreich zu, sodass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen mag. Zugegebenermaßen wirken die Beweggründe des Killers im Nachhinein arg konstruiert, doch spannend zu lesen ist dieser Thriller dennoch.

Ein rasantes Debüt, das durch durchgehende Spannung und geschickt gesetzte Cliffhanger überzeugt.

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Veröffentlicht am 02.01.2020

Durchgehend interessant

Der unschuldige Mörder
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Zackarias Levin verliert durch die Zeitungskrise seinen Job und auch im Privatleben läuft es alles andere als rund, denn seine langjährige Lebensgefährtin trennt sich von ihm. Zack kehrt Stockholm den ...

Zackarias Levin verliert durch die Zeitungskrise seinen Job und auch im Privatleben läuft es alles andere als rund, denn seine langjährige Lebensgefährtin trennt sich von ihm. Zack kehrt Stockholm den Rücken und zieht zurück zu seiner Mutter. In der schwedischen Provinz sind seine Chancen, einen gut bezahlten Job zu bekommen, allerdings noch schlechter. Da Zack vor Jahren "Literarisches Schreiben" studiert hat, beschließt er, einen Roman zu schreiben. Das Thema ist auch schnell gefunden, denn sein ehemaliger Studienfreund Adrian wurde vor Jahren für den Mord an Autor Leo Stark verurteilt, obwohl dessen Leiche nie aufgetaucht ist. Zack ist davon überzeugt, dass Adrian unschuldig ins Gefängnis kam. Er beginnt zu recherchieren, was damals wirklich geschah und will endlich die Wahrheit ans Licht bringen....

Die Handlung trägt sich auf zwei unterschiedlichen Zeitebenen, die abwechselnd verwendet werden, zu. Der aktuelle Strang des Jahres 2008 beschreibt Zacks Nachforschungen und die Fortschritte, die sein Roman durch die angestellten Recherchen nimmt. Zwischendurch gibt es immer wieder Rückblicke in das Jahr 1996. Das Jahr, in dem Zack sein Studium begann, seine Studienfreunde kennenlernte und gemeinsam mit ihnen auf den erfolgreichen, aber eher exentrischen Autor Leo Stark traf. Zunächst besinnt Zack sich auf seine eigenen Erinnerungen, doch bei seinen Recherchen stellt sich heraus, dass seine damaligen Freunde oft eine ganz andere Sicht auf die damaligen Ereignisse haben. Außerdem scheinen sie sich stark verändert zu haben.

Durch die wechselnden Perspektiven wird das Interesse an der Handlung sofort geweckt. Genau wie Zack, stellt man sich die Frage, was damals wirklich passiert ist. Nach und nach trägt Zack verschiedene Puzzleteile zusammen, doch an welche Stelle sie gelegt werden können, bleibt lange im Dunkeln. Dadurch bleibt die Handlung durchgehend interessant und man wird zum Miträtseln angeregt. Nichts ist so, wie es auf den ersten Blick scheint und das macht einen großen Reiz, der sonst eher gemächlichen Handlung aus. Wer auf spannende Cold-Case-Ermittlungen hofft, der dürfte enttäuscht werden, denn das hat dieses Buch nicht zu bieten. Da es aber auch als Roman deklariert ist, gibt es daran nichts auszusetzen. Denn die Handlung ist durchgehend interessant und die Auflösung wird erst ganz zum Schluss präsentiert.

Ein durchgehend interessanter Roman, der durch überraschende Wendungen punkten kann.

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