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Veröffentlicht am 14.05.2020

Tolle Welt, tolle Charaktere, gelegentliche Längen in der Handlung

Das Lied der Krähen
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Nachdem ich schon so viel Gutes über „Das Lied der Krähen“ gehört habe, war ich wirklich gespannt und habe es endlich von meinem SuB erlöst! Es geht um sechs Außenseiter, die gemeinsam einen der gefährlichsten ...

Nachdem ich schon so viel Gutes über „Das Lied der Krähen“ gehört habe, war ich wirklich gespannt und habe es endlich von meinem SuB erlöst! Es geht um sechs Außenseiter, die gemeinsam einen der gefährlichsten Magier ihrer Welt aus dem Gefängnis befreien sollen. Angeführt von Kaz Brekker, dem wohl gewieftesten Schlitzohr aller Zeiten, machen sich Inej, Jesper, Wylan, Nina und Matthias auf die beschwerliche Weise … und müssen wohl oder übel zu einem Team werden – denn jeder Fehltritt könnte ihr Verderben bedeuten. Aber können sie sich auch vertrauen?

Die ersten 200 Seiten stand ich auf dem Kriegsfuß mit „Das Lied der Krähen“. Es ist mir unglaublich schwergefallen, richtig in die Geschichte und zu den Figuren zu finden, was ich überhaupt nicht erwartet hätte. Das lag zum einen daran, dass die ersten Kapitel sehr lang sind, jedes hat ungefähr 30 Seiten. Dadurch kommt einem der Einstieg einfach zäh vor, obwohl es sofort spannend beginnt. Ich hätte mir definitiv kürzere Kapitel gewünscht, weil dadurch ein bisschen mehr Dynamik in die Erzählweise gekommen wäre.
Im weiteren Verlauf der Geschichte wurden die Kapitel dann etwas kürzer und auch das Erzähltempo steigerte sich. Immer wieder wurde durch Rückblenden die Vergangenheit der verschiedenen Charaktere beleuchtet, aber mit der Art und Weise bin ich immer noch nicht ganz d’accord. Ich hatte das Gefühl, dass dadurch einfach der Geschichte einiges an Spannung und Tempo genommen wurde. Zwar erhielten die Charaktere dadurch mit der Zeit eine erstaunliche Tiefe, allerdings wurde gefühlt jedes Mal, wenn die Story an Fahrt aufnahm, eine seitenlange Rückblende eingefügt, bis man beinahe vergessen hat, dass da ja ein Cliffhanger existiert.

So schwierig mir der Einstieg fiel, so fasziniert bin ich von der Welt, die Leigh Bardugo erschaffen hat. Ich finde das Konzept der Grischa total interessant, genauso wie die verschiedenen Länder. Es macht Lust darauf, mehr über die Welt zu erfahren, weil sie super durchdacht und komplex ist. Außerdem ist Ketterdam und Kerch einfach der Hammer – ich meine, eine High-Fantasy-Welt mit einer Börse? Das ist schon sehr genial.

Nachdem mir am Anfang die Charaktere nicht sonderlich nah waren – zwar facettenreich und gut ausgearbeitet, aber eine Bindung konnte ich nicht aufbauen – wurde das immer besser, je mehr Seiten ich gelesen habe. Außerdem habe ich mir sagen lassen, dass Band 2 in dieser Hinsicht noch eins draufsetzt. Ich bin total gespannt. Jetzt aber erst einmal meinen Eindruck zu den Charakteren in Band 1. Am Ende mochte ich einfach alle gerne. Ich liebe Jespers lustige Art und mag, dass der ruhige Wylan im Laufe der Geschichte über sich hinauswächst. Seine Entwicklung hat mir einfach sehr gut gefallen. Die gemeinsame Vergangenheit von Nina und Matthias fand ich total spannend, außerdem mussten beide über ihren eigenen Tellerrand hinausblicken, was umso schöner ist, bedenkt man, dass sie beide ziemliche Sturköpfe sind. Die beiden Herzstücke der Geschichte sind aber Inej und Kaz. Beide haben in der Vergangenheit gelitten, beide sind Kämpfer, aber auf ganz unterschiedliche Art und Weisen. Nichtsdestotrotz ergänzen die beiden sich ziemlich gut. Kaz ist zudem ein (kaltes und skrupelloses) Genie. Man will ihn hassen und lieben gleichzeitig.

