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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.02.2020

Hat mich gut unterhalten

Das Diamantcollier
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Arno Linder, klassischer Philologe an der Uni Wien, ist sesshaft und bieder geworden. Er hat seine große Liebe, die Anwältin Laura geheiratet und zwei entzückende, wenn auch lärmende Kinder bekommen. Alles ...

Arno Linder, klassischer Philologe an der Uni Wien, ist sesshaft und bieder geworden. Er hat seine große Liebe, die Anwältin Laura geheiratet und zwei entzückende, wenn auch lärmende Kinder bekommen. Alles Eitel Wonne, oder?

Da kommt ihm der Auftrag von Laura, Irenes verschwundenes Diamantencollier zu suchen, gerade recht. Linder schlüpft wieder in die Rolle des Kleinganoven, aktiviert seine früheren Kontakte und findet sich unversehens in einer Familientragödie, die in den 1930er Jahren ihren Ausgang genommen hat wieder. Es geht um ein Immobilienvermögen, den Schatz des Sultans und ein abgängiges Familienmitglied.

Meine Meinung:

Ich habe mich sehr gefreut, wieder einen Fall mit Arno LInder lösen zu dürfen. Zwischendurch habe ich die vage Idee gehabt, dass das Diamantencollier von Irene gar nicht verschwunden, ja sogar gar nicht existent ist, sondern Arno beschäftigt werden musste. Dass er dann in einen echten Kriminalfall verwickelt worden ist, ist der Schreibkunst von Martin Mucha zu verdanken.
Diese Band beschert uns auch ein Wiedersehen mit der einen oder anderen Figur aus Arnos früherem Leben. Der alte Steinschneider ist so einer. Ein wenig zwielichtig, hat er nach wie vor Kontakte zu allerlei lichtscheuem Gesindel.

Der Schreibstil ist wie immer herrlich wienerisch. Diesmal verwendet Mucha nicht den alten, urwiener Dialekt, der mit Wörtern aus dem Jiddischen oder dem Rotwelschen durchsetzt ist, sondern modernisiert die Sprache. Ein Konglomerat aus den vielen Sprachen, die in Wien gesprochen werden, grammatisch falsch und stakkatoartig abgehackt.

Die rasante Tour durch Wien führt uns vom opulenten Hotel Imperial, in dem für gewöhnlich Staatsgäste absteigen bis hin zu verwahrlosen Lagerhallen und einer ehemals mondänen, nun aber verfallenen Villa.

Fazit:

Eine rasante Jagd durch das sommerliche Wien, wo mehr auf dem Spiel steht, als nur der Verlust von ein paar Klunkern. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 16.02.2020

Hat mich gut unterhalten

Lava und Wellen: Tod in einer Tropennacht
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Der ehemalige Mitarbeiter der Pariser Kriminalpolizei Lucien Mahé will sich in der Heimat seiner Mutter, auf der schönen Insel La Réunion niederlassen.

Nachdem er erst vor wenigen Wochen mit dem örtlichen ...

Der ehemalige Mitarbeiter der Pariser Kriminalpolizei Lucien Mahé will sich in der Heimat seiner Mutter, auf der schönen Insel La Réunion niederlassen.

Nachdem er erst vor wenigen Wochen mit dem örtlichen Polizisten Tulon zusammengekracht ist, will er noch ein paar Urlaubstage mit Tochter Alizeé und deren Freund Yannick verbringen.
Blöderweise verdreht ihm die schöne Nadja kurzerhand den Kopf und schon ist Lucien der Mordverdächtige Nr. 1, denn Nadja wird am Morgen nach dem One-Night-Stand mit Lucien tot am Strand aufgefunden. Außerdem werden der Polizei kompromittierende Fotos von Lucien und Nadja zugespielt.

Tulon hat endlich seine Rache und kann Mahé einsperren. Doch da hat er die Rechnung ohne Luciens Freunde gemacht: Zuerst einmal zahlt Melissa die Kaution und dann beginnen Alizeé, Yannick und Denis zu ermitteln.

Meine Meinung:

Wieder ein leicht lesbarer Krimi, der einen in eine wunderschöne Urlaubsregion entführt. Mehrfache Perspektivenwechsel und das Geplänkel zwischen Mahé und Tulon lassen die Seiten nur so dahin fliegen. Immerhin entwickelt sich Tulon ein wenig weiter. Er ist nicht mehr ganz so der Kotzbrocken. Seine private Situation ist natürlich auch nicht einfach. Eigentlich ist er ja aus dem Elsass und muss, wie in Frankreich üblich, auch Dienst in den Überseedepartments machen. Das und die Untreue seiner Frau haben ihn zum Ekelpaket werden lassen. Doch am Ende dieses Falles scheint sich eine Entspannung im Umgang mit Lucien Mahé anzubahnen.

Außerdem werden aktuelle Themen wie häusliche Gewalt und Betrug mit angeblicher Bio-Ware aufgegriffen. Ich denke, gerade im Bereich „bio“ und „green“-Zertifizierung liegt einiger Stoff für Krimis verborgen. Da freue ich mich auf einen neuen Fall.

Fazit:

Ein flüssig lesbarer Krimi, der mich gut unterhalten hat. gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 12.02.2020

Fesselnd bis zur letzten Seite

Solothurn tanzt mit dem Teufel
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Es ist Fasnacht und in Solothurn herrscht Ausnahmezustand. Die Menschen tanzen verkleidet durch die Stadt, deren Straßenschilder ebenfalls „verkleidet“ sprich ausgewechselt sind. Kein Wunder, dass inmitten ...

Es ist Fasnacht und in Solothurn herrscht Ausnahmezustand. Die Menschen tanzen verkleidet durch die Stadt, deren Straßenschilder ebenfalls „verkleidet“ sprich ausgewechselt sind. Kein Wunder, dass inmitten dieses Trubels niemand den Mord an einer jungen Frau bemerkt hat.

Dominik Dornach und sein Team übernehmen den Fall, zumal eine Tätowierung am Oberschenkel der Toten auf organisierte Kriminalität hinweist. Dieses Tatoo wird als Zeichen des Teufels interpretiert, den einige Leute in Solothurn auch leibhaftig gesehen haben wollen. Eh klar, es ist Fasnacht.

Nahezu zeitgleich wird auf Pia, Dominiks Tochter, und Rafik, ihrem Freund, die im Rahmen eines UNO-Hilfsprojekts im Irak leben, ein Attentat verübt. Rafik stirbt und Pia ist schwer verletzt.

Dornach überlässt die Ermittlungen Angela Casagrande, die mit ihren eigenen Dämonen aus der Vergangenheit kämpfen muss, und fliegt zu seiner Tochter.

Ach ja, und da ist dann noch Jana Cranach, die mit einem mächtigen Showdown ihren Abgang inszeniert.

Hat bei allen diesen Ereignissen der Teufel seine Hand im Spiel?

Meine Meinung:

Autor Christof Gasser versteht es auch diesmal meisterhaft, seine Leser zu fesseln. Immer wieder gibt es kurze Rückblenden auf die Vorgänger, so dass es nicht unbedingt nötig ist, diese zu kennen. Dennoch empfehle ich die zu lesen. Man brächte sich ansonsten um spannende Lesestunden.

Die Charaktere sind wieder gut herausgearbeitet. Die ecken und Kanten machen die Figuren liebenswert. Dominik Dornach hat leider wenig Glück bei Frauen. Auch diesmal fällt er auf eine schöne, intelligente und höchst skrupellose Frau herein. Das ist wohl seine große Schwäche.

Ich hoffe, dass dies nicht der letzte Fall für Dornach und sein Team ist. Immerhin muss noch die Frage, wer der neue Chef werden wird, geklärt werden. Dornach oder Casagrande? Das ist die große Frage, die uns vielleicht im nächsten Band beschäftigen wird.

Fazit:

Ein bis zur letzten Seite spannender Krimi, dem ich gerne 5 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 12.02.2020

Unfall oder Mord? Das ist hier die Frage

Steirerstern
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In ihrem zehnten Fall müssen Sandra Mohr und Sascha Bergmann in einem unklaren Treppensturz ermitteln. Ausgerechnet David, Bergmanns Sohn, glaubt, dass Luigis Sturz über die Stiege kein Unfall gewesen ...

In ihrem zehnten Fall müssen Sandra Mohr und Sascha Bergmann in einem unklaren Treppensturz ermitteln. Ausgerechnet David, Bergmanns Sohn, glaubt, dass Luigis Sturz über die Stiege kein Unfall gewesen ist. Ein Fall oder doch kein Fall für die Mordermittler?

Die beiden tauchen in die kleine Welt der steirischen Rock-Pop-Volx-Musik ein, in der es - gefühlt - mehr Egoisten und Neider gibt, als irgendwo sonst auf der Welt. Für die Sängerin Jessica Wind sind ihre Bandmitglieder schnell austauschbar. Wer seine Leistung nicht bringt, wird ersetzt. Das musste auch Niko Stein erleben, der wegen einer seltenen Krankheit aus der Band geflogen ist.
Welche Rolle der Manager Karl „Charlie“ Braun spielt und was es mit dem durch geknallten Fan auf sich hat, lest bitte selbst ...

Meine Meinung:

Dieser zehnte Fall ist ein wenig anders als die vorhergehenden. Diesmal kommt Bergmanns Sohn David eine etwas größere Rolle zu.

So ganz nebenbei, entlarven die Ermittler einen jungen Mann, der vom Opfer zum Täter wird.

Das Team erhält mit Renate Puntigam eine nicht ganz so hilfreiche Verstärkung. Ich hoffe, die wird bald abgezogen. Sie benimmt sich wie der sprichwörtliche Elefant im Porzellanladen und nicht nur wegen ihres Körpergewichts.
Auch Sandras Freundin Andrea darf wieder vorbeischauen und stellt die Hypothese auf, dass Sandra für den Macho Bergmann doch mehr als kollegiale Gefühle hegt.

Ganz, ganz fies ist der Cliffhanger, mit dem das Buch endet. Ich hoffe, dass wir nicht ein ganzes Jahr warten müssen, bis der nächste Band herauskommt. Nun ja, im Vorwort steht, dass die Autorin bereits an Krimi Nr. 11 schreibt. Na dann, schnell in die Tasten hauen, bitte.

Fazit:

Ein Krimi, der Einblick in den mühsamen Alltag der Polizei und die schillernde Welt der Rock-Pop-Volx-Musik gibt. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 10.02.2020

Harte Kost

Geißel der Menschheit
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"Nur wenn wir aus der Vergangenheit eine Lehre ziehen, gibt eine wirkliche Hoffnung für die Zukunft"

Auch wenn viele Leser glauben, (fast) alles über den Holocaust zu wissen, dieses Buch wird sie eines ...

"Nur wenn wir aus der Vergangenheit eine Lehre ziehen, gibt eine wirkliche Hoffnung für die Zukunft"

Auch wenn viele Leser glauben, (fast) alles über den Holocaust zu wissen, dieses Buch wird sie eines besseren belehren.

Der Autor liefert in diesem Buch, das auf der Basis von Augenzeugenberichten, geheimen und weniger geheimen Dokumenten aus den Archiven der Wehrmacht sowie aus den Akten des Nürnberger Kriegsverbrecherprozesses stammen, ein umfassendes Kompendium des Grauens. Die Details sind so grauenvoll, dass das Buch eigentlich nicht erscheinen sollte. Niemand konnte und wollte sich vorstellen, dass dies wirklich geschehen ist.

Der Autor erwähnt so verstörende grausame Einzelheiten wie: Die Knochen der Ermordeten wurden fein zermahlen und als Dünger auf die Felder aufgebracht. Oder mit den abgeschnittenen Haaren der Menschen wurden Matratzen gestopft. Ob die darauf Schlafenden deswegen Albträume hatten?

Doch hier kommt die peinlich genaue, fast schon pathologisch anmutende, Akkuratesse der Nazis, alles aufzeichnen zu wollen, zum Tragen. Obwohl man sich in den letzten Kriegstagen bemüht hat, belastendes Material zu vernichten, ist noch genügend davon übrig geblieben. Listen über Listen von geraubten Kunstschätzen, Möbeln oder Schmuckstücken - alles fein säuberlich dokumentiert. Es wird über die Menschenversuche genau Buch geführt.

Und wer glaubt, dass nur Männer an diesem Terror beteiligt waren, irrt. Dutzende Frauen haben mit besonderer Härte Häftlinge gequält und getötet.

Das Buch ist, neben einer Einleitung von Moshe Zuckermann, einem Vorwort zur westdeutschen Ausgabe und einem Prolog in sieben Kapitel eingeteilt:

Die Instrumente der Hitlertyrannei
Misshandlung und Ermordung von Kriegsgefangenen
Kriegsverbrechen auf hoher See
Misshandlung und Ermordung der Zivilbevölkerung im besetzten Gebiet
Zwangsarbeit
Konzentrationslager
Die Endlösung der Judenfrage

Dem Epilog folgen noch Anhang, Namensregister und Anmerkungen. Mir persönlich fehlt ein Verzeichnis der Fotos. Das Foto auf dem Cover ist das wohl bekannteste. Es wurde vermutlich im April 1943 im Warschauer Getto aufgenommen. Einige Fotos, manche grobkörnig, andere gestochen scharf, zeigen die Unmenschlichkeit des Naziregimes.

Interessant sind die Worte im Epilog zu den Ausstellungen in Vernichtungslagern wie Auschwitz oder Dachau. Dort können die Besucher das Grauen nur entfernt erahnen, denn die Baracken sind klinisch sauber. Es fehlt der Gestank des Todes, der menschlichen Exkremente und der süßliche Geruch der verbannten Leichen.

Das hat schon Ginette Kolinka in ihrer Biografie „Rückkehr nach Birkenau“ festgestellt. Sie beschreibt das so: „Ich mag Auschwitz nicht, diese leicht voyeuristische Anhäufung. Ich habe das Gefühl, dass dort alles zum Mitleid bewegen soll. Das hat mich nie beeindruckt.“

Fazit:

Ein Buch, trotz allem unbedingt gelesen werden muss. Wenn heute, im Jahr 2020 der Antisemitismus wieder zunimmt, so kann man nur sagen „Wehret den Anfängen“.