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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.05.2020

Ein Palast und seine Bewohnerinnen

Das Haus der Frauen
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Solène hat im Leben fast alles erreicht und fühlt sich doch verloren. Auf Anraten ihres Therapeuten versucht sie nach einem Burnout ihrem Leben wieder mehr Sinn zu geben, indem Sie sich für einen guten ...

Solène hat im Leben fast alles erreicht und fühlt sich doch verloren. Auf Anraten ihres Therapeuten versucht sie nach einem Burnout ihrem Leben wieder mehr Sinn zu geben, indem Sie sich für einen guten Zweck engagiert. Im Zuge dessen landet sie im „Palast der Frau“ in Paris, in dem sehr viele verschiedene Schicksale aufeinandertreffen.

Bevor ich auf den Inhalt gehe, möchte ich ausnahmsweise doch kurz etwas zum Äußeren des Buches sagen: Die gebundene Ausgabe von „Das Haus der Frauen“ ist wirklich ein Schmuckstück. Ich möchte sogar behaupten, es ist das schönste deutsche Buch in meinem Bücherregal. Das ist ja nicht für alle Menschen relevant, aber sicherlich für den einen oder anderen.

Besonders toll ist aber, dass auch der Inhalt ein Schmuckstück ist, wie ich finde. Nach dem Lesen einiger nicht so guter Rezensionen hatte ich einige Vorbehalte, aber diese waren innerhalb kürzester Zeit ausgeräumt.

Die Geschichte liest sich leicht, ist aber alles andere als oberflächlich. Natürlich bekommt man – ob der Kürze des Buches – immer nur einen kurzen Einblick in die verschiedenen Schicksale der Frauen (Solène und die Begründerin Blanche Peyron ausgenommen), aber genau das hat meines Erachtens die Begegnungen so intensiv gemacht. Es werden viele Probleme und Themen angerissen, was einem den intensiven Eindruck vermittelt, mit was für einem Berg an Hindernissen die Sozialarbeiter in diesem Umfeld zu kämpfen haben.

Ich mochte aber auch Solène als Person und die Entwicklung, die sie durchlebt. Ihre Situation ist eine ganz andere als die der Bewohner des Palastes und trotzdem ist sie stimmig in die Geschichte eingeflochten und ich konnte mich gut in sie hineinversetzen.

Kritikpunkte habe ich überraschenderweise gar keine. Aus diesem Grund gibt es von mir eine ganz klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 07.05.2020

Fantasy für Jung und Alt

Die Dunkelheit der Drachen
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Flick, ein ehemaliger Pfeiferschüler, landet im Kerker, weil er auf seiner Flöte ein verbotenes Lied gespielt hat. Doch als Drachen die Burg angreifen, unter der sich der Kerker befindet, sucht er das ...

Flick, ein ehemaliger Pfeiferschüler, landet im Kerker, weil er auf seiner Flöte ein verbotenes Lied gespielt hat. Doch als Drachen die Burg angreifen, unter der sich der Kerker befindet, sucht er das Weite – zusammen mit einer Ratte, die gar keine ist, und einem Drachengreif, der vorübergehend flugunfähig ist. Jeder der illustren Truppe hat ein bestimmtes Ziel vor Augen, aber schon bald überschlagen sich die Ereignisse und die drei werden in Abenteuer eines unerwarteten Ausmaßes verwickelt …

Ich lese gerne Fantasy in jeglicher Variation und bin dafür auch gerne bereit, mich in neue Welten mit ihren jeweiligen Gegebenheiten „einzulesen“. Das war hier aber gar nicht nötig. Der Leser wird hier, wie ich finde, geschickt – weil sozusagen nebenbei – in die Welt der Pfeifer, Drachen & Co. eingeführt, und ich habe mich sofort sehr wohlgefühlt.

Das lag vermutlich auch an den Charakteren, die einem auf Anhieb sympathisch sind, ohne dass sie zu blass oder zu perfekt geschrieben wären. Auch das Zusammenspiel innerhalb der Gruppe fand ich sehr unterhaltsam – unterschiedlicher hätten die drei ja kaum sein können. Aber auch die Reise selbst ist sehr abwechslungsreich und hält immer wieder Überraschungen parat.

Was Patrick hier meisterlich geschafft hat, ist, dass es sich um Fantasy für junge Leser handelt, die auch Erwachsenen sehr viel Spaß macht. Für mich gab es keine Längen und das Buch hat mich bis zum Schluss gefesselt – ohne dass ich auch nur gemerkt habe, dass ich alterstechnisch weit über der eigentlichen Zielgruppe bin.

Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass Patrick bald die Fortsetzung schreibt/veröffentlicht, denn ich freue mich sehr darauf, in diese Welt zurückzukehren, und bin wahnsinnig gespannt, wie es mit Flick und seinen Freunden weitergeht.

Veröffentlicht am 10.04.2020

Wenn die Worte nicht mehr greifbar sind

Dankbarkeiten
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Bis vor kurzem konnte Michka noch alleine in ihrer Wohnung leben, nun muss Marie, sozusagen ihre Adoptivenkelin, sie aber schweren Herzens in ein Altenheim bringen, da sie sich nicht rund um die Uhr um ...

Bis vor kurzem konnte Michka noch alleine in ihrer Wohnung leben, nun muss Marie, sozusagen ihre Adoptivenkelin, sie aber schweren Herzens in ein Altenheim bringen, da sie sich nicht rund um die Uhr um sie kümmern kann. Aufgrund der zunehmenden sprachlichen Probleme erhält Michka dort Unterstützung durch Jérôme, einen jungen Logopäden.

Dieses kleine, aber feine Buch schafft es, mit schlichten Worten eindrucksvoll die Entwicklung von Michka – und nebenbei auch die von Marie und Jérôme – zu beschreiben. Allen Beteiligten geht die Situation auf ihre Weise nah und de Vigan gelingt es auf einzigartige Weise, diese Gefühle einzufangen. Die rührenden Momente etwa, in denen sich Michka unvermittelt an aktuelle Probleme von Marie und Jérôme erinnert und sich danach erkundigt, wird wohl jeder wiedererkennen, der eine nahestehende Person mit Demenz erlebt hat.

Die Hintergrundgeschichten, wie Marie und Michka sich gefunden haben sowie die Suche nach dem Ehepaar aus ihrer Kindheit, dem Michka ihr Leben verdankt, fügen sich gut in die Erzählung ein und schaffen ein stimmiges Gesamtbild.

Aufgrund der zunehmenden Aphasie, an der Michka leidet, ist das Buch insbesondere sprachlich beeindruckend: Immer öfter fehlen ihr die Worte und häufig entscheidet sie sich dann für ein ganz anderes, so dass des Öfteren unfreiwillig komische Situationen, manchmal aber auch geradezu poetische Aussagen dabei herauskommen.

Ich habe das Buch unheimlich gerne gelesen und war fast ein bisschen traurig, als es so schnell vorbei war. Ich werde es auf jeden Fall uneingeschränkt weiterempfehlen und mir auch noch die vorherigen Bücher der Autorin ansehen.

Veröffentlicht am 01.04.2020

Wunderschön gestaltet und erzählt

Alfie und der Clownfisch
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Alfie ist schüchtern und stößt dadurch im Alltag immer wieder an seine Grenzen. Angesichts eines solchen schwierigen Moments denkt er an ähnliche Situationen in der Vergangenheit und wird verständlicherweise ...

Alfie ist schüchtern und stößt dadurch im Alltag immer wieder an seine Grenzen. Angesichts eines solchen schwierigen Moments denkt er an ähnliche Situationen in der Vergangenheit und wird verständlicherweise traurig. Seine Eltern reagieren aber sehr einfühlend und wunderschön entspannt auf diese Momente und können ihm so vermitteln, dass er - so wie er eben ist - genau richtig ist. Besonders schön: Es wird ihm nicht "vorgekaut" bzw. ausdrücklich gesagt, sondern er kommt bei einem Besuch im Aquarium selbst zu dieser Erkenntnis, als er einen scheuen Clownfisch kennenlernt.

Ich finde, die Geschichte wird wunderschön behutsam und in leisen Tönen, entsprechend der Thematik, erzählt. Eine große Rolle spielt hier auch die optische Gestaltung, die für mich ein absolutes Highlight ist: Die Farben sind wunderbar abgestimmt und sorgen für eine besondere Atmosphäre wie ich finde - insbesondere auch bei dem Besuch im Aquarium.

Meine fast 4jährige Tochter (die selbst eigentlich gar nicht schüchtern ist) wollte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen und wir haben es direkt mehrmals hintereinander gelesen. Damit gibt es von mir eine uneingeschränkte Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 28.03.2020

Emotional packend

Die Geheimnisse meiner Mutter
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Die 35jährige Rose scheint in ihrem Leben nie richtig angekommen zu sein. Überraschend erhält sie neue Informationen über ihre Mutter, die verschwand, als sie noch ein Baby war, und macht sich auf die ...

Die 35jährige Rose scheint in ihrem Leben nie richtig angekommen zu sein. Überraschend erhält sie neue Informationen über ihre Mutter, die verschwand, als sie noch ein Baby war, und macht sich auf die Suche nach ihr.

Bei diesem Buch hatte mich das gesamte Äußere - von Cover bis Klappentext - angesprochen und ich wurde nicht enttäuscht: Das Buch hat mich wirklich gepackt und die zweite Hälfte habe ich, trotz des Umfangs, in einem Rutsch gelesen.

Die drei Hauptfiguren in diesem Buch sind allesamt Frauen, jede besonders auf ihre Art. Trotzdem fand ich es sehr einfach, mich in jede einzelne hineinzuversetzen. Das Thema der eigenen Identität auf der einen Seite und das Mutter-Sein oder Nicht-Mutter-Sein auf der anderen Seite ergab eine spannende emotionale Kombination, die sehr authentisch ist. Die Männer in der Geschichte bleiben durchweg Randfiguren, was auffällt, aber der Geschichte gar nicht abträglich ist. Authentisch fand ich außerdem auch die Entwicklung der Protagonistinnen - und dass nicht auf jede Frage eine eindeutige Antwort gegeben wird, so wie das eben im realen Leben auch ist.

Die Geschichte wird sowohl aus der Sicht von Rose in der Gegenwart als auch aus der Sicht ihrer Mutter Elise Ende der 70er/Anfang der 80er erzählt. Das funktioniert sehr gut und ich war positiv überrascht, wie spannend die Geschichte letztendlich bis zum Schluss war. Für mich gab es hier keinerlei Längen und ich hätte definitiv auch noch 200 Seiten mehr gelesen.