Profilbild von Gaby2707

Gaby2707

Lesejury Star
offline

Gaby2707 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Gaby2707 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.06.2020

Guter Einstieg in eine neue Reihe

Mord in Barcelona
0

Seit ich vor einigen Jahren Barcelona kennenlernen durfte, liebe ich diese Stadt. Daher musste ich dieses Buch einfach lesen.

Eine Tote auf dem Friedhof Montjuïc zu finden ist ja eigentlich alltäglich. ...

Seit ich vor einigen Jahren Barcelona kennenlernen durfte, liebe ich diese Stadt. Daher musste ich dieses Buch einfach lesen.

Eine Tote auf dem Friedhof Montjuïc zu finden ist ja eigentlich alltäglich. Nicht jedoch, wenn sie einfach so in einem Grab liegt und sich dann herausstellt, die Dame wurde ermordet. Commissario Jaume Soler Martí und seine Kollegen Domenech und Calderon tun sich nicht leicht bei diesem Fall. Tagelang ist die Identität der Frau, evtl. eine deutsche Touristin, unbekannt. Durch ein Foto der Frau und aufgestachelt durch ihre Mutter Ignacia, die die Frau zu „kennen“ glaubt, beginnt Montse, die Schwester von Commissario Soler, hier und dort Fragen zu stellen. Dabei lernt sie den Sohn der Toten Bastian Weinhold kennen und Schmetterlinge fangen an zu fliegen. Was Commissario Soler gar nicht in den Kram passt, weil Bastian auch auf der Verdächtigenliste steht.

Es dauert eine ganze Zeit, bis die Protagonisten vorgestellt, der Fall aufbereitet ist und die Ermittlungen in Fahrt kommen. Da dies aber der Beginn einer neuen Krimireihe um Commissario Jaume Soler Martí ist, finde ich es gut, dass ich ihn, seine Kollegen und auch seine Mutter und Schwester hier etwas besser kennenlerne. Einigen von ihnen werde ich in Zukunft ja noch öfter begegnen.

Die Geschichte liest sich leicht und flüssig und die verschiedenen Stimmungen kommen sehr gut rüber. Die Kapitel sind meist recht kurz und tragen als Überschrift Wochentag, Datum, Uhrzeit und den Namen, aus dessen Sicht ich hier auf das Geschehen blicke. Dadurch weiß ich immer ganz genau, wann ich wo gerade mit wem bin. Da ich die Geschehnisse aus sehr verschiedenen Blickwinkeln erzählt bekomme, bin ich den Ermittlern auch immer einen kleinen Schritt voraus bzw. erfahre einfach immer ein bisserl mehr.

Den Protagonisten merkt man den südlichen Lebensstil sehr gut an. Von Hektik keine Spur, alles etwas gemächlicher angehen lassen. Dem etwas behäbigen Commissario gefällt es z.B. sehr gut, dass er sich als Chef immer mal verziehen kann und seine Leute machen lässt. Bei seiner Mutter und seiner Schwester kommt der männliche Beschützerinstinkt bei ihm durch. Besonders gut gefällt mir seine Schwester Montse, eine sehr umtriebige, eigenständige junge Frau, die sich auch von ihrem Bruder nichts sagen lässt. Auch alle anderen Menschen, die ich hier kennenlerne, kommen sehr menschlich rüber – einfach Menschen wie du und ich.

Der Kriminalfall entwickelt sich sehr langsam, was die ersten Kapitel auch etwas langatmig macht und zuerst bei mir auch keine Spannung aufkommen will. Das ändert sich aber, wobei die Spannung zwar da ist, sich aber sehr leise im Hintergrund hält. Bis auf den Schluss, wo es dann nochmal sehr hoch hergeht. Ich habe sehr lange gebraucht, bis mir klar wurde, worum es hier bei der Toten eigentlich geht. Das finde ich, hat die Autorin sehr gut gemacht.

Was mir auch sehr gut gefallen hat, sind die zauberhaften, sehr lebendigen Beschreibungen von Barcelona. Beim Lesen hatte ich immer wieder Bilder der kleinen Gassen und Plätze vor Augen, den Geschmack der Tapas im Mund und die Geräusche der Meeresbrandung im Ohr. Barcelona ist einfach eine Reise wert. Und wenn es nur durch die Feder der Autorin ist.

