Profilbild von Wordworld_Sophia

Wordworld_Sophia

Lesejury Star
offline

Wordworld_Sophia ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Wordworld_Sophia über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.06.2020

Leichte Methoden, konkrete Handlungsempfehlungen und eine klare Struktur

Der Mönch, der seinen Ferrari verkaufte
0

Aufbau: Trotz der angerissenen Hintergrundgeschichte liest sich der Roman weniger wie eine Geschichte und mehr wie ein ausgeschmückter Ratgeber in Dialogform. Die Figuren erhalten keine Tiefe, der Ich-Erzähler ...

Aufbau: Trotz der angerissenen Hintergrundgeschichte liest sich der Roman weniger wie eine Geschichte und mehr wie ein ausgeschmückter Ratgeber in Dialogform. Die Figuren erhalten keine Tiefe, der Ich-Erzähler ist häufig nur Stichwortgeber und Julian Mantle Lehrer und Positivbeispiel in Einem. Sehr positiv muss man aber anmerken, dass das Gespräch nicht einfach vor sich hinplätschert, sondern die klare Struktur entlang der "sieben Weisheiten des richtigen Lebens", Merkhilfen, Übersichten, sowie eine Zusammenfassung der wichtigsten Inhalte und Methoden nach jedem Kapitel das Lesen in Portionen vereinfacht und dem Leser ein größerer, leicht zu merkender Leitfaden an die Hand gibt, der mehr enthält als eine Aneinanderreihung von Lebensweisheiten.

Schreibstil: Wie so viele Selbsthilfe-Bücher dieser Art schreibt Robin S. Sharma in sehr einfacher Sprache und nutzt leicht zu verstehende Beispiele und Analogien aus dem täglichen Leben. Immer wieder fließen auch Zitate von Philosophen oder Denker mit ein und es gibt etliche Verweise auf andere Werke, die das Gesagte untermauern. Dabei fußt das Grundgerüst auch klar auf der Philosophie und den Lehren des Buddhismus, durch viele nette Geschichten und kleine Parabeln wird aber gewährleistet, dass sich nicht alles schon bekannt oder kopiert liest.

Inhalt: Das Beste jedoch, weshalb mir dieses Büchlein viel mehr gebracht hat, als andere des Genres ist, dass wir hier nicht nur 208 Seiten ideologisches, schwammiges Geschwafel, sondern klare Methoden, Handlungsempfehlungen und Alltagsbeispiele erhalten. Hier geht es nicht darum, "irgendwie denn Sinn seines Lebens zu finden", "durch spirituelle Erfahrungen seine Bestimmung zu finden" oder ähnlich Ungenaues, sondern vielmehr, wie wir durch einfache Techniken unseren Alltag so anpassen können, dass wir auf Dauer glücklicher, ausgeglichener, gesünder und leistungsstärker werden.

_________________________
Die Zitate:

"Man darf nicht zulassen, dass einen die Uhr und der Kalender für die Tatsache blind machen, dass jeder Augenblick des Lebens ein Wunder ist - und ein unergründliches Geheimnis."

"Die Angst ist nicht mehr als ein von dir selbst erschaffenes Monster, ein negativer Bewusstseinsstrom."

_________________________
Das Urteil:

Leichte Methoden, konkrete Handlungsempfehlungen eine klare Struktur und nützliche Merkhilfen - "Der Mönch, der seinen Ferrari verkaufte" ist für mich das bisher das logischste, bodenständigste und praxisnahste Ratgeberbuch, das ich je gelesen habe.


PS: Wer sich noch nie mit Fragen über das eigene Leben beschäftigt hat, sollte vielleicht mit der einfacheren Einstiegslektüre "Das Café am Rande der Welt" anfangen. Fans der buddhistischen Lehren kann ich außerdem Siddharta von Hermann Hesse empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.06.2020

Leichte Methoden, konkrete Handlungsempfehlungen und eine klare Struktur

Der Mönch, der seinen Ferrari verkaufte
0

Aufbau: Trotz der angerissenen Hintergrundgeschichte liest sich der Roman weniger wie eine Geschichte und mehr wie ein ausgeschmückter Ratgeber in Dialogform. Die Figuren erhalten keine Tiefe, der Ich-Erzähler ...

