Ein Traum vom Glück
Ein Traum vom GlückDer historische Roman "Ein Traum vom Glück" bildet den ersten Teil der Ruhrpott-Saga von Eva Völler, der mitten ins Revier, nach Essen, im Jahre 1951 führt.
Nach der Flucht aus der Kriegshölle Berlin ...
Der historische Roman "Ein Traum vom Glück" bildet den ersten Teil der Ruhrpott-Saga von Eva Völler, der mitten ins Revier, nach Essen, im Jahre 1951 führt.
Nach der Flucht aus der Kriegshölle Berlin hat die junge Katharina Unterschlupf bei der Familie ihres verschollenen Mannes gefunden. Aber das Zusammenleben mit der barschen, zupackenden Schwiegermutter auf engem Raum fällt der lebenshungrigen Frau schwer. Sie will ein besseres Leben für sich und ihre beiden Töchter. Mit trotziger Entschlossenheit versucht sie, ihrem ärmlichen Umfeld zu entfliehen. Doch dann begegnet sie dem traumatisierten Kriegsheimkehrer Johannes ...
Das schlichte Cover ist überwiegend in verschiedenen Grau-Tönen gehalten und führt jedem Betrachter vor Augen, in welcher Epoche dieser historische Roman spielt. Es ist Nachkriegszeit, das Dritte Reich liegt in Schutt und Asche, und alle Überlebenden des Zweiten Weltkriegs müssen sich ein neues Leben inmitten von Ruinen aufbauen. Eine unbekannte Frau mit einem kleinen Mädchen an der Hand macht sich symbolisch auf den Weg, Sie wendet dem Betrachter den Rücken zu, hält sich aufrecht und geht unbeirrbar vorwärts. Vielleicht ist es die Hoffnung, sich ihren persönlichen Traum vom Glück erfüllen zu können, wie der aussagekräftige Titel nahelegt.
Es ist ein entbehrungsreiches, hartes Leben von mehreren Generationen in engen Siedlungshäuschen im Schatten der Zechen, wo die meisten heimgekehrten Männer ihr Auskommen finden, während ihre Frauen sich um ihre Kinder kümmern und alle häuslichen Pflichten übernehmen müssen. Die Arbeit unter Tage ist anstrengend und gefährlich, bleibende gesundheitliche Schäden und schwere Unfälle gehören zum täglichen Leben. Dennoch ist der erste Aufschwung der Wirtschaftswunderjahre zu spüren, die Menschen wollen wieder das Leben genießen und träumen vom sozialen Aufstieg.
Dies gilt auch für Katharina, die nach der Flucht aus Berlin mit ihren zwei Töchtern in dem kleinen Haus ihrer Schwiegermutter in Essen untergekommen ist und ihren Lebensunterhalt mit ihren Nähkünsten bestreitet. Ihr Mann ist vermisst, sie weiß nichts über sein Schicksal, kann nicht mit ihrer Ehe abschließen und ist in dieser schwierigen Situation gefangen. Sie möchte unbedingt auf ihren eigenen Füßen stehen und ihren Wunsch nach einem eigenen Modeatelier verwirklichen, um ihren zwei Töchtern eine gute Ausbildung zu sichern. Katharina ist eine kämpferische, sympathische junge Frau, die viele harte Schicksalsschläge ertragen musste, aber ihre Lebenslust und ihren Mut nicht verloren hat.
Dieser historische Roman von Eva Völler hat mich von der ersten Seite an gefangengenommen. Nicht zuletzt dank der direkten, unverfälschten Sprache fühlt man sich mitten ins Revier versetzt. Alle Protagonisten wirken lebendig und vertraut und wachsen jedem Leser im Laufe des Geschehens ans Herz. Exemplarisch möchte ich zwei Figuren erwähnen. Katharinas verwitwete Schwiegermutter Mine ist eine patente Frau, die unermüdlich für ihre Lieben sorgt und hinter einer herrischen Art ein riesengroßes Herz verbirgt. Auch der Kriegsheimkehrer Johannes ist durch seine Erlebnisse in der russischen Kriegsgefangenschaft schwer traumatisiert, kämpft sich ins normale Leben zurück und unterstützt den gemeinsamen Haushalt dank seines handwerklichen Geschicks.
"Ein Traum vom Glück" ist eine mitreißend erzählte, packende Lektüre mit viel Lokalkolorit, die mir aufgrund der emotionalen Achterbahnfahrt sehr nahe gegangen ist. Sie erzählt nicht nur eine anrührende Familien - und Liebesgeschichte, sondern spiegelt ein wichtiges Stück Zeitgeschichte. Ich bin von diesem gelungenen Auftakt der Ruhrpott-Saga begeistert und freue mich auf die weiteren Teile!