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Veröffentlicht am 21.04.2020

Wenn künstliche Intelligenz menschliche Züge entwickelt

Tot bist du perfekt
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Abbie erwacht im Krankenhaus. Ihr Mann Tim ist an ihrer Seite. Sie soll einen Unfall gehabt haben, an den sie sich aber nicht erinnern kann. Zu Hause wartet ihr kleiner autistischer Junge auf sie.
Erst ...

Abbie erwacht im Krankenhaus. Ihr Mann Tim ist an ihrer Seite. Sie soll einen Unfall gehabt haben, an den sie sich aber nicht erinnern kann. Zu Hause wartet ihr kleiner autistischer Junge auf sie.
Erst nach einer Weile klärt Tim Abbie darüber auf, dass sie nicht die Person, oder das Wesen ist, das sie zu sein glaubt. Abbies Erinnerungen wurden von Tim, einem Spezialisten auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz, in einen Roboter transferiert. All ihre Erinnerungen sind Uploads. Sie erfährt, dass die richtige Abbie vor sechs Jahren spurlos verschwand. Je weiter Abbies sich erinnern kann, desto mehr forscht sie in der Vergangenheit und nach den Ursachen für ihr Verschwinden. Hatte tatsächlich Tim, der sie so sehr zu lieben vorgibt, seine Finger im Spiel, so wie vermutet wurde?

Bereits auf den ersten Seiten entwickelte sich das Buch ganz anders, als ich es erwartet hatte. Aber ich war positiv überrascht. Die Geschichte wird aus einer scheinbar neutralen Du-Perspektive erzählt. Eingestreut sind immer wieder einzelne Abschnitte in einer Wir-Perspektive, die Abbies Vergangenheit von außen zu betrachten scheinen. Dies baut einen kontinuierlichen Spannungsbogen auf, der sich bis zum Ende hält. Auf den letzten fünfzig Seiten kommt es dann jedoch noch einmal zu einigen Wendungen, mit denen ich so überhaupt nicht gerechnet hätte.

Auch wenn Tim während des ganzen Buches immer wieder seine unendliche Liebe zu Abbie beteuert, so mag man ihm irgendwann nicht mehr so richtig glauben. Je mehr Abbie über ihre Vergangenheit herausfindet, umso mehr wird deutlich, dass er ganz andere Ziele verfolgt. Denn eigentlich zeigt sich Tim sehr frauenfeindlich, arrogant und in erster Linie selbstsüchtig. Abbie schein eher Mittel zum Zweck zu sein. Und hier kommt dann auch die Autismus-Erkrankung von Danny ins Spiel. Immer mehr wird deutlich, dass Tim seinen Sohn eigentlich auch mehr wie einen Roboter behandelt. Seine Krankheit soll nicht gelindert werden. Nein, Danny soll repariert werden. Abbie entwickelt ihre Muttergefühle immer weiter, so dass sie irgendwann nur noch Danny beschützen möchte, koste es, was es wolle.

JP Delaney hat eine Vision von menschlichen Robotern entwickelt, die mich von Anfang an, auch dank des tollen Schreibstils, absolut überzeugt und gefesselt hat. Von mir eine uneingeschränkte Empfehlung für diese geniale Idee und die tolle Umsetzung.

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Veröffentlicht am 17.04.2020

Aufwühlend und Aufklärend zugleich

Sturm
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Als Ausgleich für ihr zerrüttetes Elternhaus engagiert sich Nora für Tier- und Umweltschutz. Als sie es bei einer spontanen Demonstration gegen die grausamen Maßnahmen im ortsansässigen Schlachthof etwas ...

Als Ausgleich für ihr zerrüttetes Elternhaus engagiert sich Nora für Tier- und Umweltschutz. Als sie es bei einer spontanen Demonstration gegen die grausamen Maßnahmen im ortsansässigen Schlachthof etwas übertreibt, wird sie zur Ableistung von Sozialstunden verurteilt. Der Zufall will es, dass sie diese Stunden auf dem Fischerschiff von Johan ableisten muss. Beide sind nicht gerade begeistert davon. Bereits auf der ersten gemeinsamen Fahrt gerät das Schiff in einen schweren Sturm und geht unter. Nora und Johan können sich in einem kleinen Boot retten, treiben jedoch tagelang im Sturm auf offener See. Auf Gedeih und Verderb aufeinander angewiesen, um zu überleben, kommen sich die beiden allmählich näher und beginnen die Einstellung des jeweils anderen zu überdenken und zu verstehen.
Christoph Scheuring hat hier in einem sehr angenehmen Schreibstil ein Buch für Jugendlich ab vierzehn Jahren geschrieben. Es geht hier nicht nur um die manchmal leise, dann wieder chaotische Annäherung von Nora und Johan. Es geht auch um das Verständnis und den Respekt gegenüber anderen Menschen, Lebewesen und der Natur. Der Sprache merkt man die Leidenschaft und das Engagement des Autors für die Belange von Natur und Umwelt deutlich an. Dies macht das Buch so glaubhaft, interessant und auch spannend.
Obwohl vom Verlag als Jugendbuch ab vierzehn Jahren beschrieben, dürften sicher auch viele Erwachsene dieses Buch mit Interesse lesen. Von mir bekommt es jedenfalls für alle Altersklassen eine eindeutige Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 15.04.2020

Richard Schwarz ermittelt wieder

Die Maske der Schuld
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Dies ist der zweite Band der Reihe um den Wiener Ermittler Richard Schwarz.
Aus der Alten Donau wird ein Toter geborgen, der schnell als ehemaliger Polizeikollege von Richard identifiziert wird. Er war ...

Dies ist der zweite Band der Reihe um den Wiener Ermittler Richard Schwarz.
Aus der Alten Donau wird ein Toter geborgen, der schnell als ehemaliger Polizeikollege von Richard identifiziert wird. Er war zuletzt schwer erkrankt und an den Rollstuhl gefesselt. Die Ermittlungen in diesem Fall führen zu einer Selbsthilfegruppe, in der mit zweifelhaften Medikamenten Hoffnungen auf Heilung suggeriert werden.
Zeitgleich begibt sich die Psychologin Theres Lend wegen ihrer angeborenen Augenerkrankung in die Hände des Heilers Santianos, der mit Tränken ebenfalls Heilung verspricht. Doch schon bald kommen ihr Zweifel an der Wirksamkeit. Als in ihrer Gruppe dann auch noch ein Patient verschwindet, wendet sie sich an Richard.
Hätte Richard mit seinen beruflichen Fällen nicht schon genug zu tun, lässt ihn auch seine eigene Vergangenheit nicht ruhen. Nach wie vor ist er bestrebt, den Mord an seiner Mutter, den er als Kind mit ansehen musste, aufzuklären. Auch die Suche nach seinen Wurzeln kann er nicht abbrechen.
In all diesen Wirrungen heißt es für Richard trotz des heißen Sommers einen kühlen Kopf zu bewahren.

Wie nicht anders zu erwarten, wird der Leser bei Jennifer B. Wind wieder ohne Vorwarnung in die Geschichte geworfen. An detaillierten Beschreibungen der Taten des gestörten Täters, der sich selbst als Monster bezeichnet, wird nicht gespart. In den hierfür eingeschobenen Intermissionen zeichnet sich sehr eindrucksvoll das kranke Wesen des Täters. Die Beschreibungen seiner „Behandlungen“ sind so bildhaft und drastisch, dass ich auch in diesem Band immer wieder schlucken und innehalten musste, da sich mein Kopfkino automatisiert hat.
Auch im zweiten Band wird der Leser wieder mit Richards Vergangenheit konfrontiert. Noch immer will er den Mörder seiner Mutter finden. In diesen Abschnitten sind genügend Einzelheiten vorhanden, so dass auch Leser ohne Kenntnisse aus dem ersten Band gut mit der Handlung mitkommen. Deutlich interessanter ist es natürlich, wenn man den ersten Band vorher gelesen hat.
Auch im vorliegenden Band haben mich der Wechsel der Perspektiven und die Einblicke in die Sicht des Täters wieder fasziniert. Ergänzt wird das Ganze wieder durch die vielen gute recherchierten Details zur kriminalistischen Arbeit aber auch, in diesem Fall, über die Erkrankung Multiple Sklerose und ihren Auswirkungen für die Patienten. Auch im Pharmasektor kamen viele Informationen rüber. Allem zusammen merkt man der Autorin die Liebe zum Detail und zum Schreiben an, was es immer wieder zu einem Genuss macht, diese Bücher zu lesen.
Bereits dem ersten Band hätte ich gerne mehr als nur fünf Sterne vergeben. Das hätte ich auch hier gerne wieder getan, aber so muss es eben doch nur bei fünf von fünf Sternen bleiben.

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Veröffentlicht am 30.03.2020

Eine warmherzige Geschichte um den Wert der Freundschaft

Das Glück ist zum Greifen da
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Ana's Leben, so wie sie es sich vorgestellt hat, steht vor dem Aus. Mit dem Job in einem Kölner Start-Up Unternehmen klappt es in letzter Minute doch nicht. Doch davon war ihre Chance auf einen weiteren ...

Ana's Leben, so wie sie es sich vorgestellt hat, steht vor dem Aus. Mit dem Job in einem Kölner Start-Up Unternehmen klappt es in letzter Minute doch nicht. Doch davon war ihre Chance auf einen weiteren Aufenthalt in Deutschland abhängig. Nun droht die Ausländerbehörde damit sie und ihre beiden Söhne nach Serbien abzuschieben. auch der Vater der beiden Jungen ist keine Hilfe. Er hat Ana noch vor der Geburt sitzen lassen und hat ein Engagement als Musiker in den USA angenommen. Seither hat Ana nichts mehr von ihm gehört. Zum Glück hat Ana aber noch gute Freunde, die darum kämpfen, dass Ana mit ihren Kindern in Deutschland bleiben darf.

Sylvia Deloy hat hier eine wunderbar leichten romantische Geschichte zu Papier gebracht, die einem zu Herzen geht. Nicht nur, dass das Thema der drohenden Abschiebung durchaus aktuellen Charakter hat. Auch die einzelnen Personen sind mit soviel Liebe dargestellt, dass man sie einfach mögen muss. Selbst für den "ekligen" Beamten der Ausländerbehörde muss man am Ende ein wenig Sympathie aufbringen. In einem lockeren und leicht lesbaren Schreibstil zeigt die Autorin den Wert der Freundschaft, und dass man sich auch manchmal auf Menschen verlassen kann, von denen man es anfangs nicht gedacht hat.

Eine Geschichte, bei der einem warm ums Herz wird, und die man am liebsten gar nicht mehr aus der Hand legen möchte.

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Veröffentlicht am 23.03.2020

Gut gemachter Thriller mit aktuellen Bezügen

Totsee
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Nora Dahn ist Personenschützerin. Ihr neuer Fall führt sie zu Kim Bergström. Eigentlich soll sie die junge Frau nur in ihren Urlaub an einem Bergsee begleiten. Doch was so einfach erscheint, entpuppt sich ...

Nora Dahn ist Personenschützerin. Ihr neuer Fall führt sie zu Kim Bergström. Eigentlich soll sie die junge Frau nur in ihren Urlaub an einem Bergsee begleiten. Doch was so einfach erscheint, entpuppt sich schon sehr bald als eine Herausforderung, die auch Leben kosten kann. Als Nora bemerkt, dass mit Kim und ihrer Begleiterin, einer Psychiaterin, einiges im Argen liegt, ist es bereits zu spät, um sich aus dem Auftrag zurück zu ziehen.
Hier ist ein Thriller gelungen, der geschickt eine erdachte Story mit geschichtlichen und aktuellen Fakten kombiniert. Unter anderem werden hier auch die rechtsradikale Szene und die Flüchtlingssituation angesprochen und verarbeitet.
Die Personen, die diese Geschichte tragen, sind alle fein ausgearbeitet, und der Leser kann sie bei ihrer Entwicklung durch die Story verfolgen. Auch solche Personen, die dem Leser nicht unbedingt sympathisch sind, werden dennoch mit der nötigen Tiefe versorgt, so dass man mehr von ihnen erfahren möchte.
Auch die Handlung ist geschickt aufgebaut und entwickelt einen kontinuierlichen Spannungsbogen. Immer wieder werden Fährten gelegt, die den Leser in eine falsche Richtung laufen lassen. Dadurch kommt die Auflösung zum Schluss dann auch entsprechend unerwartet.
Die tollen Figuren, allen voran die etwas unkonventionelle Nora Dahn, und die Handlung haben mich dieses Buch innerhalb weniger Tage beinahe am Stück durchlesen lassen. Daher gibt es von meiner Seite aus eine absolute Leseempfehlung.

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