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Veröffentlicht am 23.02.2020

Sophias Weg führt in die weite Welt – von Berlin über Paris nach New York

Die Farben der Schönheit – Sophias Hoffnung (Sophia 1)
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Im Berlin der 1920er Jahre hat es ein Mädchen nicht leicht, wenn es Chemie studiert. Dennoch lässt sich Sophia Krohn nicht von ihrem Traum abbringen. Schließlich würde sie gern später die Drogerie ihres ...

Im Berlin der 1920er Jahre hat es ein Mädchen nicht leicht, wenn es Chemie studiert. Dennoch lässt sich Sophia Krohn nicht von ihrem Traum abbringen. Schließlich würde sie gern später die Drogerie ihres Vaters übernehmen und selbst Cremes und Tinkturen herstellen. Doch als das junge Mädchen dem Charme ihres Dozenten (und seinen Versprechungen) erliegt, wendet sich das Blatt und besiegelt ihr Schicksal. Ungewollt schwanger, will der Vater des Kindes von seinen Versprechungen nichts mehr wissen. Und Sophias Vater tobt. Er verweist sie des Hauses – in seinen Augen ist sie selbst Schuld an ihrer Misere und hat Schande über die Familie gebracht.

Glücklicherweise bietet ihre beste Freundin Henny Sophia ein Dach über dem Kopf an. Als die Tänzerin ein Engagement in Paris ergattern kann, folgt Sophia ihr – denn wo sollte sie sonst hin? In Paris angekommen, steht sie vor den Trümmern ihrer Existenz, während sich Henny eine Karriere als Tänzerin aufbaut. Und es kommt noch schlimmer, als einen Monat zu früh ihr Kind auf die Welt drängt… Nach einer Geburt, bei der Sophias Leben am seidenen Faden hängt, muss sie versuchen so schnell es geht auf eigene Füße zu kommen. Mit einer selbstgemachten Creme versucht sie die Aufmerksamkeit der berühmten Helena Rubinstein zu wecken – ein Versuch, der sie am Ende bis nach New York führen wird…

Gewohnt mitreißend schildert Corina Bomann das Schicksal von Sophia, die um die Erfüllung ihrer Träume kämpfen muss und so manches Wagnis eingeht. Auch wenn ich die Figur der Sophia anfangs doch recht naiv fand, habe ich ihr schnell Sympathie entgegengebracht – denn sie lässt sich einfach nicht unterkriegen und versucht immer wieder, aus eigener Kraft und eigenem Antrieb auf die Beine zu kommen – auch wenn es schwer fällt. Das hat mich beeindruckt, und ich bin mir sicher, zu jener Zeit gab es viele Sophias, die aufgrund eines Schicksalsschlags oder schwieriger Umstände ihr Leben selbst in die Hand nehmen mussten.

Wir erleben Sophias Geschichte aus der Ich-Perspektive, was dem Roman noch einmal eine persönlichere Note verleiht. Sophia schildert ihre Ängste, Nöte und Überlegungen, wenn sie eine Entscheidung treffen muss. So kann der Leser gut nachvollziehen, weshalb sie ihren Weg genau so und nicht anders geht.

Auch die eingeflochtenen Szenen aus Helena Rubinsteins Le-ben fand ich sehr interessant. Hier hätte ich mir ein Nachwort gewünscht, das die historischen Fakten zusammenfasst und abgrenzt, an welchen Stellen sich die Autorin künstlerische Freiheit genommen hat, um die historische Figur Helena Rubinstein in die Handlung einzufügen.

Eine für mich nicht recht nachvollziehbare Entwicklung (Ach-tung, Spoiler!) war der Streit zwischen Sophia und ihrem Freund Darren am Ende des Buches. Darrens Reaktion hielt ich – angesichts dessen, wie die Figur ansonsten agiert hat – für sehr überzogen. Sicher benötigte es die Dramatik der Buchreihe, dass die beiden sich (zunächst?) aus den Augen verlieren. Aber wirklich nachvollziehbar fand ich es leider nicht.

Dies ist aber nur ein kleines Manko in einem ansonsten toll zu lesenden historischen Schmöker, der die aufkommende Schönheitsindustrie zu Beginn des 20. Jahrhunderts unter die Lupe nimmt und uns wieder mit einem spannenden Frauen-schicksal konfrontiert. Ich freue mich schon auf den zweiten Band, der für Ende Mai 2020 angekündigt ist und den ich auf keinen Fall verpassen darf!

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Veröffentlicht am 19.02.2020

Umfangreicher, aber lohnenswerter Frauenroman mit einem unerwarteten Finale

Der Sommer der Inselblumen
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Ein „typischer“ Frauenroman mit fast 600 Seiten? Ich gebe zu, ich war skeptisch, ob das Buch die Spannung würde halten können oder ob ich mich ab Seite 300 langweile… Und ich muss sagen: Test bestanden! ...


Ein „typischer“ Frauenroman mit fast 600 Seiten? Ich gebe zu, ich war skeptisch, ob das Buch die Spannung würde halten können oder ob ich mich ab Seite 300 langweile… Und ich muss sagen: Test bestanden! „Der Sommer der Inselblumen“ hat mich sowohl inhaltlich als auch vom Schreibstil her überzeugt.

Anna kommt auf die holländische Nordseeinsel Texel, um dort ein neues Leben zu beginnen. Nachdem ihre Großeltern, die von der Insel stammen, verstorben sind, zieht sie auf deren alten Hof und möchte im Ort ein Blumengeschäft eröffnen. Eigentlich eher ein Blumencafé, denn sie möchte auch, dass die Kunden beim Aussuchen der Blumen gemütlich einen Kaffee trinken und sich von Duft und Blütenpracht betören lassen.

Anna bringt ihren Dackel Prinz Harry mit, durch den sie schnell Kontakte knüpft im Ort – und auch ihr Nachbar Luuk, ein Landwirt, steht ihr nach einem etwas schwierigen Start mit Rat und Tat zur Seite. Doch eher fühlt sie sich zu Ole hingezogen, dem Bruder ihrer neuen Freundin und Physiotherapeutin Britt. Doch Britt macht ihr schnell klar, dass diese Verbindung unter einem schlechten Stern stehen würde – wechselt doch Ole seine Freundinnen quasi wöchentlich. Und dann ist da noch Sem, ein Bekannter aus Kindertagen, der scheinbar einen Narren an ihr gefressen hat.

Anna begleitet bei ihrem Neuanfang jedoch ein dunkler Schatten. Vor vielen Jahren kam ihre ältere Schwester Anouk auf der Insel ums Leben – die Umstände wurden nie ganz aufgeklärt. Trotzdem versucht Anna, sich hier ein neues Leben aufzubauen, doch so ganz lässt der Schatten sie nicht los. Als dann plötzlich merkwürdige Dinge passieren und Anna hasserfüllten Aktionen ausgesetzt ist, wird aus dem ersehnten „Sommer der Inselblumen“ fast noch ein Alptraumsommer…

Ich war über zwei Dinge bei diesem Roman (positiv!) erstaunt: Zunächst mal konnte mich die Autorin wirklich über die gesamte Länge des Buches mitnehmen. Ich hatte an keiner Stelle den Eindruck, dass es langweilig oder langatmig wird. Obwohl ja doch alles sehr ausführlich erzählt wird, kam bei mir nie der Gedanke auf „das hätte man aber jetzt auch straffen können…“.

Und zum anderen wurde erstaunlicherweise zum Ende hin aus dem Wohlfühlroman fast noch ein Thriller! Es wurde unheimlich spannend und auch ein wenig dramatisch, aber nicht so, dass ich den Eindruck hatte, hier seien zwei Genres einfach so vermischt worden. Es passte gut in die Handlung und war so schlüssig eingebettet, dass das doch recht heftige Finale nicht befremdlich wirkte. Und sowas muss man erstmal hinkriegen!

Insofern wirkte das Buch insgesamt auch nicht wie jeder x-beliebige Frauenroman (okay, am Anfang vielleicht, aber das verlor sich im Laufe der Geschichte), sondern wie etwas Be-sonderes, das aus der Masse herausragt und im Gedächtnis bleibt. Gut gemacht – so stelle ich mir einen Unterhaltungsroman vor! Und für die Backfeen unter den Leserinnen gibt es im Anhang sogar noch einige Tortenrezepte.

Für dieses Buch kann ich (von Herzen gern!) 5 Sterne vergeben :)

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Veröffentlicht am 14.02.2020

Umfassendes und zutiefst erschütterndes Zeugnis der dunkelsten Tage Dresdens

Die Nacht, als das Feuer kam
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„Dresden selbst ist so gastfreundlich und so schön so reich an Kultur und Musik und auch an faszinierenden Spaziergängen durch einladende Straßen, dass ich mir wünschte, wir könnten jetzt alle dort sein.“ ...

„Dresden selbst ist so gastfreundlich und so schön so reich an Kultur und Musik und auch an faszinierenden Spaziergängen durch einladende Straßen, dass ich mir wünschte, wir könnten jetzt alle dort sein.“

Auch wenn dieses Zitat nicht aus dem eigentlichen Text, sondern aus der Danksagung stammt, so finde ich sie hier erwähnenswert. Als Dresdnerin bin ich erfreut darüber, wie hoch meine Stadt geschätzt wird und wie sehr Besucher und Touristen sie bewundern. Denn dieses Buch verdeutlicht: dass Dresden so aussieht wie es aussieht, ist nicht selbstverständlich – es ist nichts weniger als ein Wunder.

Der renommierte britische Literaturkritiker und Autor historischer Sachbücher Sinclair McKay gibt mit diesem Sachbuch ein umfassendes und zutiefst erschütterndes Zeugnis der dunkelsten Tage Dresdens. Er beschreibt die politische, kulturelle und wirtschaftliche Situation der Stadt Anfang 1945 sehr detailliert, bevor er sich im Mittelteil des Buches den Geschehnissen des 13. bis 15. Februar 1945 zuwendet. Den Abschluss bildet ein Teil, der sich mit den Aufräumarbeiten und der weiteren Entwicklung der Stadt durch die DDR-Geschichte bis zum Wiederaufbau der Frauenkirche beschäftigt.

Zunächst mein kleiner Kritikpunkt: Die Beschreibung der historischen Situation vor der Bombardierung geriet für meine Begriffe etwas zu ausführlich und ausschweifend. Unzweifelhaft hat McKay ein immenses Wissen über diese Zeit angehäuft – aus meiner Sicht verdient aber nicht jedes Detail (z. B. aus anderen bombardierten Städten) eine Erwähnung in diesem Buch über Dresden. Positiv aufgefallen ist mir aber, dass McKay auch die Perspektiven der Angreifer einbezieht und ebenfalls mit Hilfe von Augenzeugenberichten die Situation der britischen und amerikanischen Streitkräfte zum Zeitpunkt des Angriffs darstellt.

Die Beschreibung der Bombennacht sowie der Folgetage ist jedoch ein Bericht, für den das Wort „Sachbuch“ viel zu wenig aussagekräftig ist. Ehrlich gesagt, mir fehlen die Worte, um das dort Geschriebene auch nur ansatzweise zusammenzufassen. McKay begleitet Zeitzeugen durch diese schrecklichen Tage, kommt immer wieder auf ihre Erlebnisse zurück – von bekannten Namen wie Victor Klemperer bis zu unbekannten Bürgern, die dem Bombardement als Kinder oder Jugendliche ausgesetzt waren. Diese Originalberichte machen das Buch so eindringlich und erschütternd, dass man nach dem Lesen in-nerlich nicht mehr zur Ruhe kommt.

Bei mir kam noch dazu, dass ich das Buch rund um den 13.02.2020 las, als der 75. Jahrestag der Bombardierung an-stand. Die mediale Aufmerksamkeit war groß und in der Stadt waren aufwändige Gedenkfeiern geplant. Der Moment, als ich am Abend des 13. Februar um 21.45 Uhr am Küchenfenster saß, in den von Straßenlampen rötlich erhellten Nachthimmel über dem Stadtzentrum blickte und alle Kirchenglocken der Stadt läuten hörte, die an den Fliegeralarm vor genau 75 Jahren erinnerten – das war bewegend und dieses Bild werde ich wohl noch lange in mir tragen.

Nach der Bombardierung lag Dresden in Schutt und Asche. Ich kann nicht sagen, wie stolz ich darauf bin, dass die Stadt mittlerweile – abgesehen von zu DDR-Zeiten gebauten Wohnblock-Siedlungen, wo ehemals Villen standen – wieder in ihrer alten Pracht erstrahlt. Und das ist auch eine Kernaussage des Buches: man hat Dresden alles genommen. Aber es ist wie Phönix aus der Asche wieder auferstanden.

Dieses Buch hilft, die Geschichte der Stadt und seiner Bewohner zu verstehen und verdeutlicht vielleicht auch, weshalb Dresden in Diskussionen um das politische Spektrum immer noch besonders reizbar und sensibel ist. Ein Muss für alle, die sich mit der Geschichte des 20. Jahrhunderts auseinandersetzen möchten.

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Veröffentlicht am 29.01.2020

Krimi und Zeitzeugnis meisterhaft vereint

Juni 53. Ein Fall für Max Heller
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Ich muss gestehen, dass ich diese Reihe immer weniger wegen der Kriminalfälle, sondern vielmehr wegen der authentischen Beschreibung des zeitgeschichtlichen Hintergrunds lese. Was das angeht, kenne ich ...

Ich muss gestehen, dass ich diese Reihe immer weniger wegen der Kriminalfälle, sondern vielmehr wegen der authentischen Beschreibung des zeitgeschichtlichen Hintergrunds lese. Was das angeht, kenne ich keine andere Buchreihe, die beides so gut vereint. Dazu kommt, dass es für mich als Dresdnerin immer wieder Neues über die Geschichte meiner Heimatstadt zu entdecken gibt.

Diesmal habe ich mich für die Hörfassung des Romans ent-schieden und bin Max Heller lauschend durch die Wirren des Arbeiteraufstands im Juni 1953 gefolgt. Ich weiß nicht, ob es mir nur beim Hören so ging oder ob es beim Lesen ähnlich wäre – ich musste mich schon ganz schön konzentrieren, um den Faden zu behalten und alle Charaktere zuordnen zu können. Es gibt eine Vielzahl an (zunächst) möglichen Verdächtigen, die für den Mord an dem Betriebsleiter einer Rohrisolationsfirma in Frage kommen. Hellers Aufgabe ist es nun, Licht ins Dunkel zu bringen – doch das ist gar nicht einfach, denn persönliche und politische Motive scheinen sich mitunter zu verbinden. Auch Heller persönlich hat es in diesem Band nicht leicht. Da er noch immer nicht in die Partei eingetreten ist, wappnet er sich gegen Anfeindungen und Druck „von oben“. Besonders ärgerlich ist es, dass ihm ein Mitarbeiter der Staatssicherheit vor die Nase gesetzt wird, der ihm sehr deutlich zu verstehen gibt, dass er am längeren Hebel sitzt.

Die Zustände werden also persönlich für ihn immer schwieri-ger, zumal seine Frau drängt, über eine Ausreise in den Westen nachzudenken. Da Sohn Erwin bereits im Westen lebt und der zweite Sohn Klaus mit seiner MfS-Ideologie immer mehr zum Konfliktherd für den Vater wird, sieht Heller kaum noch eine andere Möglichkeit, als sein geliebtes Dresden zu verlassen. Seine innere Zerrissenheit zieht sich durch den gesamten Roman, ebenso wie die fortschreitende Demenz von Hellers Hauswirtin Frau Marquardt. Besonders Hellers Frau Karin leidet unter der zunehmenden Verwirrtheit der alten Frau. Beide jedoch wissen, dass sie ihr so viel zu verdanken haben. Dass Frau Marquardt ihnen ein Heim gegeben hat, als sie ausgebombt waren. Die Dankbarkeit sitzt so tief, dass sie sich unheimlich schwer tun, Frau Marquardt in professionelle Hände zu geben.

Frank Goldammer entwirft hier ein Lebensbild, das es tatsächlich so gegeben haben könnte – vielleicht vielfach so gegeben hat. Menschen, die sich zerrissen fühlen, vielleicht auch überrumpelt von dem Sozialismus, der ihnen übergestülpt wird. Menschen, die bereits eine extreme Ideologie erlebt haben – und fürchten, dass auch ein gegenteiliges Extrem möglich wäre. Menschen, die ihre Wurzeln verloren haben und für eine Existenz kämpfen müssen, obwohl der Krieg schon jahrelang vorbei ist. Menschen wie meine eigenen Großeltern…

Mich berühren die Bücher von Frank Goldammer nie nur auf der „kriminalistischen Ebene“, sondern vor allem auf der persönlichen. Die Schicksale werden authentisch, aber niemals überfrachtet dargestellt. Es mag hunderte Hellers gegeben haben damals, vielleicht tausende. Und man steht als Leser/Hörer direkt neben ihm und erlebt eine Zeit, in die man zum Glück selbst nicht hineingeboren wurde. Wie immer kann ich nur meinen Hut ziehen vor der detaillierten Recherchearbeit und der Kunst, den Charakteren ein Leben einzuhauchen, das man ihnen von der ersten bis zur letzten Seite abnimmt. Meisterhaft!

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Veröffentlicht am 01.01.2020

Ein Leben zwischen zwei Welten

Die englische Gärtnerin - Blaue Astern (Die Gärtnerin von Kew Gardens 1)
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Mit „Blaue Astern“ legt Martina Sahler den Auftaktband zur neuen dreiteiligen Gärtnerinnen-Reihe vor und bringt damit wundervolle Unterhaltung für Frauen zwischen die Buchdeckel.

Wir lernen Charlotte ...

Mit „Blaue Astern“ legt Martina Sahler den Auftaktband zur neuen dreiteiligen Gärtnerinnen-Reihe vor und bringt damit wundervolle Unterhaltung für Frauen zwischen die Buchdeckel.

Wir lernen Charlotte kennen, die gerade am Ende ihres Studi-ums der Botanik steht – was im Jahr 1920 eher ein Ausnahme-Werdegang ist. Ihre Familie jedoch war schon immer sehr libe-ral, der Vater praktizierender Hausarzt, die Mutter Journalistin. Nach dem Tod des Vaters ist Mutter Elisabeth zwar mit den drei Kindern auf sich gestellt, aber besonders im Ältesten Robert erhofft sie sich durch sein Medizinstudium, dass er in die Fußstapfen des Vaters treten und die Familie weiterhin un-terstützen kann. Auch die zweitgeborene Charlotte bestärkt sie in ihren Bestrebungen, Botanikerin zu werden.

Mit dem Abschluss in der Tasche ergattert Charlotte tatsächlich eine Stelle in Kew Gardens in London, wo sie von For-schungsreisen in ferne Länder träumt und zunächst die Mög-lichkeit hat, exotische Pflanzen in den Gewächshäusern von Kew zu kultivieren. Sie ist glücklich und meint, ihren Träumen näher zu kommen.

Dass sie völlig im Reinen mit sich ist, strahlt sie auch aus und so fällt sie dem konservativen deutschen Geschäftsmann Victor Bromberg bei seinem Besuch in Kew Gardens ins Auge – er legt sich sehr ins Zeug, um Charlotte zu beeindrucken und für sich zu gewinnen. Doch während er von einer repräsentativen Ehefrau träumt, die mit ihm die Leiter des gesellschaftlichen Aufstiegs erklimmt, weiß er nicht, dass diese Frau von Aben-teuern mit ihrem Freund und Kollegen Dennis träumt.

Als ein Schicksalsschlag die Familie hart trifft und ihre Existenz in Frage stellt, steht für Charlotte eine schwere Entscheidung an: ihre Träume verwirklichen und die Familie im Stich lassen? Oder durch eine Heirat mit Victor sichere Verhältnisse für ihre Familie schaffen und ihre Träume begraben?

Wie sich Charlotte entscheidet, möchte ich hier noch nicht verraten, aber ich kann auf jeden Fall sagen, dass es sich lohnt, ihren Weg zu verfolgen. Gerade in den Szenen, die in Kew Gardens oder im Garten des Landhauses Summerlight House spielen, merkt man die Leidenschaft der jungen Frau für Pflanzen und alles Grüne. Und durch die bildhaften Be-schreibungen der Autorin hat man die üppig blühenden Ge-wächshäuser von Kew und den im Dornröschenschlaf liegenden verwilderten englischen Garten von Summerlight House klar vor Augen. Ich, die ich mich selbst kaum satt sehen kann an Blumen, habe deshalb in diesem Buch so richtig schwelgen können und war vom Thema des Romans total begeistert.

Auch die Figuren hat Martina Sahler schön ausgearbeitet. Bei den Nebenfiguren hatten es mir besonders Charlottes jüngere Schwester Debbie (ein 12jähriger Wildfang!) und Victors intro-vertierte, aber herzensgute Cousine Aurora angetan. Für beide habe ich große Sympathien entwickelt und hoffe, dass sie auch in den Folgebänden weiter größere Rollen haben werden.

Auf jeden Fall freue ich mich schon total auf Band 2 („Rote Dahlien“), der zum Glück schon im März erscheinen soll, und will unbedingt wissen, wie es mit Charlotte und ihrer Familie weitergeht. Dieses Buch hat sich wirklich in mein Herz ge-schlichen und mir wunderbar entspannte Lesestunden be-schert.

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