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Veröffentlicht am 21.04.2020

Wenn der Junge das Mädchen ausnutzt, weil es sich gut als Taschentuch eignet…

Until Friday Night – Maggie und West
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Gleich vorab: Ich habe bis Seite 133 gelesen und dann abgebrochen, weil mir meine Zeit dann doch zu schade ist, um mir auch noch den Rest zu geben. Schon einige Seiten lang habe ich gemerkt, dass mich ...

Gleich vorab: Ich habe bis Seite 133 gelesen und dann abgebrochen, weil mir meine Zeit dann doch zu schade ist, um mir auch noch den Rest zu geben. Schon einige Seiten lang habe ich gemerkt, dass mich das Gelesene eigentlich nur noch nervt und ich keine Freude mehr daran habe. Warum? Ganz einfach:

1. Das Buch weist einige Übersetzungs- und Grammatikfehler auf, die mich beim Lesen sehr gestört haben. Da wird das Footballteam als „Fußballteam“ übersetzt (S. 51), nur um einige Seiten darauf wirklich von „Fußball“ zu sprechen und den Leser damit vollkommen zu verwirren.

»Doch auch so war klar, dass sie offensichtlich nicht an mir interessiert war. Komisch. Normalerweise waren die Mädchen doch ganz wild darauf, von mir geküsst zu werden!« (S. 21)

»Tja, sie war eben völlig versessen auf mich.« (S. 125)

2. West ist einfach nur ätzend. Er ist oberflächlich, behandelt Frauen absolut respektlos (mit der Entschuldigung, dass er ja wegen seines kranken Vaters leidet und seinen Frust irgendwie loswerden muss) und nutzt diese aus. Das gilt auch für Maggie. Vor allem sie wird von ihm wie der letzte Fußabtreter behandelt. Erst lässt er seinen ganzen Frust an ihr aus und ist fies zu ihr, dann redet sie mit ihm und ist auf einmal die einzige, die ihn wirklich versteht. Sie haben kaum miteinander geredet und auf einmal kann er einfach nicht mehr ohne sie. Er braucht sie unbedingt. Damit er sich bei ihr ausheulen kann.

»Als gute Freundin brauchte er mich dagegen, weil ich wusste, wie man den Verlust eines Elternteils überlebte. So einfach war das.« (S. 116)

3. Ich fand es absolut unglaubwürdig, dass Maggie als die einzige angepriesen wird, die ihn wirklich versteht. Genau genommen gründet sich diese „Tatsache“ nur darauf, dass sie eben auch Verluste erlitten hat und seine Situation nachvollziehen kann, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass sie dies in ihren Bemerkungen wirklich „bewiesen“ hat. Insgesamt wirkt die Darstellung der tragischen Umstände der Protagonisten pseudotiefgründig und melodramatisch. Die Autorin hatte da eine gute Idee, hat diese aber absolut grauenhaft umgesetzt, denn ich habe den Charakteren ihre ach so herzzerreißenden Qualen und nachdenklichen Unterhaltungen, die kein Mensch so führen würde, kein bisschen abgekauft. Es wirkte wie gewollt und nicht gekonnt. Ich meine: West ruft sie an und das nahezu erste, was er sagt, ist:

»Hat es je Zeiten gegeben, in denen du nicht atmen konntest? […] Wenn dir die Verzweiflung die Kehle zugeschnürt und nicht lockergelassen hat?« (S. 101).

Sowas fragt kein Mensch (ohne jegliche Überleitung!), das ist pure Melodramatik. Für mich hat es einfach nicht gepasst, dass West sich jedes Mal, wenn er überhaupt mit Maggie redet, sofort auszuheulen beginnt. Das vermittelt den Eindruck, dass er sie einfach nur als Taschentuch benutzt, während er mit irgendwelchen anderen Mädchen in die Kiste hüpft.

4. Maggie lässt sich das fröhlich gefallen. Anfangs dachte ich noch, dass sie eine echt coole Protagonistin sein könnte, als sie völlig richtig festgestellt hat, dass West kein guter Mensch ist, weil er seinen Frust bewältigt, indem er andere Menschen (vor allem Frauen) grausam behandelt. Aber auf einmal ist das überhaupt nicht mehr schlimm, weil er zu ihr dann ja doch nett ist (wenn sie ihm schön brav gestattet, dass er ihr sein Herz ausschütten kann. Wenn sie ihm nämlich zu verstehen gibt, dass sie ihre Mittagspause lieber mit einem guten Buch verbringt als an seinem Tisch, an dem auch sein derzeitiges Betthäschen sitzt, dann darf sie sich auch mal wieder einen spitzen Kommentar von ihm anhören.)

