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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.06.2020

Leseempfehlung

Jenseits von tot
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Jenseits von Tot ist der Abschluss Lucie Flebbes Trilogie um Eddie Beelitz und ihren Freund Zombie. Normalerweise ist es etwas, sagen wir, unklug, mit einem Finale in eine Reihe zu starten, doch ich habe ...

Jenseits von Tot ist der Abschluss Lucie Flebbes Trilogie um Eddie Beelitz und ihren Freund Zombie. Normalerweise ist es etwas, sagen wir, unklug, mit einem Finale in eine Reihe zu starten, doch ich habe mich in die Seiten gestürzt, da ich gerne von Lucie Flebbe lese und mir sicher war, auch an diesem Buch meine Freude zu haben.

Die Polizistin Eddie Beelitz arbeitet nur Teilzeit, was leider oft, naja, immer, dazu führt, dass sie wie eine gutbezahlte Sekretärin behandelt wird und kaum bis garnicht in Ermittlungsarbeit involviert ist. Dabei ist sie richtig gut. Der Staatsanwältin ist dies bewusst und so holt sie Eddie explizit ins Team, als auf einem alten Zechengelände eine Leiche gefunden wird. Ziemlich schnell wird klar, dass die Tote nicht gerade beliebt ist. Als die Ermittlungen in etwas zwielichtes Milieu abdriften, bittet Eddie ihren Freund Zombie um Hilfe und sorgt damit unbewusst dafür, dass dieser mit seinem dunkelsten Geheimnis konfrontiert wird.

Wie schon erwähnt, kannte ich die beiden Vorgängerbände nicht, was meinen Lesespaß aber in keinster Weise getrübt hat. Zwar kann man an der Entwicklung der Figuren nicht mehr teilhaben, aber bekommt dafür perfekt ausgearbeitete Protagonisten vorgesetzt, die es dem Leser leicht machen, richtig in die Story eintauchen zu können. Eddie und Zombie, besonders Zombie, sind keine 08/15 Protagonisten. Gerade Zombie ist eben weder der Bad Boy noch der geläuterte Bad Boy, der durch die Liebe weichgewaschen wurde, sondern eine schillernde Persönlichkeit aus schwierigem Umfeld. Er zeigt in diesem Buch viele Seiten und es ist eine wahre Freude, allein ihn durch die Seiten zu begleiten. Die Autorin hatte während des gesamten Schreibprozesses die Spannungskurve im Blick und schafft es somit, den Leser von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln.

Lucie Flebbe schneidet in ihrem Buch viele Themen an, drängt sie ihren Lesern aber nicht au, sondern überlässt es jedem einzelnen, sich dazu Gedanken zu machen, oder sie einfach als Teil der Story zu sehen und darüber hinwegzulesen. Das gefällt mir sehr gut. Wir hätten hier als Hauptschwerpunkt eine Wachkoma WG, die sehr deutlich darauf hinweist, dass es einen großen Pflegenotstand gibt. Auch überforderte Schwangere, Mobbing während der Geburt und ein klein wenig Rassismus werden aufgegriffen, aber nie irgendwie gezwungen, sondern perfekt in die Story eingebunden.

Alles in allem ein wirklich gelungenes Buch, welches ich sehr gerne gelesen habe und welches nicht nur Appetit auf die Vorgänger macht, sondern auf Lucie Flebbe im Allgemeinen. (Ihre Bücher natürlich).

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Veröffentlicht am 31.05.2020

Wenn Kinder morden

Blutgott
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Veit Etzold ist für mich schon seit längerem ein Garant für spannenden Lesegenuss und auch dieses Mal hat er mich, wie gewohnt, gepackt, gefesselt und ein wenig in Grauen versetzt.

Eine junge Frau wird ...

Veit Etzold ist für mich schon seit längerem ein Garant für spannenden Lesegenuss und auch dieses Mal hat er mich, wie gewohnt, gepackt, gefesselt und ein wenig in Grauen versetzt.

Eine junge Frau wird von einer Gruppe Jugendlicher, fast Kinder, im Zug ermordet. Die Täter sind schnell gefasst, sind sie doch mit 13 Jahren noch strafunmündig und brauchen sich aus diesem Grunde nicht zu verstecken. Killer- Spiele völlig neu interpretiert.

Clara Vidalis und ihr Team ermitteln effizient wie eh und je und finden bald eine Spur, die ins Dark Web führt. Der „Blutgott“ rekrutiert Jugendliche unter 14 Jahren und motiviert sie zu immer grausameren Slash Mobs. Werden sie den Blutgott finden? Und wie viele Menschen müssen sterben, bis sie ihn haben?

Veit Etzold weiß, wie er den Leser packen kann. Sehr bildgewaltig beschreibt er nicht nur das Setting, so kann sich zum Beispiel jeder Bahnfahrer das Abteil mehr als bildlich vorstellen und hat nahezu den typischen Bahngeruch in der Nase, nein, auch die Morde werden sehr detailliert geschildert. Damit muss man umgehen können, ich mag es sehr.

