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Veröffentlicht am 19.05.2020

Ein mutiges Mädchen stellt sich dem Leben

Das wirkliche Leben
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Die geheime Macht der Beute …

Sehr schnell fällt auf, dass sämtliche Akteure außer Gilles, dem kleinen Bruder des erzählenden Mädchens, namenlos bleiben. Diese Tatsache passt sehr gut zu der Geschichte ...

Die geheime Macht der Beute …

Sehr schnell fällt auf, dass sämtliche Akteure außer Gilles, dem kleinen Bruder des erzählenden Mädchens, namenlos bleiben. Diese Tatsache passt sehr gut zu der Geschichte um ein liebloses Elternhaus, in dem die Mutter völlig untergeht und der Vater ein gewalttätiger, saufender Kerl sich mehr Gedanken um die nächste Jagd als um seine Familie macht. Um Gilles dreht sich das Leben der Ich-Erzählerin, die mit ihm in einer grauen Siedlung am Rande der Stadt und nahe des Waldes aufwächst. Ein traumatisches Erlebnis verändert das Leben der beiden Kinder schlagartig. Während der kleine Gilles in eine Art Schockstarre und Teilnahmslosigkeit fällt, schwört sich das Mädchen, das Lachen ihres Bruders und seine Lebensfreude mit allen Mitteln, die ihr zur Verfügung stehen, zurückzuholen. Dabei steht sie ganz alleine, auf sich selbst zurückgestoßen, denn ihre Mutter fristet als eine Art menschliche Amöbe ein trostloses Leben zwischen Haushalt, Prügel und ihren wenig abwechslungsreichen Kochkünsten. Der Leser/die Leserin könnte die Mutter fast vergessen, wäre da nicht ihre Liebe und Sorge um ihre Ziegen, die sie im Garten des Hauses hält. Dadurch erhält sie etwas Menschlichkeit, die jedoch verblasst, da sie ihren Kindern nicht nur Seite steht. Der Vater … er ist ein von der Jagd besessener, langweiliger, Whiskey trinkender und schlagender Mann, der sich nur durch seine Trophäen im s.g. Zimmer der Kadaver identifiziert. Die schulischen Erfolge seiner Tochter wertet er durch so Aussagen wie „Fantastisch. Wir haben eine Intelligenzbestie in der Familie.“ ab. Im Laufe der Jahre, die sich vor allem auf die Sommer konzentrieren, gewinnt der Vater immer mehr Einfluss auf seinen Sohn und das macht dem Mädchen Angst, bestärkt sie aber trotzdem in ihrem Vorhaben, Gilles und auch sich selbst zu retten. Stets schwebt die Frage „Wird ihr Plan gelingen und kann sie ihren Bruder retten?“ über den Zeilen.

Alleine wie die Autorin den Zustand von Gilles beschreibt, in dessen Kopf sich „Geschmeiß“ ausbreitet und nur ein „kleines, gallisches Dorf“ Widerstand gegen den Einfluss der Hyäne im Zimmer der Kadaver auflehnt, ist sensationell. Zitat von Seite 72: „Solange dieser Stamm am Leben blieb, war mein kleiner Bruder noch nicht ganz verloren.“ Ihre bildliche Sprache zog mich nicht nur in den Bann, so dass ich durch das Buch geradezu geflogen bin, sondern machte mich atemlos und hinterließ ein unangenehmes Kribbeln im Nacken. Ein ums andere Mal merkte ich meine körperliche Anspannung und mein Bangen mit dem Mädchen, in das ich mich so gut hineinversetzen konnte und mit dem ich mitfühlte und bangte bis zum Schluss des Romans. Das Heranwachsen des Mädchens zeigt sich auch im Erzählstil, der immer erwachsener und auch nüchterner wird. Während der Pubertät, als andere Mädchen sich immer mehr durch Äußerlichkeiten definieren, stellt sie Protagonistin fest: „In meinem genetischen Code waren Zurückhaltung und Anmut hingegen nicht angelegt, so viel stand fest.“ An ihrer Geschwisterliebe hält sie unverbrüchlich fest und geht dabei ihren ganz eigenen Weg.

Dieses Buch ist gnadenlos, hart, angsteinflößend, grausam, brutal, dabei poetisch, voller Mut und einem Funken Hoffnung und ganz viel Geschwisterliebe. Tierfreunde werden in diesem Buch auf eine harte Probe gestellt.