Leigh Bardugos Schreibstil fand ich gut, aber nicht überragend. Er hat zur Story und zum Setting gepasst und die Geschichte angenehm abgerundet, aber mich nicht vom Hocker gerissen.

Wenn man das Buch beginnt, hat man irgendwie ganz andere Erwartungen an die Handlung und bleibt am Ende mit einer auf den Kopf gestellten Welt zurück. Nach der Hälfte des Buches dachte ich zu wissen, worauf der Schwerpunkt gesetzt wird, allerdings ist es dann am Ende doch ganz anders. Gut gefallen hat mir auf jeden Fall die Vorbereitung der Krähen auf ihren Coup und Kaz ausgeklügelten Plan. Das Buch alleinstehend wäre gute, solide High-Fantasy, wenn ich aber an das Ende denke und daran, dass es einen zweiten Teil gibt, denke ich, dass „Das Lied der Krähen“ lediglich die Grundlage für Band 2 ist und es da erst so richtig zur Sache geht. So, oder so, macht es Lust auf mehr, weil so viel Potenzial enthalten ist, was noch nicht ganz ausgeschöpft wurde, man allerdings das Gefühl hat, dass dies mit Absicht so gehandhabt wurde. „Das Gold der Krähen“ werde ich definitiv auch lesen!

Fazit: Eine faszinierende Welt mit schön ausgearbeiteten Charakteren, allerdings kann das Buch einen nicht von Anfang an mitreißen, sondern erst gegen Ende. Gelegentliche Längen und zu lange Kapitel nehmen stellenweise die Spannung aus der Geschichte. Allerdings macht es Lust auf mehr. Ich vergebe 4/5 Sterne!

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Veröffentlicht am 19.03.2020

Etwas andere High-Fantasy

Die letzte Dichterin
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Die letzte Dichterin ist ein Buch, auf das ich mich sehr gefreut habe, vor allem, weil ich gerade in einer Phase bin, in der ich am liebsten nur Fantasy lesen würde. Der Klappentext hat mich sehr neugierig ...

Die letzte Dichterin ist ein Buch, auf das ich mich sehr gefreut habe, vor allem, weil ich gerade in einer Phase bin, in der ich am liebsten nur Fantasy lesen würde. Der Klappentext hat mich sehr neugierig gemacht und versprach eine etwas andere High-Fantasy.

Das Buch erzählt die Geschichte rund um Minna Fabelreich, Finn Mienengräber, Valerian Ohneruh und Malwine Wüstenherz, die Königin in dem Land Phantopien, in dem die Magie verschwunden ist. Lediglich in Fernab existiert noch ein letzter Rest Magie, die Hauptstadt, welche man nur mit einer persönlichen Einladung betreten kann. Als Minna, eine verarmte Dichterin, eine Einladung zu einem Dichterwettstreit erhält, geht ihr größter Traum in Erfüllung. Gemeinsam mit dem Schatzsucher Finn macht sie sich auf den Weg, nicht wissend, dass in Fernab vieles nicht so ist, wie es auf dem ersten Blick scheint … und die dunkle Königin ihre ganz eigenen Ziele verfolgt.

Zuerst einmal zum Konzept des Buches. Die Magie, die einen in „Die letzte Dichterin“ erwartet, ist ganz anders, als man denkt und das ist einer der großen Pluspunkte des Buches. Der letzte Rest Magie, der in Phantopien existiert, ist sehr schwach, weil ihm die Grundlage genommen wurde: Kunst. Menschen glauben nicht mehr an die Macht von Kunst, die Macht von Worten, die Macht von Musik. Und weil das nicht mehr geschätzt wird, konnte auch die „offensichtlichere“ Magie nicht überleben. Minna ist eine der letzten Verfechterinnen der „sterbenden Künste“ und versucht im Kleinen zu bewirken, dass die Menschen die Künste wieder schätzen.