Aufbau: Trotz der angerissenen Hintergrundgeschichte liest sich der Roman weniger wie eine Geschichte und mehr wie ein ausgeschmückter Ratgeber in Dialogform. Die Figuren erhalten keine Tiefe, der Ich-Erzähler ist häufig nur Stichwortgeber und Julian Mantle Lehrer und Positivbeispiel in Einem. Sehr positiv muss man aber anmerken, dass das Gespräch nicht einfach vor sich hinplätschert, sondern die klare Struktur entlang der "sieben Weisheiten des richtigen Lebens", Merkhilfen, Übersichten, sowie eine Zusammenfassung der wichtigsten Inhalte und Methoden nach jedem Kapitel das Lesen in Portionen vereinfacht und dem Leser ein größerer, leicht zu merkender Leitfaden an die Hand gibt, der mehr enthält als eine Aneinanderreihung von Lebensweisheiten.

Schreibstil: Wie so viele Selbsthilfe-Bücher dieser Art schreibt Robin S. Sharma in sehr einfacher Sprache und nutzt leicht zu verstehende Beispiele und Analogien aus dem täglichen Leben. Immer wieder fließen auch Zitate von Philosophen oder Denker mit ein und es gibt etliche Verweise auf andere Werke, die das Gesagte untermauern. Dabei fußt das Grundgerüst auch klar auf der Philosophie und den Lehren des Buddhismus, durch viele nette Geschichten und kleine Parabeln wird aber gewährleistet, dass sich nicht alles schon bekannt oder kopiert liest.

Inhalt: Das Beste jedoch, weshalb mir dieses Büchlein viel mehr gebracht hat, als andere des Genres ist, dass wir hier nicht nur 208 Seiten ideologisches, schwammiges Geschwafel, sondern klare Methoden, Handlungsempfehlungen und Alltagsbeispiele erhalten. Hier geht es nicht darum, "irgendwie denn Sinn seines Lebens zu finden", "durch spirituelle Erfahrungen seine Bestimmung zu finden" oder ähnlich Ungenaues, sondern vielmehr, wie wir durch einfache Techniken unseren Alltag so anpassen können, dass wir auf Dauer glücklicher, ausgeglichener, gesünder und leistungsstärker werden.

_________________________
Die Zitate:

"Man darf nicht zulassen, dass einen die Uhr und der Kalender für die Tatsache blind machen, dass jeder Augenblick des Lebens ein Wunder ist - und ein unergründliches Geheimnis."

"Die Angst ist nicht mehr als ein von dir selbst erschaffenes Monster, ein negativer Bewusstseinsstrom."

_________________________
Das Urteil:

Leichte Methoden, konkrete Handlungsempfehlungen eine klare Struktur und nützliche Merkhilfen - "Der Mönch, der seinen Ferrari verkaufte" ist für mich das bisher das logischste, bodenständigste und praxisnahste Ratgeberbuch, das ich je gelesen habe.


PS: Wer sich noch nie mit Fragen über das eigene Leben beschäftigt hat, sollte vielleicht mit der einfacheren Einstiegslektüre "Das Café am Rande der Welt" anfangen. Fans der buddhistischen Lehren kann ich außerdem Siddharta von Hermann Hesse empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.06.2020

Leichte Methoden, konkrete Handlungsempfehlungen und eine klare Struktur

Der Mönch, der seinen Ferrari verkaufte
0

Aufbau: Trotz der angerissenen Hintergrundgeschichte liest sich der Roman weniger wie eine Geschichte und mehr wie ein ausgeschmückter Ratgeber in Dialogform. Die Figuren erhalten keine Tiefe, der Ich-Erzähler ...

