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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.01.2017

Hat mich mitgerissen und fasziniert.

Youma
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Youma wächst als Sklavin von Leonie Peyronnette auf Martinique auf. Zusammen mit der gleichaltrigen Aimee, der Tochter ihrer Besitzer ,hat Youma zwar eine schöne Kindheit, ihr ist jedoch immer bewusst,dass ...

Youma wächst als Sklavin von Leonie Peyronnette auf Martinique auf. Zusammen mit der gleichaltrigen Aimee, der Tochter ihrer Besitzer ,hat Youma zwar eine schöne Kindheit, ihr ist jedoch immer bewusst,dass sie als Sklavin keinerlei Rechte hat. Als Aimee heiratet und Mutter der kleinen Mayotte wird, folgt Youma ihr und kümmert sich als Amme um das Baby, auch nach dem Tod von Aimee. Als Youma sich verliebt und ihr die Heirat verweigert wird, denkt sie über eine Flucht nach. Doch kann sie Martinique, ihre Herrin und vor allem die kleine Mayotte verlassen ?

Der Schreibstil von Lafcadio Hearn ist speziell und ich brauchte eine Anlaufzeit um mich daran zu gewöhnen. Durch die rar eingesetzte direkte Rede, ähnelt die ganze Geschichte einer Erzählung. Dadurch hatte ich erst Mühe mit den Personen warm zu werden, mich in sie einfühlen zu können. Je länger ich las, je mehr konnte ich die Zerrissenheit von Youma nachvollziehen. Aufgewachsen als Sklavin ohne Rechte, doch durch die Besitzerfamilie ernährt und versorgt,den Schritt ins Ungewisse zu tun ,muss nicht einfach sein.Gerade diese Zerrissenheit konnte ich mit meiner Einstellung nicht immer nachvollziehen. Dadurch wurde das Buch, die Geschichte von Youma für mich eine Herausforderung. Ich musste meine Sicht und meine Einstellung über die Sklaverei über Bord werfen um mich in Youma hinein versetzen zu können.
Erst habe ich mich daran gestossen, dass das Leben der Sklaven hier so verklärt dar gestellt wird. Von Recht auf Feiertage und Tanzabende bis zum Garten zum Selbstbebauen wird das Leben der Sklaven auf Martinique weder getrübt von stundenlangem Arbeiten noch Schlägen. Doch dann ereignet sich eine Situation in Youmas Leben, die klar stellt :Sie ist eine Sklavin und ihr Besitzer entscheidet über sie und ihr Leben.
Die Beschreibung von Martinique , dieser Insel in der Karibik, ist sehr anschaulich beschrieben. Authentisch hat der Autor immer wieder kreolische und französische Ausdrücke , die am Schluss des Buches in einem Glossar übersetzt werden, eingeflochten.
Mich hat die Geschichte von Youma sehr mitgerissen und fasziniert,auch nachdenklich gestimmt!

Veröffentlicht am 11.01.2017

Frauenfreundschaft in Paris...

Fast perfekte Heldinnen
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In Paris leben die vier Freundinnen Lucie, Alice, Eva und Mathilde mit ihren Familien. Die Frauen arbeiten in unterschiedlichen Berufen, haben kleine , schon grössere oder keine Kinder und sie verbindet ...

In Paris leben die vier Freundinnen Lucie, Alice, Eva und Mathilde mit ihren Familien. Die Frauen arbeiten in unterschiedlichen Berufen, haben kleine , schon grössere oder keine Kinder und sie verbindet vor allem eines : eine tief verwurzelte Freundschaft. Ob nun Alice, die von ihrem Mann getrennt ist oder Eva, die trotz grossem Kinderwunsch nicht schwanger wird , Hilfe und Zuspruch brauchen. Die vier Frauen sind füreinander da, bedingungslos und solidarisch. Als es in Ehe von Mathilde und ihrem Mann zu kriseln beginnt, versucht sie erst alleine mit den ehelichen Problemen klar zu kommen....ist doch Alice wieder frisch verliebt, Eva mit der Familienplanung beschäftigt und Lucie mit ihrem Kleiderladen für Kinderkleider . Doch auch diese Hürde muss Mathilde nicht alleine bewältigen, die Freundinnen stehen ihr zur Seite.


Frauenfreundschaft- ein Thema, das so breit gefächert ist wie es unterschiedliche Frauen gibt.
Und genau das hat die Autorin gekonnt eingefangen. Jede der vier Frauen ist völlig verschieden und lebt in ganz unterschiedlichen Verhältnissen als die Freundin. Und so ist die Beziehung zwischen Eva und Alice anders als die zwischen Alice und Mathilde oder Lucie.
Authentisch wie im realen Leben! Ebenfalls sehr authentisch ist der Spagat zwischen Karriere und Kinder, die die Frauen zu meistern versuchen. Zwar sind sie privilegiert , stammen aus der Pariser Oberschicht ,und haben das nötige Kleingeld um sich Kindermädchen und Reinigungspersonal zu leisten. Die Gefühle, den Kindern oder dem Job nicht gerecht zu werden bleiben jedoch bestehen. Themen wie Arbeitslosigkeit , Beziehung in der Alltagsroutine und Muttersein werden ebenfalls thematisiert und haben mich nachdenklich werden lassen.
Die Erzählsstränge wechseln sich ab, mal ist die eine Freundin im Mittelpunkt, mal die andere. Zwar hat Mathilde und ihr Leben den meisten Platz abgekriegt , doch durch die verschiedenen Erzählperspektiven ist die Geschichte sehr abwechslungreich und hat mir unterhaltsames Lesevergnügen bereitet.
Hervorheben möchte ich die sehr gute Uebersetzung und die nicht vorhandenen Schreibfehler! Etwas, das ich in letzter Zeit leider selten in einem Buch antreffe.
Zu Beginn des Buches ist ein Personenverzeichnis mit den wichtigsten Details zu den Personen aufgeführt. Dies hat mich erst ein wenig enttäuscht, hatte ich doch das Gefühl, es verrät zu viel von der Geschichte. Doch ehrlich gesagt, war ich danach doch ab und zu froh ,schnell nachlesen zu können wer denn nun genau wer ist. Ab Mitte Buch hat sich das dann auch erübrigt, da mir die Personen vertraut waren.
Die Charakterisierung der Figuren ist meiner Meinung nach sehr gelungen. Ob die etwas oberflächliche und reiche Lucie, Alice, die im anstrengenden Beruf als Köchin ihren Mann steht oder Eva, die tief in ihrer Traurigkeit versinkt.Sie alle waren liebevoll und hervorragend gezeichnet. Meine Lieblingsfigur war jedoch eindeutig Mathilde. Ihr habe ich ihre Rolle nicht nur abgenommen, sie und ihr Leben wurden von der Autorin fantastisch beschrieben!
Am Ende des Buches dürfen wir noch eine Leseprobe des Gegenstücks "Männer von fast perfekten Heldinnen " lesen. Auf dieses Buch bin ich gespannt und ich werde es mir besorgen!

Veröffentlicht am 31.12.2016

Was für eingefleischte Thrillerliebhaber!

Spielzeit
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In einer Wohnung in London wird Anton Bergmann tot aufgefunden. Sam O’Connor von Europol reist aus diesem Grund nach London um zu ermitteln. Ihm wird eine junge Kollegin,Claire Moyer ,zugeteilt. Doch O’Connor ...

In einer Wohnung in London wird Anton Bergmann tot aufgefunden. Sam O’Connor von Europol reist aus diesem Grund nach London um zu ermitteln. Ihm wird eine junge Kollegin,Claire Moyer ,zugeteilt. Doch O’Connor kann nicht lange in London bleiben, er muss zurück nach Deutschland, denn in Bad Hersfeld wird die Schauspielerin Maribel Henning während der Aufführung „Romeo und Julia“ umgebracht. Gleichzeitig sucht die junge Stuntfrau Maxine verzweifelt ihre Schwester. Sie hat den Grund anzunehmen, dass Anton Bergmann etwas mit deren Verschwinden zu tun hatte.

