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Julia_Matos

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.02.2019

Unsympathische Hauptfigur, verwirrende und zähe Handlung

Seelenfänger
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Ein spannender Klappentext, der Assoziationen zu Inception und Matrix hervorruft.
2,5 Sterne vergebe ich in Anerkennung dessen, dass die Idee um verschiedene Realitätsebenen, Traumwelten, virtuelle Welten ...

Ein spannender Klappentext, der Assoziationen zu Inception und Matrix hervorruft.
2,5 Sterne vergebe ich in Anerkennung dessen, dass die Idee um verschiedene Realitätsebenen, Traumwelten, virtuelle Welten und Maschinenintelligenz in Anbetracht der Ersterscheinung 2012 besonders ist und die Umsetzung ein komplexes Gedankengerüst erkennen lässt.
Ich mag in einer möglichen Zukunft verortete Szenarien, die mich zum Mitdenken animieren. Der Weltenbau ist futuristisch, politisch und dystopisch angehaucht, schöpft das Potenzial aber nicht aus. Einseitig wirkend, weil die vom Klimawandel besonders gebeutelte arme Bevölkerungsschicht kaum wahrzunehmen ist.
Als besonders reizvoll empfand ich die Szenen rund um Nebenfigur Matthias und Einblicke in die Vergangenheit der weiblichen Hauptfigur Florence, die aber in der Gegenwart für meinen Geschmack zu beliebig wirkt, um mitzureißen.
Mit Hauptfigur Zach konnte ich partout nicht sympathisieren. Bei allem Verständnis für seine Lage: Ständig und in den unpassendsten Situationen denkt er an Sex mit seiner Psychiaterin. Das lässt ihn verantwortungslos, hochmütig, pubertär wirken, sodass mir die ihm entgegengebrachten Gefühle nicht glaubhaft vermittelt werden konnten.
Die verschiedenen Realitätsebenen verwirren ab einem bestimmten Zeitpunkt. Es gilt, sehr aufmerksam zu lesen, obwohl wenig Aufregendes passiert. Weil die Handlung anstrengt, ohne zu fesseln, konnte ich mich in der zweiten Buchhälfte nicht mehr überwinden, mit der vorangegangenen Präzision zu lesen.
Bei der Rechtschreib-/Formatierungskorrektur hat die Maschinenintelligenz trotz Neuauflage in 2019 offensichtlich noch Grenzen. Es wurden fälschlicherweise Bindestriche entfernt.
Das Ende hinterlässt Fragezeichen, was ich manchmal mag, mich diesmal aber mit einem unguten Gefühl zurücklässt. Trotzdem kann ich mir vorstellen, weitere Romane von Andreas Brandhorst kennenzulernen.
Vielleicht gebe ich dem Buch eine zweite Chance, wenn ich viel Zeit habe, ohne Unterbrechungen zu lesen.

Veröffentlicht am 27.01.2018

Flache Sprache, klischeehafte Charaktere und Rollenbilder

Bis alle Schuld beglichen (Jan-Tommen-Thriller 1)
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Meine Eindrücke in Kürze / Fazit: Ein einfacher Erzähl- und Sprachstil, der kaum Gefühle, Tiefgang und Spannung aufkommen lässt. Charaktere bleiben unausgereift oder bedienen Stereotype. Viel primitiver ...

Meine Eindrücke in Kürze / Fazit: Ein einfacher Erzähl- und Sprachstil, der kaum Gefühle, Tiefgang und Spannung aufkommen lässt. Charaktere bleiben unausgereift oder bedienen Stereotype. Viel primitiver Humor. Nicht zu empfehlen für Leser, die einen anspruchsvollen Krimi mit kreativen Ideen suchen. Okay, wenn man bewusst kurzweilige Unterhaltung sucht.

Meine ausführlichen Einschätzungen:

Neugierde auf diesen Bestseller und darauf, was ihn so beliebt macht sowie das Bestreben, eine qualifizierte Rezension abzugeben, haben mich angetrieben, den Roman fertig zu lesen. Ich fühlte mich nicht gefesselt, streckenweise genervt. Zugegeben, ich habe mich über so manchen Dialog amüsiert. Aber - mit etwas Abstand betrachtet - fußt die Faszination letztendlich auf den gleichen Gründen, die auch Millionen Leute das Zurschaustellen minderbegabter Menschen bei ‚DSDS‘-Castings und ‚Schwiegertocher gesucht‘ sehen lässt. Das fand ich im Alter von 13 noch lustig, aber mit fast 30 bin ich darüber lange hinaus.

Hauptfigur Jan ist für mich ein farbloser Charakter geblieben. Er bezeichnet sich selbst als super Spürnase, was ich bis dato schwer nachvollziehen kann. Zwar hat der Autor versucht, Jans Betroffenheit aufgrund eines dramatischen privaten Ereignisses auszudrücken, aber leider haben mich diese Szenen emotional kaum erreicht. Es ist mir nicht gelungen, mit ihm zu sympathisieren oder Faszination zu empfinden.

Beim Ermittlerteam hat Alexander Hartung ganz tief in die Klischeeschublade gegriffen und dann noch ordentlich überzeichnet, wobei Logikbrüche auftreten:
Zoe ist nikotin- und koffeinabhängig, sieht wie ein Supermodel aus und wird auch angehimmelt, obwohl sie ihre Mitmenschen wie den letzten Dreck behandelt. Sie ist steinreich und kleidet sich entsprechend. Zum Spaß ist sie ausgerechnet Rechtsmedizinerin, dann aber nach dem Mithören eines Telefonats traumatisiert.
Max ist Hacker, angeblich hochintelligent und erfüllt alle Klischees eines Nerds: abgedunkelte verwahrloste Wohnung, ungepflegt, isst nur Fastfood vom Lieferdienst, keine echten sozialen Kontakte.
Chandu mit afrikanischem Migrationshintergrund ist im kriminellen Milieu daheim.

Es hagelt Verleumdungen, alle Ermittler zeigen starke Neigungen zur Selbstjustiz und die Lösung des Falls wird vorrangig vorangetrieben, indem sensible Daten mit ein paar Mausklicks entwendet werden, Erpressung und Gewalt ausgeübt und eingebrochen wird. Spätestens mit den Brutalitäten durch die angeblich Guten werden Grenzen überschritten, die nicht überschritten gehören. Aufgrund der Veranlagungen des Ermittlerteams wird es in Folgebänden voraussichtlich ähnlich laufen.
Von realistischen Arbeitsbeschreibungen kann keine Rede sein: unfähige und voreingenommene Polizisten kurz vorm Durchdrehen, Leichenidentifikation anhand von Schmuck, scharfes mexikanisches Essen kurz nach Operation, vermischte Schadensersatz- und Strafprozesse, wozu ein Alibi prüfen?, was ist Schweigepflicht?, …
Hoffentlich nimmt diese Falschdarstellungen niemand ernst.

Ich habe nichts gegen überzeichnete Charaktere und künstlerische Freiheiten, wenn hierdurch meine Stimmung aufgehellt wird, ich mag die Wiedergabe von anspruchsvollem Zynismus. Aber hier läuft sich die extrem flache, vulgäre Ausdrucksweise schnell tot und vermag nicht mehr zu überraschen. Kreative Ideen fehlen. Das hat man alles schon mal gesehen und ich hätte eigentlich gern mal einen Gegenentwurf erlebt.
Es klingt an, dass sich hinter den Figuren tiefgründigere Geschichten verbergen könnten (z. B. Chandus Familie), aber aufgrund der in Band 1 gewonnenen Erfahrungen muss ich bezweifeln, dass dies in Folgebänden fesselnd und glaubwürdig dargestellt wird.

Der Kriminalfall ist nicht neu. Er vermag Spannung zu erzeugen, wenn man nicht zu viel nachdenkt und sich an Logikfehlern nicht stört. Eine Vielzahl unglaubwürdiger Elemente erschwert effektives Miträtseln. Es treten keine nennenswerten Längen auf. Nervenkitzel habe ich aber nicht empfunden.

Verweis auf zwei andere Krimireihen:
Ich lasse mich gern auf eine emotionale Reise mitnehmen.
Ich empfehle Jack Daniels (bevorzugt frühe Bände), um sich von einer zynischen Serienheldin und bewusst überzeichneten und urkomischen Sidekicks im Kampf gegen psychopathische Mörder (inklusive verstörender Innenansichten) in einer Gefühlsachterbahn kurzweilig unterhalten zu lassen: Der Lebkuchenmann (Ein Jack-Daniels-Thriller 1).
Ich begleite gern Max Wolfe, wenn ich eine tiefgründige, sympathische Hauptfigur und gut recherchierte, vergleichsweise realistische Polizeiarbeit, aufgepeppt mit einigen spannenden Alleingängen, suche: Nachtschwärmer: Eine DC-Max-Wolfe-Kurzgeschichte. Kriminalroman.
Emotionen sind besser spürbar. Die Hauptfiguren sind intelligent und haben ein faszinierendes Privatleben und die Brüche zwischen realistischen und übertriebenen Darstellungen weisen eine höhere Treffsicherheit auf.

Veröffentlicht am 23.01.2018

Handlung konstruiert, Sprachgebrauch ausbaufähig

So finster dein Herz
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Zu ‚Totenherz‘:
Störende sentimentale Ausdrucksweise und langatmige Beschreibungen
Es gilt das typische Rezept der Autorin: Kurz, kurzweilig, flüssig zu lesen. Verbrechen im Zuge der Vergangenheitsbewältigung ...

Zu ‚Totenherz‘:
Störende sentimentale Ausdrucksweise und langatmige Beschreibungen
Es gilt das typische Rezept der Autorin: Kurz, kurzweilig, flüssig zu lesen. Verbrechen im Zuge der Vergangenheitsbewältigung als altbewährte Grundhandlung. Taffe, aber auch verletzliche Ermittlerin mit Ecken und Kanten, detektivischem Spürsinn und problematischer Vergangenheit. Während in anderen Romanen von Daniela Arnold klassische Action und Schilderungen von Gewalt zwar nichts für zarte Gemüter sind, aber vergleichsweise wenig Raum einnehmen, die Dramen sich viel unterschwellig und im Kopf abspielen, weist ‚Totenherz‘ mehr hiervon auf.
Highlights waren für mich die Sichtweisen der Opfer, bei denen Emotionen gut transportiert wurden und viel Spannung erzeugt wurde.
Zu Beginn habe ich auch die alleinerziehende Kriminalkommissarin Julia als Hauptfigur gemocht. Im weiteren Lesefortschritt habe ich mich zunehmend an Ausdrücken gestört, die ich bereits aus vorangegangen Romanen kannte. Dabei bleibt auch Kitsch nicht aus. Beispiele: Mütter, denen beim Ansehen ihres Kindes aus Liebe die Luft wegbleibt. Zorn/Wut, der die Adern flutet. Herz, das gegen die Rippen hämmert. Auffallend oft wird geseufzt, schwer geatmet, nach Luft geschnappt und die Ohnmacht verloren. Dies wirkt auf Dauer lächerlich und lässt die Figuren austauschbar werden. Belangloses wird ausführlich beschrieben, z. B. wie der Sohn mit Fast Food versorgt wird. Die Lovestory lässt Tiefgründigkeit vermissen.
Das Ende ist für meinen Geschmack zu konstruiert und abrupt geraten. Nach meiner Einschätzung ein wenig einprägsamer Krimi, aus dem man durch eine innovativere Sprache mehr hätte herausholen können.

Zu ‚Lügenkind‘:
Inhaltsarm und unglaubwürdig
Es gilt das typische Rezept der Autorin: Kurz, kurzweilig, flüssig zu lesen. Vergangenheitsbewältigung als altbewährte Grundhandlung. Klassische Action und Schilderungen von Gewalt sind zwar nichts für zarte Gemüter, nehmen für dieses Genre aber vergleichsweise wenig Raum ein, die Dramen spielen sich viel unterschwellig und im Kopf ab.
Die Atmosphäre ist düster und gruselig, wobei man aus der Location noch mehr hätte herausholen können. Mit Hauptfigur Anna bin ich leider nicht warm geworden. Sie wird als beruflich erfolgreich skizziert, stellt sich während der Geschichte aber als physisches und psychisches Wrack heraus. Man fragt sich, warum sie sich die Vergangenheitsbewältigung, die sie in der Gegenwart so sehr quält und sogar in Lebensgefahr bringt, überhaupt aufbürdet. Noch unglaubwürdiger gerät die Liebesgeschichte. Charmanter und gutaussehender Traummann investiert aus unerfindlichem Grund haufenweise Zeit, Geld, Nerven und Herz a la „Ich kenne dich kaum, aber renoviere dir das Haus, kaufe für dich ein, verwöhne dich, vertraue dir, halte stets zu dir, tröste dich mit Sex …“.
Zudem habe ich mich an Ausdrücken gestört, die ich bereits aus vorangegangen Romanen kannte. Dabei bleibt auch Kitsch nicht aus. Beispiele: Zorn/Wut, der die Adern flutet. Herz, das gegen die Rippen hämmert. Auffallend oft wird geseufzt, schwer geatmet, nach Luft geschnappt und die Ohnmacht verloren. Dies wirkt auf Dauer lächerlich und lässt die Figuren austauschbar werden. Belangloses wird ausführlich beschrieben.
Die Handlung baut auf Zufällen, fragwürdigen Eingebungen und mysteriösen Erscheinungen auf. Ich bin kein Fan dieser paranormalen Aktivitäten geworden. Die Auflösung war für mich angesichts der wenigen Figuren keine Überraschung. Motive und Gefühlswelt des Täters wirken konstruiert.
Die Titelgebung für den Roman erschließt sich mir nicht.
In „Im kalten Nebel“ wird eine sehr ähnliche Story sehr komplex, authentisch, atmosphärisch und mit wertvollen Botschaften wiedergegeben.

Nach vier Romanen werde ich wahrscheinlich keinen weiteren Roman der Autorin lesen, da ich Komplexität und Tiefgang vermisse und inhaltlich und sprachlich zu viel nach Schema F abläuft.

Veröffentlicht am 12.09.2022

Unsympathische Charaktere, schwer durchschaubare Fantasieelemente, anstrengender Stil

The Atlas Six
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Dies ist der Auftakt zu einer Urban-Fantasy-Krimi-Trilogie für Erwachsene. Leider konnte mich der Roman nicht fesseln und ich habe ihn mittig abgebrochen.

Lange Sätze, gegenderte Sprache und viele Perspektivwechsel, ...

Dies ist der Auftakt zu einer Urban-Fantasy-Krimi-Trilogie für Erwachsene. Leider konnte mich der Roman nicht fesseln und ich habe ihn mittig abgebrochen.

Lange Sätze, gegenderte Sprache und viele Perspektivwechsel, sodass Verwechslungsgefahr besteht und man sich schlecht hineinfühlen kann, machen das Lesen recht anstrengend. Wenn ich nach einer Unterbrechung weiterlas, fiel es mir manchmal schwer, mich an alles zu erinnern und wieder hineinzufinden. Obwohl in einem britisch anmutenden Herrenhaus verortet, kam kein Harry-Potter-Feeling auf, wie man es aufgrund des Marketings vermuten könnte. Bedrohliche, düstere Atmosphäre dominiert.

Die sechs im Mittelpunkt stehenden magisch begabten Erwachsenen, aus deren Sicht erzählt wird, sind keine Sympathieträger und recht holzschnittartig angelegt, z. B. der oberflächliche Schönling und die arrogante Femme Fatale. Sie verabschieden sich mit Leichtigkeit von ihrem alten Leben und geben von ihrem Innersten wenig Preis. Einerseits soll zusammengearbeitet werden, andererseits wird ständig gelogen, taktiert und intrigiert. Am besten gefiel mir noch die Naturmagierin. Ich wurde aber insgesamt mit den Figuren einfach nicht warm. Sie lösen keine Gefühle in mir aus. Das Magiesystem bleibt nebulös (z. B. Zusammenspiel mit der realen Gegenwart) und wirkt verworren. Und auch die Handlung, bei der es viel um Beziehungen zwischen den Auserwählten geht, entfaltete bei mir keine Sogwirkung.

Der Roman endet offen und wird fortgesetzt mit Band 2 von 3 "The Atlas Paradox" im April 2023.

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Veröffentlicht am 31.03.2020

Langweilig, vorhersehbar, Schwarz-Weiß auf die Spitze getrieben

Der mutige Weg
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Band 5 bildet den Zeitraum Ende März bis Mitte Mai 1895 ab. Band 1 gefiel mir super, mit exotischem Flair, Lerneffekt, elementarer und mehrere Jahre umspannender Handlung mit tiefen Gefühlen. Danach wurde ...

Band 5 bildet den Zeitraum Ende März bis Mitte Mai 1895 ab. Band 1 gefiel mir super, mit exotischem Flair, Lerneffekt, elementarer und mehrere Jahre umspannender Handlung mit tiefen Gefühlen. Danach wurde die Handlung für mich vor allem durch Karl und Hamza getragen. Dieser Band 5 ist sprachlich und inhaltlich unsagbar seicht, mit ausschweifenden und nichtssagenden Details. Beispiel: Kind quengelt zum fünften Mal über die selbe Sache, wird charmant ermahnt, liebevoll angesehen, abgesetzt, hochgehoben, auf den anderen Arm genommen. Die Handlung verläuft vollkommen vorhersehbar. Es passiert exakt das, was ich erwartete. Einige Figuren oder ganze Gruppen sind total fleißig, fortschrittlich, liebevoll, gönnerhaft, mit Kindern, die allesamt Goldschätze sind. Dem stehen Figuren gegenüber, die offensichtlich faul, egoistisch, intrigant, gefühlskalt sind. Das erkennt auch das Personal, bloß die naiven Protagonisten brauchen ewig dafür. Der Kenntniszuwachs ist auf wenige Worte beschränkt. Die Autorin hat keinen roten Faden mehr. Die Reihe verkauft sich gut, also wird immer noch ein neuer Band mit typischem Rezept erdacht, der ein paar Wochen abdeckt. Schade. Ich höre hiermit mit dieser Telenovela-Reihe auf.

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