Aufbau: Trotz der angerissenen Hintergrundgeschichte liest sich der Roman weniger wie eine Geschichte und mehr wie ein ausgeschmückter Ratgeber in Dialogform. Die Figuren erhalten keine Tiefe, der Ich-Erzähler ist häufig nur Stichwortgeber und Julian Mantle Lehrer und Positivbeispiel in Einem. Sehr positiv muss man aber anmerken, dass das Gespräch nicht einfach vor sich hinplätschert, sondern die klare Struktur entlang der "sieben Weisheiten des richtigen Lebens", Merkhilfen, Übersichten, sowie eine Zusammenfassung der wichtigsten Inhalte und Methoden nach jedem Kapitel das Lesen in Portionen vereinfacht und dem Leser ein größerer, leicht zu merkender Leitfaden an die Hand gibt, der mehr enthält als eine Aneinanderreihung von Lebensweisheiten.

Schreibstil: Wie so viele Selbsthilfe-Bücher dieser Art schreibt Robin S. Sharma in sehr einfacher Sprache und nutzt leicht zu verstehende Beispiele und Analogien aus dem täglichen Leben. Immer wieder fließen auch Zitate von Philosophen oder Denker mit ein und es gibt etliche Verweise auf andere Werke, die das Gesagte untermauern. Dabei fußt das Grundgerüst auch klar auf der Philosophie und den Lehren des Buddhismus, durch viele nette Geschichten und kleine Parabeln wird aber gewährleistet, dass sich nicht alles schon bekannt oder kopiert liest.

Inhalt: Das Beste jedoch, weshalb mir dieses Büchlein viel mehr gebracht hat, als andere des Genres ist, dass wir hier nicht nur 208 Seiten ideologisches, schwammiges Geschwafel, sondern klare Methoden, Handlungsempfehlungen und Alltagsbeispiele erhalten. Hier geht es nicht darum, "irgendwie denn Sinn seines Lebens zu finden", "durch spirituelle Erfahrungen seine Bestimmung zu finden" oder ähnlich Ungenaues, sondern vielmehr, wie wir durch einfache Techniken unseren Alltag so anpassen können, dass wir auf Dauer glücklicher, ausgeglichener, gesünder und leistungsstärker werden.

_________________________
Die Zitate:

"Man darf nicht zulassen, dass einen die Uhr und der Kalender für die Tatsache blind machen, dass jeder Augenblick des Lebens ein Wunder ist - und ein unergründliches Geheimnis."

"Die Angst ist nicht mehr als ein von dir selbst erschaffenes Monster, ein negativer Bewusstseinsstrom."

_________________________
Das Urteil:

Leichte Methoden, konkrete Handlungsempfehlungen eine klare Struktur und nützliche Merkhilfen - "Der Mönch, der seinen Ferrari verkaufte" ist für mich das bisher das logischste, bodenständigste und praxisnahste Ratgeberbuch, das ich je gelesen habe.


PS: Wer sich noch nie mit Fragen über das eigene Leben beschäftigt hat, sollte vielleicht mit der einfacheren Einstiegslektüre "Das Café am Rande der Welt" anfangen. Fans der buddhistischen Lehren kann ich außerdem Siddharta von Hermann Hesse empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.05.2020

Eine einfühlsame aber gleichzeitig erstaunlich leichte Geschichte über Tod, Trauer, Verlust und Liebe.

Die Sache mit dem Glücklichsein
0

"Love oder meine schönsten Beerdigungen" wurde vor drei Jahren von der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur zum "Jugendbuch des Monats Mai 2017" gewählt. Vor einigen Tagen erschien der Jugendroman ...

"Love oder meine schönsten Beerdigungen" wurde vor drei Jahren von der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur zum "Jugendbuch des Monats Mai 2017" gewählt. Vor einigen Tagen erschien der Jugendroman von Erfolgsautor Jason Reynolds in einer neuen Auflage und unter neuem Titel. "Die Sache mit dem Glücklichsein" heißt es nun und erzählt eine schöne und zugleich traurige Geschichte über einen Jungen zwischen Liebe und Trauer.


