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Veröffentlicht am 04.03.2017

Ein einziger Gänsehautmoment

Wächter des Elfenhains
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Allgemeines:

Titel: Wächter des Elfenhains
Autor: Susanne Gavénis
Genre: Fantasy
ISBN-10: 3845909145
ISBN-13: 978-3845909141
Preis: 11,95€ (Taschenbuch)
Link: Hier klicken!



Inhalt:

"Er brachte ...

Allgemeines:

Titel: Wächter des Elfenhains
Autor: Susanne Gavénis
Genre: Fantasy
ISBN-10: 3845909145
ISBN-13: 978-3845909141
Preis: 11,95€ (Taschenbuch)
Link: Hier klicken!



Inhalt:

"Er brachte keinen Frieden und keine Heilung, weder für andere noch für sich selbst; er war nicht wie Ian. Er war nichts als ein Schmarotzer, ein Parasit, der gierig das Licht verschlang, um nicht an der Dunkelheit in seinem eigenen Herzen ersticken zu müssen."

90 Jahre sind vergangen, seit Ogaire das Herz des Elfenwaldes vergiftet hat und in die Menschenwelt geflohen ist. Während das Ende des Elfenvolkes unabwendbar scheint, wächst an einem anderen Ort ein Kind mit merkwürdigen Fähigkeiten heran: Andion, der seit dem Tag seiner Geburt mit seiner Mutter auf der Flucht ist auf der Flucht vor seinem Vater. Ein gnadenloses Duell mit seinem unheimlichen Verfolger entbrennt, und schnell begreift Andion, dass die einzige Hoffnung auf Rettung ausgerechnet in den Märchen seiner Kindheit liegt und dass sein eigenes Schicksal und das der Elfen enger miteinander verbunden sind, als er je zu träumen gewagt hat.




Bewertung:


Erster Satz: "Die Sylphen und Dryaden des Waldes stoben in Panik auseinander, als Ogaire an´Tairdym, einer düsteren Naturgewalt gleich, an ihnen vorbei zog."


Zuerst einmal ein riesen großes Dankeschön an Susanne Gavénis für das Rezensionsexemplar!! Ich habe schon einige Bücher von ihr gelesen und bin von Roman zu Roman ein überzeugterer Fan. Vielen Dank für unsere tolle "Zusammenarbeit"!!

Doch nun zum Wesentlichen:
Dieses Buch ist mal ausnahmsweise kein Auftakt zu Reihe sondern ein Einzelband. Nach dem ich die Fantasy Romanen "Die Gwailor Chronik - Im Schatten der Prophezeiung", "Die Gwailor-Chronik - Schicksalspfade" und Shai´lanhal absolut genial fand sowie die vierteiligen Science-Fiction Reihe um den "Gambler Zyklus" praktisch vergöttert habe, hatte ich recht hohe Erwartungen an diesen Fantasy Roman von Susanne Gavénis. Hohe Erwartungen sind eigentlich immer schlecht, in diesem Fall wurden sie aber vollends erfüllt!
Wenn ihr noch nichts von dieser Autorin gelesen habt, dann holt das bitte nach!


"Er spürte die Blicke der anderen Dorfbewohner, spürte ihre Wut, ihre Furcht und ihre Verwirrung, wenn sie ihn aus der Sicherheit ihrer Baumwipfel aus beobachteten. Keiner wagte sich in seine Nähe, keiner schien das Bedürfnis zu verspüren, seine Vorurteile und Zweifel über Bord zu werden und herauszufinden, ob das Monster aus ihrer Erinnerung tatsächlich dem Jungen glich, der da mit hängenden Schultern und traurigen Augen vor ihnen stand und verzweifelt darum kämpfte, einer von ihnen zu sein."

Rechts seht ihr das Cover von "Wächter des Elfenhains", welches ich in seiner atmosphärischen Darstellung mal wieder sehr passend finde. Das dunkle Grün, der verwunschene Hain und der geheimnisvolle Kopf, welcher aus einem Fluss herausragt, spiegeln die düstere aber mystische Grundstimmung sehr schön wieder. Im Allgemeinen kann man sagen, dass das Cover sofort auf einen Fantasy-Roman schließen lässt und die Neugierde des Lesers weckt, auch wenn ich mir nicht zu hundert Prozent sicher war, was der Kopf darstellen soll - und bei Gavénis-Cover bedeutet immer alles etwas. Der Titel sticht genau wie die Augen des Kopfes auf angenehme Art und Weise hervor und lenkt Aufmerksamkeit darauf.


"Maifell fiel ihm grob ins Wort: "Hast du es immer noch nicht begriffen? Die Elfen sterben, Neanden, und ihre Traditionen sterben mit ihnen. Und das Erste, was sie begraben haben, war ihr Mitgefühl!"



Wieder einmal fand ich zu Beginn die relativ langen Kapitel etwas gewöhnungsbedürftig. Während die durchschnittliche Kapitellänge bei Jugendbüchern im Schnitt stetig abnimmt und mittlerweile -schätze ich- bei etwa 7-10 Seiten angelangt ist, so dauerte es hier oft über 20 Seiten, bis ein anderes Kapitel kam. Ich bin die typische Kapitelleserin, da es aber viele Absätze gibt und sich auch die Länge der Abschnitte gegen Ende hin verringert, hat mich das nicht gestört.

Der Titel hat mir zu Beginn gar nicht gefallen, da er mir nicht ganz passend erschien. Als ich das Buch aber gelesen hatte, war ich mir sicher, dass es keinen besseren Namen für diese Geschichte hätte geben können!!! Der Klapptext fasst das ganze Dilemma sehr gut zusammen, die Formulierung "90 Jahre sind vergangen, seit ..." finde ich aber etwas unglücklich, da ich so das Gefühl bekam, es hätte noch einen Teil davor gegeben, was nicht der Fall ist. Das ist aber wirklich "auf hohem Niveau gemeckert".


"Streite es nicht auch noch ab! Du bist hier nicht im Auenland, McKay! Wann begreifst du das endlich?" Andion presste stumm die Lippen aufeinander.
Nein, er war nicht im Auenland. Er war ein Wanderer im Schatten, irrte umher in der Dunkelheit Mordors, ohne Hoffnung, jemals das rettende Licht zu erreichen; ein Verdammter, gebunden von Ketten, die ihm ein unbarmherziges Schicksal aufgezwungen hatten, und verfolgt von den Gespenstern, die in den düsteren Abgründen seiner Erinnerung auf ihn lauerten..."



Wir lernen nach einem sehr düsteren, grausamen aber mitreißenden Prolog den jungen Andion kennen, der mit seinen leuchtend grünen Augen, seiner Liebe zur Natur, der extremen Ablehnung gegenüber geschlossenen Gebäuden und seiner dunklen Vergangenheit nicht recht in diese Welt zu passen scheint und deshalb von allen als Außenseiter gesehen wird. Auch zu Hause findet er keine Ruhe - seine Mutter wird von starken paranoiden Vorstellungen geplagt seit Andions Vater sie entführt und vergewaltigt hat. Noch immer schwebt sein verhängnisvoller Schatten über den beiden, denn er sucht sie um ihnen den Prozess zu machen. Doch dann hat Andion immer wieder rätselhafte Erscheinungen, die ihm nicht mehr aus dem Kopf gehen und ihn in eine andere, wunderschöne Welt locken. Ständig auf der Flucht entdeckt Andion schließlich ein gut gehütetes Geheimnis. Er kommt der Wahrheit immer näher und erfährt, wie stark sein Schicksal mit dem der Märchenwelt verbunden ist, über die Ian, sein väterlicher Freund, ihm seit einiger Zeit Geschichten erzählt. Doch am Rand des magischen Elfenhains trifft Andion auf die Schreckgestalt seiner Albträume - sein Vater Ogaire, der immer noch nach seinem Blut dürstet...

Dem Plot liegt eine sehr faszinierende Idee zugrunde, welche auf sehr düstere Art und Weise verkörpert wird. Ein magischer Elfenhain, magische Wesen, die unter uns leben und die Natur pflegen, ein geheimnisvolles Herz des Waldes, das vor 90 Jahren von Ogaire vergiftet wurde, ein verstockter Ältestenrat, der nicht von seinen eingefahrenen Denkweisen ablassen will, ein rachsüchtiger, hinterlistiger Vater mit einer mörderischen Machtgier und einem perfiden Plan und mittendrin der ewige Außenseiter: Andion.


