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Veröffentlicht am 28.12.2016

Ein eigenwilliger Dorfkrimi

Aschenkind
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Die Grundschullehrerin Leonie Henning hat nach dem Ende ihrer Ehe einen Tapetenwechsel bitter nötig. Mit ihren Habseligkeiten zieht sie aufs Land, wo die sie von nun an einer Dorfschule unterrichten will. ...

Die Grundschullehrerin Leonie Henning hat nach dem Ende ihrer Ehe einen Tapetenwechsel bitter nötig. Mit ihren Habseligkeiten zieht sie aufs Land, wo die sie von nun an einer Dorfschule unterrichten will. Doch kaum ist Leonie in der Dreihundertfünfzigseelengemeinde angekommen, stolpert sie über ein totes Mädchen, das in der Nähe eines Waldsees liegt. Grund genug für die engagierte Pädagogin sich mit dem Dorfpolizisten zu verbünden und auf die Suche nach dem Mörder zu gehen.

"Aschenkind“ ist das Thriller-Debüt der deutschen Autorin Sofie Rathjens, das mit seiner eigenwilligen Art versteht, den Leser für sich zu gewinnen. Dabei ist es weder eine unbändige Spannung, die ihn nicht mehr zur Ruhe kommen lässt, noch sind es ungewöhnliche Figuren, die an sich fesseln oder gar Verbrechen, die faszinierend in Erscheinung treten. Nein. Es sind viele Kleinigkeiten, die in dem verschlafenen Dorf im hohen Norden geschehen und sich in ihrer Gesamtheit zu einer verhängnisvollen Verkettung von Ereignissen verbinden. Und die ganze Zeit über herrscht in der idyllischen Gegend eine Stimmung, die gleichermaßen trügerisch und düster ist und die bestehenden Geheimnisse wunderbar überdeckt. In diese Atmosphäre, die geprägt von sehr viel Misstrauen ist, hat Sofie Rathjens eine erfrischend unkonventionelle Grundschullehrerin gesetzt, die gar nicht anders kann, als die verstaubten Regeln des Dorfes zu hinterfragen. Wie eine Maus am Käse geht sie dabei vor und nagt mal an dieser und mal an jener Stelle und bringt ganz allmählich die Unzulänglichkeiten einer gleich einer ganzen Dorfgemeinschaft ans Tageslicht. Dass sie dabei auch auf eine ganze Reihe an Verbrechen stößt, ist der Fantasie der Autorin geschuldet, die mit ihrem ländlichen Krimi gut unterhält.

Fazit:
Vielseitige Figuren, eine gute Portion Humor, die dazu passende Atmosphäre und ausreichend verbrecherisches Potenzial sind in diesem Krimi geschickt vereint und lassen den Leser in ein Leben auf dem Land eintauchen, das ungewöhnlich frevlerisch vonstattengeht.

Veröffentlicht am 25.12.2016

Intrigen und Machtspiele am Hof des Kaisers

Der Winterkaiser
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Für Maia ist es eine große Überraschung, als er nach dem Tod des Vaters und seiner Brüder plötzlich Kaiser des Elfenreiches wird. Einst vom kaiserlichen Hof verbannt, fristete er ein unspektakuläres Dasein ...

Für Maia ist es eine große Überraschung, als er nach dem Tod des Vaters und seiner Brüder plötzlich Kaiser des Elfenreiches wird. Einst vom kaiserlichen Hof verbannt, fristete er ein unspektakuläres Dasein in der Provinz und glaubte nicht mehr daran, noch einmal zu seiner Familie zurückzukehren. Nun aber sitzt er gemäß der vorgegebenen Rangfolge auf dem Thron, muss sich den täglichen Problemen des Landes stellen und ist damit gleichzeitig auch den Anfeindungen der Untertanen ausgesetzt, die es nicht gut mit ihm meinen. Plötzlich sind Freundschaften unbezahlbar und Ratschläge Gleichgesinnter Goldes wert.

Eine Geschichte voller Kobolde und Elfen, voller guter Taten und böser Überraschungen, voller Intrigen und Geheimnissen findet der Leser hier vor und wird zunächst damit zu tun haben, sich unter den unzähligen Figuren zurechtzufinden. Denn neben dem jungen Kaiser und seiner Familie hat die Autorin Katherine Addison gleich eine ganze Welt voller handelnder Personen erdacht, die vielschichtig in Erscheinung tritt. Da nutzt auch das am Ende des Buches befindliche Personenregister mit Name, Titel und Familienzugehörigkeit nicht, da aufgrund dieser Daten zu viel über den Handlungsverlauf und die Zusammenhänge verraten wird. Deshalb gilt es beim Lesen besonders aufmerksam zu sein, nicht viele Pausen zu machen und sich notfalls Namen und Abstammung selbst zu notieren. Wer es aber trotzdem schafft, in die Welt von Maia einzutauchen und die Bemühungen des jungen Kaisers gut und aufrichtig zu regieren, Folge leisten kann, der wird mit einer wunderschönen und spannenden Geschichte belohnt und mit einem sympathischen Helden, der mitfühlend und entschlossen in Erscheinung tritt.

