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Veröffentlicht am 09.01.2017

Ein außergewöhnliches Buch

Der Junge, der es regnen ließ
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Allgemeines:


Titel: Der Junge, der es regnen ließ
Autor: Brian Conaghan
Genre: Roman
ISBN-10: 3833901527
ISBN-13: 978-3833901522
Preis: 9,99€ (Kindle-Edtion)
12,49€ (gebundene Ausgabe)



Inhalt:


"Hunderte ...

Allgemeines:


Titel: Der Junge, der es regnen ließ
Autor: Brian Conaghan
Genre: Roman
ISBN-10: 3833901527
ISBN-13: 978-3833901522
Preis: 9,99€ (Kindle-Edtion)
12,49€ (gebundene Ausgabe)



Inhalt:


"Hunderte von Mädels haben sich die Augen ausgeheult, als es passierte. Typen auch. Ich hab gehört, dass Rosies Mutter woanders hinzieht. Ich denke, das ist das Beste. Vor allem hier. Sie wissen nicht, was Sie glauben sollen, was? [...] Man hört ja bloß eine Story nach der anderen. Und eine ist bekloppter als die andere. Ich will niemandem was anhängen, aber das war doch bloß eine Frage der Zeit."


Etwas Schreckliches ist geschehen. Die Schüler und Lehrer einer schottischen Highschool müssen sich fragen: Wie konnte so etwas passieren? Gab es Vorzeichen? Hätten sie es verhindern können? Viele äußern sich, doch nicht allen Aussagen ist zu trauen ...




Bewertung:


"Der Junge, der es regnen ließ", ist eben so ungewöhnlich, wie schon sein Titel. Anders als man vielleicht beim ersten durchlesen denkt, geht es nicht um Fantasy sondern um etwas viel existenzielleres: Mobbing. Eigentlich war dieses Buch nur als ein bedeutungsloser Lückenfüller für mich geplant, mit den etwa 200 Seiten, ließt es sich auch sehr schnell, doch bald entwickelte sich mehr daraus.


Mein erster Eindruck war etwas konfus. Das Buch ist in zwei Teile geteilt; "Wie sie gesagt haben" und "Was Clem sagte", so heißen die zwei Überschriften. Der völlig ahnungslose Leser wird durch knappe, wie Aussagen bei der Polizei klingende Perspektiv-Statements langsam mit Informationen gefüttert und macht sich auf den langen Weg der Meinungsbildung.


Das Cover ist mega passend. Wie der Inhalt wirkt es ebenfalls etwas wirr mit den zwei Schatten und den aufdringlichen schwarzen Buchstaben. Das helle grün blau und der helle Fleck unterstreicht super die gebückte Haltung des Jungen und erzeugt eine bedrückte Atmosphäre.



"Clem Curran? Nun ja, das ist eben so eine Geschichte."


Ja, das ist in der Tat so eine Geschichte! Und in diese werden wir eiskalt hineingeworfen und mit Aussagen und müssen versuchen, uns aus den vielen Stimmen der Beteiligten ein eigenes Gesamtbild zu entwerfen. Die Aussagen setzten nach dem ganzen Geschehen an und sind also praktisch ein Rückblick, welcher durch Erläuterungen zu Hintergründen, Aufzeigen von verschiedenen Beziehungen und Zusammenhänge, Gründe und Motive und verschiedene Sichtweisen auf Cem, Klarheit zu verschaffen versucht. Dabei ist nicht gerade eine Hilfe, dass die verschiedenen Stimme alle relativ unterschiedliche Dinge erzählen und dabei ganz und gar nicht objektiv oder gemäßigt bleiben.


Als ich endlich eine ungefähre Vorstellung zu haben glaubte, was passiert ist, setzt der zweite Teil aus Cems Sicht vor dem Geschehen ein und zeigt alles aus seinem Blickwinkel auf.

Seine Sichtweise auf die Dinge, warf dann ein komplett anderes Licht auf das Erfahrene und ließ mich dann meine Meinung noch einmal überdenken. So geht es dann eigentlich die ganze Zeit weiter, man denkt, man hat die Wahrheit gefunden, weiß jetzt, wer Schuld ist, was wirklich passierte und zur Eskalation führte, doch dann kommt wieder etwas Neues und man muss seine Meinung noch einmal überdenken. Wie verschieden doch Beteiligte eine Situation sehen können, ist sehr interessant dargestellt. Auch wie leicht man das Endergebnis eigentlich hätte verhindern können, wenn die richtige Person zur richtigen Zeit etwas anders gehandelt hätte, ist schockierend.


Doch worum geht es eigentlich konkret?

Aufgrund von familiäre Veränderungen muss der sechzehnjährige Cem Curran mit seinen Eltern nach Glasgow in Schottland umziehen. Als Einserschüler mit einem eigenwilligen Akzent fällt er natürlich auf und macht sich zur perfekten Zielscheibe für Spott und Häme. Auch das er sich mit einer Begeisterung für Musik und Literatur noch mehr von den anderen abzuhaben scheint, führt zu Hass.
Er findet zwar schon bald etwas Unterstützung in seiner Mitschülerin Rosie, die genau seine Andersartigkeit an ihm zu schätzen weiß, doch unter der Macht der vermeintlich Starken, die in ihm ein schwaches Opfer sehen, sieht er sich bald als schutzloses Opfer. Die Lage schlittert immer weiter auf die Eskalation zu...


Der Schreibstil ist ebenfalls wie die Staffelung der Ereignisse etwas seltsam, was aber in diesem Fall wohl an einer leicht wackeligen Übersetzung liegen könnte. Vor allem den Dialogen oder den Kapitelüberschriften merkt man den Transfer in eine andere Sprache doch sehr an.


Das Ende ist dann relativ offen und ließ mich betroffen und etwas ratlos zurück. Auch wenn mein Deutschlehrer mich für diesen Satz umbringen würde: "Es hat mich zum Nachdenken angeregt!"




Fazit:


Ein außergewöhnliches Buch über Mobbing, Hoffnung, Freundschaft, Vertrauen, Eskalation, Gruppendynamik und Selbstfindungsphasen. Auf besondere Art hat mich das Buch sehr gefesselt und hat mich mit zittern lassen, als wäre es ein spannender Krimi.

Veröffentlicht am 09.01.2017

Ein lehrreiches und spannendes Lesevergnügen

Die kurze Freiheit
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Allgemeines:



Titel: Die kurze Freiheit
Autor: Petra Milz
Genre: Historischer Roman
ISBN-10: 3867601968
ISBN-13: 978-3867601962
Preis: 6,95 € (Taschenbuch)

!Als unveröffentlichtes Manuskript bereits ...

Allgemeines:



Titel: Die kurze Freiheit
Autor: Petra Milz
Genre: Historischer Roman
ISBN-10: 3867601968
ISBN-13: 978-3867601962
Preis: 6,95 € (Taschenbuch)

!Als unveröffentlichtes Manuskript bereits 2014 für den Kinder- und Jugendbuchpreis nominiert!



Inhalt:


"David gegen Goliath", brüllte ich begeistert zurück. Im Nu hatte auch ich Steine in den Händen und rannte mit nach vorne. (...) Einige Sekunden lang standen wir uns reglos gegenüber. meine Nerven waren zum Zerreißen gespannt...."


Als ihr Vater in Erfurt verhaftet wird, muss die dreizehnjährige Jette Hals über Kopf zu ihren Großtanten nach Ostberlin. Dort begegnet sie dem geheimnisvollen Haka, der sich im Keller ihres Hauses versteckt, und verliebt sich in ihn. Der Junge weckt in Jette und den anderen Jugendlichen aus der Tieckstraße die Begeisterung für Jazz und Blues. Sie gründen die East Berlin Band und spielen heimlich in einem amerikanischen Club im Westen – ein Auftritt mit Folgen.


Dann bricht der Volksaufstand vom 17. Juni über Jette und ihre Freunde herein. Und nichts ist mehr, wie es war.



Zur Autorin:


Auch wenn ich sonst nicht oft etwas über die Autoren der Bücher schreibe, die ich vorstelle (da ich finde, dass der Lebenslauf nicht viel zur Entscheidung, ob man ein Buch liest oder nicht beiträgt), finde ich bei diesem Genre das Leben der Autoren durchaus interessant. Je nachdem ob der Schriftsteller oder die Schriftstellerin direkten Bezug zum Plot oder dem Geschehen hatte, kann man viel mehr herauslesen oder nicht:


Petra Milz wurde 1948 in Erfurt geboren. Nach der Verhaftung ihres Vaters lebte sie bei Verwandten in Ostberlin. Später flüchtete die Familie nach Westdeutschland. Sie studierte Germanistik und Politikwissenschaft, wurde Lehrerin und absolvierte eine Ausbildung zur Kindertherapeutin. Petra Milz ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder.




Bewertung:


Zuerst einmal ein dickes "Dankeschön" an Petra Milz, die mir im Rahmen einer Buchverlosung auf Lovelybooks ein Print-Exemplar ihres Romans "Die kurze Freiheit" hat zukommen lassen!


Und dann gleich zum Cover: In blassen Grau- und Brauntönen ist ein Mädchen vorangestellt und im Hintergrund eine recht versiffte Stadt zu sehen. Die Stimmung wirkt eher bedrückt und trist, was den Plot wunderbar untermalt. Da das Mädchen uns dekorativ den Hinterkopf zudreht und lange braune Zöpfe trägt, wie Jette im Buch es auch tut, kann ich mich dieses Mal nicht über das Modelgesicht auf dem Cover beschweren. Im Gegenteil - Der Kontrast zwischen dem Mädchen im Vordergrund und dem alten Echtzeitbild im Hintergrund, ist sehr interessant und zeigt auch den Spagat zwischen interessanter Story mit erfundenen Charakteren und der Vergangenheit mit ihren feststehenden Fakten, auf.

Zur Gestaltung des Buches ist mir außerdem noch das Glossar mit Erklärungen von Namen und Begriffen am Ende des Buches positiv aufgefallen. Zwar kannte ich die meisten Wörter und Erläuterungen, doch da das Buch auch als Lehrmaterial eingesetzt und jüngeren Lesern vorgesetzt werden kann, finde ich das super. Einige Begriffe aus dem Berliner Dialekt habe ich auch nachgeschaut


Falls bei der Erwähnung des Wortes "Lehrmaterial" gleich jemand "OMG, Schule, lernen, langweilig, igitt..." assoziiert hat, den kann ich beruhigen: Dieses Buch ist als nette Story in historischem Setting zu lesen und in ihrem Fortlauf interessant, gefühlvoll und spannend, wie reine Fiktion Bücher auch. Dass man gleichzeitig noch einen kurzen Einblick in das Leben in der DDR erhält und beim Lesen einen recht guten Eindruck bekommt, wie es war, Jugendlicher in Ostberlin zu sein, ist nur ein toller Bonus!



"Das ist der Volkszorn", sagte ein Mann mir Schiebermütze und sog an seiner Pfeife. "Da kommt alles hoch, was sich angestaut hat, und das ist mehr als genug."
"Wie bei der Französischen Revolution", stimmte ich ihm zu. "Richtig, Mädchen. Aber hoffen wir mal, dass das hier kein Blutbad gibt!"




Dabei geht Petra Milz nicht allzu sehr ins Detail was Politik, beziehungsweise das "DDR-System" anbelangt sondern vermittelt einen allgemeinen Überblick über das Leben in dieser Zeit, in der anders zu denken gefährlich, Musik aus dem Westen verboten und die Versorgungslage denkbar schlecht war. Berlin in Sektoren geteilt, scharfe Kontrollen an den Grenzen, die unerträgliche Politisierung in der Schule - der politische Druck überall stark zu spüren und erklärt sehr anschaulich, warum Jette und ihre Freunde sich in die Musik flüchten. Der Alltag der Jugendlichen nimmt wie schon gesagt einen großen Raum ein, die alltäglichen Schwierigkeiten in Schule und Betrieben, die Versorgungslage in der Stadt, die Not. Dadurch das uns diese Problematiken zuerst sehr anschaulich unterbreitet werden, ist der Aufstand der Arbeiter am 17. Juni 1953 nachvollziehbar. Man versteht den Zorn und den Rebellionsgeist, sodass die Geschichte dieser Zeit nicht länger abstrakt und in Weiter Ferne bleibt, sondern greifbar heranrückt. Dieses allgemeine Gefühl der Nähe an der Geschichte, dass da vermittelt wird, macht das Buch zu einem faszinierenden sowie lehreichen Jugendbuch, das sehr spannend zu lesen ist.


Neben der politischen Seite ist das Buch ebenfalls ein Coming-of-age-Roman. Wie es sich anfühlt, wenn das eigene Erwachsenwerden nicht nur unter den wachsamen Blicken der Familie, sondern auch unter dem des Staates stattfindet und was es bedeutet, nicht frei wählen zu können, wo man sich aufhält, welche Musik man hören und spielen darf, diese Aspekte werden gut beleuchtet.


Doch nun zur eigentlichen Story: Jette Polinski ist zarte 13 Jahre alt, als ihr Vater wegen Zigarettenschmuggel in Erfurt verhaftet wird und sie von ihrer Mutter Hals über Kopf zu ihren etwas schrägen Großtanten nach Ostberlin geschickt wird, um einem eventuellen Heimaufenthalt zu entgehen. Anders als im Elternhaus, genießt Jette im Osten eine gewisse Freiheit, da ihre Großtanten ihr nur wenige Regeln auferlegen. Doch neben ihrer neuen Freiheit hat sie das Problem, "DIE NEUE" zu sein und sich abseits davon in ihrer für ihr Alter ungewöhnlichen großen Haut nicht sehr wohlzufühlen. Allzeit bekannte Teenagerprobleme also, doch dann begegnet sie dem geheimnisvollen Haka, der im Luftschutzbunker ihres Hauses lebt und freundet sich langsam mit ihm an. Zusammen mit ihren neuen Freunden aus ihrer Gegend, der Tieckstraße, wird ihr amerikanische Musik, fetziger Jazz und den Blues, nähergebracht. Aus ersten Besuchen in amerikanischen Clubs, wird mehr, die neuen Freunde gründen eine Band. Die "East Berlin Band" hat sogar einige heimliche Auftritte in amerikanischen Clubs in Westberlin, doch dann beginnt es in den Straßen langsam zu brodeln, bis am 17. Juni 1953 beim Volksaufstand die Stimmung überkocht...



"Es ist so sinnlos. Krieg, Zerstörung, Tod."
"So schient uns das", antwortete der Totengräber.
"Was für ein trauriger Beruf", sagte ich.
"Findest du? Ich begrabe nur die leeren Hüllen..."




Die alte Geschichte erwacht zum Leben, allein schon durch die liebevoll gezeichneten Protagonisten. Ich hatte allerdings stets ein Problem damit, mir die Jugendlichen als 13jährige vorzustellen, da sie doch alle zeitweise viel älter wirken. Die junge Jette, die aus der Ich-Perspektive ihre Erlebnisse schildert, hat mir als Hauptcharakterin sehr gut gefallen. Wie auch ihre Körpergröße ahnen lässt, ist sie anderen in mancher Hinsicht etwas voraus und überrascht oft mit erstaunend erwachsenen Gedanken. Ihr ansonsten sehr rebellischer und mutiger Teenagergeist, der -wie scheinbar alle Mädchen in diesem Alter- auch mal von Liebenskummer, Eifersucht und anderen leidlichen Gefühlen beeinflusst wird, hat mir sehr zugesagt, da sie einfach authentisch rüberkommt. Ja, sie ist naiv, ja, sie lebt in ihrer eigenen Welt und ja, sie macht auch viele Fehler, doch sie ist trotzdem kein nerviger Charakter, wie in so vielen anderen Büchern. Sie ist recht eigensinnig, stur und lässt sich einfach nicht unterkriegen, eine liebenswerte Mischung. Mit ihrer Vorliebe für passende Sprüche, einer kleine Prise Sarkasmus und Unbekümmertheit zeigt sie die Geschehnisse des 17. Juni in einem komplett neuen und erfrischendem Licht, sodass man ihren Schilderungen gerne folgt und mit ihr durch Berlin stromert!


Da das Buch nur etwa 160 Seiten hat, kommen die anderen Charaktere etwas kurz, was in dem Fall aber durch die, in der Geschichte relativ dominante, Jette ausgeglichen wird. Also eine ganz kurze Zusammenfassung: Besonders gefallen hat mir der Lehrer Blume und die unbekümmerte Loni. Mein absoluter Liebling war aber der kleine Streber Reiner. Von Haka habe ich hingegen nicht besonders viel gehalten.



"In der einzigen heilen Wand vor mir befanden sich zwei Türen. Die eine hing noch in einer Angel, aus der Öffnung quoll Geröll wie das Erbrochene eines Reisen. Die Stahltür daneben hatte der Zerstörung getrotzt. Dahinter lief unglaubliche Musik: Klänge, Töne, fetzten fremder Melodien. Ich blieb stehen. So etwas hatte ich noch nie gehört. Wahrscheinlich war das bei uns verboten..."


Trotz der Kürze ist die Geschichte nie gehetzt, besitzt natürlich auch keine Längen und lässt sich in einem Rutsch durchlesen. Was nicht zuletzt auch am Schreibstil liegen könnte. Denn dieser ist rasant, lebendig und zeichnet ein buntes Bild vom damaligen Berlin. Kurze, einfache Sätze in die gekonnt viel Bedeutung, Witz und auch Information gesteckt werden, ohne sie zu überladen, dominieren dabei den Stil. Insgesamt eine angenehme Mischung!



Fazit:


Abschließend gesagt tritt das Buch als schnelles, lehrreiches und spannendes Lesevergnügen auf.
Klare Leseempfehlung an alle Altersgruppen!

Veröffentlicht am 09.01.2017

Nur zu empfehlen

Marty 1
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Allgemeines:

Titel: Marty 1
Autor: Sören Prescher
Genre: Krimi
ISBN: 978-3945744222
Preis: 13,90€ (Taschenbuch)
2,99€ (Kindle Edition)
Weitere Bände: Marty 2



Inhalt:

Dank eines Tipps ...

Allgemeines:

Titel: Marty 1
Autor: Sören Prescher
Genre: Krimi
ISBN: 978-3945744222
Preis: 13,90€ (Taschenbuch)
2,99€ (Kindle Edition)
Weitere Bände: Marty 2



Inhalt:

Dank eines Tipps filmt Journalist Marty ein illegales Waffengeschäft zwischen Regierungsvertretern und der Mafia. Statt des erhofften Pulitzerpreises bekommt er es mit korrupten FBI-Agenten, fingierten Verbrechen und einer Frau zu tun, die sich scheinbar in Luft auflösen kann. Eine nervenaufreibende Reise quer durch die USA beginnt, die alles auf den Kopf stellt, woran Marty je geglaubt hat.





Meine Meinung:

DISCLAIMER: Vielen Dank an Sören Prescher für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars.

Marty führt ein relativ normales Leben. Er arbeitet als Journalist beim Daily View in Philadelphia und ist immer auf der Jagd nach den besten Stories. Als er eines Tages von einem Kumpel einen heißen Tipp bekommt und sich daraufhin in eine Lagerhalle begibt, wo er ein illegales Waffengeschäft filmt, gerät sein komplettes Leben aus den Fugen und er hat alle Hände voll zu tun, am Leben zu bleiben.

Mir war der Protagonist Marty schon von Anfang an sehr sympathisch. Er arbeitet hart für seinen Erfolg und pflegt ein sehr gutes Verhältnis zu seinen Freunden und Kollegen. Mit seiner Aufgeschlossenen Art erobert er nicht nur die Herzen seiner Mitmenschen sondern auch die des Lesers.

Bei der Handlung wird in "Marty 1" nicht lange gezögert und schon nach den ersten 30 Seiten ist man mittendrin in einem haarsträubenden Abenteuer. Nachdem Marty wegen Mordverdachts gesucht wird bleibt ihm nichts anderes übrig, als unterzutauchen. Und was bietet sich da besser an als die Straßen von Philadelphia? Eine Sache die mir sehr gut gefallen hat ist, dass sehr viele Aspekte des auf der Straße Lebens beleuchtet werden und auch die gesellschaftliche Ablehnung, die damit einher geht. Das Buch hat mir eine ganz neue Sichtweise auf Obdachlosigkeit und deren Teufelskreislauf gegeben. Es hat mir klar gemacht, dass die Menschen es sich nun mal nicht aussuchen können in welche Verhältnisse sie hineingeboren werden und dass wir die Alltäglichen Dinge nicht genug zu schätzen wissen!

Die Handlung des Buches ist total spannend! Es passieren so rasant neue Dinge und es tun sich immer neue Probleme auf, mit denen der Protagonist schwer zu kämpfen hat, dass es schwer ist das Buch auf die Seite zu legen. Der Autor hat einen sehr flüssigen Schreibstil und erzählt ohne lange und unnötige Umschweife. Auch die Personen, die man im Laufe der Geschichte kennenlernt, wirken sehr lebendig und authentisch. Man entwickelt außerdem einen richtigen Hass auf die Antagonisten, die ebenfalls sehr authentisch beschrieben werden.

Auch wenn Kriminalromane eigentlich nicht so mein Ding sind, habe ich mich beim Lesen von "Marty 1" sehr gut unterhalten gefühlt und kann das Buch nur weiterempfehlen!



Fazit:

Ein packender Kriminalroman mit viel Action, authentischen Charakteren und ganz viel Spannung!

Veröffentlicht am 09.01.2017

Eine gesunde Note Gesellschaftskritik

Herz im Fadenkreuz
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Allgemeines:



Titel: Herz im Fadenkreuz

Autor: Tatjana Flade

Genre: Thriller-Romanze

ISBN:978-3958130333

Preis: 11,99€ (broschiert)

7,99€ (Kindle-Edition)





Inhalt:



"Wie heißt du?"
Er ...

Allgemeines:



Titel: Herz im Fadenkreuz

Autor: Tatjana Flade

Genre: Thriller-Romanze

ISBN:978-3958130333

Preis: 11,99€ (broschiert)

7,99€ (Kindle-Edition)





Inhalt:



"Wie heißt du?"
Er zögerte einen Moment. Den Bruchteil einer Sekunde nur, aber sie bemerkte es an seinem Blick, der zur Seite wich.
"Lys", antwortete er."




Die schüchterne zwanzigjährige Studentin Esther verliebt sich Hals über Kopf in den
mysteriösen Lysander Szentyrmai als sie ihm das erste Mal in einem Café begegnet. Doch sie merkt schnell, dass mit ihm etwas nicht stimmt. Der dreiundzwanzigjährige Lys hegt ein dunkles Geheimnis. Auch wenn sich Esther und Lys wegen seines Verhaltens streiten, kommen die beiden nicht voneinander los. Lys wird von seinem Partner und Freund Jörg unter Druck gesetzt. Nach einem Bombenanschlag auf einen rechten Verein, bei dem auch Unbeteiligte sterben, beginnt Lys zu zweifeln. Ein weiteres Attentat der Rechtsradikalen auf dem Volksfest „Pützchens Markt“ in Bonn öffnet Esther die Augen. Wird sie weiter zu Lys stehen?





Bewertung:



"Er wusste, dass er nur eine Chance hatte, zog geräuschlos sein G28 DMR über den Rand und hatte das Ziel im Fadenkreuz. Sein Puls beschleunigte sich, aber seine Hand blieb ruhig. Er sah den Kopf des alten Mannes, die eisgrauen Augen, die Nasenwurzel. Die Nasenflügel des Mannes bebten leicht.
Er schoss."




Das Cover passt perfekt. Zusehen ist ein bunter Vergnügungspark -eindeutig das Volksfest "Pützchens Markt"- der direkt im Fadenkreuz eines Gewehres liegt. Der Titel wirkt zerschunden und leicht schief. Leider kann mein Reader das Cover bloß schwarz-weiß abbilden, ich fände es sehr interessant zu sehen, wie es wirkt, wenn ich es in der Hand halten könnte. Trotzdem gefällt es mir sehr gut. Auch, das keine Personen darauf zu sehen sind, ist ein großer Pluspunkt. Ich kann es nicht leiden, wenn Model-Gesichter meine Vorstellungen zerstören.

Auch der Titel passt perfekt, sowohl das Fadenkreuz, das Herz als auch die Zerrissenheit und Gefahr, die sich aus deren Kombination ergibt.


Es ist nicht einfach eine Rezension zu schreiben, in der man versucht auf die Stärken eines Buches hinzuweisen ohne dabei zu viel über den Verlauf der Geschichte zu verraten, also seht mir bitte einige Lücken nach und lest das Buch selber!!!


Die Geschichte beginnt in einer australischen Kneipe - in Bonn. Esther trifft sich dort mit ihren Freunden. Ich hatte zu Beginn leichte Probleme mit all den Namen, doch sehr schnell kristallisieren sich Esther und Lys als Mittelpunkt des Plots heraus und die meisten Nebenfiguren werden unwichtig.

Die Liebesgeschichte zwischen den Beiden beginnt sehr platzeinnehmend und unschuldig. Esther und auch der Leser weiß noch nichts über Lys Geheimnis, als sie von ihm vor einem "Grapscher" gerettet wird und mit ihm, entgegen ihrer ihre Gewohnheit, sofort die Nacht verbringt.


Die beiden berichten abwechselnd als personaler Erzähler von ihren Erlebnissen und so bekommt man neben Esthers Alltag unvermittelt mit, wie Lys einen Mann erschießt. Seine Gedanken dabei, oder besser gesagt, die fehlenden Gedanken, sind sehr interessant mit zu verfolgen. Während sich Esther immer mehr über sein häufiges plötzlichen Verschwinden und andere Merkwürdigkeiten wundert, wird man als Leser in Lys Welt eingeführt und erfährt Hintergründe zu den Taten.



"Er sah aus dem Fenster und dachte an Esther. Er dachte an ihr Lachen, an den sanften Duft ihres Parfums, an ihre dunkelbraunen Augen. Und er dachte daran, dass er sie nicht wiedersehen sollte. Es war noch nicht zu spät. Es konnte kein gutes Ende nehmen."



Wie in einem Doppelleben lernt man zwei vollkommen unterschiedliche Seiten Lys´ kennen, eine liebevolle, aufmerksame Seite bei Esther und auf der anderen Seite den gefühlskalten, präzisen Scharfschützen.

Dass er ein kaltherziger Mörder ist, konnte ich zu keinem Zeitpunkt des Buches wirklich glauben, dafür war er viel zu sympathisch und das Motiv zu logisch. Auch wenn ich es keineswegs als gerechtfertigt ansehe, was er und seine Partner tun, ist es sehr faszinierend, wie ich es doch etwas nachvollziehen konnte und so einem Gewissenskonflikt gegenüber stand. Denn wenn man seine "dunkle Seite" beiseite lässt, bleibt ein sportbegeisterter, gutaussehender Gentleman mit Vorliebe für Mangas und tschechischem Akzent zurück. Auch als das junge Paar seine Eltern besuchen gehen, wirkt er vollkommen normal. Auf der anderen Seite gibt es Rechtsradikale, Bomben, Morde, akribische Planung und Tod. Man kann ihm seine Zerrissenheit und auch leichte Zweifel sehr gut anmerken, zu unterschiedlich sind doch seine "zwei Leben".



"Ein Name. Lys. Lysander. Sie hatte im Seminar für Alte Geschichte in einem Lexikon nachgeschlagen und hatte den Namen gefunden. Ein spartanischer Feldherr hatte so geheißen, grausam und rücksichtslos hatte er die Athener bekämpft. Dabei klang der Name so melodisch, überhaupt nicht kriegerisch."




Esther hingegen ist eine ganz normale Studentin. Sie ist realistisch, bodenständig und.... verliebt eben. Gegen Ende zeigt sie auch eine lobenswerte Haltung, Werte und viel Mut als es Hart auf Hart kommt. Auch sie war mir sehr sympathisch.


Natürlich wünscht man den beiden ihr Glück und stellt sich viele Fragen über den Ausgang der Geschichte. Wie wird Esther reagieren, wenn sie von Lysanders anderer Seite erfährt? Schafft Lys es, aus der Sache herauszukommen? Wird es ein Happy End für die beiden geben?


Auch der Schreibstil wirkt sehr erfahren und genau. Man wird wie beiläufig mit vielen Informationen gefüttert und die Handlung verliert trotzdem nie ihr rasantes Tempo. Sehr treffend beschreibt die Autorin Tatjana Flade die Gefühle und Gedanken, die in den beiden jungen Studenten vor sich gehen, sodass man sich als Leser direkt in der Handlung wiederfindet.

Die Spannung entwickelt sich fast aus dem Nichts heraus. Ich weiß nicht genau, was mich so fasziniert hat, doch ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen.



"Sie las alle Artikel. Nicht nur der rechtsradikale Kraußler, sondern auch Vertreter von Regierung und Opposition gaben Statements ab, in denen sie ihre Erschütterung und ihre Abscheu vor dem Verbrechen bekundeten. Immer dieselben Phrasen, dachte sie nur. Bei jedem größeren Anschlag spielte sic das gleiche Ritual ab, wurde getrauert, verurteilt, bedauert und nichts änderte sich. Nürnberg war noch ein Riss in der längst nicht mehr heilen Welt. Ein Schritt näher zum Chaos..."



Was für mich aber die Anziehungskraft und eine besondere Note des Buches ausgemacht hat, war die unheimliche Aktualität des Themas. Mit Terroranschlägen, der Bedrohung durch Rechtsradikale, Drogenschmuggel, Problem-Parteien, einer neuen Terrororganisation und viel Gewalt ist die Zukunft, die die Autorin wohl gesehen hat, als sie das Buch schrieb, doch sehr nahe gerückt. Es ist wirklich traurig, wie man immer wieder doch allzu bekannte Situationen wiedererkennen muss. Und so hat es mich noch viel mehr berührt und betroffen zurück gelassen, wenn Lys und seine Freunde einen Parteitag der rechtsradikalen "Partei für ein sauberes Bayern" in Blut und Asche aufgehen lassen. Noch erschreckender ist es dann, wenn man sich trotz des schlimmen Attentats, dabei erwischt, insgeheim auf seiner Seite zu sein und zu hoffen, dass er munter wieder entkommen kann.


Das Ende wiederum habe ich gehasst! Es ging absolut nicht so aus, wie ich es wollte, und doch musste ich eine gewisse Genialität darin erkennen. Sehr knapp, plötzlich und fluchtartig erreicht das Buch sein Ende, wobei es sehr realistisch ist. Im wahren Leben würde es ganz bestimmt genauso kommen wie in "Herz im Fadenkreuz" und das macht das Ende besser als ein unlogisches Happyend, wobei ich mir ein solches doch sehr gewünscht hätte.


Ich kämpfe also noch gegen meine romantische und Happyend-liebende Seite während ich euch aber eine ganz klare Leseempfehlung aussprechen kann.

Sehr gerne würde ich noch etwas von Lys und Esther lesen und hoffe also sehr, dass die Autorin ihrem "Herz im Fadenkreuz" bald einen weiteren Teil folgen lässt, zumal das Ende das praktisch verlangt...




Fazit:


Eine gesunde Note Gesellschaftskritik, Romatik, zwei tollen Charakteren, Spannung und eine ordentliche Portion Gefahr, Schmerz, Verwirrung und Zerrissenheit ergaben, dass ich mich bald gefühlt habe, als befände sich mein Herz im Fadenkreuz. Hut ab!

Veröffentlicht am 09.01.2017

Ein scheinbar endloses Abenteuer

Im Zeitschatten von Mondthal
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Allgemeines:



Titel: Im Zeitschatten von Mondthal

Autor: Tatjana Maria (Tatjana Flade)

Genre: Fantasy

ISBN-10: 3738645691

ISBN-13: 978-3738645699

ASIN: B014TIOPSG

Preis: 3,99€ (Kindle-Edition)

13,99€ ...

Allgemeines:



Titel: Im Zeitschatten von Mondthal

Autor: Tatjana Maria (Tatjana Flade)

Genre: Fantasy

ISBN-10: 3738645691

ISBN-13: 978-3738645699

ASIN: B014TIOPSG

Preis: 3,99€ (Kindle-Edition)

13,99€ (Taschenbuch)




Inhalt:



"Tage und Nächte, Reiten und Rasten, Dörfer und Herbergen, die ganze Welt reduzierte sich auf diese Dinge. Sie verinnerlichte den Rhythmus und vergaß den vergangenen Tag, sobald sie in einem Herbergsbett die Augen schloss. Es war ihr, als sei sich schon ihr ganzes Leben auf der Reise..."



Gestrandet in einer fremden Welt sucht Alexandra nach einem Ausweg. Der Tag, an dem sie aus ihrem Leben verschwindet, kommt unerwartet, obwohl sie es sich lange gewünscht hatte. Sie wollte ein Abenteuer, doch was sie findet, ist anders, als sie erwartet hatte. Alexandra sucht einen Weg zurück und muss sich entscheiden, zwischen ihrer alten Welt und ihrer Liebe.





Bewertung:




Erster Satz: "Alexandra!"
Immer, wenn es so spannend war, musste irgendjemand etwas von ihr wollen!"




Dieses Erlebnis kennt wohl jede Leseratte. Immer wenn man sich gerade vollkommen in ein Buch vertieft hat, kommt irgendjemand und stört! So auch bei diesem Buch, das mich wirklich gefesselt und mitgerissen hat. Auch wenn ich einiges zu bemängeln habe, hat es mir super gefallen und ich kann es jedem empfehlen, der gerne jugendliche Fantasy liest.



Beginnen wir doch mal mit dem Cover, das einfach wunderschön ist! Die graue und triste Farbgebung, die nur von dem einladenden Grün des Bildes in der Mitte unterbrochen wird, lenkt den Blick sofort auf jenes und man kann gar nicht mehr aufhören, es anzusehen. Wenn man das Buch in der Hand hält und durch das wie ein altmodischer Spiegel verziertes Fenster in diese fremde Welt blickt, muss man einfach sofort den Buchdeckel aufschlagen und zu lesen beginnen.

Was genau es mit dem Titel auf sich hat, wird erst relativ am Ende klar, er passt jedoch sehr gut. Die ganze Zeit über hat mich jedoch etwas gestört, nicht zu wissen, wie diese fremde Welt heißt, in die Alexandra hineingeraten ist. Heißt sie Mondthal, so wie es auf dem Cover steht?



Auch die Gestaltung innerhalb des Buches hat mir sehr gefallen. Die Handlung ist in vier Teile aufgespalten, welche von der Fülle der Handlung wohl Inhalt für ein eigenes Buch hätten. Immer mit dem hübschen Fenster und einem passenden Titel versehen, animiert es einen sehr zum weiterlesen. Dass die Seiten relativ dick und die Bindung am Buchrücken sehr stabil ist, hat mir ebenfalls sehr gut gefallen. Ich hasse nichts mehr als Taschenbücher, die nach einmaligem Lesen aussehen, als wären sie in einen Aktenvernichter geraten. Etwas gewöhnungsbedürftig war die recht kleine Schrift, sodass ich die etwa 400 Seiten sehr unterschätzt habe. In anderem Format hätten es bestimmt über 600 Seiten sein können, weshalb ich mich nach einiger Zeit gewundert habe, warum ich scheinbar gar nicht voran komme.





"Euer Land ist jetzt das Land des Königs von Varla."

"Es ist nicht sein Land", sagte sie kalt. "Es wird auch nie seines werden, egal wie viele er tötet." (...)

A´tin-jan schluckte und spürte den metallischen Geschmack von Blut im Mund. Er konnte sich nicht bewegen, geschweige denn aufstehen, also blieb er liegen und wartete auf den Tod."





Den Klapptext muss ich noch etwas kritisieren. Recht allgemein und schwammig gehalten, erzählt er nicht viel über die eigentliche Handlung des Buches. Die Entscheidung, die so groß angekündigt wurde, nimmt nicht sehr viel Platz ein und wird durch viel Abenteuer und vielen Reisen eher zur Nebensache. Mir hat dieser Plot, der etwas anders war als gedacht, sehr gefallen, doch einigen anderen Rezensionen kann man entnehmen, dass durch den nicht sehr passenden Klapptext, die Erwartungen einiger Leser nicht erfüllt werden konnten.



Wie schon gesagt, würde ich dieses Buch eher einer etwas jüngeren Leserschaft empfehlen. Am Anfang hatte ich kurz etwas Schwierigkeiten in das Buch hineinzukommen, da es mir etwas an Komplexität gefehlt hat, der Schluss jedoch gefiel mir wieder sehr gut.



Wir lernen die junge Alexandra kennen, die zusammen mit ihrer ebenso bücherverrückten Freundin Viktoria auf Flohmärkten nach alten und besonderen Büchern stöbert. Bei einer solchen Tour ergattert sie eine alte Ausgabe eines Buches, dass sie fasziniert und fesselt, wie kein anderes Buch je zuvor. Von dem Bedürfnis geleitet, den Hauptcharakter, das Sonnenkind Tjan, aus seiner misslichen Lage zu retten, in die er innerhalb des Buches geraten war, trifft sie sich mit dem geheimnisvollen Verkäufer des Buches, der verspricht, einen Zugang zu der Fantasiewelt des Buches zu kennen.

Tatsächlich betritt sie durch dieses Tor jene andere Welt und begegnet in den Feenwäldern ihrem Tjan, in den sie sich bereits als Leser verliebt hat. Kurzerhand begibt sie sich in den Garten des Einhorns, in dem er von dem bösen Gnom Scolf gefangen gehalten wird und schafft es tatsächlich durch einen Trick Tjans und ihre eigene Freiheit wieder zu erlangen.





"Nur noch zwei Tagesreisen bis nach Un´va", schloss er. "Vielleicht sind es auch nur noch zwei Tagesreisen bis zu Freiheit."

Oder zwei Tage bis zu unserem Tod, dachte Alexandra."






Dies ist der erste, der vier Teilen der Handlung und erschien mir wie eine recht lange Einleitung. Wir werden in diese fremde Welt eingeführt und lernen schon einmal die wichtigsten zwei Charaktere näher kennen, bevor die Handlung erst richtig losgeht. Dieser erste Teil ist sehr kindlich geschrieben und hat mir noch nicht so gut gefallen. Als dann aber fremde Reiter ein Dorf überfallen und viele Menschen töten, erfährt Alexandra von dem sagenumwobenen Mondbuch. Versteckt im Feenwald soll dieses mächtige Zauberbuch aufbewahrt sein, das die fremden Reiter so unbedingt haben wollten. Als die Waldmänner losziehen um die Überfäller ihres Dorfes ausfindig zu machen, beschließt Alexandra kurzerhand mitzureisen, denn nur im Mondbuch könnte ein Hinweis zur Rückkehr in ihre Welt verborgen sein....



Wir lernen ein abgeschiedenes Königreich kennen, einen bösen Zauberer, den hübschen Prinzen, lernen viel über die verschiedenen Kulturen, Landschaftsformen und erleben ein spannendes Abenteuer. Zusammen mit Alexandra und Tjan, die in dem Prinzen A´tin-jan und dem Dienstmädchen Melanie eine willkommene Verstärkung gefunden haben, bereisen wir Leser diese fremde Welt von der Wüste, über die Berge bis zum Meer und bangen, hoffen, lachen und kämpfen mit ihnen.



Die Charaktere, der Schreibstil und der Plot unterliegen einem ständigen Wandel; es scheint, als würde die Autorin gleichzeitig mit der Geschichte wachsen. Was am Ende herauskommt, hat wenig mit den naiven und kindlichen Ansätzen des Anfangs gemein. Wenn das Absicht war, dann Hut ab, denn diese Entwicklung ist sehr spannend und passt zum Älter werden der Charaktere.




"Alexandra schlief erschöpft ein und träumte davon, wieder nach Hause zu kommen, ihre Eltern und Jonas zu umarmen. Sie träumte davon, Viktoria alles zu erzählen. Aber sie träumte auch von Tjan, von seinem strahlenden Lächeln und dem Kuss im Garten. Tjan schob sich vor die Bilder ihrer Familie, die verblassten. Alexandra streckte die Hände nach ihnen aus, aber ihre Eltern und Jonas wurden immer durchscheinender und glitten ihr durch die Finger."




Die Charakter haben mir gut gefallen. Dass die 15jährige Hauptcharakterin Alexandra begeistert von Fantasy-Büchern ist, hat ihr gleich schon einen Pluspunkt eingebracht. Wie ich eben schon sagte, entwickelt sie sich sehr; nachdem sie zu Beginn noch sehr unlogische und unbedachte Entscheidungen getroffen hat, ist sie am Ende eine selbst bestimmte, mutige junge Frau, die genau weiß, was sie will. Sie leidet sehr unter der Entscheidung zwischen ihrer Liebe und ihrer Familie, auch wenn ihr das Vergessen und das Schicksal die Entscheidung leichter macht. Aus Ihrer Perspektive erleben wir die Geschichte. Vor allem gegen Ende dürfen aber auch ab und zu andere Charaktere mal ran.



Eine davon ist ein junges Dienstmädchen, das eigentlich Mylahni heißt, von Alexandra aber nur Melanie genannt wird und jene im Schloss des Herrn der Drachenberge kennenlernt. Das mutige junge Mädchen schlägt sich schnell auf die Seite der Reisenden und steht ihnen zur Seite. Aus dem Duo Alexandra und Tjan wird so ein Trio.


Das Sonnenkind Tjan empfand ich als etwas langweilig. Er blieb am Anfang relativ blass und verschwindet dann für einen Großteil der Handlung aus dem Blickfeld, so dass der Leser keine richtige Beziehung zu ihm aufbauen kann.


A´tin-jan, der Lehrling des bösen Herrn der Drachenberge, ist relativ zwiespältig gezeichnet und seine Absichten bleiben recht verschleiert. Es entwickelt sich doch tatsächlich eine Dreiecksbeziehung zwischen ihm, Alexandra und Tjan, wobei ich den jungen Prinzen die ganze Zeit über klar bevorzugt habe. Besonders haben mir die Rückblenden aus seiner Vergangenheit gefallen und wie er Alexandra seine Religion erklärt hat.




"Sie wusste nicht, wer er wirklich war, der kalte oder der liebenswürdige A´tin-jan, und wann er ihr etwas vorspielte."




Die vier waren mir also sehr sympathisch und ich habe mich ihrer Reise sehr gerne angeschlossen. Im Vordergrund steht in diesem Buch nicht der Kampf gegen etwas Böses oder die verzweifelte Suche nach einer überlebenswichtigen Sache, wie in vielen anderen Fantasy-Romanen und das hat mir sehr gut gefallen. Statt uns viele Actionszenen und klare Gut-und-Böse-Rollenverteilung vorzusetzen, überzeugt dieses Buch durch die Darstellung des Fantasielandes durch das die vier Freunde reisen. Unterschiedliche Kulturen mit Trachten, Sprachen, Wohlstand und Lebensformen werden ebenso ausgeleuchtet wie die Landschaft. Mal hügelig, gebirgig, flach, trocken, waldig, mit reißenden Flüssen oder tiefen Seen durchzogen - immer findet sich eine Abwechslung. Deshalb wird es auch nie langweilig, auch wenn in manchen Momenten scheinbar wenig passiert.



Die Geschehnisse wie die Welt und die Charaktere sind allesamt fantasievoll, liebenswert und mit viel Herzblut erdacht. Man merkt wirklich, dass der Autorin dieses Buch am Herzen lag. Neben dem scheinbar immer weiter gehenden Plot, der schlichten Aneinanderreihung von Abenteuern, deren einziger roter Faden die Charaktere und Alexandras Wunsch nach einer Heimkehr ist, geht Tatjana Flade auch auf die inneren Konflikte, Wünsche und Gedanken der Jugendlichen ein. Ständig passiert etwas anderes, entweder abenteuerlich oder einfühlsam und so bleibt es die ganze Zeit über spannend.


Der Stil hat mir ebenfalls gut gefallen. Ich habe in Rezensionen oft gelesen, es seien viele Rechtschreibungs- und Grammatikfehler im Text zu finden, wem ich absolut nicht zustimmen kann. Ich störe mich immer peinlichst an Fehlern im Stil, doch bei diesem Buch habe ich eigentlich nichts gefunden. Wie schon in "Herz im Fadenkreuz", einem anderen -wirklich empfehlenswerten- Roman, den ich von ihr lesen durfte, bevorzugt die Autorin um Großteil einen relativ schmucklosen aber präzisen Stil, welcher wohl mit den Lesegewohnheiten einiger Fantasy-Leser kollidieren wird, meiner Meinung nach aber nicht zu verachten ist. Man wird nicht durch ewige Beschreibungen aufgehalten, bekommt aber beiläufig alle wichtigen Informationen serviert, die man für seine Vorstellungskraft benötigt.




"Der Himmel wurde nachtblau und die ersten Sterne kamen durch. Bald leuchteten Hunderte von Sternen über ihnen due ganze Milchstraße stand am Himmel. Alexandra staunte. So einen Sternenhimmel hatte sie noch nie gesehen. Als dann eine besonders große Sternschnuppe vom Himmel fiel, wünschte sie sich, sofort nach Hause zurückkehren zu können..."





Fazit:



Obwohl ich zu Beginn nicht sonderlich begeistert von dem Buch war dachte ich am Schluss nur noch: Mehr davon!!! Ein scheinbar endloses Abenteuer das den Leser durch Berg und Tal, Wald und Wüste, böse Königreiche und glänzende Städte am Meer führt, an glücklichen und unzufriedenen Menschen vorbei. Eine Reise, auf der wir Nomaden und Mönchen treffen, rasten und weiterziehen, kämpfen und feiern und schließlich auch ankommen.



Vielen Dank an Tatjana Flade für dieses Leseerlebnis!!!