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Veröffentlicht am 07.08.2020

Brausepulver mit Salzgeschmack

Im nächsten Leben wird alles besser
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Das Cover macht einen schrillen, bunten Eindruck, der mich ebenso zum Schmunzeln gebracht hat wie die Leseprobe. Das Buch handelt von dem 53jährigen Arnold Kahl. 2045 erwacht er in einer für ihn unbekannten ...

Das Cover macht einen schrillen, bunten Eindruck, der mich ebenso zum Schmunzeln gebracht hat wie die Leseprobe. Das Buch handelt von dem 53jährigen Arnold Kahl. 2045 erwacht er in einer für ihn unbekannten Umgebung und in seinem 78 Jahre alten Körper. Nach der ersten Verwirrung tritt ein in die Jahre gekommener Service-Bot ins Zimmer. Gustav stellt fest, dass Arnold an einer Amnesie zu leiden scheint und hilft ihm, die letzten 25 Jahre seines Lebens zu rekonstruieren.

An dieser Stelle steigt man als Leser in das Buch ein und wird durch die nicht lineare Erzählung gleichzeitig in die Geschichte eingeführt, wie über Arnolds Leben bis zu seinem 53. Lebensjahr aufgeklärt. Arnold bleibt jedoch stets der erlebende Ich-Erzähler.
Wir lernen ihn als einen zynischen und sehr realistischen Charakter kennen, der eher zum Pessimismus als Optimismus neigt. Seine Verwirrung beim Aufwachen ist greifbar und sein Unglauben über den technischen Fortschritt mehr als greifbar. Seine Ahnungslosigkeit bietet dem Autor allerdings auch die Möglichkeit, dem Leser selbst die Technik verständlicher zu machen, ohne dass es langweilig wird.
Service-Bot Gustav entpuppt sich als freundlicher, geduldiger Charakter. Er ist sehr hilfsbereit und besorgt über Arnolds Zustand, da die beiden sich bereits seit fünfzehn Jahren kennen. Obwohl er als künstliche Intelligenz nicht darauf programmiert ist Humor zu empfinden, haben sich seine Bemerkungen an den ironischen von Arnold angepasst. Den Unterhaltungen der beiden zu folgen ist demnach ein sehr amüsantes Spektakel.

Bei der Suche nach der Ursache für Arnolds Gedächtnisschwund lernen wir außerdem Times Beach kennen. Times Beach ist eine virtuelle Version der Welt, in die man umziehen kann. Das Gehirn wird digitalisiert und so kann man über die körperlichen Grenzen hinaus ewig leben. Auch wer sich die reale Welt nicht mehr leisten kann oder eine Gefahr für die Gesellschaft bildet, wird dorthin umgesiedelt. Arnolds zuständiger Arzt empfiehlt eine Behandlung durch die Digitalisierung seines Gehirnes, um die letzten 25 Jahre wieder aufgreifen zu können. Während Arnold noch über die Möglichkeiten nachdenkt und Fragmente seines Lebens findet, wird ihm klar, dass er sein Leben gründlich verbockt hat. Seine Ehe ist gescheitert, der Kontakt zu Familie und Freunde nicht vorhanden.
Im Verlauf der Geschichte beschäftigt sich Arnold mit vielen Fragen zu seinem Leben. Was hätte er besser machen können? Wieso war er immer so ein Miesepeter? Was erwartet er von dem Leben überhaupt? Er wird nachdenklicher und seine zynische Einstellung weicht der Hoffnung. Arnold beginnt zu kämpfen, will seine Erinnerungen wiederhaben und bereut die Fehler, die er gemacht hat. In ihm wächst der Wunsch nach einer zweiten Chance. Ob er die in Times Beach bekommen kann?
Ebenso wie Arnold wandelt sich auch Gustav mit der Zeit. Trotz Arnolds Amnesie ist die Freundschaft zwischen den beiden deutlich zu spüren. Gustav unterstützt seinen Freund in jeder Situation und nimmt mehr und mehr menschliche Züge an. Hier wird der Leser zum Nachdenken angeregt. Wo härt künstliche Intelligenz auf und wo beginnt Menschsein? Was macht einen Menschen überhaupt aus und unterscheidet ihn von einer KI?

Die Spannung zieht sich durch das gesamte Buch, da die Zukunft einen immer wieder mit neuen Wendungen überrascht. Beim Lesen bin ich nur so durch die Seiten geflogen und war völlig überrascht schon das Ende erreicht zu haben. Dieses ist vom Autor sehr geschickt konzipiert worden, sodass man nie genau wusste, ob alles doch nur ein böser Albtraum oder die Realität ist.

Obwohl das Buch 275 Seiten Story beinhaltet, hätte diese an einigen Stellen noch ausgebaut werden können. Arnold ist zunächst sehr verwirrt, akzeptiert nach einigen Seiten jedoch stillschweigend viele Tatsachen, von denen ich mir nicht vorstellen kann, dass man sie in einer solchen Situation ignorieren würde. Hier hätten ein paar weitere Gespräche und Geschehnisse für Klarheit sorgen können. Auch die Frage nach seinen Liebsten stellt er sehr spät: für mich wäre dies eine der ersten gewesen. Gar nicht gefallen hat mir persönlich der Epilog. Er besteht aus zwei Seiten, von denen man die zweite hätte streichen können. Gefühle hat er dennoch hervorgerufen und mir sind die Tränen in die Augen gestiegen.

Nichtsdestotrotz bekommt „Im nächsten Leben wird alles besser“ eine klare Leseempfehlung von mir. Das Buch eignet sich sowohl für Jugendliche wie Erwachsene und ist sehr humorvoll geschrieben, während gleichzeitig ernste Fragen aufgeworfen werden. Es ist ein bisschen so, als würde man Brausepulver mit Salzgeschmack essen. Während das Pulver auf der Zunge kribbelt und man lachen muss, erinnert einen der Salzgeschmack an unschöne Realitäten, die man nicht aus den Augen verlieren darf.

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Veröffentlicht am 27.05.2020

Have I gone mad?

Back to Wonderland
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Alice steht nur einen einzigen Tag vor der Eröffnung ihres eigenen Teeladens - dem Wonderland. Glücklich lebt sie in London mit dem Mann ihrer Träume und Kater Lewis. Bevor ihr Traum jedoch in Erfüllung ...

Alice steht nur einen einzigen Tag vor der Eröffnung ihres eigenen Teeladens - dem Wonderland. Glücklich lebt sie in London mit dem Mann ihrer Träume und Kater Lewis. Bevor ihr Traum jedoch in Erfüllung gehen kann, wird sie nach Wynterhaav entführt. Während Rodin, ihr selbsternannter Beschützer, ein gefährliches Ritual zur Rettung seiner Heimat vorbereitet, begreift Alice, dass sie eine Schachfigur in einem langjährigen Kampf geworden ist. Die eine Hälfte des Landes will sie siegen, die andere fallen sehen.

Das Cover an sich ist schlicht, allerdings ein absoluter Hingucker. Winzige Details, wie man sie aus Alice Geschichte kennt, hier in einen völlig neuen Kontext verpackt. Während man gespannt darauf wartet, wie die einem bekannten Elemente verwoben sind, fliegen die Seiten nur so dahin.

Die Geschichte verläuft linear und wird abwechselnd aus der Sicht von Alice und Rodin erzählt. Alice ist durch und durch eine Tierliebhaberin. Das schlägt sich sowohl auf Ess- wie auch andere Lebensgewohnheiten nieder. In ihren Augen ist jedes Leben achtenswert und sie begegnet den Menschen mit einer geradezu kindlichen Naivität. Rodin hingegen ist Fremden gegenüber vorsichtig und misstraut ihnen eher. Seine Gedanken und Gefühle sind stets auf seine eigenen Ziele gerichtet. Beide Charaktere bleiben sich im Laufe der Handlung selbst treu.

Irritierend empfand ich zwischenzeitlich einige wenige Zeitsprünge, die sich nicht immer sofort klar herauskristallisiert haben. Auch der Moment, an dem Alice hinter den Schleier sieht, lässt einen kurz stolpern, bevor man sich wieder zurechtfindet.

Fazit: Ein gelungener Einstieg, der mich sehr neugierig auf den zweiten Teil macht!

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Veröffentlicht am 08.06.2020

Wer Fantasy liebt, wird auf seine Kosten kommen.

Die Hüter der vier Elemente Band 1
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Die Reise nach Nimoron ist der Auftakt einer Trilogie von Dagmar Winter. Sie handelt von den Jugendlichen Aaron, Moe, Jules und Summer. Diese lernen sich in den Sommerferien kennen, welche sie auf dem ...

Die Reise nach Nimoron ist der Auftakt einer Trilogie von Dagmar Winter. Sie handelt von den Jugendlichen Aaron, Moe, Jules und Summer. Diese lernen sich in den Sommerferien kennen, welche sie auf dem Hof von Aarons Großmutter verbringen wollen. Schnell wird klar, dass sie nicht zufällig dort sind: das Land Nimoron, eine Parallelwelt, braucht ihre Hilfe; sie sind die neuen Hüter des Landes, das sie bereits aus den Geschichten ihrer Eltern kennen. Der dunkle König Kratos giert erneut nach der Herrschaft und nur sie können ihn aufhalten.

Mit Aaron hat das Buch eine personale Erzählperspektive, die linear dem Geschehen folgt. Er weist für einen 15-jährigen typische Charaktermerkmale auf, bspw. eine leicht rebellisch-pubertäre Einstellung gegenüber anderen Menschen. Gleichzeitig besitzt er die typisch britische Höflichkeit, was mich sehr zum Schmunzeln gebracht hat. Besonders gut hat mir Aarons Aussehen gefallen: er ist kein typischer 0815 Junge, sondern fällt z.B. durch einen Augenbrauenpiercing auf.

Die anderen Charaktere sind ebenfalls liebevoll mit Klischees und ihren persönlichen Eigenarten erschaffen. Einzig mit Summer habe ich lange gebraucht um warm zu werden. Ihr Charakter nimmt rasch einen plötzlichen Umschwung, weshalb ich stolperte. Nach dem Wandel bleibt sie sich selbst allerdings treu.

Die Idee einer anderen Welt ist grundsätzlich nichts neues. Dagmar Winter hat es allerdings geschafft mit ihren eigenen Ideen das Gefühl zu vermitteln, dass es eine noch nie gelesene Geschichte ist. Hierbei spielen die detailliert, aber nicht überdrüssigen Beschreibungen eine ebenso große Rolle wie die Authentizität der Haupt- und Nebencharakteren. Die Beweggründe der Figuren sind klar erkennbar, egal wie wichtig oder nichtig ihre Rolle im Gesamtgeschehen ist.

Das Lesetempo lässt mich allerdings erst nach etwa einem Viertel so richtig durch die Seiten fliegen. Der Anfang kam mir etwas zäh vor. Sehr irritiert hat mich außerdem Aarons Mutter. Obwohl er sie persönlich als seine Mutter bezeichnet, wird von ihr stets als Mrs. Darnley geredet. So wird eine ziemlich unpersönliche Beziehung zu ihr aufgebaut.

Fazit: Ein gelungener Einstieg, der definitiv neugierig auf die Fortsetzung macht. Wer Fantasy liebt, wird auch hier auf seine Kosten kommen.

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Veröffentlicht am 25.07.2020

Nicht nur Cinderella trägt ein wunderschönes Kleid.

Winters zerbrechlicher Fluch
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„Winters zerbrechlicher Fluch“ ist der Sammelband dreier Einzelbücher, in dem verschiedene bekannte Märchen neu adaptiert werden. Im Vordergrund steht Protagonistin Mary aus Athos. In den sieben Königreichen ...

„Winters zerbrechlicher Fluch“ ist der Sammelband dreier Einzelbücher, in dem verschiedene bekannte Märchen neu adaptiert werden. Im Vordergrund steht Protagonistin Mary aus Athos. In den sieben Königreichen ist sie die einzige Prinzessin und soll mit dem Kronprinzen Duncan von Maywater verheiratet werden. Auf dem Ball, an dem die im Hintergrund geschmiedeten Allianzen öffentlich gemacht werden sollten, taucht plötzlich ein geheimnisvolles Mädchen in einem wunderschönen Kleid auf und erobert des Prinzen Herz im Nu. Mary ist am Boden zerstört, denn sie hat in Duncan mehr als nur den arrangierten Ehemann gesehen. Am Ende der Nacht ist die Unbekannte, Cinderella, jedoch verschwunden und hinterlässt nur einen gläsernen Schuh. Entschlossen dem Schicksal zu trotzen versucht Mary diesen zu zerstören – erfolglos.

Erzählt wird die Geschichte vorrangig aus der Sicht von Mary als erlebender Ich-Erzähler. Weiterhin fließen multiperspektivisch allerdings auch immer wieder auf personale Erzählarten weitere Figuren ein: Prinz Duncan, Marys Zofe, ihr Vater und viele weitere. Größtenteils folgt die Geschichte einem linearen Erzählstrang, kleinere Rückblicke in die Vergangenheit sind selten und dienen zumeist der Veranschaulichung vorheriger Erkenntnisse oder Vermutungen.
Mary wirkt auf ihr Umfeld zurückhaltend, still, schüchtern und sogar langweilig; allein ihre Schönheit ist in allen Königreichen wohl bekannt. Als Leser merkt man jedoch schnell, dass mehr in ihr steckt. Sie passt sich zwar den höfischen Etiketten und dem Willen ihres Vaters an, lebt sich hinter den Schlossmauern jedoch im Verborgenen aus. Ihre Mutter verlor sie durch deren Sturz von dem Schlossturm in Athos. Die Kapitel aus Marys Sicht beginnt stets mit einer Aussage ihrer Mutter, die diese zu Lebzeiten von sich gab.

Duncan lernt man zunächst als einen fröhlichen und munteren Gesellen kennen, der eine weiße Weste trägt und das beste für sein Volk will, dass am Rande des Verderbens lebt. Erst kurz vor Ende des ersten Buches kommt seine eigentliche Rolle zum Vorschein, die einen dann noch einmal kräftig in die Irre führt.

Ein weiterer Protagonist mit vielen Auftritten ist Prinz Tarek aus Westham. Bei ihm ist rasch klar, dass er einiges Wissen mit sich trägt, das allen voran Mary lange Zeit verborgen bleibt. Dennoch tritt er nicht als Bösewicht auf, mehr ist er ein heimlicher Ritter in schimmernder Rüstung, dessen Herz sich nach Mary verzehrt. Die Verbindung der beiden bleibt lange Zeit ein Geheimnis und wird immer wieder angeteasert, was die Neugier steigert.

Das Buch ist voller Intrigen, was zugleich seine größte Stärke wie Schwäche ist. Im ersten Band schraubt sich die Spannung mehr und mehr in die Höhe. Der Ball und die Ereignisse, die er zur Folge trägt, lassen einen auf fein ausgearbeitete und greifbare Charaktere blicken, deren Handlungen für den Leser einen klaren roten Faden ergeben. Nichtsdestotrotz bietet das Buch aufgrund der Multiperspektive neue Überraschungen, Wendungen und Spannungspunkte, die mich völlig in den Band gezogen haben. Ich war gefesselt und habe mitgefiebert, was als nächstes passieren könnte, bekam gute wie böse Vorahnungen und konnte den zweiten Teil kaum erwarten.
Hier bekam mein Höhenschwung jedoch einen kleinen Dämpfer. Während sich im ersten Band die Figuren mit ihren Gesprächen bewegen, stehen sie im zweiten still. Er zieht sich und während mehr und mehr erzählt wird, fragt man sich gleichzeitig wann es endlich weiter geht. Viele Intrigen werden sprachlich ohne jede Spannung gelöst, allerdings nicht für jede Figur gleich. Wie kleine Häppchen wird alles auf ein schier unendliches Repertoire an Figuren verteilt. Um einen Ausgleich dafür zu schaffen werden neue Geheimnisse herbeigeführt, die in ihrer Idee allerdings eher lasch sind. Zu viele Figuren sind hier starr an zu vielen verschiedenen Orten gleichzeitig und das spiegelt sich auch in ihren Handlungsweisen wider. Während ich zuvor noch die charaktergetreuen Aktionen bewundert habe, fällt der Großteil von ihnen im Mittelteil aus ihren Rollen und reagiert unvorhergesehen – aber nicht auf eine gute Art und Weise. Mehr als Aufklärung schuf Band zwei Verwirrung.
Der Beginn des dritten Bandes ließ mich neue Hoffnung schöpfen. Der zuvor im Keller versunkene Spannungsbogen bekam einen neuen Aufschwung, die Figuren bewegten sich und bekamen etwas von ihrem alten Ich zurück. Leider währte dieser Schimmer nicht ewig und der dritte Teil des Sammelbandes wurde ein stetiges Auf und Ab an Verwirrung, Rätsellösen und Mitfiebern. Leider fand ich das Ende sehr frustrierend und enttäuschend, aber das ist wohl Geschmackssache.

Dieser Sammelband würde von mir in Einzelteilen folgendermaßen bewertet werden.
Band 1, Winters zerbrechlicher Fluch: 5 Sterne
Band 2, Frühlings Tod: 2 Sterne
Band 3, Herbst im Blut: 3 Sterne
Daraus ergibt sich eine Gesamtwertung von drei Sternen.

Fazit: Ein Buch, das Durchhaltevermögen und eine Vorliebe für wechselnde Perspektiven fordert. Für Märchenliebhaber könnte es sich lohnen einen Blick hineinzuwerfen, da einige Figuren sehr interessant verbaut sind. Und ebenso wie Cinderella trägt auch dieses Buch ein wunderschönes Kleid.

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Veröffentlicht am 27.05.2020

Enttäuschungen gehören zum Leben wie Zitrone zu Ingwer

Wasteland
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Wasteland beschreibt ein postapokalyptisches Europa, durch das die Protagonistin Laylay gemeinsam mit ihrem Vater auf einem Motorrad reist. Nach einem Weltkrieg mit biochemischen Waffen sind große Teile ...

Wasteland beschreibt ein postapokalyptisches Europa, durch das die Protagonistin Laylay gemeinsam mit ihrem Vater auf einem Motorrad reist. Nach einem Weltkrieg mit biochemischen Waffen sind große Teile der Welt unbewohnbar. Insekten sind nahezu ausgestorben und die wenigen Pflanzen müssen per Hand bestäubt werden. Einzig in den Grüngürteln herrscht Leben, doch diese sind von giftiger Luft (dem Wasteland-Virus) gekennzeichnet: ein normaler Mensch kann selbst mit einer Schutzausrüstung nicht lange dort überleben. Die Gebiete dazwischen werden vielerorts von Gangs regiert, die ihre Macht gerne mit Sex ausdrücken.

Laylay und ihr Vater bleiben nie lange an einem Ort, kehren an bestimmte Stellen jedoch immer wieder zurück. So auch zu Beginn des Buches: Laylay und ihr Vater treffen auf dem sogenannten Handgebunden-Markt ein. Da die Gang aus diesem Gebiet auf die Wirtschaft des Marktes angewiesen ist, lassen sie die Leute dort weitestgehend in Frieden. Waren sind nur im Tauschhandel erhältlich. Um wichtige Medikamente zu bekommen, verrät Laylays Vater einer alten Freundin das Geheimnis um Laylay: ihre Immunität. Im Austausch für die Tabletten soll Laylay nach dem Marktbewohner suchen, der einen Forschungsausflug in eine der Todeszonen unternommen hat.

Als sie ihn findet, ist er nicht allein: in einer Bunkeranlage fand er ein kleines Baby, das Laylays Immunität zu teilen scheint. Doch auch in anderer Hinsicht ist dieses kleine Kind besonders und sie verstecken es auf dem Markt. Mit der Zeit beginnt auch Laylay sich zu verändern. Sie geraten in einen Konflikt mit der Gang, bei dem sich alles um die geheimnisvolle Bunkeranlage drehen zu scheint.

Die Geschichte wird abwechselnd von Laylay, Zeeto und einem Mitglied der Gang erzählt. Die Sprache dieser Postapokalypse ist von Turkologismen geprägt und an vielen Stellen sehr umgangssprachlich. Dei Erzählstränge verlaufen parallel und chronologisch.

Während der Klappentext eine umfassende Geschichte verspricht und auch zu Beginn viele Fragen zu Laylays Immunität aufgeworfen werden, werden die gegen Ende sehr lasch erklärt. Die Wendung kam zwar unerwartet, hat mich allerdings eher negativ überrascht. Auch der Schreibstil ist sehr gewöhnungsbedürftig: obwohl ich nicht der Typ für "das Buch gefällt mir nicht, ich breche ab" bin, habe ich sehr mit mir gekämpft und musste das Buch eine Zeit lang auf Seite legen, weil es mir schlichtweg zu langweilig und anstrengend geworden ist. Das offene Ende macht einen hier zwar ein wenig neugierig auf eine Fortsetzung, lässt mich gleichzeitig aber auch die Augen verdrehen. Die Motivation und Handlungsweise einiger Charaktere ist für mich persönlich an vielen Stellen nicht nachvollziehbar, gerade gegen Ende hin wird es immer schlimmer.

Fazit:
Eine interessante Idee, die in ihrer Umsetzung leider gescheitert ist.

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