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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.06.2020

lesenswert

Fräulein Gold: Schatten und Licht
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Das Berlin der 1920-er Jahre spielt in dieser neuen Reihe um die Hebamme Hulda eine Hauptrolle. Wie sehr sich die Welt doch verändert hat in den letzten 100 Jahren. Und wie hart gerade die Zeit zwischen ...

Das Berlin der 1920-er Jahre spielt in dieser neuen Reihe um die Hebamme Hulda eine Hauptrolle. Wie sehr sich die Welt doch verändert hat in den letzten 100 Jahren. Und wie hart gerade die Zeit zwischen den Weltkriegen war, das wird in diesem Buch alles sehr deutlich und eingängig beschrieben und man kann dabei wirklich Neues erfahren und gut eintauchen in das Flair. Hulda als Hebamme, kennt alle Facetten der Gesellschaft, macht keinen Unterschied zwischen arm und reich und geht in ihrer Aufgabe, Frauen zu helfen, auf. Sie ist für ihre Zeit sicher eine sehr mutige und emanzipierte Frau, die sich weder von den Vorschriften noch von Männern einschränken lässt, wenn ihr etwas wichtig und richtig erscheint.

Dadurch, dass Fräulein Gold sich in einem Todesfall zu privaten Ermittlungen verleiten lässt und mit einem richtigen Kommissar aneinander gerät, ist es nicht nur ein Gesellschaftsroman sondern auch ein historischer Krimi, allerdings beides in sehr harmonischen Tönen und ganz unaufdringlich und unblutig erzählt.

Ich mochte Hulda und ich mochte auch den Rest des Personals hier sehr. Die Autorin hat eine sehr luftig-leichte Art zu Erzählen. Es hat großen Spaß gemacht das Buch zu lesen und Hulda in ihre Welt zu folgen. Umso mehr freue ich mich, dass bereits zwei weitere Bücher angekündigt sind.

Veröffentlicht am 21.06.2020

hervorragend

Schwarzer August
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Ich bin ein Fan von Holger Carsten Schmidt. Nicht nur in Büchern sondern auch als Drehbuchautor hat er mich schon mehr als einmal überzeugt und mit seinen Plots geflasht. Als Gil Ribeiro wagt er sich bereits ...

Ich bin ein Fan von Holger Carsten Schmidt. Nicht nur in Büchern sondern auch als Drehbuchautor hat er mich schon mehr als einmal überzeugt und mit seinen Plots geflasht. Als Gil Ribeiro wagt er sich bereits zum vierten Mal ins portugiesische Fuseta, wo er seinen Austauschkommissar Leander Lost den einheimischen Ermittlern mit seinem messerscharfen Verstand zur Seite stellt. Auch wenn der Fall natürlich in sich abgeschlossen und problemlos zu lesen ist, so rate ich doch unbedingt zum Genuss der ersten drei Bände, da in dieser Serie das Privatleben der Polizisten eine wichtige, teilweise sogar tragende Rolle spielt. Und weil es einfach schön ist, die sympathischen Leute Stück für Stück näher kennen und lieben zu lernen. Nicht immer finde ich es so harmonisch und wichtig wie in diesen Büchern, dass die Kriminalfälle mit dem Privaten verknüpft sind. Dabei geht es natürlich auch um Leander Lost, der durch seinen Autismus ein sehr spezieller Charakter ist. Der Vergleich mit Sherlock Holmes drängt sich von Fall zu Fall mehr auf. Aber das soll jetzt nicht heißen, dass die Krimis nicht eine ganz eigene Note hätten. Ganz im Gegenteil. Dieser humorvoll-liebenswerte Unterton lässt trotzdem genug Raum für ansteigende Spannung und einen interessanten Krimiplot.

Wie immer fühlte ich mich hervorragend unterhalten, genoss das Lokalkolorit und fand es ein sehr glaubhaftes Szenario. Ich kann mir Leander gar nicht mehr an einem anderen Ort vorstellen und hoffe sehr, er darf auch weiterhin in Fuseta ermitteln.

Veröffentlicht am 15.04.2020

Ein Genuss

Das Reich der Grasländer 1
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Fast ärgere ich mich ein wenig, dass der Verlag nicht mehr Hinweise dazu gibt, dass „Das Reich der Grasländer 1“ eben kein erster Teil ist und deshalb viele Rezensenten in ihrer Beurteilung bemerken, dass ...

Fast ärgere ich mich ein wenig, dass der Verlag nicht mehr Hinweise dazu gibt, dass „Das Reich der Grasländer 1“ eben kein erster Teil ist und deshalb viele Rezensenten in ihrer Beurteilung bemerken, dass sie mit der Vielzahl an Personen und Namen und Orten nicht gut zurechtgekommen sind. Das wird aber diesem Buch und vor allem der Geschichte, die Tad Williams hier erzählt, überhaupt nicht gerecht. Ich bewundere den Autor und die Welt, die er vor über 20 Jahren in seiner ersten vierteiligen Reihe geschaffen hat. Für mich ist es eine der besten Fantasyreihen überhaupt und dass er diese nach so langer Zeit fortsetzt, ist für alle Fans und Fantasyleser eine wahre Freude. Wer aber auch nur halbwegs eintauchen will in diese Welt, der MUSS mit dem ersten Band beginnen. Im Zweifel mit „Der Drachenbeinthron“, denn da beginnt diese Mär, die über mehrere Generationen nun im hier und jetzt angelangt ist.

Die mächtige Nornenkönigin ist erwacht und nimmt ihren Krieg gegen die Menschen erneut auf. Aber die Nornen sind nicht mehr so, wie sie früher einmal waren. Menschenblut hat sich in ihren Reihen breit gemacht und damit auch menschliche Gefühle und menschliche Wünsche.

Aber auch die Menschen haben die altbekannten Zwistigkeiten auszutragen und sind wieder einmal nicht richtig gewappnet für einen Kampf gegen die unheimlichen Nornenkrieger und – kriegerinnen. Langsam dräut der Krieg am Horizont, die Fronten bilden sich, Freunde finden sich, Feinde werden mächtiger.

Mit großen Genuss habe ich dieses Buch gelesen und bin heilfroh, dass ich erstens weiß, wovon Tad Williams hier erzählt und zweitens, dass der Nachfolgeband schon bald kommt, denn es sind einfach zu viele Cliffhanger, die auf eine Erklärung warten.

Veröffentlicht am 14.04.2020

dicke Leseempfehlung

Die Kinder von Nebra
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Seit fast 20 Jahren versuchen Archäologen hinter die Geheimnisse der Himmelsscheibe zu kommen, die Sondengänger bei Nebra ausgegraben haben. Das Artefakt ist um die 4000 Jahre alt und dementsprechend ist ...

Seit fast 20 Jahren versuchen Archäologen hinter die Geheimnisse der Himmelsscheibe zu kommen, die Sondengänger bei Nebra ausgegraben haben. Das Artefakt ist um die 4000 Jahre alt und dementsprechend ist es nicht ganz einfach herauszufinden, warum und wer die Scheibe angefertigt hat, wozu sie diente und wie die Menschen damals überhaupt lebten, was sie dachten, wen sie verehrten. All dies und noch mehr versucht Ulf Schiewe in seinem neuen Roman „Die Kinder von Nebra“ zu erzählen. Dabei stützt er sich auf jene Fakten, die man bis jetzt weiß und würzt das Ganze mit einer erfundenen Geschichte um die junge Priesterin Rana und ihren Wunsch, das Volk von einem despotischen Fürsten und einem grausamen Gott zu befreien.

Es ist ein typischer Schiewe – im besten Sinne des Wortes. Bildgewaltig und süffig erzählt. Mit einer Heldin, die von der ersten Seite an durch ihre Stärke besticht. Zur Seite gestellt ist ihr nicht nur ein mutiger junger Mann, sondern eine Vielzahl an interessanten Darstellern, die alle durch die Liebe aber auch den Zorn der Götter miteinander verbunden sind. Ein psychopathischer Fürstensohn bedroht den Frieden und Ranas Leben und versucht in den Besitzt der Himmelsscheibe zu kommen. Aber die Priesterin weiß sich zu wehren, wächst über sich hinaus, überzeugt das Volk davon, dass eine neue Zeit angebrochen ist und die alten Herrscher gestürzt werden müssen. Dabei wird die Himmelsscheibe zu einem wichtigen Zeichen der Götter.

Mir hat das Buch ausgesprochen gut gefallen. Es liest sich leicht und es fesselt so, dass man die Realität gerne mal links liegen lässt. Ein hervorragendes Nachwort nordet die Geschichte zwischen Fakten und Fiktion ein und rundet das Leseerlebnis vortrefflich ab. Optisch ein Zuckerl, inhaltlich überzeugend.

Veröffentlicht am 01.04.2020

Südafrika-Crime vom Feinsten

Beute
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Seit langem gehört Deon Meyer für mich zu den absoluten Lieblingsautoren. Ich mag es, wenn Krimis in fernen Ländern spielen und das Lokalkolorit Afrika ist einfach etwas Besonderes. Meyers Romane sind ...

Seit langem gehört Deon Meyer für mich zu den absoluten Lieblingsautoren. Ich mag es, wenn Krimis in fernen Ländern spielen und das Lokalkolorit Afrika ist einfach etwas Besonderes. Meyers Romane sind immer auch sehr Regime-Kritisch und man erfährt so einiges über Land und Leute. Und außerdem ist gerade Benny Griessel, sein liebster Hauptcharakter, ein interessanter Typ. Durch seine Alkoholabstürze oft am Rande des eigenen Ruins aber wenn es um seine Arbeit geht, immer voll bei der Sache und wie ein guter Spürhund nicht abzubringen.

Gefallen hat mir, dass diesmal ein Teil der Handlung in Frankreich spielt und durch das Hin- und Herspringen zwischen den Kontinenten und den zwei Erzählsträngen kommt zusätzliche Spannung auf. Griessel und Tobela, zwei sehr unterschiedliche Ermittler, kommen diesmal beide zum Einsatz und ihre Spurensuche ist gut nachvollziehbar und offenbart Abgründe der Gesellschaft. Ein Hauch von Agenten-Thriller läuft derweilen im fernen Frankreich ab und beide Ebenen entwickeln sich zusehends in die gleiche Richtung.

Wer gut gemachte Krimikost schätz, in der es nicht immer nur um Action geht, sondern durchaus auch einfach um kluge Ermittlungen, der ist hier auf jeden Fall richtig.