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Veröffentlicht am 10.05.2020

Sehr gut gelungene Fortsetzung mit Vibeke und Rasmus

Nordlicht - Die Spur des Mörders
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Am Sockel des Idstedt-Löwe im Alten Friedhof in der Fördestadt Flensburg wird der 73-jährige pensionierte Stadtrat Karl Benthien tot aufgefunden, das Gesicht bis zur Unkenntlichkeit zertreten. Er gehörte ...

Am Sockel des Idstedt-Löwe im Alten Friedhof in der Fördestadt Flensburg wird der 73-jährige pensionierte Stadtrat Karl Benthien tot aufgefunden, das Gesicht bis zur Unkenntlichkeit zertreten. Er gehörte zur dänischen Minderheit in Schleswig Holstein und befasste sich in den letzten Jahren mit den Flüchtlingslagern in Dänemark.
HK Vibeke Boisen, Leiterin der Flensburger Mordkommission, und ihr dänischer Kollege Rasmus Nyborg werden für die Mordermittlungen abgestellt. Als sie im Haus des Opfers eine versteckte Kammer entdecken, führen plötzlich einige Spuren nach Oksbøl, zu einem dieser ehemaligen Flüchtlingslager. Ob man hier ein Motiv für die grausame Tat findet?


Mit Vibeke Boisen und Rasmus Nyborg habe ich schon den Fall „Die Tote am Strand“ gelöst. Ich habe mich sehr gefreut, dass die Beiden so gegensätzlichen Ermittler auch hier wieder zusammen arbeiten. Die verschiedenen Ausflüge nach Dänemark haben mir wieder sehr gut gefallen. Sie machen richtig Lust auf Land, Leute und Meer.

Dadurch, dass man den Toten direkt auf den ersten Seiten des Buches findet, bin ich sehr gut und schnell in den Fall eingestiegen. Immer wieder pendle ich zwischen Schleswig-Holstein und Dänemark hin und her. Da kommt es mir sehr gelegen, dass ich dank der Kapitelüberschriften immer genau weiß, wo ich gerade bin. Auf der vorderen Klappeninnenseite finde ich zum besseren Verständnis auch noch eine Karte Deutschland / Dänemark mit einem Stadtausschnitt von Flensburg. Hier habe ich öfters nachgeschaut, wo ich mich gerade befinde.

Schön finde ich, dass ich hier Vibeke und Rasmus wieder ein Stück näher kennenlerne. Endlich hat Rasmus seinen alten VW-Bulli gegen eine kleine Wohnung eingetauscht. Ein sehr persönliches, privates Ereignis wirft ihn zuerst ein kleines bisserl aus der Bahn. Mehr verrate ich aber nicht.
Alle Personen, die ich hier nach und nach kennenlerne sind sehr verschiedene Typen mit ganz unterschiedlichen Charakteren. Für mich kommen sie sehr menschlich, teils sympathisch rüber. Andere mag ich gar nicht – wie im richtigen Leben.

Der Spannungsbogen steigt in den ersten Seiten steil an und hält sich dort oben bis zum Schluss. Vor allem auch, weil sich nicht nur Vibeke mit ihrem eigenmächtigen Handeln in große Gefahr begibt. Und das nicht nur einmal. Ein spannender und actionreicher Abschluss einer stark emotionsgeladenen Geschichte.

Auf der hinteren Kartenklappe erwarten mich vier Fotos von Stellen, die ich auch im Buch wiederfinde.

Alles in allem habe ich hier einen spannenden, sehr interessanten Fall mit authentischen Personen und sehr engagierten Ermittlern gelöst. Genau so muss Krimi sein!

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Veröffentlicht am 05.05.2020

Es geht nichts über die Liebe einer Mama

Ich bin keine Super-Mom und will auch keine werden
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Mama zu sein ist heutzutage schon eine Herausforderung. Nicht nur, wenn man alles besser machen will als die Anderen.

Susi Groth hat mich mit ihrem Buch „Ich bin keine Super-Mom und will auch keine werden“ ...

Mama zu sein ist heutzutage schon eine Herausforderung. Nicht nur, wenn man alles besser machen will als die Anderen.