"Ausnahmslos alle in der Kirche standen auf und klatschten Beifall für Love (…). Ich fragte mich, was sie so stark machte. Was sie so anders machte. "


Das Cover ist eine riesige Verbesserung zur alten Auflage und auch wenn ich den Originaltitel "The Boy in the Black Suit" für den treffendsten halte, gefällt mir der gesamte Auftritt der neuen Ausgabe sehr. Die übereinander gelegten Köpfe der beiden Hauptprotagonisten, die Kontraste aus blau und rosa und der weiße Titel wirken zwar ein wenig mädchenhafter als die männliche Erzählstimme und die offene Zielgruppe vermuten lassen würden, sehen aber wunderschön aus und treffen den Kern der Geschichte: durch Love kommt endlich wieder ein bisschen Freude in Matts Leben und durch ihre neue Sichtweise, ihre Stärke und ihr Vertrauen, kann er seine Trauer überwinden und nach vorne blicken.


Erster Satz: "Es war der erste Schultag."


Doch auch wenn Jason Reynolds hier eine tröstliche Geschichte über Hoffnung, Lebensfreude und Liebe erzählt, ist der Beginn überraschend deprimierend. Wir werden an Matts ersten Schultag nach dem Tod seiner Mutter in die Handlung eingeführt und leiden zusammen mit ihm nicht nur an der Leere, die seine Mutter in seinem Leben hinterlassen hat, den seltsamen Blicken seiner Klassenkameraden und der emotionalen Distanz seines Vaters, der immer wieder zur Flasche greift, sondern auch an dem Gefühl, sein ganzes Leben laufe rückwärts. Als er von einem Freund der Familie einen Job in einem Beerdigungsinstitut angeboten bekommt, weiß er zuerst nicht, ob er weitere Beerdigungen verkraftet.


"Das ist der Beweis, dass das Leben nicht immer läuft, wie geplant. Aber ich musste mir nicht seine Wände anschauen, um das zu wissen. Ich musste mir nur meinen Vater anschauen. Oder nachts in unserem leeren Haus sitzen."


Als er dann jedoch in der ersten Trauerfeier sitzt, findet er genau das, was er insgeheim in seinem abwesenden Vater gesucht hat: die Bestätigung, dass auch für andere Menschen die Welt zusammenbricht, dass auch das Herz von anderen bricht wenn ein geliebter Mensch plötzlich nicht mehr da ist. Neben seinem besten Freund Chris und dem väterlichen Leiter des Bestattungsinstituts Mr. Ray hilft ihm von da an vor allem der Anblick der leidenden Menschen auf den Trauerfeiern dabei, seine Trauer zu bewältigen. Als er dann eines Tages auf einer der Beerdigungen die junge Love trifft, die anders als all seine beobachteten Trauernden zuvor nicht zusammenbricht, ist er sofort von ihrer Stärke und ihrer Lebensfreude fasziniert. Und so entwächst seinem Faible für Beerdigungen noch eine andere Bewältigungsstrategie, die ihn zurück ins Leben holt: Love/Liebe.


"Mir gefiel es, anderen Leuten dabei zuzusehen, wie sie mit ihrem Verlust umgingen, nicht weil ich es genoss, ihren Schmerz zu sehen, sondern weil ich mich irgendwie besser fühlte, wenn ich wusste, dass mein Schmerz nicht nur meiner war. Dass mein Leben nicht das einzige war, dem etwas fehlte, das es nie mehr zurück bekommen würde."


Da sowohl auf dem Cover als auch auf dem Klapptext eine Liebesgeschichte angepriesen wird, war ich zuerst überrascht, dass Love erst in der zweiten Hälfte des Buches auftaucht. Sehr bald habe ich aber festgestellt, dass durch die behutsame Einführung der Liebesgeschichte das Hauptthema des Romans genügend Raum bekommt: Matts Trauer. Anders als ich es erwartet hatte, beschäftigen wir uns zunächst ausführlich mit seinen Gefühlen, Gedanken und den Reaktionen seines Umfelds, wobei Matt sich als sehr reifer Ich-Erzähler herausstellt, der authentisch und gerne auch mal selbstironisch über sein Innenleben reflektiert. Durch die einfühlsame Erzählperspektive und die teilweise witzig-skurrilen Situationen, in die Matt sich manövriert, gelingt Jason Reynolds die schwere Gradwanderung zwischen Ernsthaftigkeit und Unterhaltsamkeit, Trauer und Freude, Emotionen und Witz spielerisch und die Geschichte wird traurig und schön zugleich. Auch wenn sich manche Übersetzungen des Brooklyn-Slangs sich etwas seltsam lesen, treffen sowohl Autor als auch Übersetzer wunderbar den Ton eines 17jährigen und sorgen für gelegentliches direktes Ansprechen des Lesers für eine Auflösung der emotionalen Distanz zu Matt.