Dieser sehr poetische Aspekt hat mir an „Die letzte Dichterin“ wirklich gut gefallen. In vielerlei Hinsicht wurde mir direkt aus dem Herz gesprochen und das hat mich einfach unfassbar fasziniert. Jetzt aber zu den Charakteren. Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, die wichtigsten sind hier Minna, Finn, Valerian und die Königin. Jede einzelne von ihnen hat ihre eigene Geschichte.

Minna, einst aus wohlhabendem Hause, hat sich für ein Leben in Armut entschieden, um der Dichtkunst nachzugehen. Sie ist eine Kämpferin und das sieht man nicht nur daran, dass sie sich trotz der vielerorts offenen Ablehnung gegen ihre Kunst immer durchbeißt und weitermacht.

Finn ist ein Schatzsucher, der immer wieder von seinem sehr berühmten Vater und seinem Onkel drangsaliert wird. Zu Beginn des Buches fängt er an, seinen eigenen Weg zu gehen und findet auch im Laufe der Geschichte heraus, wie er sich überhaupt sein Leben vorstellt.

Valerian ist der Gabensucher. Er sucht magisch begabte Menschen im Auftrag der Königin. Malwine Wüstenherz selbst ist erst seit einem Jahr an der Macht, und sie verfolgt düstere Pläne. Beide sind durch die Vergangenheit miteinander verbunden, inwiefern, müsst ihr aber selbst herausfinden.

Insgesamt mochte ich alle Charaktere sehr gerne, allerdings muss ich auch Kritik üben. Ich finde, alle hatten sehr viel Potenzial, leider wurde das nicht vollkommen ausgeschöpft. Während in der ersten Hälfte der Fokus stark auf Minna und Finn lag, hat sich das in der zweiten Hälfte etwas geändert. Die Königin und Valerian wurden viel mehr miteinbezogen, was ich prinzipiell gut fand. Allerdings hätte ich es besser gefunden, wenn von Anfang an der Fokus etwas ausgeglichener gewesen wäre. So hätte ich zu allen Figuren gleichermaßen eine starke Bindung aufbauen können. Da dies aber nicht der Fall war, hat es mir bei allen Figuren etwas gefehlt, wirklich emotional involviert zu sein, da ich durch den wechselnden Fokus zudem etwas die Bindung zu Minna und Finn verloren habe.

(Nichtsdestotrotz: VALERIAN!! <33)

Die Handlung wiederum mochte ich sehr gerne. In „Die letzte Dichterin“ warten einige Wendungen, mit denen man nicht unbedingt rechnet, und die zeigen, dass Katharina Seck sich getraut hat, eine Geschichte zu schreiben, die etwas anders ist als die „typische“ High-Fantasy. In der Mitte gab es für meinen Geschmack ein paar Längen, die man gerne dafür hätte nutzen können, um den Charakteren noch mehr Tiefe zu geben. Alles in allem bin ich mit der Story aber sehr zufrieden und auch das Ende fand ich sehr passend.

Fazit: „Die letzte Dichterin“ lässt mit der vielen Poesie und der wörtlich genommenen Magie des Erzählens so einige Leserherzen höherschlagen. Kleine Kritikpunkte bei der Darstellung der Charaktere und ein, zwei Längen in der Handlung schaden dem Lesevergnügen nur wenig. Ich vergebe 4/5 Sterne!

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Veröffentlicht am 12.10.2019

Eine gute und packende, aber auch schonungslose Geschichte mit fragwürdigem Marketing.

Falling Fast
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Meine Meinung:
Es ist jetzt schon etwas her, dass ich Falling Fast gelesen habe – und meine Güte, was hat mich dieses Buch ratlos zurückgelassen. Selten war ich so aufgewühlt, nachdem ich ein Buch beendet ...

