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Abibliophobia

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.10.2022

Wie man in den Wald hineinruft...

Spaziergang zu dir selbst
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Ich bin ein großer Fan von Biyon, seinem Podcast und seinen Videos und ich liebe spazieren gehen im Wald. Die ideale Voraussetzung für diese Lektüre. Ich komme generell im Wald sehr schnell runter und ...

Ich bin ein großer Fan von Biyon, seinem Podcast und seinen Videos und ich liebe spazieren gehen im Wald. Die ideale Voraussetzung für diese Lektüre. Ich komme generell im Wald sehr schnell runter und zur Ruhe und kann wunderbar die Natur genießen. Der Wald strahlt eine Ruhe aus, die ich sehr genieße, ähnlich wie der Blick aufs Meer. Daher bin ich unfassbar gespannt, welche neuen Erkenntnisse ich über den Wald und über mich selbst über Biyon erreiche. Vermutlich wie immer auf seine positive Art, die einen einfach zum Lächeln bringen miss.
Schon im Vorwort spricht Biyon mir aus dem Herzen: der Wald beruhigt und stärkt zugleich. Der Veröffentlichungszeitpunkt ist natürlich perfekt, da der Herbst die schönste Jahreszeit im Wald ist.
„Egal wo wir hingehen, wir nehmen uns mit“ das sind so kraftvolle Sätze, die einfach direkt ins Herz gehen.
Die Illustrationen des Buches sind so schön und liebevoll gestaltet. Über die QR-Codes bekommt man das Gefühl direkt neben Biyon herzulaufen. Der ganze Stress, die ganze Hektik, auch mich zieht es immer wieder zum Ursprung auf der Suche nach Ruhe.
Biyon hat diese unvergleichliche Art einen direkt anzusprechen, man fühlt sich sehr direkt berührt von seinen warmen Worten. Das ist absolut unglaublich, denn mir war ein fremder noch nie so nah. Er kann wirklich hervorragend Verbindungen zu Menschen aufbauen.
Selbst beim Lesen komme ich bereits zur Ruhe. Man bekommt so viel Lust auf die Natur, dass man das Buch weglegt und erst einmal in den Wald eintaucht. Teile des Buches habe ich im Wald gelesen, was nochmal eine ganz andere Atmosphäre schafft, richtig erhaben und unglaublich positiv.
Geschickt webt Biyon seine eigene Geschichte und Erfahrungen ein, sodass man Biyon noch ein Stück näher kommt. Eine wunderschöne Verbindung, man fühlt sich gehört, ernst genommen und beraten.
So viel Weisheit und Schönheit in einem Buch, das Lesen ist bereits eine wertvolle Erfahrung.
Biyon und der Wald haben eine gleichermaßen beruhigende, aber auch motivierende Wirkung auf mich. Wenn man sich Zeit für dieses Buch nimmt, gibt es einem unerwartet viel.
Ich liebe Biyon und ich liebe den Wald und nach diesem Buch liebe ich beides noch ein wenig mehr.

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Veröffentlicht am 08.06.2022

So viel mehr als Sterbehilfe

Die sieben Schalen des Zorns
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Das Cover des Buches wirkt im ersten Moment wie ein 08/15 Krimi, der Titel weckt bei mir keine Assoziationen, ergibt nach der Lektüre aber durchaus Sinn.
Der Klappentext ist kurz, aber aussagekräftig. ...

Das Cover des Buches wirkt im ersten Moment wie ein 08/15 Krimi, der Titel weckt bei mir keine Assoziationen, ergibt nach der Lektüre aber durchaus Sinn.
Der Klappentext ist kurz, aber aussagekräftig. Er erinnert mich an Gott von Ferdinand von Schirach, daher war ich sehr gespannt und hatte hohe Erwartungen im Hinblick auf Spannung und gute Unterhaltung an das Buch.
Nicht nur der Schutzumschlag, auch das Buch ist schön gestaltet, der schwarze Einband ist ein toller Kontrast und passt super zum Thema. Das Thema ist mir nicht unbekannt, da ich bereits einiges über Sterbehilfe gelesen haben, daher war der persönliche Einstieg ins Thema sofort gegeben. Tatsächlich ist dies ein Thema, das mich sehr beschäftigt. Angst vorm Sterben habe ich nicht, aber davor, dass ich mein Leben voller Schmerzen beenden will, aber es nicht mehr selbst kann. Dieses sensible Thema greift Thiele sehr gut auf und trifft damit einen Nerv. Hier muss Deutschland seine Gesetze wirklich überarbeiten und die Bedürfnisse der Gesellschaft neu denken.
Ich habe bereits „Das Echo des Schweigens“ gelesen und war restlos begeistert. Thielen ist ein sehr guter Jurist und ein noch besserer Autor.
Die Charaktere werden langsam eingeführt, jeder mit seiner eigenen starken Seite und seiner persönlichen Geschichte. Zu Beginn hatte ich Sorge, dass mich der Plot zu sehr an Schirach erinnert, aber auch wenn Thiele sehr sachlich schildert, hat er doch einen ganz anderen, überzeugenden Erzählstil. Er schreibt sehr eindringlich und ansprechend ohne zu werten oder aufdringlich zu sein.
So sehr es auch fesselt, si schwer ist es an einigen Stellen zu lesen. Max Kindheitserinnerungen ließen mir die Tränen übers Gesicht laufen und ich war so erschüttert, dass ich das Buch sogar kurz weglegen musste.
Mit leisen Worten zeigt Thiele dem Leser unauffällig zwischen der Handlung, worauf es wirklich ankommt, was man bereut, wenn es zu spät ist und was im Leben wirklich zählt. Man trägt das Buch im Herzen, aber auch im Kopf. Nie habe ich ein Buch gelesen, dass die Bedürfnisse von Herz und Kopf so treffend auf den Punkt bringt, ohne belehrend daher zu kommen. Die Kapitel springen in der Zeit, aber ich bin noch nie so schnell und tief in das jeweilige Jahrzehnt eingetaucht und habe die Handlung um mich herum vergessen.
Das Buch geht so viel tiefer, als zu Anfang erwartet. Sterbehilfe ist nur eine der vielen existenziellen Fragen, um die es in diesem Roman geht. Man hinterfragt alles: die verschiedenen Blickwinkel der Protagonisten, aber auch seine eigene Meinung zum Thema.
Beim lesen traut man keinem mehr, was einen riesen Spannungsaufbau erzeugt. Ein überaus gelungenes Buch, dass mich aus so vielen Gründen gefesselt hat. Eine ganz klare Leseempfehlung für ein Buch mit Tiefgang, das auch nach dem Lesen noch in einem arbeitet.

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Veröffentlicht am 07.04.2022

Ein Jahr, eine Geschichte

Im Rausch des Aufruhrs
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Öfter mal etwas Neues probieren war mein Motto für dieses Buch. Daher widme ich mich diesmal einem Sachbuch zur deutschen Geschichte, genauer gesagt zum Jahr 1923, obwohl ich Geschichtsbüchern seit der ...

