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Veröffentlicht am 25.08.2020

Dunkelklinge vs. Dunkelklinge

Das Lied des Wolfes
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Vaelin al Sorna is back! Und wie zurück er ist! Mittlerweile ist Vaelin schon ein paar Jahre lang Turmherr im Norden und versucht mehr oder weniger ein ruhiges, abgeschiedenes Leben zu führen - mal abgesehen ...

Vaelin al Sorna is back! Und wie zurück er ist! Mittlerweile ist Vaelin schon ein paar Jahre lang Turmherr im Norden und versucht mehr oder weniger ein ruhiges, abgeschiedenes Leben zu führen - mal abgesehen von diversen Banditen, die ab und zu nach seinem Leben trachten. Also alles nicht so wild. Das ändert sich jedoch schnell, als Gäste Vaelins in seinem Heim umgebracht werden und ein alter Feind, der schon besiegt geglaubt wurde, wieder auftaucht. Und dann sind da auch noch die Gerüchte über einen Mann weit über dem Meer im Westen, der eine Armee Krieger aufgestellt hat und Reich um Reich erobert. Er wird wie Vaelin Dunkelklinge genannt und wie ein Gott verehrt. Damit nicht genug, hört der Turmherr davon, dass die Frau, die er einst liebte, in größter Gefahr schwebt. Er muss sich aufmachen in ein entferntes Reich und erneut zu den Waffen greifen.

Mann, dieser Anthony Ryan hat es einfach drauf! Ich habe bisher alle seine Bücher verschlungen, weil es niemand wie er versteht, in eine fantastische Mittelalterwelt mit viel Magie zu entführen. Mit Vaelin hat er ja in der Rabenschatten-Trilogie einen genialen Protagonisten erschaffen, der zwar ein übermächtiger Kämpfer ist, aber trotzdem kein Übermensch, ein Typ, den man gern haben muss und vor allem gern auf seinen Abenteuern begleitet. Mit diesem Auftakt entführt er uns zwar weit in den Westen dieser Welt, aber er gleicht sehr dem fernen Osten unserer Welt und es sind die Hunnen, die brandschatzen und die Welt erobern wollen. Ich bin immer wieder begeistert über das Talent des Autors, so unterschiedliche Charaktere zu entwerfen, die alle nicht bloße Klischeefiguren sind, sondern Menschen aus Fleisch und Blut und selbst die Antagonisten kommen wunderbar menschlich daher. Von daher freue ich mich einfach über das Wiedersehen mit Vaelin und alten Kampfgefährten, schwinge mich auf mein Schlachtross und trabe los, um meine Freunde auch bei den nächsten Abenteuern zu begleiten.

Veröffentlicht am 02.06.2020

Der Wald hat Augen

Wild
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Noomi, Ryan, Olympe und Flix sind jugendliche Straftäter, die gerade noch so an einem Gefängnisaufenthalt vorbeigeschrammt sind. Dafür müssen sie jetzt sechs Wochen lang in einem Camp in der Sächsischen ...

Noomi, Ryan, Olympe und Flix sind jugendliche Straftäter, die gerade noch so an einem Gefängnisaufenthalt vorbeigeschrammt sind. Dafür müssen sie jetzt sechs Wochen lang in einem Camp in der Sächsischen Schweiz verbringen, um dort zu lernen, sozialverträglich zu handeln. Die vier sind völlig unterschiedlich, kommen aber alle aus Berlin und sind daher vor allem eines: Städter. Die Stille, der Wald, die Natur, das bereitet ihnen Unbehagen, zumal immer wieder seltsame Sache passieren. Sie fühlen sich beobachtet, wertvolle Dinge verschwinden. Um diesen Rätseln auf die Spur zu kommen, müssen sie sich zusammenraufen, und dann stoßen sie mitten im Wald auf etwas Rätselhaftes, das sie alle betrifft. Die Zeit läuft ihnen davon, denn einige von ihnen sind schon betroffen ...

Es ist nicht zu viel behauptet, wenn ich sage, dass mich dieses Buch von Seite 1 an abgeholt hat. Kurze, fesselnde Szenen aus den jeweiligen Perspektiven sorgten dafür, dass der Spannungsbogen beinahe durchgehend hochgehalten wird, die Protagonisten sind so unterschiedlich, kommen aus verschiedenen Schichten und haben alle ureigene Probleme, und doch haben sie gewisse Sachen gemeinsam, die sie zusammenschweißen. Mir waren die vier durchweg sympathisch. Das mysteriöse Element lud zum Miträtseln ein - für so was kann man mich ja immer begeistern - und ob am wissenschaftlichen Element auch nur ein Hauch Realismus dran ist, kann ich nicht beurteilen, ist mir aber auch egal. Denn eigentlich ist das eine Geschichte, in der Menschlichkeit und Zusammenhalt die Hauptsache spielen, und das wurde so gut transportiert, dass das Lesen durchweg unterhaltsam war. Ein Jugendbuch, das ohne übertriebenes Liebesgedöns auskommt und auch noch eine Handlung besitzt - von mir gibt's eine uneingeschränkte Empfehlung.

Veröffentlicht am 16.05.2020

Guten Abend, Mister Holmes

Die unglaubliche Flucht des Uriah Heep
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Rob Sutherland, ein neuseeländischer, recht junger Anwalt, hat es nicht immer leicht. Ist er doch der Bruder des genialen Wunderkinds Charley Sutherland, der an der hiesigen Universität Literatur des 19. ...

Rob Sutherland, ein neuseeländischer, recht junger Anwalt, hat es nicht immer leicht. Ist er doch der Bruder des genialen Wunderkinds Charley Sutherland, der an der hiesigen Universität Literatur des 19. Jahrhunderts lehrt. Schon mit 13 ging Charley aufs College in England und machte dort auch seinen Abschluss. Jetzt ist er wieder zurück und er braucht immer wieder einmal die Hilfe seines Bruders. Denn das ist ihr Familiengeheimnis: Charley kann Figuren aus Büchern lesen, sie lebendig werden lassen und ausgerechnet in dieser schicksalhaften Nacht, als die Geschichte beginnt, ist ihm dabei Uriah Heep, der Antagonist von David Copperfield entwischt. Wie üblich genervt, eilt Rob seinem Bruder zu Hilfe, doch diese Nacht ist alles anders. Nicht nur, dass sie von Heep bedroht werden, sie erfahren auch, dass noch Schlimmeres passieren wird, etwas, das nicht nur die Welten aller Bücher, sondern auch die reale Welt in größte Gefahr bringen wird.

Ich weiß gar nicht, wo ich hier anfangen soll. Mit der genialen Idee, die trotz vieler Buchgestalten so gar nichts von der Tintenwelt (zum Glück!) an sich hat. Um das Buch richtig genießen zu können, muss man zwei Dinge tun oder haben: Zeit, um sich darauf einzulassen, denn auch das Buch nimmt sich Zeit für Entwicklungen, ohne auch nur eine Minute langweilig daherzukommen. Und optimal wäre es, wenigstens rudimentär einen Überblick über die Klassiker von Conan Doyle und Dickens zu haben und sich ein bisschen mit Kinderliteratur der dreißiger/vierziger Jahre auszukennen. Wirklich nötig ist es jedoch nicht. Die Autorin entwickelt hier eine Geschichte, die fesselnd, manchmal erschreckend und im Ganzen absolut originell ist. Ihre Protagonisten, auch oder gerade die Buchgestalten, die sie auftreten lässt, zeichnen sich durch Authenzität und Menschlichkeit aus. Menschlichkeit ist das Stichwort, das hier groß geschrieben werden sollte, denn diese blitzt wirklich auf jeder einzelnen Seite hervor. Mich hat dieses Buch jedenfalls sehr, sehr gut unterhalten, auch wenn ich im Gegensatz zu dem Inhalt des Buches vom Übersetzer desselben nicht ganz so begeistert bin.

Veröffentlicht am 25.03.2020

Jagd auf das Monster

Van Helsing vs. Jack the Ripper
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1886 ist Abraham van Helsing in Transsilvanien und ihm gelingt mit Hilfe von Mina und Jonathan Harker endlich, was er all die Zeit versucht hat: Dracula zu stellen und zu vernichten. Doch bevor er stirbt, ...

1886 ist Abraham van Helsing in Transsilvanien und ihm gelingt mit Hilfe von Mina und Jonathan Harker endlich, was er all die Zeit versucht hat: Dracula zu stellen und zu vernichten. Doch bevor er stirbt, flüstert Dracula van Helsing etwas zu, das diesen auch jetzt - zwei Jahre später - noch immer verfolgt, nicht einschlafen und zu Drogen greifen lässt. Doch wir schreiben jetzt 1888 und im Londoner Whitechapel geht der Terror um. Jemand, der sich Jack the Ripper nennt, bringt Frauen um und verspottet in Briefen die Polizei. Als Inspector Abberline nicht weiter weiß, fragt er seinen Freund van Helsing um Rat ...

Ein großes Lob geht hier an denjenigen, der die Storyline entworfen hat. Man merkt deutlich, dass er nicht mal eben nur den Wikiartikel über die Rippermorde gelesen, sondern sich wirklich damit beschäftigt und recherchiert hat. So lässt er den Ripper nicht nur die Canonischen Fünf killen, sondern beginnt früher, mit Marta Tabram, bei der sich die "Experten" noch immer nicht sicher sind, ob sie ein Opfer des Rippers ist oder "nur" ein "normales" Mordopfer (wenn ich das mal so zynisch sagen darf). Auch bei anderen Szenen merkt man deutlich, wie gut sich der Erzähler eingefuchst und das Ganze dann mit der Storyline um van Helsing verwoben hat, den er - ähnlich wie Sherlock Holmes - zu Drogen greifen lässt. Schon dadurch lässt er gewisse Zweifel und Twists in der Geschichte zu, die den Leser gut an der Nase herumführen. Warum es hier zwei Zeichner gegeben hat, kann ich nicht sagen, aber beide verstehen ihr Handwerk hervorragend, wobei mir der Erste noch einen Ticken besser gefällt. Für Leute, die Graphic Novels mögen und sich ein bisschen mit den Rippermorden beschäftigt haben, ist dieses Buch ein Must-Have.

Veröffentlicht am 12.03.2020

Sprung ins Ungewisse

Vortex – Der Tag, an dem die Welt zerriss
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Im Jahre 2020 verursachte ein gewaltiger Vortex die Vermengung der Welt. Seitdem gibt es Menschen, die mit diversen Elementen verbunden sind – sie können Stürme entstehen und Bäume wachsen lassen, Feuerbrünste ...

Im Jahre 2020 verursachte ein gewaltiger Vortex die Vermengung der Welt. Seitdem gibt es Menschen, die mit diversen Elementen verbunden sind – sie können Stürme entstehen und Bäume wachsen lassen, Feuerbrünste entfachen oder einfach im Wasser leben. Etwa 80 Jahre später sind diese Vermengten und die Menschen Todfeinde, und die Vortexläufer sperren Vermengte in Zonen ein. Elaine ist eine Anwärterin zur Läuferin, doch an dem Tag, als ihre letzte Prüfung statttfindet, passiert etwas mit ihr im Vortex – sie gewinnt nicht nur das Rennen, es stellt sich heraus, dass sie besondere Fähigkeiten besitzt. Doch bevor diese erforscht werden können, wird die Zentrale in Neu London von Feuervermengten angegriffen und Elaine gelangt in die Gefangenschaft einer Gruppe Vermengter. Dort muss sie ihre ganzen Ideale und ihr Wissen neu überdenken, doch viel Zeit bleibt ihr dabei nicht. Plötzlich sind so ziemlich alle hinter ihr her und ihre einzige Hilfe ist ein Junge, der sie zutiefst verachtet.

Ich gebe zu, ich habe eines der typischen 08/15-Bücher erwartet und wurde angenehm überrascht. Nicht nur, dass die Autorin schreiben kann und weiß, wie sie Spannung hält, sie hat eine wirklich faszinierende schöne neue Welt geschaffen, die auf den zweiten Blick so schön dann doch nicht ist. Ihre Protagonistin ist nicht unbedingt sympathisch, aber sie macht eine gute Entwicklung durch und mir gefällt, dass bei der sich anbahnenden Romanze keiner gleich seinen Verstand und sein Höschen verliert. Was ich auch mochte, war, dass man bei dem männlichen Protagonisten manchmal wirklich spürte, dass er sich mit 13 aus der „echten“ Welt ausgeklinkt und nur wenig Erziehung oder Unterricht seitdem erhalten hat. Er ist manchmal bockig und stur wie ein Pubertierender. So kann ich sagen, dass ich wirklich Spaß am Lesen hatte und den zweiten Teil auf der Stelle lesen möchte.