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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.02.2020

Schöne Geschichte, die etwas mehr Spannung hätte vertragen können

Die Tierwandler 1: Unser Lehrer ist ein Elch
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Die Idee dieser neuen Kinderbuchreihe ist sehr originell: ausgewählte Menschen können sich in Tiere verwandeln. Noch dazu in recht ausgefallene: ein Elch, eine Eule, ein Wiesel...

Warum das so ist, wird ...

Die Idee dieser neuen Kinderbuchreihe ist sehr originell: ausgewählte Menschen können sich in Tiere verwandeln. Noch dazu in recht ausgefallene: ein Elch, eine Eule, ein Wiesel...

Warum das so ist, wird zwar nicht erklärt. Aber dafür sind die Übungsstunden und die 'Abenteuer', die die Kinder erleben, sehr nett beschrieben. Der Erzählstil hat mir und meinen Kindern sehr gut gefallen. Er ist genau passend für die Zielgruppe, genau wie die schönen Illustrationen. Und obwohl mein großer Sohn - zu Recht! - bemängelt hat, dass es keinen wirklichen Spannungsbogen gibt (ja, das waren seine Worte, er kennt sich mittlerweile auch schon aus), freuten sie sich schon beim Abendbrot auf die tägliche Ration Lesefutter vor dem Schlafen gehen. Und ein paar kleine 'Rätsel' hatten Finn und Merle dann ja doch zu lösen, damit ihr toller neuer Elch-Lehrer nicht von der Schule fliegt.

Am Ende des Buches wird schon der nächste Teil angedeutet. Meine Söhne zwangen mich dann regelrecht zu schauen, ob es dafür schon einen Erscheinungstermin gibt, denn sie wollen am liebsten morgen schon damit anfangen. Aber sie müssen sich wohl noch eine Weile länger gedulden, denn einen Termin oder Titel gibt es dafür noch nicht.

Für mich wäre das Buch 4 Sterne, aber wie immer wiegt da die Meinung der 2 Kids mehr die es fast perfekt fanden, und so gibt es 4,5 Sterne.

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Veröffentlicht am 08.01.2020

"Lügen zu verbreiten ist einfach, aber die Wahrheit zu sagen ist schwer."

Wir gegen euch
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"Wir gegen euch" ist die Geschichte zweier rivalisierender Kleinstädte, deren Wettstreit durch ihre jeweiligen Eishockeymannschaften ausgetragen wird. Obwohl Backman in fast jedem Kapitel diese Konkurrenz ...

"Wir gegen euch" ist die Geschichte zweier rivalisierender Kleinstädte, deren Wettstreit durch ihre jeweiligen Eishockeymannschaften ausgetragen wird. Obwohl Backman in fast jedem Kapitel diese Konkurrenz der zwei Ortschaften und daraus resultierende Handlungen propagiert und anschaulich darlegt, und man die Spannung und Gewalt förmlich in der Luft spüren kann, so sind doch alle seine Figuren aus Björnstadt. Faszinierend!

Trotz des zentralen Themas der Rivalität ist es für mich vor allem eine Geschichte über Freundschaften. Zerbrechende Freundschaften, neue Freundschaften und Freundschaften, die einiges durchstehen müssen um zu überleben. Es ist aber auch eine Geschichte über Familien, mit denen im Grunde dasselbe passiert wie mit den Freundschaften. Auch sie haben die Wahl zu zerbrechen - oder stärker aus dem Ganzen hervor zu gehen.

Anfangs fühlte ich mich an die Serie "Riverdale" erinnert. Nicht so sehr wegen der eigentlichen Handlung sondern eher allgemein wegen dem Teenagersetting (das in den ersten Kapiteln vorherrschend war) und der Gruppendynamik, die sich entwickelt. Im späteren Verlauf des Buches, und zwar jedes Mal wenn Richard Theo Gegenstand eines Kapitels wurde, musste ich dann unweigerlich an Leland Gaunt aus Stephen Kings "In einer kleinen Stadt" denken. Denn genauso wie der Teufel in Castle Rock versteht sich dieser Kleinstadtpolitiker aus Björnstadt darauf, die Leute zu manipulieren und gegeneinander auszuspielen so dass am Ende er der lachende Dritte ist.

Auch Vergleiche mit einer griechischen Tragödie schossen mir öfter durch den Kopf, vor allem wenn der Erzähler eingreift (was er sehr häufig tut) und die Geschehnisse kommentiert, über Menschen, ihre Gefühle und daraus resultierende Handlungen sinniert. Ganz besonders aber dann, wenn er Unheilvolles ankündigt (was ebenfalls sehr häufig vorkommt). Dadurch hatte ich die ganze Zeit über ein sehr bedrückendes Gefühl beim Lesen, immer in Erwartung von negativen Geschehnissen. Egal wen es treffen würde - ich hatte mit der Zeit alle lieb gewonnen!

Ein Wohlfühlbuch ist "Wir gegen euch" also sicher nicht. Dafür aber wahrscheinlich ein sehr authentisches, denn das Bild, das Frederik Backman hier von der Dynamik innerhalb Björnstadt zeichnet wirkt sehr real. Was es für mich nur umso erschreckender macht. Es ist ein schonungsloser Blick darauf, wie ein einziger Vorfall - der bereits Gegenstand des ersten Bands über Björnstadt war - eine ganze Stadt verändern kann. Und das, obwohl der Täter besagte Stadt bereits im 1. Kapitel bei Nacht und Nebel verlässt und somit ja eigentlich alles wieder zur Normalität zurückkehren könnte. Tut es aber nicht...
Aber es gibt auch mutmachende Momente geprägt von Loyalität und gegenseitiger Unterstützung, die mich sehr berührt haben.

Aufgrund all dieser Attribute, gepaart mit einem ungewöhnlichen aber guten Schreibstil und der Gabe, selbst aus kleinen Nebenfiguren Personen mit Tiefgang zu erschaffen, machen "Wir gegen euch" zu meinem ersten Lesehighlight 2020.

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Veröffentlicht am 05.12.2019

Hoffnungsvoll melancholisch

Das Leben ist auch nur eine Wolke
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Eigentlich lasse ich lieber die Finger von traurigen Büchern, doch wenn Kristina Moninger eines schreibt, dann muss ich es einfach lesen! Ihre Geschichten sind oft melancholisch, gleichzeitig aber auch ...

Eigentlich lasse ich lieber die Finger von traurigen Büchern, doch wenn Kristina Moninger eines schreibt, dann muss ich es einfach lesen! Ihre Geschichten sind oft melancholisch, gleichzeitig aber auch so berührend, hoffnungsvoll und vor allem unglaublich gut geschrieben. Trotz der nicht leichten Thematik um Trauer, Vergessen und Vergebung macht es sehr viel Spaß, in diesem Buch zu versinken! Denn alles ist wohl dosiert und mit dem richtigen Maß an Romantik und auch Humor versehen.

Man lebt und leidet mit der Protagonistin Dalia mit, reist mit ihr nach New York, Italien und Amsterdam, fühlt ihren Schmerz, versteht ihre Ängste, spürt ihr Kribbeln im Bauch wenn sie an Max denkt. Zumindest mir ging es so.

Mein Lieblingssatz lautet: "Weißt du, Max, manchmal muss man, wenn man am Ende ist, einfach an den Anfang zurück, oder?"

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Veröffentlicht am 22.11.2019

Winterschwestern

Die Zeit der Weihnachtsschwestern
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Dieses Buch hat mich positiv überrascht! Es ist eine Familiengeschichte mit wechselnden Perspektiven, aber obwohl die (leider nur 300) Seiten dadurch auf 4 Personen aufgeteilt sind, lernen wir alle Frauen ...

Dieses Buch hat mich positiv überrascht! Es ist eine Familiengeschichte mit wechselnden Perspektiven, aber obwohl die (leider nur 300) Seiten dadurch auf 4 Personen aufgeteilt sind, lernen wir alle Frauen relativ gut kennen. Natürlich kommt auch das obligatorische Drama vor, alte Konflikte die endlich auf den Tisch gelegt werden. Aber diese kamen mir hier nicht übertrieben oder an den Haaren herbei gezogen vor (wie es oftmals in anderen Büchern der Fall ist).

Gut gefallen hat mir außerdem, dass die Autorin keine der Personen als perfekt darstellt. Es gibt kein "gut" und "böse", sondern jeder hat seine Schwächen oder Unsicherheiten. Und 'lustigerweise' beneidet jede Schwester eine andere um ihren Lebenstil, gewisse Freiheiten oder andere (scheinbare) Annehmlichkeiten.
Ebenfalls schön fand ich es, dass nicht alle Konflikte (oder manchmal waren es auch nur Verständigungsschwierigkeiten) immer sofort nach nur einem Gespräch gleich gelöst waren, denn im wahren Leben ändert sich eine Person auch nicht von jetzt auf gleich sondern es ist ein Prozess. Aber es dürfte natürlich auch keine Überraschung für die LeserInnen sein, wenn am Ende alle glücklich und zufrieden sind. Das erwarte ich mir bei so einem Buch auch!

Die Thematik des Kletterns war eine schöne Abwechslung, und passt hervorragend zum winterlichen Setting! Beths Töchter, besonders Ruby, waren ganz entzückende Ergänzungen in der Familienkonstellation. Und die Liebe kommt hier auch nicht zu kurz. Bezogen auf den Titel war es mir insgesamt etwas zu wenig weihnachtlich. Dieser Feiertag ist zwar der Anlass für das Familientreffen, tritt aber angesichts all der anderen Dinge etwas in den Hintergrund. "Winterschwestern" hätte da vielleicht sogar besser gepasst, und Interpretationen in mehrere Richtungen zugelassen.

Veröffentlicht am 21.11.2019

Sehr gelungene Figurenzeichnung voller Tragik & Humor

Kühn hat Hunger
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Jan Weiler kannte ich bisland nur als Autor humorvoller Romane wie "Maria, ihm schmeckt's nicht" oder auch "Das Pubertier". Doch er kann auch Krimi, und zwar richtig gut! Denn obwohl wir Leser bei der ...

Jan Weiler kannte ich bisland nur als Autor humorvoller Romane wie "Maria, ihm schmeckt's nicht" oder auch "Das Pubertier". Doch er kann auch Krimi, und zwar richtig gut! Denn obwohl wir Leser bei der Tat live mit dabei sind, und so nicht aus dem Rätselraten um den Täter unsere Spannung ziehen können, wurde mir das Buch nie langweilig. Und das lag nicht nur an der humorigen Note, die ständig mitschwingt (ohne dass die Geschichte auch nur ansatzweise klamaukig wird wie in anderen bayrischen Provinzkrimis), sondern das lag an der Erzählweise, und vor allem daran, dass ich rasch Beziehungen zu den vorkommenden Figuren aufgebaut habe und an deren weiteren Erlebnissen sehr interessiert war.

Weiler hat nämlich die tolle Gabe, Personen hervorragend beschreiben zu können. Innerhalb nur eines (recht langen) Kapitels hat er quasi die gesamte Biografie & Persönlichkeit von Sebastian Pflug geschildert, und ich hatte danach tatsächlich das Gefühl, ich würde diesen jungen Mann gut kennen. Auch andere Personen, wie z.B. die Barbesitzer, Hartmut oder unser Protagonist Martin Kühn sind sehr gut charakterisiert (auch wenn ich mir bei Letzterem denke, ich hätte wohl doch zuerst die beiden vorangegangenen Bücher lesen müssen, um Kühn wirklich gut zu kennen). Ins Herz geschlossen habe ich Kühn dennoch sehr, weil er kein Polizist mit einer Hau-drauf-Mentalität ist (wie zB Kollege Steierer), sondern ein gefühlvoller Menschenkenner auf der Suche nach Gerechtigkeit.

Den ganzen Fall in eine Diätphase von Kühn einzubetten war eine originelle Idee. Die eingeschobenen Kapitel vom Diät-Guru sind zwar nicht unwitzig, wirklich gebraucht hätte ich sie allerdings nicht. Dazu bin ich die falsche Zielgruppe. Zum Glück kamen sie nur sehr selten vor.