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heinoko

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.01.2017

Filmreif

Gefährliche Empfehlungen
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Das Cover, als Speisenankündigung gezeichnet, legt das Hauptgewicht auf den Buchtitel. Insofern perfekt, denn wir bewegen uns in diesem Buch permanent zwischen Essen und Getränken...
Das Buch war für ...

Das Cover, als Speisenankündigung gezeichnet, legt das Hauptgewicht auf den Buchtitel. Insofern perfekt, denn wir bewegen uns in diesem Buch permanent zwischen Essen und Getränken...
Das Buch war für mich eine totale Überraschung. Ich kenne die bereits erschienenen Bücher mit dem Koch-Ermittler Kieffer nicht, deshalb begann ich völlig unvoreingenommen zu lesen und war von Anfang an begeistert über den lebendigen Schreibstil. Insbesondere Menschen kann der Autor perfekt "zeichnen". Ein geklauter Gastro-Führer, eine Leiche, die Geschichte Frankreichs, Rückblenden in die Nazi-Zeit, gefährliche Ermittlungen - und immer wieder Speisen und Getränke: Dieser bunte Mix aus allem ergibt einen überaus spannenden "Gastro-Krimi", den man in einem Zug ausliest. Auch wenn allzu viel Fremdsprachliches aus Luxemburg und Frankreich das Lesen mitunter erschwert, auch wenn es einige etwas langatmige Passagen über die französische Küche der früheren Jahre gibt, auch wenn der Fortgang der Geschichte insgesamt doch recht märchenhaft ist, mir hat das Lesen dieses Buches richtig Spaß gebracht. Allein schon die Szene, als man der Hauptperson Kieffer in seiner Restaurantküche auflauert und er sich mit den Waffen seiner Zunft wehrt, ist filmreif und wird mir im Gedächtnis bleiben.

Veröffentlicht am 06.01.2017

Präzise recherchiert

Im Schatten des roten Stieres
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Das gekonnt gestylte Cover weist sofort in die richtige Richtung: Hier handelt es sich um einen historischen Roman, mit Bezug zu Italien und zur oberen Schicht der Bevölkerung.

Und in der Tat legt Sylvia ...

Das gekonnt gestylte Cover weist sofort in die richtige Richtung: Hier handelt es sich um einen historischen Roman, mit Bezug zu Italien und zur oberen Schicht der Bevölkerung.

Und in der Tat legt Sylvia Klinzmann mit diesem Roman ihr gesamtes Augenmerk auf das Ende des 15. Jahrhunderts, auf die italienische Renaissance, auf die Zeit der Borgia. Nach wie vor herrschen grausame Methoden wie im finsteren Mittelalter, bestimmen Lüge, Betrug, Rache und Mord das Leben derer, die sich Macht und Reichtum aneignen wollen.

Alessia, eine 15-jährige Schönheit mit jüdischen Eltern, die aufgrund der Zeitgegebenheiten zum Christentum konvertierten und deshalb von Spanien nach Rom ausgewandert waren, liebt im Geheimen einen talentierten Maler. Da sich herausstellt, dass Alessia eine Enkelin des derzeit herrschenden Borgia-Papstes ist, gibt es keine Hoffnung auf Verheiratung mit Giacomo, dem Maler. In einer von Anfang bis Ende spannenden Rahmenhandlung mit Mord und Intrige droht Alessia letztlich ihr Leben zu verlieren…

Der Autorin ist es in bewunderswerter Weise gelungen, trotz der umfangreichen, historisch korrekten Schilderungen des damaligen Lebens, nie Langeweile beim Leser aufkommen zu lassen. Es ist ihren ausführlichen Recherchen vor Ort und in zeitgenössischen Dokumenten zu verdanken, dass sie beim Leser ein sehr anschauliches Bild jener Zeit vor dem inneren Auge entstehen lässt. So habe ich z. B. nirgendwo sonst in belletristischen Romanen
detailliertere Schilderungen der damaligen Mode gefunden. Sylvia Klinzmann’s Stärke ist zweifelsfrei die visuelle Wahrnehmung und deren Umsetzung in Worte. Was mir persönlich fehlt, ist zum einen eine psychologische Sicht der Hauptpersonen (die Schilderung von Tränen allein genügt mir da leider nicht), zum anderen fehlt mir im gesamten Buch weitgehend die auditive Darstellung. Gibt es z. B. Musik bei den Festen? Was ist mit Lärm und Geschrei auf den Straßen u. v. a.

Doch dies tut letztlich meinem Gesamturteil keinen Abbruch. Ich halte den Roman
„Im Schatten des roten Stieres“ für ausnehmend gut, erstklassig recherchiert, spannend geschrieben, also rundum lesenswert!

Veröffentlicht am 01.01.2017

Raffiniert geschrieben

DEAR AMY - Er wird mich töten, wenn Du mich nicht findest
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Das Cover ist vielversprechend in seiner dunklen Gestaltung. Aus dem Dunklen stechen die mit Leuchtgrün gestalteten wesentlichen Informationen verkaufsgeschickt hervor. Ein verlassenes Auto, das mit geöffneter ...

Das Cover ist vielversprechend in seiner dunklen Gestaltung. Aus dem Dunklen stechen die mit Leuchtgrün gestalteten wesentlichen Informationen verkaufsgeschickt hervor. Ein verlassenes Auto, das mit geöffneter Autotür auf einem leeren Parkplatz steht, hinterlässt ein Gefühl der Beunruhigung und dieses beunruhigende Gefühl wächst beim Lesen unaufhörlich.

Ein Mädchen verschwindet, seltsame Briefe an Margot Lewis, eine engagierte Lehrerin, tauchen auf und stellen die Verbindung her zu dem ca. 20 Jahre alten Fall eines ebenfalls vermissten Mädchens. Spannend-verworren windet sich die Geschichte durch das Bewusstsein von Margot Lewis und der Leser wird immer wieder in die Irre geführt.

Der Schreibstil, der durch den Wechsel von Gegenwarts- und Vergangenheitsform verschiedene Ebenen öffnet und durch relativ abgehackte Sätze zusätzlich Spannung erzeugt, ist etwas ungewöhnlich, aber nachdem man sich eingelesen hat, ist man ganz unmerklich in die Handlung gerutscht und entkommt dem Buch nicht mehr bis zur letzten Seite. Die Autorin spielt gekonnt auf der psychologischen Klaviatur zwischen Fiktion und Tatsache.
Ein großartiges Debüt der Autorin aus Großbritannien.

Veröffentlicht am 26.12.2016

Brüchige Schönheit

Stiefkind
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Das gut gemachte Cover mit dem von hinten gezeigten Jungen passt perfekt zum Buchtitel. Ein Stiefkind, ein trauriges Stiefkind, das verloren in der Landschaft steht...
Das Buch beginnt wie im Märchen: ...

Das gut gemachte Cover mit dem von hinten gezeigten Jungen passt perfekt zum Buchtitel. Ein Stiefkind, ein trauriges Stiefkind, das verloren in der Landschaft steht...
Das Buch beginnt wie im Märchen: Einfache junge Frau mit vielen Selbstzweifeln heiratet reichen Anwalt, in dessen Besitz sich ein riesiges Haus in Cornwall befindet. Der Buchanfang zeichnet eine Welt des Glücks, der Liebe und des Reichtums, zum Träumen schön. Und doch ist man auf ganz unterschwellige Weise gewarnt, sich nicht völlig dieser Idylle hinzugeben.
Die Sprache wechselt geschickt zwischen Gegenwartsform und Vergangenheit, obwohl die Geschehnisse durchaus chronologisch erzählt werden. Gerade in den Passagen in der Gegenwartsform wächst beim Leser das ungute Gefühl und damit eine unmerklich wachsende Spannung.
Auf der Suche nach Verschwiegenem in der Vergangenheit wird die Verwirrung beim Leser immer größer, wobei der Wandel vom liebenden Ehemann zum gefährlichen Feind etwas schwer nachzuvollziehen ist.
Der Autor nimmt den Leser mit in eine gefährliche, ungeheuer intensive Innenschau. So viel Kälte, so viel Einsamkeit, so viel Verleugnung von Gewesenem. Erzählt er uns von Halluzinationen oder von wahrem Geschehen? Es bleibt spannend bis zum Schluss!

Veröffentlicht am 11.12.2016

Atemberaubend spannend

Der Schacht
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Ein mir unbekannter Autor, ein mir unbekannter Verlag, ein Ängste auslösendes Cover und ein atemberaubender Bucheinstieg - also rundum eine Entdeckung im Genre der (Psycho)Thriller!
Sowohl Helen Stein, ...

Ein mir unbekannter Autor, ein mir unbekannter Verlag, ein Ängste auslösendes Cover und ein atemberaubender Bucheinstieg - also rundum eine Entdeckung im Genre der (Psycho)Thriller!
Sowohl Helen Stein, die Profilerin, als auch der Ermittler Ben Funke sind nach unterschiedlichen Traumata beschädigte Persönlichkeiten, die aber dennoch oder vielleicht gerade deswegen zur Zusammenarbeit finden. Irgendwo im Westerwald scheint ein Serienkiller sein Unwesen zu treiben. Es werden Mädchenleichen gefunden, es gibt ungelöste Fälle verschwundener junger Mädchen, viele mögliche Spuren, erst vielversprechend, dann doch wieder in die Irre weisend. Ein egomanischer Psychotherapeut mit eindringlichen Therapiemethoden, schrullige Westerwäldler, unheimliche lokale Gegebenheiten – dazu ein Schreibstil, der präzise schildernd den Leser durch das Geschehen schickt, ohne je den Spannungsbogen zu unterbrechen, im Gegenteil, die Spannung mehr und mehr verdichtend bis zum furiosen Ende. All das zusammen ergibt einen Thriller, den man atemlos ohne Pause liest. Der Autor hat es nicht nötig, durch verhackstückte zeitversetzte Einzelpassagen, die mal hier, mal da spielen, den Leser zu verwirren. Er erzählt folgerichtig, nachvollziehbar, alle Sinneseindrücke einbeziehend – großes Kino, wie ich finde und absolut lesenswert.