Spannung fehlt
Die verschwundene BrautMatilda French, die ehemalige Mitschülerin zweier Brontë-Schwestern, arbeitet auf Chester Grange. Als eines Morgens das Zimmer der zweiten Frau von Mr. Chester, Elizabeth Honeychurch, leer, dafür voller ...
Matilda French, die ehemalige Mitschülerin zweier Brontë-Schwestern, arbeitet auf Chester Grange. Als eines Morgens das Zimmer der zweiten Frau von Mr. Chester, Elizabeth Honeychurch, leer, dafür voller Blut vorgefunden wird, spekuliert der ganze Bezirk. Hat Chester seine junge Frau getötet? Jedenfalls weist vieles daraufhin, dass ein schlimmes Verbrechen stattgefunden hat, auch wenn die Leiche der Frau verschwunden bleibt.
Den neugierigen und mutigen Brontë-Schwestern ist langweilig zu Hause im Pfarrhaus. Als sie vom Verbrechen hören, beginnen sie inkognito zu ermitteln und wollen Mr. Chester überführen - ermitteln statt schreiben ist ihre Devise.
Ich war sehr gespannt, was Bella Ellis (ein Pseudonym der Autorin Rowan Coleman) sich einfallen liess. Die Idee, die berühmten Brontë-Schwestern ermitteln zu lassen, finde ich nämlich klasse. Das Tempo hat die Autorin der Zeit angepasst. Gespräche über tagsüber neugewonnenes Wissen wurden zum Beispiel erst abends zuhause in der guten Stube geführt, Reisen in nahe oder weiter entfernte Ortschaften wurden zu Fuss, auf einem Karren oder in der Kutsche zurück gelegt. Einerseits klar, dass die Ermittlungen so auch länger dauern, andererseits habe ich schon viele historische Krimis gelesen, deren Ermittlungen bedeutend schneller vonstatten gingen. Deshalb fand ich den Krimi im Tempo schon recht reduziert und langatmig.
Die Figuren sind Bella Ellis gut gelungen: die drei, sich stichelnden Schwestern Charlotte, Emily und Anne, die sich um ihren Bruder Branwell kümmern und ihren Vater zwischendurch nicht die ganze Wahrheit betreffend ihrer Ausflüge anvertrauten ebenso wie die Nebenfiguren.
Nicht ganz überzeugen konnte mich der Ermittlungsfall. Zum einen waren zwar viel gut eingestreute, neuzeitliche Themen dabei, über die man damals entweder zu wenig wusste oder komplett ignorierte, weil es sich schlicht nicht gehörte. Zum anderen fragte ich mich leider zu oft, was da noch kommen mag - beziehungsweise wusste ich bald, auf was es hinauslaufen wird, so dass es mir irgendwann langweilig wurde, weil ich nur noch auf die Enthüllung der Hintergründe wartete, die bis zum Ende aufgespart wurde.
Eine tolle Idee, aber der Fall wirkt nach der ersten Hälfte zu konstruiert. Alles in allem hat "Die verschwundene Braut" gute Ansätze, die Spannung fehlt jedoch gänzlich. Dem zweiten Band gebe ich aber sicher eine Chance.
Fazit: Ermitteln anstatt Schreiben - reduziertes Tempo mit einem guten Ansatz, der unbedingt weiter entwickelt werden sollte.
3.5 Punkte.