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dear_fearn

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.05.2020

Sommerkrimi am Meer

Mitten im August
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Auf Capri ist eigentlich nicht viel los. Inselpolizist Enrico Rizzi und sein Team haben eher mit Falschparkern und Diebstählen zu tun. Deshalb ist auch der Aufruhr groß, als an Capris Küste ein Mann, Jack, ...

Auf Capri ist eigentlich nicht viel los. Inselpolizist Enrico Rizzi und sein Team haben eher mit Falschparkern und Diebstählen zu tun. Deshalb ist auch der Aufruhr groß, als an Capris Küste ein Mann, Jack, in einem Ruderboot tot aufgefunden wird. Die Ermittlungen beginnen und immer wieder entstehen Rangeleien mit der Mordkomission in Neapel. Auch Rizzis Team ist kein eingelaufenes Getriebe und steht sich oft selbst im Weg.

Das Buch als solches ist schön anzusehen. Die, wie ich gelernt habe, Faraglioni-Felsen auf dem Cover kommen durch die Lackierung besonders gut zur Geltung. In den Umschlagsklappen sind hübsch gezeichnete Karten abgebildet, damit der Leser sich auf der Insel und dem Umland besser zurecht finden kann.

Die Themen des Buchs sind vielfältig. Neben der Polizeiarbeit hilft Rizzi seinem Vater auf dem Hof und setzt sich für biologische Ungezieferbeseitigung ein. Auch das Mordopfer Jack und seine verschwundene Freundin Sofia beschäftigen sich mit Umweltthemen. Beide sind Studenten der Ozeanologie und haben das Ziel, den Klimawandel aufzuhalten, indem sie mit ihrer Forschungsarbeit der Versauerung der Meere entgegenwirken.

Luca Ventura hält den Hauptfokus auf Rizzi gerichtet, schwenkt aber auch immer mal auf seine Kollegin Cirillo und in die Vergangenheit zur Freundin des Mordopfers, Sofia, und ihren gemeinsamen Erlebnissen.

Wenn ich das Buch einzeln betrachte, muss ich sagen, dass mir bei den einzelnen Charakteren noch mehr Story und Tiefe gefehlt hat, vor allem bei den Polizisten. Es wurde viel angedeutet, aber wenig ausgeführt. Die Beziehungen rund um Jack und Sofia mit ihren Familien ist mir deutlich klarer vorgekommen. Als Auftakt einer Reihe betrachtet, finde ich es jedoch vollkommen in Ordnung und wünsche mir nun eine Fortsetzung, um noch mehr zu erfahren. Aus den Fehden der Polizeibüros Insel/Festland lässt sich sicher noch was machen, die Kollegen können bestimmt noch enger zusammenrücken und die jeweiligen Backstories lassen sich mit Sicherheit auch gut einarbeiten.

Die anstachelnden Rückblenden zwischendurch und ein paar aufregende Ermittlungsmomente haben dem ganzen durchaus Spannung verliehen, auch wenn das Buch ansonsten sehr ruhig und gemächlich geschrieben ist. Es muss ja nicht jeder Krimi ein "Ich-lese-die-ganze-Nacht-durch-weil-es-so-spannend-ist"-Krimi sein. So passt er deutlich besser in meinen Tagesablauf und der Kaffeekonsum bleibt in Grenzen.

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Veröffentlicht am 06.04.2020

Anschaulicher Geschichtsunterricht

Einfach alles!
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Den Geschichtsunterricht habe ich früher gehasst. Oft mussten wir Jahreszahlen auswendig lernen und uns die dazugehörigen Ereignisse merken, wovon ich absolut kein Fan war. Unser Unterricht war "ein bisschen ...

Den Geschichtsunterricht habe ich früher gehasst. Oft mussten wir Jahreszahlen auswendig lernen und uns die dazugehörigen Ereignisse merken, wovon ich absolut kein Fan war. Unser Unterricht war "ein bisschen hiervon und ein bisschen davon", ohne richtige Zusammenhänge. Wer mit den Zahlen auf Kriegsfuß stand, hatte verloren.

Dahingehend finde ich das Buch super. Es verfolgt eine chronologische Reihenfolge und bedient sich einer "24-Stunden-Uhr", auf der die Menschheitsgeschichte nur einen klitzekleinen Teil ausmacht. Natürlich startet das Buch deshalb mit dem Urknall, gefolgt von erstem Leben, Dinosauriern und irgendwann schließlich der Menschheitsentstehung. So können Kinder die Erdgeschichte gut begreifen: Am Anfang passiert erstmal ewig lang nix weiter, und dann plötzlich alles auf einmal. Wir Menschen sind nur ein klitzekleiner Bestandteil vom großen Ganzen, haben aber inzwischen massiven Einfluss auf den Planeten.

Die Gestaltung des Buchs ist grandios. Sehr schöne grafische Elemente, am äußeren Rand eine Gliederung durch Farbstreifen, um sich besser in den Abschnitten orientieren zu können, tolle Grafiken und teilweise Fotos (die für mich etwas aus der Reihe tanzen). An mancher Stelle hätten ein paar mehr Landkarten zum besseren Nachvollziehen beitragen können, aber es ist alles in allem sehr übersichtlich und verständlich.

Die ersten Kapitel fand ich sehr gut, weil ich mich für die Erdentstehungsgeschichte interessiere. Alles verfolgt einen gemeinsamen Weg. Ab Auftauchen der Menschen wurde es mir dann zu unübersichtlich. Hier überschlagen sich die Ereignisse: viele Kontinente, viele Völker, viele Kriege und Einzelpersonen, die wichtige Rollen gespielt haben. Da aber alles so gut aufgearbeitet wurde, hatte ich doch den ein oder anderen "ach, guck an"-Moment.

Größter Makel des Buchs: Die vielen Rechtschreibfehler, die hoffentlich in der zweiten Auflage ausgemerzt werden. Bis fast zum Schluss konnte ich großzügig darüber hinweglesen, aber als Hitlers Partei durch einen Buchstabenverdreher als "NDSAP" bezeichnet wurde, musste ich doch kurz mal tiiief durchatmen.

Fazit: Begleitend zum Geschichtsunterricht finde ich das Buch durchaus für Kinder interessant und zur Auffrischung der Allgemeinbildung auch für Erwachsene geeignet.

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Veröffentlicht am 01.04.2020

Mein Mangel an Geduld...

Das Gewicht der Worte
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Und nochmals habe ich gemerkt: Ich lese Bücher lieber, vor allem solche wie dieses, das sprachlich und inhatlich extrem anspruchsvoll ist. So kann ich das Tempo selbst bestimmen, bedeutungsvolle Sätze ...

Und nochmals habe ich gemerkt: Ich lese Bücher lieber, vor allem solche wie dieses, das sprachlich und inhatlich extrem anspruchsvoll ist. So kann ich das Tempo selbst bestimmen, bedeutungsvolle Sätze mehrfach lesen, manche Namen und Wörter besser erfassen. Deshalb fand ich den Einstieg nach jeder Hörpause aufs Neue wieder schwierig: Gemächliches Vorlesen von Markus Hoffmann (wenn auch ausgesprochen gut, großes Lob!), Fremdwörter, Namen... Nach ein paar Hörminuten konnte ich mich zwar entspannen und in die Stimme eintauchen, mich in der Story zurechtfinden, aber bei über 22 Hörstunden gestaltete sich das mehr als langwierig...

Kurz zum Inhalt: Simon Leylands Leben ist voller Wendepunkte. Er ist Übersetzer und gibt den Autoren in anderen Sprachen eine Stimme. Als seine Frau Livia einen Verlag erbt, zieht er mit ihr nach Triest. Nach ihrem Tod übernimmt er den Verlag, die Kinder sind erwachsen, und ihn erreicht die nächste Hiobsbotschaft: die nach mehreren Migräneanfällen irrtümlich gestellte Diagnose Gehirntumor, die ihn antreibt, den Verlag zu verkaufen. Nach seinem Umzug in das ihm vermachte Haus seines verstorbenen Onkels, schlägt er ein neues Kapitel auf und findet seine eigene Stimme.

Die Sprache dieses Buchs ist philosophisch, resümierend, unaufgeregt und langsam. Es gibt Wendepunkte und Hochs, aber von Spannung ist eher nicht zu reden. Die Charaktere sind mühevoll ausgearbeitet und kommen mir als Leser deshalb sehr nah vor. Paul Mercier nutzt viele Mittel, um seine Gedanken und Gefühlswelt wortreich deutlich zu machen, teils mit Briefen an seine Frau und inneren Monologen. Mir persönlich war das etwas zu viel des Guten, zu viel Wiederholung, zu langwierig, auch zuviele Vertiefungen in Wortbedeutungen. Das schmälert den Genuss etwas, vor allem, weil mir gegen Ende einfach mein Mangel an Geduld auf die Füße fiel.

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Veröffentlicht am 05.02.2020

Das Leben in der Kuppel

Eve of Man (I)
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Seit mehreren Generationen wurden auf der Erde nur noch Jungen geboren. Die Frauen werden älter und bald wird keine mehr Kinder empfangen können. Doch dann geschieht ein Wunder: Eve wird geboren. Sie wächst ...

Seit mehreren Generationen wurden auf der Erde nur noch Jungen geboren. Die Frauen werden älter und bald wird keine mehr Kinder empfangen können. Doch dann geschieht ein Wunder: Eve wird geboren. Sie wächst in der Kuppel eines Turms auf, gut behütet von alten Frauen ("Müttern") und ihrer besten Freundin Holly, die gemeinsam mit ihr aufwächst, aber nur das Hologramm eines Mädchens ist. Als Eve 16 Jahe alt wird, soll sie für sie auserwählte Kandidaten kennenlernen. Die aus dieser Verbindung resultierenden Kinder werden das Überleben der Menschheit sichern. Als eines der Treffen scheitert, muss Eve fliehen und trifft überraschend auf einen Jungen, Bram, dessen Augen sie sofort erkennt. Es sind die ihrer Freundin Holly, die von Bram gesteuert wird.

Die Erzählperspektiven im Buch wechseln zwischen Eve und Bram, den beiden Hauptcharakteren. Dadurch erhält der Leser Einblick in Eves beschütztes, aber trugvolles Leben in der Kuppel, als auch das von Bram, der zwar mehr Einblick in das Geschehen des Turms hat, aber noch lange nicht die ganze Wahrheit hinter allem kennt.

Die Geschichte der beiden wird sehr langsam erzählt und obwohl durchaus Gefühle und emotionale Beobachtungen im Spiel sind, kommen diese nicht so richtig raus. Der Schreibstil hat tatsächlich etwas von einer unbeholfenen Jugenderzählung, wodurch viel Spannung verloren geht. Die ersten Kapitel sind eher träge. Ab der zweiten Hälfte des Buches kommt die Handlung richtig in Fahrt und es kommt etwas Spannung auf. Die Gefühlswelt des eingesperrten Mädchens wurde meiner Meinung nach nicht tiefgreifend genug erzählt. Bram ist viel greifbarer, da seine jugendlichen Emotionen und der Konflikt mit seinem Vater intensiver beschrieben sind.

Insgesamt haben sich mir beim Lesen auch viele Lücken in der Logik ergeben, zum Beispiel... Wie konnte Eve beim Kuss Brams Wärme spüren, wenn er als Holly nur aus Licht besteht? Wie konnte Bram Eve spüren, wenn sie sich doch quasi durch ihn hindurch bewegt? Wieso werden die Augen nicht auch projiziert? Holly hat dann ja immer kurze Männerwimpern und unterschiedliche Augenfarben und -formen... Die von Eve geborenen Mädchen werden es sicher auch nicht leicht haben, denn ihre potentiellen Partner werden alle um die 16 Jahre älter als sie sein.

Trotz allem fand ich die Story aber interessant und lesenswert! Ich bin auch schon gespannt auf Teil 2 und hoffe auf viel mehr Informationen zum Leben "draußen", inwieweit die AFM die Welt unterjocht, wie es außerhalb Londons überhaupt aussieht, wie es zu den unwirtlichen Bedingungen auf der Erde kam und natürlich wie es mit Bram und Eve weitergehen wird.

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Veröffentlicht am 05.02.2020

Leichte Sommerlektüre

Im Freibad
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Rosemary ist über 80 und verbindet ihr ganzes Leben und die Liebe zu ihrem verstorbenen Mann George mit dem Brixtoner Schwimmbad. Als das Bad geschlossen werden soll, um anderen Bauprojekten Platz zu machen, ...

Rosemary ist über 80 und verbindet ihr ganzes Leben und die Liebe zu ihrem verstorbenen Mann George mit dem Brixtoner Schwimmbad. Als das Bad geschlossen werden soll, um anderen Bauprojekten Platz zu machen, kommt Kate als Mitarbeiterin einer Zeitung ins Spiel, die einen Artikel schreiben soll. Dabei kommt sie mit Rosemary in Kontakt, die sich nur unterhalten möchte, wenn Kate selbst einmal das Bad besucht. Nach einer Weile überwindet sich Kate und lernt das Schwimmen und Rosemary zu schätzen und liebzugewinnen. Die Frauen fassen den Entschluss, das Bad zu retten und erhalten mehr und mehr Unterstützung weiterer Menschen des Stadtteils.

Die Erzählperspektive wechselt zwischen den beiden Hauptpersonen, aber gibt auch anderen, außenstehenden Personen die Möglichkeit, ihren Bezug zum Schwimmbad zu präsentieren. Dadurch erhält man Einblick in die Menschen und was ihnen das Bad bedeutet.

Cathlen Gawlich als Sprecherin hat mir leider nicht so gut gefallen, aber das ist eine ganz persönliche Empfindung, weil ich ihre Stimme zu hoch und etwas künstlich fand. Sie hat jedoch Rosemarys Sprechparts stimmlich etwas verändert, sodass in Dialogen immer klar war, wer dran ist.

Durch die beiden Frauen ist der Sprachstil sehr zart und gemächlich, es werden oft normale Tätigkeiten sehr genau beschrieben, um Atmosphäre zu schaffen. Auch die Liebe zwischen George und Rosemary ist sehr oft Thema. Dazu wird auch Kate noch in eine Liebesgeschichte verwickelt, die ich etwas überflüssig finde. Alles in allem ist es ein Sommer- / Feelgood-Roman, der vergnügliche Hör- bzw. Lesestunden ohne allzu viel Tiefgang verspricht.

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