Bereits auf der ersten Seite hatte mich Adeline Dieudonné gepackt und in das Buch hineingezogen. „Bei uns zu Hause gab es vier Schlafzimmer. Meines. Das meines Bruders Gilles. Das meiner Eltern. Und das der Kadaver.“ Dieser erste Satz sagt so viel aus, lässt Schlimmes ahnen und zeigt, dass es sich hier keineswegs um einen Wohlfühlroman handelt. Im Laufe des Lesens habe ich einige Post-Ist ins Buch geklebt, da es so viele ergreifende Sätze enthält, dass ich sie am Liebsten alle aufzählen würde.

„Das wirkliche Leben“ ist nicht immer fair, schon gar nicht einfach und erfordert Opfer. Es ist schwer in Worte zu fassen, wie mich dieses Buch beeindruckt hat. Kein Wunder also, dass es er „Liebling der französischen Buchhändlerinnen“ genannt wird.

Ich kann das Zitat von Pierre Maury vom „Le Soir“ nur bestätigen: „Dieser Roman ist anders als alles, was sie bisher gelesen haben.“

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Veröffentlicht am 15.04.2020

Eine Kindheit in Armut und Krieg - eine bewegende Geschichte

Palast der Miserablen
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In den Jahren des Irak-Iran-Krieges von 1980 bis 1988 erlebt Shams Hussein eine Kindheit in Armut, unter der Diktatur Saddams und der ständigen Angst vor Verfolgung und Inhaftierung. Seine Familie lebt ...

In den Jahren des Irak-Iran-Krieges von 1980 bis 1988 erlebt Shams Hussein eine Kindheit in Armut, unter der Diktatur Saddams und der ständigen Angst vor Verfolgung und Inhaftierung. Seine Familie lebt in einer kleinen Dorfgemeinschaft, ist arm und hält sich mehr schlecht als recht über Wasser. Die Angst vor Repressalien durch die Regierung lässt alle verstummen und sie ergeben sich in ihr Schicksal. Einzig Shams Großvater hat eine spitze Zunge und ein rabiates Wesen, was durchaus für die ganze Familie gefährlich werden könnte, denn hinter jedem Eck lauert Gefahr. Eines Tages zieht die Familie nach Saddam City, Bagdad, voller Hoffnung auf einen Neuanfang und ein besseres Leben. Doch diese Hoffnung mag sich nicht erfüllen, denn Shams lebt nun im s.g. Blechviertel, einem unwirtlichen Ort weit außerhalb der eigentlichen Stadt. Mit Reparaturen von Dingen, die Shams Vater auf der Müllhalde findet und teil umfunktioniert und der Betätigung von Shams Mutter als „Hellseherin“ schlagen sie sich durch. Shams findet schließlich Arbeit als Tütenverkäufer und entdeckt eines Tages Bücher im Gewimmel des Bazars – der Büchermarkt und ein kleiner Kreis an Literaturbegeisterte eröffnet Shams eine ganz neue Welt.
Shams Kindheit ist nur ein Teil des Romans von Abbas Khider, der in Bagdad aufgewachsen ist. Eine Rahmenhandlung stellt Shams Zeit im Gefängnis in den Mittelpunkt bis am Ende die beiden Erzählstränge zueinander führen und den Leser mit einem diffusen Kribbeln im Nacken zurück lässt.


„Alle haben Angst in diesem Land der unterirdischen Kerker.“ Dieser Satz hat sich sofort in mein Gedächtnis eingegraben!
In den Slums von Bagdad in den Jahren des Irak-Iran-Krieges (1980 – 1988) und nicht nur dort beherrscht Angst das Leben vieler Menschen, die täglich ums Überleben kämpfen. Abbas Khider erzählt die Geschichte von Shams Hussein mit einer solchen Sprachgewalt, dass er mich von Anfang an fest im Griff hatte. Und das im besten Sinne! Die Dörfer „Herzliche Hölle“ und das „Inder-Dorf“ entbehren nicht einer gewissen Komik, aber aufgrund der Verhältnisse im Land bleibt einem hier das Lachen schon mal im Halse stecken. Abbas Khider beschönigt nichts in seinem Roman und es liegt keinerlei Pathos über Shams Leben.
Eindrücklich und mit einem klaren Blick auf sein Heimatland beschreibt er eine einfache Dorfgemeinschaft, die nicht viel Abwechslung in ihrem Zusammenleben hat, so dass sie sich gerne bei Fackeln und Kerzenschein mit alten, historischen Geschichten die Zeit vertreiben. Besonders bedrückend empfinde ich die Beschreibungen zur „Regierung“ von Saddam und wie hier auch die Kinder sofort mit einbezogen wurden und der Dienst an der Waffe nicht nur ein großartiges Abenteuer für die Jungs, sondern auch eine Pflicht für den Führer und sein Land war. »Wir sind Pioniere. Gott, Heimat und Führer. Wir sind Pioniere. Mit ganzer Seele und unserem Blut opfern wir uns für dich, oh Saddam. Wir sind Pioniere.« Das Blechviertel und der „Palast der Miserablen“ könnten nicht unterschiedlicher sein und Shams bewegt sich zwischen beiden „Orten“ hin und her, wobei stets eine dunkle Wolke über ihm zu schweben scheint. Unwillkürlich fragte ich mich, wie lange das noch gut gehen kann. Diese Frage blieb nicht unbeantwortet und doch traf mich das Ende mit einer Wucht, die ich nicht erwartet habe.
Man mag Shams für naiv und wirklichkeitsfremd halten, wie er sich über ein selbstgebautes „Haus“ im Blechviertel und einen Fernseher im „Café“ freut. Doch wie würde es den Lesern und Leserinnen wohl ergehen, wenn sie unter solch einfachen, eingeschränkten und gefährlichen Umständen aufgewachsen wären!? Bei mir wirkt Shams Geschichte noch lange nach und ich habe ihn lieb gewonnen - auch wenn er letztlich seiner Naivität erlegen ist, hat er doch alles für ihn Mögliche getan, um ein besseres Leben zu führen.

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Veröffentlicht am 14.04.2020

Schweden und Chile – zwei völlig unterschiedliche Länder und eine neue Ermittlerin

Feuerland
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Nachdem mich der Thriller „Der Patriot“ bereits sehr beeindruckt hat, war ich nun gespannt auf das neue Buch des schwedischen Autors Pascal Engman. Mit „Feuerland“ betritt mit Vanessa Frank eine unkonventionelle ...

Nachdem mich der Thriller „Der Patriot“ bereits sehr beeindruckt hat, war ich nun gespannt auf das neue Buch des schwedischen Autors Pascal Engman. Mit „Feuerland“ betritt mit Vanessa Frank eine unkonventionelle Ermittlerin die Thriller-Bühne und startet damit in eine neue Thriller-Reihe des Autors.
Der Thriller umspannt zwei sehr unterschiedliche Länder – Schweden und Chile, in denen die Handlung spielt. Zudem wird der Thriller aus der Perspektive der Ermittlerin Vanessa Frank, des skrupel- und gnadenlosen Chef der Colonia Rhein in Chile, des Ex-Elitesoldaten Nicolas Paredes, des Kleinkriminellen Ivan Tomic und Matilda, Verkäuferin in einem noblen Stockholmer Uhrengeschäft, erzählt.

Das Vorwort ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Als wären nicht schon genug Grausamkeiten während des Naziregimes verübt worden, setzen geflohene SS-Leute und ehemalige den Nazis ihre grauenhaften Taten fort. Statt in Deutschland – eben in Chile bzw. Feuerland. Das Erscheinen eines seltsamen Postboten in Verbindung mit dem Anruf eines vermeintlichen Kunden in einem noblen Stockholmer Uhrengeschäft ist genauso spannend wie auch geheimnisvoll. Was wollte der Fremde von Laura, der Leiterin des Uhrengeschäfts?
Kurz darauf werden zwei millionenschwere Geschäftsmänner entführt und gegen Zahlung eines verhältnismäßig geringen Lösegeldes wieder freigelassen. Gibt es zwischen diesen Taten eine Verbindung oder beruht alles auf einem Zufall? Trotz ihrer Suspendierung lässt es sich Vanessa Frank nicht nehmen, heimlich zu ermitteln und nach Gemeinsamkeiten bei den beiden Entführungsopfern zu suchen.

Pascal Engman schwenkt während der Ermittlungen immer wieder zu Nicolas Paredes, dem Ex-Elitesoldaten und dem skrupellosen, eiskalten Carlos Schillinger, der in der Colonia Rhein für die Clinica Bavaria Straßenkinder zur Organentnahme beschaffen lässt.

Was haben die Colonia Rhein in Chile, der Überfall auf ein teures Uhrengeschäft in Stockholm und die Entführung zweier schwedischer Millionäre gemeinsam? Zuerst scheint hier keine Verbindung zu bestehen.

Vanessa Frank, die Ermittlerin der Sonderkommission Nova in Stockholm ist eine nüchterne und derbe Frau, die lieber Snus kaut, über ein loses Mundwerk verfügt, praktisch kein Privatleben hat und ihr nobles Elternhaus gerne hinter sich lassen möchte. Nach der Trennung von ihrem Mann Svante ist sie unter Alkoholeinfluss Auto gefahren, wurde erwischt und ist derzeit vom Dienst suspendiert. Ihr wurde der Besuch bei einer Psychotherapeutin aufgebrummt, zu der sie nur widerwillig hingeht. Bei ihrer ersten Sitzung führt sie die Therapeutin mit Kurzhaarfrisur, Tunika, Hornbrille und Plastikblume richtig vor. An dieser Stelle musste ich herzhaft lachen, denn ich hatte Vanessa wahrhaft vor Augen. Ihr einziger Freund ist ihr sympathischer Kollege Jonas Jensen.

Nicolas Paredes, ehemalige Elitesoldat, führt ein zurückgezogenes, einfaches Leben als Spüler in einem Stockholmer Restaurant. Einzig seine autistische Schwester liegt ihm am Herzen und er versucht, sie stets zu beschützen. Im Laufe der Handlung kommt es nicht nur zu einer Begegnung zwischen Vanessa und Nicolas, sie beginnen zusammen zu arbeiten.

Pascal Engman versteht es erneut meisterhaft, verschiedene Handlungsstränge miteinander zu verknüpfen und den Leser lange Zeit über die Zusammenhänge im Dunkeln zu lassen. Die Spannung baut sich zwar langsam, dafür stetig auf und wird zum Ende hin unerträglich. Für so manchen Leser/ manche Leserin mögen die Längen im Buch etwas die Spannung genommen haben, aber mich haben sie nicht gestört. Im Gegenteil … der Autor versteht es die fiktiven Charaktere des Thrillers in einen Zusammenhang mit realen Gegebenheiten zu bringen und in seine Geschichte schlüssig einzubetten. Wie bereits in „Der Patriot“ greift der Autor ganz unterschiedliche Themen auf, wie z.B. Bandenkriminalität, illegaler Organhandel, Verschleppung von Jugendlichen bzw. jungen Flüchtlingen und die Ausgrenzung einer Autistin. Er verbindet alles mit zwei starken Charakteren wie Vanessa und Nicolas, die unterschiedlicher nicht sein könnten, und entwirft daraus einen starken, hoch spannenden Plot.

Ich bin schon jetzt gespannt auf die Fortsetzung der Serie und das Wiedersehen mit Vanessa Frank. Vielleicht ist dann der sympathische, aber auch knallharte Ex-Elitesoldat Nicolas Paredes wieder mit von der Partie. Das würde mich sehr freuen. Für diesen Thriller fällt mir die Sternevergabe erneut leicht.

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Veröffentlicht am 05.03.2020

Eine Lebens- und Liebesgeschichte mit schokoladigem Genuss

Die Modestilistin
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Vanessa Neroni, eine junge Sizilianerin, ist eine ganz besondere Frau. Sie hat eine wundervolle Stimme, lebt bei ihrer Tante Alma und ihrem Onkel Lorenzo, die sich liebevoll um sie kümmern und ihre Talente ...

Vanessa Neroni, eine junge Sizilianerin, ist eine ganz besondere Frau. Sie hat eine wundervolle Stimme, lebt bei ihrer Tante Alma und ihrem Onkel Lorenzo, die sich liebevoll um sie kümmern und ihre Talente fördern. Vanessas glasklare Stimme bezaubert den geheimnisvollen Rechtsanwalt und Kunstsammler Claudio Donati. Aber auch der junge Luca, der sein Leben der Herstellung von wunderbarer Schokolade verschrieben hat, brennt für Vanessa. Während die beiden Männer auf ganz unterschiedliche Weise das Herz von Vanessa zu gewinnen suchen, gilt ihre Leidenschaft der Mode. Ihr Traum, Modestilistin zu werden, führt sie nach Mailand.

