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Veröffentlicht am 08.10.2020

Ich will dich nicht auch noch verlieren

Hannahs Gefühl für Glück
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Ich will dich nicht auch noch verlieren

Als der ehemalige Mountie Eric Nyland kurz vor Weihnachten bei einer Fahrt in Schnee und bitterster Kälte auf eine kleine Ausreißerin trifft, bietet er ihr an, ...

Ich will dich nicht auch noch verlieren

Als der ehemalige Mountie Eric Nyland kurz vor Weihnachten bei einer Fahrt in Schnee und bitterster Kälte auf eine kleine Ausreißerin trifft, bietet er ihr an, sie nach Hause zurückzubringen. Das völlig erschöpfte Mädchen lebt bei Nigel Wilson, dem ehemaligen Lebensgefährten ihrer verstorbenen Mutter. Dieser ist wenig erfreut, als er Eric, dem verhassten Feind seit Jugendtagen, die Türe öffnet. Die nachfolgenden Ereignisse erfordern rasches Eingreifen – und das Jugendamt benötigt über die Weihnachtsfeiertage dringend einen Pflegeplatz für die knapp zwölfjährige Hannah. Erics Frau Ellie ist zwar nicht begeistert, willigt jedoch ein. Und Hannah wird für die Nylands zu einem Sonnenschein in deren Leben. Doch die Zeit des Abschieds naht schneller, als allen Beteiligten lieb ist…

Dieser Roman von Fran Kimmel hat durch den aussagekräftigen Klappentext mein Interesse geweckt, dennoch ist es der Autorin gelungen, mich zu überraschen. Ich hatte mit einer gefühlvollen Familiengeschichte gerechnet, mit der Geschichte über ein Waisenkind, das endlich eine Familie, Liebe, Wärme und Geborgenheit findet. Dieser Roman thematisiert jedoch weit mehr als nur Hannahs Schicksal. Zwar stellt dieses sympathische und sensible Mädchen die Protagonistin des Buches dar, großes Augenmerk lag jedoch auf den einzelnen Mitgliedern der Familie Nyland. In vielen Rückblenden erfährt man Details über die Vergangenheit und den übermäßig beanspruchenden Beruf des Ex-Mounties Eric sowie über seine Ehefrau Ellie, die sich mit ihrem Leben hoffnungslos überfordert fühlt. Ellie kümmert sich nach dem Umzug in die kanadische Kleinstadt Neesley nicht nur um ihren Mann und die beiden Söhne, ihr obliegt auch die Betreuung ihres verwirrten und unzurechnungsfähigen Schwiegervaters Walter, der ihre Geduld mit seinen abstrusen Äußerungen und Handlungen strapaziert. Während der fünfjährige Sammy durch sein kompliziertes Wesen und seine Andersartigkeit das Problemkind der Familie darstellt, macht sein aufsässiger und mürrischer vierzehnjähriger Bruder Daniel im Verlauf der Geschichte eine große Wandlung durch. Nigel Wilson fungiert als böser Antagonist, der gutherzigen Jugendarbeiterin Betty Holt und Erics verstorbener Mutter Myrtle wurden Nebenrollen zuteil. Während Hannah und Daniel meine favorisierten Figuren waren, stand ich dem Verhalten der Ellie Nyland oftmals ratlos gegenüber. Doch mit jeder einzelnen Seite durfte ich tiefer in ihre Gedankenwelt eindringen und es offenbarten sich langsam auch die Gründe dafür. Bei den beiden tierischen Nebendarstellern handelt es sich um Hannahs schwarze Langhaarkatze namens Mandy sowie Thorn, dem dicken alten Labradormischling der Nylands, der mit seinen Eigenheiten für humorvolle Momente verantwortlich zeichnete.

Der Schreibstil der Autorin hat mir ausnehmend gut gefallen, sie verstand es hervorragend, die dramatischen Hintergründe dieser Familiengeschichte authentisch darzustellen. Die nach Hannahs Einzug veränderte Atmosphäre im Hause Nyland war für mich als Leserin förmlich zu spüren. Meine einzigen Kritikpunkte sind einige deftige Flüche und derbe Ausdrücke, dir mir das Lesevergnügen etwas verleideten sowie ein Ende, welches mir angesichts der langen Aufarbeitung dieser Familiengeschichte viel zu kurz und rasch abgehandelt wurde.

FAZIT: „Hannahs Gefühl für Glück“ ist eine sehr berührende Geschichte über eine Familie, hinter deren heiler Fassade sich kleine Dramen abspielten. Ein einnehmender Schreibstil und sehr gut ausgearbeitete Charaktere sorgten dafür, dass ich dieses Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte.

Gerne gebe ich hierfür eine Leseempfehlung!


Veröffentlicht am 04.08.2020

Ich werde Miss Arden nicht enttäuschen!

Die Farben der Schönheit - Sophias Träume (Sophia 2)
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Ich werde Miss Arden nicht enttäuschen!

„Ich werde Miss Arden nicht enttäuschen!“
„Das ist löblich, aber denken Sie vor allem an eines: sich selbst nicht zu enttäuschen!“

Nach ihrer unerwarteten Kündigung ...

Ich werde Miss Arden nicht enttäuschen!

„Ich werde Miss Arden nicht enttäuschen!“
„Das ist löblich, aber denken Sie vor allem an eines: sich selbst nicht zu enttäuschen!“


Nach ihrer unerwarteten Kündigung erhält Sophia Krohn, eine ehemalige Chemikerin des Hauses Helena Rubinstein, die Chance auf einen Neubeginn bei deren erbitterter Konkurrentin Elizabeth Arden. Für die junge Deutsche ist es nicht immer einfach, den Anforderungen ihrer neuen Vorgesetzten gerecht zu werden, dabei aber zugleich ihren Prinzipien treu zu bleiben. Loyalität steht für Sophia an erster Stelle, und Miss Arden entpuppt sich als strenge, gebieterische und manchmal auch launenhafte Vorgesetzte. Nach ihrer Grundausbildung wird Sophia eine verantwortungsvolle und interessante Aufgabe angeboten – doch sie muss sich hierfür zwischen ihrer Karriere und ihrem Privatleben entscheiden…

Der zweite Teil der „Farben-Trilogie“ schließt eng an den ersten an und ist in der Zeit zwischen 1929 und 1934 angesiedelt. War „Miss Arden“ einst die zutiefst verhasste Gegnerin ihrer ehemaligen Vorgesetzten Helena Rubinstein, wird sie im Nachfolgeband zu Sophias neuer Chefin. Die Autorin beleuchtet den historisch belegten „Puderkrieg“ zwischen den beiden konkurrierenden amerikanischen Kosmetikunternehmerinnen, diesmal jedoch aus der Sicht Elizabeth Ardens. Der Leser erhält Einblicke in den Charakter und das Leben dieser Pionierin der Kosmetikentwicklung, welche die Autorin gekonnt mit der Geschichte ihrer deutschstämmigen Protagonistin Sophia Krohn zu verknüpfen verstand.

Corina Bomann besitzt einen einnehmenden und flüssigen Schreibstil, der Hauptfigur werden interessante Nebenfiguren zur Seite gestellt. Das Hauptaugenmerk liegt zwar auf der Ich-Erzählerin Sophia, Elizabeth Arden und ihrem beruflichen und privaten Umfeld wird jedoch ebenfalls große Aufmerksamkeit zuteil. In Sophias Vermieter Mr. Parker, dessen liebenswerter Haushälterin Kate und Sophias ehemaliger Kollegin Ray Bellows darf man Figuren aus dem Vorgängerband wiederbegegnen. Sophias ehemals beste Freundin Henny Wegstein werden in diesem Band nur kurze Gastauftritte zuteil, durch die große räumliche Distanz und den übermächtigen Einfluss von Hennys Verlobtem Maurice Jouelle liegt die Freundschaft auf Eis. Ihre Eltern und ihre große Liebe Darren O’Connor waren ebenfalls wichtige Personen in Sophias Leben, der völlige Abbruch jeglichen Kontakts zu ihnen bringt Sophies Gefühlswelt ebenfalls ins Wanken.

Die Umsetzung dieser Geschichte hat mir gut gefallen, obgleich mich bestimmte Figuren und deren Handlungen bzw. Emotionen nicht ganz zu überzeugen vermochten. Durch die Nachforschungen der Protagonistin im Hinblick auf ein traumatisches Erlebnis in Paris vor einigen Jahren wird gleich zu Beginn ein kleiner Spannungsbogen eingebracht. Mit dem Wiederauftauchen signifikanter Personen aus dem ersten Teil kommt im letzten Abschnitt des Buches schließlich erhöhte Spannung auf, die mit starken Emotionen einher geht und mit einem völlig unerwarteten Cliffhanger endet.

Ich bin gespannt auf den finalen Band dieser Trilogie!

Veröffentlicht am 11.05.2020

Sie dachten, es wäre für die Ewigkeit…

Wer, wenn nicht wir
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Sie dachten, es wäre für die Ewigkeit…

„Ich weiß nicht, ob ich dich noch liebe. Ich glaube eigentlich nicht.“ (Viola)
„Geht mir genauso.“ (Florian)

„Was war mit ihnen passiert? Wann waren sie in diese ...

Sie dachten, es wäre für die Ewigkeit…

„Ich weiß nicht, ob ich dich noch liebe. Ich glaube eigentlich nicht.“ (Viola)
„Geht mir genauso.“ (Florian)

„Was war mit ihnen passiert? Wann waren sie in diese Mühle geraten, die ihre Liebe zu Staub zermahlen hatte?“


Bei einem gemeinsamen Abendessen sollen die Einzelheiten der Beendigung einer fünfundzwanzigjährigen Beziehung zwischen Viola Janicki und Dr. Florian Quandt besprochen werden. In die Ehe der virtuosen Klarinettistin und Lehrerin an einer Musikhochschule und des leitenden Oberarztes schlich sich eine zunehmende Entfremdung ein, sie fühlen sich unverstanden, ihre Beziehung ist von Gleichgültigkeit erfüllt, ihre Liebe scheinbar erkaltet. „Sie liebten einander nicht mehr genug, um all ihre größeren und kleineren Unzulänglichkeiten mitzulieben.“

Neben der schwierigen Aufgabe, ihre Kinder Josephine und Jonathan mit der neuen Situation zu konfrontieren müssen Viola und Florian sich nun auch noch mit dem Problem einer nicht mehr stornierbaren Urlaubsreise nach Rhodos befassen. Letztendlich entschließen die beiden sich, diese Reise getrennt anzutreten.

Die Autorin präsentiert mit ihrer aktuellen Neuerscheinung einen Roman, der zwar das Scheitern einer Beziehung als tiefgründiges und gewichtiges Thema in den Mittelpunkt stellt, dabei aber durchaus auch mit locker-leichten Passagen punktet. Während der erste Teil des Buches von den Eheproblemen zwischen Viola und Florian, kleineren und größeren Verletzungen und den Reaktionen ihres Umfelds auf ihre Trennung handelt, wechselt der Schauplatz kurz darauf zur malerischen Insel Rhodos. Die Aufarbeitung der Beziehungsprobleme der beiden Protagonisten ist der Autorin sehr gut gelungen. In vielen verschiedenen Rückblicken werden die Ereignisse, die nach und nach zu dieser Entfremdung führten, näher beleuchtet. Während des Aufenthalts auf Rhodos und fern von der eintönigen Routine des Alltags dürfen die Hauptfiguren dieses Romans sich selber, aber auch den Partner, neu entdecken und mit anderen Augen betrachten. Barbara Leciejewski weckt durch ihre bildhaften Beschreibungen dieser schönen griechischen Insel und durch das tiefe Eintauchen in diesen ungewöhnlichen Sommerurlaub die Lust, selber zu verreisen und für kurze Zeit dem Alltag zu entfliehen.

Die Charakterzeichnung der handelnden Figuren – insbesondere der beiden Protagonisten – hat mir sehr gut gefallen, ich empfand sie authentisch und konnte mich in ihre Gefühls- und Gedankenwelt gut hineinversetzen. Violas weiche, sensible und ernste Art und ihre aufgegebenen Träume haben mich sehr bewegt. Der kurze Einblick in einen Arbeitstag des Spitzenchirurgen Florian lässt dessen Zweifel und Versagensängste erahnen, er kann warmherzig, aber durchaus auch bissig und abschreckend in seinen Anstrengungen sein, mit den beruflichen Belastungen fertigzuwerden. Mit dem griechischen Hotelbesitzer Socrates Koronaios und seinen liebenswerten Verwandten sowie einigen Hotelgästen bringt die Autorin interessante und zum Teil amüsante Nebenfiguren in die Handlung ein. Während Hera Spät mit ihrer schüchternen und unsicheren Art sofort Beschützerinstinkte weckt, entpuppt sich ein junger blonder Britney-Spears-Verschnitt mit aufgesetztem Kleinmädchencharme als nervtötende Klette, die man nur sehr schwer wieder los wird. Äußerst sympathisch und überzeugend dargestellt fand ich die beiden Kinder der Protagonisten, das mürrische alte Original Tante Ludovica brachte mich mit ihren Schrullen zum Schmunzeln.

Fazit: „Wer wenn nicht wir“ war eine Lektüre, die einerseits gewichtige Beziehungsprobleme thematisierte, mich als Leser jedoch andererseits an den malerischen Schauplatz einer der größten griechischen Inseln versetzte und pures Urlaubsfeeling vermittelte. Die Charakterzeichnung der handelnden Figuren sowie die Entwicklungen zwischen den Protagonisten und einigen Nebenfiguren haben mir gefallen und mich sehr gut unterhalten. Dennoch musste ich feststellen, dass mir der Vorgängerroman „So lange sie tanzen“ sowohl in sprachlicher Hinsicht, als auch inhaltlich, weit besser gefallen hat. Doch angesichts dieses ganz großen Lesehighlights war meine Erwartungshaltung auch unverhältnismäßig hoch. Nichtsdestotrotz kann ich dieses Buch wärmstens weiterempfehlen - von mir gibt es für diesen schönen Roman 4 Sterne.

Veröffentlicht am 18.03.2020

Eine neue Hoffnung, ein neues Leben

Die Farben der Schönheit – Sophias Hoffnung (Sophia 1)
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Eine neue Hoffnung, ein neues Leben

„Ich liebe meinen Beruf. Ich kann mir kaum etwas Besseres vorstellen, als Schönheit in die Welt zu bringen.“ (Sophia Krohn)

Sophia Krohn studiert im fünften Semester ...

Eine neue Hoffnung, ein neues Leben

„Ich liebe meinen Beruf. Ich kann mir kaum etwas Besseres vorstellen, als Schönheit in die Welt zu bringen.“ (Sophia Krohn)

Sophia Krohn studiert im fünften Semester Chemie an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin und träumt seit frühester Kindheit davon, eines Tages selbst Kosmetik herzustellen. Das Leben meint es gut mit der hoffnungsvollen jungen Erbin des Krohn-Drogerie-Imperiums, doch dann wird der strebsamen Studentin die verbotene Liebe zu ihrem Dozenten zum Verhängnis. Als ein Arzt ihre Schwangerschaft feststellt, lässt sie nicht nur ihr Liebhaber, sondern auch der gnadenlose und unnachgiebige Vater fallen. Sophia muss ihr Elternhaus auf der Stelle verlassen, steht völlig mittellos auf der Straße und findet bei ihrer Freundin Henny Wegstein Unterschlupf. Über Umwege gelangt sie nach New York, wo sie dank ihrer hervorragenden Ausbildung eine Anstellung bei der erfolgreichen Geschäftsfrau Helena Rubinstein findet. Die reiche Kunstfreundin hat großen Einfluss in New York und ermöglicht es Sophia, bei ihr zu lernen…

Corina Bomanns Neuerscheinung weckte durch das ansprechende Cover und den Klappentext mein Interesse, die Geschichte der erfolgreichen jüdischen Polin Helena Rubinstein und ihr sogenannter „Puderkrieg“ mit ihrer schärfsten Konkurrentin Elizabeth Arden werden dem Leser in diesem Roman nahegebracht. Die Autorin besitzt einen einnehmenden Schreibstil, die handelnden Figuren sind sehr gut ausgearbeitet. Sophia Krohn wird die größte Aufmerksamkeit zuteil, die Autorin vermittelt anschaulich deren Kindheit und Leben in Berlin, die Konflikte mit ihren Eltern und ihre schier ausweglose Situation. Sophia begeht einen einzigen schlimmen Fehler, und ihr gesamtes Leben liegt in Scherben. Ohne Auffangnetz und ohne jegliche familiäre Unterstützung wagt sie beherzt den Schritt in eine neue, selbstbestimmte Zukunft, doch es gibt viele Hindernisse zu bewältigen. Ihr zur Seite steht die freiheitsliebende Henny Wegstein, die Sophie seit Kindheitstagen als allerbeste Freundin bezeichnet. Helena Rubinstein würde ich ebenfalls als Protagonistin dieses Romans bezeichnen, auf ihr Leben und ihre Karriere wird detailliert eingegangen. Man liest von Helenas Anfängen in Melbourne und ihren beruflichen Erfolgen, erfährt aber auch einiges über ihr Privatleben. Helena Rubinstein überträgt Sophie Krohn schließlich große Verantwortung und führt sie in die High Society New Yorks ein, in einer schwachen Stunde offenbart sie ihrer Angestellten sogar ihre tiefsten Emotionen hinter der Maske einer taffen Karrierefrau. Die grimmige Pensionswirtin Madame Roussel, deren Untermieterin Madame Genevieve Fouquet, ein attraktiver Verpackungsdesigner namens Darren O’Connor, Sophias Freundin Henny Wegstein sowie ihre Arbeitskollegin Ray Bellows bereichern als interessante Nebenfiguren die Handlung.

Corina Bomann erzählt die Geschichte ihrer Protagonisten in gemächlichem Tempo, lässt hierbei jedoch tiefe Emotionen einfließen. Ich vermochte mich sehr gut in Sophias Situation hineinversetzen, die nach jedem neuerlichen Schicksalsschlag tapfer aufsteht und weiterkämpft. Die unerwartete Wendung am Ende des Buches bringt noch auf den allerletzten Seiten einen großen Spannungsfaktor ein, der die Neugier auf den zweiten Band dieser Buchreihe schürt.

Fazit: Mit „Sophias Hoffnung“ präsentiert Corina Bomann einen überzeugenden Auftakt der Trilogie „Die Farben der Schönheit“. Der Roman hat mir sehr gut gefallen, mich ausgezeichnet unterhalten und weckt bereits jetzt die Vorfreude auf die Fortsetzung dieser Geschichte. Ich bin schon gespannt auf die Ereignisse der beiden Nachfolger „Sophias Träume“ und „Sophias Triumph“, die noch im heurigen Jahr erscheinen werden.

Ich empfehle dieses Buch sehr gerne weiter.

Veröffentlicht am 21.11.2019

Der Schwur auf den weißen Ahorn

Der Ahorn im Sturm
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Der Schwur auf den weißen Ahorn

„Viele Jahre muss der Ahornbaum wachsen, neue Äste und Zweige bilden und seine Wurzeln tief in der Erde verankern, bevor er stark genug ist, den Stürmen des Lebens zu trotzen. ...

Der Schwur auf den weißen Ahorn

„Viele Jahre muss der Ahornbaum wachsen, neue Äste und Zweige bilden und seine Wurzeln tief in der Erde verankern, bevor er stark genug ist, den Stürmen des Lebens zu trotzen. Euer Vater ist wie der Stamm – er hat die Fabrik gegründet. Stellt euch vor, ihr seid die drei kräftigsten Äste, die den Baum krönen und sich weiter und weiter verzweigen. Es mögen Zeiten kommen, in denen es unser Ahorn schwer hat, bei Unwetter zur überleben. Es liegt an euch, ob er einmal ein stolzer Baum wird, der andere überragt. Nur wenn ihr in schweren Zeiten fest zusammenhaltet und weise Entscheidungen trefft, wird die Firma durch eure Kinder und Enkel fortbestehen. Versprecht uns und euch, dass ihr diese Worte immer im Herzen tragt.“

Theodor, Georg und Rosa Breitenbach sind mit diesem Gelöbnis eine lebenslange Verpflichtung eingegangen. Der schwerkranke Firmenpatriarch Hermann Breitenbach wünscht sich sehnlichst, seine beiden jüngeren Kinder Georg und Rosa noch einmal wiederzusehen, die nach Colorado auswanderten, um im Bergbaustädtchen Rico eine Tochterfabrik zu gründen. Aus Georg Breitenbach ist mittlerweile ein erfolgreicher Unternehmer geworden, Rosa hat sich nach ihrer Heirat mit Wendelin Ehrlich ebenfalls in Colorado niedergelassen und einer Tochter das Leben geschenkt. Die Freundschaft der bezaubernden kleinen Julia mit dem Indianerjungen Chesmu wird aber nicht gerne gesehen. Als ein tragisches Ereignis die Familie erschüttert und die Folgen der Wirtschaftskrise spürbar werden, entschließt sich Georg, nach Deutschland zurückzukehren, und Theodor bei der Leitung der „Schuherzeugung Breitenbach“ zu unterstützen. Rosa kann sich ein Leben in Deutschland nicht mehr vorstellen und bleibt mit ihrer Familie in Amerika, vermisst ihre Geschwister jedoch schmerzlich. Während die Brüder um das Überleben des Familienunternehmens kämpfen, machen Indianerüberfälle, Dürrzeiten und Hunger das Leben von Rosa und ihrer kleinen Familie schwer.

Im zweiten Band ihres Familienepos führt Mina Baites die Geschichte der Unternehmerfamilie Breitenbach fort und schildert in abwechselnder Folge die Ereignisse in der Stammfabrik in Berlin sowie in der Tochterfabrik in Rico/Colorado. Während in Deutschland Theodor mit seiner zweiten Frau Vanda, seinem Sohn Felix und seinen beiden Töchtern Isa und Caroline die zentralen Figuren darstellen, liegt das Hauptaugenmerk in Colorado auf Georg Breitenbach und seiner Schwester Rosa. Ein weiterer Handlungsstrang thematisiert die Geschicke der Indianer, wobei dem Stamm der Núu-ci großzügig Raum gegeben wird. Als Hauptakteur fungiert Akule mit seinen beiden Ehefrauen Onawa und Nituna sowie seinem Sohn Chesmu, dem eine tragende Rolle im Buch zuteil wird. Der ungewöhnlich hohen Anzahl handelnder Figuren ist ein ausführliches Personenregister gewidmet, das die Orientierung im Buch enorm erleichtert und dazu beiträgt, die Übersicht über die verschiedenen Charaktere zu bewahren. Obgleich die einzelnen Figuren sehr gut dargestellt wurden, blieben einige von ihnen für meinen Geschmack zu blass - von Roses Freundinnen Florence und Dorothea, aber auch ihrem Ehemann Wendelin, erfuhr man leider nur wenig. Ich fand es jedoch schön, dass auch die Lebensgeschichte des Antagonisten Kaspar Meißner aus dem ersten Band kurz weiterverfolgt wurde. Wichtige Nebenfiguren aus dem Vorgänger, wie beispielsweise Miss Laura Golding, Blind Katy, Jessi Chocolate, Fat Liddy, Johnny Weizman alias Levy Weißmann, fanden leider nur kurz Erwähnung.

Der einnehmende Schreibstil und die ins Buch eingebrachten Emotionen haben mir auch im zweiten Band dieses Familienepos großes Lesevergnügen bereitet. Die bildhaften Beschreibungen der Landschaft und des Lebens im fernen Colorado bezogen mich stark in die Geschichte der Breitenbachs ein, wobei die Autorin diesmal auch eine gewisse Spannung aufbaute. Im Erzählstrang, der sich mit dem Reservat der Weeminuche befasst, brodelt es zwischen den Ureinwohnern und den weißen Eroberern, es kommt zu Unmut und schließlich zur Eskalation. Durch die Freundschaft von Rosas Tochter Julia mit dem Indianerjungen Chesmu erhält man Einblicke in das Denken und Handeln des Stammes, ihre Rituale und ihren Glauben.

Fazit: Ich empfand „Der Ahorn im Sturm“ als würdigen Nachfolger der Familiensaga um die Schuherzeugung Breitenbach, dessen Handlung vorrangig in der Neuen Welt stattfand. Erst in späterer Folge verlagert sich der Fokus auch auf die Ereignisse in Deutschland, die Weltwirtschaftskrise und die Konflikte mit den indianischen Ureinwohnern liefern eine interessante Rahmenhandlung. Der flüssige Schreibstil, die bildhafte Sprache und eine gut konstruierte Handlung haben mir sehr gut gefallen, über einige Charaktere hätte ich allerdings gerne mehr erfahren.

Ich freue mich bereits auf den dritten Band dieser Reihe!