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Veröffentlicht am 21.04.2020

Endlich ein Wiedersehen mit den Thalheims ... ein gelungene Abschluss einer grandiosen Trologie ...

Die Schwestern vom Ku'damm: Tage der Hoffnung
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Wie schon „Jahre des Aufbaus“ und „Wunderbare Zeiten“ war auch dieser letzte Band der Trilogie rund um die Familie Thalheim mal wieder ereignisreich und spannungsgeladen. Gleich zu Anfang möchte ich als ...

Wie schon „Jahre des Aufbaus“ und „Wunderbare Zeiten“ war auch dieser letzte Band der Trilogie rund um die Familie Thalheim mal wieder ereignisreich und spannungsgeladen. Gleich zu Anfang möchte ich als kleinen Tipp für zukünftige Leser anführen, hier dringend die Reihenfolge einzuhalten und unbedingt mit Band eins zu beginnen.

Doch nun zu eben jenen Band drei. In diesem leider schon letzten Band der Trilogie steht die jüngste der drei Thalheim Schwestern im Mittelpunkt. Flori, frisch aus Paris zurückgekehrt, versucht in Berlin ihren Weg zu gehen. Ein Kunststudium wäre ihr absoluter Traum, doch wird sie an der elitären Kunstakademie aufgenommen werden? Sie hat Talent, Energie und vor allem ihren Stolz, der ihr aber mehr als einmal im Weg stehen wird. Was ihr vorerst fehlt ist Geld und weil es ihr der genannte Stolz verbietet bei ihren Eltern nachzufragen, kommt sie vorübergehend bei ihrer Cousine Franzi unter, die zwar viel Platz aber auch einen unliebsamen Mitbewohner hat. Doch Flori ist hartnäckig und will so schnell nicht aufgeben, schon fast verbissen erkämpft und „ermalt“ sie sich ihre Bleiberecht in der Kunstszene. Aus dem trotzigen Teenager ist über die letzten Jahre eine mutige junge Frau geworden, doch auch sie ist nicht gefeit gegen die falsche Liebe, die ihr kurz den Boden unter den Füßen zu ziehen zu scheint …

Auf der Reise durch die späten 50er und frühen 60er Jahre habe ich mich riesig gefreut, auch den Rest der Familie wieder sehen zu dürfen. Vater Friedrich Thalheim mit seiner warmherzigen Frau Claire, die beiden großen Schwestern Rike und Silvie samt Familien, Onkel, Tante und Cousinen aus dem Osten und, und, und. Und in der Tat gab es wieder einige Geheimnisse zu lüften, einige Tränen zu vergießen und einige Kämpfe auszufechten. Gute Freunde begleiten den Weg der Familie Thalheim darunter auch der junge Fotograf Benka, der seinen ganz eigenen Charme einfließen lässt. Ist er am Ende gar der richtige Mann für Flori?

Neben der Familiengeschichte lässt Brigitte Riebe uns aber auch teilhaben am allgemeinen Geschehen der damaligen Zeit. Es muss ganz schön geknistert haben zu Zeiten des Mauerbaus, der Kubakrise und der Inselbildung von Berlin-West. Die Menschen gehen auf die Straße, Jungkanzler Willy Brandt und schließlich der charismatische US-Präsident John F. Kennedy geben sich die Ehre. Peggy and the Crazy Creatures und die Beatles bescheren uns Musik für die Ohren und das Modehaus Thalheim natürlich wunderbare Kleider für die Augen und das allgemeine Wohlbefinden. Eine rundum gelungen Mischung aus Fiktion und wahrer Geschichte, die mich hervorragend unterhalten hat.

Fazit: Diesen dritten Band hast du mal wieder spitzenmäßig hinbekommen, liebe Brigitte. Nicht selten läuft es ja bei Trilogien so ab: erster Teil großartig, zweiter Teil schwächer aber auch noch gut, dritter Teil naja, kann man, muss man aber nicht. Nicht so bei dir. Dadurch dass jeder Band einer anderen Schwester gewidmet war, konnte die Geschichte eine Eigendynamik entwickeln, die mich als Leser einfach abholte und mit riss ... dafür danke ich dir von Herzen und freue mich auf ein Wiedersehen mit den Thalheims am Ku’Damm in der Weihnachtszeit.

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Veröffentlicht am 14.04.2020

Hatten diese grausamen Schergen tatsächlich noch menschliche Züge?

Die Unwerten
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Dieses wunderbare, wichtige und sehr bewegende Buch habe ich bereits vor einigen Tagen ausgelesen und musste es doch tatsächlich ein wenig sacken lassen, bevor ich eine Rezension verfassen konnte.

Der ...

Dieses wunderbare, wichtige und sehr bewegende Buch habe ich bereits vor einigen Tagen ausgelesen und musste es doch tatsächlich ein wenig sacken lassen, bevor ich eine Rezension verfassen konnte.

Der Klappentext reißt die im Roman stattfindende Handlung mit knappen Worten an und macht neugierig. Was er nicht verrät ist, dass die junge Hannah nicht nur mit ihrer Epilepsie zu kämpfen hat, nein, sie ist dazu auch noch Halbjüdin, das Kind einer jüdischen Mutter und einem unbekannten – wahrscheinlich - arischen Vater. Das Glück scheint ihr erst fast ein wenig in die Hände zu spielen, denn der Arzt Dr. Joachim Lubeck scheint einen Narren an ihrer Mutter Malisha gefressen zu haben. Doch Malisha ist stolz, sehr stolz sogar. Sie wird sich dem unsympathischen, ja fast schon widerlichen Lubeck nicht hingeben … so beginnt die grausame Odyssee des Mädchens Hannah. Hautnah erleben sie und ihre Mutter den Naziterror, der jedwedes „unwerte“ Leben auszulöschen versucht. Männer, die Gott spielen, sind an der Tagesordnung doch viele Frauen stehen ihnen in nichts nach.

Ganz gefesselt hing ich beim Lesen an Volkers Zeilen. Man spürt beim Lesen und auch beim Diskutieren des Stoffes in der Leserunde, dass ihm dieser Roman ein Herzensprojekt war, das bei Weitem nicht gleich auf Verständnis in seinem Umfeld stieß. Zu grausam um als Romanstoff dienen zu könnem. Doch der ehrgeizige und in meinen Augen sehr talentierte Autor ließ sich nicht von seinem Plan abbringen. Ich bin ihm sehr dankbar dafür. In rasantem Tempo wurde ich beim Lesen durch eine Themenwelt geschleust, die mich erschaudern ließ und mir immer mal wieder Tränen in die Augen zauberte. Eine wunderbare Recherche, an der Herr Dützer den Leser im Nachgang teilhaben lässt, rundet das Buch ab. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön. Der Autor hat uns verraten, dass noch zwei weitere Bände um Hannah, ihre Freunde aber auch ihre Feinde geplant sind … das erweckt Vorfreude in mir. Ich freue mich auf ein Wiedersehen!

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Veröffentlicht am 07.04.2020

Wenn ich die Augen zu mache, sieht mich keiner ...

Deutsches Haus
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Mit ihrem Roman „Deutsches Haus“, der sicher nicht nur den Namen des Gasthauses von Evas Familie beschreibt, sondern auch für das Deutschsein im Allgemeinen steht, hat die Autorin Annette Hess punktgenau ...

Mit ihrem Roman „Deutsches Haus“, der sicher nicht nur den Namen des Gasthauses von Evas Familie beschreibt, sondern auch für das Deutschsein im Allgemeinen steht, hat die Autorin Annette Hess punktgenau auf einen empfindlichen Nerv getroffen. Sie zeichnet mit Eva, ihrer Familie und ihrem gesamten Umfeld im Deutschland vor über fünfzig Jahren ein passendes Porträt der damaligen Zeit Sie wählt die Sprache der Sechzigerjahre – im Hörbuch übrigens hervorragend umgesetzt von Eva Meckbach - und schafft damit eine beklemmende Authentizität, eine Atmosphäre des Verdrängens, Vergessens, des Weitermachens vor allem der Verleugnung. Auch die Protagonistin Eva, jüngste Tochter Herrn und Frau Bruhns droht mit diesem Strudel in eine Lethargie hinabgerissen zu werden. Da eröffnet sich ihr die Möglichkeit, an einem Ausschwitz Prozess als Dolmetscherin zu fungieren. Jürgen, ihr Verlobter - Sohn und Erbe eines großen Versandhandelshauses - sowie ihre Eltern geben sich wenig begeistert. „Kind, lass doch die alten Geschichten ruhen. Das bringt doch nichts …“ Diesen, und viele ähnliche Kommentare muss sie sich von ihren Eltern, Jürgen und ihren zukünftigen Schwiegereltern anhören. „Aus mir kriegt hier nichts raus!“. Diese Worte spuckt der Schwiegervater ihr ins Gesicht. Doch Eva gibt nicht auf. Leise und bedächtig macht sie weiter und macht eine Entdeckung, die sie in ihren Grundwerten erschüttern lässt …

Wie ein kleiner Sog hat mich dieses Hörbuch in den Bann gezogen. Es ist eine Geschichte gegen das Vergessen, die auch heute noch aktuell ist wie nie. Von mir gibt es eine absolute Empfehlung. „Deutsches Haus“ ist für mich mein persönliches Hörbuch Highlight des Monats!

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Veröffentlicht am 07.04.2020

Frieda in Bestform ...

Böser Samstag
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Ein Wiedersehen mit Frieda Klein ist mir immer wieder eine Freude und dieser Teil hat mir neben dem ersten bis jetzt am besten gefallen.

Diesmal gilt es für Frieda einen alten Gefallen zu erwidern, der ...

Ein Wiedersehen mit Frieda Klein ist mir immer wieder eine Freude und dieser Teil hat mir neben dem ersten bis jetzt am besten gefallen.

Diesmal gilt es für Frieda einen alten Gefallen zu erwidern, der ihr vor einiger Zeit getan wurde. So soll nun sie die seit 13 Jahren in der Psychiatrie einsitzende Hannah Docherty begutachten. Hannah soll im Jahr 2001 als Jugendliche ihre Eltern und ihren kleinen Bruder Rory auf bestialische Weise ermordet haben. Doch schnell kommen Frieda Zweifel an deren Schuld als sie auf die misshandelte und mit Medikamenten ruhig gestellte Hannah trifft, die in der Klinik unter menschenunwürdigen Bedingungen einsitzt. Frieda beschließt, den Fall umgehend neu aufzurollen und fällt bei ihren Ermittlungen von einer Ohnmacht in die nächste … nach immer intensiveren Ermittlungen passen die Puzzleteilchen plötzlich so gar nicht mehr zusammen. Sie beginnt zu glauben, dass Hannah Opfer einer Verschwörung wurde … sie kann es nicht gewesen sein …

Frieda wäre nicht Frieda, wenn sie nicht auch diesmal wieder sehr unbequem für einige Personen werden würde. Doch sie bleibt stur und ermittelt gnadenlos weiter.

Langsam aber sicher nimmt die Story an Fahrt auf. Auf unserer Reise ins Unbekannte treffen wir als Leser auf viele alte Bekannte, auch Dean Reeve ist mal wieder mit von der Partie …

Zwei weitere Teile warten noch darauf von mir gehört zu werden und ich bin schon sehr gespannt auf den „Blutroten Sonntag“ und den „Achten Tag“.

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Veröffentlicht am 16.03.2020

In Hannover an der Leine, Rote Reihe Nummer 8, wohnt der Massenmörder Haarmann, der schon manchen umgebracht ...

Haarmann
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Im Unterschied zu vielen anderen Rezensenten, bin ich begeistert von diesem Buch. Der mir bis dahin unbekannte Journalist und Autor Dirk Kurbjuweit hat es meiner Meinung nach ganz wunderbar geschafft, ...

Im Unterschied zu vielen anderen Rezensenten, bin ich begeistert von diesem Buch. Der mir bis dahin unbekannte Journalist und Autor Dirk Kurbjuweit hat es meiner Meinung nach ganz wunderbar geschafft, die Atmosphäre im Hannover der 1920er Jahre einzufangen und auf Papier zu bannen. Es war bestimmt keine einfache Zeit. Der verlorene Erste Weltkrieg hatte seine Spuren bei der Bevölkerung hinterlassen. Hunger und Armut sind omnipräsent und verleiteten so manchen dazu, auch mal vom Pfad der Tugend abzukommen und in eine andere Welt einzutauchen. Eine Welt, in der man sich ein wenig Liebe und Obdach erhoffte. Und genau das riss auch einige der mindestens 24 Jungs und junge Männer in den Tod, denn sie fielen dem dem sogenannten „Werwolf von Hannover“ zum Opfer. Akribisch und mit viel Beharrlichkeit versucht der fiktive Ermittler Robert Lahnstein Haarmann auf die Spur zu kommen. Sogar in den eigenen Reihen stößt er dabei nicht immer auf Gegenliebe. Doch er gibt nicht auf und bringt den Schlächter schließlich zu Fall und damit auf’s Schafott. Von 1918 bis 1924 trieb Haarmann sein Unwesen in Hannover. Sieben lange Jahre verbreitete er Angst und Schrecken bis er endlich geschnappt wurde und die Stadt wieder aufatmen konnte …

Für die Aufklärung gebraucht der Autor einen eher trockenen Schreibstil, der mich aber faszinierte und an manchen Stellen regelrecht zum Gruseln brachte. Als einziges Manko möchte ich die fehlenden Anführungszeichen in der direkten Rede anbringen, doch die rechtfertigen für mich keinen Sterneabzug. Von mir gibt es volle fünf von fünf Sternen und einen Dank an den Autor für spannende und schaudervolle Lesestunden!

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