"An - die Dunkelheit, Dion - das Licht, Andion - Licht in der Dunkelheit"


Hoffnung! Das ist es, was sein Name ausdrückt, doch abgesehen von der hoffnungsvollen Prophezeiung, die Ian über ihn gemacht hat, als er ihm diesen Namen gab, steckt nicht viel von diesem Gefühl in dem Jungen. Schmerz, Selbstzweifel, Angst - das sind die Emotionen die seine inneren Monologe prägen, ein unsicherer Geist geformt durch die unglücklichen Umstände. Doch trotz der vielen Angst ist Andions Herz voller Mitgefühl, Ehre, Altruismus, Sanftmut und Verständnis. So tut er alles für die, die er liebt ebenso wie für die, die ihn hassen. Immer wieder zeigt er innere Stärke, gibt nicht auf und steht immer wieder auf. Dieser innere Widerspruch ist sehr gut ausgearbeitet und mein Herz ist beim Lesen bergequollen an Gefühlen wie Mitleid aber auch ein bisschen Stolz. Seltsamerweise bekommt mich die Autorin jedes Mal so weit, mich zu fühlen wie eine besorgte Mutter obwohl die Protagonisten so alt sind wie ich. Doch ob Mutterinstinkt oder nicht - ich habe ihn sehr ins Herz geschlossen und seine Persönlichkeit bewundert! Spätestens als ich ihn richtig kennengelernt hatte, habe ich es wirklich aus tiefstem Herzen bedauert, dass es keinen weiteren Teil mehr gibt.

"Siebzehn Jahre Flucht vor einem irrsinnigen Vater, der mit gewetzten Messern hinter ihm herjagte, hatten sich wie Säure in seine Seele gefressen - und das erste Gefühl, das in jenem düsteren Loch verschwunden war, war die Hoffnung gewesen.
"Ich kann nicht hoffen", sagte er dumpf.
Ian schloss ihn behutsam in die Arme. "Ich weiß."



Der ganz leichte Abzug zu 4,5 Sternen will ich mit Ogaire an´Tairdym begründen, jenes absolutes Monster von Elf, das auch wirklich vor gar nichts zurückschreckt um an das Ziel seiner Träume zu kommen: Macht. Er ist schlimmer als der schwarze Mann, ekelerregender als ein Loch mit verwesenden Leichen und grausamer als ein Folterknecht der mittelalterlichen Inquisition. Mit einem Wort: bäh! Er ist eigentlich der perfekte Antagonist: böse Absichten einfach zu hassen und leider so durchgängig abgedreht, dass er schon wieder stereotyp wirkt. Für mich war er einfach in seinem ganzen Hass zu einfach gestrickt, sodass er als "das Böse" schlechthin erscheint. Ich bevorzuge Antagonisten, die immer noch etwas menschliches an sich haben, eine gute Seite, sodass man sie ein kleeeines bisschen verstehen und sich in sie hineinversetzten kann, sonst entgleiten sie mir leicht, was hier der Fall war.

Auch die anderen Charaktere sind in ihrer inneren Zerrissenheit wunderbar gezeichnet. Andion ist ganz klar der Hauptprotagonist, doch auch beispielsweise Neanden, Ians Sohn und Wächter des Elfenhains, nimmt eine sehr große Rolle ein und ist emotional so klar definiert wie ein Hauptcharakter.


"Welten waren zertrümmert worden und hatten sich neu geformt, waren aus Asche und Staub zu neuer, unerwarteter Schönheit erblüht, und die schwarze Spinne, die still und tödlich in der Dunkelheit gelauert und ihre netze gesponnen hatte, war endlich ans Licht gezerrt worden. Doch all das wurde bedeutungslos als er in Maifells wundervoll blaue Augen blickte..."


Am liebsten mochte ich neben Andion aber Ian, Ionosen, wie er wirklich heißt, und die junge Elfe Maifell, die beide Mitgefühl und Verständnis für Andion aufbringen und das sehen, was er wirklich ist -ein sanftmütiger Junge mit dem Verlangen nach Liebe und Sicherheit - und nicht bloß das dreckige Erbe seines Vaters in seinen grünen Augen.
Zuzusehen, wie sich zwischen Maifell und Andion ein zartes Band entwickelte und er endlich jemand gefunden hat, der ihn wirklich akzeptiert, war wirklich sehr schön.
Durch viele liebevolle Details und eine ausführliche Beschreibung ihrer Gefühle und Gedanken werden die Charaktere für den Leser sehr lebendig und man geht mit ihnen durch dick und dünn.

"Manchmal erschien es Andion, als seien Ian und er lediglich zwei Seiten derselben Münze, so verschiedenartig wie die Nacht und der Tag und doch von einem merkwürdigen Schicksal zusammengeführt, Komplementärfiguren in einem bizarren Drama, das sie seit 17 endlosen Jahren in einem Kreislauf aus Lüge und Gewalt gefangen hielt."


Wie so oft ist es genau diese Liebe zu Detail und die vielen Worte, die sich die Autorin zur Ausgestaltung der Gefühlswelt ihrer Charaktere nimmt, die dieses Buch so magisch machen. Diese wahre Kunst des Schreibens, die sich nicht nur darauf bezieht, eine fremde Welt vor den Augen des Lesers entstehen zu lassen, sondern ihn wahrhaftig dazu zu bringen, das zu fühlen, was die Charaktere auch fühlen, diese Kunst beherrscht die Autorin meisterhaft!

Die Atmosphärische Differenz zwischen düster grausam und wunderschön rührend, hat etwas in mir berührt und mich mehr gefesselt, als es tausend Spannungskurven vermocht hätten. Die düsteren Grundgefühle bauen die ganze Atmosphäre auf, nur um dann durch einige hoffnungsvolle Abschnitte, wieder entkräftet zu werden. Diese Lichtblicke hängen immer mit dem Hain zusammen - mystisch und faszinierend wird dieser beschrieben und ist eine Perle der Hoffnung, auf die Andion zurückgreifen kann.


"Er sank in die Knie, presste seine bebenden Hände ins warme, weiche Gras der Lichtung. Seine Ängste und Entbehrungen, seine Albträume, die ihn Nacht für Nacht schreiend aus dem Schlaft rissen, all das war in diesem Augenblick vergessen. Tränen der Freude liegen ihm über die Wangen, und sein Herz wollte zerspringen vor Glück. Endlich, endlich hatte er den Platz gefunden, nach dem er sich so lange gesehnt hatte. Endlich war er nach Hause zurückgekehrt."

Das, gepaart mit dem bewundernswerten Schreibstil der Autorin ist eine fantastische Kombination, die den Fantasy Roman aus der ganzen Masse an Büchern hervorhebt.
Ich kann mich eigentlich bei jedem Buch nur noch einmal wiederholen und dasselbe Lob wie immer in andere Worte verpacken. Wie auch schon in ihren anderen Büchern schwingt sich Susanne Gavénis zum absoluten Wortakrobaten auf, welcher durch präzise und doch kunstvolle Beschreibungen eine lebendige Fantasiewelt aus den Tiefen der Seiten erhebt. In verschnörkelten, metaphorischen und doch verständlichen Sätzen trifft sie genau den Punkt und vermeidet unnötige Längen, auch wenn die Sätze manchmal in Verästlungen abzudriften drohen. So malerisch umrahmt auch alles wirken mag, Gedanken, Gefühle, Fakten und Geschehnisse werden trotzdem bodenständig und greifbar vermittelt, was die Wirkung des Gesamtbildes abrundet.

Lange Rede, kurzer Sinn: Die Mischung geht direkt ins Herz und würde selbst einen Eisenklotz zum seufzen bringen. Als nach 300 Seiten Martyrium doch noch alles gut wurde, fühlte ich mich ausgelaugt wie nach einem Marathonlauf, aber wirklich glücklich. Ihr kennt bestimmt genau diese Art von Glücksgefühl, die das Herz hüpfen lässt, nur beim Beenden von Büchern auftritt, die man absolut geliebt hat, wenn sich alle im Happy End in den Armen liegen, welches aber gleichzeitig von einer Tatsache getrübt wird: Es ist eben das Ende.

"Er würde seine Zeit nicht damit verschwenden, Gott zu spielen; er würde Gott sein. Der Raum und die Zeit selbst würden allein durch die Kraft seines Willens in eine neue Form gegossen werden, Universen würden wie Schneeflocken um ihn herumtanzen, würden mit jedem Schlag seines Herzens durch seine adern strömen, im Rhythmus seines Atems geboren werden und wieder im Nichts verwehen."


Fazit:

Ein einziger Gänsehautmoment! Man möchte als Leser gleichzeitig schreien, weinen und den Antagonisten mit dem Buch verprügeln, sodass man gar nicht weiß, was man tun soll und einfach gebannt weiter liest. Ein Fantasy Roman der Extraklasse und ein klarer Beweis, dass die Handlung nicht immer ultra epische Weltuntergangsausmaße haben muss um wirklich zu berühren!

Veröffentlicht am 09.02.2017

Auf der Suche nach der Wahrheit

Chosen 1: Die Bestimmte
1

Allgemeines:

Titel: Chosen - Die Bestimmte
Autor: Rena Fischer
Genre: Fantasy
ISBN-10: 3522505107
ISBN-13: 978-3522505109
ASIN: B01NCDXTVE
Preis: 12,99€ (Kindle-Edition)
16,99€ (gebundene Ausgabe)
Weitere ...

