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Veröffentlicht am 26.03.2020

Spannung fehlt

Die verschwundene Braut
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Matilda French, die ehemalige Mitschülerin zweier Brontë-Schwestern, arbeitet auf Chester Grange. Als eines Morgens das Zimmer der zweiten Frau von Mr. Chester, Elizabeth Honeychurch, leer, dafür voller ...

Matilda French, die ehemalige Mitschülerin zweier Brontë-Schwestern, arbeitet auf Chester Grange. Als eines Morgens das Zimmer der zweiten Frau von Mr. Chester, Elizabeth Honeychurch, leer, dafür voller Blut vorgefunden wird, spekuliert der ganze Bezirk. Hat Chester seine junge Frau getötet? Jedenfalls weist vieles daraufhin, dass ein schlimmes Verbrechen stattgefunden hat, auch wenn die Leiche der Frau verschwunden bleibt.

Den neugierigen und mutigen Brontë-Schwestern ist langweilig zu Hause im Pfarrhaus. Als sie vom Verbrechen hören, beginnen sie inkognito zu ermitteln und wollen Mr. Chester überführen - ermitteln statt schreiben ist ihre Devise.

Ich war sehr gespannt, was Bella Ellis (ein Pseudonym der Autorin Rowan Coleman) sich einfallen liess. Die Idee, die berühmten Brontë-Schwestern ermitteln zu lassen, finde ich nämlich klasse. Das Tempo hat die Autorin der Zeit angepasst. Gespräche über tagsüber neugewonnenes Wissen wurden zum Beispiel erst abends zuhause in der guten Stube geführt, Reisen in nahe oder weiter entfernte Ortschaften wurden zu Fuss, auf einem Karren oder in der Kutsche zurück gelegt. Einerseits klar, dass die Ermittlungen so auch länger dauern, andererseits habe ich schon viele historische Krimis gelesen, deren Ermittlungen bedeutend schneller vonstatten gingen. Deshalb fand ich den Krimi im Tempo schon recht reduziert und langatmig.

Die Figuren sind Bella Ellis gut gelungen: die drei, sich stichelnden Schwestern Charlotte, Emily und Anne, die sich um ihren Bruder Branwell kümmern und ihren Vater zwischendurch nicht die ganze Wahrheit betreffend ihrer Ausflüge anvertrauten ebenso wie die Nebenfiguren.

Nicht ganz überzeugen konnte mich der Ermittlungsfall. Zum einen waren zwar viel gut eingestreute, neuzeitliche Themen dabei, über die man damals entweder zu wenig wusste oder komplett ignorierte, weil es sich schlicht nicht gehörte. Zum anderen fragte ich mich leider zu oft, was da noch kommen mag - beziehungsweise wusste ich bald, auf was es hinauslaufen wird, so dass es mir irgendwann langweilig wurde, weil ich nur noch auf die Enthüllung der Hintergründe wartete, die bis zum Ende aufgespart wurde.

Eine tolle Idee, aber der Fall wirkt nach der ersten Hälfte zu konstruiert. Alles in allem hat "Die verschwundene Braut" gute Ansätze, die Spannung fehlt jedoch gänzlich. Dem zweiten Band gebe ich aber sicher eine Chance.

Fazit: Ermitteln anstatt Schreiben - reduziertes Tempo mit einem guten Ansatz, der unbedingt weiter entwickelt werden sollte.
3.5 Punkte.

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Veröffentlicht am 21.03.2020

Einfach, aber nett

Ein Sommer im Alten Land
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Als Parfümeurin den Geruchsinn zu verlieren ist schon sehr schwer. Da hinterfragt man schon mal sein ganzes Leben - wie Alix aktuell. Statt zuhause Däumchen zu drehen, fährt sie nach Grasse, wohin sie ...

Als Parfümeurin den Geruchsinn zu verlieren ist schon sehr schwer. Da hinterfragt man schon mal sein ganzes Leben - wie Alix aktuell. Statt zuhause Däumchen zu drehen, fährt sie nach Grasse, wohin sie immer schon mal wollte. Nur macht die Reise ohne jeglichen Geruchsinn nicht viel Spass. Sie lernt die Seifensiederin Agnes kennen und ist fasziniert von deren Arbeit.

Zurück zuhause, wird sie von Eltern, Schwestern, ihrem Geschäftspartner Dennis und ihrem Freund Max bestürmt. Deshalb flieht sie, nicht wie im Klappentext beschrieben auf Einladung der Tante, ganz im Gegenteil, auf deren Hof. Hannes nimmt sie mit, und zeigt ihr dort alles. Alix kommt auf die Idee, ein Gebäude auf dem Hof zu renovieren und dort ein Seifenatelier einzurichten.

Derweil ärgert Alix sich nach wie vor über ihren Verlust, denkt über ihre Beziehung zu Max nach, versucht Hannes und ihre schrullige Grosstante Barbara zu verstehen. In all dem verliert Alix sich manchmal und ihr Verhalten, aber auch das der anderen fand ich nicht immer schlüssig und nachvollziehbar.

Bis auf die faule und, auch hier, oberflächliche Art von Alix, die einige Seifenrezepte von Agnes bekam, anstatt sich selber damit auseinander zu setzen - so kann man kein Geschäft eröffnen - fand ich, die seit Jahren Seifen siedet, die Abläufe gut beschrieben, wenn auch stark vereinfacht.

Der Anfang des Romans hat mir sehr gut gefallen, doch dann wird einiges zu einfach dargestellt. Der Sommer aus dem Titel spürte ich zwischen all den Problemen nicht sehr.

Meine Hauptkritikpunkte sind, wie ihr wohl schon herausgelesen habt, die Oberflächlichkeit und Vereinfachung gewisser Situationen, die quer durch den ganzen Roman immer wieder auftauchen. Insgesamt las sich "Ein Sommer im Alten Land" jedoch flüssig.

Fazit: Stellenweise oberflächlich und zu einfach gehaltene, aber nette Geschichte.
3.5 Punkte.

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Veröffentlicht am 13.03.2020

Mit Deadline geschrieben?

Dear Oxbridge
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"Dear Oxbridge" habe ich quasi als Vorbereitung für ein vom Verlag organisiertes Treffen mit der Autorin an der Leipziger Buchmesse gelesen.

Nele Pollatschek schildert im Buch ihren Weg, wie sie es erst ...

"Dear Oxbridge" habe ich quasi als Vorbereitung für ein vom Verlag organisiertes Treffen mit der Autorin an der Leipziger Buchmesse gelesen.

Nele Pollatschek schildert im Buch ihren Weg, wie sie es erst nach Cambridge und dann nach Oxford schaffte, beschreibt damit auch das "Hochstapler-Syndrom", dass ich eher als "Bin ich gut genug?" lese. Die junge Autorin erklärt zudem die Unterschiede zwischen einem Studium in England und einem in Deutschland.

Der "Liebesbrief an England" - so ganz nachvollziehen kann ich den Untertitel nicht - richtet sich einerseits wohl vor allem an junge Leute, die sich ein Studium in England überlegen und andererseits erklärt er gewisse kulturelle Unterschiede. Zum Beispiel das Denken der vielen Oxbridge-Politiker, das durch deren Standesdünkel erklärbar ist oder deren Wissen, das aufgrund des Studiums zwar sehr breit, aber nicht sehr tief, weniger wissenschaftlich als anderswo, ist.

Letzteres ist interessant zu wissen, es erklärt einiges des englischen Politgeschehen, doch für mich als nicht Brexit-Betroffene (weil Nicht-EU-Land) war das zu wenig spannend. Für mich gehört das Buch ins "andere-Kulturen-verstehen"-Regal und war in dem Kontext okay zu lesen, mehr aber nicht.

Die Autorin machte das, was sie in Oxbridge gelernt hat: ihre Gedanken zu den Themen des Buches in Essays zu packen. Man könnte sie jetzt aber auch fragen, ob sie das in deutscher oder englischer Manier verfasst hat, ob mit Deadline morgens um 9:00 Uhr oder nicht...

Was mir fehlt, ist nun das "Tutorial", für mich die Lesung in Leipzig, um über das Geschriebene zu diskutieren.

Fazit: Ein Buch über das Studium in Cambridge und Oxford, das zudem versucht, die englische Politmentalität zu erklären.
3.5 Punkte.

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Veröffentlicht am 27.02.2020

Etwas fehlt

Der Duft von Apfeltarte
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Camille wohnt seit über zehn Jahren in Paris und arbeitet in einem Reisebüro. Die Arbeit macht ihr nicht sonderlich Spass, auch das Leben in der Grossstadt nicht. Doch zugeben kann sie es erst, als sie ...

Camille wohnt seit über zehn Jahren in Paris und arbeitet in einem Reisebüro. Die Arbeit macht ihr nicht sonderlich Spass, auch das Leben in der Grossstadt nicht. Doch zugeben kann sie es erst, als sie nach einem Unfall ihrer Mutter Urlaub nimmt, um auf dem Apfelhof zu helfen.

Bei der Arbeit inmitten der Apfelbäume spürt sie schnell wieder ihre alte Leidenschaft aufflackern, aber ihre Mutter ist nach wie vor schroff und lässt Camille nur das Nötigste tun. Dabei wären neue Ideen gefragt. Ein offenes Ohr für Camille hat Feriengast Antoine. Mit ihm versteht sie sich gut, doch auch ihre verheiratete Freundin Sandrine verbringt öfters Zeit mit ihm, was bald für Streit sorgt.

Das Dorf- und Landleben in der Normandie war schön beschrieben, ebenso glaubhaft die Arbeitsabläufe auf dem Hof. Die Geschichte um Camille und den Apfelhof ihrer Mutter hörte sich interessant an und war es teilweise auch.

Aber ganz überzeugen konnte mich der Roman nicht, da fast jede Figur etwas verschwieg. In der Menge wirkte es schon fast wieder langweilig. In Camilles Elternhaus muss vor Jahren etwas vorgefallen sein, deshalb die Flucht in die Hauptstadt. Sandrine hat ihre grosse Liebe geheiratet, doch aktuell stimmt etwas nicht in der Beziehung. Antoine verschweigt auch etwas, aber ob es das ist, was die Nachbarin vermutet? Diese und viele weitere Geheimnisse konnte man als Leser zudem alle erahnen. Dazu kam, dass mich die junge Nachbarin Lilou und auch ihr fauler Bruder nervten, der Roman wirkte dadurch auf mich zu jugendlich.

Fazit: Die "Back to the Roots"-Geschichte war okay, mir fehlte jedoch das gewisse Etwas.
3.5 Punkte.

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Veröffentlicht am 24.02.2020

Johanna macht es sich und den Lesern schwer

Hortensiensommer
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"Hortensiensommer" ist der zweite Roman von Ulrike Sosnitza. Leider war ich davon nicht so begeistert wie von "Novemberschokolade".

Gärtnerin Johanna wohnt nach der Scheidung alleine in einem grossen ...

"Hortensiensommer" ist der zweite Roman von Ulrike Sosnitza. Leider war ich davon nicht so begeistert wie von "Novemberschokolade".

Gärtnerin Johanna wohnt nach der Scheidung alleine in einem grossen Haus und sucht einen Untermieter für die freie Wohnung im Haus. Nach der schlimmen Vormieterin ist sie sehr wählerisch und stellt genaue Regeln auf. Der ebenfalls geschiedene Philipp, der neu als Lehrer in der Gegend arbeitet, nimmt dies auf sich, denn ihm gefällt die Wohnung, der Garten und die Vermieterin - ob er sich an die Regeln hält, entscheidet sich dann noch.

Philipp mochte ich gerne. Obwohl auch er eine schwere Zeit durchmacht, ist er positiv gestimmt und versucht Johanna aus ihrem Schneckenhaus zu locken. Denn Johanna hat ein grosses Problem, das aber verschwiegen wird. Der Leser kann sich zwar bald zusammen reimen, um was es geht, doch ihr Geheimnis zieht sich lange hin. Zu lange. Derweil leidet Johanna vor sich hin und sagt Dinge und trifft Entscheidungen, die sie sehr unsympathisch machen.

Protagonistin Johanna nervte mich. Sie steckt in der Vergangenheit fest. Keine Frage, das was ihr passiert ist, ist total tragisch und mit etwas vom Schlimmsten, was passieren kann. Irgendwann muss man aber wieder Licht am Horizont sehen. Und wenn es nicht von alleine geht, professionelle Hilfe annehmen - es ist keine Schande, wenn man das tut. Aber dieses jahrelange Einkuscheln in das Gefühl "ich bin die Allerärmste", kann ich nicht ab. Johanna nervt damit auch ihr gesamtes Umfeld, alle fassen sie mit Handschuhen an und getrauen sich aus lauter Rücksicht nicht mal ihre eigene Zukunft zu planen und sich eigene Lebenswünsche zu erfüllen.

"Hortensiensommer" ist daher leider bei weitem nicht so spannend und interessant wie "Novemberschokolade", aber zumindest unterhaltend. Punkten kann der flüssige Schreibstil der Autorin, die schönen Beschreibungen der diversen Gärten und einige humorige Begebenheiten von Nebenfiguren.

Fazit: Die Protagonistin machte es mir schwer ihre Geschichte zu mögen. Lesenswert machen "Hortensiensommer" alle anderen Figuren, die dem Roman zu einem stimmigen Abschluss verhelfen.
3.5 Punkte.

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