»West war mein Untergang. Meine Empfindungen für ihn hatten die so gefürchtete Verknalltheit einfach übersprungen und sich in tiefe Gefühle für ihn entwickelt. Er benahm sich aber auch so verdammt süß! Wie hätte es sich da verhindern lassen sollen?« (S. 116)

5. Ich habe keine Ahnung, warum sie so empfindet, denn West ist alles, aber nicht süß.

6. Ich würde nicht behaupten, dass ich mich mit Mutismus sonderlich gut auskenne (gar nicht, um genau zu sein), aber die Art und Weise, wie Maggie wieder anfängt zu sprechen und das nur mit West, wirkte auf mich irgendwie unauthentisch, vor allem auch, weil es so früh passiert. Es wird damit begründet, dass er sie wütend gemacht hat, aber dass sie SO wütend wird, dass sie sogar spricht, konnte ich nicht nachvollziehen. Das hätte man noch umfangreicher beschreiben müssen, es hätte sich irgendwie hochschaukeln müssen, um ihren Ausbruch wirklich glaubwürdig zu machen. Ich hatte nicht das Gefühl, dass sich die Autorin wirklich mit dem Thema auseinandergesetzt, sondern es einfach nach ihrem Belieben dargestellt hat. Ich kann mich natürlich irren, aber das ist einfach mein persönlicher Eindruck.

7. Und zu guter Letzt hat mich Maggies Cousin Brady auch ganz schön genervt, weil er so überbeschützend ist. Bei seinen Kumpels ist das noch verständlich, weil die meisten von ihnen Frauen wie Dreck behandeln (er selbst eingeschlossen), aber bei einem lieben Kerl wie Charlie fand ich das unnötig und mehr als unverständlich. Als West ihn dann um Erlaubnis bittet, mit Maggie befreundet zu sein, gibt er im Vergleich viel zu schnell nach, was überhaupt nicht gepasst hat.

Das Buch hat mich also, wie man vielleicht sieht, nur aufgeregt, weshalb ich mich letztendlich dazu entschlossen habe, meine Zeit nicht weiter damit zu verschwenden. Eigentlich hatte ich noch zu Beginn die anderen Teile der Reihe auf meine Wunschliste gesetzt, aber die werde ich da ganz schnell wieder herunternehmen, denn die männlichen Protagonisten der Folgebände – Gunner und Brady – sind nicht besser als West. Sie sind genauso oberflächlich und respektlos Frauen gegenüber wie er. Danke, aber nein, danke.

Fazit

Ich konnte das Buch nicht beenden. Die Umstände der Protagonisten werden melodramatisch und pseudoherzzerreißend dargestellt, die vermeintlich tiefgründigen Gespräche sind unglaubwürdig und nicht authentisch. Das Schlimmste ist aber, dass der oberflächliche Protagonist Frauen, inklusive Maggie, wie Fußabtreter behandelt. Das ist keine Liebesgeschichte, sondern eine Anleitung, wie man sich am besten in den Typen verknallt, der einen als Taschentuch verwendet. 1 Stern.

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Veröffentlicht am 09.04.2020

Wenn der Puls selbst beim Schreiben der Rezension hochgeht ...

GötterFunke 1. Liebe mich nicht
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Eigentlich habe ich schon vor diesem Buch festgestellt, dass Marah Woolf nicht meine Autorin ist, aber wie so viele bin auch ich nicht vor dem guten alten Buch-Hype gefeit. Ich habe mir gedacht: Irgendwo ...

Eigentlich habe ich schon vor diesem Buch festgestellt, dass Marah Woolf nicht meine Autorin ist, aber wie so viele bin auch ich nicht vor dem guten alten Buch-Hype gefeit. Ich habe mir gedacht: Irgendwo müssen diese ganzen guten Bewertungen ja herkommen, oder? Vielleicht gibst du dem Buch doch mal eine Chance. Ich kann mir aber auch nach Lesen des Buches einfach nicht erklären, wo derartig viele gute Bewertungen herkommen. Die Leser müssen ein völlig anderes Buch gelesen haben als ich, denn ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie dieses Buch eine durchschnittliche Bewertung von 4,6 Sternen (!!!) auf Amazon haben kann. 4,6! Für mich schrammt es nicht mal die zwei Sterne an.

Wo soll ich nur anfangen? Vielleicht erstmal mit etwas Positivem. Ich finde es super, dass es hinten im Buch einen Stammbaum der griechischen Götter und ein Glossar gibt, das einem die wichtigsten Informationen zu Figuren und Orten wie dem Tartaros zusammenfasst. So kann man nochmal etwas nachlesen, sollte nach Beenden des Buches noch etwas unklar geblieben sein (was ich mir durchaus vorstellen könnte, denn manches wird schlichtweg verwirrend erzählt). Zuvor sollte man das jedoch vermeiden, da man sich sonst definitiv spoilert (wobei das eigentlich auch egal ist, denn überraschende Wendungen sucht man hier vergeblich).

So viel zum Guten. Leider muss ich sagen, dass ich von Anfang bis Ende die meiste Zeit genervt war. Das gute alte Augenverdrehen war mein ständiger Begleiter, das fing schon ganz früh an, als sich die ersten Klischees häuften. Ein gewöhnliches Mädchen mit einer ganz und gar nicht gewöhnlichen, reichen, wunderschönen besten Freundin trifft auf einen unverschämt gutaussehenden Jungen, der insgeheim ein Titan ist. Prometheus, um genau zu sein.

»Blieb die Frage, warum ein Junge wie er sich ausgerechnet für mich interessierte.« (S. 73)

Antwort: Unser gewöhnliches Mädchen ist so anders als alle anderen, etwas ganz Besonderes, wie ihr nicht nur von Prometheus alias Cayden attestiert wird, sondern selbstverständlich auch von den anderen Göttern. Apoll hat selten ein so tapferes und kluges Mädchen wie sie getroffen. (Was ziemlich übel ist, wenn man bedenkt, wie sie sämtliche Gehirnzellen einbüßt, sobald Cayden auch nur in ihre Richtung atmet.) Nach diesem schicksalshaften (!) Zusammentreffen folgt ein einziges Hin und Her zwischen „Warum mag er mich nicht?“ und „Der kann mir gestohlen bleiben“, wobei letztere Einstellung jedoch immer nur eine einzige Buchseite Bestand hat und dann ganz flüssig wieder in „Warum mag er mich nicht?“ übergeht. Das hat bei mir kein freudiges Mitfiebern ausgelöst, sondern Bluthochdruck.

»Gibt es etwas, was du mir erzählen möchtest? Ich dachte, du kannst ihn nicht mehr leiden.« (S. 101).

Das ist es, was ich mir ungefähr zu 99% des Buches gedacht habe, denn Jess wechselt – wie schon gesagt – im Minutentakt von „Ich bin fertig mit ihm“ zu „Ich schmelze bei jedem Blödsinn, den er von sich gibt, dahin“. Wie man sich als Leser nicht darüber aufregen kann, ist mir absolut schleierhaft. Ich habe jedes Mal die Augen verdreht, wenn sie ihm wieder die Schuhe vollgesabbert hat, nur weil er seine Finger nicht bei sich behalten kann und ihr dauernd im Gesicht herumfuchteln muss, obwohl er sie noch gar nicht lange kennt.

»Ein bisschen Würde wollte ich schon noch behalten, schließlich war ich kein liebeskrankes Huhn und würde mich einem Mann niemals so an den Hals werfen, wie Melissa es gerade tat.« (S. 121)

Den Satz musste ich erstmal sacken lassen, weil der ja eigentlich nur ironisch gemeint sein kann. Jess hat den lieben langen Tag nichts Besseres zu tun, als Cayden hinterherzuhecheln (ganz egal, wie widerlich er sich benimmt) – und gleichzeitig ist sie so gütig, ihn jedes Mal darauf hinzuweisen, wenn er sich gegenüber seiner Mitmenschen unhöflich benehmen sollte (weil er das erst von ihr gesagt bekommen muss, damit ihm das auch bewusst ist). Der arme Kerl darf nicht mal anständig auf seinen Vater sauer sein, ohne sich von Jess anhören zu müssen, dass er „nicht besonders höflich zu ihm“ ist. Ist sie seine Gouvernante? Darf er seinem Vater nicht mal ordentlich eins mit der Schaufel überbraten, ohne dass Jess ihm sagt, wie unhöflich das ist? Mensch! Und die wunderbare Doppelmoral, die kurz darauf folgt:

»Im Dunkeln soll man nicht mehr im Wald unterwegs sein. Hast du die Campordnung nicht gelesen?“, fragte er [Cameron] in seinem belehrenden Politikertonfall. „Es ist verboten und gerade wir Ältesten sollten uns an die Regeln halten.“ Das war so typisch für ihn. Bloß nichts falsch machen.« (S. 116).

Ich habe wirklich selten aus der Sicht einer so nervigen Protagonistin gelesen. Jedes Mal, wenn man sich denkt, dass sie doch jetzt endlich mal ihren ganzen Stolz zusammenkratzen und Cayden abhaken müsste, heißt es doch nur wieder „Cayden hier, Cayden da“. Und während ihre beste Freundin Robyn als selbstsüchtige, eifersüchtige Zicke bezeichnet wird, darf sie selbst mit eifersüchtigen Bemerkungen à la „Geh doch zu Robyn, du bevorzugst ihre Gesellschaft doch sowieso“ um sich werfen. Wenn sie das ein einziges Mal machen würde, könnte ich damit leben, aber so geht es die ganze Zeit.

»Cayden hatte sich die ganze Nacht in meinem Kopf breitgemacht. Ich verstand nur nicht, weshalb. Er war nett zu mir, aber das war er zu vielen Mädchen.« (S. 122)

Ich denke, es hapert schon daran, dass der Klappentext einen völlig falschen Eindruck vermittelt. Prometheus alias Cayden hat eine Vereinbarung mit Zeus, nach der er ein Mädchen finden muss, das ihm widersteht, um endlich sterblich zu werden. Eigentlich eine interessante Idee, weil man es doch eher umgekehrt erwarten würde: Der Protagonist muss das Mädchen verführen, aber – Überraschung! – das ist gar nicht so leicht. Dass es hier andersherum sein soll, hat mein Interesse geweckt – im Nachhinein frage ich mich aber, ob diese Idee wirklich Potential hat. Worin bestehen denn der Reiz und die Spannung, wenn ihm die Protagonistin Kontra gibt und sich nicht so leicht um den Finger wickeln lässt und das auch noch das Ziel des Protagonisten ist? Das scheint der Autorin auch klar gewesen zu sein, also hat sie Jess einfach so entworfen, dass sie Cayden zwar hier und da (schwach) Kontra gibt, sich gleichzeitig aber MÜHELOS von ihm um den Finger wickeln lässt, ohne dass dieser sich überhaupt dafür anstrengen muss. Weil so ja alles viel mehr Sinn ergibt!

Der Klappentext vermittelt also ein völlig falsches Bild, denn Jess ist offensichtlich gar nicht besagtes Mädchen, das ihm widersteht (oder widerstehen soll). Und wenn das die Story ist, was tun wir denn dann hier? Die Handlung besteht eigentlich nur daraus, dass wir mit Jess beobachten, wie Cayden ihre beste Freundin Robyn anmacht – in der Hoffnung, dass sie ihm (im Gegensatz zu Jess) widerstehen kann, denn diese hat ja schließlich einen Freund. Es gibt also Eifersucht und Selbstmitleid im Überfluss, die Kirsche auf der Torte ist die gehässige beste Freundin, die Jess regelmäßig darüber informiert, dass Cayden nicht in ihrer Liga spielt (das gute alte Bodyshaming ist also auch mit von der Partie). Dass es gegen Ende dann doch ein bisschen (!!!) interessanter wird, weil endlich ein Bösewicht auf der Bildfläche erscheint, kann diese Katastrophe von einer Geschichte aber auch nicht retten, denn letztendlich sind Jess‘ Gefühle für Cayden das Allerwichtigste – und damit wir das nicht vergessen, werden sie in jedem zweiten Satz erwähnt.

Ich könnte mich jetzt noch lang und breit darüber auslassen, wie frauenfeindlich manche Darstellungen von und Bemerkungen über bestimmte (Robyn, Melissa) oder auch unbestimmte Figuren sind (z.B. wenn Hermes das Wort ergreifen darf), aber wenn ich es recht bedenke, ist ja schon die Ausgangssituation – dass es jahrhundertelang nicht eine einzige Frau gegeben haben soll, die Cayden widerstehen konnte – etwas kritisch zu sehen. Also selbst schuld, was?

Fazit

Ich kann dieses Buch nicht weiterempfehlen. Nutzt eure Zeit sinnvoller, hortet Klopapier oder starrt Löcher in die Luft. Ich vergebe nur selten einen einzigen Stern, aber hier wäre jeder weitere zu viel.

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