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Veröffentlicht am 12.06.2020

Süße Geschichte mit dem ein oder anderen Spannungsmoment

Silber – Das erste Buch der Träume
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Kerstin Gier’s Jugendbücher ähneln sich von der Atmosphäre her ganz deutlich. Schon während des Einstiegs entsteht dieser typische Charme, den ihr Geschichten stets versprühen. Mit einer großen Portion ...

Kerstin Gier’s Jugendbücher ähneln sich von der Atmosphäre her ganz deutlich. Schon während des Einstiegs entsteht dieser typische Charme, den ihr Geschichten stets versprühen. Mit einer großen Portion Humor erzählt sie uns hier die Geschichte der 16-jährigen Liv, die in ihrem Leben nur wenig Beständigkeit kennenlernen darf. Mittels eines einfachen Schreibstils erzeugt Kerstin Gier eine erstaunliche Leichtigkeit, die wiederum in krassem Kontrast zu der Spannung steht, die innerhalb der Handlung herrscht. Eine einfache Wortwahl und die perfekt angepasste Sprache bringen dem Buch eine Menge Lebendigkeit und Realität ein und lassen den Leser nur so durch die Seiten rauschen. Bildhaft und verständlich ist der Stil darüber hinaus ebenfalls.
Für mich hat Kerstin Gier hier wieder einmal bewiesen, dass sie einen ganz wunderbaren Job macht und auch im Bereich Jugendbücher ganz klar punktet. Lockerflockig erzählt aber trotzdem packend und durchweg interessant und spannend; aber eben auf eine eher unterschwellige Art und Weise. Ich denke, dieses Buch steht und fällt einfach mit dem Humor, der Erzählweise und dem Charme der Autorin, nicht unbedingt mit der Storyline an sich.
Die Sprecherin, Simona Pahl, ist mir bis dato noch nicht begegnet. Trotzdem bin ich sehr positiv überrascht von ihrer angenehmen Stimmfarbe. Sie verfügt über eine gewisse Dynamik und Jugendlichkeit, die perfekt zu Liv und der Geschichte ganz allgemein passt. Ihre verschiedenen Tempi und Stimmlagen verleihen dem Buch Höhen und Tiefen und allgemein Lebendigkeit. Für mein Empfinden hat Simona Pahl die Geschichte wirklich wunderbar erzählt und ihr noch einige positive Vibes mitgegeben.

Liv als Protagonistin zu begleiten macht einfach Spaß. Sie ist sympathisch, liebenswert, unterhaltsam und witzig. Für meinen Geschmack vielleicht ein wenig naiv und unreif für ihr Alter, aber das störte mich in der Hinsicht gar nicht – im Gegenteil; ihre Art versprühte Lebendigkeit und Echtheit und vor allen Dingen Charme. Liv ist schlagfertig, extrem neugierig und eine so wunderbar treue, offenherzige Seele. Dabei ging es nur am Rande darum, dass ich mich mit ihr identifizieren konnte oder sie auf ganzer Linie glaubhaft fand; sondern viel mehr darum, dass sie einiges für die Handlung tat. Obwohl es so manche Entscheidung selbst anders getroffen hätte, fühlte ich mich ihr nahe – beinah verbunden und ich fieberte in den entscheidenden Momenten auch mit ihr mit. Was ebenfalls sehr deutlich wird, sind ihre Emotionen. Sie sind einerseits sehr gut transportiert, andererseits sehr schön eingefangen und dargestellt. Sie reagiert auch sehr unterschiedlich, teils mit Ehrlichkeit, teils mit Sarkasmus, was für jede Menge Abwechslung sorgt. Eine richtige Entwicklung kann man dabei nicht erkennen, doch im Groben und Ganzen ist auch das nicht weiter von Belang – es tut der Geschichte schlicht kennen Abbruch.
Weitere Hauptfiguren gibt es, von oben betrachtet, nicht. Dafür einige, tragende Randfiguren, die die Handlung ebenso wie Liv, am Laufen halten. Da wäre zum einen Grayson, der neue Stiefbruder von Liv – oder Henry, der beste Freund von besagtem Grayson. Sie alle waren für mich ausreichend detaillreich dargestellt und tiefgründig genug, um sich ein Bild von ihnen zu machen und eine Meinung zu bilden. Besonders positiv fällt dabei ins Auge, dass manche sehr unscheinbar wirken, bald aber schon die Hülle abstreifen und viel mehr zu bieten haben, als gedacht. Ebenso haben sie alle eine gewisse Undurchsichtigkeit an sich, wodurch man als Leser nie recht sagen kann, woran man bei ihnen ist und ob man ihnen trauen kann. Das imponierte mir sehr und sorgte innerhalb der Geschichte für den ein oder anderen überraschenden Moment.
Übrigens – ganz am Rande: mein absoluter Liebling ist und bleibt das Kindermädchen, dessen Namen ich schon wieder vergessen habe. Eine so witzig-spritzige Persönlichkeit mit ganz verschrobenen Eigenschaften; aber trotzdem auf ganzer Linie sympathisch.

Wie oben schon einmal angeteasert war „Silber – das erste Buch der Träume“ ein Buch, das viel mehr vom Humor und dem Charme der Autorin lebt. Die Handlung ist interessant und stellenweise auch spannend, doch das, was fesselt ist definitiv die lockerleichte Atmosphäre und die herrlichen Dialoge. Die Idee hinter dem Buch ist gut durchdacht, hat Hand und Fuß und glänzt stellenweise sogar durch neuartige Elemente. Entfernt erinnert die Geschichte an etwas, wie „Jumanji“, obwohl nur der Grundgedanke ähnlich ist. Trotzdem habe ich das Grundkonstrukt des Buches gemocht. Es ist abwechslungsreich und unterhaltsam, ist spannend und voller Leben. Ganz im Stil von Kerstin Gier fehlt allerdings auch in diesem Reihenauftakt ein wenig die klare Linie. Manches ist recht kompliziert und sprunghaft erzählt, manches ein wenig zu durcheinander. Während des Einstiegs herrscht noch eine sehr eindeutige Klarheit, doch schon ab der Mitte fühlte ich mich manchmal vom Auseinanderhalten von Traum und Realität überfordert. Irgendwann hat man als Leser den Bogen raus – doch bis dahin dauert es. Dieser Umstand kann auch der Tatsache geschuldet sein, dass es sich hier um das Hörbuch handelte. Ob das in der gedruckten Version ersichtlicher ist, kann ich nicht sagen.
Der Einstieg ist also noch sehr verständlich, äußerst interessant und schon mit humorvollen Zwischenfällen gespickt. Die eigentliche Storyline beginnt erst nach dem Sprung in in die Geschichte, nimmt dann aber recht schnell an Fahrt auf. Es ist weiterhin interessant, man möchte am Ball bleiben und man möchte unbedingt und um jeden Preis erfahren, wie es Liv in ihrem neuen Zuhause und in ihrer Traumwelt ergeht. Zugegeben, es passiert recht wenig actionreiches und rasantes, die Spannung brodelt also eher unterschwellig. Erst gen Ende zieht Kerstin Gier das Tempo an und spielt noch einmal mit den Lese-Eindrücken des Lesers. Es folgt die erste und einzige wirklich überraschende Wendung und läutet ein sehr explosives Schluss-Teil ein. Da konnte mich die Autorin tatsächlich noch so richtig überraschen und mitreißen. – hätte ich ja nicht gedacht. So freut man sich definitiv auch gleich noch auf Band 2 – obwohl: wenn man es recht bedenkt, wurden hier in Band 1 eigentlich schon alle offenen Fragen geklärt.

FAZIT:
Der erste Band der „Silber-Trilogie“ von Kerstin Gier ist wieder einmal sehr nette Unterhaltung – und das ist absolut positiv gemeint. Zwar birgt dieses Buch keine großen Überraschungsmomente oder mitreißende Spannung, ist dafür aber umso humorvoller und spritziger erzählt. Allein die Protagonistin Liv bringt mit ihrer schusseligen, ungeschickten Art jede Menge Charme in die Geschichte und verleiht ihr zudem auch noch eine gehörige Portion Lebendigkeit. „Silber – das erste Buch der Träume“ ist nichts, was man nicht schon mal gelesen hätte; aber wer Lust auf kurzweilige, lustige Unterhaltung mit ausreichend Spannung und interessanten Elementen, hat, der wird nichts besseres finden als dieses Buch. Ich freu mich jedenfalls auf Band 2 der Trilogie und werde mich sicher nicht lange bitten lassen.

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Veröffentlicht am 26.02.2020

Typischer Kerstin Gier Charme; aber nicht ohne Schwächen

Wolkenschloss
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Kerstin Gier hat schon in vorherigen Jugendbüchern bewiesen, dass sie einen enorm flüssigen, humorvollen und atmosphärischen Schreibstil hat. Sie erzählt die Geschichte rund um das Wolkenschloss absolut ...

Kerstin Gier hat schon in vorherigen Jugendbüchern bewiesen, dass sie einen enorm flüssigen, humorvollen und atmosphärischen Schreibstil hat. Sie erzählt die Geschichte rund um das Wolkenschloss absolut bildhaft, sehr einnehmend und voller Charme. Man fühlt sich wohl, lässt sich gern mitreißen und kommt wunderbar zurecht. Spritzige Dialoge, witzige Beschreibungen und stimmungsvolles Ambiente runden das Ganze letztlich ab. Mir sagte die Art und Weise, wie Kerstin Gier schreibt sehr gut und es war ein purer Genuss, in die Schweizer Alpen abzutauchen und sich von den Geschehnissen gleichermaßen mitreißen wie treiben lassen zu können. Auch die gewählte Perspektive in Form der ersten Person passte nicht nur zur empfohlenen Altersklasse bzw. der Zielgruppe, sondern auch zu der Geschichte ganz allgemein.
Ilka Teichmüller als Sprecherin macht hierbei ebenfalls einen ganz wunderbaren Job. Ihre noch sehr jung wirkende Stimmfarbe haucht der Portagonistin Fanny zusätzlich Leben ein und verleiht ihr noch mehr Glaubwürdigkeit und Greifbarkeit. Mir gefielen vor allen Dingen aber die unterschiedlichen Tempi und Stimmlagen, die von herzlich-spritzig bis düster-spannend wirklich alles authentisch verpacken konnte. Schon beim ersten Mal ist mir Ilka Teichmüller in Erinnerung geblieben und ich freue mich, dass sich jetzt auch zwei Jahre später meine Meinung darüber nicht geändert hat. Top gewählt und eine große Bereicherung für das Buch.

Unsere Protagonistin Fanny ist mit ihren 17 Jahren manchmal noch ganz schön kindlich und erinnert eher an eine pubertierende 13, oder 14-jährige als wie eine Frau, die kurz vor der Volljährigkeit steht. Streckenweise marschiert sie ein wenig blauäugig und naiv durchs Leben und wirkt dabei unerfahren und wenig erwachsen. Sie hat aber definitiv auch ihre Glanzmomente, meistens dann wenn sie sich sprizige Wortgefechte mit anderen Angestellten liefert oder sich mit dem Sohn des Hotelbesitzers kabbelt. Immer wieder schaffte es Fanny, mich zum schmunzeln zu bringen – gleichzeitig aber auch dazu, die Augen zu verdrehen. Man schwankt ständig dazwischen, ob man sie herrlich erfrischend und verträumt oder peinlich findet. Auch im Umgang mit der männlichen Fraktion ist sie sicher nicht das beste Vorbild, weil ihre Sprunghaftigkeit teils doch mit einer gewissen Anstrengungen verbunden war. Ich kaufte ihr einfach so manches nicht ab und tat mir schwer, ihr Verhalten mit einer 17-jährigen Hamburgerin in Einklang zu bringen. Ansonsten mochte ich sie aber doch ganz gerne irgendwie. Sie war süß, liebenswert, humorvoll und vor allen Dingen mutig. Sie trägt ihr Herz eindeutig am rechten Fleck und man spürt von Seite zu Seite mehr, dass sie ein durch und durch guter Mensch ist. Fanny ist eben Fanny, auf ihre ganz eigene Art und Weise – und der Name Fanny Funke ist eigentlich schon Programm.
Kerstin Gier hat schon öfters gezeigt, dass es gerade solche Charaktere sind, die ihre Geschichten ausmachen und Fanny stellt dabei keine Ausnahme dar.
Ebenso verhält es sich auch mit den anderen Figuren, ob nun wichtigere oder eher unwichtigere Rolle. Jeder einzelne hatte seine Ecken und Kanten und stach aus der Menge heraus. Obwohl es eine Vielzahl an unterschiedlichsten Charakteren gab, fiel es mir persönlich nicht schwer, sie auseinander zu halten und zu den tragenderen Persönlichkeiten eine gewisse Bindung aufzubauen. Besonders Ben und Tristan eroberten mein Herz im Sturm und sorgten für die ein oder andere Abwechslung innerhalb des Geschehens. Doch das größte Plus geht hier eindeutig an die Undurchsichtigkeit mancher – die Autorin hat es tatsächlich geschafft, dass ich meine Meinung über den ein oder anderen etliche Male ändern musste; nur um dann festzustellen, dass ich am Ende doch wieder falsch lag. Sehr gut gelöst und eine große Überraschung.

Die Idee hinter dem Buch bringt auf alle Fälle schon mal ordentlich Potential mit. Kerstin Gier’s Geschichten waren für mich nie wirklich Pageturner, aber sie konnten mich stets unterhalten und deshalb war ich gespannt, wie das Grundgerüst hier ausgearbeitet und dargestellt wurde. Der Klappentext verrät ja bereits einiges, wie zum Beispiel dass geheime Pläne hinter den schweren Samtvorhängen geschmiedet werden und dass vieles mehr Schein als Sein ist. Ich war neugierig, was sich dahinter verbirgt und wie man es schaffen will, einen Jugendlichen aus nachvollziehbaren Gründen die Fassade des Hotels hochklettern lassen kann. Mir wollte da nämlich nichts glaubhaftes einfallen – doch inzwischen wurde ich eines Besseren belehrt. Alles in allem sagte mir die Handlung sehr zu; es wurde nie langweilig; gab immer etwas zu entdecken und zu erleben und die Spannungskurve war konstant auf einer guten Höhe. Trotzdem lebt das Buch meiner Meinung nach viel eher von der Stimmung, der heimeligen Atmosphäre und dem Wohlfühl-Faktor. Mir persönlich war der Aufbau der Auflösung irgendwie zu flatterhaft. Irgendwann verliert man als Leser/Hörer ein wenig den Faden und bleibt streckenweise ein wenig verwirrt zurück, ehe eh wieder eine andere Richtung eingeschlagen wird und doch alles ganz anders ist, als man gerade eben eh nicht verstanden hat. Da fehlte für mich die Strukur – der rote Faden, der einfacher zu verfolgen gewesen wäre.
So war eine unterhaltsame, wenn auch ein wenig chaotische Storyline, die zwar überraschen kann und zeitweise richtig fesselt; aber doch Schwächen aufweist. Erst gen Ende, als sich der Knoten an Verwirrungen ein wenig löst, nimmt es wieder nachvollziehbare Gestalt an und ist leichter zu verstehen. Und da fährt Kerstin Gier nochmal ordentlich was auf und lässt die Silvesternacht im Wolkenschloss wortwörtlich explodieren. Was für ein Finale – und war für ein Epilog! Das hätte meine Kritik beinah wieder verblassen lassen – aber eben nur beinahe. Trotzdem war die Geschichte rund um Fanny auf ganzer Linie unterhaltsam, charmant und stellenweise richtig humorvoll. Selbst die Spannung und das Tempo kommen nicht zu kurz!

FAZIT:
„Wolkenschloss“ von Kerstin Gier kam jetzt beim zweiten Mal hören doch etwas besser davon, als noch vor zwei Jahren. Die Protagonistin erreichte mich dieses Mal wesentlich mehr, die Handlung konnte mich mehr begeistern und der Schreibstil mehr mitreißen. Leider gab es aber wieder den Kritikpunkt, dass die Auflösung zu verwirrend und zu sprunghaft ausgearbeitet wurde. Stellenweise verlor ich einfach den Überblick und kam nur noch schwer mit. Dennoch ist Atmosphäre und Spannung definitiv spürbar und der Unterhaltungsfaktor eindeutig gegeben. Kerstin Gier typische Jugendgeschichte in den wunderschönen Schweizer Alpen. Für alle Fans einen Besuch wert – egal ob als Hörbuch oder als gedruckte Version.

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Veröffentlicht am 18.02.2020

Relativ klischeehafte Story aber top Worldbuilding!

Ashes and Souls (Band 1) - Schwingen aus Rauch und Gold
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Ava Reed erzählt zum ersten Mal eine Geschichte in der dritten Person und aus Vergangenheit. In ihrem Nachwort bzw. der Danksagung spricht sie dieses Thema kurz an und erklärt, dass sie ein wenig Angst ...

Ava Reed erzählt zum ersten Mal eine Geschichte in der dritten Person und aus Vergangenheit. In ihrem Nachwort bzw. der Danksagung spricht sie dieses Thema kurz an und erklärt, dass sie ein wenig Angst vor dieser Perspektive hatte. Doch diese Zweifel waren in meinen Augen absolut unbegründet. Sie schreibt wieder sehr locker und flüssig, legt ein gewisses Tempo an den Tag und schafft es auch in dieser Form ein sehr klares, deutliches Bild der einzelnen Elemente zu erzeugen. Es war, als hätte sie nie anders geschrieben und die Erfahrung, die sie im Laufe der Jahre zweifelsohne gesammelt hat, sticht klar hervor. Abwechslungsreiche Wortwahl und eine passende Sprache hauchen diesem Werk eine gute Portion Leben ein und es fiel mir daher nicht schwer, mich zurecht und wohl und mitgerissen zu fühlen. Auch dank des leichten Stils und der verständlichen Ausdrucksweise rauschte ich nur so durch Prag und die verschiedenen Sphären und kam sehr gut zurecht. An dieser Stelle also nichts zu meckern gefunden – wie eigentlich immer, wenn es um den Stil dieser Autorin geht.

Auch in Sachen Charaktergestaltung überzeugte sie mich auf ganzer Linie. Zwar hat es ein paar Seiten gedauert, ehe ich einen richtigen Draht zu unserer Protagonistin Mila finden konnte, doch kaum war das geschafft, fieberte ich bedingungslos mit ihr mit. Mila ist keine alltägliche Persönlichkeit: sie ist vom Tod ihrer Mutter noch immer stark gezeichnet, versprüht eine gewisse Traurigkeit und wirkt manchmal in sich gekehrt und still. Auch ihre Gabe – oder ihr Fluch – trägt seinen Teil dazu bei, um die junge Frau von anderen Gleichaltrigen abzuheben. Ich schloss sie nach dem etwas holprigen Start sofort ganz tief ins Herz und war gespannt, was sie noch so zu bieten hat. Gleichzeitig schimmert aber auch immer wieder die ganz normale Jugendliche durch, mit frechen Sprüchen, kleinen Schwärmereien und mit der Naivität, der man in dem Alter einfach noch manchmal unterliegt. Mila ist vielschichtig und alles andere als langweilig. Ihre Entwicklung ist zwar nur unterschwellig erkennbar, aber definitiv gegeben. Außerdem ist sie charakterstark, eine Kämpferin, von Natur aus neugierig und auf ganzer Linie sympathisch. Sie passte perfekt zur Storyline, brauchte Lebendigkeit und Emotionen mit und verlieh dem Ganzen die nötige Greifbarkeit.
Mein Highlight waren aber definitiv die doch recht bedeutsamen Nebenfiguren. Tariel, Ezechiel, Micael und Asher sind nicht nur außergewöhnlich, sondern auch untereinander grundverschieden. Ava Reed hat mit den vieren die perfekte Mischung geschaffen und so jedem Leser jemanden geschenkt, den er am liebsten haben konnte. In meinem Fall waren das sogar, bis auf Tariel, alle. Ich habe Mic derart vergöttert mit seinem rebellischen Wesen, seiner frechen Art, seinen Sprüchen und allem, was ihn ausmachte. Der vernünftige aber so süße Zech war einfach wie ein bester Freund und Asher, mit seiner düsteren Aura rundete die Männer-Crew ab. Neben ihnen gab es dann noch weitere Personen, die wichtig fürs Geschehen waren und jeder; wirklich jeder brachte zumindest einen Teil Tiefgang mit und war so für mich problemlos greifbar. Mim und Pan – wer das Buch gelesen hat, wird wissen, wieso mein Herz so sehr an den beiden hängt.
Die große Vielfalt an unterschiedlichen Figuren und Charakterzügen sorgt auch für jede Menge Zündstoff für allerlei Interaktionen. Die einen mochten sich, die anderen misstrauten einander und wieder andere stritten ganz offen. Freundschaft, Feindschaft, Missmut und Liebe stehen hier im Vordergrund. Mir gefiel die Dynamik enorm gut! Kein Friede Freude Eierkuchen, sondern auch mal abgrundtiefe Hass-Botschaften schafften Abwechslung und Authensität. Auch die Undurchsichtigkeit mancher spielte der restlichen Geschichte in die Karten und sorgte für die ein oder andere Überraschung für mich.

Last but not least: die Idee bzw. die dazugehörige Umsetzung. Sind wir ehrlich: mit dem Auftakt der Ashes and Souls Dilogie hat Ava Reed das Rad nicht neu erfunden. Der Klappentext verrät nicht sehr viel, trotzdem weckt er Neugierde. Erster Pluspunkt: ganz klar das gewählte Setting. Prag ist der ideale Ort, um diese Geschichte zu beherbergen. Die düsterne Aura, die die Stadt umgibt, spiegelt sich auch innerhalb des Buches wider. Zweiter Pluspunkt: die Herangehensweise an den Hauptplot. Alleine wie Mila auf die Männer trifft und wie sich alles entwickelt. Dritter Pluspunkt: die Perspektivwechsel. Wir erfahren nicht nur, wie es Mila im Moment ergeht, sondern auch Tariel und Asher. So erhält der Leser auch einen Blick in die Beweggründe der Beiden und was in deren Leben passiert.
Leider komme ich aber nicht drum herum auch das negative aufzuzählen: in meinen Augen kann das Buch zwar wunderbar unterhalten, ist aber doch sehr klischeehaft, was die Abhandlung betrifft und daher umso vorhersehbarer. Es gab einige Momente, in denen Gedanken aufkommen wie „echt jetzt?“ oder „war ja klar“, und mich persönlich dazu animierten, die Augen zu verdrehen. Darunter leidet letztlich zwar nicht unbedingt das Lese-Vergnügen, dafür aber die Spannung. Während man im ersten Drittel noch sehr gut miträtseln und mitfiebern kann, lässt es spätestens ab der Hälfte dann konsequent nach. Lediglich den Mut der Autorin sollte man hier einml schnell honorieren! Was bitte ist da denn passiert? Und wieso? Da hat es Ava Reed kurzzeitig geschafft, mein Herz in zwei Teile zu zerbrechen, ehe alles wieder seinen gewohnten Gang ging. Der Twist, der recht spät kommt, ist für Fans des Genres sicher auch keine große Überraschung. Auch wenn es unterhaltsam und bildhaft und abwechslungsreich in Szene gesetzt wurde, ändert das nichts daran, dass ich mir die ein oder andere Innovation in Sachen Aufbau gewünscht hätte. Letztlich war es dann das Ende, das mich wieder etwas milder stimmte – oder sagen wir, der Cliffhanger. Der treibt die Neugier nämlich ins Unermessliche und schockierte mich auf ganzer Linie! Ich MUSS dringend wissen, wie es weitergeht.
Um alles nochmal zusammen zu fassen: Dieser erste Band konnte mich wunderbar unterhalten, mich ins ferne Prag entführen und wirklich mitreißen. Nur weil es gewisse Elemente in Sachen Aufbau und Umsetzung schon gab, heißt es nicht, dass es zwingend schlecht umgesetzt sein muss – denn das ist hier keineswegs der Fall.

FAZIT:
„Ashes and Souls – Schwingen aus Rauch und Gold“ ist ein passabler, sehr unterhaltsamer Auftakt der mit sehr authentische und lebendige Figuren, einem sehr schönen Schreibstil und einem wundervollen Setting aufwartet. Auch wenn gewisse Klischees erfüllt wurden und die Vorhersehbarkeit dadurch anstieg, überzeugte Ava Reed stattdessen mit ihrer Umsetzung und der Art, wie die Figuren miteinander interagieren und kommunizieren. Ich jedenfalls hatte definitiv Spaß, konnte das ein oder andere Mal sogar überrascht werden und freue mich deshalb schon sehr auf den Abschluss der Dilogie.

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Veröffentlicht am 07.12.2019

Starke Charaktergestaltung meets zu komplexe Auflösung

Das Geschenk
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Na wer kam an „Das Geschenk“ in den vergangenen Tagen vorbei? Ich jedenfalls nicht, aber ich gebe zu, ich habe auch ganz schön auf dieses Buch hingefiebert. Jedes Jahr zur selben Zeit startet bei mir die ...

Na wer kam an „Das Geschenk“ in den vergangenen Tagen vorbei? Ich jedenfalls nicht, aber ich gebe zu, ich habe auch ganz schön auf dieses Buch hingefiebert. Jedes Jahr zur selben Zeit startet bei mir die große Thriller-Phase; ein Glück dass Fitzek’s Bücher immer pünktlich dazu erscheinen 😉 Ein kleiner Fun Fact: ich habe die Zusage vom Verlag für das Rezensionsexemplar bekommen, doch nachdem mich das Buch auch 2 Tage nach dem ET immer noch nicht erreicht hatte, habe ich es mir kurzerhand gekauft. Die Vorfreude und Neugier war einfach zu groß. Btw: es ist immer noch nicht da. Die Post ist wohl im Moment genau so zuverlässig wie mein Internet hust 😀 Nun aber genug gequasselt, heute habe ich schon meine Meinung für euch mitgebracht und falls ihr wissen möchtet, wie mir der neue Fitzek gefallen hat, bleibt dran. Viel Spaß ♥

In „Das Geschenk“ ist unser Protagonist Milan Berg der Dreh und und Angelpunkt des Ganzen. Durch sein Analphabetismus sticht er schon von vorn herein klar und deutlich aus der Masse an Buch-Charakteren heraus und ist so eine äußerst interessante und innovative Persönlichkeit, die gleichermaßen neugierig wie nachdenklich macht. Milan’s Leben ist geprägt von seiner Störung, immer wieder wird deutlich aufgezeigt, wie schwer es Analphabeten im Alltag tatsächlich haben. Meines Erachtens nach hat Sebastian Fitzek es geschafft, die Problematik nahezu perfekt einzufangen und wiederzugeben und uns Lesern den Protagonisten und seine Gedankenwelt enorm nahe zu bringen und darüber nachzudenken, was es für ein Privileg ist, dieses Buch lesen zu können. Milan glänzte allerdings nicht unbedingt durch Sympathie; viel eher war es die Vielschichtigkeit seiner Person, die mich begeisterte. Nicht nur, dass er weder lesen noch schreiben konnte; auch sein Wesen war so undurchsichtig wie eine Betonwand. Die Frage, ob Milan vielleicht etwas verheimlichen könnte; und wenn ja, was, stellte sich unzählige Male und immer wieder spürte ich meine Zweifel, ob ich ihm trauen konnte oder nicht. Dennoch; oder vielleicht gerade deswegen gelang es mir auch so gut, mit ihm mitzufiebern und mitzurätseln. Ich hatte größten Spaß dabei, ihn begleiten und die Geschichte durch seine Augen erleben zu dürfen; denn das war eindeutig ein Erlebnis – im positiven wie negativen Sinne.
Sebastian Fitzek schafft es immer wieder, seine Charaktere so zugestalten, dass man als Leser nur anerkennend den Hut ziehen möchte. Auch wenn ich an Figuren aus vorangegangene Werke aus seiner Feder denke, überkommt mich stets eine Welle des Misstrauen; denn jeder wirkte, wie auch Milan, eher zwielichtig und so fern ab jeglicher Norm, dass man sie eigentlich gar nicht mögen sollte – aber man tut es trotzdem; ganz automatisch.
Aber nicht nur Milan war es, der für mich ein Rätsel verkörperte, auch jede weitere beteiligte Person in der Geschichte. Ich ertappte mich des öfteren dabei, wie ich irgendwann jedem von ihnen absolut alles zutraute, nur um später den Kopf über mich selbst schütteln zu müssen, weil ich derart falsch lag mit meinen Vermutungen und Verdächtigungen. Für mich die perfekte Besetzung für das Buch! Vielschichtige und außergewöhnliche Charaktere, die ihre Absichten nicht sofort offen legen, sind einer der wichtigsten Bestandteile eines Thrillers und Sebastian Fitzek hat es meisterhaft geschafft, eben jene in „das Geschenk“ zum Leben zu erwecken.

Der Einstieg in die Geschichte fällt ebenfalls nicht schwer. Alles beginnt schon hochdramatisch und als Leser fragt man sich unwillkürlich, wie es nur dazu kommen konnte. Denn auch das finde ich äußerst typisch für Fitzek: wir lernen den Protagonisten quasi am Ende der Geschichte kennen und kehren dann via Zeitsprung an den Anfang zurück. Die perfekte Methode, um uns zum Miträtseln zu animieren. Wie konnte es soweit kommen? Was ist geschehen, dass sich Milan nun in einer solchen Situation befindet? Was lief schief? Oder ist er doch nicht so unschuldig, wie es scheint?
All diese und noch viele weitere Fragen schwirrten mir während des Lesens durch den Kopf. Die Plots sind einfallsreich, absolut grandios recherchiert und innovativ. Die einzelnen Einflüsse sind interessant, schockierend und scheinen manchmal so abwegig, obwohl hier nur die Realität in all ihrer Brutalität ans Licht kommt. Egal wie unrealistisch manches auch scheint; es sind nichts als Fakten und das überracht nochmal auf einer völlig neuen Ebene. Medizinische sowie psychische Informationen sind dabei perfekt in die Storyline integriert, ohne den Lesefluss zu unterbrechen. Im Gegenteil: sie erzeugten nur zusätzliches Potential, immerhin spielt Sebastian Fitzek nicht nur mit den Abgründen der menschlichen Seele, sondern bringt auch immer wieder angebrachte Gesellschaftskritik ins Gespräch und lädt zum Nachdenken; vielleicht sogar zum Umdenken ein.
Die grundlegende Handlung läuft trotz Zeitsprüngen sehr nachvollziehbar ab, der rote Faden ist klar erkennbar. Mittels geschickt platzierten Aussagen von Figuren, oder scheinbar nebensächlich erwähnten Rand-Infos lockt die Geschichte den Leser bewusst in völlig falsche Richtungen und jedes Mal, wenn man meint, die Lösung zu kennen, überrascht einen die nächste Wendung derart, dass sich alle Überlegungen prompt als falsch erweisen. Doch trotz all diesen positiven Aspekten, schaffte es „Das Geschenk“ nicht, mich 100% zu fesseln. Ich las es gerne, ich konnte auch gut ins Geschehen eintauchen, doch dieses „mitgerissen sein“ empfand ich leider nicht. Buch aus den Händen gelegt; Sache erledigt. Wieder zum Buch gegriffen, wieder eingetaucht. Ich hätte mir viel mehr gewünscht, dass ich mich auch in der Zeit, in der ich nicht lese, nicht loslässt und mich permanent beschäftigt. Dem war leider nicht so. Ein weiterer, eher negativ behafteter Punkt ist der große Twist bzw. die Auflösung. Ich habe lange überlegt, wie ich das benennen soll, doch im Endeffekt wird „es war mir zu krass“ wohl am besten passen. Irgendwie verlor alles gelesene seine Bedeutung, als klar war, war wirklich Sache ist. Auch die sehr extremen Richtungswechsel innerhalb der Auflösung sorgten für Verwirrung. Jetzt rückblickend, wenn ich den Klappentext noch einmal lese, ist es vor allen Dingen ein Wort, das ich als sehr treffend betrache: nämlich „Irrfahrt“. Denn genau das ist, was die Geschichte im letzten Drittel ist: eine Irrfahrt. Diese ständigen Wechsel erzeugten zwar Tempo und auch die nötige Spannung, doch im großen und ganzen war es zu viel des guten. Immer wieder gab es neue Auflösungen, neue Erkenntnisse, neue Tatsachen und am Ende musste ich als Leser wirklich alle Konzentration aufwenden, um überhaupt noch mitzukommen.
So kann ich sagen, dass ich sowohl Idee wie auch Umsetzung eigentlich sehr geglückt finde, sehr realistisch und authentisch; aber beides kommt eben nicht ohne Kritik davon.

Völlig kritikfrei ist aber wiederum der Schreibstil. Ich liebe es, wie Sebastian Fitzek schreibt und erzählt! Man kann problemlos ins Geschehen abtauchen, die Szenen sind bildhaft und greifbar und der Lesefluss ist derart gut, dass man nur so durch die Seiten rauscht. Wie schon erwähnt kann der Autor Fakten ebenso gut in die Geschichte einweben, wie Gefühle und Brutalität. Selbst Zeitsprünge und Gliederung ist perfekt ausgearbeitet und trotz der vielen Wechsel bleibt das geschriebene Wort verständlich und nachvollziehbar. Wir lesen hier nämlich aus allerlei verschiedener Sichten und bekommen so einen Panoramablick über sämtliche Figuren, deren Abgründe und Absichten – und trotzdem bleibt es undurchsichtig. Etwas, was sich nur schwer erklären lässt, mir aber unheimlich gut gefällt und mich zutiefst beeindruckt. Man spürt die Erfahrung des Autors – und das Talent.

FAZIT:
„Das Geschenk“ von Sebastian Fitzek ist wieder ein Psychothriller, der durchaus begeistern kann. Absolut stimmige, außergewöhnliche und interessante Figuren treffen auf eine mehr als innovative Handlung. Der Autor bringt Themen zur Sprache, denen man in Bücher sicher noch nie begegnet ist und animiert den Leser so zum nachdenken. Gesellschaftskritik ist hier ebenso eingewoben wie die menschlichen Abgründe, fehlgeleitete Gefühle und absolute Grausamkeit. Lediglich die fehlende Spannung nagt ein wenig an der Geschichte; und auch die Ausarbeitung der Auflösung überzeugte mich nicht gänzlich. Trotzdem ein mehr als lesenswertes Buch und für alle Fans von Fitzek ohnehin ein Muss.

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Veröffentlicht am 07.12.2019

Wieder etwas stärker als sein Vorgänger

Sehnsucht nach dir
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In jeder Reihe gibt es Bände, die einen mehr interessieren, als andere – dieser fünfte Band hier gehörte nicht dazu. Ich weiß nicht genau, woran es lag, aber ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass ...

In jeder Reihe gibt es Bände, die einen mehr interessieren, als andere – dieser fünfte Band hier gehörte nicht dazu. Ich weiß nicht genau, woran es lag, aber ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass mich das Buch überzeugen könnte. Nichts desto trotz wollte ich endlich mit der Reihe weitermachen und so entschied ich mich doch dafür, Ella und Gavin einen Besuch abzustatten. Ob ich mit meinen Zweifeln recht behielt oder ob mich mein Gefühl (mal wieder) täuschte, das erzähle ich euch jetzt. Falls ihr also neugierig seid, bleibt gerne dran. Viel Spaß ♥

Marie Force‘ Bücher leben nicht von Spannung, Action und überraschenden Wendungen – sie leben von Charme, Herzlichkeit und Emotionen. Ganz egal, wie viel Zeit zwischen den einzelnen Bänden lag, nach wenigen Sekunden ist man wieder komplett gefangen und in der Geschichte drin. So war es auch hier im 5. Band der Green Mountain Reihe und Marie Force hat wieder einmal bewiesen, dass sie mit ihrem Schreibstil Herzen höher schlagen lassen kann. Dank des lockerleichten, einfachen Schreibstils und der einnehmenden Atmosphäre rauscht man nur so durch die Seiten und erlebt eine wunderschöne Zeit in Butler. Es gelang mir problemlos, mir alles bildlich vor Augen zu führen und den Charme der Kleinstadt auf mich wirken zu lassen. Auch Christiane Marx steuert ihren Teil zum Wohlfühlfaktor bei, denn ihre Stimme passt einfach perfekt zur Geschichte. Ich könnte dieser Frau, mit ihrer glasklaren Stimme und den verschiedenen Tonlagen, ewig zuhören, ohne mich jemals zu langweilen; und das finde ich nach wie vor absolut beeindruckend. Ich könnte mir keine andere Sprecherin für die Lost in Love Bücher vorstellen, die auch nur annähernd so viel Lebendigkeit erzeugen könnte, wie Christiane Marx es tut.

Auch in Bezug auf die Charaktere macht man der Autorin nichts vor. Jeder einzelne von ihnen ist prädestiniert dazu, das Leserherz für sich zu gewinnen – zumindest in den allermeisten Fällen. Ella zum Beispiel ist eine so liebenswerte junge Frau, die ihr Glück einfach verdiente. Durch ihre normale, bodenständige Art war sie herrlich unproblematisch und realistisch. Auch wenn ich nicht jeden ihrer Gedankengänge nachvollziehen konnte und nicht jede Handlung verstand, so war sie mir doch auf ganzer Linie sympathisch und ich hatte großen Spaß daran, diesen Band mit ihr an meiner Seite zu durchleben. Einziges Problem waren für mich die Gefühle Gavin gegenüber. Das lag aber wohl viel eher daran, dass ich ihn nicht ganz so gerne mochte. Ich konnte ihm irgendwie nichts abgewinnen. Schon in den Vorgängern war er für mich kein Sympathieträger und jetzt, in seiner eigenen Geschichte, besserte sich das zwar etwas, änderte sich aber nicht vollständig. Mir fehlte bei ihm das gewisse Etwas; das Greifbare. Obwohl er mit einer gehörigen Portion Tiefgang ausgestattet war, fand ich nur schwer einen Draht zu ihm und selbst wenn sich mal erste Anzeichen von Sympathie zeigten, erloschen sie relativ zügig wieder. Gavin war alles in allem okay, mehr aber auch nicht und deshalb komme ich nicht umhin zu behaupten, Ella hätte tatsächlich etwas Besseres verdient als ihn.
Selbst die Harmonie zwischen den beiden wirkte auf mich zu gewollt. Natürlich gab es einige sehr emotionale Szenen zwischen ihnen, doch im großen Ganzen betrachtet, sprang der Funke nicht über. Ich hätte mir mehr Authensität, mehr Gefühl gewünscht – ich wollte mit den beiden mitfühlen, wollte das Herzklopfen spüren, das sie verspüren; aber das hat leider nicht funktioniert.
Dafür waren es aber wieder die ganzen Figuren, die mich begeisterten. Die Nebenfiguren sind und bleiben immer das Highlight in dieser Reihe. Allein die ganzen Abbott Geschwister inklusive Mama und Papa Abbott sind einfach solche Herzensmenschen. Dieser deutlich spüre Familiesinn, die bedinungslose Liebe zwischen ihnen allen – das ist jedes Mal wie Balsam für die Seele. Auch die Charaktere, die wir bereits aus Vorgängern kennen, wie Will und Cameron, Nolan und Hannah usw. sind wieder mit dabei und entwickeln sich kontinuierlich weiter.

Die Idee sowie die Handlung an sich sind nichts bahnbrechendes. Alles ist durchaus vorhersehbar, es gibt wenig Überraschungen und noch weniger Wendungen und das Drama, das unweigerlich irgendwann aufkommt, kommt einem auch schon aus anderen Werken bekannt vor. Dabei habe ich ja aber oben schon erwähnt, dass diese Bücher auch gar nicht von dem leben, was ich jetzt als fehlend genannt habe – sondern von der Tatsache, dass es absolute Wohlfühlbücher sind, die einen den Alltag für ein paar Stunden vergessen lassen. Es ist kinderleicht, sich einfach in die Geschichte fallen und sich davon treiben zu lassen und am Ende ist man, trotz der genannten Schwächen, einfach rund herum entspannt und zufrieden und glücklich. Obwohl mir die Lovestory zwischen Ella und Gavin nicht ganz so gut gefiel, war ich wieder umso begeisterter vom Drum Herum des Ganzen und auch der Settingwechsel, der in diesem Band stattfindet, sprach mich an und sorgte für Abwechslung. Natürlich – es ging ja schließlich vom kühlen Vermont in die Karibik! Das alles hätte ich mir an mancher Stelle noch ein wenig mehr ausgearbeitet und in die Länge gezogen gewünscht; mir ging das zu flott über die Bühne und schwups, waren wir mitsamt allen Figuren wieder in zurück in Butler. Da fehlte mir das typische Flair, das der weiße Sandstrand und Co auslösen sollte.
Was hier also ins Auge sticht: es geht schon alles enorm schnell. Kaum dass man das (Hör)Buch begonnen hat, ist der Weg zum Ziel schon vorrüber und man beschäftigt sich nur noch mit dem Blick auf das Pärchen. Natürlich gab es drum herum kleinere, ebenso vorhersehbare Plots, aber die waren für mich nur ein netter Bonus. Viel interessanter wäre es für mich gewesen, die Zeit, bevor die beiden zueinander finden, zu erleben – und zwar intensiver und länger.
Aber so negativ sich das auch alles anhört; ich war trotzdem komplett gefesselt und eingehüllt in den Charme der Abbotts und obwohl auch hier die Lovestory etwas flacher ausfiel als erhofft, gefiel mir der Band doch besser, als sein Vorgänger.

FAZIT:
„Sehnsucht nach Dir“ und somit der fünfte Band der Green Mountain Saga von Marie Force konnte mich wieder einmal nicht komplett begeistern, dafür aber ins weit entfernte Vermont entführen. Der Wohlfühl-Faktor war definitiv wieder gegeben und trotz all meiner Kritik blicke ich mit zwei lachenden Augen auf die Geschichte zurück. Ella ist eine wunderbar herzliche Protagonistin, die dem Buch die nötige Lebendigkeit einhaucht; während Gavin ein eher schwacher Gegenpart war. Dafür glänzen sowohl die Nebenfiguren wieder als auch der Schreibstil und die Sprecherin. Eine nicht perfekte Geschichte, die unterhalten und den Leser vom Alltag wegholen kann. Für alle Fans ein Muss!

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