Meine Meinung:
Es ist jetzt schon etwas her, dass ich Falling Fast gelesen habe – und meine Güte, was hat mich dieses Buch ratlos zurückgelassen. Selten war ich so aufgewühlt, nachdem ich ein Buch beendet hatte. Selten war ich so wütend. Woran das liegt, erfahrt ihr jetzt.
Auf Falling Fast bin ich durch die Sei mutig!-Challenge des LYX Verlags aufmerksam geworden. Dadurch inspiriert habe ich mich selbst ein paar Dinge getraut, die ich noch nie gemacht habe und für mich war klar, dass ich dieses Buch unbedingt haben muss. Und allein die Tatsache, dass der Verlag es wochenlang so angepriesen hat, hat mich ebenfalls sehr neugierig gemacht. So habe ich z.B. die Leseprobe gar nicht gelesen, sondern bin direkt in die Buchhandlung, um es zu kaufen.
Meine Erwartungen waren wirklich astronomisch hoch und vielleicht war das der Grund, warum ich ziemlich lange gebraucht habe, um mich in die Geschichte einzufinden. Wirklich gepackt hat mich Falling Fast nämlich eine ganze Weile nicht. Woran das lag, kann ich euch nicht sagen. Bianca Iosivonis Schreibstil hat mich nicht von Anfang an überzeugt, was vermutlich auch da mit reingespielt hat.
Als ich dann aber in die Geschichte gefunden habe, habe ich es in einem Rutsch, an einem Nachmittag fertiggelesen. Die Playlist zum Buch lief dabei in Dauerschleife und das Ende hat mein Herz zerfetzt. Aber der Reihe nach.
Hailee deLuca, die Protagonistin, war für mich die meiste Zeit relativ blass gemalt, was mich zuerst gestört hat, aber sobald man das Buch beendet hat, wird einem klar, woran das liegt. Und inzwischen finde ich es vollkommen in Ordnung, dass sie für mich nicht greifbar war, weil es Sinn macht. Ohne Spoiler kann ich hier aber nicht viel mehr dazu sagen.
Chase Whittaker, der Protagonist, hingegen war von Anfang an ein wahrer Schatz. Ein Good Guy, ein Juwel. Er ist aufopferungsbereit, liebevoll und kümmert sich um die Menschen, die er liebt. Er ist nicht perfekt, hat schon Fehler gemacht, die er bereut, aber das macht ihn einfach unglaublich authentisch.
Die Nebencharaktere sind das ebenfalls. Jeder einzelne von ihnen hat mich in den Bann gezogen und die Gruppendynamiken, die Bianca Iosivoni hier erschaffen hat, sind unglaublich und eins meiner Highlights in Falling Fast. Das Lesen macht wirklich viel Spaß, wenn die ganze Clique zusammenkommt und ich habe bei den Nebencharakteren fast genauso viel mitgefiebert, wie bei Hailee und Chase.
Die Storyline an sich hat mir auch gut gefallen, es waren wirklich schöne Momente dabei, aber hier sage ich nicht mehr dazu. Trotz der Anfangsschwierigkeiten hat es Spaß gemacht, Falling Fast zu lesen und auch Bianca Iosivonis Schreibstil hat mir mit jeder Seite mehr gefallen.
Auf der anderen Seite ist es wirklich schwierig, zum einen wegen der Thematiken, die es behandelt. Der Verlag spricht eine Triggerwarnung aus, die meiner Meinung nach wirklich berechtigt ist. Ich würde euch (trotz der Spoilerwarnung) dazu raten, die komplette Triggerwarnung auf S. 464 zu lesen, sofern ihr unentschlossen seid, ob ihr Falling Fast wirklich lesen solltet. Die Spoiler sind letztendlich nur die Thematiken, die behandelt werden und kein direkter Hinweis auf die Story.
Jetzt fragt ihr euch doch sicherlich, warum mich dieses Buch wütend gemacht hat.
Es war die Definition von Mut. Ich kann euch nicht viel dazu sagen, ohne das Ende zu spoilern. Aber das Ende hat einen fahlen Geschmack in meinem Mund hinterlassen und ich habe mich wirklich sehr darüber aufgeregt. Wobei an der Aufforderung, mutig zu sein, erst einmal nichts falsch ist. Eigentlich ist das sogar ziemlich wichtig. Solange man das Ende von Falling Fast nicht kennt, ist es vollkommen in Ordnung, mit dem Slogan „Sei mutig!“ zu werben. Aber sobald man das Ende kennt… ich kann das einfach nicht auf einen Nenner bringen. Es macht mich unfassbar wütend und ich frage mich, ob der Verlag sich etwas dabei gedacht hat. Wie gesagt, ich sage nicht, was das Ende beinhaltet – aber die von euch, die das Buch schon gelesen haben, wissen, was es ist. Und wie kann man „Sei mutig!“ sagen, wenn die Protagonistin es nur tut, um letztendlich ein Ziel wie in Falling Fast zu erfüllen? Für mich ein absolutes No-Go und ich könnte mich auch jetzt noch sehr, sehr lange darüber aufregen.
Falling Fast hat seine guten Seiten. Es ist an sich ein sehr gutes Buch, weswegen es von mir auch 4 Sterne bekommt – nichtsdestotrotz macht mich die Art und Weise, wie der LYX Verlag es beworben hat, extrem wütend.

Fazit: Falling Fast ist ein Buch, das einen am Ende kalt erwischt. Es hat positive Aspekte, aber auch negative und eigentlich kann/will ich Falling Fast nicht als einzelnes Buch bewerten, sondern nur in Kombination mit Flying High (Rezension folgt). Dennoch: Es ist wichtig, vor allem aufgrund der Themen, die Falling Fast schonungslos behandelt.

Veröffentlicht am 11.08.2020

Interessante Konflikte, aber wirre Umsetzung

Rat der Neun - Gegen das Schicksal
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Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar!

ACHTUNG: Hierbei handelt es sich um Teil 2 der Reihe, dementsprechend wird die Rezension Spoiler zu Teil 1 enthalten!

Nach allen Ereignissen aus ...

Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar!

ACHTUNG: Hierbei handelt es sich um Teil 2 der Reihe, dementsprechend wird die Rezension Spoiler zu Teil 1 enthalten!

Nach allen Ereignissen aus „Rat der Neun“ sind Cyra und Akos in „Gegen das Schicksal“ auf der Flucht, finden aber schon bald Unterschlupf in der Exilkolonie der Shotet. Dort können die beiden mit ihren Gefährten erst einmal zur Ruhe kommen, aber vor dem Schicksal davonlaufen ist trotzdem unmöglich. Denn laut dem wird Akos im Dienst von Cyras Familie sein Leben geben … und als Lazmet, Cyras Vater, den Thron der Shotet für sich beansprucht und ein brutaler Krieg zwischen Shotet und Thuvhe entflammt, spitzt sich die Lage weiter zu und das Schicksal scheint unausweichlicher denn je – bis eine neue Wahrheit plötzlich alles ändert.

Die Ausgangssituation in „Gegen das Schicksal“ hat mir total gut gefallen. Genauso wie in „Rat der Neun“ hat mich das Konzept der Schicksale und die Welt im Allgemeinen sehr fasziniert. Wie geht man damit um, wenn einem der eigene Tod vorhergesagt wird und dieser sich in jeder Sekunde erfüllen könnte? Auch die Grundidee der verschiedenen Handlungsstränge fand ich gelungen, leider konnte mich am Ende die Umsetzung nicht richtig überzeugen. Erzählt wird „Gegen das Schicksal“ überwiegend aus der Sicht von Cyra, Akos, Cisi und hin und wieder auch Eijeh. Alle sehen sich mit verschiedenen Problemen konfrontiert, wirklich tragend für die Handlung sind aber nur die ersten drei.

Nach dem angeblichen Tod ihres Bruders wird Cyra vom Rat der Neun als Herrscherin von Shotet angesehen. Als Isae Benesit, die Kanzlerin von Thuvhe, ihrem Land den Krieg erklärt, muss sie einige schwere Entscheidungen treffen, obwohl Teile ihrer Nation ihre Familie hassen. Letztendlich will sie aber nur Anerkennung und Zugehörigkeit erfahren und nicht mehr als die Waffe angesehen werden, zu der ihr Bruder sie gemacht hat.

Akos ist weiterhin hin und her gerissen zwischen der Person, die er in Thuvhe war und der Person, zu der die Shotet ihn gemacht haben. Außerdem schwebt sein Schicksal wie ein Damoklesschwert über ihm. Diese ständige Bedrohung lässt ihn zunehmend verzweifeln und mit ihm konnte ich durchgehend sehr gut mitfühlen.

Cisi wird in „Gegen das Schicksal“ zu einer treuen Begleiterin von Isae Benesit, die nach dem Tod ihrer Schwester mehr und mehr in Trauer versinkt. Cisi nutzt ihre Gabe und die enge Bindung zu Isae, um großes Blutvergießen zu verhindern und erfüllt eine stille, aber wichtige Aufgabe. Aber auch ihr wurde ein düsteres Schicksal vorhergesagt, und nicht jeder ist der Kanzlerin von Thuvhe wohlgesonnen, was auch Cisi in Gefahr bringt.

Alle drei mag ich grundsätzlich sehr gerne. Diese unterschiedlichen Konflikte finde ich furchtbar interessant, aber im Buch haben sie letztendlich nur wenig Platz für die Entwicklungen der Charaktere gelassen. Stattdessen hatte ich vielmehr beim Lesen das Gefühl, dass sie auf der Stelle treten, und das hat es auf Dauer anstrengend gemacht. Positiv fand ich einen Plottwist in der ersten Hälfte des Buches, der erst einmal die ganze Handlung auf den Kopf stellt. Aber auch da war dann leider schnell die Luft raus, was daran liegt, dass das Buch viele Längen aufweist. Jedes Mal, wenn etwas Tempo in die Handlung kommt, wurde es wieder rausgenommen. Für mich hätte die Geschichte etwas straffer erzählt werden müssen. Das Ende, von dem ich gehofft hatte, dass es doch noch etwas Spannung reinbringt, war dann recht unspektakulär.

Alle Konflikte, die an sich ziemlich interessant hätten werden können, wurden einfach nicht auf einen gemeinsamen Nenner gebracht, was dann das Gesamtpaket etwas wirr gemacht hat. Das Ende lässt zusätzlich ein paar Fragen offen. Es wird lediglich angedeutet, wie es weitergehen könnte, aber das ist nicht wirklich zufriedenstellend.

Fazit: „Gegen das Schicksal“ hat viel Potenzial durch die unterschiedlichen Konflikte. Allerdings ist die Umsetzung zu wirr und hat einige Längen, sodass keine richtige Spannung aufkommt und die Charaktere sich wenig weiterentwickeln. Es kann leider nicht mit Teil 1 mithalten. Ich vergebe 3,5/5 Sterne.

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Veröffentlicht am 27.02.2020

Schwächen zu Beginn, aber tolle Charaktere!

Eloise 1: Hinter den Mauern des Feindes
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Vielen Dank an die Autorin für das Rezensionsexemplar!

Von Anfang an war ich sehr gespannt auf Eloise – Hinter den Mauern des Feindes, weil ich die Idee, eigentlich das ganze Konzept von einem weiblichen ...

Vielen Dank an die Autorin für das Rezensionsexemplar!

Von Anfang an war ich sehr gespannt auf Eloise – Hinter den Mauern des Feindes, weil ich die Idee, eigentlich das ganze Konzept von einem weiblichen Robin Hood in einer dystopischen Welt wahnsinnig spannend fand. Das Buch spielt in einer Zukunft, in der nach einer großen Katastrophe ein tiefer Spalt zwischen Arm und Reich herrscht. Die Reichen und Mächtigen sind die Mitglieder des Ordens der Gläubigen, eine Religion, die sich nach der Katastrophe gebildet hat. Eloise, die Protagonistin, hat ihr Leben den Armen verschrieben. Schon als junges Mädchen begann sie damit, den Leuten zu helfen, die nichts haben und zeigt ein hohes Maß an Selbstlosigkeit. Dadurch hat sie einen besonderen Status unter den Armen inne und wird vom Orden als „die große Ketzerin“ gesucht. Ihre Tarnung fliegt auf, doch unter besonderen Umständen ist sie dazu gezwungen, ein neues Leben im Orden zu beginnen und hat vielleicht auch die Möglichkeit, hinter den Mauern des Feindes ihrer Sache zu dienen.

Eloise ist eine starke junge Frau, die ihr ganzes Leben lang nichts anderes getan hat, als Menschen zu helfen. Sie ist selbstlos, weitsichtig und überaus intelligent. Diese Eigenschaften erfährt man in der ganzen Geschichte immer wieder, wobei diese facettenreich dargestellt werden. Zum Beispiel wird erwähnt, dass Selbstlosigkeit bis zur Selbstzerstörung nichts Gutes mehr ist und man bei allem Guten, das man tut, auch auf sich selbst achten muss.

Kastor, der männliche Protagonist, ist Mitglied des Ordens und hat dort sogar eine relativ hohe Position inne. Über ihn werde ich nicht allzu viel sagen, um nichts vorweg zu nehmen, doch er wird nicht umsonst „Der Mann mit Herz“ genannt. Obwohl er und Eloise in verschiedenen Welten aufgewachsen sind, verfolgen sie ähnliche Ziele, was sie zu einem guten Team macht.

Leider hatte ich etwas Probleme, in die Geschichte zu finden. Ich habe lange darüber nachgedacht und ich denke, ich kann jetzt sagen, woran das lag. Beim Lesen kam es mir so vor, als würden vor allem im ersten Drittel die Namen der Charaktere nur sehr sparsam verwendet werden. Zwar waren die Eigenschaften der Charaktere von Anfang an relativ klar, doch da das Buch in der dritten Person geschrieben ist und statt den Namen oft nur Personalpronomen verwendet wurden, fand ich es etwas unpersönlich und dadurch recht schwer, sofort eine Bindung zu den Figuren aufzubauen.

Hinzu kommt, dass oft die Vorhaben der Charaktere für meinen Geschmack etwas zu sehr betont wurden, also was wer jetzt genau mit dieser Handlung plant. Besser hätte es mir gefallen, wenn man als Leser mehr selbst herausfinden/erschließen muss. An manchen Stellen ging es mir so auch mit den Botschaften der Geschichte, da sie wiederholt wurden, als sie (meiner Meinung nach) schon beim Leser angekommen waren.

Gleichzeitig muss ich sagen, dass diese beiden Kritikpunkte sich vor allem auf die erste Hälfte des Buchs beziehen. Gegen Mitte fand ich zu den Charakteren und auch in die Geschichte.

Des Weiteren muss ich betonen, dass die Botschaften von Eloise – Hinter den Mauern des Feindes eine der großen Stärken der Geschichte sind, Wiederholung hin, oder her. Jessica Wismar hat in ihrem Debüt die Gesellschaft sehr differenziert dargestellt und dafür ziehe ich meinen Hut vor ihr. Das beste Beispiel ist hierfür der Orden, bzw. der Glaube. Keiner dieser beiden Aspekte wurde im Buch verteufelt. Stattdessen wurde zuerst sehr genau dargestellt, dass der Glaube nicht der Orden ist. Es wurde zwischen Religion und Institution unterschieden, und ich denke, dass es sehr gut ein wichtiges Thema unserer Zeit trifft. Außerdem wurde in Eloise 1 auch sehr deutlich, dass man nicht verallgemeinern darf und nur, weil eine Person schlecht ist, bedeutet es nicht, dass die ganze Gruppe das auch ist.

Letztlich ist es ein Buch, dessen Wert man erkennt,
wenn man die Geschichte sacken lässt. Mit manchen Aspekten der Umsetzung bin ich nicht ganz zufrieden. Trotzdem ist es ein sehr starkes Buch geworden, dass sich auch mit der Frage beschäftigt, wer überhaupt der Feind ist und ob jene, die als Feinde bezeichnet werden, überhaupt diese Bezeichnung verdient haben.

Vom zweiten Teil, der ja schon bald erscheint, würde ich mir wünschen, dass man noch mehr über die Welt erfährt und in dieser Hinsicht ein größeres Bild erhält. Das Konzept, die Welt … das alles finde ich sehr, sehr interessant und ich würde gerne mehr darüber erfahren. Zum Glück erscheint Eloise 2 schon bald und ich werde es auf jeden Fall auch lesen.

Fazit: Eloise und Kastor sind starke Protagonisten und wichtige Themen werden im Buch angesprochen. Dadurch, dass ich lang brauchte, um in die Geschichte zu finden und eine Bindung zu den Charakteren aufzubauen, muss ich leider etwas abziehen. Ich vergebe 3,5/5 Sterne.

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