Profilbild von Clara

Clara

Lesejury Star
offline

Clara ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Clara über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.02.2020

Sympathische Charaktere und langweiliger Mordfall

Doggerland. Tiefer Fall (Ein Doggerland-Krimi 2)
0

„Doggerland – Tiefer Fall“ ist der zweite Band einer Krimiserie von Maria Adolfsson. Den ersten Teil kenne ich nicht, aber wie so häufig bei Krimis kann man die einzelnen Bücher gut unabhängig von einander ...

„Doggerland – Tiefer Fall“ ist der zweite Band einer Krimiserie von Maria Adolfsson. Den ersten Teil kenne ich nicht, aber wie so häufig bei Krimis kann man die einzelnen Bücher gut unabhängig von einander lesen.
Nachdem Kripobeamtin Karen Eiken Hornby im Einsatz verletzt wurde, ist sie schon längere Zeit krankgeschrieben, als ihr Chef, zu dem sie seit einem One night stand ein angespanntes Verhältnis hat, sie frühzeitig in den Dienst zurückruft. In Karens alter Heimat Noorö ist ein Mord passiert.

Karen war mir sofort sympathisch. Sie ist einerseits froh, nicht mehr tatenlos zu Hause sitzen zu müssen, gleichzeitig ist sie oft genervt von den Eigenarten ihrer Kollegen und Mitmenschen und hat am liebsten ihre Ruhe. Eine Einstellung, die vermutlich die meisten von uns nachvollziehen können. Hinzu kommt ihre sarkastische Art, wodurch sich viele Dialoge, in die Karen verwickelt ist, amüsant lesen.
Schauplatz ist eine fiktive Inselgruppe namens Doggerland. Das Klima ist rau, gerade um die Jahreswende und die Orte sind abgeschieden. Die Beschreibungen der Umgebung ließen mich bedauern, dass es Doggerland nicht wirklich gibt. Was die Charaktere und die Landschaft angeht, war dieses Buch ein voller Erfolg für mich. Leider konnte mich der Kriminalfall selbst nicht sonderlich überzeugen. Ein 72 Jahre alter Lehrer wird tot auf einem Felsvorsprung gefunden. Es dauert ewig, bis der Fall in die Gänge kommt. Seitenlang werden nur Gespräche geführt. Mit dem Pfarrer, mit den Angehörigen und mit Karens Verwandtschaft. In diesen Gesprächen geht es viel um die familiären Verstrickungen auf der Insel, wer mit wem verbandelt ist, welchen Beruf er hat usw. Es sind extrem viele Informationen, die auf den Leser einprasseln und viele sind noch nicht mal sonderlich relevant. Ich war froh, als Karen über Silvester nach Hause fährt um mit ihren Freunden zu feiern, denn es war eine willkommene Abwechslung zum trägen Tempo. Auch die Geschichte um Karens Freundin Aylin konnte mich fesseln. Die Autorin kann also durchaus interessant schreiben. Deswegen verstehe ich es absolut nicht, warum sie sich so eine Schlaftablette von Mordfall ausgedacht hat. Bis zur Seite 350 wusste ich über das Verbrechen im Grunde so wenig wie auf Seite 1 und die Frage nach dem warum war mir mittlerweile komplett egal.
Auf den letzten 50 Seiten wird es dann doch nochmal spannend, nicht wegen dem Mord, sondern wegen dem, was mit Karen passiert.
Obwohl ich diesem Buch nur 3 Sterne geben kann, möchte ich trotzdem noch mindestens einen weiteren Teil der Serie lesen. Schon um zu wissen, wie es mit Karen, Leo, Sigrid, Aylin und allen anderen weitergeht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.01.2020

Wenig originell

Offline - Du wolltest nicht erreichbar sein. Jetzt sitzt du in der Falle.
0

Es ist schon ein paar Jahre her, dass ich etwas von Arno Strobel gelesen habe. Der Klappentext von „Offline“ klang so spannend, dass es definitiv Zeit für mich wurde, wieder einmal zu einem seiner Bücher ...

