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Veröffentlicht am 22.09.2022

Mäßig interessante Familiengeschichte

People Person
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Als Dimple, 30 Jahre alt, wohnhaft in London, eines Tages richtig in die Klemme gerät, sucht sie Hilfe bei ihren vier Halbgeschwistern, die sich vor 16 Jahren zuletzt gesehen haben. Was da mit viel schwarzem ...

Als Dimple, 30 Jahre alt, wohnhaft in London, eines Tages richtig in die Klemme gerät, sucht sie Hilfe bei ihren vier Halbgeschwistern, die sich vor 16 Jahren zuletzt gesehen haben. Was da mit viel schwarzem Humor und Situationskomik beginnt, könnte sich zu einer richtig guten Kriminalkomödie entwickeln, driftet dann aber ab in einen mäßig interessanten Familienroman.

Cyril, jamaikanischer Einwanderer und Vater der fünf erwachsenen Kinder, hält diese Geschichte zusammen. Er sorgt für die erste bewusste Zusammenkunft seiner Nachkommen, tritt danach aber nur noch sporadisch in Erscheinung. Gefühlt dreht sich trotzdem alles um den verantwortungsscheuen Lebemann. Die fünf Halbgeschwister entwickeln dagegen nach ihrem anfänglichen gemeinsamen Abenteuer einen echten Zusammenhalt und beginnen, sich in allen Lebenslagen zu unterstützen. Das ist sehr erfreulich, aber nicht auf Dauer unterhaltend.

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Veröffentlicht am 22.03.2020

Eher experimentell

Das Rätsel von Ainsley Castle
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Lizzy erhält seltsame E-Mails von einem Unbekannten. Der berichtet live aus ihrem Leben, und er zitiert sogar exakt aus ihren Gedanken. Wer tut sowas und was bezweckt er damit? Die Liste der Verdächtigen ...

Lizzy erhält seltsame E-Mails von einem Unbekannten. Der berichtet live aus ihrem Leben, und er zitiert sogar exakt aus ihren Gedanken. Wer tut sowas und was bezweckt er damit? Die Liste der Verdächtigen ist klein, denn das Buch kommt mit wenigen Figuren aus. Die Lösung ist – sagen wir mal: experimentell.

Was irgendwie enttäuschend ist, denn sowohl der Titel als auch das Umschlagbild suggerieren ein fesselndes Abenteuerbuch für Kinder. Was man kriegt, ist eine dialog- und techniklastige Geschichte, die auf der einen Seite zu unlogisch ist, um zu überzeugen, und auf der anderen Seite zu wenig Zauberhaftes hat, um als Fantasy durchzugehen.

Dabei sind erstklassige Voraussetzungen für ein bildgewaltiges und spannendes Abenteuer gegeben: Die Handlung spielt in einem Hotel auf einer schottischen Insel, nahe einer alten Burgruine, in der angeblich eine getötete Hexe spukt. Dazu gibt es unter anderem eine fiese Stiefmutter, eine mysteriöse Doppelgängerin und den attraktiven Freund mit Computerkenntnissen.

Dieses Potential bleibt ungenutzt. Stattdessen münden viele Ansätze ins Leere. Zu bemängeln sind insbesondere die ausufernden Lagebesprechungen der Kinder und die langatmigen Gedankengänge, ohne dass sich ein Ergebnis abzeichnet. Die Dialoge ziehen sich, und auch für des Rätsels schwache Lösung nimmt sich die Autorin viel Zeit, ohne dass sie dadurch plausibler wird.

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Veröffentlicht am 20.09.2019

Rastloses Spektakel

Die Waldmeisterinnen
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Um Waldmeister geht es nicht in diesem Buch, obwohl es bei dem Titel „Die Waldmeisterinnen“ eine gute Idee gewesen wäre, zu erklären, dass der Geschmack nicht grün ist und auch nicht aus der Flasche kommt. ...

Um Waldmeister geht es nicht in diesem Buch, obwohl es bei dem Titel „Die Waldmeisterinnen“ eine gute Idee gewesen wäre, zu erklären, dass der Geschmack nicht grün ist und auch nicht aus der Flasche kommt.

„Waldmeisterinnen“ sind Holly und Lia erstmal, weil sie im Wald wohnen und da einen Laden haben. Lia ist Bäckerin und Holly ist Erfinderin; zusammen sind sie leidenschaftliche Problemlöser.

Das Geschäft läuft aber nicht so gut. Da haben die zwei die Idee, mal ein Fest für die Waldbewohner zu machen. So kommt endlich Schwung ins Kontor und die Nachfrage der Tiere ist so groß, dass Holly und Lia sogar Termine für ihre Dienstleistungen vergeben.

Wobei die vermeintlichen Probleme der Kundschaft meist harmloser Natur sind. Der Wolf braucht zum Beispiel eine Sockenanziehhilfe und die Wildschweinkinder wünschen sich einen Ball, der automatisch wieder zurückrollt. Das kriegen die zwei
hyperaktiven Waldmeisterinnen natürlich hin und sprühen dabei nur so vor guter Laune und Hilfsbereitschaft.

„Die Waldmeisterinnen“ ist eine abgedrehte, rastlos erzählte Geschichte ohne Verschnaufpausen. Ein Thema ist noch nicht ganz beendet, da geht es auch schon an einer anderen Stelle rund.

Das hektische Geschehen wird durch die überfüllten Satzkonstruktionen zusätzlich aufgeladen. Auf der anderen Seite punktet das Buch mit vielen bunten Illustrationen und einem liebevollen Layout.

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Veröffentlicht am 10.08.2025

Zäh.

Lilianas unvergänglicher Sommer
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Cristina Rivera Garza fährt im Jahr 2019 nach Mexiko und fahndet dort nach der Ermittlungsakte ihrer Schwester. Vergeblich. Der Mord an der zwanzigjährigen Liliana ist bald 30 Jahre her, die Akte ist weg.

Ihre ...

Cristina Rivera Garza fährt im Jahr 2019 nach Mexiko und fahndet dort nach der Ermittlungsakte ihrer Schwester. Vergeblich. Der Mord an der zwanzigjährigen Liliana ist bald 30 Jahre her, die Akte ist weg.

Ihre Versuche, an die Unterlagen zu kommen, dokumentiert die Autorin ausführlich, garniert sie mit Orts- und Straßenbeschreibungen und fügt Erinnerungen an teilweise wenig sachdienliche Begebenheiten hinzu, sodass es schon zu Beginn des Buches immer mühsamer wird, die nächste Seite umzuschlagen. Zumal die Tat selbst unverhältnismäßig lange im Dunkeln bleibt und beim Leser, der ja selbst nicht betroffen ist, keine Empathie aufkommen will.

Das Buch ist chronistisch, präzise, poetisch und leider auch sehr ausschweifend verfasst. Es gibt Briefe, Hefte, Notizbücher von Liliana. Daraus zitiert die Schwester und Autorin. Oftmals distanziert, und viele Beiträge lässt sie unkommentiert. Ebenso die nachträglich niedergeschriebenen Telefoninterviews mit Freunden, Verwandten und Nachbarn.

Das Buch ist sehr privat und es liest sich zäh. Wer es vertreten kann, sollte von hinten anfangen. Dort finden sich unter anderem Zeitungsausschnitte, die das Geschehene hinreichend beschreiben, sodass die 200 vorangegangen Seiten auch für Dritte einen Sinn ergeben.

Fazit: Man muss es lesen wollen.

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Veröffentlicht am 15.08.2022

Liest sich gut, ist aber keine Offenbarung

Snowflake
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Debbie, 18 Jahre alt, ist ein wenig ambitionierter Teenager. Ihr neues Uni-Studium bringt ihr die Freundschaft mit Xanthe ein, in deren Dubliner Wohnung sie sich oft aufhält. Von ihren fachlichen Interessen ...

Debbie, 18 Jahre alt, ist ein wenig ambitionierter Teenager. Ihr neues Uni-Studium bringt ihr die Freundschaft mit Xanthe ein, in deren Dubliner Wohnung sie sich oft aufhält. Von ihren fachlichen Interessen erfährt man nur wenig. Der Fokus der Erzählung liegt stattdessen auf den außeruniversitären Veranstaltungen: Parties, Alkohol, Männerbekanntschaften. Da ist Debbie wenig wählerisch, weder in der Stadt, noch auf dem Dorf, wo sie auf dem Milchbauernhof ihres Onkels lebt und die manisch-depressive Mutter sie laufend auf Trab hält.

„Snowflake“ ist eine Geschichte, die so daherflattert. Sie bietet keine Entwicklung, keine Wendepunkte, keine Erkenntnis. Auch wenn pausenlos persönliche Angelegenheiten erörtert werden, wirkt das Buch doch verstörend unpersönlich. Es ist eher ein Zeugnis der Verschwendung - von Jugend, von Bildungsmöglichkeiten und leider im Großen und Ganzen auch von Lesezeit. Zwei Sterne kriegt es dennoch, für den guten Schreibstil, denn die knapp 340 Seiten lesen sich trotz allem gut weg.

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