Cover-Bild Royal Horses (1). Kronenherz
Band 1 der Reihe "Royal Horses"
(27)
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15,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Arena
  • Genre: Kinder & Jugend / Jugendbücher
  • Seitenzahl: 360
  • Ersterscheinung: 21.01.2020
  • ISBN: 9783401605203
  • Empfohlenes Alter: ab 12 Jahren
Jana Hoch

Royal Horses (1). Kronenherz

Seine Welt ist die der Royals - voller Skandale und Geheimnisse. Sich in ihn zu verlieben war nie Teil ihres Plans. Auf dem königlichen Pferdegestüt der Royal Horses kreuzen sich ihre Wege ...

Greta will nur noch weg: weg von ihrer Schule und weg von ihren Freunden, die sie so unendlich enttäuscht haben. Da kommt ihr der Ferienjob auf dem Gestüt der Royals gerade recht. Mit Pferden hat Greta zwar nichts am Hut - und mit Prinzen und Prinzessinnen noch viel weniger -, aber das Schloss der Königsfamilie lässt ihr Herz trotzdem höher schlagen. Doch schon am ersten Tag gerät sie mit Edward, dem Pferdetrainer, aneinander. Er ahnt, dass sie ein Geheimnis hat und will es um jeden Preis ans Licht bringen. Als kurz darauf auch Prinz Tristan auf dem Gestüt auftaucht, wird Gretas Leben endgültig durcheinandergebracht. Zu spät merkt sie, dass sie geradewegs dabei ist sich zu verlieben - ausgerechnet in den Jungen, von dem sie sich eigentlich fernhalten wollte.

Witzig und romantisch, glamourös und spannend: „Royal Horses“ ist die perfekte Liebesgeschichte für alle Leser von 12 bis 99 Jahren und für Fans von Mona Kasten, Bianca Iosivoni und Colleen Hoover.

Gretas Geschichte geht weiter! Band 2 „Kronentraum“ erscheint im Herbst 2020.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.03.2020

Ein schöner Auftakt mit angenehmen Setting

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Ein schöner Auftakt mit angenehmen Setting

Klappentext
„Seine Welt ist die der Royals - voller Skandale und Geheimnisse. Sich in ihn zu verlieben war nie Teil ihres Plans. Auf dem königlichen Pferdegestüt ...

Ein schöner Auftakt mit angenehmen Setting

Klappentext
„Seine Welt ist die der Royals - voller Skandale und Geheimnisse. Sich in ihn zu verlieben war nie Teil ihres Plans. Auf dem königlichen Pferdegestüt der Royal Horses kreuzen sich ihre Wege ...

Greta will nur noch weg: weg von ihrer Schule und weg von ihren Freunden, die sie so unendlich enttäuscht haben. Da kommt ihr der Ferienjob auf dem Gestüt der Royals gerade recht. Mit Pferden hat Greta zwar nichts am Hut - und mit Prinzen und Prinzessinnen noch viel weniger -, aber das Schloss der Königsfamilie lässt ihr Herz trotzdem höher schlagen. Doch schon am ersten Tag gerät sie mit Edward, dem Pferdetrainer, aneinander. Er ahnt, dass sie ein Geheimnis hat und will es um jeden Preis ans Licht bringen. Als kurz darauf auch Prinz Tristan auf dem Gestüt auftaucht, wird Gretas Leben endgültig durcheinandergebracht. Zu spät merkt sie, dass sie geradewegs dabei ist sich zu verlieben - ausgerechnet in den Jungen, von dem sie sich eigentlich fernhalten wollte.“

Gestaltung
Das Besondere an dem Cover von „Kronenherz“ ist, dass es funkelt und schimmert. Es gibt goldene Highlights und der cremeweiße Hintergrund glitzert, wenn man das Buch im Licht bewegt. Das ist echt cool! Vor allem mag ich die Farbkombination aus warmen Weißtönen und den goldenen Mustern darauf sehr. Im Kontrast dazu steht der blaue Titel, welcher sich so zwar gut abhebt, aber mir persönlich hätte vielleicht eine andere Farbe besser gefallen.

Meine Meinung
Yay, eine neue Pferdegeschichte! Ich lese im Moment gerne solche Bücher und fand bei „Kronenherz“ vor allem die Verbindung mit dem Königshaus interessant. Außerdem interessierte mich das Geheimnis der Protagonistin Greta, welches im Klappentext erwähnt wurde. Um dieses Geheimnis dreht es sich auch zu Beginn des Buches – allerdings ohne, dass der Leser genaueres erfährt. Vielmehr flüchtet Greta aus ihrem alltäglichen Leben in ihren Ferienjob auf dem königlichen Gestüt. So bleibt es doch durchaus spannend!

Das Setting dieses Pferdegestüts der Royals hat mir gut gefallen, denn die Autorin beschreibt das Leben auf dem Hof atmosphärisch und authentisch. Ich habe beim Lesen oft gedacht, dass man den Zeilen die Liebe der Autorin für die Tiere anmerken konnte. Das Leben und der Alltag auf dem Gestüt haben mir jedenfalls gut gefallen und teilweise hab ich mich sogar dabei erwischt, wie ich mir gewünscht habe, selber mitten auf dem Pferdegestüt zu stehen…

Interessant wurde die Handlung durch das Geheimnis um Greta und ihre Flucht. Was genau ist passiert? Was verbirgt sie? Das trieb mich beim Lesen an und sorgte für einige Rätseleien von meiner Seite aus. Was ich jedoch etwas schade fand, war, dass Greta, die eigentlich nichts mit Pferden am Hut hat, schnell eine besondere Bindung zu diesen Tieren hat und auf dem Gestüt geradezu aufblüht. Für Greta hab ich mich gefreut, ja. Aber ich fand diese Entwicklung doch etwas klischeehaft und ausgelutscht, da sie in vielen Pferdegeschichten auftaucht. Dafür konnte ich aber gut mit Greta mitfühlen und mich in sie hineinversetzen, was zum einen an ihrer Ich-Perspektive lag und zum anderen an dem lockeren Schreibstil der Autorin.

Auch der Loveinterest Edward war etwas klischeebehaftet, da er in das Muster mysteriös, geheimnisvoll und abweisend-kühl mit verstecktem, weichen Kern passt. Trotzdem war die Liebesgeschichte in dem Buch süß und nicht zu kitschig, worüber ich froh war, weil sie so total authentisch war und dies gut zum Buch passte. Am Romanende gibt es einige Enthüllungen und mich hat es neugierig gemacht, wie es mit Greta und den Royals weitergehen mag…

Fazit
Das Setting des royalen Pferdegestüts hat mir richtig gut gefallen. Vor allem konnte ich mich beim Lesen von „Kronenherz“ auch gut in diesen Schauplatz einfühlen. Etwas schade fand ich, dass die Protagonistin das typische Pferdebuch-Muster einer Protagonistin ohne Pferdekenntnisse, die aber eine Verbindung zu den Tieren hat, aufgegriffen hat. Doch trotz dieses Klischees konnte mich „Kronenherz“ überzeugen und unterhalten. Vor allem habe ich es geliebt, die Geheimnisse der Figuren zu ergründen!
4 von 5 Sternen!

Reihen-Infos
1. Kronenherz
2. Kronentraum (erscheint voraussichtlich im Herbst 2020)
3. ???

Veröffentlicht am 12.07.2020

Solides Jugendbuch mit einigen Schwächen

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Liebe Daisy,
ich hatte es schon angedeutet und diese Rezension bestätigt es noch einmal offiziell: Ich bin schwach geworden und habe mir Kronenherz von Jana Hoch, das 2020 beim Arena Verlag erschienen ...

Liebe Daisy,
ich hatte es schon angedeutet und diese Rezension bestätigt es noch einmal offiziell: Ich bin schwach geworden und habe mir Kronenherz von Jana Hoch, das 2020 beim Arena Verlag erschienen ist, geholt. Ich weiß, ich weiß, ich hatte mir vorgenommen, erst mal keine neuen Bücher zu kaufen. Aber die Geschichte klang wie ein modernes Märchen und das Cover ist einfach traumhaft schön.

Inhalt
Die Geschichte folgt Greta, die bei ihrem Bruder in London lebt. Nach einem Zwischenfall entscheidet sie sich, ein Sommerpraktikum auf dem königlichen Gestüt Caverley Green zu machen. Sie hat zwar keinerlei Erfahrung mit Pferden, möchte aber um jeden Preis Abstand zu London gewinnen. Doch auch dort kommt sie nicht zur Ruhe: Ihre Vergangenheit beschäftigt sie zu sehr. Zu allem Übel hat es einer ihrer Kollegen darauf abgesehen, ihr Geheimnis zu lüften – kein Wunder also, dass sich die beiden regelmäßig in die Haare kriegen. Wenn dann auch noch das Herz verrückt spielt, ist Drama vorprogrammiert.

Du merkst es schon: Kronenherz ist ein Jugendbuch. Das erwähne ich deshalb so explizit, weil das Cover anmuten lässt, dass es sich um ein Kinderbuch handelt: Die zwei stilisierten Menschen darauf sind eindeutig Kinder. Tatsächlich ist die Protagonistin jedoch ein Teenager. Daran ist absolut nichts Verwerfliches; auch im Genre der Jugendbücher klang die Prämisse vielversprechend und nach einem wunderbaren Sommerbuch. Ich muss jedoch sagen, dass ich einige Probleme damit hatte, die ich im Folgenden gerne genauer beleuchten würde. Ich bemühe mich, die Rezension spoilerfrei zu halten und werde die zwei Unterpunkte, die es nicht sind, markieren, damit du sie überspringen kannst, wenn du das Buch noch nicht gelesen hast.

Figuren
Ich möchte gerne mit einem meiner Hauptkritikpunkte anfangen: dem Verhalten von Gretas Kollegen Edward. Ich behaupte nicht, dass er eine platte Figur ist; er hat einige Facetten und funktioniert in vielerlei Hinsicht. Nichtsdestotrotz ist sein Verhalten gegenüber Greta im ersten Drittel völlig untragbar. Sein Verhalten bei ihrer ersten Begegnung kann man auf die äußeren Umstände schieben, aber sobald Greta auf dem Gestüt angekommen ist, gilt diese Ausrede einfach nicht mehr. Als Beispiel möchte ich die Situation auf S. 27 erwähnen, in der er sich völlig respektlos und übergriffig verhält: „[…] versperrte Edward mir den Weg mit seinem Körper. Ich zuckte zusammen, als er die flache Hand blitzschnell neben mir an die Wand legte. […] Ich wollte zurückweichen, doch Edward griff nach meinem Arm.“ In der folgenden Auseinandersetzung behandelt er Greta extrem bevormundend und urteilt anhand ihres Äußeren über sie (S. 28f.) – er macht ihr Vorwürfe und behandelt sie als Bedrohung, obwohl es keinen glaubwürdigen Anlass dafür gibt. Somit ist sein Verhalten ihr gegenüber nicht nur respektlos, sondern wirkt auch überzogen und unglaubwürdig: er verhält sich wie ein bockiges kleines Kind.
Dieses Verhalten zieht sich leider durch große Teile des Buches. Etwa auf S. 85, wenn er wegen eines flapsigen Kommentares von Greta völlig ausflippt. Der Kommentar selbst ist zwar unglücklich formuliert, aber faktisch nachvollziehbar – somit würde man meinen, dass Edward mit etwas Zeit zum Nachdenken zur Vernunft kommt. Falsch gedacht. Diese Aussage ist der Auslöser für einen kapitellangen Konflikt. Allgemein macht Edward öfter aus Mücken Elefanten. Er scheint auch nicht sonderlich reflektiert zu sein, sondern brüllt mit Anschuldigungen um sich, wobei sein Verhalten Greta gegenüber weiterhin respektlos bleibt, etwa auf S. 144, auf der er so tut als wäre sie nicht anwesend und (unnachvollziehbar) schlecht über sie redet. Wenn er dann doch direkt mit ihr redet, stellt er (falsche) Mutmaßungen auf z.B.: „Ich weiß, dass dein Leben in London ein kleines, wildes Abenteuer ohne Regeln ist […]“ (S. 150). Er ist allgemein sehr schnell darin, sich auf Grund sehr weniger Informationen ein Bild von Greta zu bilden und dieses nicht infrage zu stellen, bis er dazu gezwungen wird. Ab diesem Punkt bessert sich sein Verhalten etwas. Und ich verstehe auch, dass die Autorin eine Figurenentwicklung zeigen wollte, aber ich frage mich, ob das nicht respektvoller – und tatsächlich auch glaubwürdiger – gegangen wäre. Dieses grundlos gemeine Verhalten hat mir leider wirklich die Freude am Lesen genommen. Und es gab auch nach seiner Einsicht Momente, in denen ich nur den Kopf über diese Figur schütteln konnte, etwa wenn Edward extrem rechthaberisch darüber spricht, dass er ja angekündigt hatte, ihr Geheimnis herauszubekommen (S. 170). Es macht ihn leider nicht sympathisch, dass er die Grenze, die Greta aufgestellt hat, nicht respektiert.

Nun zu Greta. Wie schon aufgeführt, wird sie ungerecht behandelt. Ich weiß, sie ist ein Teenager und entsprechend noch nicht so selbstsicher, wie eine gestandene Frau es vielleicht wäre. Aber ich fand es dennoch schade, dass sie so selten für sich eingestanden ist. Etwa, wenn Edward ihr, wie bereits erwähnt alle möglichen Anschuldigungen an den Kopf knallt (S. 150f.) und sie diese nicht widerlegt, obwohl er ganz klar falsch liegt. Ich muss auch sagen, dass ich sie als sehr gefühlsgeleitet und oftmals überemotional wahrgenommen habe; wobei das für Teennager natürlich keine gänzlich unüblichen Verhaltensweisen sind.
Was ich schade fand, war, dass man als Leserin wenig über Greta erfahren hat. Beziehungsweise, dass beim Lesen viele Fragen offengeblieben sind. Etwa warum ihre Eltern so oft umziehen müssen. Oder welche Sprache überhaupt ihre Muttersprache ist bzw. welche Sprachen sie überhaupt spricht. Und warum sie so wenig Kontakt zu ihrer Familie hat. Ist das Verhältnis schlecht oder wollte die Autorin die Figur von jeglichen Autoritätsfiguren isolieren?

Rollenbilder
Ich muss leider sagen, dass ich auch ein maßgebliches Problem mit der Darstellung der Geschlechter hatte. Wie schon gesagt, verhält sich Edward der Protagonistin gegenüber wiederholt respektlos. Er wird dafür nie zur Rede gestellt. Doch es endet leider nicht bei dieser Figur, auch ihr Kollege Sixton zeigt ähnliche Verhaltensmuster: Er macht sich etwa einen Spaß daraus Greta und seine Schwester Joan aufzuziehen (S. 67) und Greta mit einer leeren Plastikflasche zu schlagen (S. 96). Ich finde es auffällig, dass im Laufe des Buches ausnahmslos den Männern eine Machtposition eingeräumt wird.
Ganz ungut fand ich auch eine Auseinandersetzung zwischen den Figuren des Liebesdreiecks (natürlich gibt es eins, was hast du denn erwartet?): Hierbei messen sich die beiden männlichen Figuren, während über Greta gesprochen wird, als wäre sie ihr Spielball (S. 212). Ich denke, ein Zitat von S. 159 fasst die Einstellung der männlichen Figuren gegenüber der weiblichen ganz gut zusammen. Hier beschreibt Edward eines der größten Probleme, das er in Greta sieht: „Sie ist zu clever […]“.

Edward, Alice, James…
Etwas, was mir wiederholt durch den Kopf geschossen ist, als ich diesen Roman gelesen habe, sind die Parallelen zu Twilight von Stephenie Meyer und ich konnte nicht umhin, mich zu fragen, ob es sich hierbei um eine ehemalige Twilight Fanfiction handelt. Das offensichtlichste Merkmal sind wohl die Namen, doch auch die Figuren wiesen sehr klare Parallelen zu denen aus der Bis(s) Serie auf. Edwards bevormundendes, ablehnendes Verhalten, Greta/Bellas Unsicherheit und Selbstzweifel, Joans/Alices flippige Art, der bärenhafte Sixton/Emmett, die hochnäsige, aber wunderschöne Brina/Rosalie, Yorkick/Carlisle als liebenswerter Ziehvater, James/Jacob als Gegenspieler für Edward, der eigentlich viel netter zu Greta/Bella ist… du merkst schon: sobald ich den Gedanken einmal gehabt habe, drängten sich mir die Parallelen förmlich auch. Ebenso bei der Figurenentwicklung. Edwards erst grundlos ablehnendes und gemeines Verhalten, bis er dann plötzlich zum liebenswürdigen Schoßhund wird und alles auf eine romantische Ballszene in einem Pavillon hinausläuft… Ich kann doch nicht alleine mit dieser Assoziation sein? [Spoiler Ende]

Authentizität
Wie schon ausgeführt, fand ich Edwards Verhalten leider mehrfach unglaubwürdig. Es gab zudem einige andere Sequenzen, die mich stutzig gemacht haben, etwa dass Figuren so schusselig sind, Bücher versehentlich in Töpfen zu platzieren (S. 82); ein schönes Bild, aber ob das wirklich so passiert? Oder Greta, die tagelang in „viel zu großen“ (S. 113) Gummistiefeln herumläuft – sowas gibt doch Blasen? Über die Authentizität in Bezug auf den Umgang mit den Pferden kann ich mich leider nicht äußern, weil mir die Expertise fehlt, aber im Bezug auf den Zwischenfall, der Greta dazu gebracht hat, London zu verlassen, schon.
Die Darstellung von diesem Vorfall ist leider denkbar ungeschickt umgesetzt. An sich ist es glaubwürdig, dass so eine Situation passieren gehen könnte. Worin ich allerdings ein Problem sehe, ist Folgendes: Es gibt ein Video von der Mutprobe, bei der Greta mit ihrer besten Freundin und deren Freund im Auto der Eltern der besten Freundin durch London gefahren ist. Der Freund saß am Steuer und ist suizidal durch die Stadt gerast; sie saß hinten und hat Panik bekommen, was er gefilmt hat. Es ist ihr nun peinlich, dass dieses Video existiert. So peinlich, dass sie aus London geflüchtet ist.
Ich verstehe, dass das eine traumatische Ausnahmesituation war und die Emotionen überhandnehmen; ich verstehe auch, dass man Abstand von der Person, die einen in diese Situation gebracht hat, bekommen möchte; ich verstehe sogar die Schuldgefühle – nicht selten haben Opfer diese. Was ich nicht verstehe ist, dass an keiner Stelle thematisiert wird, dass sie keine Schuld an der lebensgefährlichen Situation, in die sie geraten ist, trägt. Das finde ich unverantwortlich. Sie mag die Freundin überredet haben, die Schlüssel zu klauen, aber es war die Freundin, die es durchgeführt hat. Und am Steuer saß der Freund, nicht sie. Er war verantwortlich. Ja, es hätte negative Schlagzeilen gegeben, wäre das Video publiziert worden, aber auch hier gilt: es wäre nicht sie gewesen, die daran Schuld gehabt hätte. Mal abgesehen davon, dass ich es hoch verwunderlich finde, dass das Handy, was der Freund in der Hand hatte, als der Unfall passierte, diesen überstanden hat – die Fliehkraft müsste ihm dieses aus der Hand gerissen haben und wenn man bedenkt, wie wenig Handys aushalten… Zurück zum Thema: Gretas größte Sorge im Bezug auf den Unfall ist, wie sie auf diesem Video wirkt. Sie sieht sich selbst in einem denkbar schlechten Licht, wenn sie darüber nachdenkt: „Mich. Ausgeliefert. Schutzlos. Panisch … Gebrochen.“ (S. 168) – wie gesagt: es war eine traumatische Erfahrung, nicht unwahrscheinlich, dass sie an einer PTBS leidet, aber es wäre notwendig gewesen, zu thematisieren, dass ihr Verhalten in der Situation, nämlich zu sagen: „Verdammter Idiot, guck nach vorne. Willst du uns alle umbringen […] Ich will aussteigen. Halt an, Eth!“ (S. 162) genau das richtige war. Dass es kein Zeichen von Schwäche ist zu sagen: „Bis hier hin und nicht weiter. Das ist meine Grenze.“ – hier hätte es dann doch eine Autoritätsperson gebraucht, die sich kümmert und nicht einen gleichaltrigen männlichen Gegenspieler, der ihr Selbstwertgefühl bloß weiter mindert.
[Spoiler Ende]

Schreibstil
Zuletzt möchte ich noch auf den Schreibstil eingehen, der allgemein leicht und flüssig zu lesen war. Entsprechend werden auch eher unerfahrenere LeserInnen Freude an dem Buch haben. Es handelt sich um eine Narration in der ersten Person, somit erleben wir die Geschehnisse gemeinsam mit der Protagonistin Greta. Wobei der Eindruck an einzelnen Stellen gebrochen wurde, wenn die Autorin Dinge beschrieben hat, die Greta so nicht wahrnehmen konnte; etwa wenn sie zum ersten Mal auf dem Gestüt ankommt, in einem Auto, das durch den strömenden Regen fährt, und dabei Dinge beschreibt, die sich auf der Rückseite des Hauses, das sie sieht, befinden (S. 24). Leider waren die Beschreibungen in dieser Situation, aber auch an anderen Stellen des Buches, nicht besonders gut mit der Narration verflochten, so dass sich ganze Textblöcke an reinen Beschreibungen fanden; ich würde mir mehr „show, don’t tell“ wünschen.
Ich sprach davon, dass auch jüngere LeserInnen sprachlich gut durch das Buch kommen werden; ich möchte jedoch erwähnen, dass häufig ¬– meines Erachtens nach unnötig – geflucht wird. Somit stellt sich mir die Frage, ab welchem Alter das Buch wirklich zu empfehlen ist; zu alt sollten LeserInnen jedoch auch nicht sein, da es für mich als erfahrene Leserin extrem vorhersehbar war; einer der großen Knackpunkte des Finales war für mich etwa bereits im ersten Kapitel ersichtlich. Auch die Analogien, die die Autorin verwendet hat, die mir an sich gut gefallen haben, waren teilweise ein sehr eindeutiger Wink mit dem Zaunpfahl (z.B.: S. 115) – das ist vollkommen legitim; ich möchte nur erwähnen, dass subtile Hinweise nicht die Stärke dieses Buches sind. Auch fanden sich einige Motive mehrfach, z.B.: dass Greta lauscht, um an Information zu kommen – hier wäre etwas Abwechslung wünschenswert gewesen. Der Vollständigkeit halber möchte ich zudem erwähnen, dass sich einige kleine Grammatikfehler (z.B.: „Es hatte etwas Friedliches, beinahe schon romantisch.“ (S. 193)/ „Ein letzte bescheuerte Rebellion“ (S. 304)) eingeschlichen haben.
Es gab jedoch auch charmante Szenen und Momente, in denen die Figuren respektvoll miteinander umgegangen sind und Situationen die Chance hatten, sich zu entfalten (z.B.: S. 112 und S.133); das waren auch die Situationen, in denen Greta nicht in Selbstzweifel/-mitleid vergangen ist, sondern aufgeschlossen auf die jeweilige Situation reagiert hat. Davon gerne mehr!

Du merkst, ich stehe dem Buch sehr zwiespältig gegenüber. Das erste Drittel ist voller Post ist (um Stellen zu markieren, zu denen ich mich zu Wort melden wollte) und hätte von mir vermutlich bestenfalls zwei Sterne bekommen. Danach wurde es zum Glück authentischer und auch weniger schwierig mit meinen Wertvorstellungen zu vereinbaren. Ich hoffe, dass das zweite Buch in der Trilogie sich an den letzten zwei Drittel dieses Buches orientieren wird, dann wird es nämlich ein locker flockiges Jugendbuch, das ich gerne lesen möchte. Ich halte dich auf dem Laufenden.

Deine Daffy

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