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Veröffentlicht am 30.03.2020

Zu einfach und zu nett

Émilie und das kleine Restaurant
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Erst als ich das Buch in der Hand hielt, merkte ich, dass es sich um eine Zeitebenengeschichte handelt, denn die drei Frauen aus der Kurzbeschreibung - Émilie, Hélène und Marie-Juliette - leben zu unterschiedlichen ...

Erst als ich das Buch in der Hand hielt, merkte ich, dass es sich um eine Zeitebenengeschichte handelt, denn die drei Frauen aus der Kurzbeschreibung - Émilie, Hélène und Marie-Juliette - leben zu unterschiedlichen Zeiten: 2016, 1967 und 1934.

Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich den Roman jetzt wohl nicht gelesen, denn ich hatte Lust auf eine Freundinnen-Geschichte. Ich war als sehr gespannt auf den Inhalt.

Der Roman spielt im französichen Teil von Kanada, in Saint-Henri, einem Quebecer Vorort und beginnt 2016, als Émilie sich einen bekannten Koch als Mentor sucht. Sie träumt von ihrem eigenen Restaurant und wird von ihrem Mann und ihrem kleinen Sohn unterstützt.
Hélène trennt sich 1967 von ihrem Mann, zu einer Zeit, in der man sich noch nicht so leichtfertig trennte. Um für ihre Kinder zu sorgen, baut sie sich ein Catering-Service auf.
Marie-Juliette hat 1934 tolle Eltern, die sie unterstützen in ihrem Bestreben Chefkoch zu werden - in der Zeit, in der "man" erwartete, dass eine Frau so schnell wie möglich heiratet.

Was die drei Frauen miteinander verbindet, ist die Liebe zum Kochen. Zudem wirkt ein in Émilies Küchenschrank gefundener grüner Koffer wie ein roter Faden und bringt am Ende die drei Zeiten und Geschichten der Frauen zusammen.

Der Erzählstil ist speziell. Es ist, als ob ein Aussenstehender die Geschichte einem Publikum erzählt und die Zuschauer immer mal wieder etwas fragt, ebenso auch die Protagonistinnen anspricht. Es wirkte mehr beobachtend als richtig mit Herz und Seele erzählt, ein wenig wie aus der Zeit gefallen.

So fiel es mir schwer, eine Verbindung zu den drei Frauen aufzubauen. Die Idee ist nicht schlecht. Selbst die Figuren wie auch deren Geschichten waren nett, aber sie wirkten zu brav und man kam durch diese Erzählweise nicht wirklich an sie ran. "Émilie und das kleine Restaurant" wirkt dadurch viel zu einfach, um zu überzeugen. Am besten gefiel mir noch die freche Marie-Juliette, Maju.

Zu einfach empfand ich auch die Rezepte. Es muss nicht immer Sterneküche oder irgendwas Besonderes sein, aber sie sollten ansprechend sein. Hier waren sie so einfach, dass man sich manchmal wundert - denn auch 1967 hat Schnittlauch und Petersilie anstatt viel Dill und einige Prisen Minze in einem Zaziki nichts zu suchen.

Die Rezepte stehen jeweils zwischen den einzelnen Kapiteln. Ebenso wird jedes Kapitel mit einem kleinen Rezept wie "1 Unze Neugier, 1 Prise Mut, 6 Tassen Dreistigkeit" überschrieben. Das ist nicht so meins, störte zwar nicht sehr, müsste aber auch nicht sein.

Fazit: Alles ein bisschen zu einfach und zu nett gehalten - "1 Prise Schärfe, 2 Tassen anderer Schreibstil" und schon würde der Roman gefälliger sein.
3 Punkte.

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Veröffentlicht am 08.03.2020

Nicht mein Humor

Zu wahr, um schön zu sein
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Was ist das Schlimmste an einem Buch? Wenn man die Protagonistin nicht mag! Denn alles hängt davon ab, wie die auftritt und sich verhält. Und wenn man so eine Figur nicht ab kann, dann leidet man auf jeder ...

Was ist das Schlimmste an einem Buch? Wenn man die Protagonistin nicht mag! Denn alles hängt davon ab, wie die auftritt und sich verhält. Und wenn man so eine Figur nicht ab kann, dann leidet man auf jeder Seite, weil man die Person so nicht versteht und sich über sie nervt.

Das erging mir leider mit Caro so. Die 45jährige feiert eigentlich Silberhochzeit, doch anstatt ihr Mann mit der Feier überrascht wird, wird Caro mit einem Geständnis überrascht. Was unverzüglich zur Trennung oder eher zu einer Patchwork ähnlicher Familiensituation führt. Kurz darauf verliert Caro ihren Teilzeitjob in der Bibliothek. Was Caro danach als Erstes nervt: dass ihr 15jähriger Sohn, der am Anfang recht abgebrüht rüberkommt, hoffentlich bloss was Gesundes isst. An zweiter Stelle ist Caro an neuen Männerbekanntschaften interessiert.

Eigentlich wär Caro ganz normal, aber sie wird so dargestellt, als ob sie mit sich selbst nicht zu recht kommt, und schaut vor allem nach aussen und wirkt dadurch total oberflächlich. Klar hat man es mit so einer Mutter wie Flora es ist, nicht leicht - aber nein, Caro mochte ich nicht.

Gefallen haben mir die Zwiegespräche mit Renato - Caros Kaffeekanne, das war zumindest originell. Und dass Caro ihre beste Freundin Silvia nicht hängen lässt, Date hin oder her, ausserdem noch die Eierlikör-Geständnisse im letzten Teil. Vielleicht noch Daisy, die Ente. Das hätte mir an Witzigkeiten vollständig genügt.

Wie man leider erst im Nachwort erfährt, ist Caros Geschichte bewusst humorvoll geschrieben. Und damit ganz anders und einiges oberflächlicher als sonst die Romane von Gabriela Engelmann. Die Story wirkte auf mich, als ob - so wie man bei Instagram einen Filter über ein Foto mit einem Wisch ziehen kann - ein überspitzter Humor-Filter darüber gelegt wurde und dies (immerhin) konsequent über alle 320 Seiten.

Ich mag diese Klischee-an-Klischee-Anreihung gar nicht. Denn ums schön und jung sein, und was man da noch alles für Möglichkeiten hätte, darum geht es Caro im ersten Drittel. Das hätte ich ja grad noch knapp begriffen, wenn Caro sechzig Jahre alt wäre, aber nein, sie ist erst 45 Jahre jung und steht in der Blüte ihres Lebens. Im Rest der Geschichte passiert pausenlos etwas, Caro kann nicht aufatmen. Das Tempo war hoch, aber mich fesselte die turbulente Geschichte nicht und so kam ich mit dem Lesen nicht voran und hätte fast lieber Selbstgespräche mit meiner French Press, übrigens immer noch namenslos, geführt als weiter gelesen.

Ne, das war nichts für mich - aber ich freue mich, dass ich noch einige der "alten" Engelmann-Serien noch nicht zu Ende gelesen habe, ich greife lieber wieder auf die zurück - die gefallen mir viel besser.

Mich erinnerte "Zu wahr, um schön zu sein" extrem an die Romane von Petra Hülsmann, mit deren Humorstil und Figuren ich mich meistens nicht arrangieren kann. Beim Lesen fühlte ich mich wie in einem Hülsmann-Roman, nur eben nicht mit einer blutjungen, sondern einer Protagonistin im besten Alter. Der Schauplatz, Hamburg, ist derselbe. Alle, die jene Romane lieben, werden mit dieser Geschichte sicher glücklich werden.

Fazit: Der Roman traf meinen Humor-Geschmack leider nicht - ich geh jetzt einfach wieder die alten Engelmann-Romane lesen.
3 Punkte.

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Veröffentlicht am 04.02.2020

Leider langweilig

Mister Franks fabelhaftes Talent für Harmonie
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Bisher mochte ich fast alle Romane von Rachel Joyce. Mich sprach das Thema von "Mister Franks fabelhaftes Talent für Harmonie" an, denn ich verkaufte während meiner Ausbildung im Bücherladen auch Schallplatten ...

Bisher mochte ich fast alle Romane von Rachel Joyce. Mich sprach das Thema von "Mister Franks fabelhaftes Talent für Harmonie" an, denn ich verkaufte während meiner Ausbildung im Bücherladen auch Schallplatten und bekam den Einzug der CD's hautnah mit. Zufällig war das genau in der Zeit, in der auch dieser Roman spielt. Das Jahr 1988 stimmt, nur nicht das Land und die Stadt.

CD-Gestelle zu putzen ist eindeutig einfacher als LP-Gestelle, aber soweit überlegt Mister Frank in London nicht. Er weigert sich, hauptsächlich aus nostalgischen Gründen und allen Überredungstaktiken der Vertreter zum Trotz, CD's zu verkaufen.

Frank ist ein Einzelgänger, dennoch freundet er sich mit den Ladenbesitzern und den Bewohnern in seiner Strasse an. Es bildet sich sowas wie eine Clique, bestehend aus Tätowiererin Maud, Pater Anthony mit seinem Devotionalienladen, Kit, der Frank im Laden hilft und einigen anderen. Gemeinsam kämpfen sie gegen die Baufirma, die sämtliche Gebäude der Strasse aufkaufen wollen.

Da taucht plötzlich eine Frau in Grün vor Franks Laden auf, in die sich Frank auf den ersten Blick verliebt. Doch die Frau ohne Namen erscheint nur ganz selten im Plattenladen. Obwohl die beiden sich leicht anfreunden, bleibt die Frau auf Distanz und gibt sich geheimnisvoll. Aber auch Franks Harmonietalent hält sich in Grenzen. Er ist eher einer der sich ausklinkt.

Und das war mit ein Grund, wieso dieser Roman so unglaublich langatmig war. Die Geschichte hat mich gelangweilt, denn es passiert grosso modo lange nur dasselbe: Ilse kommt und verschwindet, Frank hat Angst vor Gefühlen und will keine CD's verkaufen.

Erst zum Schluss, nach einem Zeitsprung 20 Jahre später und auf den letzten 80 Seiten, wurde die Geschichte wieder interessanter. Deshalb vergebe ich doch noch knappe 3 anstatt nur 2 Punkte.

Da mir Rachel Joyce Romane bisher gefallen haben, war ich enorm enttäuscht von Mister Franks fehlendem Talent für Harmonie.

Fazit: Die Idee mit dem Plattenladen ist toll, aber eindeutig viel zu langweilig umgesetzt.
Knappe 3 Punkte.

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Veröffentlicht am 30.01.2020

So schön das Cover, so nervig die Protagonistin

Liebe geht durch den Garten
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Das Cover ist ein Eye Catcher, eins der schönsten, die ich in letzter Zeit gesehen habe. Da war ich natürlich auch neugierig auf den Inhalt. Garten-Romane mag ich und so dachte ich, diese Schrebergarten-Geschichte ...

Das Cover ist ein Eye Catcher, eins der schönsten, die ich in letzter Zeit gesehen habe. Da war ich natürlich auch neugierig auf den Inhalt. Garten-Romane mag ich und so dachte ich, diese Schrebergarten-Geschichte könnte was für mich sein.

Doch der Roman beginnt schon mal recht schräg. Die Protagonistin Anna ist eine Nervensäge, sie verhält sich einfach - Entschuldigung - saudoof.

Anna hat viel zu tun mit ihrer Arbeit als Illustratorin und ihren beiden Söhnen. Der Sommer steht vor der Türe und die Bauarbeiter ebenso. Die Renovationsarbeiten im Haus sind laut, das zehrt logischerweise an den Nerven.

Als Anna einen Bericht über Gärten liest, kommt sie auf die Idee, sich selbst einen zu mieten. Ohne viel zu überlegen, macht sie sich auf die Suche und findet auch bald einen. Und auch jetzt: ohne zu überlegen, was mit einem Schrebergarten alles auf sie zukommt, unterschreibt sie den Vertrag. Völlig blauäugig!

Leider geht es so weiter, und so zieht sich das vom Anfang an bis fast ganz zum Schluss durch den Roman. Sei es Annas Verhalten gegenüber ihrer Vermieterin gleich am Anfang oder kurz darauf, als Anna ihr Velo im Gebüsch versteckt, nur damit der Präsident des Schrebergartenvereins nicht sieht, dass sie nicht Auto fährt.

Da hilft es auch nichts, dass ihre Gartennachbarn eigentlich ganz nett sind, und sich darunter sogar ein nettes männliches Exemplar befindet, Paul, mit dem Anna sich mehr als nur Gartenarbeit vorstellen kann. Doch als auch Sabine um ihn buhlt, kommt es zum Hahnen, bzw. Hühnerkampf...

Ich mag solche Protagonisten einfach nicht und dann könnte die Geschichte drumrum noch so gut sein, man kann sie einfach nicht geniessen, weil da immer die nervige Prota rumspaziert.

"Liebe geht durch den Garten" hat gute Ansätze, konnte mich aber aufgrund der Hauptfigur mit ihren übertriebenen Handlungen nicht überzeugen. Nur das Cover liebe ich nach wie vor.

Der Schreibstil ansonsten war angenehm und ich kann mir vorstellen, einen weiteren Roman der Autorin zu lesen. Nur bitte dann mit einem Protagonist, bei dem es einen nicht die Fingernägel einrollt.

Fazit: Ohne die naive Protagonistin wäre die Geschichte wohl ganz nett.
3 Punkte.

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Veröffentlicht am 02.12.2019

Sprachlich schön, aber in der Handlung zu monoton

Unter den hundertjährigen Linden
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Als Friedhofswärterin bekommt Violette so einiges mit - über die Toten und über die Lebenden. Bereits seit zwanzig Jahren arbeitet sie hier. Wie sie zu dem Job als Friedhofswärterin kam, wird von der Gegenwartsgeschichte ...

Als Friedhofswärterin bekommt Violette so einiges mit - über die Toten und über die Lebenden. Bereits seit zwanzig Jahren arbeitet sie hier. Wie sie zu dem Job als Friedhofswärterin kam, wird von der Gegenwartsgeschichte rückblickend in vielen Episoden erzählt.

Die Geschichte wird von Valérie Perrin ruhig erzählt, die Idee dahinter finde ich grandios und auch die Charaktere sind interessant gestrickt.

Mir gefielen die Storys rund um die Friedhofsbesucher, auch Violettes Lebensgeschichte ist eindrücklich. Von Geburt an ist sie mit Schicksalsschlägen belastet. Dennoch scheint sie zufrieden mit ihrem ruhigen Leben zu sein. Sie trägt die Ruhe in sich selbst und gibt sie aufgewühlten Besuchern mit, die in ihrer Küche immer eine Tasse Tee oder Kaffee erwarten dürfen.

Was im Klappentext betreffend Violettes Tochter verraten wird, wird im Buch erst spät erwähnt. Die Story darüber wird gegen Schluss aufgelöst und erstaunt. Leider blieb das der einzige Clou in der sehr ruhigen, aber trotzdem enorm ereignisreichen Geschichte.

Mir ist die Erzählung trotz feinfühligem, sprachlich schönem Schreibstil zu flach geraten. Wenn ich euch also die Rahmenhandlung erzählen würde, würde ich die Glanzpunkte und Überraschungen des Romanes vorwegnehmen.

Nach den ersten 150 Seiten begann ich mich zu fragen, was da noch kommen wird auf den restlichen 412 Seiten - theoretisch passiert viel Emotionales, aber wahrscheinlich aufgrund Violettes ruhiger Art wird alles zu emotionslos geschildert und macht das Lesen des Romans zäh.

"Unter den hundertjährigen Linden" entpuppte sich als "Eigentlich, aber"-Buch: eigentlich super schön, aber leider auch super langweilig.

Fazit: Toller Schreibstil, schöne Sprache, und eigentlich auch eine interessante Geschichte, aber mit 512 Seiten zu lang und zu monoton.
3 Punkte.