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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.06.2020

Ein Doppelmord

Schwestern im Tod
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1993: Der junge Ermittler Martin Servaz wird an einen Tatort gerufen: Zwei junge Frauenleichen, gefesselt an einem Baumstumpf und inszeniert in Kommunionkleidern. Was den Tatort besonders verstörend macht, ...

1993: Der junge Ermittler Martin Servaz wird an einen Tatort gerufen: Zwei junge Frauenleichen, gefesselt an einem Baumstumpf und inszeniert in Kommunionkleidern. Was den Tatort besonders verstörend macht, ist, dass der gefeierte Kriminalautor Erik Lang in seinem Buch "Die Kommunikantin" eine ähnliche Szenerie verbildlicht.

2018: Erneut wird eine Frau in einem Kommunionkleid tot aufgefunden, dabei hatte man den Mörder 1993 identifizieren können. Ist Servaz und seinen Kollegen ein Fehler unterlaufen? Handelt es sich um einen Trittbretfahrer? Am Tatort trifft Servaz auf einen alten Bekannten: Erik Lang, der Ehemann der Toten.

Persönliche Meinung: Den Leser*innen werden hier zwei abgeschlossene Fälle präsentiert, die miteinander verflochten sind und aufeinander verweisen. Der erste Fall (bis S. 182) ließ sich recht zügig und spannend lesen; immer wieder waren kleine Thrill-Momente und irritierende Ungereimtheiten (die sich im zweiten Fall auflösen) vorhanden. Der zweite Fall (bis S. 426) war für mich zäher zu lesen. Dies lag einerseits an den detaillierten, für mich etwas zu langatmigen Beschreibungen, andererseits an dem Mangel an Verdächtigen. Dies wird allerdings dadurch ausgeglichen, dass "Schwester im Tod" mit einem spannenden Twist endet. Generell ist die Schreibart von Bernard Minier vergleichsweise komplex, dabei aber auch immer wieder literarisch (Der Prolog ist grandios. Er spielt an einem lauen Sommerabend und die Satzkonstruktion/Wortwahl spiegelt das Laue und Träumerische des Abends sehr gut wieder). Ebenfalls haben mir die vielen Verweise auf das Schreiben generell und das Verfassen von Krimis im Besonderen gefallen (die Krimis Erik Langs, Gedankengänge Langs, fiktive Mordfälle als Vorbild für "reale", Fandom). Insgesamt ist "Schwestern im Tod" ein solider Thriller, der augesprochen gut geschrieben ist, allerdings teilweise einzelne Längen hat.

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Veröffentlicht am 02.06.2020

Humor- und gefühlvoll

The Secret Book Club – Ein fast perfekter Liebesroman
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Vorab: „The Secret Bookclub“ von Lyssa Kay Adams war ein kleines Experiment für mich. Liebesroman lese ich normalerweise nicht, aber der Klappentext von „The Secret Book Club“ hat mir so gut gefallen, ...

Vorab: „The Secret Bookclub“ von Lyssa Kay Adams war ein kleines Experiment für mich. Liebesroman lese ich normalerweise nicht, aber der Klappentext von „The Secret Book Club“ hat mir so gut gefallen, dass es dem Genre mal eine Chance geben wollte.

Inhalt: Die Ehe von Gavin und Thea scheint vor dem Aus zu stehen. Gavin ist ausgezogen, möchte die Ehe aber noch retten; Thea hingegen will die Scheidung. Leider hat Gavin auch keine Idee, wie er Thea wieder für sich gewinnen kann. Wie gut, dass es den Secret Book Club gibt: Ein Club von Liebesroman lesender Männer, die sich die Beziehungsrettung auf die Fahne geschrieben haben.

Persönliche Meinung: „The Secret Book Club“ ist aus der Perspektive (3. Person) von Gavin und Thea geschrieben, sodass man beide Seiten des Problems kennenlernen konnte. Der Hauptplot dreht sich um die Beziehung von Gavin und Thea, wobei ich anfangs den Eindruck hatte, dass der Trennungsgrund etwas konstruiert ist. Nach und nach erhält man aber mehr Einsicht in die Problematik und erkennt, dass sie doch tiefer liegt. Ohne Spoiler: Das romantische Ende des Buches fand ich stark und sehr schön geschrieben. Mein Highlight war der titelgebende „Secret Book Club“ mit seinen ausgereiften Slapstick-Situationen, die filmreif sind. Leider tritt der Book Club aber nicht so oft auf, die ich angenommen hatte. In die Handlung um Thea und Gavin eingeflochten und mit ihr verbunden ist die fiktive Schnulze „Die Verführung der Gräfin“, die Gavin auf Anraten des Book Clubs“ liest, um Thea wieder zurückzugewinnen. Besonders am Ende des Romans kamen – dem Genre entsprechend – häufig Liebesszenen vor, die mir persönlich zu explizit beschrieben waren. Nichtsdestotrotz ist „The Secret Book Club“ ein schöner Liebesroman, der mein Bild vom Genre positiv verändert hat!

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Veröffentlicht am 21.05.2020

Die Liste des Serienkillers

Mädchen, Mädchen, tot bist du
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Inhalt: Ein Serienmörder wütet in Amsterdam. Leila ist ihm schon zum Opfer gefallen; fünf weitere Jugendliche stehen auf seiner Liste. Schafft er es, diese Liste abzuarbeiten, oder wird ihm vorher das ...

Inhalt: Ein Serienmörder wütet in Amsterdam. Leila ist ihm schon zum Opfer gefallen; fünf weitere Jugendliche stehen auf seiner Liste. Schafft er es, diese Liste abzuarbeiten, oder wird ihm vorher das Handwerk gelegt?

Persönliche Meinung: Es ist bei „Mädchen, Mädchen tot bist du“ recht schwierig eine Rezension zu schreiben, ohne größere Spoiler für die Handlung preiszugeben. Ich versuche es aber trotzdem möglichst spoilerfrei. Seht mir daher bitte nach, wenn ich etwas vage bleibe. „Mädchen, Mädchen tot bist du“ war der erste Thriller, den ich von Mel Wallis deVries gelesen habe. Anfangs war ich etwas enttäuscht, da mir die Frage nach dem Täter recht offensichtlich und die Handlung eher einfach gestrickt schien. Dies legte sich aber mit der Zeit: Vom Ende her gesehen ist die Handlung komplexer als gedacht und auch die Frage nach dem Täter und seinem Motiv lässt sich nicht so leicht beantworten wie vermutet. Hier wurde sehr schön mit den Erwartungen der Leser*innen gespielt. „Mädchen, Mädchen tot bist du“ lässt sich zudem sehr flüssig und zügig lesen. Erzählt wird die Handlung aus der Perspektive der Mädchen, die auf der Liste des Serienmörders stehen, sodass wir mehrere unterschiedliche Protagonisten haben. Dadurch wird die Handlung auch rasant erzählt: Jeder Protagonist ist ein potenzielles Opfer und wird irgendwie bedrängt, verfolgt o.Ä. Zudem finden sich immer mal wieder kleinere, rätselhafte Fragmente, die aus der Perspektive des Täters verfasst sind. Insgesamt ist „Mädchen, Mädchen tot bist du“ ein guter Thriller für zwischendurch.

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Veröffentlicht am 21.05.2020

Ein solider Thriller mit emotionalem Tiefgang

Wer sich umdreht oder lacht ...
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Inhalt: Ein Serienmörder treibt in Amsterdam sein Unwesen. Er lauert jungen Frauen auf, dringt in ihre Häuser ein und ermordet sie. Dabei bannt er die letzten Lebensmomente der Jugendlichen auf Video und ...

Inhalt: Ein Serienmörder treibt in Amsterdam sein Unwesen. Er lauert jungen Frauen auf, dringt in ihre Häuser ein und ermordet sie. Dabei bannt er die letzten Lebensmomente der Jugendlichen auf Video und teilt sie in den sozialen Netzwerken. Wird Mandy, deren Mutter an Krebs erkrankt ist, ihm entkommen können?

Persönliche Meinung: Auch in „Wer sich umdreht oder lacht…“ schafft Mel Wallis deVries es, eine fesselnde Geschichte zu schreiben, die zudem leicht zu lesen ist. Der Thriller wird in weiten Teilen in Ich-Form aus der Perspektive von Mandy erzählt, deren Mutter Krebs hat. Eine große Stärke des Romans ist es, die Gefühlswelt Mandys plastisch darzustellen: Während für alle anderen Jugendlichen aus ihrer Klasse das Leben (mehr oder minder) sorgenfrei weitergeht, steht es für Mandy still. Ist der Krebs tödlich? Wird ihre Mutter gesund? Wie geht es überhaupt weiter? Alltagsnah und realistisch ist auch das Verhalten ihrer Freundinnen dargestellt. Diese wissen zwar um die Krankheit von Mandys Mutter, zeigen irgendwie auch Anteil, sind aber nicht direkt betroffen, wodurch sie insgesamt die Tragweite der Krebserkrankung von Mandy und ihre Sorgen nicht komplett wahrnehmen können. Insofern sind die Figuren differenzierter und plastischer als bei „Ich sehe was, was du nicht siehst“, das ich letzte Woche rezensiert habe. Jenseits der Thrillerhandlung ist es ein sehr emotionales Jugendbuch. Die Handlung ist mit vielen Suspense-Situationen gewohnt spannend und die Frage nach dem Täter ist bis zuletzt unklar. Es tummeln sich viele potenzielle Täter in „Wer sich umdreht oder lacht…“, wodurch die eigentliche Täterfigur schnell aus dem Blickfeld (und in Vergessenheit) gerät und dadurch doch überraschend ist.

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Veröffentlicht am 14.05.2020

Steampunk im Wilden Westen

Stadt der Asche (Der Hüter: Steampunk-Krimi Band 2)
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Inhalt: Die Flucht aus der Unterwasserstadt Biota ist geglückt. Aber die Gefahr ist für Alexander, Nic und Oliver noch nicht gebannt. Gerade aus ihrem Fluchtfahrzeug, einem Golem, geklettert, werden sie ...

Inhalt: Die Flucht aus der Unterwasserstadt Biota ist geglückt. Aber die Gefahr ist für Alexander, Nic und Oliver noch nicht gebannt. Gerade aus ihrem Fluchtfahrzeug, einem Golem, geklettert, werden sie von zwielichtigen Gestalten festgenommen, nach Narau, einer Stadt, die im Krater eines Vulkans liegt, gebracht und dort als Sklaven an eine der führenden Familien verkauft. Diese haben ein besonderes Anliegen an Alexander und Nic: Ihre Tochter ist – wie auch andere Einwohner Naraus – verschwunden; Alexander und Nic sollen sie finden. Eine Vermisste wird schnell tot aufgefunden. Die Zeit drängt.

Persönliche Meinung: Die Ausgestaltung des Handlungsortes „Narau“ hat mir besonders gut gefallen. Narau ist nicht einfach nur eine Kulisse, sondern eine topographisch interessante und lebendige Stadt mit gut durchdachten eigenen Prinzipien und Gepflogenheiten, die an den Wilden Westen und das Römische Kaiserreich erinnern. Eine Welt also, die ganz anders als das geordnete Biota ist, das Nic und Alexander kennen. Dazu ist das Stadtleben Naraus, wie auch schon Biota im ersten Band, gewürzt mit steampunkigen Elementen. Die Charaktere sind mit ihren Gefühlen und Handlungen lebensnah und komplex gezeichnet. Zu den fiktionalen Charakteren gesellen sich auch wieder (verfremdete) historische Persönlichkeiten, die spannend in die Handlung des Romans eingebaut sind. „Stadt der Asche“ lässt sich durch den detaillierten Erzählstil flüssig lesen. Die (Krimi-)Handlung ist wendungsreich und mit ihrem furiosen Finale bis zum Schluss überraschend. Manchmal geht die Ermittlungsarbeit zwar etwas schleppend voran, aber die Handlung wird dadurch nicht langweilig. Zuletzt ist das Layout auch bemerkenswert: Neben jeder Seitenzahl finden sich kleine Zahnräder und jedes Kapitel fängt mit einer Steampunk-Zeichnung an. Insgesamt ist „Stadt der Asche“ ein schöner Krimi, der mit einer plastischen Welt auftrumpft und neue, steampunkige Wege geht!

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