Susi Groth hat mich mit ihrem Buch „Ich bin keine Super-Mom und will auch keine werden“ von der ersten Seite an angesprochen. Sie schreibt mir, auch wenn ich 24 Jahre älter bin, aus der Seele. Ich war sofort an ihrer Seite und kann sie in ihren Ansichten so gut verstehen. Auch wenn die Super-Moms zu der Zeit, als meine beiden Kinder noch in den Kindergarten gingen, noch nicht so anstrengend waren wie heute, gab es doch einige, die ich hier im Buch wiederfinde. Gut, dass Susi nicht dazu gehört und auch nicht dazu gehören will.

21 Kapitel über Alles, mit was sich eine Mama so herum schlagen muss – oder auch nicht.
Susi beherrscht die typische leicht angenervte Sing-Sang-Sprache ihre Großen perfekt.
Eine überambitionierte, übereifrige, oberschlaue Super-Mom will sie gar nicht sein. Sie ist eher eine ganz normale Mama, die nur das Beste für ihre Kinder will, ohne sie und auch sich selbst zu überfordern.
Ihr Kleiner mag das Essen aus den Gläschen oder der Tiefkühltruhe lieber als das Selbstgekochte – na und. Sie macht nicht mit bei diesem größer, toller, schöner, besser, höher, aufwendiger, gesünder und glitzernder Challenge, die immer abstrusere Formen annimmt. Ihre beiden Buben lieben sie trotzdem. Und Susi, sie macht so gut wie sie kann Papierflieger z.B. oder Geburtstagskuchen ohne „Fondong.“ Sie hat ihre Zunge nicht immer im Griff, ist um eine Ausrede nie verlegen und tut sich schwer beim „Nein“ vermeiden. Aber für ihren Kurzen und den Großen ist sie die Größte.
Sie erzählt vom Urlaub bzw. von der Heimfahrt, von Krankheiten und von Schnäppchen, die man auf dem Flohmarkt machen kann. Ich lerne ihre Sicht auf Influencer und deren Follower kennen. Sie resümiert über die verschiedensten Sportarten bis sie eine Vibrationsplatte bekommt. Die entscheidende Erkenntnis für mich aber ist: Nehmt euch auch mal eine Auszeit – ohne die Kinder.

An dieser Bodenständigkeit und Normalität könnten sich manche Mamas ein Beispiel nehmen. Ich habe diesen Einblick in Susis Leben sehr genossen.

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Veröffentlicht am 03.05.2020

Ein Stück Südtiroler Geschichte

Ich bleibe hier
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An dem Kirchturm im Wasser bin ich als Kind einige Male staunend vorbei gefahren, wenn wir in Italien Urlaub gemacht haben. Erst später habe ich mich für die Geschichte der Orte am Reschensee interessiert. ...

An dem Kirchturm im Wasser bin ich als Kind einige Male staunend vorbei gefahren, wenn wir in Italien Urlaub gemacht haben. Erst später habe ich mich für die Geschichte der Orte am Reschensee interessiert. In diesem Buch lerne ich fiktive Menschen kennen, die hier gelebt und alles versucht haben, ihren Heimatort vor der Überflutung zu retten. Wenn ich das nächste Mal über den Reschen fahre und am See vorbei komme, werde ich die Kirchturmspitze mit anderen Augen sehen.

Trina Hauser erzählt ihre Geschichte und die Geschichte des kleinen Dorfes Graun im Vinschgau ihrer Tochter Marica. Wie sie als junge ausgebildete Lehrerin unter Mussolini und seinen Faschisten keine Anstellung bekam, den Kindern, die tagsüber in die italienische Schule gingen, abends im Schutz der Dunkelheit in Kellern und Scheunen deutsch beibrachte.
Wie sie in der Schreinerei ihres Vaters die Bücher führte. Wie immer mehr Italiener in die Dörfer kommen, es für Südtiroler jedoch keine Arbeit gibt und das Geld immer knapper wird. Dann kam Hitler und bot ihnen an, „heim ins Reich“ zu kommen. Ein Großteil der Bewohner nahm dieses Angebot an, Erich wollte unbedingt bleiben. Dann plötzlich ist Marica zusammen mit Trinas Schwester Alexandra und deren Mann Lorenz weg. Auch Trina und Erich werden bald zu Flüchtlingen.
Dann, endlich ist der Krieg vorbei. Nun soll ein Staudamm gebaut werden, der Trina und Erich endgültig die Heimat nimmt.

Eingeteilt in 3 große Kapitel „Die Jahre“, „Auf der Flucht“ und „Das Wasser“ durchlebe ich die Zeit zusammen mit Trina und Erich. Es macht mich traurig zu lesen, wie sich Trina und Erich im Laufe der Zeit verändern. Ich bewundere die Beiden, wie sie allen Entbehrungen zum Trotz an ihrer Heimat festhalten und dort weiterleben, als der Krieg vorbei ist.

Der Autor Marco Balzano zeichnet in seinem neuen Roman ein Stück der jüngeren Geschichte Südtirols nach, wobei die Flutung des Tales durch den neu erbauten Staudamm den traurigen Abschluss bildet.

Die Klappen des Buches zeigen vorne wie hinten eine Ansicht von Südtirol mit den Grenzen zu Österreich, der Schweiz und Italien.

Ein sehr interessantes und spannendes Buch, das so viel mehr kann, als nur ein kleines Stück Geschichte zu erzählen. Eine eher leise Geschichte um Trina und ihre Familie, die mir zu Herzen geht, die mich berührt und beeindruckt hat.

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Veröffentlicht am 02.05.2020

Eine großartige Fortsetzung

Die Fotografin - Die Welt von morgen
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Mimi Reventlow und Anton Schaufler sagen dem Tonihof ade und gehen wieder auf Wanderschaft. Während Anton mit seinem Postkartenverkauf durchstartet und richtig gutes Geld macht, hat es Mimi immer schwerer ...

Mimi Reventlow und Anton Schaufler sagen dem Tonihof ade und gehen wieder auf Wanderschaft. Während Anton mit seinem Postkartenverkauf durchstartet und richtig gutes Geld macht, hat es Mimi immer schwerer Aufträge zu bekommen. Für eine kurze Zeit lassen sie sich in Berlin nieder. Doch auch hier findet Mimi niemanden, der sie als Gastfotografin aufnehmen will. Anton schuftet derweil im Pigalle, einer Tanzbar, die ihm leider kein Glück bringt. Auf Besuch in Ulm erfahren Sie, dass die Druckerei, bei der sie immer wieder ihre Druckaufträge haben erledigen lassen, nach dem Tod des Inhabers von dessen Sohn verkauft werden soll. Eine neue Idee entsteht...


Dies ist der 3. Band um die Wanderfotografin Mimi Reventlow aus Esslingen. Nach „Am Anfang des Weges“ und „Die Zeit der Entscheidung“ nimmt mich Petra Durst-Benning nun mit in „Die Welt von morgen“.

Es ist wie alte Bekannte wiedertreffen, wenn ich von Mimi, Anton, Alexander, der in Stuttgart weiter an seiner Künstlerkarriere arbeitet und seinem Förderer Mylo, den ich immer noch nicht ganz durchschaue, lese. Von Bernadette Furtwängler mit ihrer Schaffarm, die gerade in ihren Hochzeitsvorbereitungen aufgeht, bis – das lest ihr bitte selbst - und den vielen Anderen, die ich bei meinen letzten beiden Besuchen auf der Schwäbischen Alb kennengelernt habe und die mir richtig ans Herz gewachsen sind.
Mimi und Anton beeindrucken mich immer mit ihren kreativen Ideen und ihrem Überlebenswillen. Vor allem von Mimi kann Frau von heute viel lernen. Sie lässt sich einfach nicht unterkriegen, kennt kein Wehklagen und schafft es immer wieder von Neuem auf die Beine zu kommen. Ich bewundere diese Frau mit ihrem Mut und ihrer Unerschrockenheit sehr.
Gerade in der jetzigen Zeit, wo auch wir immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt werden und gezwungen sind uns neu zu erfinden, um unsere Zukunft zu sichern, ist dieses Buch absolut lesenswert. Von Mimi und Anton können wir uns einiges abschauen.
Ein Zitat, das ich mir aufgeschrieben habe, das die Situation von Mimi genau trifft: „Alte Wege öffnen keine neuen Türen“.
Mimi und Anton tun alles um neue Wege zu finden und neue Türen zu öffnen.

Auch hier lerne ich wieder neue Menschen kennen, von denen mich Corinne mit ihrer Schafherde, die sie von Südfrankreich aus bis zur Schwäbischen Alb gebracht hat, am meisten beeindruckt hat. Ich hoffe, dass ich auch sie im nächsten Band wiederlesen und noch mehr von ihr erfahren werde.

Ein Thema, das auch immer wieder aufgegriffen wird – die Gleichberechtigung der Frau. Sei es beim Führen einer Firma oder beim Autofahren – die Männer taten sich um 1912 sehr schwer mit der immer mehr werdenden Präsenz der Frau. Erschreckend, wenn ich bedenke, dass sich da in manchen Ländern bis heute nichts geändert hat. Um so schöner zu lesen, wie Mimi sich da durchkämpft.

Da Petra Durst-Benning durch die Gedanken ihrer Protagonisten immer mal wieder in die Vergangenheit schaut, ist es auch für Neueinsteiger kein Problem dieses Buch zu lesen. Natürlich lerne ich gerade Mimi und Anton wesentlich besser kennen, wenn ich sie seit „Am Anfang des Weges“ und durch „Die Zeit der Entscheidung“ begleite. Lohnen tut sich das auf alle Fälle.

Ein toller historischer Roman über eine starke interessante Frau, die sich nicht unterkriegen lässt, die Mut macht und die mich auch diesmal wieder richtig beeindruckt hat.
Ich kann es kaum erwarten, bis es im September mit „Die Stunde der Sehnsucht“ weiter geht.

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Veröffentlicht am 29.04.2020

Schubladendenken

Dunkelspiel
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Schubladendenken

Ein Jahr war Alina „Nina“ Kolodziej mit ihrer Tochter Anna im Wohnwagen unterwegs. Nun kehrt sie in das Haus zurück, das sie für sich und ihren Freund Christoph gekauft hat. Hier wollen ...

Schubladendenken

Ein Jahr war Alina „Nina“ Kolodziej mit ihrer Tochter Anna im Wohnwagen unterwegs. Nun kehrt sie in das Haus zurück, das sie für sich und ihren Freund Christoph gekauft hat. Hier wollen sie zusammen leben und arbeiten. In einem Baumarkt lernt sie, als sie Regale für ihr neues Büro sucht, Uwe Pohl kennen. Einen Nachbarn, der sich kümmert und immer da ist, wenn sie ihn braucht – im Gegensatz zu Christoph. Auch ein Mann, den sie nicht mehr in ihr Leben lassen wollte, taucht wieder auf – ihr Mann Lars, von dem sie sich nun endlich scheiden lassen will.
Friederike Wohlfahrt hatte lange Jahre einen Brief- später auch persönlichen Kontakt zu dem einsitzenden Mörder Pierre Gronau. Nun ist Pierre frei, hat es sich in ihrem Haus eingenistet und hängt nur noch mit seinem Freund Uwe ab. So hatte sich Friederike ihr Zusammenleben nicht vorgestellt. Nach dem Mord an ihrer Freundin Sonja gerät ihr Leben so aus dem Gleichgewicht, dass sie Hilfe bei Nina sucht. Beide Frauen ahnen nicht, wie sehr ihre Leben ab nun zusammenhängen.


Dies ist nun schon der achte Psychothriller, den ich von Leonie Haubrich lese und immer noch bin ich von ihrer Schreib- und Erzählweise begeistert. Die Spannung steigt schon ab der ersten Seite, wobei ich die ganze Zeit gewartet habe, wo in der Geschichte der Prolog sich einfügt bzw. wo er mich hin führt. Ich habe lange warten müssen bis sich das mit einem „ahhh“auflöst.

Es sind doch einige Protagonisten, die sich hier vorstellen. Aber dadurch, dass sie schnell alle miteinander bekannt werden, hatte ich keine Probleme sie zuzuordnen.
Was hier sehr gut zum tragen kommt, ist das Schubladendenken, von dem auch ich mich nicht freimachen konnte. Bleibt ein Mörder immer ein Mörder? Kann sich der Mensch so grundlegend ändern? Wer ist hier der Gute, wer der Böse?
Im Nachhinein beneide ich weder Nina noch Friederike um ihre Männerbekanntschaften. Aber es ist halt auch nicht einfach gleich zu Anfang hinter die Fassaden zu blicken. Ich jedenfalls bin froh, dass sich alles zum Schluss nachvollziehbar aufgelöst hat und die Frauen mit einem Schrecken davon gekommen sind.
Es war wieder sehr spannend in die Köpfe der hier Handelnden schauen und deren Gedanken verfolgen zu können.

Wieder spannende und gut konstruierte Unterhaltung, die ich gerne weiter empfehle und die von mir die volle Punktzahl von 5 Sterne bekommt.

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