Öfter mal etwas Neues probieren war mein Motto für dieses Buch. Daher widme ich mich diesmal einem Sachbuch zur deutschen Geschichte, genauer gesagt zum Jahr 1923, obwohl ich Geschichtsbüchern seit der Schulzeit bewusst aus dem Weg gehe. Das Cover spricht mich nicht direkt an, was aber wie gesagt an meiner offenkundigen (früheren) Abneigung gegenüber Geschichtsbüchern liegt. Dafür bin ich absoluter Fan der goldenen Zwanziger und um es vorweg zu nehmen: jetzt auch von Geschichtsbüchern, wenn sie so geschrieben sind wie dieses hier.
Die Aufteilung des Buches nach Kalendermonaten spricht mich direkt an und passt hervorragend zur restlichen sehr guten Strukturierung dieser Lektüre. Die Schwarzweiß-Fotos zu Beginn der Kapitel sind mit einer liebevollen und informativen Bildbeschreibung versehen und heben sich auf schwarzem Hintergrund sehr schön ab.
Wie bereits erwähnt bin ich im Geschichtsbereich wirklich nicht bewandert, daher war ich umso gespannter, ob dieses Buch mich zu fesseln vermag. Die kurzen Einführungen in kursiver Schrift vor jedem Monat und die prägnanten Erklärungen sind auch für Geschichtslaien verständlich formuliert. Mit einer Prise Humor und Sarkasmus kommen die kurzen, intelligent formulierten Sätze daher.
Vielleicht ist es sogar von Vorteil, dass ich einige Personen nicht kenne, so hat man eine vorurteilsfreie Sicht auf die Geschehnisse. Das Buch ist voller schöner Sätze wie „wer die Welt von unten kennt, kennt die Sehnsucht nach ganz oben!“. Treffende Formulierungen, die wunderbar in die damalige Zeit passen. Das Buch bietet Informationen wie am Fließband, ohne auch nur einmal überladen zu wirken, im Gegenteil, es ist äußerst fesselnd. Die Übergänge sind fließend, eine Formulierung ist gekonnter, als die andere.
Es macht absolut Lust auf deutsche Geschichte, immer wieder habe ich es zur Seite gelegt, um noch mehr Hintergründe zu recherchieren. Bereits im Monat Februar war ich überwältigt davon, was in einem Jahr alles geschehen kann. Die Inflation wird immer wieder eingebracht und steht für die Schnelligkeit und den Verfall der Werte.
Während des Lesens musste ich immer wieder an meine verstorbene Oma denken, die 1925 geboren ist. Wenn es ein Buch schafft, dass man sich herbeisehnt mit seiner Verwandtschaft nochmal über die Zeit zu sprechen und Fragen zu stellen, hat man als Autor alles richtig gemacht.
Jeder Bereich, sei es Literatur, Unterhalten, Landwirtschaft oder Kunst, ist unfassbar spannend erzählt. Da ich aus dem Ruhrgebiet komme ist der Bezug dazu ebenfalls ein weiterer interessanter Punkt.
In der aktuellen Situation ist es durchaus beklemmend über die grausamen Zustände zu lesen, gerade die Knappheit der Lebensmittel und die Inflation lesen sich wie ein worst case Szenario unserer baldigen Zukunft. Dennoch ist das Buch uneingeschränkt empfehlenswert und die Kurzbiografien und weiteren Werdegänge der deutschen Persönlichkeiten am Ende des Buches runden dieses großartige Buch erfolgreich ab.

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Veröffentlicht am 30.03.2022

Welt-Downsyndrom-Tag

Mongo
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Im Roman „Mongo“ von Harald Darer geht es um eine junge Familie, die sich mit der Angst auseinandersetzen muss, dass ihr Kind mit dem Downsyndrom zur Welt kommen könnte, ähnlich wie der Bruder der schwangeren ...

Im Roman „Mongo“ von Harald Darer geht es um eine junge Familie, die sich mit der Angst auseinandersetzen muss, dass ihr Kind mit dem Downsyndrom zur Welt kommen könnte, ähnlich wie der Bruder der schwangeren Frau. Es behandelt die Gedanken und Ängste, die sich in dieser ungewöhnlichen Situation entwickeln und findet Antworten auf zahlreiche Fragen.
Der Picus Verlag aus Wien ist super und hat mich schon mit einigen literarischen Überraschungen versorgt. Das Zitat in Anlehnung an Watzlawick fand ich etwas drüber, aber das ist selbstredend Geschmackssache und auf jeden Fall kreativ.
Meine Erwartung an das Buch war ein besserer Zugang zum Thema und „Insiderwissen“, da ich bis dato keinerlei Berührungspunkte zu Menschen mit Trisomie 21 hatte. Allerdings wurde mir direkt zu Beginn bewusst, wie häufig ich das Wort „Mongo“ bereits als Schimpfwort bzw. Beleidigung benutzt hatte, ohne einen Gedanken darüber zu verschwenden. Die zwei Blickwinkel und Erzählweisen führen bereits am Anfang dazu, dass man sehr schnell ins Buch findet und sich direkt eigene Fragen zum Thema stellt. Dadurch wird eine hohe Identifikation mit dem Thema geschaffen.
Katja erlebt in ihrer und in Markus Kindheit alle Emotionen, die man sich nur vorstellen kann. Angst, Verzweiflung, Wut und das schlechte Gewissen ihren behinderten Bruder nicht immer verteidigt zu haben sind die Gefährten ihres Alltags. Diese Situationen sind eindringlich beschrieben, ohne zu aufgesetzt und übertrieben zu wirken. Dennoch prägt es ihr gesamtes Leben, bis hin zu ihrer eigenen Schwangerschaft und den damit verbundenen Ängsten.
Es werden schonungslos alle Varianten beschrieben: Mobbing, Mitleid, Ignorieren, das behinderte Kind vor der Öffentlichkeit verstecken. Die Beschreibung des Umgangs mit einem behinderten Menschen sind äußerst treffend, präzise und vielschichtig beschrieben und häufig findet man sich in der ein oder anderen Situation auch persönlich wieder oder verbindet sie mit eigenen gemachten Erfahrungen. Besonders spricht mich die reflektierte Sicht der Kindheitserinnerungen als Erwachsener an.
Ich mag Bücher, die einen schon nach kurzer Zeit selbst zum Grübeln bringen und feststellen lassen, dass die eigene Sicht doch sehr einseitig und vorurteilsbehaftet ist. Das Buch zeigt, dass man immer voneinander lernen kann. Mit Sätzen wie „wer kann schon genau drei Dinge nennen, die einen glücklich machen und die ausreichend sind (Katzen, Essen, Tageszeitung)“ zeigen dem Leser die positiven Aspekte auf. Von Menschen, die Schicksale ertragen müssen oder mit Einschränkungen leben müssen können wir weit mehr über das Leben und das Glücklichsein lernen.
Gerade die Erzählungen von Markus Mutter, die Feststellungen bei den ersten Arztbesuchen etc. haben mich fasziniert und wirklich berührt, denn immer schwebt im Hintergrund die Frage nach einer Abtreibung.
Stilistisch ist die Abhebung Markus Gedanken in Großbuchstaben gut gelungen. Dieses Buch beschreibt mit klaren, eindrucksvollen Worten wie das Leben mit Trisomie 21 wirklich ist und es sollte von jedem gelesen werden, egal ob man betroffen ist oder nicht. Es geht ums Verliebtsein, es geht ums Leben, um Sex, um einfach alles, dass das Leben ausmacht.
Dieses Buch ist ein Appell daran andere Menschen weder zu ignorieren, noch zu verurteilen, weil sie anders sind. Denn wer von uns ist schon normal?

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Veröffentlicht am 15.02.2020

Zutiefst berührt

Nach Mattias
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An dieses Buch hatte ich vorab schon einen hohen Anspruch, da bereits der Klappentext mir Gänsehaut bereitet hat. Die Erwartungen waren also hoch und um das vorweg zu nehmen: ich wurde nicht enttäuscht!

Der ...

An dieses Buch hatte ich vorab schon einen hohen Anspruch, da bereits der Klappentext mir Gänsehaut bereitet hat. Die Erwartungen waren also hoch und um das vorweg zu nehmen: ich wurde nicht enttäuscht!

Der erste Satz hat bereits so eine Schlagkraft, dass man weiß, dieses Buch wird man am Ende nicht einfach so weglegen können und es wird noch lange nachwirken. Man möchte fast jeden Satz im Buch markieren,w eil er einem so bedeutend erscheint und so tief geht. Jeder von uns trauert anders und jeden schließt man mit seiner eigenen "Nach Mattias-Geschichte" ins Herz.
Ich liebe Geschichten, in denen alles eine Verbindung hat und sich die Wege der Einzelnen kreuzen.
Trauer hat, so wie Liebe, viele verschiedene Seiten, jede Seite lässt einem beim Lesen manchmal den Atem stocken. Eine sehr gute Leistung von Peter Zantingh, man kann es nicht anders sagen. Zantingh schafft es, dass man wirklich eine Verbindung zu den Personen spürt, er teilt die Trauer mit den Lesern. Jede Geschichte berührt mich. Sie weckt ein klemmendes Gefühl und zwingt einen dazu über sein Leben nachzudenken. Genau so etwas sollen Bücher bewirken! Wenn all das durch einen Roman hervorgebracht wird, dann hat der AUtor Großes vollbracht.
Spannung wird dadurch erzeugt, dass man nicht sofort weiß, in welcher Beziehung der Erzählende zu Mattias gestanden hat. Mattias Mutter Kristianne hat mich am meisten berührt, ihr Kapitel habe ich gelesen ohne einmal Luft zu holen.
Am Ende überrascht Zantingh mit einer Verbindung, mit der niemand gerechnet hat. Auch die Playlist und das Interview am Ende des Buches sind ein absoluter Mehrwert. Das Buch hat mich zutiefst berührt, besonders das folgende Zitat: "Was bleibt von einem, wenn man nicht mehr da ist? Welche Leerräume entstehen in Raum und Zeit, und wer oder was wird diese wieder füllen!"