Mich hat dieser Krimi sehr gut unterhalten; die Spannung hat mir ein kleines bisserl gefehlt, was die Führung durch die Stadt aber wieder wett gemacht hat. Beim nächsten Fall bin ich gerne wieder mit dabei.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.05.2020

Interessant, fesselnd und spannend

Kremserfahrt in den Tod
0

1988 stirbt ein junger Mann auf der Treppe zum Ostberliner Pressecafé durch einen Messerstich des Westberliners Jochen Z. Der hat plötzlich ein Messer gezogen, weil die Pöbeleien gegen seine Freundin Manuela ...

1988 stirbt ein junger Mann auf der Treppe zum Ostberliner Pressecafé durch einen Messerstich des Westberliners Jochen Z. Der hat plötzlich ein Messer gezogen, weil die Pöbeleien gegen seine Freundin Manuela K. nicht aufhören. Jochen Z. wird wegen schwerer Körperverletzung mit Todesfolge angeklagt und Ende des Jahres „abgeschoben“ – wie es im offiziellen Sprachgebrauch der DDR heißt.
Klaus B. ist seines Lebens müde, meint aus dem selbigen scheiden zu müssen. Aber was werden die Familie, die Freunde und Bekannten sagen. Dann doch lieber den Liebhaber seiner Frau ausfindig machen. Aber er erwischt den Falschen.
Am 1. Mai zieht Bauer Kraske wie schon seit vielen Jahren mit seinem Pferdegespann durch den Prenzlauer Berg und bietet Kutschfahrten für Kinder an. Als er nach einer seiner Fahrten die Kinder bei ihren Eltern abgibt, fehlt ein kleiner Junge.
Am 28.06.1986 wird Ralf Romahn zu einem Loch in der Mauer gerufen, das durch einen Sprengstoffanschlag auf Westberliner Seite aufgerissen wurde.
Sein letzter Fall ist die Vernehmung von Erich Honecker.

Ralf Romahn, damals Dienststellenleiter im Kommissariat Berlin-Mitte im Ostteil der Stadt, erzählt hier in der Gegenwartsform von 4 spektakulären Fällen, bei denen er selbst ermittelt hat. Durch ihn erfahre ich einiges über die Polizeiarbeit in der DDR. Auch Ausreiseanträge, die Kollegialität im Dezernat, Propaganda und die Sicherheit sind Themen, die hier angesprochen werden. Einige schwarz-weiß Fotos und Schriftstücke lockern die Geschichten auf und geben weitere interessante Einblicke.
Es gibt immer wieder Abkürzungen, die ich nicht kenne und nachschlagen musste. Eine Liste am Ende des Buches wäre hier sehr hilfreich.
4 spannende und außergewöhnliche Fälle aus dem Berufsalltag des Oberleutnants Ralf Romahn. Er hat mich mit den kleinen Geschichten gefesselt und gut unterhalten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.05.2020

Auf den Spuren von Trüffeln

Ahrtrüffel
0

Auf der Suche nach einem noch nicht geklonten Trüffel auf seiner Plantage in der Nähe von Sinzig im Ahrtal in der Eifel macht Unternehmer Peter Siedenburg eine schreckliche Entdeckung. Eine skelettierte ...

Auf der Suche nach einem noch nicht geklonten Trüffel auf seiner Plantage in der Nähe von Sinzig im Ahrtal in der Eifel macht Unternehmer Peter Siedenburg eine schreckliche Entdeckung. Eine skelettierte Hand umschließt ein großes Exemplar dieser köstlichen unterirdisch wachsenden Pilze. Schnell stellt sich heraus, wer dieser Tote ist, und Peter Siedenburg rückt in den Fokus der Polizei.
Die junge Journalistin Greta Schönherr wollte eigentlich nur ein Portrait des Unternehmers schreiben. Obwohl Greta ihm nicht traut, wittert sie eine große Story und willigt ein, ihm bei dem Beweis seiner Unschuld zu helfen.


