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Veröffentlicht am 03.08.2020

Durch kontroverse Darstellung zum Nachdenken anregend

Wings of Silver. Die Rache einer Frau ist schön und brutal (Golden Cage 2)
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Camilla Läckberg war mir immer als Krimiautorin ein Begriff, doch da ihre Reihe schon soweit fortgeschritten war, habe ich nie den Einstieg geschafft. Daher hat sich „Golden Cage“ als perfekte Gelegenheit ...

Camilla Läckberg war mir immer als Krimiautorin ein Begriff, doch da ihre Reihe schon soweit fortgeschritten war, habe ich nie den Einstieg geschafft. Daher hat sich „Golden Cage“ als perfekte Gelegenheit angeboten, die Autorin einmal kennenzulernen. Nun war „Golden Cage“ wahrscheinlich nicht typisch für sie, aber nun ist mit „Wings of Silver“ der zweite Band erschienen und zum Thema Rache der Frau hat sie auch bereits noch eine Novelle geschrieben, vielleicht ist es also die neue typische Läckberg. Auch wenn ich das Buch ganz gut fand, so hat es mich doch gestört, dass das Thema Feminismus mit der Keule angegangen worden ist und die Protagonistin selbst kein unschuldiges Blatt ist, also wer ist sie, dass sie so urteilt? Dennoch habe ich trotz dieses starken Kritikpunkts auch beim zweiten Band noch einmal zugegriffen.

Wenn ich nun also den dargestellten Feminismus im ersten Band kritisiere und dennoch wieder zum zweiten Band greife, dann darf ich es an dieser Stelle natürlich nicht kritisieren, denn ich habe schließlich etwas bekommen, was ich schon im Vorfeld wusste. Insgesamt hat es mich diesmal aber auch nicht so gestört, da auch deutlich positivere Seiten von Feminismus abgebildet wurden. Revenge ist natürlich eine Firma von betrogenen Frauen für betrogene Frauen, hier stand der Zusammenhalt also immer schon im Vordergrund. Aber ein wichtiger Aspekt diesmal war, dass auch Faye selbst ihren Frieden mit vielen Frauen gemacht hat, wo man eigentlich denken könnte, dass sie ihr zu viel angetan haben, als dass sie ihnen verzeihen könnte. Aber Faye ist definitiv ein empathischer Mensch, der sich in andere reinversetzen kann und sie hat selbst genug Fehler gemacht, warum nicht also Verständnis für die anderer haben?

Dagegen fand ich aber schade, dass der neue Mann in Fayes Leben wieder ein Reinfall war. Er hätte auch vollkommen unschuldig sein können, aber direkt von der ersten Seite an hat man als Leser eine enorme Portion Skepsis ihm gegenüber gespürt. Das ist einfach der Tatsache geschuldet, dass nette Männer in dieser Reihe keinen Raum bekommen. Jetzt ist David am Ende tatsächlich der Fiesling, als den man ihn vermutet hat, aber es war keinerlei Überraschungseffekt dabei, was schade ist. Ich hätte es mir viel raffinierter vorgestellt, wenn Faye ihre Beziehung selbst torpediert hätte durch ihre Erfahrungen der Vergangenheit, um dann zu erkennen, dass David einer der Guten ist, aber dann wäre es zu spät gewesen. So würde man sie am liebsten von der ersten Begegnung an schütteln, weil man als Leser überall Anzeichen und Beweise für Davids wahres Ich sieht. Und man fragt sich, warum zur Hölle sie so naiv ist?

Ein anderer wichtiger Aspekt des Bandes ist die Vergangenheit von Faye. Dabei kommt wirklich Erschütterndes zum Vorschein, was mich sehr mitgenommen hat. Ich habe mit der jugendlichen Faye, die damals noch einen anderen Namen trug, wirklich gelitten. Dennoch kann man eben verurteilen, was ihre Konsequenz daraus ist. Mir ist bewusst, dass es nicht einfach ist, sich aus gewalttätigen Beziehung zu befreien, aber zur Straftäterin zu werden und das gleich mehrfach, soll das wirklich die Lösung sein?

Das ganze Buch soll darstellen, wie Faye ihr Leben zurückerobert und sich das holt, was sie verdient hat. Zwar habe ich ihre Empathie schon hervorgehoben, aber manchmal erinnert mich ihre strategisches Verhalten dabei doch oft eher an Männer. Dann wiederum ist Faye sofort wieder sehr verletzlich. Ich hätte mir daher insgesamt ein stärkeres, in sich schlüssiges Bild von ihr gewünscht, wo man als Frau selbst Bewunderung entwickelt. Ich mag ihre Reise durchaus, aber an vielen Stellen hätte ich es mir noch besser gewünscht.

Fazit: „Wings of Silver“ ist haargenau in derselben Tonart von „Golden Cage“ erzählt. Daher muss nun jeder Leser selbst bestimmen, ob diese bei einem ankam oder eher nicht. Ich habe das Lesen des zweiten Bandes trotz einiger Kritikpunkte nicht bereut, denn Faye und ihre Darstellung reizen etwas in mir, auch wenn sie nicht perfekt ist. Es regt mich an, mich selbst zu reflektieren und das, was ich als Feminismus ansehe. So ist wahrscheinlich auch schon was erreicht.

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Veröffentlicht am 08.07.2020

Erst magisch, dann etwas beliebig

Wie die Ruhe vor dem Sturm
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Dafür, dass ich Brittainy C. Cherry als Autorin sehr bewundere, habe ich bisher viel zu wenig ihrer Bücher gelesen. Dabei muss man ihre Bücher noch nicht mal in einer bestimmten Reihenfolge lesen, weil ...

Dafür, dass ich Brittainy C. Cherry als Autorin sehr bewundere, habe ich bisher viel zu wenig ihrer Bücher gelesen. Dabei muss man ihre Bücher noch nicht mal in einer bestimmten Reihenfolge lesen, weil sie trotz der Zuordnung zu Reihen völlig unabhängig voneinander sind. Bei „Die Ruhe vor dem Sturm“ habe ich jetzt aber zugegriffen, denn zu lange ohne Cherry geht dann eben doch nicht.

Warum ich diese Autorin so großartig findet, hat mich gleich das erste Drittel des Buchs wieder extrem gelehrt. Es sind nur wenige Sätze geschrieben und schon entfaltet sich für mich eine besondere Magie. Dabei hat Cherry noch nicht einmal einen Schreibstil, wo man sagen würde, der ist so außergewöhnlich, den kann niemand anderes erreichen. Denn ihre Sprache ist einfach, manchmal sogar so einfach, dass es sogar kindgerecht wirkt, aber genau in dieser Simplizität entfaltet sich dann die Besonderheit. Wenn man den entscheidenden Satz dieses Buch hat „Er ist er, ich bin ich, wir sind wir“, dann geht mir sofort das Herz auf, denn es zeigt, dass es nicht viel braucht, um die Essenz von Liebe und so vielen anderen Gefühlen auf den Punkt zu bringen. Cherry scheint genau zu wissen, wie sie die breite Masse erreicht und dabei dennoch das gewisse Etwas zu transportieren.

Das erste Drittel des Buchs war aber auch so mein absolutes Highlight, denn sowohl die jugendliche Eleanor und der jugendliche Greyson haben mein Herz von Minute 1 an aufgehen lassen. Es sind bei Cherry eben auch immer Figuren, die wie absolute Normalos wirken und die trotzdem genug anbieten, um die anbetungswürdigen Helden unserer Geschichte darzustellen. Ich habe mich heftig in die beiden als Paar verliebt, auch weil sie solange eher Freunde waren, weil so eine wirklich tiefe Verbindung entstanden ist, die in ihren Grundfesten nicht so schnell zu erschüttern ist. Ich hätte den beiden genauso immer weiterfolgen können, aber für Cherry üblich schlägt irgendwann das Schicksal zu.

Dieses Schicksal hat aber leider auch dafür gesorgt, dass die Geschichte für mich einen gewissen Bruch erlitten hat. Zum einen fand ich es leider völlig übertrieben, wie Ellies Vater auf den Tod seiner Frau reagiert hat. Trauer zeigt sich in höchst unterschiedlichen Formen, aber wir haben Kevin eben so erleben dürfen, wie er tatsächlich ist und ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser Mann seine Tochter einfach so hängen lässt. Natürlich sollte so eine Parallele zu Greyson geschafft werden, die auch am Ende schöne Momente mit sich gebracht hat, aber dennoch fand ich diese Entwicklung nicht richtig für die Figur.

Das andere ist eben, dass dieses Thema „Nanny heilt trauernde Familie“ schon oft ausgelutscht wurde, zumal Cherry hier nahezu auch das übliche Schema anbietet. Wir haben den Unterschied, dass die Nanny schon einmal mit dem Familienvater liiert war, aber alles andere, sei es die aufsässige Jugendliche, die allen die Hölle auf Erden bereitet oder eben Greyson, der völlig ungerechtfertigt und launisch daherkommt, das war alles leider nicht neu. Auch wenn es in Liebesromanen weniger um Überraschungselemente geht, so fand ich die Geschichte leider völlig vorhersehbar. Aber Cherrys Kunst ist dann, dass man trotzdem selig weiterliest, weil sie trotz einer gewissen Enttäuschung immer noch Mage kreiert.

Fazit: „Wie die Ruhe vor dem Sturm“ wird mir nicht unbedingt als Cherrys bestes Werk im Kopf bleiben, denn nach dem magischen Beginn, ist die Idee mit der Nanny, die die Familie aus dem tiefen Tal der Trauer reißt, zu oft schon inhaltlich verpackt worden. Trotz Cherrys grandioser erzählerischer Fähigkeiten wirkte das Buch daher leider etwas beliebig. Mitreißen konnte es mich natürlich dennoch, denn Gefühle erzeugt die Autorin immer.

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Veröffentlicht am 07.06.2020

Wartezeit hierauf kostete etwas Lesevergnügen

Children of Virtue and Vengeance
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„Children of Blood and Bone“ wurde vor über zwei Jahren veröffentlicht, weswegen es ganz ehrlich für mich eine gewisse Überwindung war, mich auf „Children of Virtue and Vegeance“ einzulassen. Zwar kann ...

„Children of Blood and Bone“ wurde vor über zwei Jahren veröffentlicht, weswegen es ganz ehrlich für mich eine gewisse Überwindung war, mich auf „Children of Virtue and Vegeance“ einzulassen. Zwar kann ich mich noch an viele Aspekte erinnern, die mich am ersten Band sehr begeistert haben und dass es natürlich ein Ende gab, das einen mehr bekommen lassen wollte, aber nach so einem langen Zeitraum habe ich eben auch wieder 100 Bücher dazwischen gelesen, zahlreiche Serien und Filme gesehen und dann noch alle Details parat zu haben, erfordert schon ein heldenhaftes fotographisches Gedächtnis. Deswegen fand ich es auch sehr schade, dass der zweite Band nicht den geringsten Service anbietet, dass man den Inhalt vom ersten Band noch einmal aufgewärmt bekommt. Selbst im Ursprungsland USA lag die Veröffentlichung ja weit auseinander, so dass es doch eigentlich der logische Schritt hätte sein müssen.

Durch die fehlenden Informationen war der Einstieg wirklich nicht einfach für mich. Die Hauptfiguren hatte ich von ihrem Wesen und ihren Beziehungen zueinander auf dem Schirm, aber es war doch schwer, mir den Inhalt und somit die Ausgangslage vor Augen zu halten. Ich musste mir vieles zusammenreimen, denn noch nicht mal in der Geschichte selbst hat man sich die Mühe gemacht, Informationen einzubauen. Somit war das Leseerlebnis zunächst sehr zäh. Auch die Mythologie hinter der Geschichte war mir nicht mehr so präsent und da es zig Völker und damit unterschiedliche Fähigkeiten gibt, war es eine Menge an Informationen. Zum Glück ist aber die Geschichte selbst so stark, dass man über die mangelhaften Bedingungen hinaus dabei bleibt.

Die Geschichte lebt von den schnellen Perspektivwechseln. Die Kapitel sind verhältnismäßig sehr kurz, so dass auch durch die unterschiedlichen Perspektiven immer neuer Input hinzukommt. So entsteht eine wirklich gute Dynamik, die den Leser durch das Buch gleiten lässt. An diese Dynamik passt sich auch eine wirklich spannende Handlung an, denn es gibt gleich mehrere erzählerische Höhepunkte über knapp 500 Seiten verteilt. Dazwischen wiederum geht es viel um unsere drei Hauptfiguren und ihre inneren Kämpfe. Auch hier war es spannend mitzuverfolgen, wie sie mit ihrem Gewissen kämpfen, was sie für andere, für sich und für Realität wollen und wie man das am besten zusammenknüpft. Dennoch muss ich an der Stelle auch sagen, dass sich bei diesen Gedankenspielen doch vieles im Kreis gedreht hat. Gerade das Auf und Ab bei Zélie und Amari war oft anstrengend, da sie zueinander keinen Schritt weitergekommen sind. Insgesamt würde ich die Charakterentwicklung in diesem zweiten Band als sehr schwach bewerten. Erst am Ende überschlagen sich die Ereignisse bei den Figuren und dadurch wirkt es zu abrupt.

Dennoch ist dieses Ende mit zahlreichen Wow-Momenten schon ein wahrer Hammer, denn er stellt vieles auf den Kopf und bietet ganz am Ende wieder ein gänzlich neues Mysterium mit unheimlich viel Potenzial für Band 3 parat. Jedoch befürchte ich, dass die Wartezeit erneut nicht zu knapp werden wird. Natürlich wollen die Verlage, dass man die Bücher rasch kauft, weil die ersten Zahlen natürlich über den Erfolg einer Reihe entscheiden, aber diese Reihe ist doch so komplex, dass die Wartezeit hier die Vorfreude nicht steigert, sondern im Keim erstickt. Allen anderen interessierten Lesern würde ich raten, diese Reihe besser in einem durchzulesen. Sie ist gut, aber vieles entfaltet wahrscheinlich gar nicht seine Wirkung, weil zu viel Zeit dazwischen liegt. Natürlich kann der Verlag nichts dafür, wie schnell die Autorin schreibt, aber ich denke doch, dass diese Wartezeit viele Fans gekostet hat und das hat die Reihe eigentlich nicht verdient.

Fazit: Die Wartezeit zwischen Band 1 und 2 war einfach zu lang. Es fiel mir schwer, wieder in das Geschehen hinzufinden und die wichtigen Ereignisse so auf dem Schirm zu haben, wie es die Geschichte bräuchte. Dennoch bin ich dran geblieben und bin wieder mit wirklich überzeugenden Handlungen überrascht worden. Wirklich Luft holen ist bei den 500 Seiten nicht drin, zumal die Handlungen auch nicht in einem erwartbaren Rahmen stattfinden. Daher allgemein mein Rat: lieber schnell hintereinander lesen.

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Veröffentlicht am 23.05.2020

Im Gesamten zu technisch und daher nicht gefühlvoll genug

When Katie met Cassidy
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Ich habe von bold bisher vier Bücher gelesen, wovon zugegebenermaßen gleich drei von Colleen Hoover waren, die ohnehin einen festen Platz in meinem Herzen hat, aber trotzdem merke ich, dass dieser Verlag ...

Ich habe von bold bisher vier Bücher gelesen, wovon zugegebenermaßen gleich drei von Colleen Hoover waren, die ohnehin einen festen Platz in meinem Herzen hat, aber trotzdem merke ich, dass dieser Verlag sich den Geschichten annimmt, die eher ungewöhnlich sind, die nicht den Mainstream bedienen und ja, auch Hoover hat sich zuletzt sehr experimentierfreudig gezeigt. Nun also „When Katie Met Cassidy“, das wegen der Gleichberechtigung von gleichgeschlechtlicher Liebe ohnehin vom Genre her viel öfters vertreten sein sollte.

Gerade nach den ersten Kapiteln hatte ich den Eindruck, es mit einer Kurzgeschichte zu tun zu haben. Das Erzähltempo war sehr hoch, die entscheidenden Elemente wurden schnell angetrieben, um so zum Kern der eigentlichen Geschichte zu kommen. Mir ist zwar bewusst, dass es letztlich definitiv keine Kurzgeschichte war, aber dennoch ist dieser Eindruck bis zum Ende präsent geblieben. Auch weil mit der Lesbenbar eine Metapher für diese Geschichte gefunden wurde, um die sich alles herum entwickelt hat. Es waren viele gute Bilder in der Geschichte und ich habe die ganze Zeit gedacht, wie sehr sich „When Katie Met Cassidy“ doch für eine Literaturanalyse eignen würde, da man wirklich gemerkt hat, dass hier viele einzelne Elemente perfekt aneinandergesetzt wurden, um ein stimmiges Bild zu ergeben.

Da die Umsetzung der Handlung aber so technisch wirkte, ist mir leider insgesamt zu sehr das Gefühl auf der Strecke geblieben. Katie und Cassidy sind jede für sich unheimlich authentisch und nachvollziehbar gestaltet worden. Sie sind eindeutig Gegenpole, die diese Geschichte auch brauchte, aber zusammen hat es für mich leider nicht klick gemacht. Ab und zu konnte eine gewisse Spannung aufgebaut werden, in der man richtig in der Handlung mitgefiebert hat, bis es dann aber doch wieder verpuffte. Das lag leider auch daran, dass die Geschichte an einigen Stellen sehr explizit sein will, es aber nicht bis zum Ende durchzieht. Ich muss wahrlich nicht ständig Sexszenen haben, aber hier wurde so konsequent vor der Schlafzimmertür verharrt, während Katie aber dennoch fasziniert und scheu gleichermaßen in den Sexshop laufen darf, um dort alles auszuprobieren. Durch diesen Gegensatz hatte ich leider den Eindruck, dass die Autorin die letzten Schritte nicht gehen wollte, was dann aber leider eher feige wirkt.

An sich ist es aber wirklich eine interessante Darstellung einer lesbischen Beziehung, in der die eine schon lange völlig mit sich im Reinen ist, während die andere sich selbst erst kennenlernen muss. Die Gedankengänge beider waren stets transparent und für mich als Leserin völlig logisch. Aber wie gesagt, so richtig überzeugt hat es mich nur in der Einzelbetrachtung, aber nicht in der Beziehung zueinander.

Fazit: „When Katie Met Cassidy“ ist auf der einen Seite sehr minimalistisch gehalten, auf der anderen aber ein Kunstwerk, in dem vor allem metaphorisch schöne Zusammenhänge entstehen. Dieser Zwiespalt lässt sich auf die anderen beiden Bereiche ebenfalls ausweiten, weswegen am Ende auch ein gemischtes Endergebnis bleibt. Unterhaltsam, aber leider kein absolutes Must-Read.

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Veröffentlicht am 03.02.2020

Bessere Chemie, wenig Inhalt

Someone Else
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Ich habe Laura Kneidl schnell als Autorin zu schätzen gelernt, zunächst natürlich mit „Berühre Mich. Nicht“ und seinem Nachfolger, schließlich auch über ihre Fantasy, so dass vor einem Jahr ihre neue NA-Reihe ...

Ich habe Laura Kneidl schnell als Autorin zu schätzen gelernt, zunächst natürlich mit „Berühre Mich. Nicht“ und seinem Nachfolger, schließlich auch über ihre Fantasy, so dass vor einem Jahr ihre neue NA-Reihe mit „Someone New“ für mich eine Selbstverständlichkeit war, die mich aber dann doch etwas enttäuscht zurückgelassen hat. Viele Seiten, doch viele davon waren gefühlt nur von Popreferenzen gefüllt und der Rest scheiterte vor allem an der fehlenden Chemie zwischen den beiden Hauptfiguren. Am Ende gab es eine große Überraschung, die ich für das doch recht starre Genre sehr wichtig fand, was aber aus einer durchschnittlichen Geschichte aber auch nicht mehr gemacht hat. Dennoch bin ich bei „Someone Else“ nun wieder dabei, denn an den starken Voraussetzungen der Autorin hat sich ja nichts geändert.

Auf die Geschichte von Cassie und Auri habe ich mich wirklich gefreut, denn die beiden haben schon im ersten Band eine große Rolle gespielt und das hierbei angedeutete Konfliktpotenzial mit der verschiedenen Hautfarbe und dem Cosplay, das ihm öffentlich peinlich ist, war vielversprechend. Im Geschehen rund um die beiden war ich sofort drin, denn die Geschichte setzt nahezu nahtlos an der vorherigen an, es hat keine neuen Entwicklungen gegeben, so dass man auf dem neusten Stand ist und sofort losstarten kann. Dies gelingt vor allem aber auch durch die Chemie zwischen den beiden Hauptfiguren, die man schon im ersten Band spüren konnte, die aber nun hier durch Cassies Perspektive intensiv erleben kann. Aber auch bei ihm merkt man das durch liebevolles Kümmern, intensive Blicke und süße Gesten sehr deutlich. Auch im Umgang miteinander baut sich schnell dieses gewisse Etwas auf, das einen reizt. Mit diesem Prickeln hat man dann genau das geschaffen, was dem ersten Band so sehr fühlte.

Dennoch ist es leider nicht die perfekte Lektüre, denn die Fehler passieren dafür an anderer Stelle. Man muss schlichtweg sagen, dass „Someone Else“ sehr handlungsarm ist. Es geht eigentlich nur darum, dass die beiden als beste Freunde immer umeinander herumschleichen, mal kurz nachgeben, um dann wieder zurückzuzucken, um die Freundschaft nicht zu gefährden. Zwischendurch werden dann kleine Momente kreiert, um der Handlung eine Wendung zu geben, aber diese wirken doch etwas künstlich. Diese Einfallslosigkeit ist etwas schade, weil man vor allem mit der Rassenkriminierung wohl DAS Thema gehabt hätte. Es gibt kleinere Momente, es nicht so, dass Kneidl dies vollkommen außer Acht lässt, aber nicht in dem Maße, wie es sich idealerweise angeboten hätte. Der Fokus lag eher auf dem Cosplay, was vollkommen in Ordnung ist, weil es die Freundschaft der beiden maßgeblich charakterisiert, aber es ist im Verhältnis gesellschaftsbedingt das deutlich kleinere Thema.

Die Handlungsärme führt an vielen Stellen auch dazu, dass Auri als Figur zu kurz kommt. Cassie haben wir durch ihre Perspektive und diese ist auch sehr authentisch, ich konnte mich in ihr sehr gut einfinden, aber Auri ist mir in vielen Aspekten vollkommen entgangen. Vielleicht hätte es geholfen, ihn mal beim Football zu erleben, was ihn ja ausmacht, es ja nicht nur das Cosplay oder die Fantasyliteratur. Oft genug habe ich mich gefragt: „Was denkt Auri jetzt?“ Die Kunst, wenn man auf nur eine Perspektive setzt, ist es, dass man trotzdem die anderen Charaktere transparent hält und das ist bei Auri zu kurz gekommen. Vor allem am Ende, wo dann die typische dramatische Wendung kommt, hätte sein Denken kommen müssen. Auch nach der Versöhnung wurde mir dann klar, dass er sich nicht einmal erklärt hat. Dennoch ist nach dem Streit vieles richtig gemacht worden, wie Cassie für sich selbst eingetreten ist, wie Auri die Versöhnung sucht (hier Daumen hoch für die Zeichnungen!) und wie es dann auch nach einem Zeitsprung für sie aussieht, das war schön und rund.

Dennoch muss ich nach „Someone Else“ nun feststellen, dass es der zweite NA-Roman in Serie von Kneidl ist, der mich nicht wirklich vom Hocker haut. Offenbar ist sie bei Fantasy aktuell besser aufgehoben. Zudem kann man erneut nicht leugnen, dass sich die Autorin oft in Referenzen zur Popkultur verzettelt. Erneut müssen wieder zig Superhelden, Netflix-Serien und ähnliches untergebracht werden. Dies hat für die Handlung keinen Mehrwert, füllt nur die Seiten.

Fazit: „Someone Else“ ist für mich knapp besser als „Someone New“, denn diesmal war die Chemie der Hauptfiguren deutlich besser, auch wenn in der Charakterzeichnung von Auri einiges liegen gelassen wurde. Auch von der Handlung her ist wenig passiert. Das ist alles doppelt und dreifach schade, denn der Erzählstil ist wie immer wunderbar.

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