Es ist schon ein paar Jahre her, dass ich etwas von Arno Strobel gelesen habe. Der Klappentext von „Offline“ klang so spannend, dass es definitiv Zeit für mich wurde, wieder einmal zu einem seiner Bücher zu greifen.
Ein paar Tage ohne Handy – bei diesem Gedanken bricht vermutlich fast jedem von uns der Schweiß aus. Vor allem, da das Programm dieser Detoxreise nicht wirklich gefüllt ist. Ein wenig wandern, ein wenig chillen in einem noch nicht eröffneten Luxushotel... Doch schon am ersten Tag wird einer der Teilnehmer schwer misshandelt aufgefunden.
Ich hatte beim Lesen gleich mehrere Déjà-vus. Schneesturm, abgeschnitten von der Außenwelt, gefesselt ans Haus – das erinnert an „Totengrund“ von Tess Gerritsen. Ein Täter, der seinen Opfern die Sinne raubt – das hatte ich kürzlich erst in „Die Schneelöwin“ von Camilla Läckberg gelesen.
Obwohl sich der Autor hier also nicht unbedingt mit originellen Ideen überschlägt, fesselte er mich mich etwas, das man am ehesten mit abstoßende Spannung beschreiben kann. Die Grundstimmung in diesem Thriller ist sehr unheimlich, es geht schon mehr in Richtung Horror. Abgeschnitten von der Außenwelt, du weißt nicht, wer ist Feind und wer Freund, so etwas möchte man sich nicht vorstellen. Der Täter verstümmelt seine Opfer auf grausamste Weise. Ich fühlte mich diesbezüglich schon bei der ersten Beschreibung mehr als genug informiert. Arnos Strobel setzt hier voll auf den Schockeffekt und wird nicht müde, den Zustand der Opfer immer wieder in allen Einzelheiten auszumalen. Mir war es too much und es war mir unangenehm, darüber zu lesen.
Der Thriller begann mit sehr hohem Tempo, am Anfang geht es wirklich Schlag auf Schlag. Im letzten Drittel passiert dann allerdings leider nicht mehr so viel außer endlosen Diskussionen: „Bist du, der Täter?“, „Nein, du?“. So dreht es sich immer wieder im Kreis. Auch die Abschnitte mit Annas Gedanken wurden mit der Zeit langweilig.
Dann kommt die Auflösung, die so was von unglaubwürdig ist, dass man nur noch den Kopf schütteln kann.
„Offline“ ist ein Thriller, denn man einfach so runterlesen kann und sich deswegen gut als Zuglektüre oder so eignet. Aber zusammengefasst ist es einfach völliger Quatsch und es gibt ähnliche Geschichten von anderen Autoren, die ich gelungener finde.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.09.2019

Die erste Hälfte war am besten

Perfectly Broken (Bedford-Reihe 1)
0

Nachdem ihr Freund bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist, steht Brooke völlig neben sich. Ein Umzug in das beschauliche Städtchen Bedford soll ihr bei einem Neustart helfen.
Ein neuer Job, eine ...

Nachdem ihr Freund bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist, steht Brooke völlig neben sich. Ein Umzug in das beschauliche Städtchen Bedford soll ihr bei einem Neustart helfen.
Ein neuer Job, eine neue Wohnung – es scheint, als würde es tatsächlich aufwärts gehen mit Brookes Gemütsverfassung. Vor allem ihr Nachbar trägt dazu bei. Aus Loyalität gegenüber ihrem verstorbenen Freund erlaubt Brooke es sich nicht, einen Mann kennenzulernen.
Trotzdem verbringt sie jeden Abend zu Hause und unterhält sich mit Chase durch die Wand. Diese Idee fand ich sehr süß und gelungen, vorallem als Chase dann auch noch begann, kitschige Liebesromane vorzulesen.
Brooke war mir zunächst sympathisch und ich fand ihr Zögern, sich auf einen neuen Mann einzulassen durchaus realistisch.
Ihre Freundin und Chefin Molly ist ein wenig durchgeknallt, lockert allerdings die Atmosphäre des Buches auf.
Allgemein hat der Roman einige humorvolle Momente. Mein persönliches Highlight war der Spitzname „Eselchen“, den Chase für Brooke gewählt hat. Darüber konnte ich bis zum Schluss immer wieder lachen.
Die ganze erste Hälfte hat mir sehr gut gefallen, da einfach alles sehr stimmig war.
Leider nahm meine Begeisterung für „Perfectly broken“ nach einer Weile immer mehr ab. Es gab einen Plottwist, den ich kürzlich sehr ähnlich in einem anderen Roman gelesen hatte und den ich deswegen wenig originell fand.
Zudem halte ich es für höchst unwahrscheinlich, dass zwei Menschen, die in dieser Konstellation zueinander stehen, zufällig aufeinander treffen.
Brooke hat die Angewohnheit, wenn ihr selbst die Worte fehlen, einfach nachzuplappern, was ihr Gegenüber gesagt hat. Je häufiger dies vorkam, desto nerviger wirkte es auf mich.
Generell werden die Dialoge im Verlauf der Geschichte immer hölzener.
So kam es, dass meine Meinung von „Perfectly broken“ eine Talfahrt von „Hach wie schön“ zu „Naja, geht schon so“ gemacht hat.
Schade.

Veröffentlicht am 08.09.2019

Wiedersehen mit der Familie Hayes

Für immer Rabbit Hayes
0

Erst vor wenigen Monaten habe ich Anna McPartlins Bestseller „Die letzten Tage von Rabbit Hayes“ gelesen und dachte mir, dass ein Davie und Juliet Spin-off eine tolle Idee wäre. Deswegen war ich begeistert, ...

Erst vor wenigen Monaten habe ich Anna McPartlins Bestseller „Die letzten Tage von Rabbit Hayes“ gelesen und dachte mir, dass ein Davie und Juliet Spin-off eine tolle Idee wäre. Deswegen war ich begeistert, als ich gesehen habe, dass es tatsächlich eine Fortsetzung geben wird.
„Für immer Rabbit Hayes“ schließt nahtlos an den Vorgängerroman an. Zu Beginn werden Rabbits letzte Minuten noch einmal wiederholt, diesmal aus der Sicht ihrer Mutter Molly. Anschließend begleiten wir die Familienmitglieder nach Hause und erleben sie in den ersten Stunden und Tagen ihrer Trauer.
Da ich das erste Buch wie bereits erwähnt erst kürzlich gelesen hatte, waren mir die Charaktere noch vertraut und es fiel mir sehr leicht, in die Geschichte hineinzukommen. Die ersten 150 Seiten sind so traurig und haben mich teilweise so berührt, dass ich den Tränen nahe war.
Nach der Trauerfeier macht die Handlung einen Sprung von einem Jahr und ab hier fing es an, dass ich den Roman leider etwas langatmig und wenig fesselnd fand. Erzählt werden die selben Situationen aus unterschiedlichen Perspektiven, wodurch es zu Überschneidungen und Wiederholungen kommt. Am interessantesten war noch, wenn Erinnerungen an Rabbit und ihre große Liebe Johnny auf den Tisch kamen, aber im Grunde war dies nur ein Aufguss aus dem ersten Buch.
Ganz zum Schluss, auf den letzten 50 Seiten konnte mich die Handlung noch einmal packen und am Ende schloss ich den Roman tatsächlich mit den Tränen in den Augen.

So schön, wie es war, der Familie Hayes ein zweites Mal zu begegnen, muss ich trotzdem sagen, wenn der erste Teil einfach 200 Seiten länger gewesen wäre, wäre es perfekt gewesen. So wurde sehr viel Drama aufgebaut um die Seiten zu füllen und trotzdem war mir die Handlung zwischendurch zu langweilig, so dass ich nur 3 Sterne geben kann.

Veröffentlicht am 07.09.2019

Am Rande einer Panikattacke

ATME!
0

Nile ist glücklich. Ihr Freund lässt sich scheiden und ist mit ihr zusammengezogen. Gemeinsam sind sie unterwegs, um ein Kleid für die Hochzeit zu finden. Doch während sie in der Umkleidekabine noch darüber ...

Nile ist glücklich. Ihr Freund lässt sich scheiden und ist mit ihr zusammengezogen. Gemeinsam sind sie unterwegs, um ein Kleid für die Hochzeit zu finden. Doch während sie in der Umkleidekabine noch darüber lacht, dass eine andere Kundin das gleiche Kleid anprobiert, verschwindet Ben spurlos Er geht nicht mehr ans Telefon, ist wie vom Erdboden verschluckt. Nile malt sich die schlimmsten Szenarien aus und befürchtet, Ben hatte einen Unfall oder wurde sogar entführt.

Die Geschichte ist in der Ich-Form aus Niles Sicht geschrieben. Sie spricht in kurzen Sätzen. Überdurchschnittlich viele davon beginnen mit „Und“. Nile springt zwischen Gegenwart, ihren Ängsten sowie Beschreibungen ihrer Beziehung mit Ben hin und her. Insbesondere am Anfang des Buches kam dadurch ein „Blabla“ Stil auf. Es wirkte wie ein langer Monolog, bei dem man ab einem bestimmten Punkt den Faden verliert, weil es so viele Informationen und so viel Durcheinander ist.

In ihrer Verzweiflung sucht Nile Bens Noch-Ehefrau Flo auf und ab hier wird die Handlung richtig spannend. Die beiden Frauen sind überraschend schnell bereit, sich zusammenzutun um Ben zu finden.
Flo ist in dieser Geschichte die Einzige, die den Eindruck vermittelt, einen kühlen Kopf zu bewahren und rational zu denken.
Nile steigert sich immer mehr in die Situation hinein und hat in ihrem Leben definitiv zu viele Krimis gesehen. An manchen Stellen musste ich lachen, da ich mir nicht vorstellen kann, dass jemand auf so verrückte Gedanken kommt.
Je weiter man liest, desto mehr kristallisiert sich heraus, dass Niles Beziehung zu Ben alles andere als gesund ist.

Obwohl Ben das Zentrum der Handlung ist, tritt er nicht persönlich in Erscheinung, so dass ich zwischendurch Zweifel an seiner Existenz hatte.
Seine Abwesenheit ist definitiv das, was die Spannung aufrecht hält und mich angetrieben hat, immer weiter zu lesen. Ich musste teilweise sogar dem Drang wieder stehen, einen kurzen Blick aufs Ende zu werfen, um hinter das Geheimnis zu kommen.

Zum Finale verwirrt die Autorin den Leser noch einige Male. Die Ereignisse überschlagen sich, weitere Personen betreten das Spielfeld und gleichzeitig spielt Niles Fantasie immer mehr verrückt.

Das Ende kommt einerseits als Schock, ist aber gleichzeitig so unlogisch und unwahrscheinlich, dass es mich etwas enttäuscht zurücklässt.
Mir gefällt, dass die Autorin dem Leser überlässt, das Gelesene zu interpretieren. Nur kommt mir die offensichtliche Lösung äußerst unrealistisch vor.

An „Atme!“ mochte ich insbesondere das hohe Erzähltempo und dass ich mitfiebern konnte, obwohl mir die Hauptfigur nicht sympathisch ist. Dafür, dass hier im Grunde nur zwei Personen vorkommen (Nile und Flo) überzeugte der Krimi auf jeden Fall durch Spannung und Kurzweiligkeit.
Nur hätte das Ende gerne etwas glaubhafter sein dürfen.