"So viele Beerdigungen und hier war ich und wünschte, ich könnte ein paar Dinge von mir beerdigen. Die Tatsache beerdigen, dass ich am Grab meiner Mutter stand, nachdem sie mich in der Welt zurückgelassen hatte, wo ich selbst für mich sorgen musste. Die Tatsache beerdigen, dass mein Vater ein Trinker war und jetzt nicht mal mehr gehen konnte und mir deshalb nicht helfen konnte. Die Tatsache beerdigen, dass fast jeder in meiner Schule glaubte, ich sei ein verdammter Spinner. Die Tatsache beerdigen, dass ich leer war. Leer. Leer! Ich wünschte, ich könnte all diese verfluchten Dinge beerdigen."


Neben dem Schreibstil und dem leichten Umgang mit den schwierigen Themen, sind vor allem die Protagonisten Träger des Romans. Matt ist ein sehr angenehmer und sympathischer Protagonist, da er den Leser bereitwillig an seinen Gedanken teilhaben lässt und trotz seiner Unsicherheit und Orientierungslosigkeit sehr reif erscheint. An "Love" ist nicht nur ihr Name besonders, auch ansonsten ist sie eine eigenwillige Figur, die sowohl Matt als auch dem Leser ein Rätsel ist. Da hier vor allem Matts Gefühle im Vordergrund stehen, bleibt das leider auch bis zum recht offenen Ende so. Dafür rücken aber tolle Nebenfiguren wie der Bestatter Mr. Ray, der für Matt zum Ersatzvater wird, als sein eigener für ihn nicht da sein kann oder sein bester Freund, den wir als Frauenheld und Muttis Liebling kennenlernen, der aber insgeheim Angst vor der Dunkelheit hat, immer mehr ins Licht der Aufmerksamkeit. Gegen Ende verbinden sich die losen Fäden der Erzählung immer mehr zu einem runden Bild, auch wenn einige Zufälle und Zusammenhänge vielleicht etwas konstruiert wirken.

Zum Schluss noch mein Lieblingszitat, das gleichzeitig eine der wichtigsten Hauptmessages des Romans zu sein scheint:

"Ich hab erkannt, dass es nicht so ist, dass der Tod schlimm ist. Das ist es nicht. Es ist nur so, dass das Leben so gut ist. So verdammt gut, dass du dich einfach daran festhalten möchtest und an allen, die da sind. Doch das können wir nicht. Aber was wir tun können, ist, es mehr schätzen zu lernen."




Fazit:

Eine einfühlsame aber gleichzeitig erstaunlich leichte Geschichte über Tod, Trauer, Verlust, Liebe, Weiterleben und die Schönheit von Beerdigungen. Jason Reynolds gelingt die schwere Gradwanderung zwischen Ernsthaftigkeit und Unterhaltsamkeit, Trauer und Freude, Emotionen und Witz spielerisch und macht die Geschichte somit traurig und schön zugleich.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.05.2020

Eine einfühlsame aber gleichzeitig erstaunlich leichte Geschichte über Tod, Trauer, Verlust und Liebe.

Die Sache mit dem Glücklichsein
0

"Love oder meine schönsten Beerdigungen" wurde vor drei Jahren von der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur zum "Jugendbuch des Monats Mai 2017" gewählt. Vor einigen Tagen erschien der Jugendroman ...

"Love oder meine schönsten Beerdigungen" wurde vor drei Jahren von der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur zum "Jugendbuch des Monats Mai 2017" gewählt. Vor einigen Tagen erschien der Jugendroman von Erfolgsautor Jason Reynolds in einer neuen Auflage und unter neuem Titel. "Die Sache mit dem Glücklichsein" heißt es nun und erzählt eine schöne und zugleich traurige Geschichte über einen Jungen zwischen Liebe und Trauer.


"Ausnahmslos alle in der Kirche standen auf und klatschten Beifall für Love (…). Ich fragte mich, was sie so stark machte. Was sie so anders machte. "


Das Cover ist eine riesige Verbesserung zur alten Auflage und auch wenn ich den Originaltitel "The Boy in the Black Suit" für den treffendsten halte, gefällt mir der gesamte Auftritt der neuen Ausgabe sehr. Die übereinander gelegten Köpfe der beiden Hauptprotagonisten, die Kontraste aus blau und rosa und der weiße Titel wirken zwar ein wenig mädchenhafter als die männliche Erzählstimme und die offene Zielgruppe vermuten lassen würden, sehen aber wunderschön aus und treffen den Kern der Geschichte: durch Love kommt endlich wieder ein bisschen Freude in Matts Leben und durch ihre neue Sichtweise, ihre Stärke und ihr Vertrauen, kann er seine Trauer überwinden und nach vorne blicken.


Erster Satz: "Es war der erste Schultag."


Doch auch wenn Jason Reynolds hier eine tröstliche Geschichte über Hoffnung, Lebensfreude und Liebe erzählt, ist der Beginn überraschend deprimierend. Wir werden an Matts ersten Schultag nach dem Tod seiner Mutter in die Handlung eingeführt und leiden zusammen mit ihm nicht nur an der Leere, die seine Mutter in seinem Leben hinterlassen hat, den seltsamen Blicken seiner Klassenkameraden und der emotionalen Distanz seines Vaters, der immer wieder zur Flasche greift, sondern auch an dem Gefühl, sein ganzes Leben laufe rückwärts. Als er von einem Freund der Familie einen Job in einem Beerdigungsinstitut angeboten bekommt, weiß er zuerst nicht, ob er weitere Beerdigungen verkraftet.


"Das ist der Beweis, dass das Leben nicht immer läuft, wie geplant. Aber ich musste mir nicht seine Wände anschauen, um das zu wissen. Ich musste mir nur meinen Vater anschauen. Oder nachts in unserem leeren Haus sitzen."


Als er dann jedoch in der ersten Trauerfeier sitzt, findet er genau das, was er insgeheim in seinem abwesenden Vater gesucht hat: die Bestätigung, dass auch für andere Menschen die Welt zusammenbricht, dass auch das Herz von anderen bricht wenn ein geliebter Mensch plötzlich nicht mehr da ist. Neben seinem besten Freund Chris und dem väterlichen Leiter des Bestattungsinstituts Mr. Ray hilft ihm von da an vor allem der Anblick der leidenden Menschen auf den Trauerfeiern dabei, seine Trauer zu bewältigen. Als er dann eines Tages auf einer der Beerdigungen die junge Love trifft, die anders als all seine beobachteten Trauernden zuvor nicht zusammenbricht, ist er sofort von ihrer Stärke und ihrer Lebensfreude fasziniert. Und so entwächst seinem Faible für Beerdigungen noch eine andere Bewältigungsstrategie, die ihn zurück ins Leben holt: Love/Liebe.


"Mir gefiel es, anderen Leuten dabei zuzusehen, wie sie mit ihrem Verlust umgingen, nicht weil ich es genoss, ihren Schmerz zu sehen, sondern weil ich mich irgendwie besser fühlte, wenn ich wusste, dass mein Schmerz nicht nur meiner war. Dass mein Leben nicht das einzige war, dem etwas fehlte, das es nie mehr zurück bekommen würde."


Da sowohl auf dem Cover als auch auf dem Klapptext eine Liebesgeschichte angepriesen wird, war ich zuerst überrascht, dass Love erst in der zweiten Hälfte des Buches auftaucht. Sehr bald habe ich aber festgestellt, dass durch die behutsame Einführung der Liebesgeschichte das Hauptthema des Romans genügend Raum bekommt: Matts Trauer. Anders als ich es erwartet hatte, beschäftigen wir uns zunächst ausführlich mit seinen Gefühlen, Gedanken und den Reaktionen seines Umfelds, wobei Matt sich als sehr reifer Ich-Erzähler herausstellt, der authentisch und gerne auch mal selbstironisch über sein Innenleben reflektiert. Durch die einfühlsame Erzählperspektive und die teilweise witzig-skurrilen Situationen, in die Matt sich manövriert, gelingt Jason Reynolds die schwere Gradwanderung zwischen Ernsthaftigkeit und Unterhaltsamkeit, Trauer und Freude, Emotionen und Witz spielerisch und die Geschichte wird traurig und schön zugleich. Auch wenn sich manche Übersetzungen des Brooklyn-Slangs sich etwas seltsam lesen, treffen sowohl Autor als auch Übersetzer wunderbar den Ton eines 17jährigen und sorgen für gelegentliches direktes Ansprechen des Lesers für eine Auflösung der emotionalen Distanz zu Matt.


"So viele Beerdigungen und hier war ich und wünschte, ich könnte ein paar Dinge von mir beerdigen. Die Tatsache beerdigen, dass ich am Grab meiner Mutter stand, nachdem sie mich in der Welt zurückgelassen hatte, wo ich selbst für mich sorgen musste. Die Tatsache beerdigen, dass mein Vater ein Trinker war und jetzt nicht mal mehr gehen konnte und mir deshalb nicht helfen konnte. Die Tatsache beerdigen, dass fast jeder in meiner Schule glaubte, ich sei ein verdammter Spinner. Die Tatsache beerdigen, dass ich leer war. Leer. Leer! Ich wünschte, ich könnte all diese verfluchten Dinge beerdigen."


Neben dem Schreibstil und dem leichten Umgang mit den schwierigen Themen, sind vor allem die Protagonisten Träger des Romans. Matt ist ein sehr angenehmer und sympathischer Protagonist, da er den Leser bereitwillig an seinen Gedanken teilhaben lässt und trotz seiner Unsicherheit und Orientierungslosigkeit sehr reif erscheint. An "Love" ist nicht nur ihr Name besonders, auch ansonsten ist sie eine eigenwillige Figur, die sowohl Matt als auch dem Leser ein Rätsel ist. Da hier vor allem Matts Gefühle im Vordergrund stehen, bleibt das leider auch bis zum recht offenen Ende so. Dafür rücken aber tolle Nebenfiguren wie der Bestatter Mr. Ray, der für Matt zum Ersatzvater wird, als sein eigener für ihn nicht da sein kann oder sein bester Freund, den wir als Frauenheld und Muttis Liebling kennenlernen, der aber insgeheim Angst vor der Dunkelheit hat, immer mehr ins Licht der Aufmerksamkeit. Gegen Ende verbinden sich die losen Fäden der Erzählung immer mehr zu einem runden Bild, auch wenn einige Zufälle und Zusammenhänge vielleicht etwas konstruiert wirken.

Zum Schluss noch mein Lieblingszitat, das gleichzeitig eine der wichtigsten Hauptmessages des Romans zu sein scheint:

"Ich hab erkannt, dass es nicht so ist, dass der Tod schlimm ist. Das ist es nicht. Es ist nur so, dass das Leben so gut ist. So verdammt gut, dass du dich einfach daran festhalten möchtest und an allen, die da sind. Doch das können wir nicht. Aber was wir tun können, ist, es mehr schätzen zu lernen."




Fazit:

Eine einfühlsame aber gleichzeitig erstaunlich leichte Geschichte über Tod, Trauer, Verlust, Liebe, Weiterleben und die Schönheit von Beerdigungen. Jason Reynolds gelingt die schwere Gradwanderung zwischen Ernsthaftigkeit und Unterhaltsamkeit, Trauer und Freude, Emotionen und Witz spielerisch und macht die Geschichte somit traurig und schön zugleich.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere