Vom Zerfall einer Welt und einem Huhn
Die Ordnung ihrer Welt ist im Zerfall begriffen. Nur mit müde waren Sperrzonen errichtet und verteidigt worden, Unzählige waren in diesen Kämpfen ums Leben gekommen.
Doch die Moja – menschenähnliche Wesen, ...
Die Ordnung ihrer Welt ist im Zerfall begriffen. Nur mit müde waren Sperrzonen errichtet und verteidigt worden, Unzählige waren in diesen Kämpfen ums Leben gekommen.
Doch die Moja – menschenähnliche Wesen, die nicht über Gefühle verfügen – haben dazu gelernt. Erst lernten sie, Kugeln und anderen Waffen der Menschen zu trotzen, nun lernten sie, die Mauern der Sperrzonen zu zerstören, als wären sie aus Sand. Besonders ein Moja, der Erste der Stufe 4, hält Okijen, Flover, Andra, Byth und Luka in Atem.
Was will dieses Wesen, das ausgebildete und erfahrene Einheiten auslöscht, als wären sie Spielzeugsoldaten, sogar Bombenangriffen trotzt?
Nachdem der erste Teil der ›Neon Birds‹-Trilogie mit dem gleichlautenden Namen ›Neon Birds‹ die Lesenden an einem Punkt zurückgelassen hatte, der nach ›Weiterlesen‹ geschrieben hat, beginnt ›Cyber Trips‹ nicht weniger spannend.
Zwei junge Männer fliehen gemeinsam mit einem Huhn in einem Zug. Flovers und Lukes letzte Hoffnung liegt in Flovers Mutter Liza, die sich in der Vergangenheit nicht durch mütterliche Qualitäten bewiesen hat.
Während Andra hingegen hofft, mit KAMI, dem Moja Stufe 4, sprechen zu können, scheint Byth etwas vor ihnen zu verbergen. Einer der wenigen Auswegmöglichkeiten, der Okijen, Byth und Andra bleibt, ruht in Andras Vergangenheit. Was hat es mit den Pfeilen auf sich, die durch die Alte in Andras zerstörtem Dorf gesegnet worden sind?
Während immer mehr Gebiete der Welt von den Moja übernommen und dadurch für Menschen unbewohnbar werden, setzt der Weltrat alles daran, um dies zu verhindern. Doch während die Ordnung der alten Welt zerbricht, bleibt auch der Weltrat von ihrem Verfall nicht verschont.
In ›Cyber Trips‹ beginnt die Auflösung und Verwischung des Bekannten. Denn während KAMI nicht nur lernt, zu überleben und zu kämpfen, scheint es auch immer mehr über das Wesen des Menschen zu lernen. Schritte in die Vergangenheit werden nötig, alte Wunden wieder aufgerissen. Wieso ist Okijen van Dire in seinen jungen Jahren bereits so müde, weiterzukämpfen? Und welches Leben haben die drei Personen geführt, die sich der Weltrat nennen, schon viele Jahre alt sind und so jung aussehen, als wären sie keine dreißig? Wie war diese Welt, bevor die Mojas kamen, und welche Opfer mussten Liza, Marshall und Alaska bringen, um in der neuen Welt als Weltrat hervorzugehen?
Der zweite Band dieser spannungsgeladenen Trilogie sollte definitiv erst gelesen werden, wenn auch der erste Band gelesen wurde. Das feine Netz an Zusammenhängen, dass Marie Graßhoff über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Charaktere ist zu komplex und zu vielversprechend, um einen Teil davon verpassen zu wollen.
Graßhoffs Schreibstil ist klar und frisch, mit einem Hauch von Poesie. Und so wird es sicherlich auch im dritten Teil, ›Beta Hearts‹ spannend weitergehen. Denn zwei Fragen beschäftigen vermutlich jeden Leser und jede Leserin der ersten beiden Bände: Welche Zukunft kann es für eine solche Welt geben und was schlummert in ihrer Vergangenheit?