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Veröffentlicht am 23.05.2020

Erschreckend!

Fieber
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Der Autor lässt anhand von neun Protagonisten die Zeit des Niedergangs der Weimarer Republik und der Machtergreifung der NSDAP lebendig werden. Er beschränkt sich dabei weitestgehend auf den Schauplatz ...

Der Autor lässt anhand von neun Protagonisten die Zeit des Niedergangs der Weimarer Republik und der Machtergreifung der NSDAP lebendig werden. Er beschränkt sich dabei weitestgehend auf den Schauplatz Preußen/Berlin. Alle Protagonisten, zwei Frauen, sieben Männer, stellt er vor, beschreibt ihr Leben bis hierher und ihre Rolle während dieser Zeit, im letzten Kapitel erfährt der Leser auch noch ihr Danach.

Ich gebe zu, dass ich über diese Zeit zwar informiert bin, aber doch eher oberflächlich, und so gab es für mich, und wahrscheinlich auch für viele andere Leser, hier einiges Neue zu erfahren. So war mir z. B. Gregor Strasser (er ist keiner der o. g. Protagonsten) nicht bewusst bekannt. Die meisten der Personen, die der Autor ausgewählt hat, sind politisch involviert, andere eher am Rande, wie z.  B. der „Hellseher“ Hanussen. Teilweise habe ich mich gefragt, warum gerade diese, warum z. B. Maud von Ossietzky und nicht Carl? Carl wird ja im Grunde genauso betrachtet, und er ist der „Wichtigere“ in diesem Kontext. Sehr interessant auch die Hinzuziehung Dorothy Thompsons, einer amerikanischen Journalistin.

Ich fand das Buch relativ schwer zu lesen und habe für die knapp 400 Seiten (davon etwa ein Drittel Anhang) recht lange benötigt. Es passiert sehr viel, den Überblick zu behalten, sowohl inhaltlich als auch wegen der Fülle an Charakteren, ist nicht immer leicht. Dennoch hat es sich am Ende gelohnt, denn ich ging mit mehr Wissen daraus hervor, habe von oder mehr über Personen der damaligen Zeit erfahren. Unbegreiflich auch heute noch, ist die unglaubliche Brutalität vieler Geschehnisse, und dass niemand aufhalten konnte, was letztlich daraus erwuchs.

Der Anhang ist, wie bereits erwähnt sehr umfangreich, neben einer Chronologie gibt es Anmerkungen, die Zitate belegen und, ein paar wenige zusätzliche Informationen geben. Personenregister, Literaturverzeichnis und Bildnachweis sind ebenfalls vorhanden. Bereits hier merkt man, wie ausführlich der Autor recherchiert hat.

Wer sich für diese Zeit interessiert, wird hier ein lesenswertes Werk vorfinden, ein Werk, das – leider – recht aktuell ist.

Veröffentlicht am 21.05.2020

Auftaktband, der neugierig macht

Das Buch der gelöschten Wörter - Der erste Federstrich
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Hope Turner erfährt, dass sie besonders ist, sie ist eine „Verwandlerin“, sie kann gelöschte Wörter, die Böses verursachen könnten, umwandeln und damit unschädlich machen. Und sie kann mit Hilfe eines ...

Hope Turner erfährt, dass sie besonders ist, sie ist eine „Verwandlerin“, sie kann gelöschte Wörter, die Böses verursachen könnten, umwandeln und damit unschädlich machen. Und sie kann mit Hilfe eines „Wanderers“ in Buchwelten eintauchen. Für die Buchliebhaberin ein kleiner Traum, der allerdings auch einen Haken hat, es gibt offenbar jemanden, womöglich eine ganze Organisation, die diese gelöschten Wörter für sich nutzen möchte.

Nicht nur für die Protagonistein ist es ein kleiner Traum, in Buchwelten einzutauchen und dortige Protagonisten kennenzulernen, auch Leser wie ich fänden das nicht schlecht. Zunächst haben mich die Ideen der Autorin auch regelrecht umgehauen, was für liebevolle Dinge ihr einfielen, wie z. B. die Skripte. Auch, dass die Buchprotagonisten sich außerhalb ihrer Romane anders entwickeln können, hat etwas, auch wenn mancher dadurch ein bisschen enttäuschend wirkt, wie z. B. Little John und Richard Löwenherz aus der Robin-Hood-Geschichte. Aber allein die Idee ist einfach großartig und lässt mich über meine Lieblingsprotagonisten nachdenken.

Hope mochte ich zunächst gern, sie entwickelte sich aber leider, trotz ihres bereits „fortgeschrittenen“ Alters von gut 40 Jahren (für so einen Roman durchaus ungewöhnlich) nicht wie erhofft. Leider ist alles schnell zu einer Art Romantasy geworden, Hope verliebt sich praktisch umgehend in den ersten gut aussehenden Mann und es werden viel zu viele Wörter für dieses „Liebesgedöns“ verwendet – leider! Auch sonst wirkt Hope von Anfang an viel jünger als sie ist, was nicht unbedingt negativ sein muss, hier aber nichts wirklich Positives mit sich bringt. Hopes Mutter Vivien ist leider schwer krank und deshalb in einem Pflegeheim. Es ist schön, zu sehen, wie Hope sich um sie kümmert. Was man über Viviens gesundes Leben erfährt, ist schön zu hören, man möchte diese Frau gerne gesund erleben.

Letztlich besser gefallen haben mir andere Charaktere, wie etwa Rufus, Hopes Wanderer, der mürrisch wirkt, aber auf mich trotzdem einen sympathischen Eindruck machte, er trägt ein Päckchen mit sich herum, und hat sicher das eine oder andere Geheimnis. Rufus' „Gehilfen“ aus der Bücherwelt sind Gwen und Lance aus der Artussaga, und vor allem Gwen scheint eine gute Freundin Hopes zu werden, aber das könnte sich auch noch anders entwickeln.

Sehr schön auch all die Charaktere, die man aus diversen Werken kennt, Faust, die Grinsekatze und Lassie sind nur ein paar davon. Es macht Spaß, sie hier etwas anders zu erleben und viele Erinnerungen kommen hoch.

Zwei Männer gibt es, die bei mir nicht so gut ankamen, die aber womöglich auch noch einiges verborgen halten. Dies ist zum einen Christian, Hopes Ex, der auf einmal wieder in ihr Leben möchte, und Kenan, Rufus' gefälligerer Verwandter. Hier erwarte ich in den Folgebänden noch einige neue Erkenntnisse.

Die Geschichte um die gelöschten Wörter ist recht interessant, wirklich spannend ist der Roman allerdings nicht. Selbst als Hope in Bram Stokers Dracularoman reist, bleibt es relativ harmlos. Interessanter ist da schon der Geheimbund, der sich um die Entschärfung der gelöschten Wörter gebildet hat, aber nicht immer professionell handelt, und natürlich die Gegenspieler, die auch vor Mord nicht zurückschrecken. Ich bin gespannt, was die beiden Folgebände noch aufdecken.

Da es sich um den Auftaktband einer Trilogie handelt, bleiben am Ende natürlich einige Geheimnisse bestehen, ja, es gibt einen Cliffhanger, der einiges auf den Kopf stellen könnte. Ich bin gespannt, wie es weitergeht und möchte, trotz meiner Kritikpunkte, unbedingt weiterlesen.

Die Autorin hat wirklich sehr schöne Ideen, die leider manchmal ein bisschen verschenkt wirken. Doch kann man sich natürlich erst am Ende der Trilogie eine Meinung über die ganze Geschichte bilden. Mich hat der Roman gut unterhalten, ich bin teilweise begeistert, teilweise aber auch ein bisschen enttäuscht, auch, weil mir der Roman zu sehr in Richtung Romantasy geht. Die Autorin hat es aber dennoch geschafft, mich auf den nächsten Band neugierig zu machen. Ich vergebe knappe 4 Sterne und eine Leseempfehlung an alle, die meine Kritikpunkte nicht abschrecken konnten.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Fantasie
Veröffentlicht am 04.05.2020

Den Titel kann man beim Wort nehmen

Blutige Welten
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Die Anthologie enthält 13 Kurzgeschichten von ebenso vielen Autoren. Der Titel ist dabei unbedingt beim Wort zu nehmen, blutig sind die Geschichten nämlich alle.

Die meisten der Geschichten mixen verschiedene ...

Die Anthologie enthält 13 Kurzgeschichten von ebenso vielen Autoren. Der Titel ist dabei unbedingt beim Wort zu nehmen, blutig sind die Geschichten nämlich alle.

Die meisten der Geschichten mixen verschiedene Genre, Science Fiction, Fantasy, Horror, Humor, bei manchen Geschichten ist sogar alles vorhanden. Da gibt es zum Beispiel raumfahrende Elfen, wenig engelhafte Engel oder Sherlock Holmes in einer Parallelwelt. Dazu gibt es immer wieder Anspielungen auf (nicht nur) genretypische Filme, Romane usw. Von manchen Geschichten würde ich mir gerne mehr wünschen, auch komplette Romane kann ich mir zum Teil gut vorstellen.

Alle Geschichten sind ziemlich abgefahren und teilweise ganz schön böse, manchmal wusste ich nicht, ob ich lachen, weinen oder mich schütteln sollte – man muss so etwas schon mögen, eine Leseprobe vorab kann also nicht schaden. Wer allerdings die Autoren mag und kennt, kann es auch ohne das wagen.

Sehr gut gefallen hat mir die Einleitung des Herausgebers und die Einführungen zu jedem Autor/jeder Autorin (und zum Coverzeichner) inkl. eines kleinen Interviews von jedem einzelnen. Im Grunde sind das schon kleine Einstimmungen auf die jeweiligen Geschichten.

In einer Anthologie gefallen einem selten alle Geschichten, auch hier gab es eine oder zwei, die ich weniger mochte, insgesamt wurde ich aber wirklich gut unterhalten. Wer es gerne abgefahren, skurril und böse, sowie schwarzen Humor mag, sollte hier unbedingt zugreifen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
Veröffentlicht am 25.03.2020

Kinderbuchklassiker als Comic

Das doppelte Lottchen
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Die Geschichte der Zwillinge, die als Kleinkinder getrennt wurden, bei jeweils einem Elternteil aufwuchsen und nichts voneinander wussten, sich dann aber im Ferienheim zufällig getroffen haben und schließlich ...

Die Geschichte der Zwillinge, die als Kleinkinder getrennt wurden, bei jeweils einem Elternteil aufwuchsen und nichts voneinander wussten, sich dann aber im Ferienheim zufällig getroffen haben und schließlich ihre Rollen tauschten, kennt wahrscheinlich jeder, sei es den Roman von Erich Kästner selbst oder eine der Verfilmungen. Der Dressler Verlag hat 2016 ein Comicalbum herausgebracht, gezeichnet von Isabel Kreitz.

Im Wesentlichen hält sich der Comic an den Roman, leider ist aber ausgerechnet die wunderbare Traumszene (Oper Hänsel und Gretel) nicht enthalten, was ich sehr schade finde.

Die Zeichnungen lehnen sich an die Walter Triers an, die den Originalroman illustriert haben, diese finde ich allerdings ansprechender. Schön hier im Comic sind die kräftigen Farben, die zur Geschichte passen, und der „altmodische“ Charme.

„Das doppelte Lottchen“ ist eines meiner Lieblingskinderbücher. Schön, dass es eine Comicfassung gibt, die die Geschichte gut wiedergibt, Erwachsene in Erinnerungen schwelgen lässt und auch eher lesefaulen Kindern diesen lesenswerten Klassiker zugänglich macht. Auch wenn mich die Zeichnungen nur bedingt angesprochen haben, fühlte ich mich mit dem Comicband wohl.

Veröffentlicht am 23.02.2020

Gelungene Krimödie

Sonne, Mord und Sterne
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Bei einem Astrologiekongress in Bochum, bei dem auch Stella Albrecht und ihre Oma teilnehmen, wird die gerade mit dem „Saturn“ ausgezeichnete Marlene Silberstein ermordet. Hauptkommissar Arno Tillikowski ...

Bei einem Astrologiekongress in Bochum, bei dem auch Stella Albrecht und ihre Oma teilnehmen, wird die gerade mit dem „Saturn“ ausgezeichnete Marlene Silberstein ermordet. Hauptkommissar Arno Tillikowski ermittelt.

Natürlich lässt auch Stella es sich nicht entgehen, eigene Ermittlungen anzustellen, immerhin ist sie in den Fall involviert, hat einige Beobachtungen machen können und ist eine wichtige Zeugin.

Die Thematik ist gelungen umgesetzt, Lotte Minck hat alles aufgeboten, was es im Rahmen der „Astrologie“ gibt, da treffen Auraleser auf Menschen, die mit dem Jenseits und/oder Engeln kommunizieren, Wahrsager, Kartenleser, Horoskopersteller, mehr oder weniger wissenschaftlich Agierende. Auch Stella und ihre Oma gehören in diesen Kreis und erleben hier bereits ihren dritten Fall.

Wie bei Lotte Minck üblich, handelt es sich nicht um einen der üblichen Kriminalromane, sondern um eine Krimödie, d. h., hier trifft Humor auf einen durchaus ernsten Kriminalfall. Alleine wie der Hauptkommissar sind inmitten all dieser skurrilen Kongressteilnehmer fühlt, ist herrlich zu lesen – kein Wunder, dass seine Aura grau ist. Der Autorin sind insgesamt wieder herrliche Charaktere gelungen, die man bildlich vor sich sieht.

Auch der Fall und seine Auflösung konnten mich überzeugen. Ich habe zwar zunächst in eine andere Richtung getippt und war etwas skeptisch, als ich bemerkte, wohin es wohl geht, doch meine Skepsis konnte die Autorin schließlich komplett ausräumen.

Der dritte Band der Reihe hat mich wieder gut unterhalten, Charaktere und Fall konnten mich überzeugen und machen Lust auf mehr Romane der Reihe. Ich vergebe gute 4 Sterne und eine Leseempfehlung für alle, die nichts gegen Humor in Kriminalromanen haben.

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