Allgemeines:

Titel: Chosen - Die Bestimmte
Autor: Rena Fischer
Genre: Fantasy
ISBN-10: 3522505107
ISBN-13: 978-3522505109
ASIN: B01NCDXTVE
Preis: 12,99€ (Kindle-Edition)
16,99€ (gebundene Ausgabe)
Weitere Bände: 2. Teil - noch kein Titel vorhanden



Inhalt:

"Entscheide dich jetzt!

Zwei verfeindete Clans, die sie auf ihre Seite ziehen wollen.
Ein Internat für Schüler mit außergewöhnlichen Fähigkeiten, das ihr vorkommt wie ein Gefängnis.
Und ein Junge, den sie mehr liebt, als es gut für sie ist.
Zwischen Liebe und Verrat, Lüge und Verschwörung muss Emma die Wahrheit finden.
So schnell wie möglich, sonst werden sie sie kriegen.
Und töten."


Ein Eliteinternat für Hochbegabte – nicht gerade Emmas Traum!
Doch Sensus Corvi ist kein normales Internat: Emma ist eine Emotionentaucherin und kann die Gefühle anderer Menschen spüren. Auch all ihre Mitschüler verfügen über besondere Gaben, was für Emma etwas gewöhnungsbedürftig ist. Der charismatische Aidan kann beispielsweise die Elemente beeinflussen – vor allem aber bringt er Emmas Gefühlswelt ziemlich durcheinander...
Als plötzlich Jared, ein ehemaliger Schüler, bei Emma auftaucht und sie in das düstere Geheimnis einweiht, das hinter den Mauren des Internats lauert, gerät Emma zwischen die Fronten und weiß nicht mehr, wem sie trauen kann.
Eine Rebellion bricht los, die mehr ist als ein erbitterter Kampf. Und für Emma geht es dabei nicht nur um die große Liebe, sondern um Leben und Tod!



Bewertung:

Erste Sätze: "Du hast versprochen, daran zu arbeiten", sagte er vorwurfsvoll.
Und ich verspreche ihm erneut, sie wegzusperren: meine Erinnerungen. Aber sie sind wie Schatten. Kann man sich einen Körper ohne Schatten vorstellen? Ein Leben ohne Erinnerungen?"



Bevor ich mit meiner Rezension beginne, möchte ich zuerst ein riieesiges Dankeschön an Rena Fischer aussprechen - das wunderschön Buch in dem hübsch dekorierten Paket war wohl die hinreißendste Buchpost, die ich jemals bekommen habe!!!

So, aber jetzt los! Wie immer zuerst einige Worte zur Ästhetik: Ich habe das Buch als gebundenes Exemplar zugeschickt bekommen, welches mit einem hübschen Umschlag mit Klapprändern verziert ist. Das Buch an sich ist metallic grau und hat eine lila Gravur am Buchrücken.

Das Cover ist einfach WOW!! Ganz in schwarz-grau gehalten bilden metallisch glänzende Rauchschwaden ein Frauengesicht im Profil vor einem dunkelschwarzen Hintergrund. Darunter befindet sich in weiß der leuchtende Reihentitel und darunter in lila der Untertitel. Durch die grau-schwarzen Wirbel bekommt das Coverbild etwas hypnotisch magisches, das eine enorme Anziehungskraft auf den Betrachter ausübt. Das Mädchengesicht hat mich diesmal auch überhaupt nicht gestört, obwohl ich sonst ein klarer Verfechter gegen Modelgesichtern auf Cover bin. Es fügt sich einfach so perfekt in dieses mystische Bild, welches einfach genau zur Grundstimmung des Buches passt.


"Sie wissen, wie man Leute manipuliert. Du musst besser sein als sie."


Auch die innere Gestaltung des Romans ist einfach genial. Auf vollkommen unaufdringliche Art sind die Kapitelüberschriften mit sanften Rauchschwaden hinterlegt, was zusammen mit den kunstvoll verschnörkelten Seitenzahlen und der akkuraten Schrift ein stimmiges Gesamtbild ergibt.
Ich würde die ganze Gestaltung als genaue Punktlandung der Autorin und des Thienemann-Esslinger Verlages.

Ja, doch das ist noch längst nicht alles, was mir an diesem Roman besonders gut gefallen hat. Nicht umsonst habe ich ihn zu meinem persönlichen Überraschungshighlight dieses recht jungen Jahres gekürt!

Gleich von der ersten Seite war ich einfach an dieses Buch gefesselt und bin nicht mehr losgekommen, bis nicht auch das aller letzte Wort noch verschlungen war. Am Anfang war ich durch die recht kurzen Kapitel mit seltsam intensiven aber undurchsichtigen Szenen etwas verwirrt, was auch durch kurze Einstreuungen von Flashbacks einer anderen Perspektive verstärkt wird. Langsam klären sich dann die ersten Nebenfetzen auf, doch genau dieses perfekte Maß an Undurchsichtigkeit und Verwirrung, das die Spannung wahrt und gerade noch verstehbar ist, zieht sich durch das ganze Buch hindurch. Denn wir haben es hier nicht mit einer 08/15 Internatsstory zu tun, wie wir sie alle zu genügen kennen, sondern bekommen hier eine absolut prickelnde Neukreation vorgesetzt. Es beinhaltet die Intensität der Gefühle eines Jugendbuchs, die Spannung eines Krimis und die Intrigen und die Feindschaft eines Thrillers. Entfernt wurde ich beim lesen an die Reihe "Night School" von C.J. Daugerhty erinnert, was aber ein absolut positiver Punkt ist, da ich diese Reihe liebe und sich "Chosen" in eine gaaanz andere Richtung entwickelt.


"Seine Kraft drückt gegen mich, aber ich werde ihn bezwingen. Ich weiß, ich kann das. Ich atme Zorn und schwitze Hass. Langsam. Millimeter für Millimeter drücke ich gegen ihn. Um auf einmal schmecke ich etwas, das ich bei all den Übungen noch nie gekostet habe: Macht!"


Doch worum geht es eigentlich genau?
Die 16-jährige Emma, kurz Emz, wächst allein bei ihrer Mutter in Deutschland auf und führt ein ganz normales Leben... Nunja, fast. Denn sie ist eine Emotionentaucherin mit besonderen telekinetischen Fähigkeiten, die sie jeden Tag verstecken muss. Als eines Tages ihre Mutter bei einem Autounfall stirbt, taucht ein merkwürdiger Mann bei deren Beerdigung auf. Er sieht genau aus wie sie, kennt ihre Mutter und zeigt Interesse an Emma, schnell wird klar, es muss ihr Vater sein, und dieser weiß von ihren Fähigkeiten. Er nimmt sie kurzerhand mit in seine Heimat nach Irland, wo sie ein Eliteinternat für Hochbegabte besuchen soll. Doch dieses Internat ist mehr als merkwürdig und bald stellt sich heraus, dass die Schüler nicht nur hochbegabt sind, sondern genau wie Emma andere außergewöhnliche Fähigkeiten besitzen. Emmas Mutter hat sie immer vor diesen Menschen gewarnt, doch sie weiß schon bald nicht mehr, wem sie wirklich trauen soll. Denn alle Schüler, Lehrer und ihr Vater sind Anhänger von der geheimnisvollen Schule Sensus Corvi und sind deren Schulleiten Fion Farran bedingungslos ergeben. Was verbirgt sich hinter den hohen eleganten Mauern des Schulgebäudes wirklich, wer steckt hinter der seltsamen Widerstandsgruppe, die mit jeden Mitteln gegen Sunsus Corvi vorgeht und welche Rolle soll sie in dem ganzen Spiel spielen?


"Was nützt mir die Zukunft in meinen Gedanken, wenn ich sie nicht ändern kann?"


Fragen über Fragen, die es langsam zu beantworten gilt und Rena Fischer startet gleich voll durch. Ich muss zugeben, dass die Fragenzeichen über meinem Kopf im Laufe der Seiten immer mehr wurden, denn der Plot ist recht komplex und verstrickt, doch alles in allem konnte ich einen guten Überblick behalten. Einige Rezensenten hatten kritisiert, die Handlung sei viel zu unübersichtlich und man hätte "gequetscht", doch genau diese Fülle an Action hat mir sehr gut gefallen. Gefühlt wird am laufenden Band jemand entführt, ist verschwunden oder tot, die Protagonistin lässt etwas in die Luft gehen, verlaufen oder verdampfen. Mal ist der eine der böse Mörder, dann wieder der Retter in letzter Sekunde, dann doch wieder der Verräter, ... sodass diese ständige Unsicherheit, wer wirklich "Gut" und wer "Böse" ist, einen als Leser fast in den Wahnsinn treibt. Und das ist wirklich das Genialste an dieser Story - die Autorin schafft es immer wieder, einen hinters Licht zu führen! Wenn man denkt, man hat das ganze durchschaut, passiert etwas Neues und man weiß wieder so viel wie am Anfang. Nämlich nichts. Bei vielen Charakteren wusste ich bis zum Ende nicht, auf welcher Seite sie nun stehen und was ich überhaupt denken soll. Immer wieder gab es neue Wendungen und man springt von einem Zweifel zum nächsten.


Nimm nie etwas von einem anderen Menschen an, ohne dich zu fragen, wie er dir schlimmstenfalls damit schaden könnte. Und dann überlege, ob du bereit bist, diese Gefahr einzugehen.“


Durch Emmas offene und offensiver Art und ihre hohe Intensität, mit der sie die Welt als Emotionentaucherin wahrnimmt, bleibt man immer ganz nah am Geschehen und stürzt sich liebend gerne in jeden noch so abgefahrenen Moment des Buches. Ja, die Autorin setzt ein recht hohes Aufmerksamkeitspotential voraus ,indem sie neben nebulösen Rückblenden den Leser oft übergangslos in neue Situationen wirft, immer neue Figuren erscheinen lässt und die Handlung zunehmend rasanter auf ein sich überschlagendes Ende zu peitscht, doch wenn man sich ein bisschen anstrengt, wird man mit einem logischen und extrem spannenden Gesamtkonstrukt belohnt!!!
Dass es ausnahmsweise mal keine "gute Gruppierung" und eine "böse Gruppierung" gab, sondern ein stärkerer Fokus auf den ganzen Einzelpersonen lag, die zu diesen zwei Clans gehören, hat mir sehr gut gefallen. So konnte gut durchgemischt werden und die Geschichte lief nicht der Gefahr, sich in ein Klischee zu verrennen. Auch die Tatsache, das es um zwei verfeindete Clans geht, die nicht auf magischer Ebene in beispielsweise dunkle und helle Zauberer geteilt werden, die sich dann mit Bannflüchen gegenseitig zu Hackfleisch verarbeiten, sondern dass vor allem Politik, Intrigen, Machtspielchen und Taktik eine Rolle spielen, fand ich einfach super. Das ist das, was dieses Buch einfach von der ganzen Masse abhebt.


"Wenn dich etwas verletzt, gibt es genau drei Dinge zu tun: Denk logisch. Sperr deine Gefühle weg. Atme!"


Ja, und dann sind da natürlich noch die Charaktere. Das diese in dem ganzen Plot-Wir-War nicht vollkommen untergegangen sind, ist wirklich ein Kunststück!

Fangen wir doch mal mit Emma Meyer an. Sie erzählt uns ihre Geschichte aus der Ich-Perspektive und ist mir sehr schnell ans Herz gewachsen. Durch ihre Gabe des Emotionentauchens ist sie warmherzig, sensibel und einfach liebenswert. Sie nimmt außerdem alle Emotionen verstärkt wahr, was dazu führt, dass wir Leser mit einem absoluten Gefühlschaos konfrontiert werden. Selbstbewusst, mutig und taff lässt sie sich nicht schnell unterkriegen, obwohl sie schon früh erkennen musste, dass sie ihre wahren Fähigkeiten vor den anderen Menschen verstecken muss und von ihrer Mutter auf Misstrauen und Zweifel erzogen wurde. Ich konnte mich dank ihrer offenen und emotionalen Art sehr gut in sie hineinfühlen und mitempfinden, wie es ihr in dieser Situation der Neuorientierung, der Trauer um den Verlust ihrer Mutter, die Verwirrung durch den Umzug zum unbekannten Vater und allgemein dieser seltsamen neuen Situation, gehen konnte. Eine wirklich tolle Hauptcharakterin!


„Er lächelt, beugt sich ein wenig vor und pflückt eine meiner schwarzen Haarsträhnen von dem weißen Laken. Langsam kringelt er die Spitzen um seinen Zeigefinger. Poch, poch, poch. Dieses dumme Herz! Kein Mensch spürt die Spitzen seiner Haare!“


Ihr zur Seite werden gleich zwei junge Männer gestellt, die beide einen Platz in ihrem Herzen einnehmen. Aiden und Jared sind wie Tag und Nacht, wie Licht und Schatten. Doch wer ist ehrlich und wem kann Emma trauen? Das muss sie selbst erst noch herausfinden. Ich fand beide toll ))

Aidan ist ein Casanova und dennoch war er mir von Beginn an total sympathisch. Sein Wesen ist vielschichtig, er ist ein Kämpfer und gleichzeitig ein Gefühlsmensch. Wenn er einmal jemanden auserkoren hat, sein Freund zu sein, dann kämpft er wie ein Löwe für ihn. Sein Charakter habe ich bewundert und ich bin unglaublich gespannt was wir im zweiten Band noch alles von ihm wahrnehmen werden.
Jared hingegen ist der geheimnisvolle Bad Boy der Geschichte, welcher jedoch ebenfalls seinen Charme verbreitet und mich auf alle Fälle an der Angel hat. Er hat viele Geheimnisse und dennoch lässt er auch immer wieder sein Wesen hervorspitzen. Er hat in seinem Leben viele Abzweigungen falsch gewählt und dennoch habe ich ihm als Leser verziehen und ihn regelrecht ins Herz geschlossen.


"Du lebst!", seufzte er und senkte seine Stirn auf meine.
Regen.
Splitter, hart wie Eis.
Wasser, das auf meiner Haut zerplatzt.
Nichts bewegt sich außer der Regen
..."



Das mit den beiden auftauchende Liebesdreieck ist in Jugendbüchern wohl unvermeidbar seufz aber wenigstens gut umgesetzt.

Mein absoluter Lieblingscharakter in diesem Buch ist allerdings Emmas Vater Jacob MacAengus. Neben seiner von Gefühlen fast überquellenden Tochter wirkt er immer wie ein gefühlsloser Eisklotz, doch auch wenn es für ihn gegen Ende recht schlecht aussieht, habe ich nie an ihm gezweifelt, da er wie Aidan auch, einen sehr stark ausgeprägten Beschützerinstinkt Emma gegenüber entwickelt und einfach alles für sie tun würde. In den Flashbacks, die Emmas Mutter Katharina betreffen, spielt er auch noch eine zentralere Rolle und man erfährt einige interessante Details über ihn...


"Auf euer Haupt wälzt er der Witwen und der Waisen Tränen,
der toten Männer Blut,
der Weiber Gram um Gatten, Väter,
und um Anverlobte,
die dieser grimme Streit verschlingen wird.
Dies ist sein, Ruf, sein Drohn und meine Botschaft."



Dann sind da natürlich noch die Antagonisten und Mitstreiter der beiden Clans, wer das jetzt ist, werde ich natürlich nicht verraten. Beide Seiten werden jedoch immer nachvollziehbar dargestellt, sodass man ihre Handlung und die dahinter verborgenen Motive verstehen kann.

Der wichtigste Grund aber, weshalb ich dieses Buch wirklich feiere, ist der Schreibstil der Autorin. Man glaubt einfach nicht, dass das der erste Roman von Rena Fischer ist, zu erfahren und abgeklärt wirkt ihre Schreibweise. Gleichzeitig locker, leicht und einfach aber dennoch ausführlich, magisch und gut durchdacht. Ihr Satzbau ist dabei abwechslungsreich und umgangssprachlich genug, um gut gelesen werden zu können, dabei aber nicht zu schlampig und ungalant formuliert. Dieser Hochseilakt meistert die Autorin wirklich super, was ich, genau wie ihre Fähigkeit, an den richtigen Stellen gefühlvoll, eiskalt, rasant oder ruhig zu schreiben, sehr bewundere. Es werden durch ummalende Beschreibungen wunderschöne Bilder im Kopf erzeugt und viele faszinierende Dialoge setzten der Story noch mal ein Sahnehäubchen auf. Man fühlt sich durch die Nähe, die sie erzeugt, wahrhaftig angesprochen und wird ein Teil der Story. Ganz große Klasse!!!


"Das Lächeln auf dem Gesicht des Falken-Führers wird noch ein Stück breiter.
"Seneca sagte einst, ein Gladiator fasst es als Schande auf, wenn man ihm einen schlechten Partner in der Arena zuteilt. Denn ein Sieg ohne Gefahr ist auch ein Sieg ohne Ruhm. Und mit dem Schicksal verhalte es sich ebenso. Es sucht sich nur die Tapfersten aus. Heute Nacht, Patrick, wird sich unser aller Schicksal erfüllen..."



Das Ende war -wie zu erwarten- kein richtiges Ende. Mit dem gefühlt miesesten Cliffhanger der Welt wird dieser Geschichte nur ein vorläufiger Schlusspunkt gesetzt, da der abschließende zweite Band dieser Dilogie im Herbst dieses Jahres 2017 heraus kommen wird. Ich bin darauf natürlich megamäßig gespannt, und hoffe, auch dort wieder als Rezensentin am Start sein zu dürfen ))



Fazit:

Ich bin überrascht, geflasht und begeistert:
Ein magischer Schreibstil, ein komplexer Plot, viel Spannung, Gefühlschaos pur, geniale Charaktere und nicht zuletzt eine hübsche äußerliche Gestaltung machen diesen Roman zu einem Buchhighlight, das sich niemand entgehen lassen sollte!

Veröffentlicht am 07.02.2017

Von Denkanstößen und Apellen...

Verrat am Elfenparadies
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Allgemeines:

Titel: Verrat am Elfenparadies
Autor: Oliver Jungjohann
Genre: Fantasy
ISBN-10: 3981768434
ISBN-13: 978-3981768435
ASIN: B01LWSV1LI
Preis: 11,80€ (Taschenbuch)
2,99€ (Kindle-Edition)
Weitere ...

Allgemeines:

Titel: Verrat am Elfenparadies
Autor: Oliver Jungjohann
Genre: Fantasy
ISBN-10: 3981768434
ISBN-13: 978-3981768435
ASIN: B01LWSV1LI
Preis: 11,80€ (Taschenbuch)
2,99€ (Kindle-Edition)
Weitere Bände: Hinter dem Wasserfall;
Das Geheimnis der Night Sky




Inhalt:


„Wer nicht fragt, hat schon eine falsche Antwort:
(...)
Niemand hat mal einfach gefragt, alle hatten vorher, bevor sie fragten eine Antwort! Auf etwas, was sie nie gefragt hatten. Und damit hatten sie die falsche Antwort und haben alles kaputt gemacht...“



Das mysteriöse Schiffswrack aus dem Jahr 1873 mit seiner verschollenen Besatzung wartet noch darauf, endlich gefunden zu werden. Aber was ist mit der Vulkanpforte der Elfenwelt?
Die 13-jährige Finja macht sich mit dem eingeweihten Freundeskreis und ihrem Bruder auf die abenteuerlichste Suche ihres Lebens, die letzten Geheimnisse aufzudecken. In ihrer Liebesfreundschaft mit dem 15 Jahre alten Toni erlebt sie weitere spannende Momente, und auch die Freundinnen sorgen für manche Überraschungen. Doch neben diesen Lebensbereichen, die Finja täglich umgeben, lauert eine große Gefahr für die paradiesisch friedliche Elfenwelt, von der sie nichts ahnt.



Bewertung:


"DISCLAIMER: Dieses Buch ist der dritter Teil der "Wasserfall-Trilogie", weshalb mögliche Spoiler über die Handlung des ersten und zweiten Teiles nicht ausgeschlossen werden können!!!

Nachdem ich "Hinter dem Wasserfall" und ""Das Geheimnis der Night Sky" von Oliver Jungjohanns Wasserfall-Trilogie lesen durfte, ist nun der dritte Teil "Verrat am Elfenparadies" an der Reihe. Wer diese tolle Reihe nicht kennt, liest am Besten gleich bei meiner Rezi zu Teil 1 vorbei und lässt sich hoffentlich überzeugen, in die Story mit einzusteigen. Ich kann nur sagen: Es lohnt sich!


Erste Sätze: "Aufgeregt zog Leonie an ihren Fingern herum. „Los erzähl endlich", bettelte sie voller Ungeduld..."


So starten wir in den letzten Abschnitt dieses Abenteuers und wie gewohnt spannt uns Oliver Jungjohann nicht lange auf die Folter, sondern startet gleich durch. Schnell findet man wieder in die Geschichte ein und sieht sich schon bald auf einer langen, spannenden Reise durch die Elfenwelt. Um die gefundene Pforte wieder zu aktivieren und die Wasserfallwelt damit zu retten, scheuen die Freunde keine Mühen, doch dann passiert das Undenkbare: Die Elfenwelt wird verraten...

Wie auch in den beiden ersten Teilen dieser magischen Trilogie spielt die Handlung sowohl in der "realen Welt" von Finja und ihrem jüngeren Bruder Aaron, aber auch in der fantastischen Welt hinter dem Wasserfall. Auf der Elfenwelt liegt diesmal jedoch ein besonderes Augenmerk, was mir persönlich sehr gefallen hat. Natürlich fand ich es ebenfalls toll, die Freunde in ihrer eigenen Welt interagieren zu sehen, doch diese Fantasywelt noch etwas besser kennenlernen und darin reisen zu dürfen, hat mir noch etwas besser gefallen. Ich bin eben voll und ganz eine Fantasy-Leserin, da lässt sich nichts machen...
Man kommt diesmal ordentlich rum, lernt neue Elfen kennen, erfährt mehr über deren Lebensweise und bekommt endlich Antworten auf die Fragen, die man sich schon seit langem stellt. Unter anderem wird endlich das Geheimnis um die Night Sky aufgelöst...


"Das Wrack!! Die Night Sky!", rief Finja.
Trotz des Durstes und der schmerzenden Muskeln gab es kein Halten mehr, sie rannte auf das Wrack zu, das sie schon seit so langer Zeit gefesselt hatte."



Nun noch schnell zum Cover: Das Titelbild ist mal wieder mit viel Feinsinn und Geschmack gestaltet. Der gewohnt blaue Hintergrund schafft einen gewissen Wiedererkennungswert und lässt die Reihe im Regal wunderbar zusammengehörig aussehen. Dieses Mal sind zwei ineinander verschlungene Hände im Vordergrund und dahinter einen roten und einen blauen ineinander verschlungenen Lichtschweif zu sehen. Am Anfang habe ich mich etwas über diese Lichterscheinung gewundert, da sie doch etwas aus dem Bild heraussticht, doch wenn man das Buch gelesen hat, versteht man ihre Bedeutung. So passt das Cover mal wieder perfekt zur Geschichte.

Auch die Kapitelfotografien und Grafiken haben mal wieder nicht gefehlt und haben dem Ganzen noch ein kleines Sahnehäubchen aufgesetzt. Ich finde das wirklich eine tolle Idee, denn sie dienen vorrangig als kleine Hilfestellung um die Fantasie anzuregen, nehmen aber niemals etwas vornweg, sodass die Vorstellungskraft nicht unter aufgezwungenen Bildern leidet.


"Der Elfenmond ging über der Bergkette auf, es war ein unbeschreiblich schöner, irgendwie magischer Anblick. Toni, der neben Finja lag und mit ihr dieses stille Spektakel beobachtete, sagte: "Jetzt fehlt nur noch so´n weißes Einhorn, dann ist die surreale Landschaft perfekt..."


Als besonders interessant habe ich auch das umfangreiche "Making of" empfunden, welches hintenangestellt Einblicke in die Arbeit am Buchprojekt, Schlüsselszenen in der Ideenfindung, das Schießen der Bilder und schließlich Bonusmaterial und Links zur Reihe bietet. So konnte ich die Reihe mit einem durchweg guten Gefühl abschließen, ohne dem Beenden der Reihe allzu sehr nachtrauern zu müssen. Ganz bestimmt werde ich diese noch einmal lesen - allerspätestens irgendwann in einigen Jahren mit meinen Kindern...

Der Stil bleibt irgendwie genau gleich, verändert sich aber gleichzeitig auch. Das klingt unmöglich und etwas wirr, ist aber mein bester Versuch, dieses Phänomen zu beschrieben )
Immer noch ist der Satzbau leicht, klar, und minimalistisch, hat sich aber deutlich mit den Protagonisten weiterentwickelt. Die Dialoge haben sich realistisch weiterentwickelt und dadurch, dass auch zum Beispiel Landschaftsbeschreibungen sich an diesen Grad anpassen, wirkt das ganze Buch sehr nah an seiner Zielgruppe. So können Kinder problemlos folgen und Erwachsene werden an ihre Kindheit erinnert. Ein super Mix!!


"Es scheint so zu sein, dass man manchmal das aussichtslos Böse in eurer Welt wohl nur damit bekämpfen kann, selbst eine Unwahrheit zu behaupten, wenn sie keinen Schaden anrichtet und nicht selbst zum Bösen verwendet wird."


Je mehr Zeit die Kinder in der Elfenwelt verbringen, desto mehr kam mir dieser Fleck Erde -der Titel sagt es schon- wie das absolute Paradies vor: keine Zerstörung, keine bösen Gedanken, keine Hinterlist, kein Scham, kein Unmut keine Gier - alles ist friedlich und schön, wie auch die Erde sein könnte,..... wenn nicht wir kriegerische Menschen sie bewohnen würden. Ich finde es absolut super, dass dem jungen Leser hier Alternativen angeboten und Fragen gestellt werden, auf die man sonst in seiner eigenen Lebenswelt gar nicht kommt.
Als Fragen der unwissenden Elfen, die manche Dinge aus unserer Welt einfach nicht verstehen können, verpackt, werden Zustände, die uns als ganz normal erscheinen, kritisiert und hinterfragt: Warum schämen wir uns, nackt zu sein, das ist doch ganz natürlich? Was bringt Streit eigentlich und warum haben alle immer Angst, nichts abzubekommen, es ist doch genug für alle da? Warum, warum ... darum, so ist das eben bei uns - das müssen die Kinder oft antworten. Darüber will ich jetzt auch gar nicht lange reden - ein super Denkanstoß ist es allemal!


"Vielleicht ist es tatsächlich so, dass wir Menschen da ganz anders sind, als ihr Elfen und viel herausfinden wollen. Und vielleicht auch deswegen, weil wir uns wünschen, mehr zu haben. Oder was anderes zu besitzen."


Denn wieder einmal kann man sich im Rahmen des Buches nicht nur durch die Handlung unterhalten lassen, sondern wird mit gesellschaftlichen Konflikten, Identitätskrisen, etwas verzerrten Psychogrammen, Empathie und Vielem mehr und konfrontiert. Wieder sind die Hinweise dazu so zurückhaltend, dass man über Themen, die einen nicht interessieren, einfach hinweglesen kann. Mit dem Alter der Protagonisten steigt somit auch der Anspruch und damit verbunden das Alter der Zielgruppe ein wenig, einige Aspekte finde ich für die Zielgruppe etwas früh thematisiert, doch da man wie gesagt gut über alles hinweglesen kann, was einen nicht interessiert oder betrifft, finde ich das nicht weiter schlimm. Zudem sind einfach so viele unterschiedliche Aspekte in jedem einzelnen Band angeführt -um mal wenige zu nennen: Offenheit, Schüchternheit, Stalking, Homosexualität, Streit, Vertrauen, Aussprache, Liebe,...- sodass es vielleicht etwas unrealistisch erscheint, ein so geballtes Umfeld zu haben, aber jeder in einer anderen Lebenssituation Unterschiedliches aus dem Buch mitnehmen kann. Das gefällt mir wiederum sehr!

Wie ich auch schon in meinen vorherigen Rezensionen erwähnt habe, finde ich diese Buchreihe wirklich super geeignet einem Kind/Jugendlichen in die Hand zu drücken und als eine Möglichkeit der Gesprächsfindung zu nutzen. Es bietet sich die Möglichkeit für Eltern und Kinder, den Blickwinkel mal zu ändern und vielleicht zu versuchen, den jeweils anderen zu verstehen.


"Es ist für euch eine letzte Prüfung, und nur die Mutigen und die mit reinen Herzen können dann die Aufgabe übernehmen, die nun auf euch wartet.
Fehlt euch der Mut wird es nicht funktionieren..."



Und nicht nur die Geschichte selbst reift in seinen drei Bänden langsam heran, sondern auch unsere Protagonisten. Alle werden älter, die Interessensbereiche verschieben sich, ihre Art, sich auszudrücken - es ist einfach spannend dieser authentischen Entwicklung zuzusehen. Wenn in den ersten zwei Bänden der reine Fokus auf Finja und ihrem Bruder lag, rückt hier eher die ganze Clique in den Vordergrund. Neben Finja und Aaron wären das Finjas Freund Toni, ihre Freundinnen Samira, Paulina, Leonie ebenso wie die Elfen Atéschi, Zanija und Danái. Jaaaa, ... eine ganz schön große Menge um alle genau zu charakterisieren und genau das ist ein kleines Problem, das ich mit diesem Teil habe. Selbstverständlich steht Finja noch immer im Vordergrund, doch für meinen Geschmack werden die vielen Hauptcharaktere zu oft zu "die Kinder tun dies" oder "die Kinder tun jenes" degradiert. Das fand ich etwas schade.

Davon profitiert aber auf der anderen Seite wiederum die Spannung. In diesem letzten Teil passiert so unglaublich viel Interessantes, Abenteuerliches, so dass ich diesen letzten Band alles in allem doch am besten fand. Alles scheint hier - wie auch im Leben- ein Für und Wider zu haben und dieses Buch gibt den Anstoß, beides zu betrachten!

Noch ein aller letztes Zitat, das ich sehr schön fand. Auf einer Steintafel der Elfen steht:

"Schätze und bewahre die Vergangenheit für deine Zukunft!"



Fazit:

Ein Apell an alle:
LESEN!


Und ein grooooßes "Dankeschön" an den Autor!!!!!

Veröffentlicht am 09.01.2017

„Leck ist tot. Aber wenn Leck tot ist, warum ist es dann nicht vorbei?“

Die Königliche (Die sieben Königreiche 3)
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Allgemeines:


Titel: Die Königliche
Autor: Kristin Cashore
Genre: Fantasy
ISBN: 978-3551582683
Preis: 19,90€ (gebundene Ausgabe)
9,99€ (Kindle-Edition)
9,99€ (Taschenbuch)
Weitere Bände: Die Beschenkte; ...

Allgemeines:


Titel: Die Königliche
Autor: Kristin Cashore
Genre: Fantasy
ISBN: 978-3551582683
Preis: 19,90€ (gebundene Ausgabe)
9,99€ (Kindle-Edition)
9,99€ (Taschenbuch)
Weitere Bände: Die Beschenkte;
Die Flammend



Inhalt:


"Die Sonne wärmte sie, eine leichte Brise kühlte sie, da war kein Schmerz und sie hatte keine Angst, an der Spitze der Welt zu stehen."


Seit dem Tod ihres tyrannischen Vaters ist die junge Bitterblue die alleinige Herrscherin ihres ganzen Königreichs Monsea. Während sie langsam in ihre Aufgabe hineinwächst, muss sie sich unausweichlich der Vergangenheit stellen: Wer war ihr Vater, König Leck, wirklich? Was gehört zu den Lügengebäuden seiner Herrschaft und was ist tatsächlich die Wahrheit? Für ihre Nachforschungen schleicht sich Bitterblue Nacht für Nacht verkleidet aus dem Schloss, schließt unter falschem Namen ungewöhnliche Freundschaften in den Straßen und Wirtshäusern und verstrickt sich ihrerseits in ganz neue Lügen ...




Bewertung:



Die beiden Vorgängerbücher haben mir sehr gut gefallen, vor allem "Die Beschenkte" mit Katsa und Bo. Ich habe nicht erwartet, dass der 3. Teil an meinen Lieblingsband herankommt, doch das ist tatsächlich geschehen. Schon mit der ersten Seite schafft es auch dieser Roman wieder, einen in die Welt der Sieben Königreiche zu katapultieren und danach nicht wieder loszulassen. Dabei beschränkt die Autorin sich auf die personale Sicht von Bitterblue im Präteritum, was aber nie so einseitig bleibt, dass man das Gefühl hätte, einige Dinge nicht zu verstehen. Stattdessen ist man mit ihr immer auf demselben Stand und geht gemeinsam den Geheimnissen nach. Wer allerdings eine actionreiche Lektüre mit Kampfszenen wie in den Vorgängern erwartet, dürfte etwas enttäuscht werden - hier dreht sich alles um Intrigen, Macht und Lügen.


Die Bücher der Reihe sind ganz sicher etwas Besonderes im Regal. Alle drei Cover ziert die Rückansicht eines Mädchens, wobei diese immer wunderbar zu der jeweiligen Protagonistin passt. Das Farbschema ist diesmal schwarz bis gräulich-grün, sowie auch der Einband gehalten ist. Dieses Mal hat die junge Frau gräuliche Ornamente im Nacken und dunkelbraune oder schwarze Haare, zu einer königlichen Frisur gesteckt, die ich hier aufgrund meines mangelnden Wissens an Haarkunst nicht benennen kann.


Der Titel ist goldfarben geprägt, leicht erhaben und in derselben Schrift geschrieben wie die Titel der anderen beiden Bände. Das Buch selbst ist in ein helles Mintgrün gebunden, hebt sich aber auch hier wieder durch den goldenen Titel auf dem Rücken ab.


Das Buch beginnt neben einer Karte der bekannten Welt mit einem Inhaltsverzeichnis, welches wie eine Schriftrolle gezeichnet wurde. Das Buch wurde in fünf Teile geteilt, welche jeweils eine eigene Überschrift haben über denen ein hübscher, dunkler Schlüssel prangt, während darunter die ungefähre Zeitangabe sich befindet. Gerahmt wird all dies von einer Art Fassung, welche wie ein Schild wirkt. Den Anfang jedes Kapitels ziert jeweils ein oben genannter Schlüssel und was mir am besten gefallen hat: ganz am Ende befinden sich neben einem ausführlichen Glossar auch zwei wunderschöne Karten des Königreichs und des Schlosses.


Die Übersetzung ist an manchen Stellen etwas stockend, sodass ich diese Stellen 2-3-mal lesen musste und ein Widerspruch ist enthalten. Der Schreibstil ist aber trotzdem flüssig und zeichnet sich mit einem beeindruckenden Einfühlungsvermögen aus, das dem Leser die Gefühle der Figuren erkennen lässt, ohne kitschig oder holzhammerartig plump zu. Leider fehlen auch einige der Bilder der Originalausgabe wie die Brücken und die Titelseiten der einzelnen Teile.


Es geht um die junge Bitterblue die auch schon im ersten Teil dieser Trilogie eine große Rolle gespielt hat und die jetzt erwachsen ist. Auch weitere bekannte Charaktere wie zum Beispiel Prinz Raffin, Giddon oder Bann, sowie Lady Fire aus "Die Flammende" dürfen wieder mitspielen. Wahnsinnig gefreut habe ich mich, dass auch Katsa und Bo in diesem Buch wieder auftauchen und Bitterblue mit Rat und Tat zur Seite stehen, man spürt auch immer noch die besondere Verbundenheit zwischen den dreien. Prinz Bo springt sofort, wenn Bitterblue ihn braucht und Katsa erteilt ihr Kampfunterricht, damit sie sich in Gefahrensituationen, die in diesem Roman nicht knapp gesät sind, besser verteidigen kann.


Die absolute mitreißende Liebe zwischen den beiden ist auch von außerhalb sehr schön geschildert. Jeder der bekannten Charakteren aus den Vorgängerbüchern bekommt am Ende sein eigenes Happyend zugeteilt, was mich wirklich sehr gefreut hat. Auch dass endlich eine Verbindung zwischen den drei Teilen hergestellt wird, fand ich super. Dennoch können auch Neueinsteiger dieses Buch getrost lesen! Es erzählt eine abgeschlossene Geschichte und alle relevanten Details aus der Vergangenheit werden noch mal im richtigen Maß mit eingeflochten.
Trotzdem hat man als Leser sicher noch mehr Spaß, wenn man die beiden Vorgängerbände bereits kennt.


"Die Königliche" besitzt keine so starke und wilde Protagonistin wie sie es in den Vorgängern waren. Bitterblue ist um einiges zerbrechlicher, unsicherer und vor allem trauriger, aber sie wirkt nie wehleidig. Sie hat sowohl Mutter als auch Vater verloren und auch wenn Letzterer ein Monster war, kann sie sich dennoch nicht des Gefühls erwehren, dass er einen Teil von ihr mitgenommen hat. Sie ist eine sehr junge Königin und man merkt, dass sie in ihre Aufgabe erst hineinwachsen muss. Sie macht viele Fehler, hat aber auch immer ein offenes Ohr für ihre Bediensteten und geht sehr einfühlsam mit ihnen um, selbst wenn sie von ihnen enttäuscht wurde. Oft fühlt sie sich eher machtlos als mächtig und zeigt sämtliche Facetten zwischen Zerbrechlichkeit und Stärke. Beinahe jeder im Schloss scheint ihr etwas zu verheimlichen, was nicht nur für sie ein schreckliches Gefühl ist, sondern auch für den Leser. Man leidet unwillkürlich mit, trauert mit ihr, liebt mit ihr, lacht mit ihr.


Denn auch bei der bedrückenden Schwere einiger Themen vergisst die Autorin nie, auch ein bisschen Humor mit einzubauen, der besonders in den Gedanken von Bitterblue zum Ausdruck kommt. Sie kümmert sich um andere, trauert und macht Fehler, dadurch wirkt sie sehr menschlich und überzeugend.


Vor allem ihre Beziehung zu Saf dem Dieb ist sehr interessant, weil Bitterblue durch ihre Lügen zeitweise unehrlicher wirkt als Saf. Er wird leider nicht zur Schlüsselfigur und bliebt nur sehr blass im Hintergrund, aber ich fand ihn trotzdem super.


Auch die Nebenfiguren wie die Heilerin Madlen, die Dienerin Fox oder der Bibliothekar Todd überraschen alle immer wieder aufs Neue. König Leck ist auch ständig präsent, wenn auch nur durch seine Untaten, die sich nahezu durch das ganze Buch ziehen. Kaum zu glauben, was er seinen Ratgebern und auch Bitterblues Mutter alles angetan hat.



Was sich langsam herausstellt, ist erschreckend und widerlich und ich habe mich oft gefragt, wie ein Mensch das nur machen konnte. Auch als sie am Ende seine Tagebücher liest, lief es mir kalt den Rücken hinunter. Wie in den ersten beiden Bänden, ist und bleibt Leck natürlich der große Bösewicht, aber ansonsten gibt es keine einfache Schwarz/Weiß-Zeichnung. Die Enthüllungen erfordern zudem immer wieder gute Nerven!


Es gibt viel Spannung und jede Menge Rätsel, Verräter, Geheimschriften, Kämpfe... kurzum, alles was ich an dieser Reihe gern mag. Lediglich der Anteil der Liebesgeschichte ist eher zart und begrenzt, aber eine Königin hat eben gewissen Verpflichtungen und kann sich -leider , seufz- nicht einfach so mit jedem "Dahergelaufenen" einlassen.

Es geht in dem Buch neben dem Offensichtlichen um eine bewegende und emotionale Auseinandersetzung mit den schrecklichen Jahren der Tyrannei, die an einem Volk und an den Menschen nicht spurlos vorüberziehen können. Der zentrale Satz, wird schon ziemlich am Anfang geäußert.



„Leck ist tot. Aber wenn Leck tot ist, warum ist es dann nicht vorbei?“



Durch die Aufarbeitung des Traumas ist der letzte Teil der Trilogie wesentlich ruhiger als die wilden Vorgängerbände in denen es um Krieg und Überleben geht. Leider macht es genau das in manchen Szenen etwas langatmig, wenn seitenlang chiffriert und diskutiert wird. Trotzdem ist es gerade deshalb so berührend. Es zeigt diesmal in ordentlichem Umfang die Probleme einer jungen Herrscherin auf der Suche zu sich selbst, ein Königreich am Abgrund, dunkle Intrigen, feste Freundesbanden und eine zarte erste Liebe.



Fazit:

Kristin Cashore arbeitet ihre Charaktere und die Landschaften so gründlich und liebevoll aus, dass alles richtig lebendig wirkt und man als Leser schnell alles um sich herum vergisst, während man in zwielichtigen dunklen Kneipen verweilt, durch Labyrinthe und Geheimgänge geschickt wird und versucht rätselhafte Diebstähle aufzuklären.

Veröffentlicht am 13.11.2023

Viel Stoff zum Träumen und Nachdenken!

Das Vermächtnis der Drachenreiter
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Ich werde immer nostalgisch, wenn ich an Bücher aus meiner Kindheit denke. Ich weiß noch sehr gut, dass ich meine Eltern laufend in den Wahnsinn getrieben habe, in dem ich als Kind etliche (vielleicht ...

Ich werde immer nostalgisch, wenn ich an Bücher aus meiner Kindheit denke. Ich weiß noch sehr gut, dass ich meine Eltern laufend in den Wahnsinn getrieben habe, in dem ich als Kind etliche (vielleicht nicht ganz altersgemäße ^^) Fantasy Bücher verschlungen habe, während andere meines Alters noch "Connie" oder "Die wilden Hühner" gelesen haben. Die erste umfassende High-Fantasy-Reihe, die mich mit 11 Jahren in den Bann gezogen hat, war "Eragon" von Christopher Paolini, die ich seitdem auch schon dreimal gerereadet habe. Anlässlich des lange herbeigesehnten Erscheinungstermin des Spin-Offs "Murtagh" habe ich beschlossen, nochmal einen Blick in die Reihe zu werfen und dann auch mal eine richtige Rezension zur Reihe zu schreiben. Angesichts der in Summe beinahe 3500 Seiten der Tetralogie war ich damit eine Weile beschäftigt, hatte aber mal wieder großen Spaß beim Lesen!

Zuerst einige Worte zu der äußeren Gestaltung der Reihe. Mittlerweile gibt es ganz unterschiedliche Ausgaben mit unterschiedlichen Covern (die neuste von Blanvalet 2019), ich habe allerdings noch die ursprünglichen Ausgaben des cbt Verlags, die sich an die Gestaltung der Originalcover halten. Auf den vier Bänden der Reihe sind jeweils die vier wichtigsten vorkommenden Drachen der Geschichte abgebildet: die blaue Drachensame Saphira auf Band 1, Murtaghs roter Drache Dorn auf Band 2, der weise goldene Drache Glaedr auf Band 4 und Aryas grüner Drache Fírnen auf dem Cover des fünften Bandes. Trotz der ansonsten schlichten Gestaltung der Cover in der Farbe des jeweiligen Drachens, war ich schon immer ein Fan der Cover, da sie die jeweilige Persönlichkeit des Drachens gut einfangen. Zudem beginnt jedes Buch mit einer detaillierten Karte von Paolinis Welt, einer Zusammenfassung der vorhergehenden Geschehnisse und endet mit einem Glossar und einer Ausspracheübersicht für seine erfundene Sprache. Angesichts der Komplexität des Worldbuildings sind das sehr nützliche Ergänzungen, die ich beim Lesen immer wieder genutzt habe.

"Der Wind heulte durch die Nacht und trug einen Duft heran, der die Welt verändern sollte."

Das Lesen der ersten Seite war für mich schon ein bisschen wie nach Hause kommen. Ohne große Umschweife war ich sofort wieder beim 15-jährige Eragon angekommen, der seit dem Verschwinden seiner Mutter als Waise bei seinem Onkel Garrow und seinem Cousin Roran am Rande des kleinen Dorfes Carvahall im Palancar-Tal das Leben eines einfachen Bauern lebt, bis ein Drachenei sein Leben verändert. Bevor ich erkläre, weshalb ich die Reihe so sehr ins Herz geschlossen habe und immer wieder zu ihr zurückkehre, muss ich ganz klar sagen, dass ich alle Kritikpunkte an ihr durchaus nachvollziehen kann. Beim erneuten Lesen habe ich wieder festgestellt: Ja, das Buch hat Längen. Ja, an manchen Stellen ist der Schreibstil zu Beginn noch etwas unbeholfen, da der Autor Band 1 geschrieben hat, als er selbst so alt war wie sein Protagonist - nämlich 15 Jahre alt. Und ja, es gibt viele Parallelen zu anderen High-Fantasy-Werken wie beispielsweise "Herr der Ringe" oder "Star Wars". Aber trotzdem LIEBE. ICH. DIESE. REIHE! Weshalb ich sie auch für immer in Schutz nehmen werde!

"Sei vorsichtig. Dieses Wissen kann furchtbar sein. Sein wahres Ich kennen zu lernen, ohne die Verkleidung der Einbildung oder des Mitgefühls anderer, ist ein Moment der Offenbarung, der an niemandem spurlos vorübergeht."

Zunächst zu den Längen: Der Autor baut hier seine Geschichte sehr langsam auf und stützt sich dabei auf viele Detailbeschreibungen und eher episodische Handlung. Dabei benutzt er ein sehr langsames Erzähltempo, das es einem ermöglicht, die Welt, die Figuren und deren Beziehungen ganz in Ruhe zu erkunden - was angesichts der Komplexität von Paolinis Fantasywelt durchaus keine schlechte Idee ist! Klar, wenn Eragon schrittweise einen Sattel für Saphira baut, kapitelweise über Ameisen meditiert, einen Exkurs über Zwergenpolitik hält oder über die Geschichte der Elfen doziert, kann man als ungeduldiger Leser das ein oder andere Gähnen nicht unterdrücken. Aber dennoch zahlen sich all diese Informationen im Verlauf der Handlung immer aus und setzen sich zu einem immensen Worldbuilding zusammen, das an Detailreichtum geradezu überquillt.

Alagaësia ist eine vielschichtige und komplexe Fantasy-Welt, die von vielen unterschiedlichen Wesen bevölkert wird. Vor einer mittelalterlichen Kulisse treffen wir hier auf Menschen, Elfen, Zwerge, grobschlächtige Urgals, vogelähnliche Ra'zac, Werkatzen, Geister und natürlich Drachen und ihre Reiter. All diese unterschiedlichen Völker und Ethnien bekommen eine eigene Kultur, Politik und Sprache, über die wir im Laufe der vier Bände einiges lernen und die aufgrund einer eigenen Geschichte und Taten einzelner sowohl Positives als auch Negatives zur Geschichte beitragen. Damit ist die Verteilung von Gut und Böse hier deutlich vielschichtiger als beispielsweise in "Herr der Ringe" und kein Volk entspricht einem klaren Klischee. Das sieht man beispielsweise an den Urgals, die zunächst an monströse Orks erinnern, sich mit der Zeit aber als eigenes Volk mit Kultur und Meinungen entpuppen. Ähnlich wie Tolkien hat Paolini für seine Geschichte zwei eigene Sprachen erfunden, die zum Teil einen skandinavischen Einschlag besitzen und die nach vielen Rereads durchaus ins Ohr gehen...

"Vielleicht kennt ja keine Religion die ganze Wahrheit, sondern jede besitzt nur Bruchstücke davon, und es ist unsere Aufgabe, diese Bruchstücke zu erkennen und zusammenzusetzen."


Es sind jedoch nicht nur die Bewohner der Welt detailreich ausgearbeitet, sondern auch die Schauplätze. Auf die sehr verwirrenden Namen der Orte und Personen mit vielen Apostrophen hätte ich zwar verzichten können - Gil’ead, Dras-Leona, Farthen Dûr, oder Urû’baen bleiben einfach zu schlecht im Gedächtnis -, durch die einfachen, aber bildhaften Beschreibungen des Autors werden die Landschaften und Städte Alagaësias aber herrlich lebendig. Ob der bergige Buckel, die Küstenstadt Teirm, der Wald Du Weldenvarden, der Hauptstadt der Elfen Ellesméra, den brennenden Steppen Du Völlar, der unnachgiebigen Wüste Hadarac, oder der Schönheit der Zwergenhauptstadt Tronjheim - schon beim Blick auf die Landkarte in der Vorderseite des Buches, kommen viele Erinnerungen zurück!

Auch das Magiesystem der Reihe hat mir schon immer sehr gut gefallen, denn hier liegt der Schlüssel der Magie in Worten der sogenannten "alten Sprache". Spricht man ein Wort in der alten Sprache aus (z.B. "Brisingr", was "Feuer" bedeutet), erlangt man Macht über das, was es betitelt. Das lässt sich auch auf Personen übertragen: kennt man den sogenannten "wahren Namen" einer Person, hat man Macht über sie - ein Umstand, den der Antagonist der Geschichte, Galbatorix, schamlos ausnutzt. Als abtrünniger Drachenreiter, der vor hundert Jahren einen Aufstand gegen den Orden der Drachenreiter anzettelte und seitdem ein eigenes Imperium aufbaut, ist er ein mächtiger, aber eher uninteressanter Feind. Spannender sind hingegen die vielen ambiguen Helden, die in dem Hauptkonflikt zwischen den Fronten stehen. Ein Beispiel dafür ist beispielsweise der Krieger und Eragons Halbbruder Murtagh, der schon beim ersten Lesen mein absoluter Lieblingscharakter war und dem sich nun das Spin-Off widmet.

"Ein wahrer Krieger", erwiderte sie, "kämpft nicht, weil er es will, sondern weil er es muss."


Neben dem detaillierten, ausgeklügelten, liebevoll ausgearbeiteten Worldbuilding sind die wundervollen Protagonisten das Herzstück der Geschichte. Die Hauptfigur, der junge Eragon, ist ein klassischer Jugendbuchheld: Geboren als mittelloser Bauernjunge ohne Eltern muss er sich einer Prophezeiung und großen Verantwortung stellen und wird auf seinem Weg durch eine Reihe an Vorbildern und Mentoren geformt, bis er zum weisen Krieger wird und die Welt retten kann. Trotz des bekannten Aufbaus ist seine Charakterentwicklung vom naiven Bauernjungen hin zu einem vielversprechenden jungen Mann über die 3400 Seiten wirklich toll anzusehen. Seine Neugier und Wissbegierde gepaart mit seinem oftmals unüberlegten Handeln, mit dem er sich selbst und andere ungewollt in Gefahr bringt, machen ihn durchgängig zu einem sympathischen, aber manchmal auch etwas nervigen Protagonisten, über den man ab und zu wie über einen kleinen Bruder liebevoll die Augen verdrehen muss. Besonders schön ist, wie er und Saphira mit der Zeit immer mehr zusammenwachsen und zu einem eingespielten Team werden. Die Beziehung der beiden ist eine ganz besondere Liebesgeschichte, die zeigt, dass Liebe viele Facetten hat und entschuldigt dafür, dass die anderen Liebesgeschichten (Eragon und Arya, Roran und Katerina, Murtagh und Nasuada) entweder sehr stark im Hintergrund bleiben, nicht viel Tiefe erreichen oder im Sand verlaufen.

"Die Ungeheuer in uns sind viel schlimmer als die real existierenden. Angst, Zweifel und Hass haben schon mehr Menschen gelähmt, als es Tiere je vermocht hätten."
"Und Liebe", sagte Eragon.
"Und Liebe", gab sie zu."


Begleitet wird unser junger Held neben Saphira durch eine Vielzahl interessanter und lebendiger Figuren. Am meisten ans Herz gewachsen sind mir die Anführerin der Varden Nasuada, der Krieger Murtagh, die Kräuterhexe Angela, die Elfe Arya, der Drache Glaedr, die Werkatze Solembum und der Zwerg Orik. Während die Geschichte zu Beginn noch rein aus der Sicht von Eragon erzählt ist, wechseln die Erzählperspektiven in den späteren Bänden und auch Roran, Nasuada und Saphira kommen in einem personalen Er-Erzähler zu Wort. Generell wird die Geschichte im Verlauf der Reihe immer epischer, komplexer und umfangreicher. Die Schlachten werden immer größer, es kommen mehr neue parallele Handlungsstränge dazu, mehr Erzählperspektiven und auch der Schreibstil verbessert sich deutlich. Nach vier Bänden und einem epischen Finale endet die Reihe dann recht offen - weshalb ich mich nun umso mehr auf den neuen Band freue, der zum Glück schon in meinem Regal auf mich wartet!

"Möge das Glück dir hold sein, mögest du Frieden im Herzen tragen und mögen die Sterne über dich wachen."




Fazit:


Trotz Längen, Ähnlichkeiten zu anderen Fantasy-Reihen und einem zu Beginn noch ausbaufähigen Schreibstil ist und bleibt "Eragon" aufgrund des enormen Detailreichtums Alagaësias, der liebenswerten Figuren und der komplexen Handlung eine meiner absolut liebsten Fantasy-Reihe!

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