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Veröffentlicht am 15.04.2020

Sandwüste

Hochland
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Zwei junge Paare begeben sich auf eine mehrtägige Fahrt durch das Bergland Islands. Die ersten Tage verbringen sie in guter Stimmung, doch fast schon auf dem Heimweg in die Zivilisation haben sie einen ...

Zwei junge Paare begeben sich auf eine mehrtägige Fahrt durch das Bergland Islands. Die ersten Tage verbringen sie in guter Stimmung, doch fast schon auf dem Heimweg in die Zivilisation haben sie einen Unfall. Sie krachen mit dem Jeep in eine Hauswand. Zum Glück naheliegende Wohnhaus bewohnt und die beiden älteren Leute nehmen die vier Gestrandeten auf. Obwohl ihre Gastgeber etwas seltsam wirken, sind die beiden Paare froh, dort unterkommen zu können. Am nächsten Tag wollen sie sich das Auto des Paares leihen, um Hilfe zu holen. Peinlicherweise haben sie auch mit diesem Wagen eine Panne.

Danach wird es richtig merkwürdig, denn irgendwie schaffen die jungen Leute es nicht, ihre Zuflucht wieder zu verlassen. An jedem neuen Tag lassen sie sich etwas einfallen, gehen teilweise zusammen los oder auch getrennt. Das Ergebnis ist jedoch immer gleich, sie landen bei dem Haus der alten Leute. Was geschieht mit ihnen? Wieso können sie nicht zurück in die Zivilisation? Haben die Alten irgendwelche Absichten oder Pläne mit ihnen? Es ist doch sehr seltsam, doch welchen Grund kann es geben, die Vier fast schon gefangen zu halten? Das Ganze ist doch unheimlich.

Man fühlt sich etwas an das Blair Witch Project oder ähnliches erinnert. Junge Menschen geraten in eine eigenartige Situation, aus der sie sich nicht lösen können und die irgendwie immer unheimlicher und schlimmer wird. Insofern ist dieser Roman spannend zu lesen, doch an die wirklich unheimlichen Vorbilder kommt er nicht heran. Man vermisst eine entweder eine logische Erklärung für Teile des Geschehens oder überhaupt eine Verknüpfung zum Ende, das man ab einem gewissen Zeitpunkt, zum Glück relativ weit hinten, aber doch deutlich vor Schluss, schon erahnt. Schließlich hat man ein durchaus packendes Buch, das allerdings für einen Thriller nicht genug Logik beinhaltet, für eine unheimliche Geschichte aber einen etwas verworrenen Abschluss, dem der Aha-Effekt nicht so überzeugend innewohnt. Insgesamt eine gute Ablenkung in krisengeschüttelten Zeiten.

Veröffentlicht am 12.04.2020

Die zweite Wahrheit

Bis zum Ende
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Kasandras Sohn wurde entführt, sie muss alles tun, damit sie ihn befreien kann. Der erste Verdacht ist, es könnte Damian Werner gewesen sein, der sich nach der Sache von vor einem Jahr an ihr rächen will. ...

Kasandras Sohn wurde entführt, sie muss alles tun, damit sie ihn befreien kann. Der erste Verdacht ist, es könnte Damian Werner gewesen sein, der sich nach der Sache von vor einem Jahr an ihr rächen will. Werner ist aber offensichtlich so ahnungslos, dass Kasandra ihn bittet, ihr zu helfen. Damians große Liebe Ewa ist seit Jahren verschwunden. Er glaubt, dass sie noch lebt und immer noch will er sie finden. So wie Kasandra auf seine Hilfe angewiesen sein könnte, kann sie ihm vielleicht helfen. Wenn sie die Wahrheit über Ewas Verschwinden herausfinden, haben sie möglicherweise einen Ansatz den Jungen zu befreien.

Zum Verständnis dieses zweiten Bandes um die Suche nach Ewa ist es empfehlenswert, den ersten zu kennen, denn die Geschichten hängen eng zusammen. Nach der langen Suche ist es ungewiss, ob Damian tatsächlich wieder mit Ewa zusammenkommen will oder ob er eigentlich nur die Wahrheit wissen will. Kassandra dagegen muss die Folgen tragen, die ihr Handeln hatte. In ihrer Lage hat man schon vorher nicht sein wollen, doch jetzt hat sie es auch nicht leicht. Das hindert sie aber nicht, ihre Fäden zu spinnen, um ihre eigenen Ziele zu erreichen. Damian und Kassandra ergänzen sich gut.

Obwohl in Teilen recht brutal und von der Handlung her manchmal schwer zu glauben, bietet sich hier eine spannende Jagd nach der Wahrheit, von der man schließlich nie ganz sicher sein kann, ob man sie wirklich kennt. Ob man tatsächlich Klarheit erhalten soll, bleibt dem Autor ein wenig vorbehalten und richtig sympathisch ist am Ende keiner der Protagonisten. Dennoch versteht es der Autor zu fesseln. Und dabei packt er noch ein Thema, das es sicher verdient, eine größere Öffentlichkeit zu bekommen. Insgesamt ein Buch, das zwar nicht völlig überzeugt, dass aber doch eine flotte und packende Lektüre bietet.


  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.02.2020

Miss Birdie

Arrowood - Die Mördergrube
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Wie immer muss William Arrowood neidvoll zugestehen, dass Sherlock Holmes einfach die bessere Presse bekommt. Er ist in die Suche eines jungen Adligen einbezogen. Zu Arrowood kommt dagegen das Ehepaar ...

Wie immer muss William Arrowood neidvoll zugestehen, dass Sherlock Holmes einfach die bessere Presse bekommt. Er ist in die Suche eines jungen Adligen einbezogen. Zu Arrowood kommt dagegen das Ehepaar Barcley. Dieses will herausfinden, wieso ihre Tochter Birdie, die seit ein paar Monaten verheiratet ist, ihre Eltern nicht sehen will. Es ist nicht schwierig, die frisch Verheirateten zu finden. Birdie und ihr Mann leben auf einer Farm. Doch bei einem Treffen ist kaum ein Wort aus Birdie herauszukriegen. Allerdings wirkt sie nicht sehr glücklich. Neugierig geworden, beginnen Arrowood und sein Partner Barnett mit weiteren Nachforschungen.

Dies ist der zweite Fall, in dem Arrowood und Barnett ermitteln, wobei Arrowoods Konkurrenz zu Sherlock Holmes nur am Rande auftaucht. Zu beschäftigt sind die beiden mit ihrem neuen eigenen Fall, die sie natürlich nicht in gehobenere Kreise führt, sondern eher in die Reihen der weniger Betuchten. Birdie ist dem Anschein nach eine freundliche, aber eher schlichte junge Frau. Sie schafft es nicht, sich aus ihrer Situation zu lösen. Ist sie überhaupt gerne verheiratet? Und was geht sonst noch auf der Farm vor sich? Ein Besuch dort ist unerläßlich und Arrowood erfährt, dass die Farm mehrere Arbeiter beschäftigt, die offensichtlich geistig eingeschränkt sind.

Nach dem ersten Band, in dem Arrowood wie eine Art armer Verwandter des weithin bekannten Holmes auftaucht und der dadurch seinen Charme bezieht, fehlt diesem zweiten Band diese Überraschung zwangsläufig. Am Beginn entwickelt sich die Geschichte so langsam und betulich, dass man zu der Überlegung kommt, ob man dem Roman sei es auch nur als Hörbuch noch mehr Zeit widmen möchte. Erst recht spät kommt der Autor zu dem eigentlichen Thema, der Behandlung oder eher Misshandlung der geistig Behinderten im ausgehenden 19. Jahrhundert, wobei einige Beschreibungen kaum zu ertragen sind. Doch man beginnt mitzufiebern, ob nicht wenigstens ein paar der bedauernswerten Menschen aus ihrer Lage gerettet werden können und einer besseren Zukunft entgegensehen können. Dass Arrowood, um das ehrenvolle Ziel zu erreichen, teilweise seine schlechteren Seiten zeigen muss, nimmt man ihm nach einigen Erläuterungen nicht allzu übel.

Angenehm vorgetragen wird dieses Hörbuch, das einiges Durchhaltevermögen einfordert, sich dann aber einen sehr interessanten Thema zuwendet, von Alexis Krüger.

Veröffentlicht am 23.02.2020

Ein kleines Erbe

Tote trinken keinen Rosé
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Rachel war neu in Paris als sie Edgar kennenlernte. Irgendwann waren sie nur noch Freunde und trafen sich selten. Dennoch denkt Rachel gerne an die Zeit zurück. Umso schockierter ist sie, nachdem sie erfahren ...

Rachel war neu in Paris als sie Edgar kennenlernte. Irgendwann waren sie nur noch Freunde und trafen sich selten. Dennoch denkt Rachel gerne an die Zeit zurück. Umso schockierter ist sie, nachdem sie erfahren hat, dass Edgar plötzlich verstorben ist. Er soll nach einem Herzanfall in der Suppe ertrunken sein und auf dem Tisch stand eine Flasche Rosé. Das kommt Rachel eigenartig vor, denn Edgar trank keinen Rosé. Überraschend äußert Edgar in seinem Testament den Wunsch, Rachel möge seine Bibliothek ordnen und sich ein Buch aussuchen. Diese Gelegenheit will Rachel gemeinsam mit ihrer besten Freundin Magda nutzen, um diesen seltsamen Todesfall näher zu untersuchen.

Edgar hat seinem Sohn sein Vermögen vermacht und einige kleinere Legate gehen an seine Frau und einige Verflossene. Eigentlich hat niemand einen Grund, den wohlhabenden Bankier zu töten. In diesem Cosy-Crime will Rachel der Sache dennoch auf den Grund gehen. Ihre Freundin Magda ist ebenfalls mit Feuereifer dabei. Ihre Gespräche und die gemeinsamen Nachforschungen bilden das Gerüst eines anheimelnden Krimis. Dieser spielt in der heutigen Zeit, wäre mit seinem Ambiente aber vielleicht besser in den 1940ern oder 50ern angesiedelt. Die Gedankenspiele der Freundinnen erinnern an literarische Detektive aus eben jenen Zeiten, die allein durch Gedanken, Rededuelle und Kombination zu ihren Lösungen kommen.

Dieser Kriminalroman kommt ohne Hektik und weitgehend ohne Gewalt aus. Man stellt sich die amerikanischen Pariserinnen Rachel und Magda vor, wie sie im Bistro einen Espresso genießen und dabei versuchen, hinter die wahren Todesumstände von Edgar zu kommen. Gerne begibt man sich in die Gesellschaft der beiden Frauen und amüsiert sich über ihre teils abwegigen Vermutungen und freut sich über ihre Unermüdlichkeit im Wunsch dem alten Freud Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Wie schon erwähnt, würde der Roman vielleicht eher in eine früher Ära passen und so wirkt nicht immer alles stimmig und einige Verhaltensweisen der Frauen doch etwas leichtsinnig. Dennoch bietet dieser Roman mit seinen liebenswerten Protagonistinnen gute Unterhaltung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.02.2020

Opferritual

Das Ritual des Wassers
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Noch ist Inspektor Ayala, der seit seiner Jugend Kraken genannt wird, nicht wirklich genesen. Zwar konnte er das Krankenhaus verlassen, aber seine Sprachstörungen sind immer noch enorm. Seine Chefin meint, ...

Noch ist Inspektor Ayala, der seit seiner Jugend Kraken genannt wird, nicht wirklich genesen. Zwar konnte er das Krankenhaus verlassen, aber seine Sprachstörungen sind immer noch enorm. Seine Chefin meint, er soll sich endlich in die Ergotherapie stürzen, sonst kann er nicht in den Dienst zurückkehren. Als jedoch Ayalas Jugendliebe tot aufgefunden wurde, und der Fundort wie bei einem Ritual hergerichtet scheint, will der Fallanalytiker in Kraken unbedingt dabei sein. Er wird bis zu seiner vollständigen Wiederherstellung als Berater in dem Fall eingesetzt. So kann er mit seiner Partnerin Esti an dem Fall arbeiten und in der freien Zeit mit der Sprachtherapeutin versuchen, weitere Fortschritte zu erzielen.

Auch in seinem zweiten Fall wird Inspektor Ayala enorm gefordert. Natürlich wollen er und Esti herausfinden, weshalb seine Jugendfreundin auf so eigenartige Weise umkam. Gleichzeitig werden aber auch Ayalas Erinnerungen an seinen Aufenthalt in dem Ferienlager geweckt, während dessen er die nun Verstorbene kennengelernt hat. Damit kann die Tat doch nichts zu tun haben, oder? Spuren ergeben sich zunächst nur wenige und Ayala ist sehr eingespannt mit der Therapie. Schließlich wird er den Fall nicht lösen, indem er über ein Tablett kommuniziert. Da ist auch sein Großvater vor. Der weise alte Mann würde das Smartphone seines Enkels am liebsten wegschmeißen.

Gekonnt wird dieses Hörbuch vorgetragen von Uve Teschner. Und wieder ermittelt Ayala in einem spannenden Fall, in dem er persönlich involviert ist. Zwar wirkt es ein wenig unwirklich und weit hergeholt, dass er und seine Vergangenheit wieder einen Bezug zu dem Fall haben. Dennoch gelingt es der Autorin eine Krimihandlung zu entwickeln, die bis zum Schluss fesselt. Allerdings ahnt man einen nicht unwichtigen Teil der Lösung bereits, während die Ermittler noch im Dunkeln tappen. Auch das tut der Spannung keinen Abbruch, schließlich kann man sich auch darauf einlassen, Inspektor Ayala bei der Wahrheitsfindung zu beobachten. Ein gefälliger Hörbuchkriminalroman, der einen gelungenen Zeitvertreib bietet.