Fazit:
„Der Winterkaiser“ ist ein interessanter Fantasy Roman, der vor allem von höfischen Intrigen und dem Zusammenspiel unterschiedlicher Charaktere und ihrer Interessen lebt und weniger mit Fantasyelementen punkten kann.

Veröffentlicht am 25.12.2016

Der gelungene Abschluss einer zweiteiligen Dystopie für jugendliche Leser

Perfect – Willst du die perfekte Welt?
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Celestine, die als „fehlerhaft“ gebrandmarkt wurde und sich trotz ihres neuen Status als Mensch zweiter Klasse nicht den Regeln des Systems unterwerfen will, befindet sich auf der Flucht. Mit dem Ziel ...

Celestine, die als „fehlerhaft“ gebrandmarkt wurde und sich trotz ihres neuen Status als Mensch zweiter Klasse nicht den Regeln des Systems unterwerfen will, befindet sich auf der Flucht. Mit dem Ziel Cravan zu stützen und den Fehlerhaften ihr früheres Leben zurückzugeben, setzt sie alles daran, dessen Untaten aufzudecken. Doch so einfach, wie sie es sich vorstellt, ist es nicht. Denn neben dem Video ihrer unlauteren Brandmarkung sind auch die Zeugen der frevlerischen Tat verschwunden und nur Caddrick kann ihr helfen, die Gilde zu stürzen. Er ist der Einzige, dem sie völlig vertraut und der ihr im Kampf um Gerechtigkeit eine große Stütze ist.

„Perfect – Willst du die perfekte Welt?“ ist nach „Flawed – Wie perfekt willst du sein“ der zweite Teil der der Dystopie von Bestsellerautorin Cecelia Ahern, in der es um die Freiheit geht, Fehler machen zu dürfen. In dessen Mittelpunkt steht die siebzehnjährige Celestine, die sich entgegen der Regeln herausgenommen hat, einem Fehlerhaften zu helfen und deshalb nun selbst gebrandmarkt ist. Doch anstatt klein beizugeben und mit ihrem Schicksal zu hadern, kämpft sie mit allen Mitteln gegen das Unrecht an und wir so zur Leitfigur aller Fehlerhaften. Eine tolle Heldin, die weder perfekt noch einzigartig ist, die aber das Herz am rechten Fleck hat. Es macht Spaß, ihr auf ihrem schweren Weg zu folgen und ihr in Gedanken beizustehen. Denn Cecelia Ahern versteht es, mitreißend zu schreiben und den Kampf von Celestin in allen seinen Facetten nachvollziehbar darzustellen. Aber auch die Beschreibungen der Schauplätze und Handlungen und die Einbeziehung weiterer Personen, deren Motive nicht immer gleich zu durchschauen sind, macht aus dem etwas anderen Roman ein interessantes Leseerlebnis.

Fazit:
Der gelungene Abschluss einer zweiteiligen Dystopie, in der es mehr als nur um Unterhaltung geht.

Veröffentlicht am 27.11.2016

Bewegend, wendungsreich und voller menschlicher Abgründe

Ihr einziges Kind
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Mit der Geburt ihres Sohnes Caspar ist das Glück für Dr. Cord Cassjen und seine Ehefrau Silvana perfekt. Allerdings nur, bis die junge Mutter an einer Wochenbettdepression erkrankt und im Haus der Cassjens ...

Mit der Geburt ihres Sohnes Caspar ist das Glück für Dr. Cord Cassjen und seine Ehefrau Silvana perfekt. Allerdings nur, bis die junge Mutter an einer Wochenbettdepression erkrankt und im Haus der Cassjens merkwürdige Dinge geschehen. So verschwindet Caspar spurlos und kann nur von einem Polizeihund wieder gefunden werden, während Silvana von einem unbekannten Entführer spricht, der durch Wände geht. Doch der abhandengekommene Säugling bleibt nicht der einzige Fall, den Kommissar Renke Nordmann und seine Kollegin Nola van Heerden lösen müssen. Denn nur kurze Zeit später wird Dr. Cord Cassjen im gemeinsamen Wohnzimmer erschossen aufgefunden und von dem Rest seiner kleinen Familie fehlt jede Spur.

