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Veröffentlicht am 18.01.2021

Von einem Altraum in den nächsten

Ohne Spur
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Audra Kinney ist mit ihren beiden Kindern auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Ehemann. Sie haben heimlich New York verlassen und fahren nach San Diego, wo Audra eine Freundin besuchen und um Hilfe bitten ...

Audra Kinney ist mit ihren beiden Kindern auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Ehemann. Sie haben heimlich New York verlassen und fahren nach San Diego, wo Audra eine Freundin besuchen und um Hilfe bitten möchte. Doch dann wird ihr Auto mitten in der Wüste von Arizona von einem Polizisten namens Whiteside angehalten. Er nimmt die junge Mutter aufgrund einer falschen Anschuldigung fest und zwingt sie dazu, sich in seinen Wagen zu setzen. Die Kinder werden von einer Polizistin abgeholt und „an einen sicheren Ort" gebracht. Audra selbst wird auf der Polizeiwache in eine Untersuchungszelle gesteckt. Und es kommt noch viel schlimmer: Auf ihre besorgte Frage nach den Kindern antwortet Whiteside, er habe in ihrem Wagen keine gesehen...

Was für ein Alptraum! Als Frau und Mutter konnte ich mich sehr schnell in die Lage von Audra hineinversetzen und litt mit ihr! Die Story geht unter die Haut, ist nicht nur sehr spannend und gut erzählt, sondern auch wirklich bewegend. Audras Erlebnisse werden von Haylen Beck (der Name ist übrigens ein Pseudonym) mit viel Einfühlungsvermögen geschildert. Man spürt förmlich ihre Ohnmacht und Verzweiflung, aber auch die Wut auf ihre Peiniger. Als Charakter überzeugt sie in ihrem Wandel von einem Opfer zu einer starken, mutigen Frau, die ihr Schicksal nicht akzeptiert, sondern sich zur Wehr setzt. Auch die anderen Figuren fand ich interessant und glaubhaft dargestellt, vor allem die beiden Polizeibeamten Whiteside und Collins. Neben der spannenden Handlung und gut entworfenen Charakteren punktet das Buch mit rasantem Erzähltempo, unerwarteten Wendungen und einem gelungenen Ende. Ich konnte es nur schwer aus der Hand legen.

Fazit: Ein packender und bewegender Thriller, bei dem man als Fan des Genres auf seine Kosten kommt, von mir eine klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 18.01.2021

Achtung: Dieses Buch macht süchtig!

ONE OF US IS LYING
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Fünf Jugendliche: Bronwyn, Addy, Nate, Cooper und Simon müssen an einem Nachmittag in ihrer Schule zum Nachsitzen bleiben. Sie könnten nicht unterschiedlicher sein. Die kluge Bronwyn ist erfolgsorientiert ...

Fünf Jugendliche: Bronwyn, Addy, Nate, Cooper und Simon müssen an einem Nachmittag in ihrer Schule zum Nachsitzen bleiben. Sie könnten nicht unterschiedlicher sein. Die kluge Bronwyn ist erfolgsorientiert und will sich demnächst für eine Elite-Uni bewerben, für Addy stehen ihr Äußeres und die Meinung ihres Freundes im Vordergrund, Nate ist ein vorbestrafter Drogendealer und Cooper eine Sportskanone. Bei Simon schließlich handelt es sich um den Urheber einer Gossip-App, in der regelmäßig auf äußerst fiese Art von Peinlichkeiten und Fehltritten seiner Mitschüler berichtet wird. Als Simon beim Nachsitzen plötzlich zusammenbricht und kurz danach an den Folgen eines allergischen Schocks stirbt, glaubt man zunächst an einen tragischen Unfall. Doch im Laufe der Ermittlungen stellt es sich heraus, dass er ermordet wurde. Die vier übrigen Jugendlichen beteuern, mit dem Vorfall nichts zu tun zu haben, werden aber trotzdem zu Verdächtigen. Nicht nur deswegen, dass sie zum Zeitpunkt des Geschehens im selben Raum waren. Noch schwerwiegender ist die Tatsache, dass jeder von ihnen etwas verheimlicht und damit ein potenzielles Motiv hatte, Simon zum Schweigen zu bringen...

Mit ihrem Debütroman gelang der amerikanischen Autorin Karen M. McManus ein Bestseller, der schnell zahlreiche Leser und Kritiker begeisterte. Zu recht, denn das Buch hat es in sich. Bereits ein Blick auf das raffiniert gestaltete Cover und die kurze Inhaltsangabe auf der Rückseite haben gereicht, um in mir die Leselust zu wecken. Nach den ersten Seiten war ich offen gestanden etwas irritiert, denn ich fühlte mich stark an den Film Breakfest Club aus dem Jahr 1985 erinnert, den ich erst vor kurzem gesehen habe. Dann entwickelte sich die Handlung aber ganz anders, ich war schnell in der Geschichte drin und habe nur noch mitgefiebert. Die Story ist sehr spannend und gut erzählt. Durch den Perspektivenwechsel – jeder der vier Jugendlichen kommt abwechselnd zum Wort – wird die Lektüre nicht langweilig und der Leser lernt jeden der Charaktere nach und nach besser kennen. Er erfährt auch scheibchenweise die Geheimnisse der mutmaßlichen Täter. Die Autorin schafft es, die Spannung aufrechtzuerhalten und es gibt den einen oder anderen Überraschungsmoment. Und auch wenn ich mit meiner Vermutung bezüglich der Auflösung des Rätsels richtig lag und in dieser Hinsicht nicht wirklich überrascht wurde, so fand ich das Ende trotzdem gelungen.

Der Roman ist aber für mich nicht nur ein spannender Psychothriller. Er beschäftigt sich mit einem hochaktuellen Thema. Mobbing und Diffamierungen im Netz gehören leider zu unserem Alltag. Bei der Lektüre musste ich öfters daran denken, wie sehr wir Menschen von heute – und junge Menschen ganz besonders – von den sozialen Medien abhängig sind. Die ungeheure Macht, die sie inzwischen über unser Leben haben, ist nicht zu unterschätzen, genauso wie die Tatsache, wie gefährlich der falsche Umgang mit ihnen sein kann.

Mein Fazit: Eine interessante Geschichte mit einem brisanten Thema, fesselnd geschrieben und lesenswert. Ich für meinen Teil wurde gut unterhalten und bin schon sehr gespannt auf die Fortsetzung!



  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.07.2020

Ein düsteres Familiengeheimnis

Die Engelsmühle
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Eigentlich sollte der Versicherungsdetektiv Peter Hogart für seinen Arbeitgeber die Ursachen eines Brandes in der Wiener Gebietskrankenkasse untersuchen. Doch plötzlich wird sein Bruder Kurt in einen Mordfall ...

Eigentlich sollte der Versicherungsdetektiv Peter Hogart für seinen Arbeitgeber die Ursachen eines Brandes in der Wiener Gebietskrankenkasse untersuchen. Doch plötzlich wird sein Bruder Kurt in einen Mordfall verwickelt und festgenommen. Hogart ermittelt, um den wahren Mörder zu finden und Kurt zu entlasten. Er kommt dabei einem düsteren Geheimnis auf die Spur, entdeckt Dinge, die an Grausamkeit kaum zu überbieten sind und schwebt bald selbst in Lebensgefahr...

Es war bereits mein drittes Buch von Andreas Gruber. Nachdem mir der Thriller „Todesmal“ gut gefallen hat, griff ich vor kurzem zu seinen früheren Werken „Die schwarze Dame“ und „Die Engelsmühle“. Ich hoffte auf eine ähnlich gute Unterhaltung und wurde nicht enttäuscht. Beide sind von einer düsteren Spannung geprägt, die so richtig nach meinem Geschmack ist. Auch „Die Engelsmühle“ überzeugt durch einen guten Plot und interessante Charaktere. Ein gutes Tempo, überraschende Wendungen und ein fulminantes Ende tragen ebenfalls dazu bei, dass die Lektüre Spaß macht. Es mag sein, wie manche behaupten, dass dieses Buch nicht ganz an die späteren Werke des Autors heranreicht und sicherlich hat er seinen Stil im Laufe der Jahre weiterentwickelt und vervollkommnet. Und doch zeigt sich schon hier sein großes erzählerisches Talent und die Fähigkeit, Spannung und eine ganz besondere Atmosphäre zu erzeugen. Ich jedenfalls finde den Roman gelungen und gestehe, mir hat „Die Engelsmühle“ sogar ein bisschen besser gefallen als „Todesmal“, was nicht zuletzt mit der Person des Protagonisten zusammenhängt: Peter Hogart ist mir persönlich sympathischer als der skurrile Maarten S.-Sneijder. Umso mehr freue ich mich, dass noch dieses Jahr ein weiterer Roman aus dieser Reihe erscheinen wird!

Fazit: Spannend und atmosphärisch – ein Thriller, bei dem man als Fan dieser Gattung auf seine Kosten kommt!

Veröffentlicht am 05.05.2020

Humor ist tatsächlich die beste Medizin!

Es ist nur eine Phase, Hase
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Die Alterspubertät ist eine schwierige Zeit: Das Haar lichtet sich und wird grau, der Körperumfang nimmt zu, man braucht öfters eine Brille, die Kondition lässt nach, es tauchen seltsame Beschwerden auf ...

Die Alterspubertät ist eine schwierige Zeit: Das Haar lichtet sich und wird grau, der Körperumfang nimmt zu, man braucht öfters eine Brille, die Kondition lässt nach, es tauchen seltsame Beschwerden auf und im Ehebett ist nur wenig los – ein Alptraum! Und dann noch diese Erkenntnis, dass man tatsächlich mehr als die Hälfte seines Lebens hinter sich hat und dass die Jugend unwiederbringlich vorbei ist – zum Heulen! Zum Glück gibt es eine Wunderwaffe und diese nennt sich Humor. Diese wissen Maxim Leo und Jochen Gutsch genau richtig zu nutzen, was das Buch „Es ist nur eine Phase, Hase. Ein Trostbuch für Alterspubertierende“ perfekt unter Beweis stellt.

Die beiden Autoren stellen in mehreren kurzen Kapiteln einige Schattenseiten des Älterwerdens aus der Sicht eines Mannes dar und machen dies mit so viel Witz und erfrischender Selbstironie, dass man bei der Lektüre ständig schmunzeln muss und – ein sehr positiver Effekt! – auch seine eigenen Probleme (sollten sich der Leser oder die Leserin ebenfalls in der Alterspubertät befinden) mit mehr Distanz und nicht ganz so tragisch sieht. So ging es mir – auch wenn ich eine Frau bin, habe ich die Lektüre sehr genossen, herzhaft gelacht und tatsächlich manche Dinge danach lockerer und in einem anderen Licht betrachtet. Meinem Mann, dem ich das Buch empfohlen habe, ging es übrigens ähnlich. Vielleicht sollten Ärzte manchmal auf Medikamente verzichten und stattdessen öfters Bücher wie diese verschreiben?

Fazit: Witzig und unterhaltsam – eine klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 17.02.2020

Spannender Thriller mit einem besonderen Ermittlerduo

Blutige Gnade
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Fast zeitgleich ereignen sich in Frankfurt zwei rätselhafte Morde. In einer Villa findet man die Bewohnerin tot, erwürgt. Auf den ersten Blick deutet alles auf einen Einbruch hin, doch anscheinend wurde ...

Fast zeitgleich ereignen sich in Frankfurt zwei rätselhafte Morde. In einer Villa findet man die Bewohnerin tot, erwürgt. Auf den ersten Blick deutet alles auf einen Einbruch hin, doch anscheinend wurde nichts gestohlen. Dann wird auf einer Baustelle die grausam zugerichtete Leiche eines Mannes aufgefunden. Das Opfer war Enthüllungsjournalist und offenbar einer äußerst brisanten Story auf der Spur, die es demnächst an die Öffentlichkeit bringen wollte. Worum ging es bei seiner Entdeckung, die der Mann mit Folter und Tod bezahlen musste? Die Ermittlungen führen die Kriminalbeamten Mara Billinsky (die aufgrund ihrer äußeren Erscheinung "die Krähe“ genannt wird) und ihren Kollegen Jan Rosen zunächst in einen zwielichtigen Massagesalon, in die Welt der Prostitution, der Drogen und der russischen Mafia. Doch ist diese Fährte tatsächlich richtig? Die Suche nach Antworten und Tätern gestaltet sich äußerst schwierig. Und schon bald geschieht der nächste Mord...