Eines vorneweg : diesen Thriller habe ich regelrecht verschlungen und konnte ihn kaum mehr aus der Hand legen. Sehr spannend, temporeich und mit tollen Protagonisten macht die Autorin es den Lesern in der Beziehung leicht. Schon der Start ins Buch ,in dem die Atmosphäre in Anton Bergmanns Wohnung beschrieben ist, ist dermassen bildlich, dass ich Gänsehaut empfunden habe. Dann die toll beschriebene Ermittlungsarbeit, die sehr schlüssig und nachvollziehbar ist. Sehr abwechslungs- und ereignisreich ist in dieser Geschichte auch, dass nicht nur die Ermittler von Europol an der Arbeit sind, sondern auch eine Privatperson, wodurch alles noch facettenreicher wird.

Durch einige überraschende und fast nebenbei beschriebene Details hat mich die Autorin zudem so manches mal da sitzen und denken lassen :Wow ,was für eine tolle Wendung!

Hervorheben möchte ich die Charakterisierung der Figuren. Angefangen bei Sam O’Connor, der sehr clever agiert und souverän seine Arbeit tut. Trotzdem kommt er nicht als Superman daher, sondern hat auch seine kleinen Schwächen, wie zum Beispiel alles was technische Dinge angeht,die ihn dadurch sehr menschlich machen. Claire seine Kollegin mit einer Vorliebe für Pfefferminzbonbons,habe ich von der ersten Minute an in mein Herz geschlossen. Eine Figur, die ich hier spoilern möchte,erst als Nebenfigur um dann sehr wichtig für die Story zu werden, habe ich ihre Rolle des verliebten und etwas naiven Mädchens ,das in schlechte Gesellschaft gerät, zu 100 % abgenommen.

In diesem Thriller, ganz genregerecht , gibt es einige blutige Szenen und der Spannungsbogen ist von der ersten bis zur letzten Seite durchgehend hoch. Richtig was für eingefleischte Thrillerliebhaber!

Veröffentlicht am 28.12.2016

Packender Thriller

DEAR AMY - Er wird mich töten, wenn Du mich nicht findest
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Margot Lewis ist Lehrerin und arbeitet nebenbei bei dem „Cambridge Examiner“. Dort gibt sie als „Dear Amy“ Lesern in ihrer Kolumne Antworten auf Fragen und /oder Probleme. Kurz nachdem eine ihrer Schülerinnen, ...

Margot Lewis ist Lehrerin und arbeitet nebenbei bei dem „Cambridge Examiner“. Dort gibt sie als „Dear Amy“ Lesern in ihrer Kolumne Antworten auf Fragen und /oder Probleme. Kurz nachdem eine ihrer Schülerinnen, die 15 jährige Kate Brown, spurlos verschwunden ist, bekommt Margot einen Brief zugeschickt. Darin fleht Bethan Avery um Hilfe.Sie gibt an, dass sie gefangen gehalten wird und Angst hat sterben zu müssen. Bethan ist vor 20 Jahren spurlos verschwunden ,ihre Leiche wurde nie gefunden. Der Fall Bethan weist Parallelen zum Fall von Kate auf.

Die Geschichte wird in wechselnden Kapiteln aus der Sicht von Margot und dann wieder kürzeren Kapiteln in denen die entführte Kate im Mittelpunkt ist, erzählt. Vor allem die Passagen aus der Sicht von Kate, sind Thriller pur...und der Gänsehaut- Faktor dementsprechend hoch. Diese Kapitel haben mich schaudern lassen und mir lief es kalt den Rücken runter. Der Grund dafür ist wohl auch, weil ich auch eine Tochter in etwa demselben Alter wie Kate habe....

Sehr authentisch ist die Figur Margot charakterisiert. Man spürt förmlich die Sorge und die Angst die sie um die verschwundenen Mädchen hat. Sie ist eine, die anpackt, nachfragt und sich engagiert.

„Dear Amy „ ist das Debut der Autorin Helen Callaghan, noch dazu ein sehr gelungenes ! Der Schreibstil ist wunderbar flüssig, ohne Gedanken und Handlungssprünge, sondern sehr logisch aufgebaut und nachvollziehbar. Die Charakterisierung der Figuren sehr authentisch und gut ausgearbeitet. Der Spannungsbogen durch die eingeschobenen Kapitel über Kate sehr hoch. Selbst in den Passagen, in denen kurz das Privatleben von Margot im Mittelpunkt steht, schafft es die Autorin mit kurzen Sätzen immer wieder an die Fälle der verschwunden Mädchen zu erinnern.

Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 16.12.2016

Genial!

Black Memory
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Clare Brent erwacht auf einem Boot mitten auf dem Meer in der Nähe von Indonesien. Und das orientierungslos und mit einer Amnesie. Bei ihr ist ein fremder Mann, der sie an Land bringt.Dort wird sie ins ...

Clare Brent erwacht auf einem Boot mitten auf dem Meer in der Nähe von Indonesien. Und das orientierungslos und mit einer Amnesie. Bei ihr ist ein fremder Mann, der sie an Land bringt.Dort wird sie ins Gefängnis gebracht, da gegen sie eine Anzeige wegen Entführung vorliegt. Doch sie muss nicht lange im Gefängnis verharren,denn zwei Männer holen sie ab und bringen sie nach London. Clare denkt das Schlimmste sei überstanden, doch zurück in ihrem Zuhause, an das sie keinerlei Erinnerungen hat, beginnt das Grauen erst recht.



Wie muss es sein ohne Erinnerung in sein altes Leben zurück zu kehren und weder zu wissen wer man ist, noch wie man gelebt hat ?In ich Perspektive erfährt man die Geschichte von Clare. Die Autorin hat es meisterhaft geschafft die Gefühle, Aengste und Zweifel von Clare so zu transportieren, dass ich beim Lesen mitgelitten , mitgefühlt und jede Menge Gänsehaut gespürt habe. Ich habe mich so in die Geschichte reingesteigert, dass ich wie Clare zweitweise sehr verwirrt war und mich gefragt habe: Wer meint es gut mit ihr....wer ist der „Böse“ und will sie vernichten?

Der klare, prägnante Schreibstil und die kurzen Kapitel sowie der über das ganze Buch sehr hoch gehaltene Spannungbogen taten ihre Uebrieges ,damit ich regelrecht durch die Geschichte gerast bin. Ich konnte das Buch fast nicht mehr aus der Hand legen, musste einfach wissen wie alles zusammenhängt. Bei Beginn bekommt man als Leser häppchenweise Details zu der Hauptfigur Clare und ihrem Leben serviert.Etwas, das mit einigen Überraschungen aufwartet und sehr mitreissend ist.

Clare Brent hat als Osteopathin und Therapeutin mit alternativen Heilmethoden gearbeitet. Immer wieder bekommt man als Leser Einblick in ihre Arbeit, da diese eine wichtige Rolle spielt. Hier spürt man die sehr guten Recherchen der Autorin,denn diese Details sind sehr authentisch und anschaulich beschrieben. An einer Stelle war mir das leider ein wenig zu langatmig und „wissenschaftlich“, doch das ist jammern auf hohem Niveau . Auch das Grundthema "Illegale Genversuche " sind interessant und schockierend in die Geschichte verstrickt worden.

Die Figuren sind geschickt und hervorragend gezeichnet...und zwar so, dass man praktisch die ganze Story über zweifelt und sich immer wieder fragt, wer "gut" und wer "böse "ist. Ich lag über lange (sehr lange )Strecken falsch ...so war die Auflösung zum Schluss dann nicht nur überraschend sondern auch unvorhersehbar und schlüssig.