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Veröffentlicht am 12.06.2020

Flieh, so weit du kannst – deiner Vergangenheit entkommst du nicht!

Im grausamen Licht der Sonne
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Nalini Singh ist absolut keine Unbekannte für mich. Die gute Frau kann unheimlich gut Fantasy schreiben, umso neugieriger war ich, ob sie genauso gut packende Thriller schreiben kann.
Ihr Schreibstil konnte ...

Nalini Singh ist absolut keine Unbekannte für mich. Die gute Frau kann unheimlich gut Fantasy schreiben, umso neugieriger war ich, ob sie genauso gut packende Thriller schreiben kann.
Ihr Schreibstil konnte mich wieder ab der ersten Zeile fesseln. Sie versteht es die perfekte Balance zwischen atmosphärischen Beschreibungen, guten Dialogen/Monologen und Unterschwelligkeit zu finden.
Besonders cool finde ich das Setting. Ich kann mich spontan an kein Buch erinnern, das ich gelesen habe, welches in Neuseeland angesiedelt war. Man merkt, dass die Autorin dort lebt, viel recherchiert hat und das Land liebt. Sie beschreibt die wunderschöne Kulisse mit ihrer wilden ungestümen Schönheit, dem endlosen Busch, dem gefährlichen Klippen und der Einsamkeit. Ich hatte förmlich Kopfkino und große Lust bekommen, dieses außergewöhnliche Land mit seiner zwiespältigen Persönlichkeit und trügerischen Sicherheit kennenzulernen.
Neben dem wunderschönen Setting kreiert die Autorin eine Atmosphäre, die mir mehr als einmal eine Gänsehaut beschert hat. Eine unterschwellige Bedrohung, dass irgendetwas passieren wird, dass man niemanden vertrauen kann. Es hätte wortwörtlich nur noch der Nebel gefehlt.
Bevor ich auf Ana und Will eingehen werde, möchte ich noch ein paar Worte zur Handlung verlieren.
Bereits ab der ersten Zeile könnte mich Nalini Singh einfangen. Ich hing gebannt an ihren Lippen, wollte immer mehr und weiter in den Geheimnissen von Golden Cove eintauchen. Viele Geheimnisse wurden gelüftet, aber auch nicht alle. Dieses Kleinstadtfeeling, in dem jeder jeden kennt, keine Geheimnisse geheim bleiben, hat mich auch sehr fasziniert. In der Mitte gab es mal ein paar Seiten, die nicht direkt langweilig, aber schon sehr ruhig waren, aber dann ging es wieder richtig zur Sache. Ein paar Stränge werden nur angerissen, was ich vllt. ein wenig schade finde, aber ansonsten konnte die Autorin mit ihrem Können überzeugen. Einzig mit der Auflösung bin ich nicht unbedingt zufrieden. Sie ist sehr vorhersehbar, zu offensichtlich und zu einfach. Ich hätte mir etwas anderes gewünscht, was nicht in jedem zweiten Buch vorkommt. Der Ansatz ist nicht schlecht, es ist okay, aber nichts Besonders. Den Epilog fand ich ganz schön. Es schließt das Buch ab, lässt, aber auch Freiraum für weitere Bände.
Zum Schluss möchte ich noch auf die beiden Protagonisten eingehen, aus deren Perspektive das Buch geschrieben ist.
Ana und Will sind zwei Charaktere, mit denen es das Leben nicht immer nett meinte. Sie haben tiefe Narben, wollen sich am liebsten irgendwo zurückziehen und ihre Wunden legen. Sie sind stark, hart und sehr ernst. Nicht jeder wird sie mögen, aber ich konnte mich sehr gut in sie hineinversetzen. Ich hatte schon lange nicht mehr so tiefgründige, fast schon... melancholische, gezeichnete und mysteriöse Protagonisten.
Besonders gerne mag ich, dass die Liebesgeschichte nur ganz zart angedeutet wird. Es gibt keine schmutzigen oder rührselige Szenen, sondern nur eine tiefe Verbindung, die sich langsam aufbaut. Für mich hätte es sogar noch einen Tick mehr sein können.
Insgesamt ein gut gemachter Thriller mit unterschwelliger Spannung, gut ausgearbeiten Charakteren und einer Auflösung, die für meinen Geschmack ein bisschen schwach auf der Brust ist. Ich vergebe 4/5 Sterne.

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Veröffentlicht am 25.05.2020

Vergiss Liebe! Nur Freundschaft kann uns retten.

Nackt im Hotel – Wie Freundschaft der Liebe den Rang abläuft
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Jo Schück hat mit "Nackt im Hotel" eine Hommage an die Freundschaft geschrieben. Der Begriff ist so differenziert und vielschichtig deutbar, besonders interessant finde ich seine Ansätze, welche Position ...

Jo Schück hat mit "Nackt im Hotel" eine Hommage an die Freundschaft geschrieben. Der Begriff ist so differenziert und vielschichtig deutbar, besonders interessant finde ich seine Ansätze, welche Position Freundschaft momentan in der Gesellschaft und soziologisch betrachtet einnimmt und in Zukunft einnehmen könnte.
Unsere Gesellschaft ist so dynamisch, viele alteingesessene Konzepte wie die Ehe, das Vater-Mutter-Kind Konzept, etc. sind nicht mehr allzu up to date und das non plus ultra. Auch andere Konzepte wie Patchwork Familien, Lebensgemeinschaft, Single Haushalte und und und sind in der Gesellschaft angekommen und werden nicht mehr mit hochgezogener Augenbraue betrachtet.
Freundschaft bedeutet Freiheit, keine Bindungen und Verpflichtungen, aber trotzdem Stabilität, wenn es darauf ankommt.
Personen, die für mich meine Wahlfamilie sind, denen ich blind vertrauen und zu jeder Zeit anrufen kann. Sie sind immer für mich da und bauen mich auf, wenn es mir mal nicht so gut geht. Wir verstehen uns ohne Worte, ein Blick, eine hochgezogene Augenbraue oder ein zuckender Mundwinkel reichen aus, um einander zu verstehen.
Ich finde es so schön, dass wir uns nah sind, obwohl wir uns nicht jeden Tag sehen, vllt. nur einmal im Monat, in der aktuellen Situation sogar noch weniger, trotzdem ist es so, als hätten wir uns gerade erst gesehen. Unsere Zeit steht still, wenn wir zu dritt sind.
Jo Schück findet mit seinem Mix aus journalistischer Arbeit, gesellschaftskritischen Ansätzen und kleinen Anekdoten (besonders bei der Letzten hatte ich Tränen in den Augen) den perfekten Tonfall, der nicht belehrend klingt, aber trotzdem überzeugend anmutet. Auch humorvolle Passagen lockern das Sachbuch noch mehr auf. Die ein oder andere Seite hat sich vllt. doch ein wenig gezogen, trotzdem möchte ich am liebsten aufspringen, zum Bus rennen und alle meine Liebsten, meine Schwestern, meine Familie umarmen und zusammen einen entspannten Abend verbringen. Ich vermisse sie alle so sehr.

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Veröffentlicht am 08.05.2020

Weg mit den Diäten, die keine dauerhafte Veränderungen bringen!

How Not to Diet
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Sachbücher bzw. Ratgeber gehören primär nicht zu meinen bevorzugten Genre, aber dieses Buch ist mir schon vor einer Weile ins Auge gestochen. Immer mal wieder habe ich mich an Diäten versucht (meist nur ...

Sachbücher bzw. Ratgeber gehören primär nicht zu meinen bevorzugten Genre, aber dieses Buch ist mir schon vor einer Weile ins Auge gestochen. Immer mal wieder habe ich mich an Diäten versucht (meist nur Kalorien zählen), aber nie konnte mich eine wirklich umhauen. Gesund abnehmen bzw. das Gewicht halten ist gar nicht so einfach.

Zunächst finde ich das Buch sehr übersichtlich aufgebaut. Zunächst werden Dr. Michael Greger und seine Motivation, warum er dieses Buch verfasst, kurz vorgestellt. Alles wirkt auf den ersten Blick sehr sympathisch und authentisch. Besonders interessant finde ich auch, dass alle Einnahmen, die das Buch bringt an wohltätige Zwecke gespendet werden. Die fast 800 Seiten können auf den ersten Blick abschreckend wirken und dem Leser sollte klar sein, dass man diese auch nicht mal an einem Abend wegatmet. Es braucht Zeit, auch einfach mal innezuhalten und noch mal etwas auf eigene Faust zu recherchieren.

Primär besteht das Buch aus fünf Teilen. Im ersten Teil beschäftigt sich Greger intensiv mit dem „Problem“ an sich. Woher kommt die Fettleibigkeit? Welche Folgen hat sie und welche Lösungsansätze bestehen momentan? Ich habe direkt gemerkt, dass sich der Autor intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt hat. Hinter jeder Aussage, die er macht bzw. die er zitiert sind Quellenangaben genannt, die der Leser am Ende aufgelistet findet und selbst recherchieren kann.

Im zweiten Abschnitt thematisiert er verschiedene Zutaten, die bei einer optimalen Ernährung zum Abnehmen führen können, im Dritten stellt er ein Abnehmprogramm vor, das er selbst erstellt hat auf dem Hintergrund all seiner Recherchen und im vierten Part stehen „Abnehm-Booster“ im Vordergrund. Ganz zum Schluss zieht er noch ein großes Fazit.

Ich kann sehr gut nachvollziehen, wenn Viele das Buch auf gar keinen Fall lesen möchten, aber ich fand es sehr interessant. Ich habe sehr viele Dinge erfahren, die ich vorher nicht wusste, sei es was Fettleibigkeit mit dem Körper macht, wie viele Krankheiten es auslösen oder begünstigen kann, wie die Politik und Konzerne darauf reagieren oder eben auch nicht. Er nennt so viele kleine Fakten, die so eine große Wirkung haben könnten. Natürlich zieht es sich hin und wieder, wenn sich der Autor in Kleinigkeiten verliert, aber sein Schreibstil ist eine gute Mischung aus Analytik, Umgangssprache und kleinen Anekdoten zu Studien.

Ich kann natürlich (noch) nichts zum Abnehmprogramm sagen. Ich habe es nicht ausprobiert, aber das steht für mich auch nicht primär im Vordergrund. Mich haben primär die Fakten und Studien interessiert. Manche Stellen hätte man durchaus kürzen können, aber ich verstehe auch, warum der Autor das nicht machen wollte ohne Authentizität zu verlieren.

Mein Bedürfnis nach anspruchsvoller Lektüre ist wieder für eine Weile gedeckt. Insgesamt hat Greger ein interessantes Buch verfasst, das sehr ausschweifend, klar und faktenbeladen die Themen Diäten, gesundes Abnehmen und Fettleibigkeit von allen Seiten her beleuchten. Ob das Programm, das er präferiert funktioniert? Keine Ahnung, aber wer keine Ahnung von Diäten hat, sich, jedoch mit der Thematik beschäftigen möchte, sollte sich dieses Buch näher anschauen. Man muss auch nicht die ganzen 800 Seiten lesen, sondern nach jedem Part, spätestens das große Fazit am Ende fassen perfekt die ganzen Texte zusammen. Ich vergebe 4/5 Sterne, weil es teils doch ein wenig langatmig war.

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Veröffentlicht am 11.04.2020

Sei schnell und noch schneller wieder weg...

Four Dead Queens
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Schon lange habe ich kein Buch mehr gelesen, das mich so zwiegespalten zurückgelassen hat. Ich weiß einfach nicht, wie ich es final bewerten soll. Direkt nach dem Lesen hätte ich volle fünf Sterne vergeben, ...

Schon lange habe ich kein Buch mehr gelesen, das mich so zwiegespalten zurückgelassen hat. Ich weiß einfach nicht, wie ich es final bewerten soll. Direkt nach dem Lesen hätte ich volle fünf Sterne vergeben, aber jetzt habe ich die Geschichte ein wenig sacken lassen und feststellen müssen, dass mich die ein oder andere Sache nicht loslässt.
Zunächst hat Astrid Scholte einen sehr angenehmen Schreibstil. Locker-leicht, erfrischend anders und sie konnte mich mit ihrer Geschichte rund um Kera, Mackiel und Varin für sich einnehmen.
Zunächst erzählt die Autorin keine klassische High Fantasy Geschichte. Es gibt keine Magie, keine fantastischen Völker, magische Wesen, etc. Das einzig fantastische ist die Welt, die nicht die unsere ist. Ansonsten hat sie ein Setting gestaltet, das in vier Teile aufgeteilt ist, jeweils regiert durch eine der Königinnen, die gemeinsam Hof halten.
Durch die zahllosen Perspektiven: alle vier Königinnen, Kera und eine weitere Person, die jedoch erst auf den letzten Seiten ans Licht kommt, wirkt die Geschichte sehr plastisch.
Besonders Kera musste ich einfach in mein Herz schließen. Sie ist innerlich fragil, zerbrochen, trägt innere Schuldgefühle mit sich herum, die quasi Andere dazu einlädt, sie manipulieren zu wollen, unbewusst auf der Suche nach sich selbst. Sie hat durchaus eine dunkle Seite, die sie perfekt beherrscht. Sie ist nicht auf den Mund gefallen, stark, selbstbewusst, loyal und erfinderisch. Ihr Gegenüber steht Varin, ein Eonist, der seine Gefühle unterdrücken muss und nach und nach entdeckt, dass es so viel mehr zu entdecken gibt, als nur wie ein Roboter Befehle auszuführen und für einen höheren Zweck zu leben. Die Perspektiven der Königinnen fand ich ebenfalls unglaublich spannend und hochinteressant, wie sie in manchen Situationen nach außen wirken (wollen), aber sich ganz anders fühlen, etwas verbergen und ganz anders denken.
Auf die Antagonisten möchte ich gar nicht so viel eingehen. Mich hat die Richtung, die die Autorin einschlägt ein wenig überrascht. Ich hatte viele Vermutungen, habe eigentlich fast jeden verdächtigt.
Leider waren mir die Täter ein wenig zu eindimensional dargestellt und ich hätte es besser gefunden, wenn die eine letzte Perspektive, die dazu kommt, bereits (ohne Namen, quasi anonym) früher aufgetaucht wäre. Das wäre für mich noch um einiges spannender gewesen.
Die Handlung war mal etwas Anderes. Spannend, emotional und ich konnte nicht aufhören zu lesen. Die wechselnden Perspektiven von Kera und den Königinnen konnten mich durchgehend bei der Stange halten. Ein besonderer Plotttwist hat an einer bestimmten Stelle die Geschichte ganz anders dargestellt und damit habe ich überhaupt nicht gerechnet. Alles wird plötzlich anders und die Spannung war an ihren Höhepunkt.
Erst bei der finalen Auflösung wusste ich nicht, was ich denken sollte. Mein Gehirn hat sich ausgeschaltet, ich war einfach nur verwirrt und dann fing es an zu rattern. Ich bin alles nochmal durchgegangen, jede Situation und dabei sind mir so einige Ungereimtheiten aufgefallen. Ein paar Einzelheiten passen logisch nicht. Ich werde nicht sagen welche, weil es ansonsten spoilern würde, aber sie passen einfach nicht. Ich weiß immer noch nicht, ob die Auflösung einfach nur genial ist und ich den ganzen Umfang und die Genialität nicht verstanden habe oder ob es noch nicht zu 100% auserzählt ist...
Das Ende war für mich auf jeden Fall zu schnell abgeschlossen. Mir fehlt definitiv ein Epilog. Das ist mir alles zu offen und zu schwammig.
By the way hätte ich auch gerne noch mehr von der Welt erfahren. Die Autorin schafft richtig coole Reiche, aber der Leser erfährt kaum etwas von ihrem World Building. Auch ein Nachbarreich wird erwähnt, aber mehr, aber auch nicht. Wenn so etwas schon erwähnt wird, dann möchte ich auch gerne mehr Input haben. Geschichten, Reisende, keine Ahnung, irgendetwas. Vielleicht ist das schon meckern auf hohem Niveau, aber das hat sich langsam in meinem Kopf herauskristallisiert.
Insgesamt hat die Autorin eine coole Mischung aus Krimi und High Fantasy erschaffen, die den Leser konstant die Luft anhalten lässt. Es passiert sehr viel, Schlag auf Schlag und so einen besonderen Genremix habe ich tatsächlich noch nicht vorher gelesen.
Erst nach dem Lesen, wenn man genauer darüber nachdenkt, fallen einem so manche Ungereimtheiten auf, die die Autorin noch hätte ausbessern können. Ich hatte dennoch sehr viel Spaß und vergebe 4/5 Sterne.

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Veröffentlicht am 02.04.2020

Gesellschaftskritisch, berauschend und erstaunlich modern geschrieben

Der große Gatsby
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Ich lese nicht sehr oft Klassiker und wenn nur ganz wenige ausgewählte, die mich wirklich interessieren. Auch Gatsby hat mich seit der Lektüre von "Ein Himmel aus Gold" von Laura Wood sehr interessiert, ...

Ich lese nicht sehr oft Klassiker und wenn nur ganz wenige ausgewählte, die mich wirklich interessieren. Auch Gatsby hat mich seit der Lektüre von "Ein Himmel aus Gold" von Laura Wood sehr interessiert, weil sie sich in ihrem Nachwort direkt auf jenes Buch bezogen hat. Jetzt im Rahmen vom #magicalreadathon habe ich das Buch endlich zur Hand genommen. Mit fehlen buchstäblich die Worte und es fällt mir schwer meine Gedanken in Worte zu fassen.
F. Fitzgerald hat dafür, dass das Buch 1925 das erste Mal veröffentlicht wurde, einen schönen flüssigen Stil, der mich durch seine Andersartigkeit und der ungewohnten Sprache doch ein wenig ausgebremst hat. Mit manchen Worten konnte ich wenig anfangen, trotzdem mag ich den Flair der damaligen Zeit, der geschmeidig und zart aus den Worten Gestalt annimmt.
Hand in Hand mit den Beschreibungen haben sich erstaunliche Bilder in meinem Kopf gebildet. Rauschende Feste mit viel Gold und Glitzer, wunderschöne Abendkleider im damaligen Stil, hypnotische stilvolle Jazz und Swingmusik, viele Paare tanzen ausgelassen Charleston. Ich habe mich gefühlt als wäre ich dabei gewesen, als hätte ich mich durch die feiernde betrunkene Menge geschoben und mitgelacht und mitgefeiert.
Die Charaktere möchte ich sehr unterschiedlich bewerten. Der Ich- Erzähler ist mir als einzige Person sympathisch gewesen. Er ist bodenständig, moralisch und lässt sich nicht von Geld und Macht verführen. Er beschreibt die Szenen und die Erkenntnisse teils ein wenig distanziert, aber dies erzeugt noch einmal Gefühl als wäre man dabei gewesen, aber andererseits auch wieder nicht. Bis zum Schluss steht er Gatsby zur Seite, auch wenn keiner mehr da ist. Er ist loyal, lässt sich, aber durchaus auch mal dazu herab, mit zu feiern.
Die anderen Charaktere wie Daisy, Tom, Mrs. Wilson und die ganzen Menschen, die feiern mag ich leider nicht so besonders, ganz besonders nicht das, wofür sie stehen. Fitzgerald stellt sehr deutlich seine gesellschaftskritische Haltung heraus. Gatsby sehe ich auch sehr zwiegespalten. Das Ende hat er nicht verdient, aber er ist auch kein unbeschriebenes Blatt. Es passiert nicht viel in der Geschichte. Der Fokus liegt auf den Feiern und den Entwicklungen der Charaktere sowie der Gesellschaftskritik.

An dieser Stelle möchte ich gerne das Zitat auf der Rückseite meiner Ausgabe zitieren, die die Thematik sehr klug und deutlich hervorhebt: "Der große Gatsby ist ein gesellschaftskritischer Roman, der in New York der 1920er Jahre spielt. Im Mittelpunkt steht die Verkörperung des amerikanischen Traums, das Streben nach Geld, Macht und Liebe und schließlich dessen Scheitern."

Insgesamt hat mir das Buch uns dessen Aussage gut gefallen. Besonders die hypnotischen Beschreibungen der Feste haben mich in die Geschichte gezogen. Ich vergebe 4/5 Sterne.

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