„Blutige Gnade“ war mein erstes Buch aus der Mara Billinsky-Reihe. Ich habe bereits im Vorfeld mehrere begeisterte Kritiken zu den früheren Bänden gelesen und so war meine Erwartungshaltung dementsprechend hoch. Ich muss gestehen, ich war sehr gespannt auf die „Krähe“ und hoffte auf gute Unterhaltung. Meine Hoffnung wurde nicht enttäuscht: Es erwarteten mich ein interessanter, gut durchdachter Plot, angenehmer und abwechslungsreicher Schreibstil und eine ordentliche Portion Spannung. Flottes Erzähltempo und der häufige Perspektivenwechsel tragen ebenfalls dazu bei, dass beim Lesen keine Langeweile aufkommt. Leo Born greift zudem ein hochaktuelles Thema auf, das definitiv nach Aufmerksamkeit in der Gesellschaft verlangt und bietet damit nicht nur die gewünschte Unterhaltung, sondern regt auch zum Nach- bzw. in gewisser Hinsicht sogar zum Umdenken an.

Ganz besonders punktet das Buch mit tollen, lebendig gezeichneten Charakteren. Mit Mara Billinsky und Jan Rosen hat der Autor ein außergewöhnliches Ermittlerpaar kreiert, das unterschiedlicher kaum sein könnte. Der unangepassten, einzelgängerischen „Krähe“, die mit ihrer forschen, sehr direkten Art und dem zuweilen ruppigen Verhalten provoziert und aneckt, steht als Kollege ausgerechnet ein sensibler, vorsichtiger und etwas biederer „Spatz“ zur Seite. Die eine oder andere Auseinandersetzung ist damit vorprogrammiert. Und doch haben Mara und Rosen trotz ihrer Unterschiede eines gemeinsam: beide sind grundehrliche und rechtschaffene Menschen, die Ungerechtigkeit und Verbrechen nicht dulden und alles daran setzen, diese zu bekämpfen. Da ihre Haltung diesbezüglich die gleiche ist, funktionieren sie als Duo überraschend gut. Manchmal ist ihre Andersartigkeit sogar von Vorteil, da sie sich gegenseitig ergänzen und mit ihren Stärken zuweilen die Schwächen des Partners ausgleichen. Durch ihre Ecken und Kanten wirken diese Figuren sehr menschlich und liebenswürdig und wachsen dem Leser ans Herz. Die Passagen mir Mara und Rosen weisen darüber hinaus oft eine Situationskomik auf, die dem Roman zugute kommt. Man muss einfach schmunzeln und diese kurzen humorvollen Momente lockern die ansonsten recht düstere Atmosphäre auf.

Ein Lob verdient auch die Darstellung anderer Charaktere, bei der Leo Born sein Talent beweist, menschliche Regungen und Emotionen nicht nur gut zu beobachten, sondern auch einfühlsam und ausdrucksstark zu schildern. So werden die Figuren für den Leser präsent und ihre Beweggründe nachvollziehbar. Durch den gezielten Einsatz der personalen Erzählperspektive bekommt man einen sehr intimen Einblick in die Gedankenwelt der Figur und man kann sich gut in sie hineinversetzen. Besonders beeindruckend fand ich in diesem Zusammenhang die Textpassagen, in denen es um Pawel geht. Seine Geschichte ist von einer Tragik, die kaum einen Leser kalt lassen dürfte. Ich zumindest konnte nicht anders als mitfühlen und mitleiden...

Zu erwähnen wäre noch die gelungene graphische Gestaltung des Buches. Die Krähe auf dem Cover – die bereits ein festes Erkennungszeichen der Reihe geworden ist - und der dunkle Hintergrund passen perfekt zum Thema des Buches und stimmen den Leser auf die spannende Lektüre ein.

Fazit: Mit „Blutige Gnade“ hat Leo Born einen interessanten und gut geschriebenen Krimi geliefert, der mit seinem aktuellen Thema sehr gut den Nerv der Zeit trifft. Ich für meinen Teil wurde gut unterhalten und bin mir sicher, dass es nicht meine letzte Begegnung mit der „Krähe“ war

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