Marion Demme-Zech und Frank Krajewski nehmen mich mit in die Zukunft in das Jahre 2034, und in Rückblicken in die Jahre 2005 und 2022. Und zwar nicht verrückt und abgedreht, sondern sehr realistisch, dass ich mir die meisten Situationen sehr gut vorstellen und nachvollziehen kann. Dadurch, dass Ort, Datum und Zeit vor jedem neuen Kapitel angegeben sind, habe ich mit den Zeitsprüngen überhaupt keine Probleme. Im Gegenteil finde ich es gut, dass ich durch die Zeitsprünge zurück in die Vergangenheit noch mehr Informationen bekomme.
Wie der Titel schon verrät, geht es um Trüffel, von denen ich sehr viel Wissenswertes über deren Vermehrung und den Schutz erfahre. Durch die ausschweifende Behandlung dieses Themas geht allerdings sehr viel an Spannung, die sich zwar immer wieder aufbaut, verloren. Der Mord tritt immer wieder in den Hintergrund.
Die Protagonisten sind sehr farbig und bildhaft beschrieben, haben ihre Ecken und Kanten und sehr unterschiedliche und vielfältige Charaktere.
Besonders Greta, die anfangs noch schüchterne und mit wenig Selbstvertrauen ausgestattete Journalistin mit ihrer offenen und ehrlichen Art, habe ich schnell ins Herz geschlossen. Durch Sean, den sie aus ihrem Technik-Journalismus-Studium in Bonn kennt und sehr mag, entwickelt sie sich sehr positiv.
Das krasse Gegenteil dazu sind der manipulative, überhebliche und verlogen Unternehmer Peter Siedenburg, seine Frau Monica und der ehemalige Teilhaber. Die Drei haben sich gesucht und gefunden, unsympathisch ab unserem ersten Zusammentreffen.
Der Kriminalfall ist schon sehr interessant, vor allem, weil hier die Polizeipräsenz fast gänzlich fehlt und von einer jungen Frau „ermittelt“ wird. Es gibt einige unverhoffte Wendungen, die mich immer wieder von meiner eigenen Spur abgebracht haben. Auch das Ende hatte ich so nicht erwartet.
Ein lesenswerter Krimi mit ein bisserl zu viel Trüffel, den ich aber trotzdem gerne weiter empfehle.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.05.2020

Aufarbeitung

Margos Töchter
0

Nachdem ich „Ab heute heiße ich Margo“ gerne gelesen habe, musste ich natürlich auch die Fortsetzung, in der es um „Margos Töchter“ geht lesen. Auch wenn man
das erste Buch nicht gelesen hat, ist es kein ...

Nachdem ich „Ab heute heiße ich Margo“ gerne gelesen habe, musste ich natürlich auch die Fortsetzung, in der es um „Margos Töchter“ geht lesen. Auch wenn man
das erste Buch nicht gelesen hat, ist es kein Problem der neuen Geschichte zu folgen.

Hier geht es nicht mehr hauptsächlich um Margo und Helene, sondern um die Kinder und Enkelkinder.
Als erstes lerne ich hier ganz kurz Jana Seliger mit ihrem Mann Max Bajohr kennen. Jana, die mehr über ihre beiden Mütter wissen möchte, hat Akteneinsicht in die Stasi-Akte ihrer Ziehmutter Leonore beantragt, die nun nach 9 Jahren genehmigt wird.
Im Sommer 1964 beginnt die Geschichte von Leonore Seliger in Osnabrück.


Leicht und flüssig und mit vielen Bildern, die mein Kopfkino verarbeiten muss, begleite ich die Protagonisten sowohl in der Jetztzeit, als auch in den Jahren 1964, 1970, 1979, 1989, 2011, 2012.
Clara lerne ich im 2. Teil der Geschichte 1976 kennen und folge ihr in den Jahren 1985 und 1991.
Der 3. Teil der Geschichte befasst sich wieder mit Jana in der heutigen Zeit.

Durch die vielen Personen, die verschiedenen Zeiten und die dauernden Ortswechsel, die zwar in den Überschriften immer wieder genannt werden, hatte ich bei diesem Buch Mühe, in die Geschichte hinein zu kommen und dem Geschehen zu folgen. Die historischen Hintergründe waren zwar interessant, mir aber manchmal einfach zu viel.

Der Schluss hat mich mit dem „Durcheinander“ und den vielen politischen Hintergründen der Geschichte einigermaßen versöhnt. Hatte ich doch immer die Frage im Hinterkopf „warum Margos Töchter“, da ich bis hierher nur eine kennengelernt hatte. Das klärt sich aber gut und schlüssig auf und lässt mich und auch Jana zufrieden zurück.

Dies ist keine Familiengeschichte, die man einfach mal so weg liest. Ich habe ihr viele Stunden gewidmet. Vielschichtige Protagonisten mit ihren Schicksalen haben mich trotz einiger Längen gut unterhalten. Ich denke, die Stasi-Vergangenheit beschäftigt auch heute noch viele Familien, die in und mit dieser Zeit gelebt haben. Nicht nur für sie ist dieses Buch lesenswert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.05.2020

Ganz nach meinem Geschmack

Bluadsbagage
0

In Niederöd brennt das Pfarrhaus. Leider kommt die Feuerwehr zu spät und der ghanaische Pfarrer Adofo Danso verbrennt in seinem Bett. Alles deutet auf Brandstiftung und Mord hin. Hauptkommissarin Hanna ...

In Niederöd brennt das Pfarrhaus. Leider kommt die Feuerwehr zu spät und der ghanaische Pfarrer Adofo Danso verbrennt in seinem Bett. Alles deutet auf Brandstiftung und Mord hin. Hauptkommissarin Hanna Schmiedinger von der Mordkommission in Traunstein und ihr Team nehmen die Ermittlungen auf.
Haben Bürger mit rechter Gesinnung, von denen es in dem kleinen Ort einige gibt, den neuen Pfarrer so aus ihrer Gemeinde „entfernt“?


Hanna Schmiedinger muss sich in dieser Geschichte nicht nur mit dem Fall des toten Pfarrers herumschlagen, bei dem es viele Motive und einige Verdächtige gibt, aber leider nichts konkretes. Sie bekommt es mit den Ausschreitungen einer Gruppe Engländer zu tun, die sich im Golfhotel ihres Freundes Florian Bauer vor den Toren Burghausens eingemietet haben und sich wegen eines falsch notierten Golfergebnisses die Köpfe einschlagen. Bei einer Befragung verschwinden zwei ihrer Kollegen spurlos. Der neue Chef Harald Kreisler geht Hanna auf den Keks. Und als ob das alles noch nicht reicht, wird auch das Haus, in dem Hanna lebt, renoviert und der Krach und der Lärm setzen der Kommissarin richtig zu. Es klemmt also an allen Ecken und Enden. Aber es gibt für alles eine Lösung.

Alex Buchberger hat auch in diesem Buch seiner Fantasie viel freien Raum gelassen und eine Geschichte mit skurrilen Figuren und einem eigenwilligen Plot konstruiert. Überspitzt und überzogen bis kurz vor der Unglaubwürdigkeit habe ich immer wieder mal schmunzeln müssen. Mag es manchmal noch so abstrus hergehen – seit ich Hanna Schmiedinger und ihr Team in ihrem ersten Fall „Hannas Leichen“ kennengelernt habe, mag ich es genau so.

Das Private, was ich bei Krimis so liebe, hat auch hier einen hohen Stellenwert. Bei Hannas Liebesleben kommt langsam Schwung rein. Bei Sabrina Hornsteiner und dem aggressive und cholerische Neuen im Team, Ralf Schneider, sprühen die Funken. Rainer Talgruber findet eine gute Lösung für seine demenzkranke Mutter.

Der Fall des verbrannten Pfarrers ist ganz schön knifflig, löst sich aber auf, kurz nachdem drei Verdächtige festgenommen werden können. Und zwar so, wie ich es mir schon fast gedacht hatte. Alles löst sich nachvollziehbar und für mich schlüssig auf. Hanna kann endlich ein bisserl aufatmen.

Leser von blutunterlaufenen und actionreichen Krimis kommen hier nicht auf ihre Kosten. Wer sich aber mit einem gut konstruierten Fall mit Wendungen, gespickt mit reichlich hintergründigem Humor beschäftigen mag, der ist hier genau richtig. Mich hat die "Bluadsbagage" richtig gut unterhalten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere