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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.04.2020

Die Frau in Grün verschwindet

Die Frau im grünen Regenmantel
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Tess Monaghan ist Privatdetektivin. Und überhaupt nicht gerne untätig. Allerdings bleibt ihr jetzt, hochschwanger wie sie ist, nicht viel anderes übrig. Und so ertrotzt sie sich ein Fernglas und beobachtet ...

Tess Monaghan ist Privatdetektivin. Und überhaupt nicht gerne untätig. Allerdings bleibt ihr jetzt, hochschwanger wie sie ist, nicht viel anderes übrig. Und so ertrotzt sie sich ein Fernglas und beobachtet den Park.

Eine Dame in Grün mit Hund in passendem Gewand erregt ihre Aufmerksamkeit. Bis sie eines abends nicht mehr erscheint. Tess recherchiert - und stösst auf einen (Ehe)Mann mit gleich mehreren verschwundenen bzw. verstorbenen Frauen: Don Epstein nämlich Sehr verdächtig!

Und was sie so über ihn in Erfahrung bringt, das lässt sie noch mehr aufhorchen. Bis sie ihre beste Freundin Whitney auf ihn ansetzt. Ist das nicht zu viel des Guten?

Ein wundervoll runder Krimi für Leser, die es ebenso warmherzig wie humorvoll und spannend lieben. Laura Lippman schreibt einfach herrlich, ich wollte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen! Und habe nun einen Tipp für alle, die ein Geschenk suchen - ganz egal, ob für sich selbst, oder für jemand besonders Lieben! Die Frau im grünen Regenmantel wird ganz sicher Freude bereiten. Und nicht zu knapp!

Veröffentlicht am 10.04.2020

Britische Miner und reinste Poesie

Offene See
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Das scheint so wahnsinnig weit voneinander entfernt zu sein wie nur was und überhaupt nicht zusammen zu passen. Doch Autor Benjamin Myers schafft es, die Geschichte seines Protagonisten in einem unheuer ...

Das scheint so wahnsinnig weit voneinander entfernt zu sein wie nur was und überhaupt nicht zusammen zu passen. Doch Autor Benjamin Myers schafft es, die Geschichte seines Protagonisten in einem unheuer poetischen, dabei klaren und kraftvollen Stil zu vermitteln. Wobei das Buch selbst eher eines der stillen Wasser ist.

Nicht im Bergwerk arbeiten wie seine Vorfahren - das ist der Wunsch des 16jährigen Robert, der sich nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem er vieles er-, durch-, vor allem aber überlebt hat, sowohl körperlich als auch geistig weiter und weiter von Elternhaus und Heimat entfernt. Allerdings nur auf Zeit. Denn trotz seiner Ideen und Wünsche scheint ihm ein eigenes Leben fern vom Bergbau unrealisierbar.

Doch auf Zeit klappt es ganz gut: Vor allem durch seine Bekanntschaft mit Dulcie, einer wesentlich älteren Frau, die um einiges fortschrittlicher denkt und handelt als alle Leute, die er bisher getroffen hat. Dadurch verändert sich bei ihm so einiges nachhaltig, nicht zuletzt seine Wertvorstellungen und Erwartungen ans eigene Leben. Wie er dies mit seiner eigenen Person, seinem eigenen Leben in Einklang bringt - immer mit Dulcie an seiner Seite, versteht sich - das erzählt Benjamin Myers auf ausgesprochen faszinierende Art und Weise: Sprache und Stil des Autoren sind so wunderschön, dass ich nicht genug davon bekomme!

Veröffentlicht am 09.04.2020

Michka bröckelt

Dankbarkeiten
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Vor allen Dingen tut das ihre Sprache - ihr fallen keine Wörter mehr ein, sie kann sich nicht mehr richtig ausdrücken. Gerade sie, für die Sprache ihr Leben lang alles bedeutet hat - oder zumindest ...

Vor allen Dingen tut das ihre Sprache - ihr fallen keine Wörter mehr ein, sie kann sich nicht mehr richtig ausdrücken. Gerade sie, für die Sprache ihr Leben lang alles bedeutet hat - oder zumindest sehr, sehr viel.

Ein alltägliches Ereignis ist es also, auf das Autorin Delphine de Vigan ihre Romanhandlung aufbaut - die plötzliche Konfrontation mit dem eigenen Alter und dem seiner Lieben, die Ohnmacht in Bezug auf die Endlichkeit des Seins. Um die achtzig wird Michka sein, so erschließt es sich im Lauf der Handlung und sie möchte ihre Retter kennenlernen. Michka wurde nämlich als kleines Kind von einem Paar versteckt und zwar über mehrere Jahre hinweg. Nur dunkel erinnert sie sich daran, kennt nur noch ihre Vornamen.

Die Suche gibt sie trotz ihres eigenen Alters nicht auf und sie findet Unterstützung. Vor allem in der jungen Marie, der sie über Jahre hinweg sehr geholfen hat, aber auch in Jerome, ihrem Logopäden.

Trotz der mehr als knappen Form ein wirklich warmherziger Roman, der den Leser dazu auffordert, einen Blick - oder auch mehr - auf die Senioren in seiner Umgebung zu werfen, ihre Nöte, Bedürfnisse und Defizite zu sehen und sie zu unterstützen, gerade dann, wenn man ihnen nahesteht. Und das muss nicht unbedingt nur die eigene Verwandtschaft oder die des Partners betreffen. Nein, dieser Roman feiert die Wahlverwandtschaften, was ihn mir besonders sympathisch werden lässt. Und die kleinen bzw. späten Schritte im Leben. Zu beiden ermuntert die Autorin, denn: es kann sich immer noch was ergeben. Nur nicht zu früh die Flinte ins Korn werfen!

Veröffentlicht am 07.04.2020

Eine merkwürdige Liebesgeschichte

Mrs. Lewis
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ist es, die uns in diesem Roman präsentiert wird. Die beiden (sehr viel später) Liebenden leben auf unterschiedlichen Kontinenten: Joy, eine konvertierte Jüdin, als wenig erfolgreiche Autorin in den ...

ist es, die uns in diesem Roman präsentiert wird. Die beiden (sehr viel später) Liebenden leben auf unterschiedlichen Kontinenten: Joy, eine konvertierte Jüdin, als wenig erfolgreiche Autorin in den Vereinigten Staaten und C. S. Lewis, u.a. Autor der "Chroniken von Narnia" als erfolgreicher Professor in Oxford, also in Großbrittannien. In ihrer Korrespondenz geht es zunächst um den Glauben und wie man mit seinen diesbezüglichen Zweifeln umgeht.

Jahre später lernen sie sich bei einem Englandaufenthalt Jos persönlich kennen und verstehen sich gleich bestens. Joy, deren Ehe inzwischen längst nur noch auf dem Papier besteht, kann sich eine Beziehung zu Jack, wie Lewis sich in vertrauten Kreisen nennen lässt, durchaus vorstellen, aber von ihm kommen keinerlei Signale.

Auch nicht, als es endgültig aus ist mit dem Vater ihrer Kinder und sie mit beiden Söhnen ganz nach England zieht. Doch die enge Freundschaft zwischen den beiden bleibt bestehen!

Wie es dann doch zur Ehe und zur Liebesbeziehung kommt, das beschreibt Autorin Patti Callahan ebenso eindringlich wie mitreißend. Ihr ist eine ungewöhnliche und ganz besondere Romanbiographie gelungen. deren Lektüre ich mir ganz sicher in ein paar Jahren wieder gönnen werde. Und danach wieder ... und wieder. Ein teilweise harter Roman, der vor allem der geistigen Anziehung von Paaren zueinander ein ganz besonderes Denkmal setzt!

Veröffentlicht am 17.03.2020

Rosie hatte es nicht leicht

Rosie
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Nein, sie musste sich ganz schön auf die Hinterbeine stellen, damit aus ihr die große, mittlerweile seit Jahrzehnten nicht nur in ihrer Heimat England erfolgreiche Autorin Rose Tremain wurde. Denn sie ...

Nein, sie musste sich ganz schön auf die Hinterbeine stellen, damit aus ihr die große, mittlerweile seit Jahrzehnten nicht nur in ihrer Heimat England erfolgreiche Autorin Rose Tremain wurde. Denn sie hatte nicht nur keine leichte Kindheit - nein, ihr wurden regelrecht Stöcke zwischen die Beine geworfen. Und zwar von der nächsten Verwandtschaft!

Dass aus den Schilderungen ihrer Kindheit und Jugend dennoch kein Blick zurück im Zorn, sondern eine durchaus gefasste Darstellung geworden ist, in der sie versucht, alle beteiligten Parteien fair darzustellen, ist wohl einerseits dem Abstand, der zwischen den Ereignissen und dem heutigen Leben der Autorin liegt, zu verdanken. Andererseits fußt der besondere Blick weit zurück in die eigene Kindheit und Jugend sicherlich auf der großen schriftstellerischen Begabung der Autorin, die in einem Absatz Nähe, im nächsten dann wieder Abstand zu vermitteln vermag. Durchbrochen von so gegensätzlichen Emotionen wie Kälte und Wärme, Abstand und Vertrautheit.

Während des Lesens staunte ich mehrfach Bauklötze über Rosies Fähigkeiten im künstlerischen Bereich und zwar bei weitem nicht nur als Autorin - nein, sie wies auch Fähigkeiten beispielsweise in der Bildenden Kunst und im Schauspiel - auf und hinter der Bühe - auf.

Wobei das alles von den Eltern, die sich früh trennten nicht gefördert wurden. Oder wie würden Sie es bezeichnen, wenn der Vater - selbst Autor einiger allerdings mehr als erfolgloser Schauspiele sich das erste, sehr, sehr frühe Werk der Tochter zwar anschaut, aber bereits vor Schluss verschwindet, ohne ihr zu gratulieren und sie, die Internatsschülerin schick zum Essen auszuführen.

Rose Tremain führt uns eine Coming-of-Age-Geschichte der 1950er und frühen 1960er Jahre vor und zwar ihre eigene. Obwohl darin die bitteren Momente überwiegen, enthält sie viel Humor und Sarkasmus, wobei die Autorin sich nicht zuletzt selbst auf die Schippe nimmt. Eine ausgesprochen lohnenswerte Lektüre!