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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.09.2017

Dreckig

Der Preis, den man zahlt
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Zum Inhalt:
Lorenzo Falco, ein Söldner, erhält 1936 in Spanien den Auftrag, einen politischen Gefangenen zu befreien. Im Zuge dessen macht er nicht nur die Bekanntschaft einer undurchsichtigen Frau, sondern ...

Zum Inhalt:
Lorenzo Falco, ein Söldner, erhält 1936 in Spanien den Auftrag, einen politischen Gefangenen zu befreien. Im Zuge dessen macht er nicht nur die Bekanntschaft einer undurchsichtigen Frau, sondern zeigt dem Leser deutlich die dreckigen Seiten eines Bürgerkrieges, bei dem es nur Verlierer gibt.

Mein Eindruck:
Die Lobeshymnen in den spanischen Zeitungen verwundern mich oder lassen auf eine tiefe Machismo-Leidenschaft schließen. Denn dieses Buch ist vor allen Dingen altbacken und frauenfeindlich, es erinnert an einen englischen Film-Spion zu Zeiten eines Sean Connery. Die Herren eloquent und ihren Zielen verpflichtet, die Damen allzeit bereit, für den Helden die Kleidung abzulegen – egal, ob verheiratet, verbandelt oder gerade erst bekannt. Leider fehlt jedoch der feine britische Humor – hier wird brutal gemordet, hintergangen, gefoltert ohne jeden Funken von Gefühl und Augenzwinkern, ein schlechtes Gewissen ob der Bauernopfer ist höchstens noch in fast nicht messbaren Spuren vorhanden.
Ein Fehler liegt aber auch in dem Cover, das an Carlos Ruis Zafon erinnert und eine dementsprechende Erwartungshaltung an eine Story mit Gefühl und Herz aufbaut, die „Der Preis, den man zahlt“ nicht einmal ansatzweise erfüllt. Ein zweiter in der Vorstellung vieler Figuren, die dem Helden möglicherweise in späteren Bänden über den Weg laufen werden, deren Rollen hier aber nicht über die des Lückenbüßers hinausgehen. Bei einem Buch, das sowieso nicht gerade mit seiner Länge beeindruckt, bleibt dadurch nicht mehr viel für den suggerierten Kern übrig – eine Gefangenenbefreiung, die letztendlich nur ein paar Zeilen beansprucht.
Ein Ärgernis noch zum Schluss: Ich mag es einfach nicht, wenn „ziemlich schmutzig“ mit „typisch deutsch“ betitelt wird. Nirgendwo.

Veröffentlicht am 23.10.2022

In keiner Hinsicht gut

Elternhaus
1

Zum Inhalt:
Nach Jahren in der österreichischen Provinz zieht Yvette gemeinsam mit ihrem beruflich erfolgreichen Ehemann und den Kindern nach Hamburg in eine alte Villa. Dort finden sie bald eine Putzfrau ...

Zum Inhalt:
Nach Jahren in der österreichischen Provinz zieht Yvette gemeinsam mit ihrem beruflich erfolgreichen Ehemann und den Kindern nach Hamburg in eine alte Villa. Dort finden sie bald eine Putzfrau und über diese den Barpianisten Tobias, der nicht nur den Kindern Klavierunterricht gibt, sondern auch den Babysitter spielt, wenn Not am Mann ist. Dass Tobias eine unheilvolle Fixierung auf Haus und Familie entwickelt, bleibt dabei lange verborgen....

Mein Eindruck:
... der Familie, jedoch nicht den Lesern.
Für mich ist die ganze Geschichte mit sämtlichen Figuren leider ZU erfunden. Natürlich handelt es sich bei solchen Stories um Fiktionen, aber irgendwie agieren die Charaktere hier so hanebüchen, abstrus und an den Haaren herbeigezogen, dass das Buch fast unter "Fantasy" einsortiert werden könnte. Das in dem Buch kolportierte Frauenbild spottet jeder Beschreibung und es ist fast unglaublich, dass eine Autorin diesen Text kreiert hat: Betrug der besten Freundin auf der einen Seite, auf der anderen Frauen, die zu dumm sind, die Zeichen zu sehen, dass sie von den Männern nur benutzt werden (und zwar egal in welcher Hinsicht). Die Männer hingegen erfolgreich in der Manipulation und im Geschäft. Das ist 50er Jahre Stil und kann weg.
Die "Thriller"-Elemente lassen einen entweder gähnen oder ungläubig das Haupt schütteln, das Ende ist vorhersehbar.

Mein Fazit:
Danke, aber danke nein

Veröffentlicht am 07.04.2020

Eklig und brutal

Blutgott
1

„Blutgott ist Teil einer Reihe“, kann aber auch ohne Vorkenntnisse der anderen Bücher gelesen werden.

Zum Inhalt:
Noch nicht strafmündige Kinder begehen grausame Verbrechen. Clara Vidalis und ihr Team ...

„Blutgott ist Teil einer Reihe“, kann aber auch ohne Vorkenntnisse der anderen Bücher gelesen werden.

Zum Inhalt:
Noch nicht strafmündige Kinder begehen grausame Verbrechen. Clara Vidalis und ihr Team stellen fest, dass diese von einem Mann gelenkt werden, der sich selbst "Blutgott" nennt und immer perversere Morde von seinen Anhängern fordert, - schließlich könnte ihnen ja nichts passieren. Die Polizei versucht, den Mann im Hintergrund mit seinen eigenen Waffen zu schlagen, doch funktioniert diese List?

Mein Eindruck:
Spiegel-Bestseller, - schon klar. Aber was hohe Verkaufszahlen hat, ist noch lange nicht gut. Dieser Thriller ist es auf gar keinen Fall. Weder sprachlich noch inhaltlich auf besonders hohem Niveau (wenn man einmal von den ausführlich geschilderten Brutalitäten absieht), gestaltet sich der Text sogar stellenweise richtig langweilig. Zeitweise überlegt man sich, ob die Schar von Ermittlern überhaupt ihr Handwerk versteht, so oft, wie sie sich gegenseitig erklären müssen, wovon sie reden (zum Beispiel muss Claras Chef fragen, was das Dark Web ist). Dann denkt Clara an ihre Tochter als "die kleine Victoria", so dass man sich fragt: Gibt es die auch in groß? Dafür heißt ihr Mann nur "MacDeath", - nein, was für ein amüsantes Wortspiel.
Seiten werden gefüllt, in denen Etzold seine Charaktere von echten Serienmördern erzählen lässt (so bekommt man eine Verlagsvorgabe auch voll) und auch hier strotzen die Gespräche von „war das nicht der, der“ und „da ging es doch um“. Die inhaltlichen Löcher einmal ganz außen vor, - einer der jugendlichen Täter ist zuerst verschreckt und wird durch den Blutgott erpresst, mutiert dann aber innerhalb von Tagen zu einem mordlustigen, unempathischen Wesen? Stellenweise bekommt man den Eindruck, der Thriller soll durch Presseschelte und Überlegungen zum Umgang mit Tätern (Täterschutz vor Opferschutz, Geiseldrama Gladbeck, andere Länder haben andere Strafmaße und Altersgrenzen) legitimiert werden, doch das wirkt nur wie ein Feigenblatt und nicht wie echte Kritik.
Richtig schaurig schlussendlich das Versagen der so intelligenten, großartigen und allwissenden Vertreter von Recht und Gesetz in der Einschätzung der beteiligten Personen, welches in einem vorhersehbaren Ende mündet.

Mein Fazit:
Verstümmelungen und Morde als Selbstzweck, ansonsten nur heiße Luft und dilettantisches Handeln

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.10.2018

Langweilig, überfrachtet, ein Reinfall

Das Geheimnis der Grays
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Zum Inhalt:
Der Patriarch der Familie Gray wird ermordet – von einem seiner Kinder am Weihnachtsabend. Ein Schwiegersohn wird verhaftet, ein anderer vermutet die Identität des wirklichen Mörders zu kennen. ...

Zum Inhalt:
Der Patriarch der Familie Gray wird ermordet – von einem seiner Kinder am Weihnachtsabend. Ein Schwiegersohn wird verhaftet, ein anderer vermutet die Identität des wirklichen Mörders zu kennen. Fortan macht er es sich zur Aufgabe, den Mörder zu entlarven, um einen Unschuldigen zu entlasten.

Mein Eindruck:
Es ist eine Unverschämtheit, diesen Roman mit Agatha Christie in einem Atemzug zu nennen, da alles, was die beiden Damen miteinander verbindet, die britische Herkunft und der Zeitpunkt ihrer schöpferischen Arbeit sind. Weder handelt es sich bei „Das Geheimnis der Grays“ um einen Whodunnit – die einzige Form eines Krimis, die Agatha Christie schrieb - noch vermag Anne Meredith ihren Figuren ein solches Leben einzuhauchen wie die Grand Dame der Kriminalliteratur. Figuren hat sie nämlich viele, zu viele und diese sind samt und sonders wenig sympathisch. Einen genialen Ermittler gibt es nicht, den Zahn zieht Meredith ebenfalls schnell. Ihr Detektiv ist farblos, bekommt zwar eine Vergangenheit, aber weder Gegenwart noch Zukunft. Der Mord wird von einem Familienmitglied aufgeklärt, gegen alle Widerstände und mit widersprüchlichen Gefühlen. Dieses Thema wälzt Meredith weidlich aus. Gefühle. Alle Charaktere dürfen sich in einigen Zeilen ausleben, aber da es eben viele Personen sind, sind es nur wenig Zeilen (außer Mörder und Aufklärer) und diese wenigen Zeilen hätte man sich auch sparen können, da sie zwar die Gemütslage anreißen, in die Tiefe geht es jedoch nicht. Der Roman wurde in den 30er Jahren geschrieben, die Sprache ist – natürlich – dementsprechend altbacken, die Einordnung zum Beispiel auf die Sicht der Juden muss deshalb mit diesem Hintergrund erfolgen und der unterschwellige Rassismus ist aus heutiger Zeit schwer verdaulich, jedoch im Spiegel der Zeit zu sehen.

Mein Fazit:
Zeitverschwendung

Veröffentlicht am 12.08.2018

Nicht witzig

Ed ist tot
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Zum Inhalt:
Nachdem Jen eher zufällig ihren Exfreund Ed getötet hat, ist plötzlich die heimatliche Unterwelt hinter ihr her. Der Verstorbene hat Geld und Drogen bei ihr gelagert, - und das weckt Begehrlichkeiten. ...

Zum Inhalt:
Nachdem Jen eher zufällig ihren Exfreund Ed getötet hat, ist plötzlich die heimatliche Unterwelt hinter ihr her. Der Verstorbene hat Geld und Drogen bei ihr gelagert, - und das weckt Begehrlichkeiten. Doch Jen ergibt sich nicht in ihr Schicksal, sondern kämpft und Leichen pflastern den Weg der Buchhändlerin – Freund und Feind sind nicht mehr sicher.

Mein Eindruck:
Nach einer Leseprobe hatte ich einen vergnüglichen Krimi mit viel Witz und ein paar Leichen erwartet. Bekommen habe ich eine Geschichte, deren Humor-Höhepunkt mit der Widmung an nicht mordende Buchhändler erreicht war. Der durch eine schusselige Protagonistin und ihre Widersacher erreichte Overkill führt zu einem ebensolchen bei einem zu Beginn durchaus geneigten Leser. Der Autor versucht mit seiner Art der Morde an die Güte eines Derek Landy heranzukommen, scheitert bei diesem Versuch jedoch krachend. Denn im Gegensatz zu diesem bewegt er sich eben nicht im Fantasy-Bereich, sondern siedelt seine Story in einem wirklichkeitsnahen Umfeld an. Und genau das funktioniert nicht. Die Vorkommnisse sind leider nicht überspitzt, sondern schlichtweg unglaubwürdig. Beispielsweise hätten so dumm und dusselig agierende Gangster garantiert keine Organisation aufbauen können, die die Polizei das Fürchten lehrt. Die Todesfälle erhalten ihre Absurdität nicht etwa durch komische (im Sinne von lustigen) Szenen, sondern nur dadurch, dass sie durch Zufall, Glück und Unvermögen zu Jens Gunsten ausgehen. Nicht nur bedeutet „absurd“ hier nicht „amüsant“, - liebevoll gezeichnete Figuren fehlen diesem Buch völlig. Immer wenn man meint „jetzt bekommt der Autor noch die Kurve“, stirbt die zu diesem Gedanken gehörende Person oder agiert wider jeden Verstand und unlustig.
So ist diese Posse weder Fisch – Krimi – noch Fleisch – Humor. Für mich ein Reinfall.

Mein Fazit:
Diese Serienmörderin verdient die Höchststrafe