Auch das Thema ist sicher nicht für jedermann. Pöbelnde Jugendliche hat wohl jeder schon erlebt, aber mordende Jugendliche, fast Kinder? Wie fühlt man sich als Elternteil, wenn das Kind, welches doch vor Kurzem noch mit großen Augen die Welt erkundet hat, plötzlich zum Mörder wird? Das sind Fragen, die sich beim Lesen unweigerlich stellen. Ich liebe es, bei Thrillern über Fragen nachzudenken, die mit der Lösung des Falles nichts zu tun haben, sondern mit der Psychologie, die dahintersteckt. Bücher, über die ich während des Lesens reden möchte. Dies ist bei Veit Etzolds Büchern sehr oft der Fall.

Ein wirklich empfehlenswertes Buch für alle, die sich vom Klappentext angezogen fühlen.

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Veröffentlicht am 04.04.2020

Wenn Glaube gefährlich wird

Ein wenig Glaube
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Dieses Buch beginnt mit einer Szene auf dem Friedhof. Lyle spielt dort mit seinem Enkel, bevor die zwei den Grabstein des als Kleinkind verstorbenen ersten Kindes Lyles und Pegs säubern. Diese Szene hat ...

Dieses Buch beginnt mit einer Szene auf dem Friedhof. Lyle spielt dort mit seinem Enkel, bevor die zwei den Grabstein des als Kleinkind verstorbenen ersten Kindes Lyles und Pegs säubern. Diese Szene hat in mir absolute Begeisterung für das Buch geweckt, denn zum Einen beschreibt sie Friedhöfe auf eine mir sehr angenehme Art, als friedvolle Orte der Begegnung, zum anderen wird Lyle und auch sein Enkel Isaac sehr herzlich eingeführt. Lyle ist ein bodenständiger Mann, herzensgut, hart arbeitend, wie ich es von meinem Großvater her kenne. Er kümmert sich nicht nur aufopferungsvoll um seinen schwerkranken Freund Hoot, sondern eben auch um seinen Enkel Isaac, der mit seiner Mutter bei den Großeltern lebt.

Isaacs Mutter Shiloh, die von Lyle und Peg adoptiert wurde, ist streng gläubig, aber gehört nicht der Kirche ihrer Eltern an, sondern hängt mit Leib und Seele an einer kleinen Glaubensgemeinschaft, die ihr Leben völlig in Anspruch nimmt. Lyle und Peg müssen sich bald fragen, wie weit Glaube gehen darf und wann sie einschreiten müssen, um Kind und Enkel zu retten.

Was mir an diesem Buch besonders gut gefallen hat, ist das ganze Drumherum. Nicht nur das Setting, welches einen geradezu in ein kleines amerikanisches Dorf katapultiert, sondern auch alle Protagonisten, die so wundervoll vielschichtig gezeichnet sind, dass sie vor dem inneren Auge zum Leben erwachen. Gerade Lyle eroberte mein Herz im Sturm und wurde im Verlauf der Geschichte zu einem Freund. Aus diesem Grund leidet und fühlt man auch mit.

Das Thema des Buches ist nicht nur gut gewählt, sondern auch gut umgesetzt.Auch wenn es so scheint, als würden die Menschen immer weniger glauben, so scheinen sie doch einen Anker zu brauchen und suchen diesen in gefährlichen religiösen Randgruppen. Das müssen nicht unbedingt die bekannten Sekten sein, sondern können tatsächlich auch kleine Glaubensgemeinschaften sein. Hier wird sehr eindringlich beschrieben, wie gefährlich diese Gemeinschaften sein können, wenn sie sich völlig abkapseln. Thema dieses Buches ist die Geistheilung, die schon vielen Menschen und vorallem Kindern das Leben gekostet hat, da man sich auf den Glauben verlassen hat und medizinische Hilfe ablehnte. Rational gesehen wissen wir alle, wie, ja, dämlich dies doch ist, aber es gibt eine Szene im Buch, da möchte man am liebsten selbst an ein Wunder glauben und merkt plötzlich, dass man an eine der Stellschrauben gelangt ist, an der Mitglieder dieses Glaubens drehen, um neue Jünger zu rekrutieren.

Dieses Buch hat mich durch seinen Stil, seinen Inhalt und seine Figuren von Anfang bis Ende begeistert.

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Veröffentlicht am 03.03.2020

romantic thrill mit viel Spannung

Special Unit Serpent – Tödliches Verlangen
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Nina Bellem hat mir „tödliches Verlangen“ den ersten Teil der Special Unit Serpent geschrieben und ich muss sagen, sie hat mich dadurch als Fan gewonnen.

Worum geht es?

Riley, die von allen nur Spades ...

Nina Bellem hat mir „tödliches Verlangen“ den ersten Teil der Special Unit Serpent geschrieben und ich muss sagen, sie hat mich dadurch als Fan gewonnen.

Worum geht es?