Bereits der besondere Roman „L’Osteria antica und die geheime Tür“ haben mich begeistert und ich war gespannt auf das neue Buch von Elma Cancelliere. Und auch „Die Modestilistin und ihr Briefschreiber“ versprühen bereits in den ersten Zeilen ihren Zauber und entführten mich nach Italien. Ich konnte es nicht lesen, ohne dass mir das Wasser im Mund zusammenlief. Zudem wuchs meine Neugierde auf Mailand mit jeder Zeile. Zu gerne möchte ich Vanessas Staunen nachempfinden. Die Italiener/innen, ihre Sprache, ihre aromatischen Gerichte und ihre Lebensweise wurden durch den leichten und auch genussvollen Schreibstil der Autorin lebendig. Besonders schön fand ich den Abschnitt, als Vanessa ihre Tante Alma fragt: „Alma, was bedeutet Liebe?“ Auch die Szene, als Vanessas wunderschöne Stimme im Garten ihrer Tante zum ersten Mal erklingt, ist so bildhaft und bezaubernd beschrieben, dass ich es fast hören konnte. Alle Charaktere des Romans sind mit einem feinen Gespür für Details und Authentizität geformt, so dass ich sie mir leibhaftig vorstellen und mich in sie hineinversetzten konnte. Erneut runden die außergewöhnlichen, Schokoladenrezepte die zauberhafte Geschichte der heranwachsenden Vanessa zu einer jungen Frau, die ihren Weg unbeirrt und tatkräftig geht und dabei der Liebe begegnet, großartig ab. Nach der letzten Seite des Buches hatte ich das Gefühl, aus Vanessas Welt gerissen zu werden. So sehr war ich versunken.

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Veröffentlicht am 04.03.2020

Die blutige Spur eines skrupellosen Killers

Der Schmerz bleibt
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Im fünften und somit bisher letzten Teil um die Ermittler Liebig und Momsen bekommen es die beiden mit einem skrupellosen und eiskalten Killer zu tun, der es auf einen ganz bestimmten Typ von Frauen abgesehen ...

Im fünften und somit bisher letzten Teil um die Ermittler Liebig und Momsen bekommen es die beiden mit einem skrupellosen und eiskalten Killer zu tun, der es auf einen ganz bestimmten Typ von Frauen abgesehen hat. Der Serienmörder entführt seine Opfer, sperrt sie ein und foltert sie in seinem feucht-kalten Versteck. Doch davon ahnen die beiden zunächst nichts, denn nur eines seiner Opfer entkommt: Helga. Von ihr erhoffen sich Liebig und Momsen Spuren zum Mörder. Doch Helga kann ihnen nicht weiterhelfen. Die Jagd auf ein Phantom beginnt …
Die Einblicke in die Not des Opfers sind schauderhaft und lassen keine große Hoffnung auf dessen Rettung zu. Wie schon bei „Die Rache bleibt“ bin ich vom Schreibstil begeistert, die Emotionen, Beschreibung des „Verlieses“ und die zwei Gesichter des schönen Täters machen die Geschichte unglaublich lebendig und dadurch umso grausamer und erschreckender. Der Perspektivenwechsel gelingt problemlos und ließ mich nur so durch die Kapitel rasen. Momsen und Liebig als Paar zu erleben, ist noch etwas ungewohnt. Da das Thema aber im Hintergrund bleibt, sind die Geschehnisse rund um die Opfer und den sadistischen Mörder in Gestalt eines Schönlings umso stärker im Fokus. So manches Mal kroch mir ein kalter Schauer über den Rücken und ich meinte diese samtweiche Stimme des Typen zu hören. Die unterschiedlichen Stimmungen sind so realistisch beschrieben, dass ich mich den Situationen gar nicht entziehen konnte. Der Serienmörder ist unberechenbar und absolut angsteinflößend. Wie er die Angst der Opfer praktisch einsaugt und genießt … grauenhaft!
Rita zieht immer mehr richtige Schlüsse und begeistert mich mit ihrem wachen Verstand, guten Gespür/Intuition und Eifer. Klar, Liebig ist ihr an Erfahrung voraus, aber auch er scheint von ihrer Leistung beeindruckt zu sein. Die beiden geben nicht nur beruflich ein gutes Team ab, auch privat passen sie ganz gut zusammen. Mich begeistert immer wieder, wie H.C. Scherf seine Protagonisten ausarbeitet – sie können direkt neben mir stehen und ich würde sie sofort erkennen. Auch die Ermittlungsarbeiten beschreibt er realistisch und nachvollziehbar. Hier zaubert keiner plötzlich den Täter aus dem Ärmel, ohne dass die/der Leser/in weiß, wie alles zusammenhängt. Ich befand mich stets mitten im Geschehen, habe mitgerätselt, mit Helga gebangt und gehofft und mich oft auch einfach nur gegruselt, weil der Täter ohne jegliches Gefühl agiert hat. Zum Schluss wurde ich mit einem gigantischen Finale belohnt und überrascht! Spannung pur! Ein zweites Mal hat mich H.C. Scherf mit seinem Schreibstil und einer nervenzerreisenden Geschichte begeistert.

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