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Veröffentlicht am 30.08.2021

Du hast nicht nur die Haare nicht schön!

Tote brauchen kein Shampoo - Folge 01
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Das Cover ist recht niedlich. Es suggeriert dem Leser eine Geschichte mit Katze und die Pfotenabdrücke in blutrot lassen einen Krimi erahnen. Das Ganze wirkt, als ob es Hauptsächlich ein Katzenkrimi sei, ...

Das Cover ist recht niedlich. Es suggeriert dem Leser eine Geschichte mit Katze und die Pfotenabdrücke in blutrot lassen einen Krimi erahnen. Das Ganze wirkt, als ob es Hauptsächlich ein Katzenkrimi sei, was sich aber als Trugschluss erweißt.

Ich freute mich auf einen Allgäu Krimi oder wenigstens auf etwas Spannendes aus dieser Region. Der Klappentext liest sich wie folgt. Gelesen habe ich ihn allerdings erst nachdem ich das Hörbuch hörte.


Waschen, schneiden, umlegen!
Folge 1: Obertanndorf im Allgäu: Friseurin Luisa Schneider traut ihren Augen nicht, als sie den beliebten Ex-Bürgermeister Erich Niedegger tot im Wald findet. Als sich dann auch noch der ermittelnde Kommissar als ihr missglücktes Online-Date herausstellt und sie die Person ist, die den Toten zuletzt lebend gesehen hat, ist für Luisa klar: Sie ermittelt selbst!
Über die Serie: Klare Luft, hohe Berge und blauer Himmel – im kleinen Örtchen Obertanndorf in den Allgäuer Alpen ist die Welt noch in Ordnung – das denkt sich zumindest Friseurmeisterin Luisa Schneider, als sie den Salon ihrer Tante Martha für ein Jahr übernimmt. Aber bald findet sie heraus, dass der idyllische Schein trügt und selbst am schönsten Ort der Welt gemordet wird! Und ehe Luisa sich’s versieht, schneidet sie nicht nur Haare, sondern jagt auch Verbrecher…

Zunächst fand ich das Hörbuch angenehm zu hören. Der Schreibstil klingt auch im Hörbuch recht angenehm, aber nicht umwerfend. Die Stimme der Vorleserin klingt gut und ist leicht verständlich. Soviel zum positiven Aspekt des Werkes. Leider hatte ich schon nach wenigen Minuten keinen so großen Spaß am Buch. Einleitend kommuniziert das spätere Opfer mit seiner Katze, die uns ihre Gedanken mitteilt. Ok, dachte ich, nicht ganz Neu, aber eine Katze ist schon schön. Danach finden die flauschigen Vierbeiner nur noch am Rande statt und sind für die Geschichte eher belanglos. Die Protagonistin ist jung oder jung geblieben, das weiß man nicht so genau, quirlig und kommt aus der Großstadt in ein kleines, fiktives Dorf in den Allgäuer Bergen. Hier kommt schon einmal ein weiterer Einwurf: Wo soll dieser Ort liegen? Das Buch hat keinen Allgäu-Charme es ist nicht genau definiert, wo sich Obertanndorf befindet. Lindau wird erwähnt. So könnte man auf den Gedanken kommen, es muss sich ums Westallgäu Richtung Bodensee handeln. Charakteristische Beschreibungen der Gegend? Fehlanzeige. Die Geschichte könnte sich auch in Niedersachsen kurz vor Lohne/Dinklage, westlich von Leipzig oder am Rand von Hintertupfing-Ost abspielen. Es wäre egal. Die Autorin stammt aus Ulm und wohnt in Köln. Hätte sie wenigstens einen dieser Orte eingebaut, wäre da so etwas wie lokales Denken reingekommen. Schade. Schon ist ein Stern weg…

Mein zweiter Gedanke

Der Lübbe Verlag verkauft uns dieses Buch als Krimi. Nach über einer Stunde Hörbuch ist aber nichts Spannendes passiert. Es geht im Grunde um belangloses im Leben von Lu Schneider, dem Frisörsalon ihrer Tante und deren Freundin Mary-Ann, die eigentlich Marianne heißt. Das meiste ist zwar schön zu hören, aber leider auch sehr vorhersehbar. Überraschungen gibt es nicht. Die Leiche des Herrn Niedegger findet man im Wald, der ebenso leer ist, wie das Dorf selbst. Es werden hie und da Leute erwähnt, aber sie alle bleiben Farb- und Gesichtslos. Warm wird man mit keiner Figur. Mitfiebern wie es weitergeht kann man so auch nicht, zumal ja keine unvorhergesehenen Dinge passieren. Der Kommissar ist das verunglückte Date. Sein türkischnamiger Kollege ist nur Statist. Der einzige Verdächtige kommt kaum zu Wort und hat seinen echten Auftritt erst nach Lösung des Falls. Wäre ich jetzt Giovanni Trapattoni würde ich sagen: „Was erlauben Eva Link?“. Da geht der zweite Stern!

Die Autorin und der Verlag verkaufen uns dieses Werk als Allgäu-Krimi, der aber im Grunde keiner ist. Es ist eigentlich wenig Krimi insgesamt. Die letzte halbe Stunde wird es etwas spannend, als der Täter und die Hobbieermittlerin auf einander treffen und sich die Ereignisse zuspitzen. Kleinere Hinweise deuteten schon früh auf die Lösung des Puzzles. Nur Lu ist nicht Miss Marple und Eva Link keine Agatha Christie. Bei näherer Betrachtung schwindet wieder ein Stern.

Insgesamt betrachtet dauert das Hörbuch mit drei Stunden siebzehn Minuten mindestens zwei Stunden länger, als es für die langgezogene Einleitungsgeschichte nötig gewesen wäre. Die Katzen sind im Grunde sinnlos und überflüssig. Sie erfreuen den Tierliebhaber, aber das war es schon. Sämtliche handelnden Figuren, mit Ausnahme von Lu und eventuell Mary-Ann, sind blass und haben kein echtes Leben. Die Orte sind austauschbar, die Handlung lang, aber dröge und sehr durchsichtig. Spannung gibt es erst gegen Ende, aber auch nicht genug, um sich auf einen weiteren Allgäu-Krimi aus der Feder von Eva Link zu freuen. Von mir kann es hier maximal 2 Sterne geben.

Fazit

Das Hörbuch kostet im Download 1,99 EUR. Das ist zugegeben nicht viel Geld, aber dafür bekommt man nur gut 3 ½ Stunden mäßige Unterhaltung. Ehrlich gesagt kann man den Betrag besser in eine gute Tasse Kaffee investieren oder in ein leckeres Sandwich. Danach ist man wahrscheinlich glücklicher und man benötigt für den Genuss auch nicht so lange. Was man in der Zeit alles Sinnvolles hätte machen können, kaum auszudenken…

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Veröffentlicht am 27.05.2020

Safier, Quo Vadis?

Aufgetaut
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Der Plot

Eine Steinzeitfrau auf der Suche nach dem Glück. Mehr als dreiunddreißigtausend Jahre verbrachte Urga eingefroren in einem Eisblock. Ihr Begleiter: ein Mammut-Baby. Die heutigen Klimaveränderungen ...

Der Plot

Eine Steinzeitfrau auf der Suche nach dem Glück. Mehr als dreiunddreißigtausend Jahre verbrachte Urga eingefroren in einem Eisblock. Ihr Begleiter: ein Mammut-Baby. Die heutigen Klimaveränderungen sorgen dafür, dass der Eisblock schmilzt und Urga nebst Begleitung unter nicht näher definierten Umständen wieder zum Leben erwachen. Von nun an sucht sie das Glück in dieser, für sie, neuen Welt und muss einige Abenteuer bestehen, die mit ihrem früheren Leben wenig gemein haben.


Was ich erwartete…

Meine bisherigen Erfahrungen mit David Safiers Büchern waren, bis zu „Die Ballade von Max und Amelie“, sehr gut. Werke wie „Jesus liebt dich“ oder „Mieses Karma“ überzeugten durch ihren schwarzen und bisweilen bissigen Humor. Sie waren teils sarkastisch und wenn auch hier und da etwas zu fantastisch immer angenehm zu lesen oder zu hören. So etwas erwartete ich hier auch. Wer sich eventuell an den Film „Onkel Paul, die große Pflaume“ mit Louis de Funes erinnert, kann sich in etwa vorstellen, wie ich mir so eine Geschichte vorstelle. Natürlich sollte das Ganze schon mehr Substanz haben.


Was ich bekam…

Leider hat besagter Filmplot mit David Safiers Buch nur eines gemeinsam. Es geht um einen Menschen der im Eis eingefroren und aufgetaut wird. Beide werden mit der neuen Realität konfrontiert. Wobei Urga sofort ins sprichwörtlich kalte Wasser geworfen wird. Sie hat keine Chance sich langsam an etwas zu gewöhnen. Ebenso wenig wie das kleine Mammut, welches in Safiers Vorstellungen offensichtlich nicht den realen Proportionen entspricht. Normale Mammuts waren etwa so groß wie Elefanten oder sogar etwas größer. Dieses Mammut kann man aber auf den Schoß nehmen, was selbst mit einem Babyelefanten schwierig sein dürfte.

Urga hat keinerlei Berührungsängste, die von Dauer wären. Sie passt sich den neuen Umständen schneller an, als man es sich vorstellen könnte. Sie lernt sogar die Sprache in wenigen Stunden oder Tagen.
Fantasie hin oder her, hier wird dem Leser oder Hörer schon einiges abverlangt.

Greta…Verzeihung Maya, die Tochter des vermeintlichen Protagonisten Felix, nervt unsagbar. Sie ist erst elf Jahre alt und sehr altklug und vorlaut. Natürlich will sie die Welt retten und ein eigenes Land für Kinder möchte sie auch gründen. Dieser Plot wirkt dann wieder so, als ob ihn Astrid Lindgren geschrieben hätte. Aber Aufgetaut ist kein Kinderbuch. Dafür geht es in zu vielen Abschnitten nur um das Eine, auch wenn das sehr interessant umschrieben wird.

Meiner Ansicht nach sind mit David Safier in diesem Buch alle Pferde durchgegangen, als er die Geschichte schrieb. Eine Mischung aus James Bond, Star Wars, einem prähistorischen Zwischenteil, etwas Traumschiff-Atmosphäre, den Kindern aus Bullerbü mit einer Prise Sex und einem Meditationsratgeber. Wer auf erstaunliche Fantasie-Romane steht, wird hier sicher fündig, aber dennoch enttäuscht sein. Wer die frühen Werke Safiers verschlungen und genossen hat, sucht in diesem Buch auch immer wieder nach dem Humor früherer Zeiten. Ich habe ihn vergeblich gesucht und frage mich immer noch wie Safier es fertig gebracht hat, soviel Quatsch in einer Geschichte unterzubringen und trotzdem kein überzeugendes Buch daraus geworden ist. Nachdenken sollte man beim Lesen oder in meinem Fall hören besser nicht, da man sonst viele Fragen hat, die nie, aber auch wirklich nie beantwortet werden können. Da ist das Mammut-Baby nur ein Teil vom Kuchen.

Das Hörbuch

Ich habe das Buch als Hörbuch gewählt. Die Sprecherin Nana Spier ist wirklich gut, aber das macht das Buch leider nicht besser. Sie versucht dem Ganzen Leben einzuhauchen, aber sie steht fast auf verlorenem Posten. Zu merkwürdig sind die Handlungsstränge und auch die Protagonisten. Sie sind teilweise sympathisch und dann wieder wirken sie widerlich. Urga ist, obwohl ja ein Neandertaler liebenswert und sorgt sich um ein Mammut-Baby.


Fazit

David Safier hat eine sehr konstruierte Welt erschaffen, in der man unzählige Autoren, Filme, Bücher und Kurzgeschichten wiederfindet. Es ist aber keine Geschichte, die einen fesselt. Sie ist nicht spannend genug, als dass man sie als Krimi verkaufen könnte. Humoristisch betrachtet fehlt es an allen Ecken und Enden. Science-Fiktion ist nur in der Form enthalten, dass ein Steinzeitlicher Mensch und sein Mammut aufgetaut werden und leben. Als Lebensratgeber taugt es auch nur bedingt, weil es da unzählige Werke gibt, die es besser machen. Zielgruppe dieses Buches: Unbekannt. Von mir gibt es zwei Sterne, weil der Schreibstil gefällt, aber mehr ist nicht drin.

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Veröffentlicht am 08.08.2020

Ben Bergner bringt Käse aus Holland

Ich heirate Frau Antje ihre Familie
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Der überzeugte Misantroph Gabriel, später nur Gab genannt, beschließt seine holländische Freundin Anouk (Nuki) zu heiraten und mit ihr in ihre holländische Heimat auszuwandern, wo er auf Nukis Großfamilie ...

Der überzeugte Misantroph Gabriel, später nur Gab genannt, beschließt seine holländische Freundin Anouk (Nuki) zu heiraten und mit ihr in ihre holländische Heimat auszuwandern, wo er auf Nukis Großfamilie trifft, die ihn auch nicht mehr loslässt.
Soweit der Plot, der auf den ersten Blick viel Spaß verspricht. Durch den Buchtitel und das Cover bekommt der Leser den Eindruck, dass es ein humoristischer Roman werden sollte. Zugegeben, die unzähligen Klischees auf dem Bild lassen schon vermuten, dass hier sehr dick aufgetragen wird. Nun kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass ich als Grenzbewohner sehr oft mit Holländern zu tun habe. Ich weiß zwar, dass der Autor die Niederlande studiert hat und dass er tatsächlich eine Holländerin geheiratet hat, aber ob er jemals dort gelebt hat, möchte ich eher bezweifeln. Das Buch reiht im Grunde sämtliche Klischees aneinander, die man als unbedarfter Deutscher von unseren Nachbarn hat. Holländerinnen sehen aber nicht alle aus wie Linda de Mol oder eben Frau Antje. Sie kiffen auch nicht den ganzen Tag und Gruppensex ist auch nicht allgegenwärtig. Es ist allerdings so, dass einige im Buch angesprochene Eigenarten stimmen. Der Holländer ist gesellig und feiert meist deutlich lauter, als wir. Ansonsten wimmelt es im Buch von Situationen, die ich weder selbst erlebt habe, noch habe ich von ihnen irgendwo gehört. Gab (gesprochen Gäb) wird hier als äußerst Menschenfeindlich eingeführt. So jemand würde sicher nicht mit einer Holländerin klar kommen und in diesem Land eher untergehen. Gab wird aber in gewisser Hinsicht schnell reformiert. Die Beschreibung des Protagonisten passt nicht zu seinen Erlebnissen. Er wird gefoppt und teilweise verarscht, dass sich die Balken biegen. Jeder echte Misanthrop hätte schon nach dem ersten Tag das Handtuch geworfen. Gab aber bleibt standhaft und zieht sein Ding durch, so gut es geht.

Ich fragte mich von Anfang an, wer soll eigentlich die Zielgruppe für dieses Werk sein? Gehe ich vom Plot aus, jeder mit einer Affinität zu schwarzen Humor. Dem Cover nach sollte er mit Klischees klarkommen. Aber da ist mir wieder zu viel Romantik drin, sodass es auch ein Liebesroman für Frauen sein könnte. Davon ist „Ich heirate Frau Antje ihre Familie“ im Grunde so weit weg wie alle übereinander gestapelten Käseräder Goudas zusammen.

Als Auswandererbuch taugt es auch nicht, da hier alles so überzogen dargestellt wird, dass die meisten kaum in die Niederlande auswandern möchten, nachdem sie das Buch gelesen haben.

In Anlehnung an den altbewährten Slogan, den die Milchindustrie in den 1970ern hervorbrachte, bin ich mir nicht sicher, wen oder was der Autor erreichen wollte.
Für mich war das meiste eher unverständlich, weil mir Holländer anders bekannt sind und manchmal auch langweilig. Das Hausboot bekam zu viel Platz im Werk.

Wer sich auf das Buch „Ich heirate Frau Antje ihre Familie“ einlässt, darf also nicht allzu viel erwarten. Er sollte sich einfach von unzähligen Klischees berieseln lassen und teilweise das Bild von Tulpenfelden, blonden Frauen und kernigen Burschen Revue passieren lassen. Wer mit zu viel des Ganzen eher überfordert ist, der sollte aber lieber die Finger davon lassen. Ich lasse hier mal 1,5 Käsestücke, Pardon Sterne zurück.

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