„Ihr einziges Kind“ ist ein atmosphärischer und in seinem Verlauf glaubwürdiger Kriminalroman, in dem der von allen Bürgern geschätzte Leiter der Polizeidirektion Martinsfehn und seine ehrgeizige Kollegin von der Kripo Leer zum dritten Mal in einem fiktiven Dorf in Nordfriesland ermitteln. Dass das nicht einfach wird, merkt der Leser bereits zu Beginn des Buches, wenn er auf die beteiligten Personen trifft. So lernt er die eigensinnige Inhaberin einer Spirituosenfabrik kennen, die den gerade erst geborenen Enkel für ihre Zwecke einsetzen will, schaut hinter die Fassade eines achtbaren Landrates, der in zwielichtige Geschäfte verwickelt ist oder verfolgt die Machenschaften einer Reihe von weiteren Beteiligten, die nicht das sind, was sie vorgeben zu sein. Ein wunderbar spannender und verzwickter Fall, der die Aufmerksamkeit von Ermittler und Leser gleichermaßen auf sich zieht und sie lange Zeit nicht mehr zur Ruhe kommen lässt. Denn schließlich geht es hier um das Leben eines kleinen Kindes, das plötzlich verschwunden ist und um seine Familie, die ihre Interessen über das Wohlergehen des Neugeborenen stellt.

Fazit:
Bewegend, wendungsreich und voller menschlicher Abgründe präsentiert sich der bis zum Schluss undurchsichtig Fall, in dem es um mehr als nur Familienzwistigkeiten geht. Ein Kriminalroman, der spannende Lesestunden verspricht.

Veröffentlicht am 07.11.2016

Ein vielschichtiger zweiter Fall für den Osloer Kommissar

Federgrab
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Auf einer Lichtung im Wald wird die Leiche eines Mädchens gefunden, die auf einem Bett aus Federn liegt. Von einem Pentagramm aus Kerzen umgeben und mit einer Lilie im Mund bietet sie einen Anblick, der ...

Auf einer Lichtung im Wald wird die Leiche eines Mädchens gefunden, die auf einem Bett aus Federn liegt. Von einem Pentagramm aus Kerzen umgeben und mit einer Lilie im Mund bietet sie einen Anblick, der äußerst verstörend wirkt. Kommissar Holger Munch und sein Team von der Osloer Polizei übernehmen den merkwürdigen Fall und beginnen in einem Jugendheim zu ermitteln, in dem das ermordete Mädchen zu Hause war. Und noch während sie auf der Suche nach einem stichhaltigen Motiv für das grausame Verbrechen sind, taucht plötzlich ein Video auf, das das Mädchen mit einem Unbekannten zeigt, der sich als Eule verkleidet hat.

„Federgrab“ ist nach „Engelskalt“ der zweite Fall für Kommissar Holger Munch und die von ihm erneut ins Team zurückgeholte Mia Krüger, die über ganz besondere Fähigkeiten verfügt. Denn während Holger Munch seine Ermittlungen auf das akribische Zusammentragen von Fakten stützt, vertraut Mia eher ihrem untrüglichen Instinkt, indem sie versucht, sich in die Gedankengänge von Mördern hineinzuversetzen. Dass sie dabei viel zu viel Alkohol trinkt und gleichzeitig Unmengen an Tabletten konsumiert, ist für ihre Arbeit zwar nicht hinderlich, aber für Munch Grund genug, dass sich Sorgen um sie macht. Doch nicht nur sie hat, wie in den skandinavischen Krimis üblich, gravierende Probleme. Im Osloer Team gibt noch mehr Ermittler, deren Verhalten grenzwertig ist. So wird der Leser einerseits durch das Zusammenspiel der völlig unterschiedlichen Ermittler und ihren Kampf gegen die eigenen Dämonen gut unterhalten. Zum anderen versteht es der lange Zeit undurchsichtige Fall, an das Geschehen zu fesseln, der voller ungelöster Rätsel ist. Hinzu kommen eine Atmosphäre, die spürbar düster ist und ein Schreibstil, der sich wunderbar liest.

Fazit:
Ein vielschichtiger zweiter Fall für Kommissar Holger Munch, dessen Spannungsbogen oft durch die weitreichenden Probleme seiner Ermittler unterbrochen wird, was nicht jedem Leser gefallen wird. Trotzdem erwartet ihn hier eine interessante und gut durchdachte Ermittlung, die tief in menschliche Abgründe blicken lässt.