Profilbild von DetlefKnut

DetlefKnut

Lesejury Star
offline

DetlefKnut ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit DetlefKnut über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.03.2020

unterhaltsames Lesevergnügen

Ivanhoe
0

Sir Walter Scott, ein schottischer Schriftsteller, der als der Vater des historischen Abenteuerromans gilt. Zu einem seiner bedeutendsten Werke gehört zweifelsohne der 1819 geschriebene Roman „Ivanhoe“, ...

Sir Walter Scott, ein schottischer Schriftsteller, der als der Vater des historischen Abenteuerromans gilt. Zu einem seiner bedeutendsten Werke gehört zweifelsohne der 1819 geschriebene Roman „Ivanhoe“, die Geschichte des jungen Gefolgsmannes von Richard Plantagenet, dem König Englands, der sich als Kreuzritter einen Namen machte und als „Richard Löwenherz“ bekannt ist. Während er sich im Namen der Christenheit um das Heilige Kreuz bemüht und um Jerusalem kämpft, versucht sein Bruder John ihn daheim in England des Throns zu berauben. Walter Scott war nicht der erste Schriftsteller, der sich dieses historischen Materials annahm und es in seine fiktiven Texte zur Unterhaltung aufbereitete. Er trat beispielsweise auch in die Fußstapfen von Shakespeare, der aus den historischen Fakten unvergessliche Stücke formte. Scott jedoch hat sich mit dem Material der Unterhaltungsliteratur verschrieben und gezeigt, wie die bruchstückhaften Fakten mit der Fantasie eines Schriftstellers zu einem neuen Ganzen zusammengefügt werden können. Dabei erhebt er nicht den Anspruch, selbst ein Historiker oder Wissenschaftler zu sein. Er begnügt sich damit, wunderbare Geschichten zu erzählen. Das von dtv vorgelegte Buch hält sich an eine der ersten Ausgaben und lässt in die Sprechweise zu Zeiten seiner Entstehung blicken. So hat der Autor jedem Kapitel ein Zitat eines Kollegen vorangestellt, welches als Ausblick auf das im Kapitel folgende Geschehen dienen mag. Mangelte es ihm an einem Zitat, so soll er sich auch nicht zu schade gewesen sein, selbst eines unter Pseudonym zu schreiben. Doch mit welcher Geschichte wird der Leser in „Ivanhoe“ konfrontiert? Er bekommt einen Einblick in die Mutter unzähliger Abenteuerromane. Denn neben Richard Löwenherz und Ivanhoe werden ihm die Geächteten von Sherwood Forrest samt ihres Anführers Robin Hood und dem Einsiedler Bruder Tuck vorgestellt. Der Leser erlebt die Arroganz normannischer Fürsten und lernt die Loyalität aufrichtiger Tempelritter kennen. Er kann sich ein Bild von den detailliert beschriebenen Ritterkämpfen am Hofe machen, er folgt den oft zweideutigen Witzen des Narren Wamba und erfährt, dass die Juden bereits im Hochmittelalter zwar verhöhnt, aber dank ihres Geschicks im Umgang mit Geld dennoch höchst willkommen waren. Abgesehen vom Schreibstil zu Beginn des 19. Jahrhunderts, in welchem der Leser sehr direkt vom Schriftsteller angesprochen und auf bestimmte Details aufmerksam gemacht wurde, ist „Ivanhoe“ auch heute noch ein sehr gut lesbarer und unterhaltender Roman. Obwohl mittlerweile fast 200 Jahre seit seinem Entstehen vergangen sind, haben etliche Passagen nichts von ihrer Aktualität eingebüßt. Hinzu kommt, dass die vorliegende Ausgabe mit reichlich Bonusmaterial versehen ist, welches neben einer historischen Einordnung des Werkes und seines Schöpfers, über Anmerkungen des Schriftstellers und Kartenmaterial verfügt. Der Roman bietet selbst in der heutigen Zeit noch ein unterhaltsames Lesevergnügen.

© Detlef Knut, 2010

Veröffentlicht am 20.03.2020

unglaublich spannend erzählte Geschichten

América
0

Mit diesem 1994 erschienenen Roman hat sich der amerikanische Bestsellerautor und Literaturprofessor ein Denkmal gesetzt. Zunächst hat er es damit geschafft, nicht nur in den USA sondern auch in Deutschland ...

Mit diesem 1994 erschienenen Roman hat sich der amerikanische Bestsellerautor und Literaturprofessor ein Denkmal gesetzt. Zunächst hat er es damit geschafft, nicht nur in den USA sondern auch in Deutschland in die Schulen als offizielles Schulbuch zu gelangen. Das hat natürlich seinen Grund, der unmissverständlich darin besteht, einen überaus fassbaren Gesellschaftsroman geschrieben zu haben, der den Spuren John Steinbecks „Früchte des Zorns“ nacheifert (Die Übersetzung von Werner Richter mag allerdings nicht ganz unschuldig an der Entscheidung der deuten Gremien gewesen sein.). Vielleicht ist es weniger ein Nacheifern als vielmehr ein Update, quasi eine aktualisierte Fassung des alten Klassikers aus heutiger Sicht. Mittlerweile sind seit seinem Erscheinen wieder sechzehn Jahre vergangen, aber von seiner Brisanz hat er nichts eingebüßt. Eher noch ist wahrscheinlich die eine oder andere überspitze Ironie totale Realität geworden.
Worum geht es? In der für Boyle üblichen Weise schreibt er in abwechselnden Kapiteln zunächst zwei völlig voneinander getrennt laufende Geschichten. In der einen Geschichte geht es um eine Familie aus der amerikanischen Mittelschicht, die in einer gehobenen Wohnsiedlung in der Nähe von Los Angeles lebt. In der anderen Geschichte geht es um ein mexikanisches Pärchen, die illegal in die USA gelangt sind, um sich hier den amerikanischen Traum zu verwirklichen. Dass beide Geschichten irgendwann einmal ineinander fließen, kann man ahnen, denn die amerikanische Mittelschicht kann nur in solch einem Wohlstand leben, weil sie gerne die billigen Arbeitskräfte aus Mexiko für sich arbeiten lassen. Schonungslos zeigt der Autor die Scheinheiligkeit und Verlogenheit solcher Vorgehensweise auf und benutzt dabei sein unglaubliches Handwerkszeug für kreatives Schreiben. Die Namen der Mittelständler in der Wohnsiedlung weisen beispielsweise alle darauf hin, dass sie irgendwie europäischer Abstammung und somit auch Einwanderer sind. Ihr Sprachstil zeugt von einer Schulbildung, wie sie für die weiße Mittelschicht üblich ist. Sie greifen alle mit großer Selbstverständlichkeit auf illegal eingewanderte Dienstboten zurück. Dennoch sind sie der Meinung, wenn sie sich schon mit einem Zaun vor den Kojoten schützen müssen, dann können sie aus dem Zaun auch gleich eine Mauer machen, die sie vor den mexikanischen Einwanderern schützt. Cándido und América, das Einwandererpärchen hingegen, werden wieder und wieder von Schicksalsschlägen getroffen, die sie einfach nicht aus der Gosse kommen lassen. Sie sprechen auch eine viel einfachere Sprache mit weniger Vokabular. Das bisschen durch mühselige Arbeit verdiente Geld wird gestohlen oder bei einem Brand vernichtet, das Essen sammelt Cándido aus den Mülltonnen. Bei dem Kaninchenbraten handelt es sich um einen falschen Hasen, dafür wird plötzlich eine Katze vermisst. Nur gut, dass América davon nichts mitbekommen hat. Die Wege dieser beiden so unterschiedlichen Familien müssen sich einfach kreuzen, bevor es schließlich zum großen Desaster kommt.
Das Leben dieser beiden Familien ist stellvertretend für das Leben in der aktuellen Gesellschaft. Faszinierend die zu Beginn einführende Geschichte mit den Kojoten, der sich an die Hunde macht und die als Gleichnis und Symbol fast eine Vorausschau der späteren Haupthandlung bildet.
Der Roman lässt sich schnell und flüssig lesen. Trotz aller Gesellschaftskritik, die er enthält, sind es unglaublich spannend erzählte Geschichten, die den Leser bis zur letzten Seite im Würgegriff halten.

Veröffentlicht am 20.03.2020

unglaublich spannend erzählte Geschichten

América
0

Mit diesem 1994 erschienenen Roman hat sich der amerikanische Bestsellerautor und Literaturprofessor ein Denkmal gesetzt. Zunächst hat er es damit geschafft, nicht nur in den USA sondern auch in Deutschland ...

Mit diesem 1994 erschienenen Roman hat sich der amerikanische Bestsellerautor und Literaturprofessor ein Denkmal gesetzt. Zunächst hat er es damit geschafft, nicht nur in den USA sondern auch in Deutschland in die Schulen als offizielles Schulbuch zu gelangen. Das hat natürlich seinen Grund, der unmissverständlich darin besteht, einen überaus fassbaren Gesellschaftsroman geschrieben zu haben, der den Spuren John Steinbecks „Früchte des Zorns“ nacheifert (Die Übersetzung von Werner Richter mag allerdings nicht ganz unschuldig an der Entscheidung der deuten Gremien gewesen sein.). Vielleicht ist es weniger ein Nacheifern als vielmehr ein Update, quasi eine aktualisierte Fassung des alten Klassikers aus heutiger Sicht. Mittlerweile sind seit seinem Erscheinen wieder sechzehn Jahre vergangen, aber von seiner Brisanz hat er nichts eingebüßt. Eher noch ist wahrscheinlich die eine oder andere überspitze Ironie totale Realität geworden.
Worum geht es? In der für Boyle üblichen Weise schreibt er in abwechselnden Kapiteln zunächst zwei völlig voneinander getrennt laufende Geschichten. In der einen Geschichte geht es um eine Familie aus der amerikanischen Mittelschicht, die in einer gehobenen Wohnsiedlung in der Nähe von Los Angeles lebt. In der anderen Geschichte geht es um ein mexikanisches Pärchen, die illegal in die USA gelangt sind, um sich hier den amerikanischen Traum zu verwirklichen. Dass beide Geschichten irgendwann einmal ineinander fließen, kann man ahnen, denn die amerikanische Mittelschicht kann nur in solch einem Wohlstand leben, weil sie gerne die billigen Arbeitskräfte aus Mexiko für sich arbeiten lassen. Schonungslos zeigt der Autor die Scheinheiligkeit und Verlogenheit solcher Vorgehensweise auf und benutzt dabei sein unglaubliches Handwerkszeug für kreatives Schreiben. Die Namen der Mittelständler in der Wohnsiedlung weisen beispielsweise alle darauf hin, dass sie irgendwie europäischer Abstammung und somit auch Einwanderer sind. Ihr Sprachstil zeugt von einer Schulbildung, wie sie für die weiße Mittelschicht üblich ist. Sie greifen alle mit großer Selbstverständlichkeit auf illegal eingewanderte Dienstboten zurück. Dennoch sind sie der Meinung, wenn sie sich schon mit einem Zaun vor den Kojoten schützen müssen, dann können sie aus dem Zaun auch gleich eine Mauer machen, die sie vor den mexikanischen Einwanderern schützt. Cándido und América, das Einwandererpärchen hingegen, werden wieder und wieder von Schicksalsschlägen getroffen, die sie einfach nicht aus der Gosse kommen lassen. Sie sprechen auch eine viel einfachere Sprache mit weniger Vokabular. Das bisschen durch mühselige Arbeit verdiente Geld wird gestohlen oder bei einem Brand vernichtet, das Essen sammelt Cándido aus den Mülltonnen. Bei dem Kaninchenbraten handelt es sich um einen falschen Hasen, dafür wird plötzlich eine Katze vermisst. Nur gut, dass América davon nichts mitbekommen hat. Die Wege dieser beiden so unterschiedlichen Familien müssen sich einfach kreuzen, bevor es schließlich zum großen Desaster kommt.
Das Leben dieser beiden Familien ist stellvertretend für das Leben in der aktuellen Gesellschaft. Faszinierend die zu Beginn einführende Geschichte mit den Kojoten, der sich an die Hunde macht und die als Gleichnis und Symbol fast eine Vorausschau der späteren Haupthandlung bildet.
Der Roman lässt sich schnell und flüssig lesen. Trotz aller Gesellschaftskritik, die er enthält, sind es unglaublich spannend erzählte Geschichten, die den Leser bis zur letzten Seite im Würgegriff halten.

© Detlef Knut, 2010

Veröffentlicht am 20.03.2020

Seine Kollegen bezeichnen ihn als „Duke“

Pandora
0

Das Autorenduo hat sich mit dem gerade vorgestellten Kriminalroman eines Themas aus der düstersten jüngeren Geschichte bemächtigt: Euthanasie-Verbrechen des Dritten Reiches.

Es ist 1948. Berlin ist gerade ...

Das Autorenduo hat sich mit dem gerade vorgestellten Kriminalroman eines Themas aus der düstersten jüngeren Geschichte bemächtigt: Euthanasie-Verbrechen des Dritten Reiches.

Es ist 1948. Berlin ist gerade gespaltet in den Ostsektor und die drei Westsektoren. Im westlichen Teil wurde eine eigene Polizei unter ihrem Chef Stumm aufgebaut (StuPo). Es etablieren sich getrennte Stadtverwaltungen. Hans-Joachim Stein ist Sohn eines Emigranten und hatte den Krieg in England verbracht. Von dort nach dem Krieg zurückgekehrt arbeitete er zunächst bei der Polizei im Ostteil der Stadt, wo auch sein Vater, ein glühender Verfechter des Kommunismus, im Polizeidienst tätig ist. Doch Stein kommt sowohl mit seinem Vater als auch mit den Methoden der Volkspolizei (VoPo) nicht klar und geht in den Westen. Dort bezeichnen ihn seine Kollegen als „Duke“ und behandeln ihn zunächst wie einen arroganten Briten. Er muss sich seinen Respekt erkämpfen. Das geschieht einerseits über den aktuellen Mordfall an einem Bordellbesitzer, andererseits an einem Fall von nach dem Krieg ums Leben gekommenen Frauen, deren Akte eigentlich geschlossen werden sollte. So will es jedenfalls sein unmittelbarer Vorgesetzter Krüger oder jemand, der diesen in der Hand hat.

Die Autoren haben es hervorragend geschafft, das Milieu in Berlin in diesen Nachkriegsjahren darzustellen. Der Kampf der Polizeibehörden, der Kampf Ost gegen West und umgekehrt, die Schieberszene, die Bordellszene und dazwischen immer wieder die Verweise auf die Tötung von behinderten Menschen oder solchen Menschen, die mittels psychiatrischer Gutachten zu Behinderten gemacht wurden.

Das Figurenensemble wurde konfliktreich und sympathisch gestaltet. Konflikte zwischen einzelnen werden offensichtlich im Verlaufe der Handlung gelöst oder aber auch für Fortsetzungen offen gehalten. Die Beziehungen zum anderen Geschlecht, vergangene und zukünftige, werden aufgezeigt und angelegt. Es ist erkennbar, dass jeder so unmittelbar nach dem Krieg eine Last mit sich herumträgt, die er nicht so schnell loswerden kann wie er möchte. So mancher Figur wünscht man das Beste. Ob es klappt, zeigt der Roman .

Die Gräueltaten der Nazis werden unverblümt angesprochen, jedoch nicht blutrünstig dargestellt wie in anderen Roman. Sie bilden den Hintergrund und kommen zur Sprache.

Die Auflösung bahnt sich tatsächlich erst zum Ende hin an. Es ist daher keine Knallerüberraschung, sondern eher sehr plausibel und folgerichtig, es ist nachvollziehbar und hinterlässt auch Betroffenheit beim Leser. Denn die Aufarbeitung der Naziverbrechen lief in den ersten Jahren nach dem Krieg tatsächlich nicht so wie sie hätte sein müssen.

Interessante Figuren, ein geschichtliches Thema, spannende Ermittlungen – alles zusammengepackt in beste Unterhaltung. Mehr davon, bitte!


© Detlef Knut, Düsseldorf 2020

Veröffentlicht am 13.03.2020

In diesem Thriller ist auf nichts Verlass, außer auf Spannung!

Miracle Creek
0

Mit diesem Roman präsentiert der Hanser Verlag einen ganz besonderen Thriller. Sowohl in Sachen Struktur als auch beim Thema bietet er etwas Besonderes.

Es beginnt in einer Unterdruckkammer ähnlich einem ...

Mit diesem Roman präsentiert der Hanser Verlag einen ganz besonderen Thriller. Sowohl in Sachen Struktur als auch beim Thema bietet er etwas Besonderes.

Es beginnt in einer Unterdruckkammer ähnlich einem U-Boot. Diese wird Miracle Submarine genannt und steht mitten in den USA auf dem Land. Sie dient therapeutischen Zwecken. In ihr sitzen Kinder mit jeweils einem Elternteil als Betreuer. Es sind autistische oder in anderer Weise behinderte Kinder. Laut einer medizinischen Theorie lässt sich besonders der Autismus sehr gut mit einer Unterdruckbehandlung und reinem Sauerstoff behandeln. Betreiber sind ein koreanisches Ehepaar. Doch kurz vor Schluss der aktuellen Sitzung gibt es eine Explosion und in der Kammer bricht ein Brand aus. Zwar ist bekannt, dass diese Kammern wegen des reinen Sauerstoffs schnell Feuer fangen und es gibt besondere Sicherheitsmaßnahmen. Aber im vorliegenden Fall kann ein Unfall ausgeschlossen werden. Es gibt einen Verursacher, einen Täter, einen Mörder.

Allein die Themen dieses Romans sind schon etwas Besonderes. Dabei sind eigentlich zwei Themen. Einerseits die Behandlung von Autismus, andererseits das Leben koreanischer Migranten in den USA. Gefesselt hat mich aber auch die Herangehensweise der Autorin an diesen Sztoff und ihre Aufbereitung für den Leser. Der größte Teil des Romans ist wie ein Gerichtsroman aufgezogen. Der Leser sitzt nach der Explosion wie auf einem Zuschauerplatz im Gerichtssaal und blickt auf den Richter, die Geschworenen, die Angeklagte, ihre Verteidigerin, den Staatsanwalt und die Zeugen. Viel von dem, was zur Explosion geführt hat, ist erfährt der Leser aus den Befragungen von Staatsanwalt und Anwältin. Aber es gibt es immer wieder Szenen, die die tatsächliche Situation aus anderer Perspektive als der des gerade im Zeugenstand befindlichen Zeugen beleuchtet. Hierbei werden vor dem Leser bereits Widersprüche aufgezeigt, die zu einem Konflikt führen können. Es ist höchst spannend zu lesen, wenn man erst eine Variante eines Zeugen kennenlernt und gleich darauf oder gar zuvor eine zweite Variante des Geschehens. Es steht sofort die Frage im Kopf des Lesers: Wer hat recht? Worauf wird das hinauslaufen?

Schnell hat man nach den ersten Kapiteln verstanden, dass man sich in diesem Thriller auf nichts, aber auch gar nicht verlassen darf. Mögen einzelne Figuren noch so sympathisch sein, man kann wie im richtigen Leben nicht hinter ihre Stirn schauen. Man weiß nicht, wer lügt und wer die Wahrheit sagt. Das ist extrem gut gemacht von der Kim.

Eher nebenbei behandelt die Autorin das Thema Rassismus an den koreanischen Einwanderern in den USA. Das beginnt schon mit der klischeehaften Vorstellung, einem Koreaner ein Wok zu schenken, weil es doch offenbar passend wäre. Nur, dass Koreaner nicht im Wok ihr Essen zubereiten, das machen Chinesen.

Der Thriller bietet Nervenkitzel bis zum Schluss und behandelt Themen die einem in dieser Form nicht sofern man nicht mit ähnlich betroffenen Personen im persönlichen Umfeld zu tun hat. Deshalb ein klarer Dauem hoch.


© Detlef Knut, Düsseldorf 2020

  • Einzelne Kategorien
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere