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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.03.2020

Sehr ehrlich und berührend.

Eine kurze Geschichte vom Fallen - Was ich beim Sterben über das Leben lernte
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Ein ganz normaler Morgen. Joe mit seinem Sohn Tom und mit einige Muttern und Kindern unterwegs zur Schule. Auf einmal knickt sein Fuß und er fällt um. Erschrocken aber lachend denkt er: Es kann ja mal ...

Ein ganz normaler Morgen. Joe mit seinem Sohn Tom und mit einige Muttern und Kindern unterwegs zur Schule. Auf einmal knickt sein Fuß und er fällt um. Erschrocken aber lachend denkt er: Es kann ja mal passieren. Doch nach mehreren stolpern, taumeln und hinfallen, Schluss mit dem Lustig. Nach einem halben Jahr Ungewissheit und nach etlichen Arztbesuchen bekommt Joe die Diagnose: Motoneuron. Er leidet an eine zum Tote führende Erkrankung des motorischen Nervensystems.

Eine Autobiografie, die tief unter die Haut geht und nicht so einfach loslässt. Joe Hammond nimmt die Leser mit auf seine letzte Reise und erzählt wie er die letzten Momente mit seinem Körper erlebt. Es ist kein Buch von Jammern und von Klagen besteht oder von detailliert über Krankheitsverlauf beschreibt, sondern ein Buch über Abschiednehmen. Abschied vom eigenen Körper, Abschied von geliebten Menschen. Hammond taucht in die Kindheitserinnerungen, er erzählt von seiner Jugend, von Liebe, von Vatersein. Er berichtet, wie wichtig die Familie und Freunde sind und bedankt sich für die Unterstützung. Er ist traurig, er ist wütend, er hat Angst. Ich habe seine Angst, seine Wut und seine Traurigkeit tief in mir gespürt. Aber er schreibt leicht, locker und humorvoll, sodass ab und zu mal schmunzeln musste.

Hinter dieses schlichtes Cover verbarg sich eine ehrliche und bewegende Geschichte, die mich sehr berührt hat.

Joe Hammond starb am November 2019. Er wurde 50 Jahre Alt.

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Veröffentlicht am 10.03.2020

Wenn aus Glaube Fanatismus wird

Ein wenig Glaube
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Lyle und Peg sind seit über vierzig Jahren glücklich verheiratet und leben im ländlichen Wisconsin. Vor kurzem ist ihre alleinerziehende Tochter Shiloh mit dem fünfjährigen Isaac zu ihnen zurückgekehrt ...

Lyle und Peg sind seit über vierzig Jahren glücklich verheiratet und leben im ländlichen Wisconsin. Vor kurzem ist ihre alleinerziehende Tochter Shiloh mit dem fünfjährigen Isaac zu ihnen zurückgekehrt und Lyle und Peg genießen ihr Großelternglück. Aber gleichzeitig machen sie große Sorgen um ihre Tochter, denn während ihrer Abwesenheit scheint Shiloh sich einer radikalen Glaubensgemeinschaft angeschlossen zu haben. Auf ein mal redet Shiloh von Gott, zitiert aus dem Heiligen Schrift und betet so oft wie möglich. Besonders Lyle beobachtet ihre Entwicklung mit Skepsis. Doch je stärker er sein Unbehagen zum Ausdruck bringt, umso heftiger reagiert Shiloh. Als Lyle und Peg herausfinden, welche Rolle der Enkelsohn Isaac in der religiösen Gemeinde spielt und der Sekte seiner Sicherheit und seine Gesundheit bedroht, sind die gezwungen eine folgenschwere Entscheidung zu treffen...

Liebevoll und einfühlsam erzählt Herr Butler eine tragische Familiengeschichte. Ohne großen Tamtam, mit leisen Tönen aber sehr bildhaft nimmt er die Leser ins Lyle's und Peg's leben. Aber auch über deren Umfeld berichtet er sehr berührend. Das Ehepaar hat sich lautlos in mein Herz geschlichen. Die beiden stellen sich an ihren Verzweifel, dabei verlieren sie nie die Geduld, die bleiben optimistisch und liebevoll. Peg und Lyle muss man einfach lieben. Ihre Hilfslosigkeit, die darunter erlitten, hat mich total mitgenommen und am liebsten wollte ich Shiloh an den Haaren ziehen. Ihre verhalten gegenüber eigenes/einziges Kind und gegenüber ihre Adoptiveltern hat mich total aufgewühlt.

Der Autor geht mit der schwierigen Thematik behutsam und sensibel. Er verurteilt Gott, Glaube und Gläubige nicht, zieht eine grade Linie zwischen Glaube und Fanatismus und zeigt den Leser wie tröstlich der Glaube ist, wenn man ihm nicht fanatische Weise und blind folgt.

Ein Roman die auf wahren Begebenheiten beruht und zum Nachdenken anregt. Es ist eine berührende Geschichte, die mich traurig und nachdenklich zurückgelassen hat.

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Veröffentlicht am 03.03.2020

Herzensbuch

Kann mein Herz nicht mal die Klappe halten?
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Die 41-jährige Nina ist eigentlich zufrieden mit ihrem Leben. Sie hat ein Job die ihr gefällt, hat zwei gesunde Töchter, ein Reihenhaus in Bonn, eine Katze und sie ist fast zwanzig Jahren mit ihrem Ehemann ...

Die 41-jährige Nina ist eigentlich zufrieden mit ihrem Leben. Sie hat ein Job die ihr gefällt, hat zwei gesunde Töchter, ein Reihenhaus in Bonn, eine Katze und sie ist fast zwanzig Jahren mit ihrem Ehemann Steffen zusammen, davon fünfzehn verheiratet. Doch nach 20 Jahren ist die Leidenschaft etwas eingeschlafen und läuft das eher Mau im Bett. Dann macht Steffen Nina einen gewagten Vorschlag. Obwohl Nina dieser Idee überhaupt nicht toll fand, lässt sie sich drauf ein und damit stürzt die gesamte Idylle ins Chaos...

Julia Greve hat eine altbekannte doch durch und durch ein Tabu Thematik ausgesucht und meine Meinung nach, hat sie ohne Kitsch und sehr realitätsnahe ans Papier gebracht. Ihr Schreibstil ist angenehm leicht, flüssig zum Lesen und aus dem Alltag ergreifende Dialoge sind sehr amüsant. Es gibt Passagen wo ich lauthals gelacht hab aber auch gibt es Szene, da ich sympathische Nina am liebsten an der Schultern gepackt und geschüttelt hab. Ich bin selbst seit 18 Jahren im Beziehung, bin Mutter, hab ein Job und was die Autorin hier geschildert hat, kann ich total nachvollziehen! Noch realistischer geht es kaum. Die gesamten Charaktere sind authentisch gearbeitet und kommen wie eigene Freunde und Bekannte rüber. Nichts ist trotzt, ich wollte Steffen immer wieder einer Kopfnuss passen und Miriam ins All schießen.

Hinter dieser freche aber sehr passender Titel, versteckt eine außergewöhnliche Liebesgeschichte die mir richtig, richtig gut gefallen hat. Die Story hat mich zum Lachen gebracht, wütend gemacht und zum Nachdenken erregt.
Absoluter Leseempfehlung von mir!!!

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Veröffentlicht am 28.02.2020

Tiefergreifend

Je tiefer das Wasser
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Edie(16) und ihre Schwester Mae(14) wachsen bei ihrer alleinerziehenden Mutter in einer kleinen Stadt auf. Doch nach dem Suizidversuch ihre Mutter geht alles ganz schnell. Edie und Mae müssen nach New ...

Edie(16) und ihre Schwester Mae(14) wachsen bei ihrer alleinerziehenden Mutter in einer kleinen Stadt auf. Doch nach dem Suizidversuch ihre Mutter geht alles ganz schnell. Edie und Mae müssen nach New York, zu Dennis Lomack: Er ist ein berühmter Schriftsteller und ihr bis jetzt unbekannter Vater. Für Edie bedeutet die ganze Situation unverzeihlichen Verrat und sie will nur bei ihr Mutter sein, sie will ihr altes Leben. Mae findet dagegen die neue Umgebung als eine langersehnte Möglichkeit der Befreiung. Wie schnell, dass alles angefangen hat, genauso schnell kommt es zum Bruch. Während Edie einen verzweifelten Rettungsversuch unternimmt, lässt sich Mae auf die Zuneigung des Vaters ein. Und dabei wackelt die kleine Familie sehr gefährlich bei jeder kleinsten Welle...

Die Autorin Katya Apekina hat eine bemerkenswerte Familiengeschichte erschaffen, die unter die Haut geht und die man nicht so einfach vergessen wird. Alles beginnt mit, wie ihrer Mutter in zarten Alter ihr deutlich älteren Vater kennenlernt. Diese ungewöhnliche Beziehung wird es in kurzen Kapiteln, auf das ganzes Buch verteilt und in Form von Briefen und von Erinnerungen von Weggefährten geschildert. Ob es eine flüchtige Bekannte oder ein Familienmitglied, jeder kommt es zu Wort, jeder hat eigene Kapitel, was ich grandios finde.

Im Mittelpunkt steht zwei Teenager, Schwestern, die eigentlich sehr nahestehen, aber doch sehr verschiedene sind. Sie wachsen bei einer Psychisch kranke Mutter, wissen nicht was „Normal“, was „Anormal“ ist. Die leiden unter Wahrnehmungsstörungen und sind sehr oft für sich allein gestellt. Frau Apekina erzählt die ganzen Schicksalsschläge von den beiden Mädels tief ergreifend aber auch manchmal ohne Blatt vor dem Mund. Mich hat es tief berührt, schockiert, teil weise angewidert. Ich habe mit dem beiden gelacht, geweint, geliebt... Sehr realitätsnahe Erzählstil.

Wer hier ein netter Unterhaltungsroman erwartet, muss ich leider diejenigen enttäuschen. Die Geschichte in haltet eine schwierige und sehr sensible Thematik aber mit lebensnahe Charaktere und eine großartige Sprache. Für mich war es ein Lesegenuss.

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Veröffentlicht am 17.02.2020

Traurige Familiengeschichte mit wunderschönen Botschaften.

Das Versprechen der Sterne
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Für Holly ist ihre Großmutter Annie mehr als eine einfache Oma. Als sie noch klein war, hat sie mit ihrem Bruder jeden Ferien in Annies alten irischen Bauernhaus verbracht, mit ihr gebacken und lange Spaziergänge ...

Für Holly ist ihre Großmutter Annie mehr als eine einfache Oma. Als sie noch klein war, hat sie mit ihrem Bruder jeden Ferien in Annies alten irischen Bauernhaus verbracht, mit ihr gebacken und lange Spaziergänge gemacht. Sie liebt Annie abgöttisch. Doch Annie hat achtzig Jahren auf ihren Schultern zu tragen. Achtzig Jahre, die einige Spuren hinterlassen hat und nun liegt sie im sterben. Nachdem Holly mit einer schrecklichen Diagnose konfrontiert wurde, hat sie ihren Verlobten verlassen und jetzt muss sie auch noch von ihrem geliebten Nana Abschiednehmen. Annie weiß es, was bei Holly Los ist und sie nutzt die Tage, die ihr übrig geblieben sind, ihre Enkelin davor zu bewahren, sich ins Unglück zu stürzen...

Ob das daran liegt, weil ich selbst vor drei Monaten von meiner geliebten Oma Abschied genommen hab, kann ich nicht so richtig beurteilen aber mich hat die Geschichte total mit genommen. Es sind viele Tränen bei mir gegossen und wenn ich jetzt zurückdenke, kriege ich ebenfalls feuchte Augen.
Der Schreibstil der Autorin ist schlicht, leichtverständlich, vielleicht etwas detailliert und ein wenig vorhersehbar aber mich hat es überhaupt nicht gestört. Die Charaktere wirkten mir am Anfang distanziert aber je weiter ich gelesen hab, desto mehr sind mir die lieb geworden. Die Autorin hat ziemlich schwierige Themen ausgesucht. Wo in der Gegenwart die Familie zusammenhält und Abschied nimmt, in der Vergangenheit berichtet Annie über Gewalt in der Familie und Alkoholmissbrauch. Die Autorin hat eine berührende, warmherzige Geschichte erschaffen, die mir sehr gut gefallen hat.

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