Riley, die von allen nur Spades genannt wird, besitzt ein eigenes Tattoostudio und blüht völlig in ihrer Arbeit auf. Sie hat sich in kürzester Zeit einen Namen gemacht. Eines Tages tritt Kilian in ihren Laden. Er möchte sich ein Cover Up stechen lassen. Das Tattoo ist aber so gut, dass Riley sich weigert.Hinter jedem Tattoo steht, für gewöhnlich, eine Geschichte. So auch hier. Kilian, ein Navy Seal, möchte einen Schlussstrich unter die Special Unit Serpent ziehen. Doch leider hat das Schicksal andere Pläne.

Das Cover ist für Romantic Thrill Bücher nicht ungewöhnlich, war aber für mich nicht ausschlaggebend für mein Interesse. Da ich Romantic Thrill allgemein liebe, habe ich mir die Leseprobe zu Gemüte geführt und diese gab dann den Ausschlag, dass ich das Buch lesen möchte. Nina Bellem schreibt sehr plastisch und haucht ihren Protagoisten ein Leben ein, das sie einfach sympathisch macht. Riley ist eine starke Frau mit Vergangenheit, aber ganz anders, als die typischen Frauen dieses Genres. Sowohl sie als auch Kilian waren mir sofort sympathisch. Auch die Freunde auf beiden Seiten sind sehr unterschiedlich, aber jede(r) für sich sehr sympathisch. Das Buch ist abwechselnd aus Rileys und Kilians Sicht geschrieben, wobei Riley mehr Raum einnimmt und Kilian manchmal ein wenig kurz kommt. Die Wechsel sind gut gewählt und stören den Lesefluss keineswegs.

Was mir besonders gefallen hat, ist der Humor, der immer mal wieder aufblitzt und die Protagonisten noch sympathischer macht. Auch besonders erwähnenswert ist die Tiefe, die dieses Buch oft hat. Die Momente, die zum nachdenken anregen, wie zB Rileys Geschichte. Der Vater, der nie da ist und dann von der ganzen Arbeit doch nichts hat.

Die erotischen Szenen sind heiß, aber nicht überladen. Sie sind immer absolut passend platziert, halten sich aber etwas im Hintergrund, was mir gut gefällt. Die Spannung der Story ist dafür umso präsenter und man kann das Buch wirklich kaum aus der Hand legen. Es ist unglaublich, was alles aus dieser Geschichte geholt wurde und fast schade, dass das Cover keine Männer anlockt, denn die Story würde auch vielen Männern gefallen.

Ich war hin und weg und kann das Buch nur wärmstens empfehlen.

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Veröffentlicht am 26.02.2020

Keine Haie, keine Wale, aber Aale, Aale, Aale

Das Evangelium der Aale
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Keine Haie, keine Wale, aber Aale, Aale, Aale.

Das war der Ruf eines Marktschreiers, den ich vor vielen Jahren auf einem Fischmarkt gesehen habe und der mir irgendwie in Erinnerung blieb. Obwohl mein ...

Keine Haie, keine Wale, aber Aale, Aale, Aale.

Das war der Ruf eines Marktschreiers, den ich vor vielen Jahren auf einem Fischmarkt gesehen habe und der mir irgendwie in Erinnerung blieb. Obwohl mein Vater gern angelte und mein Mann mit seinem Großvater früher oft Aale angeln war, wusste ich bis dato nicht über diesen so faszinierenden Fisch. Daher habe ich mich sehr über dieses Buch gefreut.

Patrik Svensson erzählt abwechselnd über den Aal und über seine Kindheit und die Angelausflüge mit seinem Vater. Er schafft es vortrefflich, Roman und Sachbuch zu einer Einheit zu verschmelzen, ohne sie miteinander zu vermischen. Der Mensch, der Junge kommt dem Leser dabei ebenso nah wie der Aal. Man lernt einiges über beide und doch bleibt vieles im Verborgenen.

Wussten Sie, dass sich schon Aristoteles mit dem Aal beschäftigte? Dass Freud Aale sezierte? Dass der Aal nicht nur in Grass' Blechtrommel in der Literatur erwähnt wird? Wissen Sie, wie alt Aale werden? Wo sie zur Welt kommen? Wie sie ihr Leben gestalten? Glauben Sie mir, die Antworten werden Sie oft verblüffen. Ich habe in diesem Buch eine Menge über einen Fisch gelernt, über den wir eigentlich gar nichts wissen.

Wenn in einem Buch über Angeln berichtet wird und auch über Forschung, dann wird natürlich auch über das Töten berichtet. Das ist für Tierfreunde wie mich nicht immer leicht zu lesen. Aber es gehört eben zu dieser Geschichte dazu. Svenssons Verhältnis zu seinem Vater, welches er über das Angeln erläutert, wäre weit weniger authentisch gewesen, hätte er das Töten der Tiere nicht thematisiert.

Es ist ein Buch der leisen Töne, ein Buch, das nachklingt, ein Buch, über das man mit befreundeten Anglern spricht und für mich eine absolut lesenswerte Lektüre.

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